Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

The Black Company 5 - Todesgötter
The Black Company 5 - Todesgötter
The Black Company 5 - Todesgötter
eBook443 Seiten5 Stunden

The Black Company 5 - Todesgötter

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die Schlacht ist verloren …
Bis auf wenige Krieger wurde die Schwarze Kompanie vernichtend geschlagen. Auch die Lady vermutete man unter den Toten, doch sie hat über-lebt. Unbeirrt verfolgt sie ihren Plan und bündelt ihre Kräfte. Sie ist fest entschlossen, die Kompanie neu aufzubauen. Schon bald will sie sich ihrem größten Feind, dem Schattenmeister, entgegenstellen. Doch hierfür bedarf es weitaus größerer Kräfte als einem Söldnerheer. Um ihr Ziel zu erreichen, lässt sie sich auf eine Sekte ein, die beide Seiten fürchten. Sie beschwören eine alte Göttin herauf, denn das Jahr der Schädel steht kurz bevor …

Das zweite Buch des Südens und fünfter Band der Dark Fantasy Reihe "Die Schwarze Kompanie" von Glen Cook.
SpracheDeutsch
HerausgeberMantikore-Verlag
Erscheinungsdatum16. Aug. 2022
ISBN9783961881680
The Black Company 5 - Todesgötter

Ähnlich wie The Black Company 5 - Todesgötter

Titel in dieser Serie (1)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Fantasy für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für The Black Company 5 - Todesgötter

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    The Black Company 5 - Todesgötter - Glenn Cook

    KAPITEL EINS

    Viele Monate sind vergangen. Vieles ist geschehen und vieles ist mir nicht in Erinnerung geblieben. Bedeutungslose Kleinigkeiten habe ich behalten, während wichtige Dinge verblasst sind. Einiges weiß ich nur von Dritten, und Weiteres kann ich bloß erraten. Wie oft haben meine Zeugen Meineide geschworen?

    Erst, als diese Zeit erzwungener Untätigkeit begann, kam mir der Gedanke, dass eine wichtige Tradition übersehen wurde: Niemand zeichnete die Taten der Kompanie auf. Da zauderte ich. Es erschien mir anmaßend, die Feder zur Hand zu nehmen. Ich habe keine Übung. Ich bin weder Historikerin noch eine gute Schreiberin. Mit Sicherheit fehlt mir Croakers Auge, Ohr oder Witz.

    Also werde ich mich darauf beschränken, die Tatsachen so darzulegen, wie ich mich ihrer entsinne. Ich hoffe, dass die Erzählung weder durch meine eigene Präsenz darin zu stark verfärbt wird, noch durch das, was sie mir angetan hat.

    Mit dieser Rechtfertigungsschrift folgt die Ergänzung der Annalen der Schwarzen Kompanie in der Tradition aller Chronisten vor mir: das Buch Lady.

    Lady, Chronistin, Hauptfrau

    KAPITEL ZWEI

    Der Hochstand war nicht gut. Die Entfernung war extrem. Aber Willow Swan wusste, was er sah. »Die bekommen den Arsch voll.«

    Heere kämpften vor der Stadt Dejagore, die in der Mitte einer runden, hügelumschlossenen Ebene lag. Swan und drei Begleiter sahen zu.

    Blade grunzte zustimmend. Cordy Mather, Swans ältester Freund, sagte nichts. Er versuchte lediglich, mit Tritten einen Stein zu zerbröseln.

    Das Heer verlor.

    Swan und Mather waren Weiße, blond und braunhaarig, und stammten aus Roses, einer Stadt, die siebentausend Meilen nördlich des Schlachtfelds lag. Blade war ein schwarzer Riese unbekannter Herkunft, ein gefährlicher Mann, der wenig sprach. Swan und Mather hatten ihn vor ein paar Jahren vor Krokodilen gerettet. Er war bei ihnen geblieben. Die drei waren ein Trupp.

    Swan fluchte leise und beständig, als sich die Lage in der Schlacht verschlimmerte.

    Der vierte Mann gehörte nicht dazu. Die Truppe hätte ihn nicht dabeihaben wollen, wenn er sich freiwillig gemeldet hätte. Die Leute nannten ihn Smoke. Offiziell war er der Brandschutzbeauftragte von Taglios, des Stadtstaates, dessen Heer gerade verlor. In Wirklichkeit war er der taglische Hofzauberer. Er war ein nussbrauner kleiner Mann, dessen Existenz schon ausreichte, um Swan zu reizen.

    »Das ist unser Heer da draußen, Smoke«, knurrte Willow. »Wenn es untergeht, gehst du unter. Ich wette, die Schattenmeister würden gerne Hand an dich legen.« Hexerei jaulte und brüllte über das Schlachtfeld. »Vielleicht zerquetschen sie dich zu Mus. Wenn du nicht schon eine Abmachung getroffen hast.«

    »Immer mit der Ruhe, Willow«, sagte Mather. »Er tut doch etwas.«

    Swan blickte zu dem nussbraunen Köter. »Schon klar. Aber was?«

    Smoke hatte die Augen geschlossen. Er murmelte und nuschelte. Manchmal brutzelte und zischte seine Stimme wie Speck in einer überhitzten Pfanne.

