RC-Flugmodelle richtig fliegen: Schritt für Schritt zum Flugerfolg
Von Thomas Riegler
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Buchvorschau
RC-Flugmodelle richtig fliegen - Thomas Riegler
Kunstflugfiguren
1 Die Faszination des Flugmodellsports
Das Fliegen hat die Menschen schon immer begeistert – wohl auch deshalb, weil es nicht in ihrer Macht liegt, sich einfach in die Lüfte zu erheben. Die Geschichte der Modellfliegerei lässt sich genau genommen kaum von der echten Fliegerei trennen. Obwohl es von Anbeginn das Ziel war, Menschen fliegen zu lassen, wurden anfangs kleine Modelle konstruiert und gebaut, um erste Erfahrungen zu sammeln.
Der Flugmodellsport, wie wir ihn heute verstehen, ist beinah so alt wie die Fliegerei selbst. Bereits 1913 erschien in Berlin ein Büchlein mit dem Titel „Flugzeug-Modellbau. Bereits der erste Satz lässt aufhorchen: „Gerade in letzter Zeit hat der Flugmodellsport einen großen Aufschwung genommen.
Die Aussage muss gestimmt haben, denn bereits vier Jahre später wurde eine Zweitauflage veröffentlicht. Damals war der Modellflug noch ein richtiges Bastelhobby. Vorgefertigte Bausätze oder gar Fertigmodelle gab es noch nicht. Auch Funkfernsteuerungen kamen erst viel später.
Heute ist der Zugang zum Hobby Modellflug ungleich leichter. Man bekommt bereits alles, was man zum Fliegen braucht, in Komplettsets für wenig Geld. Die vormontierten Modelle müssen nur ausgepackt und mit wenigen Handgriffen flugbereit gemacht werden. Auch die Fernsteueranlage ist bereits vormontiert. Moderne leichte Werkstoffe aus Schaumstoff haben die Modelle auch unempfindlich gemacht. Sie verzeihen manche harte Landung und sind, sollte wirklich einmal alles schiefgehen, leicht zu reparieren. Der Modellflug ist für jedermann zugänglich geworden und nicht mehr auf wenige Spezialisten beschränkt.
Die Faszination des Modellflugs liegt in der Abwechslung, die das Hobby bietet. RC-Piloten können mit allen erdenklichen Flugmodellen fliegen. Die Palette reicht von simplen Anfängermodellen über Fluggeräte für den Normal- und Kunstflug bis hin zum Segelflug, bei dem eine große RC-Motormaschine einen Segler in die Höhe schleppt. Extrem-RC-Piloten machen selbst vor Düsenflugzeugen nicht Halt.
Daneben ist das Basteln ein wesentlicher Punkt, der viele begeistert: das Bauen neuer Modelle oder das Perfektionieren bereits vorhandener über den Winter, Reparaturarbeiten, die manche harte Landung unweigerlich mit sich bringt ...
Basteln muss aber nicht zwingend sein. Zahlreiche Fertig- und Halbfertigmodelle, die in Komplettsets bereits für wenig Geld angeboten werden, lassen sich im Handumdrehen zusammenbauen und sorgen für Flugspaß ohne viel Mühe. Modellfliegen bleibt aber auch für „alte Hasen" interessant. Das Fliegen neuer Modelle oder anderer Flugzeugtypen sorgt stets für neue Herausforderungen. Auch der technische Aspekt ist nicht zu vergessen. Gerade während der letzten Jahre haben neue Entwicklungen, z. B. im Bereich der Fernsteueranlagen, aufhorchen lassen. Zuletzt ist der Modellflug ein Hobby für Jung und Alt. Auf dem Modellflugplatz gehen viele Generationen – vom Enkelkind bis zum Großvater – in harmonischer Eintracht ihrem faszinierenden Steckenpferd nach.
Bild 1.1 – Naturgetreue Modelle erwecken die Illusion echter Flugzeuge in der Luft.
2 Warum fliegt ein Flugzeug?
Weshalb ein Flugzeug fliegt, ist eine komplexe Angelegenheit, die von vielen Faktoren beeinflusst wird. Dazu zählt neben dem Gewicht und der Verteilung des Materials auch die Form, wobei die der Tragflächen entscheidend ist. Auf ihnen liegt das Flugzeug sozusagen in der Luft, die es quasi auseinander schneidet. Damit hier keine Luftwirbel entstehen, ist die Vorderseite abgerundet. Während die Tragfläche unten meist weitgehend eben ist, ist sie an der Oberseite mehr oder weniger stark gewölbt. Nach hinten hin läuft sie spitz zusammen. Durch die Formgebung des Flügels muss die ihn umströmende Luft unterschiedlich lange Wege bewältigen. Auf der Tragflächenoberseite ist die Strecke länger. Somit muss die Luft die Profiloberseite schneller umströmen als die Unterseite. So sinkt über der Tragfläche der Luftdruck, und es entsteht ein Sog, was einen Auftrieb zur Folge hat. Dieser sorgt dafür, dass sich das Flugzeug in der Luft hält und fliegt.
Allein das Profil bringt ein Flugzeug aber noch nicht zum Fliegen. Dazu muss die Luft um die Tragflächen strömen, und das geschieht nur, wenn sich das Flugzeug bewegt. Die typische Bewegung eines Flugzeugs ist die Vorwärtsbewegung. Abgesehen von Spezialkonstruktionen können Flugzeuge weder rückwärts fliegen noch in der Luft stehen bleiben. Das vermögen nur Hubschrauber, deren Rotorblätter Propeller und Tragfläche in einem sind. Dreht sich der Rotor, wird die Luft von oben nach unten beschleunigt und erzeugt so den Auftrieb.
