geerdet: Andreas Keller
Von Andreas Keller
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Über dieses E-Book
Andreas Keller
ANDREAS KELLER ist Gesamtleiter der Stiftung Schleife. Neben vielfältiger Seminar- und Konferenzarbeit sowie seinen Lehr- und Predigtdiensten im In- und Ausland ist er u. a. als Initiator der «Bauernkonferenz» bekannt geworden. Er ist auch Autor des Generationenbuches «Für mein Bestes». Andreas Keller ist verheiratet mit Stephanie und hat vier Kinder. Sie leben in der Nähe von Winterthur, Schweiz.
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Buchvorschau
geerdet - Andreas Keller
Einführung
Nein, ich bin kein Bauer. Und doch bin ich einer von ihnen. Das Geschenk einer tiefen inneren Zuneigung zu denjenigen, die an der Scholle unseres Landes Hand anlegen, habe ich mir nicht verdient, sondern wurde mir von meinem himmlischen Schöpfer gegeben. Väterlicherseits stamme ich von einem Bauern- und Heimsticker-Geschlecht, welches im Raum Winterthur, im Tösstal und im Zürcher Oberland tätig war. Durch eine ganze Kette von Fügungen fand 2009 die erste Bauernkonferenz in Winterthur statt, zu der 1000 Bäuerinnen und Bauern anreisten. Eine Mut machende Bewegung an der Basis unseres Landes wurde geboren, die ihren Anfang nicht auf dem Reissbrett, sondern im Herzen des Schöpfers hatte. Typisch Gott. Mittlerweile haben sich Hunderte von Bäuerinnen und Bauern aus der ganzen Schweiz und über die Sprachgrenzen hinweg in Haus- und Gebetsgruppen sowie in regionalen Treffen vernetzt. Themen über Land und Hof, Berufung, Ehe und Familie, das Miteinander der Generationen, aber auch biblische Perspektiven zum Umgang mit den heissen Eisen der Landwirtschaftspolitik stehen dabei im Vordergrund. Das gesellige Zusammensein und der kollegiale Austausch kommen dabei ebenfalls nicht zu kurz!
Die vorliegenden kurzen Gedankenperlen sind mehrheitlich Auszüge aus den vielen Bauernrundbriefen, die in den vergangenen dreizehn Jahren an Hunderte von Bauernfamilien verschickt wurden. Die einzelnen Abschnitte können unabhängig voneinander gelesen werden. Sie sind bewusst nicht bis ins Detail ausgeführt, bieten Mut zur Lücke und lassen Raum für eigene Gedanken und Schlüsse zu, die idealerweise zu einem inneren Dialog mit dem Schöpfer führen. Der Grundtenor dieser Briefe kommt in den Worten von Jesus Christus am besten zum Ausdruck: «Habt Glauben an Gott! Ich sage euch: Wenn jemand zu diesem Berg hier sagt: ‹Heb dich empor und stürz dich ins Meer!› und wenn er dabei in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass das, was er sagt, geschieht, wird es eintreffen» (Markus 11,22–23; NGÜ).
Durch die Stärkung unserer Gottesbeziehung können Berge der Unmöglichkeiten versetzt werden; und mit Unmöglichkeiten ist der Bauernstand zu Genüge konfrontiert. Es gibt weder den typischen Bauern noch den typischen Betrieb. So darf und soll auch die Gestaltung der persönlichen Gottesbeziehung einzigartig sein. Mir ist beim Umgang mit den Bauern über die Jahre so aufgefallen, dass man es meist mit Originalen zu tun hat. Sicher, es gibt Gemeinsamkeiten – der Berufsstand verbindet. Und doch spürt man die Originalität aus allen Poren spriessen. Das gilt auch in Bezug auf die Vermittlung des Glaubens. Wenn dieser nicht authentisch, geerdet und anwendbar auf die persönliche Situation und die täglichen Herausforderungen auf dem Betrieb erlebt werden kann, bleibt es bei frommen Worthülsen, die weder unsere Herzen noch unsere Perspektive über die Umstände verändern.
Die Zielgruppe des Buches ist die bäuerliche Bevölkerung. Sollten Sie, liebe Leserin, lieber Leserin, dieses Büchlein in der Hand halten und keinen Hof bewirtschaften und auch nicht in der Landwirtschaft tätig sein, haben Sie dennoch die richtige Wahl getroffen. Ich lade Sie ein, sich zusammen mit den «Erdigen» an den Tisch zu setzen und diese aus dem Herzen kommenden Briefe auf sich einwirken zu lassen. Ich bin mir sicher, dass Sie in den folgenden Seiten eine Quelle der Ermutigung und Hoffnung finden werden, die Ihr Leben bereichert und inspiriert, so wie es einst mir ergangen ist und immer noch geht.
TEIL 1
Geerdetes Leben mit dem Schöpfer
Dennoch den Hut «vor dem da oben» ziehen
Kürzlich sah ich einen meiner Lieblingsfilme an. Er handelt von zwei Cowboys, die in der Wende zum 19. Jh. noch einige der wenigen sogenannten «Freegrazer» waren. Das heisst, sie trieben ihre riesigen Rinderherden jeweils über die offene Prärie von einem Futterplatz zum nächsten. Im Laufe der Zeit und der fortschreitenden Entwicklung des Westens zogen sie dabei über immer mehr Landstriche, die schon jemandem gehörten, und kamen dabei jeweils mit dem Gesetz bzw. mit den Landbesitzern in Konflikt. So geschah es, dass ihr Begleiter und Freund ermordet wurde. Erschüttert standen die zwei Freegrazer vor seinem Grab. Der Ältere sagte zum Jüngeren: «Sagst du noch ein paar Worte?» (Gemeint war ein Gebet.) «Ich spreche nämlich nicht mehr mit dem da oben, weil er mir ein paar Antworten schuldig ist …» Dann zog er dennoch respektvoll seinen Hut und wartete auf das Gebet seines jüngeren Freundes.
Das ist für mich ein hoffnungsvolles Bild! Noch wissen viele Bäuerinnen und Bauern von «dem da oben» – und sie zollen ihm auch ihren Respekt, z. B. an einer Abdankung, beim Kirchgang oder in Situationen, von denen man weiss, dass eigene Worte fehl am Platz sind. Und dennoch «modert» etwas im Herzen gegen diesen Gott. Eine bittere Erfahrung, eine grosse Enttäuschung, eine zerplatzte Hoffnung … Manchmal braucht es eine herzerschütternde Situation, damit wir dennoch unseren Hut vor diesem Gott ziehen und ihm die Chance geben, zu unseren Herzen zu reden. Wenn wir es zulassen, wird er es tun.