Träume im Hexenhaus
Von H. P. Lovecraft
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Über dieses E-Book
Zusätzlich zur Geschichte ist der Link zum Hörbuch auf YouTube enthalten - gelesen und produziert von Schauspieler und Regisseur Benjamin Werner.
Inhalt:
Walter Gilman, ein Mathematik- und Geschichtsstudent der Miskatonic Universität mietet sich das angeblich verfluchte Zimmer der berüchtigten Keziah Mason, da er von den dunklen Gerüchten die sich um diese vor Jahrhunderten verschwundene Hexe kreisen fasziniert ist. So soll die Hexe Pakte mit dem Teufel eingegangen sein und unter anderem einen Gefährten namens Brown Jenkin dafür erhalten haben. Das Zimmer der alten Hexe ist in jedem Fall geprägt von einer fremdartigen Geometrie der Wände, die in Gilman eigenartige Gefühle von Räumen und Dimensionen wecken. Gilman geschah in den ersten Wochen kein Leid im Hexenhaus, doch ob die Träume das Fieber brachten oder das Fieber die Träume ist nicht sicher, jedoch beginnt er mit zunehmender Genauigkeit von der Hexe und ihrem Gefährten zu träumen. In diesen Träumen von bizarren und fremdartigen Räumen sprechen beide mit ihm und versuchen ihn scheinbar zu etwas zu überreden...
"Träume im Hexenhaus" ist eine Kurzgeschichte, welche Lovecraft im Winter 1932, in den Monaten Januar und Februar schrieb, ein gutes Jahr später wurde sie in der Juli Ausgabe 1933 in Weird Tales veröffentlicht. Lovecraft wurde vermutlich durch einen Vortrag von Willem de Sitter über die Größe des Universums dazu inspiriert diese Kurzgeschichte zu schreiben. Dies ist wahrscheinlich da Willem de Sitter wörtlich in der Geschichte erwähnt wird und die Handlung der Kurzgeschichte viele Elemente des Vortrags, wie das Verständnis des Universums durch Mathematik, Geometrie und dem Raum-Zeit-Kontinuum beinhaltet.
H. P. Lovecraft
Renowned as one of the great horror-writers of all time, H.P. Lovecraft was born in 1890 and lived most of his life in Providence, Rhode Island. Among his many classic horror stories, many of which were published in book form only after his death in 1937, are ‘At the Mountains of Madness and Other Novels of Terror’ (1964), ‘Dagon and Other Macabre Tales’ (1965), and ‘The Horror in the Museum and Other Revisions’ (1970).
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Buchvorschau
Träume im Hexenhaus - H. P. Lovecraft
Träume im Hexenhaus
ArkhamOb nun die Träume das Fieber auslösten oder das Fieber die Träume, das wusste Walter Gilman nicht. Hinter allem lauerte das brütende, schwärende Grauen der alten Stadt und des modrigen und verfluchten Mansardenzimmers, in dem er schrieb und studierte und mit Zahlen und Formeln rang, wenn er sich nicht gerade auf dem kargen Eisenbett wälzte. Seine Ohren entwickelten eine übernatürliche und unerträgliche Empfindlichkeit, und er hatte schon seit Langem die billige Kaminuhr abgestellt, deren Ticken ihm wie das Donnern von Artilleriekanonen vorkam. Nachts genügte das leise Rühren der schwarzen Stadt draußen, das unheimliche Wuseln der Ratten in den wurmstichigen Zwischenwänden und das Knarren der verborgenen Balken in dem jahrhundertealten Haus, um in ihm das Gefühl eines schrillen Pandämoniums hervorzurufen. Unablässig wimmelte die Dunkelheit von unerklärlichen Geräuschen - und doch zitterte er manchmal vor Angst, dass die Geräusche, die er hörte, nachlassen und ihn bestimmte andere, schwächere Laute hören ließen, die er hinter all dem vermutete.