    »Er macht nichts, um der Schwarzen Kompanie zu helfen. Hör auf, Selbstgespräche zu führen, du alter Bussard. Wir haben ein Problem. Unsere Jungs kriegen eins drauf. Willst du vielleicht mal was dagegen unternehmen? Bevor ich dich übers Knie lege?«

    Der Alte öffnete die Augen. Er starrte über die Ebene hinweg. Sein Gesichtsausdruck war unangenehm. Swan zweifelte daran, dass die Augen des kleinen Strebers gut genug waren, um irgendwelche Einzelheiten zu erkennen. Doch bei Smoke konnte man nie wissen. Alles an ihm war Maskerade und Täuschung.

    »Sei kein Idiot, Swan. Ich bin nur ein einzelner Mann, zu klein und zu alt. Da unten sind Schattenmeister. Sie können mich wie eine Kakerlake zertrampeln.«

    Swan jammerte und murrte.

    Smoke schnappte: »Alles, was ich tun kann – was irgendjemand von uns tun kann – ist, Aufmerksamkeit zu erregen. Willst du wirklich, dass die Schattenmeister dich bemerken?«

    »Das ist doch nur die Schwarze Kompanie, oder? Sie nehmen ihre Bezahlung, versuchen ihr Glück? Auch wenn sie vierzigtausend Taglier mit in den Tod reißen?«

    Swans Lippen zogen sich zusammen und sahen aus wie eine böse, kleine Backpflaume.

    Auf der Ebene schwappte eine menschliche Woge um einen Erdhügel, wo die Standarte der Schwarzen Kompanie für ein letztes Gefecht aufgepflanzt stand. Die Woge hielt auf die Hügel zu.

    »Du würdest dich doch darüber freuen, wie die Dinge laufen, oder nicht?« Swans Stimme klang gefährlich, nicht mehr nörgelnd. Smoke war ein politisches Wesen, schlimmer als ein Krokodil. Kroks fraßen ihre Jungen vielleicht, aber ihre Niedertracht war vorhersehbar.

    Auch wenn er verärgert war, antworte Smoke mit beinahe sanfter Stimme. »Sie haben mehr erreicht, als wir uns erträumt haben.«

    Die Ebene war voller Toter und Sterbender, Menschen und Tiere gleichermaßen. Wahnsinnige Kriegselefanten rasten umher, unbekümmert jeglicher Zugehörigkeit. Nur eine taglische Legion war intakt geblieben. Sie hatte sich durch die Stadttore hineingekämpft und deckte die Flucht anderer Taglier. Aus einem Heereslager außerhalb der Stadt stiegen Flammen auf. Die Kompanie hatte wenigstens so viel gegen die scheinbaren Sieger erreicht.

    Smoke sagte: »Sie haben eine Schlacht verloren, aber Taglios gerettet. Sie haben einen der Schattenmeister erschlagen. Sie haben es den anderen unmöglich gemacht, Taglios anzugreifen. Die Übrigen werden ihre verbliebenen Truppen einsetzen, um Dejagore wieder einzunehmen.«

    Swan schnaubte. »Entschuldige, dass ich nicht vor Freude tanze. Ich mochte diese Jungs. Mir hat nicht gefallen, wie du sie über den Tisch ziehen wolltest.«

    Smokes Geduldsfaden war straff gespannt. »Sie haben nicht für Taglios gekämpft, Swan. Sie wollten uns benutzen, um durch die Schattenlande nach Khatovar zu ziehen. Was schlimmer gewesen wäre als die Eroberung durch einen Schattenmeister.«

    Swan wusste, was Erkenntnis war, wenn er hineintrat. »Und weil sie euch nicht die Stiefel lecken wollten, auch wenn sie bereit waren, eure Ärsche vor den Schattenmeistern zu retten, dachtest du, es wäre praktisch, sie hier festzusetzen. Eine Schande, sage ich. Wäre doch eine hübsche Darbietung zu sehen, wie schnell du rennen kannst, wenn sie doch als Sieger hervorgehen und du deinen Teil der Abmachung einhalten müsstest.«

    »Immer mit der Ruhe, Willow«, sagte Mather.

    Swan ignorierte ihn. »Nenn mich ruhig einen Zyniker, Smoke. Aber ich würde fast alles darauf setzen, dass du und die Radisha von Anfang an vorhattet, sie über den Tisch zu ziehen. Na? Wäre wohl keine gute Idee, wenn sie eine Schneise durch die Schattenlande ziehen. Aber warum zur Hölle nicht? Den Teil hab ich nie verstanden.«

    »Es ist noch nicht vorbei, Swan«, warf Blade ein. »Warte. Smoke wird gleich in Tränen ausbrechen.«

    Die anderen glotzten Blade an. Er sprach so selten, dass es schon etwas hieß, wenn er denn etwas sagte. Was wusste er?