Zum Fliegen braucht es aber nicht nur einen Motor mit Propeller oder ein Strahltriebwerk und Tragflächen. Damit sich das Flugzeug waagerecht in der Luft halten, nach links oder rechts fliegen und die Höhe variieren kann, braucht es verschiedene Hilfsmittel. Diese sind in den Tragflächen und dem Höhen- und Seitenleitwerk eingebaut.
Bild 2.1 – Schematische Darstellung eines Tragflächenprofils. Während der Abstand der Luftmoleküle unter der Tragfläche gleich bleibt, vergrößert er sich auf der Oberseite, weil die Luft schneller strömt. So entsteht Auftrieb.
Bild 2.2 – Um diese drei Achsen muss ein Flugzeug nicht nur stabil, sondern auch steuerbar sein.
2.1 Das Höhenruder
Das Höhenleitwerk ist normalerweise am Heck des Flugzeugs angebaut.
Das Höhenruder ist eine bewegliche horizontale Fläche. Sie wird im Fernsteuer-Mode 2 durch Auf-/Abbewegung des rechten Steuerknüppels bewegt. Beim Flugzeug ändert sich dadurch der Anstellwinkel der Tragfläche und somit der Auftrieb. Damit verändert es seine Lage um die Querachse.
Wird der rechte Steuerknüppel nach hinten gezogen, wird das Höhenruder nach oben ausgelenkt. Damit wird der Auftrieb vergrößert, und das Flugzeug steigt. Drückt man den Hebel nach vorne, schlägt das Höhenruder nach unten aus. In Folge verringert das Modell seine Flughöhe.
Das Höhenruder muss nicht zwingend am Heck des Flugzeugs eingebaut sein. Die ersten Flugzeuge, darunter jene der Gebrüder Wright, hatten es vorn. Diese Flugzeuge nannte man Entenflügler (Canard-Konstruktion).
2.2 Das Querruder
Querruder sorgen bei fast allen 3-Achsgesteuerten Flugzeugen, also auch bei den meisten Ready-to-Fly-Modellen, für die Flugsteuerung um die Längsachse. Sie sind als Klappen ausgeführt und an beiden Tragflächen eingebaut. Sie werden jeweils gleichzeitig, aber in entgegengesetzter Richtung ausgelenkt.
Jenes Querruder, das nach unten ausgelenkt wird, erhöht den Auftrieb, womit sich diese Tragfläche hebt. Das gegenüberliegende Querruder wird gleichzeitig nach oben ausgelenkt und verringert so den Auftrieb dieser Tragfläche. Sie senkt sich somit. Auf diese Weise entsteht eine Rollbewegung um die Längsachse.
Durch das ausgelenkte Querruder kommt das Flugzeug in eine Schräglage. Da die Fläche, bei der der Auftrieb wirkt, sinkt, verringert sich der Auftrieb, womit das Flugzeug an Höhe verliert. Das ist durch leichtes Ziehen des Höhenruders wieder auszugleichen. Dabei verliert das Flugzeug etwas an Geschwindigkeit. Während sich diese bei Motorfliegern leicht ausgleichen lässt, müssen Segelflieger beim Kurvenflug darauf achten, die Geschwindigkeit zu halten, um keinen Strömungsabriss an der Tragfläche zu provozieren.
Querruder sind behutsam zu steuern, denn gleichzeitig mit der Rollbewegung sorgen sie für einen zweiten und nachteiligen Effekt. Das nach unten bewegte Ruder sorgt für eine Erhöhung des Luftwiderstands, der den Flügel bremst. Beim nach oben bewegten Querrunder verringert sich indes der Widerstand, der zu einer Beschleunigung dieser Tragflächenseite führt. Damit wird durch das Geben eines Querruderbefehls gleichzeitig ein sogenanntes negatives Wendemoment erzeugt, das der gewollten Flugrichtung entgegenwirkt. Um saubere Kurven zu fliegen, sind deshalb koordinierte Quer- und Seitenruder-Steuerbefehle zu geben.
Bei extremem Langsamflug kann das nach unten ausgelenkte Querruder zu einem einseitigen Strömungsabriss an der Tragfläche führen. Dadurch fällt sie nach unten, anstatt sich nach oben zu bewegen. Gleichzeitig kann durch den erhöhten Widerstand eine Drehbewegung um die Hochachse einsetzen, die das Flugzeug ins Trudeln bringt. Man spricht dann von Querruderumkehr. Das Querruder wird im Mode 2 durch seitliche Auslenkung des rechten Knüppels gesteuert. Wird er nach rechts ausgelenkt, hebt sich das Querruder der rechten Tragfläche (Sichtweise auf das Modell von hinten), womit sich diese nach unten neigt. Gleichzeitig wird das Querruder der linken Tragfläche nach unten ausgelenkt, wobei sich der Flügel hebt.
2.3 Das Seitenruder
Mit dem Seitenruder wird das Flugzeug um die Hochachse gedreht. Man spricht auch von Gieren oder Wenden . Das Seitenruder ist als senkrechte bewegliche Fläche im rückwärtigen Leitwerk eingebaut. Es wird im Fernsteuerungs-Mode 2 durch Seitwärtsbewegen des linken Steuerknüppels gesteuert. Bewegt man den Knüppel nach rechts, fliegt das Flugzeug (von hinten betrachtet) eine Rechtskurve. Wird er nach links bewegt, führt das Flugzeug eine Linkskurve aus. Das Flugzeug dreht sich dabei um seine Gier- oder Hochachse.