Er wohnte in der alten, sagenumwobenen Stadt Arkham, mit ihren dicht gedrängten Giebeldächern, die sich über den Dachböden wölbten, wo sich die Hexen in den dunklen, alten Tagen vor den Männern des Königs versteckten. Jedoch war kein Ort in dieser Stadt mehr von den makabren Erinnerungen durchdrungen als die Giebelkammer, die ihn beherbergte - denn es war dieses Haus und dieses Zimmer, welches auch die alte Keziah Mason beherbergt hatte, deren Flucht aus dem Gefängnis von Salem sich niemand hatte erklären konnte. Das war im Jahre 1692 - der Wärter war verrückt geworden und hatte von einem kleinen pelzigen Tier mit weißen Reißzähnen geschwafelt, das aus Keziahs Zelle gekrochen war, und nicht einmal Cotton Mather konnte die Kurven und Winkel erklären, die mit einer roten, klebrigen Flüssigkeit auf die grauen steinernen Wände der Zelle geschmiert worden waren.
Möglicherweise hätte Gilman nicht so intensiv studieren sollen. Nichteuklidische Mathematik und Quantenphysik allein reichen aus, um jedes Gehirn zu strapazieren; und wenn man sie mit Volksglauben vermischt und versucht, hinter den schaurigen Andeutungen der fantastischen Geschichten und den wilden Erzählungen aus den Kaminzimmern einen seltsamen Hintergrund der mehrdimensionalen Realität aufzuspüren, kann man kaum erwarten, völlig frei von geistiger Anspannung zu bleiben. Gilman stammte aus Haverhill, aber erst seit er die Universität in Arkham besuchte, begann er, seine Mathematik mit den fantastischen Legenden über alte Zauberkünste zu verbinden. Irgendetwas in der Luft der altehrwürdigen Stadt wirkte auf undurchsichtige Weise auf sein Gemüt. Die Professoren der Miskatonic Universität hatten ihn gedrängt, kürzer zu treten, und er hatte sein Studium an mehreren Stellen freiwillig eingeschränkt. Außerdem hatten sie ihn davon abgehalten, die fragwürdigen alten Bücher über verbotenes Wissen zu studieren, die in einem Kellergewölbe der Universitätsbibliothek hinter Schloss und Riegel aufbewahrt wurden. Aber all diese Vorsichtsmaßregeln kamen zu spät, so dass Gilman einige schreckliche Andeutungen aus dem gefürchteten Necronomicon von Abdul Alhazred, dem fragmentarischen Buch von Eibon und dem verbotenen Buch Unaussprechliche Kulte von Junzt besaß, die er mit seinen abstrakten Formeln über die Eigenschaften des Raumes und die Verbindung von bekannten und unbekannten Dimensionen in Beziehung setzen konnte.
Er wusste, dass sich sein Zimmer in einem alten Hexenhaus befand – und genau dies war auch der Grund, warum er es bezogen hatte. In den Akten von Essex County war viel über Keziah Masons Prozess zu finden, und was sie unter Folter dem Scharfrichter gestanden hatte, faszinierte Gilman über alle Maßen. Sie hatte dem Richter Hathorne von Linien und Kurven erzählt, die durch die Wände des Raumes hindurch in andere Räume führen konnten, und hatte angedeutet, dass solche Linien und Kurven häufig bei bestimmten mitternächtlichen Treffen im dunklen Tal des weißen Steins jenseits von Meadow Hill und auf der unbewohnten Insel im Fluss benutzt wurden. Sie hatte auch vom Schwarzen Mann gesprochen, von ihrem Schwur und von ihrem neuen geheimen Namen: Nahab. Dann hatte sie diese Zeichen an die Wände ihrer Zelle gemalt und war verschwunden.
Gilman verdächtigte Keziah unglaublicher Dinge und hatte ein eigentümliches Kribbeln verspürt, als er erfuhr, dass ihre Behausung nach mehr als 235 Jahren noch stand. Als er die verstohlenen Gerüchte aus Arkham über Keziahs fortwährende Anwesenheit in dem alten Haus und den engen Gassen hörte, über die ungewöhnlichen menschlichen Zahnabdrücke, die an einigen Schläfern in diesem und anderen Häusern gefunden worden waren, über die kindlichen Schreie, die man am Abend der Walpurgisnacht und zu Allerheiligen hörte, über den Gestank, der of nach diesen gefürchteten Festen auf dem Dachboden des alten Hauses