    Swan fragte: »Hast du was mitgekriegt, das ich verpasst habe?«

    Cordy schnappte: »Verdammt noch mal, beruhige dich endlich.«

    »Zur Hölle, warum sollte ich? Die ganze verdammte Welt ist überschwemmt von hinterhältigen alten Säcken wie Smoke. Sie verarschen uns andere, seitdem die Götter die Zeit erfunden haben. Seht euch diese kleine Schwuchtel doch mal an. Heult ständig rum, dass er sich bedeckt halten muss, damit die Schattenmeister ihm nicht auf die Schliche kommen. Ich glaube, dass er einfach keine Eier hat. Diese Lady Wisst ihr, wer sie mal war? Sie hatte die Eier, sich ihnen zu stellen. Wenn ihr auch nur einen halben Gedanken daran verschwendet, dann wird euch klar, dass sie die Karten immer offener auf den Tisch gelegt hat, als es dieser alte Kauz jemals konnte.«

    »Beruhige dich, Willow. «

    »Beruhigen, von wegen. Das ist nicht richtig. Jemand muss alten Säcken wie dem mal sagen, er soll einen lutschen gehen.«

    Blade brummte zustimmend. Aber Blade mochte auch niemanden mit Befehlsgewalt.

    Swan, der nicht so wütend war, wie er tat, bemerkte, dass Blade so stand, dass er dem Zauberer eins überziehen konnte, wenn der sich nicht benahm.

    Smoke lächelte. »Swan, irgendwann einmal waren wir alten Säcke alle solche Großmäuler wie du.«

    Mather trat zwischen sie. »Genug! Anstatt zu streiten, wie wär’s, wenn wir uns von hier verziehen, bevor wir mit in die Sauerei hineingezogen werden?« Die restlichen Kämpfenden wirbelten um die Füße der Ausläufer. »Wir können die Garnisonen aus den Städten nördlich von hier zusammenziehen und uns alle aus Ghoja holen.«

    Swan stimmte zu. Griesgrämig. »Klar. Vielleicht haben es ein paar aus der Kompanie geschafft.« Er blickte Smoke böse an.

    Der alte Mann zuckte die Achseln. »Wenn ein paar es schaffen, können sie ein echtes Heer ausbilden. Dafür hätten sie jetzt Zeit genug.«

    »Sicher. Und wenn der Prahbrindrah Drah und die Radisha ihnen nicht im Nacken sitzen würden, könnten sie sogar ein paar echte Verbündete aufbringen. Vielleicht holen sie sich einen Zauberer, der Haare am Arsch hat. Einen, der sich nicht sein ganzes Leben im Unkraut versteckt.«

    Mather blickte den Hügelrücken hinab. »Komm schon, Blade. Sollen sie sich balgen.«

    Nach mehreren Sekunden gab Smoke zu: »Er hat recht, Swan. Machen wir uns auf den Weg.«

    Willow schüttelte sein langes, blondes Haar und blickte zu Blade. Blade ruckte mit dem Kopf in Richtung der Pferde am Fuß des Hügels. »Na schön.« Swan warf einen letzten Blick auf die Stadt und die Ebene, wo die Schwarze Kompanie gefallen war. »Aber was richtig ist, ist richtig, und was falsch ist, ist falsch.«

    »Und was praktisch ist, ist praktisch, und was erforderlich ist, ist notwendig. Gehen wir.«

    Swan ging los. Er würde sich an diese Bemerkung erinnern. Er war entschlossen, das letzte Wort zu haben. »Scheißdreck, Smoke. Das ist Scheißdreck. Heute habe ich eine neue Seite an dir entdeckt. Ich mag sie nicht und vertraue ihr nicht. Ich werde über dich wachen wie dein Gewissen.«

    Sie stiegen auf und ritten nach Norden.

    KAPITEL DREI

    Damals stand die Kompanie im Dienst des Prahbrindrah Drah von Taglios. Der Prinz war allzu leichtlebig, um ein solch zahlreiches, streitsüchtiges Volk wie die Taglier zu beherrschen. Doch wurden sein natürlicher Optimismus und sein gnädiges Wesen durch seine Schwester, die Radisha Drah, aufgewogen. Die Radisha, eine kleine, dunkelhaarige Frau, besaß einen Willen, so hart wie Schwertstahl, und das Gewissen eines geschleuderten Steins.

    Während die Schwarze Kompanie und die Schattenmeister um den Besitz von Dejagore beziehungsweise Stormgard stritten, hielt der Prahbrindrah Drah dreihundert Meilen nördlich davon eine Audienz ab.

