Die Groundhandling Fibel für Gleitschirmfliegende
Von Martin Kader
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Über dieses E-Book
Das Werk ist kompakt und systematisch so aufgebaut, dass Gleitschirmfliegende von der Startvorbereitung, über das Rückwärtsaufstellen bis hin zur Simulation von Flugsituationen alle wesentlichen Groundhandling-Fertigkeiten vermittelt bekommen, die zur Vorbereitung auf das Fliegen wichtig sind. Die Methoden werden in zwei Systeme unterteilt: System 1: Bremsen an den zugehörigen Händen; System 2: Hände agieren nicht an den zugehörigen Bremsen.
Obwohl zugunsten der Kompaktheit des Buches keine Grafiken oder Fotos enthalten sind, wird eine bildhafte Sprache verwendet. Dabei werden die technischen und physikalischen Gründe für das Verhalten von Gleitschirmen in einer zugänglichen Sprache geschildert. Es wird deutlich, warum eine Handlung in der beschriebenen Weise ausgeführt wird und mit welchen Vor- und Nachteilen die verschiedenen Methoden verbunden sind.
Im Vordergrund steht die Vermittlung von Angewohnheiten, die für die Flugsicherheit wichtig sind, auch wenn Gleitschirmfliegende mal ungewollt in extremere Windbedingungen geraten sollten. Bei allem kommt der Spaßfaktor nicht zu kurz.
In dieser 2. Auflage sind die Techniken und Verständlichkeit nochmals verbessert worden. Zudem sind weitere Übungen und das Thema "Körpergewicht und Schritte" neu hinzugekommen.
Martin Kader
Der Autor beschäftigt sich seit einiger Zeit mit der Flugsicherheit in seinen statischen und dynamischen Methoden für unterschiedliche Luftsportarten. 1986 begann er mit dem Segelfliegen und fand den Weg über das Segelfliegen, Fallschirmspringen, Motorsegeln und drei-achsgesteuertem UL-Fliegen schließlich auch zum Gleitschirmfliegen. Er arbeitete fünf Jahre als stellvertretender Vorsitzender in der Bundeskommission Segelflug des DAeC und war als Funktionär, Luftsportler und Segelfluglehrer immer wieder mit Flugsicherheitsthemen des Luftsports konfrontiert. So manche Erkenntnis hieraus floss nun in die Groundhandling-Praxis dieses Buches ein.
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Rezensionen für Die Groundhandling Fibel für Gleitschirmfliegende
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Buchvorschau
Die Groundhandling Fibel für Gleitschirmfliegende - Martin Kader
Für Simone.
Inhaltsverzeichnis¹
VORWORT
DIE ZWEI SYSTEME
GEWICHT UND SCHRITTE
STEUERUNG MIT HÜFTE UND BREMSEN
DIE FÜHRUNG DER A-TRAGEGURTE
DIE GROUNDHANDLING ÜBUNGEN
TEIL A STARTVORBEREITUNG
A.1 SCHIRM AUSLEGEN UND EINHÄNGEN BEI WENIG WIND
A.2 SCHIRM AUSLEGEN UND EINHÄNGEN BEI VIEL WIND
A.3 ÜBUNG MIT DEM SCHNELLPACKSACK
A.4 FÜNF-PUNKTE-CHECK
A.5 SCHIRM VORFÜHLEN UND PITCH-KONTROLLE
TEIL B RÜCKWÄRTS AUFSTELLEN
B.1.1 RÜCKWÄRTSAUFSTELLEN, BREMSEN IN ZUGEHÖRIGEN HÄNDEN
B.2.1 RÜCKWÄRTSAUFSTELLEN, BREMSENKONTROLLE LINKE HAND
B.2.2 RÜCKWÄRTSAUFSTELLEN, BREMSEN PARALLEL
B.3.1 RÜCKWÄRTSAUFSTELLEN IM „LENKRAD-SYSTEM"
TEIL C SCHIRMBEHERRSCHUNG
C.1.1 BREMSEN IN ZUGEHÖRIGEN HÄNDEN
C.1.2 STEUERUNG MIT HINTEREN TRAGEGURTEN (U. A. BEI STARKWIND)
C.2.2 STEUERUNG MIT BREMSEN PARALLEL
C.3.1 AUSDREHEN UND EINDREHEN
C.3.2 UMGREIFEN UND DREHEN
C.4.2 STEUERUNG OHNE HÄNDE
C.5 IN ALLE RICHTUNGEN GEHEN UND COBRA-STELLUNG
C.6.1 HANG HOCH-KITEN - BREMSEN IN ZUGEHÖRIGEN HÄNDEN
C.6.2 HANG HOCH-KITEN - HÄNDE PARALLEL
C.7 FLÜGEL AM BODEN DREHEN
C.8 VERWENDUNG DES SCHNELLPACKSACKS BEI STARKWIND
TEIL D BODENTRAINING FÜR FLUGTECHNIKEN
D.1.1 START-SIMULATION
D.2.1 SIMULATION „AKTIVES FLIEGEN"
D.3.1 ROLLEN - WINGTIPS
D.4 OHREN ANLEGEN
D.5 B-LEINEN-STALL
D.6 KLAPPER-SIMULATION
D.7 FRONTKLAPPER-SIMULATION
D.8 VERHÄNGER-SIMULATION
D.9.2 SIMULATION STRÖMUNGSABRISS
D.10.1 LANDE-SIMULATION, HÄNDE BLEIBEN AN DEN BREMSEN
D.10.2 SIMULATION STARKWINDLANDUNG, HÄNDE AN TRAGEGURTEN
D.11 SIMULATION „FULL-STALL" UND „BACKFLY"
TEIL E FUN-ÜBUNGEN
E.1 HINSETZEN UND HINLEGEN
E.2.1 SLIDEN
E.3.2 KLETTERN
E.4.2 SCHIRMZUGEWANDT ABHEBEN
E.5 FLÜGEL 180° / 360° IN DER LUFT DREHEN
SCHLUSSWORT UND DANKSAGUNG
¹ Die Bedeutung der Farben und Gliederungsziffern ist im Kapitel 2 auf Seite → beschrieben.
