Sonne und Schild 2020: Evangelischer Tageskalender 2020
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Über dieses E-Book
Die Auslegungen, Gebete und Zusatzinformationen werden von einem großen engagierten Autorenkreis erarbeitet, dazu gehören Theologen und kirchliche Mitarbeiter aus vielen evangelischen (Landes-)Kirchen in Deutschland, Österreich und weiteren Ländern.
Erhältlich ist "Sonne und Schild" als klassischer Abreißkalender mit Rückwand oder in praktischer Buchform.
Mitarbeiterauswahl Sonne und Schild 2018
Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald)
Landesbischof i. R. Hermann Beste (Schwerin)
Superintendent Mag. Olivier Dantine (Innsbruck, Österreich)
Bischof Dr. Markus Dröge (Berlin)
Dompfarrer Urs Ebenauer (Freiberg)
Pfarrer i. R. Willi Everding (Dorsten)
Pfarrer i. R. Paul Geißendörfer (Heilsbronn)
Propst i. R. Peter Godzik (Sterley OT Kogel)
Pfarrer Enno Haaks (Leipzig)
Pfarrer Hillard Heimann (Elbingerode)
Altbischof D. Horst Hirschler (Rehburg-Loccum)
Pfarrer Till Hüttenberger (Mönchengladbach)
Landesbischöfin Ilse Junkermann (Magdeburg)
Bischof i. R. Dr. Walter Klaiber (Tübingen)
Pfarrer Guido Kohlenberg (Speicher)
Superintendent Dr. Thomas Koppehl (Niesky)
Kollegleiter Pastor Friedemann Magaard (Breklum)
Pfarrer i. R. Hans-Beat Motel (Königsfeld)
Oberlandeskirchenrat i. R. Dr. Christoph Münchow (Radebeul)
Bischof Horst Müller (Pretoria, Südafrika)
Pfarrer Prof. Dr. Jörg Neijenhuis (Heidelberg)
Superintendent i. R. Reinhard Pappai (Bautzen)
Prälat Prof. Dr. Traugott Schächtele (Schwetzingen)
Pfarrerin Ulrike Schilling (Kiel)
Pfarrer Tobias Schlingensiepen (USA)
Pfarrer i. R. Karl-Heinz Schmidt (Klingenthal)
Dekanin Hiltrud Schneider-Cimbal (Konstanz)
Rel.-Päd. Adelheid Schnelle (Süpplingenburg)
Hochschulpfarrer Dr. Heiner Wajemann (Clausthal-Zellerfeld)
Oberpfarrer i. R. Peter Weiss (Saalburg-Ebersdorf)
Altbischof Klaus Wollenweber (Bonn)
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Buchvorschau
Sonne und Schild 2020 - Evangelische Verlagsanstalt
Sonne und Schild 2020
Ich glaube;
hilf meinem Unglauben!
Markus 9,24
Herausgeberin:
Elisabeth Neijenhuis, Freie Lektorin, Heidelberg
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2019 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH · Leipzig und
Deutsche Bibelgesellschaft · Stuttgart
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Das Buch wurde auf alterungsbeständigem Papier gedruckt.
Cover: Ulrike Vetter, Leipzig
Coverbilder: © Fotolia_104526539_Kavita
Satz: verbum Druck- und Verlagsgesellschaft mbH, Berlin
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Jahreslosung 2020
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
Jahreslosung 2020
Ich glaube; hilf meinem Unglauben!