    Der Prinz war fünfeinhalb Fuß groß. Obwohl seine Haut dunkel war, waren seine Züge die eines Weißen. Er starrte die Priester und Techniker vor sich böse an. Er wollte sie hinauswerfen. Allerdings beleidigte man im gottesbeherrschten Taglios die Priesterschaften nicht.

    Er erspähte seine Schwester, die aus dem beschatteten hinteren Teil des Zimmers gestikulierte. »Entschuldigt mich.« Er ging hinaus. Schlechte Manieren tolerierten sie. Er gesellte sich zu der Radisha. »Was gibt es?«

    »Nicht hier.«

    »Schlechte Nachrichten?«

    »Nicht jetzt.« Die Radisha schritt davon. »Majarindi sah nicht glücklich aus.«

    »Er ist mit der Hand in eine Affenfalle geraten. Er hat darauf bestanden, dass wir eine Mauer bauen, weil Shaza heilige Visionen hat. Doch sobald die anderen beteiligt werden wollten, stimmte er ein ganz anderes Lied an. Ich fragte, ob Shaza vielleicht Nicht-Visionen habe. Amüsiert war er nicht.«

    »Gut.«

    Die Radisha führte ihren Bruder durch verworrene Gänge. Der Palast war uralt. Während jeder Regierungszeit waren aufs Geratewohl Erweiterungen angebaut worden. Niemand kannte das Labyrinth im Ganzen, abgesehen von Smoke.

    Die Radisha ging zu einem geheimen Ort des Zauberers, einer Kammer, die mithilfe der besten Zauber vor Lauschern sicher war. Der Prahbrindrah Drah schloss die Tür. »Nun?«

    »Eine Taube hat eine Nachricht gebracht. Von Smoke.«

    »Schlechte Nachrichten?«

    »Unsere Söldner wurden bei Stormgard besiegt.« Die Schattenmeister nannten Dejagore Stormgard.

    »Schlimm?«

    »Was denn sonst …?«

    »Ja.« Vor dem Auftauchen der Schattenmeister war Taglios ein friedliebender Staat gewesen. Als diese Bedrohung sich allerdings zum ersten Mal gezeigt hatte, hatte der Prahbrindrah ein uraltes Militärhandbuch ausgegraben. »Wurden sie vernichtet? Niedergemacht? Wie viel Schaden haben sie den Schattenmeistern zugefügt? Ist Taglios in Gefahr?«

    »Sie hätten den Main nicht überqueren sollen.«

    »Sie mussten die Überlebenden von der Ghoja-Furt aufreiben. Sie sind die Berufssoldaten, Schwesterchen. Wir haben gesagt, wir würden sie weder hinterfragen noch uns einmischen. Wir haben nicht geglaubt, dass sie bei Ghoja siegen würden, also waren wir weit voraus. Erzähle mir die Einzelheiten.«

    »Eine Taube ist kein Kondor.« Die Radisha verzog das Gesicht. »Sie marschierten mit einer Meute aus befreiten Sklaven, nahmen Dejagore durch Heimlichkeit ein, vernichteten Stormshadow und verwundeten Shadowspinner. Heute tauchte aber Moonshadow mit einem frischen Heer auf. Die Opferzahl auf beiden Seiten war hoch. Möglicherweise ist Moonshadow gefallen. Aber wir haben verloren. Ein paar Truppen haben sich in die Stadt zurückgezogen. Der Rest hat sich verstreut. Die meisten Söldner, darunter auch ihr Hauptmann und seine Frau, wurden getötet.«

    »Lady ist tot? Das ist schade. Sie war erlesen.«

    »Du bist ein geiler Affe.«

    »Bin ich das, ja? Aber überall, wo sie hinging, hat sie Herzen zum Stillstand gebracht.«

    »Und es nicht einmal bemerkt. Der einzige Mann, den sie gesehen hat, war der Hauptmann. Dieser komische Croaker.«

    »Nimmst du es ihm übel, dass er nur Augen für sie hatte?«

    Sie warf ihm einen wilden Blick zu.

    »Was macht Smoke gerade?«

    »Flieht nach Norden. Blade, Swan und Mather werden versuchen, die Überlebenden von Ghoja zusammenzuziehen.«

    »Das gefällt mir nicht. Smoke hätte dort bleiben und sie zusammenziehen sollen, um die Männer in der Stadt zu verstärken. Man gibt keinen Boden ab, den man erobert hat.«

    »Smoke hat Angst, dass die Schattenmeister von ihm erfahren werden.«

    »Sie wissen nichts von ihm? Das würde mich überraschen.« Der Prahbrindrah zuckte die Achseln. »Wovor will er sich bewahren? Ich gehe selbst hin.«

    Sie lachte.