1. VORWORT
Die Groundhandling Fibel enthält die wesentlichen Grundlagen für ein systematisch gut aufgebautes Groundhandling-Training. Sie ist geschrieben aus der Sicht eines Lernenden, nicht von einem Groundhandling-Profi. Das Wesentliche für die Lernenden kompakt zusammenzufassen, um es immer wieder systematisch trainieren zu können, ist mein persönlicher Anspruch an diese kleine Fibel.
Sie ist für Gleitschirmfliegende gemacht, die bereits mit den Grundbegriffen des Groundhandlings und der Aerodynamik des Gleitschirmfliegens etwas anfangen können (Windfenster, Anstellwinkel etc.). Groundhandling ist auch etwas für Anfänger unter fachkundlicher Anleitung. Groundhandling ist ein eigener Fitnesssport und gleichzeitig eine optimale Vorbereitung auf das Fliegen. Es macht einfach Spaß, sich körperlich mit dem Gleitschirm zu bewegen. Dieses Buch ersetzt nicht einen guten Gleitschirmunterricht, der auch die wichtigsten Basics des Groundhandlings vermitteln sollte. Besonderes Augenmerk habe ich daraufgelegt, alle Zusammenhänge so bildhaft wie möglich zu beschreiben. Denn durch „Verstehen" lernen wir besser.
Ziel des Groundhandlings ist in erster Linie die Verbesserung der eigenen Flugsicherheit. Hierzu können viele Flugübungen schon am Boden vorbereitet werden. Wir gewinnen bereits im Vorfeld das richtige Fingerspitzengefühl für die Reaktionen unseres Schirms. So können später die Flugübungen, die z. B. in der Ausbildung oder bei einem Sicherheitstraining geflogen werden, effektiver gelernt werden.
Zum Aufbau des Buches: Die Übungen sind systematisch so sortiert, dass sie uns bestmöglich auf alle Abläufe beim Fliegen vorbereiten. Wir können uns vor einer Trainingseinheit gezielt auf die Übungen vorbereiten, die wir trainieren möchten. Damit jede Übung aus sich heraus verständlich ist, werden Wiederholungen von einzelnen Übungsschritten bewusst in Kauf genommen.
Die wichtigsten Merkpunkte einer jeden Übung sind in einem Kästchen zusammengefasst, weil draußen auf der Wiese generell wenig Zeit zum Lesen ist. Es lohnt sich, am Abend ein paar wenige Übungen zu lesen und am Folgetag genau diese gezielt zu trainieren. Die Merkpunkte lassen sich leicht auf einen Spickzettel übertragen, den man beim Training aus der Hosentasche zaubern kann.
Die Groundhandling Fibel verzichtet bewusst auf Bilder und Grafiken, weil dies den Rahmen eines kleinen und handlichen Buchs sprengen würde.
In dieser 2. Auflage sind die Beschreibungen in Hinblick auf Techniken und Verständlichkeit verbessert worden. Neu hinzugekommen sind der Abschnitt „Gewicht und Schritte sowie die Übungen „Simulation Frontklapper
, „Simulation Strömungsabriss und „Verwendung des Schnellpacksacks bei Starkwind
.