    »Was?«

    »Das kannst du nicht. Diese närrischen Priester würden dir alles stehlen, bis auf deine Augen. Bleib. Halte sie mit ihrer dummen Mauer beschäftigt. Ich werde gehen. Und ich werde Smoke so lange in den Hintern treten, bis er ihn hochkriegt und etwas unternimmt.«

    Der Prinz seufzte. »Du hast recht. Aber gehe heimlich. Sie benehmen sich besser, wenn sie glauben, dass du sie beobachtest.«

    »Letztes Mal haben sie mich nicht vermisst.«

    »Lass mich bitte nicht im Regen stehen. Der Umgang mit ihnen ist schwieriger, wenn sie mehr wissen als ich.«

    »Ich werde sie nicht zu Atem kommen lassen.« Sie tätschelte seinen Arm. »Geh und schockiere sie mit deiner Kehrtwende. Treibe sie zu einer Mauerbauraserei an. Sei wohlwollend dem Kult gegenüber, der am produktivsten ist. Bring sie dazu, sich gegenseitig die Kehlen aufzuschlitzen.«

    Der Prahbrindrah grinste kindisch. Dieses Spiel liebte er. So gewann man an Macht. Die Priester dazu bringen, sich selbst zu entwaffnen.

    KAPITEL VIER

    Es war eine bizarre kleine Parade. Ganz vorne lief ein schwarzes Etwas, das sich nicht entscheiden konnte, ob es ein Baumstumpf war oder jemand, der eine merkwürdig gezimmerte Kiste unter einem Arm trug. Dahinter schwebte ein Mann ein Yard über dem Boden, Füße voran, unelegant ausgestreckt. Ein Pfeil hatte seine Brust durchschlagen. Er ragte noch immer aus seinem Rücken heraus. Der Mann lebte, wenn auch nur knapp.

    Hinter dem Schwebenden kam ein weiterer Mann, in dem eine Lanze steckte. Er trieb ein Dutzend Fuß durch die Luft, lebendig und unter Qualen, und manchmal wand er sich wie ein Tier mit gebrochenem Rückgrat. Zwei reiterlose Pferde folgten ihm, beide schwarze Hengste, die größer waren als ein Streitross.

    Hunderte Krähen kreisten über ihnen, flogen hin und her wie Kundschafter.

    Durch das Zwielicht erklomm diese Parade die Hügel östlich von Stormgard. Einmal hielt sie inne, blieb bewegungslos, während verstreute taglische Geflüchtete an ihr vorbeikamen. Sie sahen sie nicht. Hier war Magie am Werk.

    Die Kolonne zog bei Nacht weiter. Die Krähen flogen mit, bildeten eine Nachhut, hielten nach etwas Ausschau. Mehrere Male krächzten sie wegen wogender Schatten, beruhigten sich aber schnell wieder. Falscher Alarm?

    Der Trupp hielt zehn Meilen von der belagerten Stadt entfernt an. Das Wesen an der Spitze verbrachte Stunden damit Gestrüpp und Totholz zu sammeln, und häufte es dann in einem tiefen Riss in dem granitenen Hügelhang auf. Dann packte es die schwebende Lanze, zog ihr Opfer herunter und zog es aus.

    Eine bittere, entfernte, flüsternde Stimme erklang: »Das ist keiner der Geraubten!«, als dem Mann die Maske abgenommen wurde.

    Die Krähen begannen zu lärmen. Diskutierten sie? Stritten sie? Der Anführer fragte: »Wer bist du? Was bist du? Wo kommst du her?«

    Der Verwundete antwortete nicht. Vielleicht konnte er sich nicht mehr verständigen. Vielleicht beherrschte er die Sprache nicht. Vielleicht war er stur.

    Folter brachte keine Antworten.

    Der Fragende warf den Mann auf den Holzhaufen und winkte mit der Hand. Der Haufen brach in Flammen aus. Das Stumpfwesen hinderte sein Opfer mit der Lanze an der Flucht. Der Brennende verfügte über einen nie versiegenden Quell an Kraft.

    Hier war Hexerei am Werk.

    Der Brennende war der Schattenmeister Moonshadow. Sein Heer hatte vor Stormgard triumphiert, doch war sein Schicksal unrühmlich gewesen.

    Der Trupp zog erst weiter, als der Schattenmeister verkohlt, das Feuer zu Asche niedergebrannt und die Asche abgekühlt war. Das Stumpfwesen sammelte die Asche ein. Im Verlauf der Reise verstreute es diese, eine Prise nach der anderen.

    Der Mann mit dem Pfeil im Leib hüpfte hinter dem Stumpfwesen auf und ab. Die Hengste bildeten die Nachhut.

    Die Krähen streiften weiter umher. Einmal kam ihnen ein katzenähnliches Wesen zu nahe, und sie bekamen einen Anfall. Der Stumpf machte etwas Mystisches. Der schwarze Leopard wanderte geistesabwesend davon.

    KAPITEL FÜNF

    Eine schlanke Gestalt in geschmückter, schwarzer Rüstung strengte sich aufs Äußerste an. Eine Leiche fiel von einem Leichenhaufen, der auf dieser Gestalt lag. Die Gewichtsverlagerung machte es unmöglich, sich aus dem Haufen herauszuwinden. Als sie schließlich doch frei war, lag die Gestalt mehrere Minuten lang da, keuchte in einem grotesken Helm. Dann zog sie sich selbst in eine sitzende Position hoch.

    Nach einer weiteren Minute schälte die Gestalt ihre Panzerhandschuhe ab, die feingliedrige Finger freigaben. Diese Finger zogen an den Befestigungen des Helms. Auch dieser löste sich.

    Langes, schwarzes Haar fiel um ein Gesicht, das einen Mann betören konnte. In all diesem hässlichen, schwarzen Stahl steckte eine Frau.

    Ich muss auf diese Weise von jenen Momenten berichten, denn ich erinnere mich nicht an alle. Ich erinnere mich an einen düsteren Traum. Einen Albtraum, in dem eine schwarze Frau mit Reißzähnen wie ein Vampir vorkommt. Nichts anderes. Meine erste klare Erinnerung ist die, dass ich mit meinem Helm im Schoß neben dem Leichenhaufen saß. Ich keuchte und war mir nur vage bewusst, dass ich irgendwie aus dem Haufen herausgekommen war.

    Der Geruch von tausend grausam verwundeten Innereien erfüllte die Luft wie der Gestank des größten ungeklärten Abwassers, das es auf der Welt gab. Es war der Geruch des Schlachtfelds. Wie viele Male hatte ich ihn wahrgenommen? Eintausend Male. Und ich konnte mich immer noch nicht daran gewöhnen.

    Ich würgte. Nichts kam hoch. Ich hatte meinen Magen in meinen Helm entleert, während ich unter dem Haufen lag. Ich hatte eine vage Erinnerung daran, dass ich Angst hatte, ich würde in meinem eigenen Erbrochenen ertrinken.

    Ich begann zu zittern. Tränen rannen herab – brennende, heiße Tränen der Erleichterung. Ich hatte überlebt! Ich hatte mehrere Zeitalter über das Maß der meisten Sterblichen hinaus gelebt, aber nichts von meinem Verlangen nach Leben eingebüßt.

    Während ich zu Atem kam, versuchte ich zusammenzubekommen, wo ich war und was ich hier tat. Außer zu überleben.

    Meine letzten deutlichen Erinnerungen waren unangenehm. Ich erinnerte mich an die Erkenntnis, dass ich sterben würde.

    In der Dunkelheit konnte ich nicht viel erkennen, aber ich musste auch nicht sehen, um zu wissen, dass wir verloren hatten. Hätte die Kompanie das Blatt gewendet, hätte Croaker mich längst gefunden.

    Warum dann die Sieger nicht?

    Dort waren Männer auf dem Schlachtfeld, die sich bewegten. Ich hörte leise Stimmen, die stritten. Langsam auf mich zukamen. Ich musste von hier weg.

    Ich stand auf, schaffte es gerade, vier Schritte weit zu straucheln, bevor ich aufs Gesicht fiel, zu schwach, um mich nur einen Zoll weiterzubewegen. Durst war ein Dämon, der mich von innen verzehrte. Meine Kehle war so trocken, dass ich nicht einmal jammern konnte.

    Ich hatte ein Geräusch gemacht. Die Plünderer waren jetzt still.

    Sie schlichen auf mich zu, hatten es auf ein weiteres Opfer abgesehen. Wo war mein Schwert?

    Jetzt würde ich sterben. Keine Waffe und keine Kraft, um sie einzusetzen, wenn ich eine fand, bevor sie mich fanden.

    Ich konnte sie nun sehen: drei Männer, von hinten beleuchtet durch ein schwaches Glühen aus Dejagore. Kleine Männer, wie die meisten der Soldaten der Schattenmeister. Weder stark noch besonders geschickt, aber in meinem Fall brauchten sie weder Stärke noch Geschick.

    Konnte ich mich totstellen? Nein. Sie würden sich nicht täuschen lassen. Die Leichen wären inzwischen kalt.

    Sie sollten verdammt sein!

    Bevor sie mich töteten, würden sie mehr anstellen, als mich nur auszurauben.

    Sie würden mich nicht töten. Sie würden die Rüstung erkennen. Die Schattenmeister waren keine Narren. Sie wussten, wer ich gewesen war. Sie wussten, was sich in meinem Kopf befand – Schätze, von denen sie sich erträumten, sie auszugraben. Es würde eine Belohnung für meine Gefangennahme geben.

    Vielleicht gibt es Götter. Hinter den Plünderern brach Aufruhr aus. Klang nach einem Ausfall aus Dejagore, irgendein schiefgegangener Überfall. Mogaba saß nicht auf seinen Händen und wartete ab, bis die Schattenmeister ihn in die Finger bekamen.