Berlin, den 23. Januar 2023
Martin Kader
2. DIE ZWEI SYSTEME
Für die Flugsicherheit ist es wichtig, so früh wie möglich beim Schirmhandling „gute Gewohnheiten" anzutrainieren. Wir tun dies, um unnötige Fehler- und Gefahrenquellen von vornherein auszuschließen oder zu minimieren. Bei einem frühzeitigen oder versehentlichen Abheben wollen wir intuitiv richtig ausdrehen. Je nach Windstärke, Böigkeit und Steigung des Startgeländes muss mit einem frühzeitigen Abheben gerechnet werden. Daher gewöhnen wir uns an, beim Starten lieber frühzeitig und schnell auszudrehen, sobald wir wissen, dass der Flügel schön über uns kommt und nicht mehr korrigiert zu werden braucht. So kommen wir einem ungewollt eingedrehten Abheben zuvor. Im Idealfall erfolgt das Ausdrehen noch in der letzten Phase des Aufstellens, so dass wir ohne Verzögerung starten können.
Im Falle eines ungewollten Abhebens im schirmzugewandten Zustand müssen wir jederzeit in der Lage sein, die hinteren Tragegurte sofort nach unten und hinter die Hüfte zu ziehen, bevor wir nennenswert Höhe über Grund bekommen. Auf diese Weise sichern wir den Schirm am Boden, ohne ihm entgegen laufen zu müssen. Hierbei ist es von Vorteil, wenn wir mit den Händen nicht über Kreuz steuern, um mit ihnen sehr schnell an die hinteren Tragegurte zu kommen. Bekommen wir ungewollt und plötzlich eine signifikante Höhe, müssen wir auf das Ausdrehen in der Luft und das Fliegen vorbereitet sein.
Das System 1
Kennzeichnend für das System 1 ist, dass wir von vornherein die Bremsgriffe in den zugehörigen Händen haben.
Die Arme verlaufen parallel zu den Tragegurten. Die rechte Hand hält die rechte Bremse, die linke Hand die linke Bremse. Nach dem Rückwärtsaufstellen laufen also die Arme über Kreuz parallel zu den sich ebenfalls kreuzenden Tragegurten.
Im System 1 gewöhnen wir uns eine Haupt-Ausdrehrichtung an. Ziel ist es, sich alle Handlungen so anzugewöhnen, dass wir jederzeit und auch beim ungewollten Abheben mit beiden Hände instinktiv das Richtige tun. Wir wollen nicht durch vorheriges Überlegen wertvolle Sekundenbruchteile verlieren. Dies können wir nur erreichen, wenn wir uns eine Haupt-Ausdrehrichtung angewöhnen (Schokoladenseite).
Das System 1 hat einen Nachteil bei stärkerem Wind: Zug an den Bremsleinen bewirkt durch Herunterziehen der Hinterkante des Flügels eine stärkere Erhöhung der Wölbung. Diese Profilveränderung ist mit einer stärkeren Erhöhung des Auftriebs verbunden, als wenn wir über die hinteren Tragegurte an der hinteren Leinenebene ziehen. Denn mit der hinteren Leinenebene ziehen wir nicht nur die Hinterkante, sondern einen Großteil der hinteren Flügelhälfte herunter. So können wir bereits mit relativ wenig Steuer-Input in die hinteren Tragegurte eine sehr effiziente Erhöhung von Widerstand und Anstellwinkel auf der betreffenden Seite erzielen, ohne eine so starke Wölbung des Profils (Auftrieb) zu bewirken. Mit dem Einsatz der Bremsleinen ist bei kräftigem Wind die Gefahr des Ausgehebeltwerdens größer, als wenn man die hinteren Tragegurte zur Steuerung einsetzt. Wir merken uns für das Betätigen der Bremsen: „Bremse so wenig wie möglich und nur so viel wie nötig!"
Wer beim Groundhandling gelernt hat, den Flügel sauber aufzustellen und frühzeitig auszudrehen, wird trotz des beschriebenen Nachteils auch noch bei relativ starkem Wind gut im System 1 zurechtkommen.
Das System 2
Im System 2 erfolgt die Schirmkontrolle mit den Händen an den hinteren Tragegurten oder parallel an den Bremsen, also nicht über Kreuz. Die Bremsen werden nur bei Bedarf und nicht unbedingt mit den zugehörigen Händen bedient. In der Startphase am Hang ist das Umgreifen auf die zugehörigen Bremsgriffe eine zusätzlich notwendige Handlung und macht den Start somit anspruchsvoller. Deshalb wenden wir dieses Verfahren als Startmethode nur an, wenn wir es sicher beherrschen. Dabei reicht es nicht aus, die Abläufe gut zu wissen
. Wir müssen flüssig, schnell und intuitiv umgreifen können, um noch in der letzten Phase des Aufstellens sehr zügig auszudrehen. So kommen wir einem frühzeitigem Abheben zuvor.
Das System 2 ist an einigen Startplätzen von Vorteil, wenn wir mit aufgezogenem Flügel schirmzugewandt einen Hang aufwärts händeln wollen. Hier bietet sich die Steuerung mit den Händen parallel an den Bremsen an (Arme nicht über Kreuz). So lässt sich der Flügel auch schirmzugewandt über längere Strecken leichter händeln. Dabei müssen wir bei Bedarf