    Einer der Plünderer sagte etwas mit normaler Stimme. Jemand befahl ihm, den Mund zu halten. Der Dritte gab seine Meinung zum Besten. Ein Streit brach aus. Der Erste wollte dem Aufruhr nicht nachgehen. Er hatte genug vom Kämpfen.

    Die anderen überstimmten ihn.

    Die Schicksalsgöttinnen waren gnädig. Zwei verantwortungsvolle Soldaten schenkten mir ein Leben.

    Ich lag dort, wo ich hingefallen war, ruhte mich mehrere Minuten lang aus, bevor ich mich auf Hände und Knie stützte und zu dem Leichenberg zurückkroch. Ich fand mein Schwert, eine uralte und geweihte Klinge, die von Carqui in der Frühzeit der Herrschaft geschaffen worden war. Ein geschichtsträchtiges Schwert, doch niemand, nicht einmal Croaker, hatte seine Erzählung je gehört.

    Ich kroch auf den kleinen Hügel zu, wo mein Geliebter, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte – nur er und Murgen und die Standarte –, sein letztes Gefecht geführt und versucht hatte, die verheerende Niederlage abzuwenden. Der Marsch schien die ganze Nacht zu dauern. Ich fand einen toten Soldaten mit Wasser in seiner Feldflasche. Ich trank sie aus und bewegte mich weiter. Meine Kraft wuchs, während ich weiterkroch. Als ich den kleinen Hügel erreichte, konnte ich aufrecht weiterschwanken.

    An der Stelle fand ich nichts. Nur tote Männer. Croaker war nicht unter ihnen. Die Standarte der Kompanie war fort. Ich fühlte mich leer. Hatten die Schattenmeister ihn mitgenommen? Sie wollten ihn unbedingt in die Finger kriegen, denn er hatte ihr Heer bei Ghoja zerschlagen, Dejagore eingenommen und Stormshadow getötet.

    Ich konnte nicht glauben, dass sie ihn hatten. Ich hatte zu lange gebraucht, um ihn zu finden. Kein Gott, kein Schicksal konnte so grausam sein.

    Ich weinte.

    Die Nacht wurde still. Der Ausfall hatte sich zurückgezogen. Die Plünderer würden nun wiederkommen.

    Ich ging los, stolperte gegen einen toten Elefanten und schrie beinahe, weil ich glaubte, unmittelbar in ein Ungeheuer hineingelaufen zu sein.

    Die Elefanten hatten allen möglichen Kram mitgeschleppt. Einiges davon war vielleicht nützlich. Ich sammelte ein paar Pfund Trockennahrung zusammen, einen Trinkschlauch, einen kleinen Krug mit Pfeilgift, ein paar Münzen, was mir eben gefiel. Dann ging ich nach Norden, entschlossen, die Hügel noch vor Sonnenaufgang zu erreichen. Ich ließ die Hälfte meiner Beute zurück, bevor ich dorthin kam.

    Ich beeilte mich. Mit dem ersten Licht würden feindliche Patrouillen nach wichtigen Leichen suchen.

    Was konnte ich tun, außer zu überleben? Ich war die Letzte der Schwarzen Kompanie. Es war nichts mehr übrig … Etwas wie eine vergrabene Erinnerung tauchte auf. Ich konnte die Zeit zurückdrehen. Ich konnte wieder werden, was ich gewesen war.

    Es half nicht, wenn ich versuchte, nicht zu denken. Ich erinnerte mich. Und je mehr ich mich erinnerte, desto zorniger wurde ich. Zorn formte mich, bis sich alle meine Gedanken um Vergeltung drehten.

    Als ich zu den Hügeln aufbrach, gab ich nach. Diese Ungeheuer, die meine Träume vergewaltigt hatten, hatten ihr eigenes Todesurteil unterschrieben. Was es auch kostete, ich würde es ihnen vergelten.

    KAPITEL SECHS

    Longshadow schritt in einem Raum auf und ab, der von derart hellem Licht durchflutet war, dass er wie ein dunkler Geist erschien, der im Schlund der Sonne gefangen war. Er hing an dieser Kammer mit Kristallwänden und Spiegeln, wo sich kein Schatten bildete, wenn es nicht gerade ein dringender Notfall erforderlich machte. Seine Angst vor Schatten war krankhaft.

    Die Kammer lag am höchsten im größten Turm der Festung Overlook südlich von Shadowcatch, einer Stadt am Südrand der Welt. Südlich von Overlook lag ein Plateau aus glänzendem Stein, wo einzelne Säulen wie vergessene Träger des Himmels standen. Obwohl der Bau seit siebzehn Jahren im Gange war, war Overlook unvollständig. Wenn Longshadow sie fertigstellte, würde keine Kraft, sei sie weltlich oder übernatürlich, sie durchdringen können.

    Fremdartige, tödliche, entsetzliche Dinge hungerten nach ihm, gierten nach Freiheit von der Ebene aus glänzendem Stein. Es gab Schattenwesen, die einen Mann so plötzlich überkommen konnten wie der Tod, wenn er nicht im Licht blieb.

    Longshadows Hexerei hatte ihm die Schlacht bei Stormgard gezeigt, vierhundert Meilen nördlich von Shadowcatch. Er war zufrieden. Seine Rivalen Moonshadow und Stormshadow waren umgekommen. Shadowspinner war verwundet worden. Eine Berührung hier, ein Hauch dort, ganz unterschwellig, und Shadowspinner würde geschwächt bleiben.

    Aber er durfte nicht getötet werden. Oh nein. Noch nicht. Gefährliche Kräfte waren am Werk. Shadowspinner musste der Wellenbrecher sein, an dem der Sturm seine Kraft aufbrauchte.

    Diesen Söldnern bei Stormgard sollte jede Gelegenheit gegeben werden, Spinners Truppen allmählich zu schwächen. Da er inzwischen über alle drei Schattenheere des Nordens verfügt, war er viel zu stark.

    Raffinesse. Raffinesse. Jeder Zug musste sorgfältig geführt werden. Spinner war nicht dumm. Er wusste, wer seine gefährlichsten Feinde waren. Wenn er sich der Taglier und den Anführern ihrer Freien Kompanien entledigte, würde er sich sofort Overlook zuwenden.

    Und sie war irgendwo dort draußen, schob Figuren auf dem eigenen Spielbrett hin und her; ihre Macht war noch nicht ausgereift, dennoch so tödlich wie ein Krite. Und dann war da die Frau, deren Wissen allein unschätzbar sein konnte, ein Schatz, den jeder Abenteurer heben könnte.

    Er brauchte ein Werkzeug. Er konnte Overlook nicht verlassen. Dort draußen lauerten die Schatten, deren Geduld unbegrenzt war.

    Aus den Augenwinkeln bemerkte er ein dunkles Flackern. Er kreischte und sprang davon.

    Es war eine Krähe, nur eine verdammte, neugierige Krähe, die draußen umherflatterte.

    Ein Werkzeug. Eine Macht lag in den Sümpfen nördlich dieses elenden Taglios. Sie schwärte vor echten und eingebildeten Kränkungen. Sie konnte verführt werden.

    Es wurde Zeit, dass er diese Macht in sein Spiel lockte.

    Aber wie, ohne Overlook zu verlassen?

    Etwas rührte sich auf der Ebene aus glänzendem Stein.

    Die Schatten wachten, warteten. Sie spürten die steigende Heftigkeit des Spiels.

    KAPITEL SIEBEN

    Ich schlief in einem wirren Gestrüpp in einer Mulde. Ich war durch Olivenhaine und gefährlich niedrige Reisfelder auf den Hügelhängen geflohen, hatte die Hoffnung schon aufgegeben, bis ich in einer Schlucht auf dieses Nest aus Wildnis stieß. Ich war soweit am Ende, dass ich einfach hineinkroch und hoffte, das Schicksal würde mir gewogen sein.

    Der Schrei einer Krähe weckte mich aus einem weiteren furchtbaren Traum. Ich öffnete die Augen. Die Sonnenstrahlen fielen durch die Sträucher. Sie sprenkelten mich mit Lichtflecken. Ich hatte gehofft, niemand würde mich dort drinnen bemerken, was sich aber als falsche Hoffnung herausstellte.

    Jemand bewegte sich am Rand des Gestrüpps. Ich erkannte einen Mann, dann einen weiteren. Verdammt! Die Männer der Schattenmeister. Sie zogen sich ein wenig zurück und flüsterten.

    Ich sah sie nur einen Augenblick lang, aber sie wirkten beunruhigt – weniger wie Jäger und eher wie Gejagte. Neugierig.

    Sie hatten mich gesehen, das wusste ich. Ansonsten hätten sie sich nicht hinter mir zurückgezogen und würden so leise murmeln, dass ich nicht verstand, was sie sagten.

    Ich konnte mich nicht zu ihnen umdrehen, ohne preiszugeben, dass ich von ihrer Anwesenheit wusste. Ich wollte sie nicht aufscheuchen. Sie könnten etwas tun, was mich dies dann bereuen ließe. Die Krähe schrie wieder. Langsam drehte ich den Kopf.

    Ich erstarrte. Hier war noch jemand im Spiel: ein schmutziger, kleiner Braunhäutiger in einem dreckigen Lendenschurz und mit zerfetztem Turban. Er hockte hinter dem Gestrüpp. Er sah aus wie einer der Sklaven, die Croaker nach unserem Sieg bei Ghoja befreit hatte. Wussten die Soldaten, dass er dort war?

    Spielte es eine Rolle? Er würde

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1