Markus 9,24
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Die Jahreslosung 2020 aus Markus 9 trifft mich ganz unmittelbar! Was der Mann, der Jesus um Heilung für seinen von einem bösen Geist geplagten Sohn bittet, laut ausschreit, das kenne ich: Ich glaube an Gott, dessen Liebe erfahrbar wurde in Jesus Christus, und daran, dass er hilft, wann immer ich ihn darum bitte. Doch Unglauben, leichte Zweifel und gewisse Vorbehalte sind oft dabei, wenn ich mit einer Bitte zu Gott komme. Ich halte mir gern eine „Hintertür offen, damit ich nicht enttäuscht bin, falls ich keine Hilfe erkennen kann. So wird es nichts, sagt mir die Geschichte rund um die Jahreslosung! Die Jünger Jesu und der hilfesuchende Mann müssen zur Kenntnis nehmen, dass man halbherzig nicht vor Gott treten sollte. Die Jünger hatten schon versucht zu helfen. Das hatte nicht geklappt. „Ungläubig
seien sie, ist Jesu Urteil darüber. Wie die Jünger sich da fühlen müssen, kann ich gut nachempfinden. „Klein mit Hut, sage ich gern, um solch eine angespannte Situation zu verharmlosen. Der Mann wurde von den Jüngern enttäuscht, nun ist er vorsichtig und bittet Jesus unter offenem Vorbehalt: „Wenn du aber etwas kannst, so … hilf uns!
So wird es nichts, bedeutet ihm Jesus, nur wer aus ganzem Herzen glaubt, bittet und vertraut, dem kann geholfen werden. Nun sind wir alle auf einer Ebene: die Jünger, der bittende Vater und ich selbst: Auf den Glauben kommt es bei uns allen an. Was nun?! Die Wende geschieht dank der Antwort des Vaters, unserer Jahreslosung 2020: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Dieser Mann hat sich selbst erkannt. Er spricht offen und ehrlich aus, dass er hin und her gerissen ist zwischen Glauben und Unglauben, zwischen Misstrauen und Vertrauen. Indem er schreit, „hilf
meinem Unglauben, bekennt er Jesus seine tiefe Not. Er braucht nicht nur Hilfe für den Sohn, sondern auch für sich selbst! Er bekennt sich zur eigenen Unvollkommenheit, zum Gefangensein in den eigenen Erfahrungen und Erwartungen. Indem er das herausschreit, bekennt er sich zur Vollkommenheit Gottes, der alle menschlichen Erfahrungen und Erwartungen heilen kann und will. Dies Bekenntnis ist das, was mich so unmittelbar getroffen hat! Genauso möchte im neuen Jahr bitten und beten lernen, für mich, für meine Nächsten, für die Welt, und dabei „aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens", wie es der Hebräerbrief (12,2) sagt.
Ihre Elisabeth Neijenhuis
Wie immer sei allen Menschen sehr herzlich gedankt, die diesen Kalenderjahrgang mit vorbereitet haben. Sehr viele machen schon seit vielen Jahren mit, einige sind ganz neu hinzugekommen, und alle haben sich mit viel Elan, Phantasie und Liebe für den Kalender 2020 engagiert. Sie alle, liebe Mitarbeitende, genau wie Sie, liebe Leserinnen und Leser, grüße ich herzlich und wünsche Ihnen ein gesegnetes, behütetes Jahr 2020!
1. Januar
Mittwoch | Neujahrstag
Spruch: Hebräer 13,8
Lied: EG 64
Altes Testament: Josua 1,1–9
Epistel: Jakobus 4,13–15
Evangelium: Lukas 4,16–21
Wir lesen Psalm 121
Ende und neuer Anfang
Der Jahreswechsel ist für uns mit vielen Gedanken und Gefühlen verbunden. Wir spüren, wie unaufhaltsam die Zeit verrinnt. Je älter wir werden, umso schneller! – Erinnerungen an das vergangene Jahr haben den Altjahresabend bestimmt, manchmal belastend, manchmal beglückend. Mit Erwartung und mit Sorgen denken wir am Neujahrstag an die kommenden zwölf Monate. – Unser Nachdenken kann geleitet werden von den schönen Bildern des Trostpsalms 121, die uns Orientierung schenken und auf die Verlass ist. Der Psalmbeter lädt uns ein, mit ihm zusammen den Blick von den Niederungen der Zeit und den Mühen der Ebene abzuwenden. Wir dürfen nach oben blicken, zu den Bergen, in die Schönheit der Schöpfung und in die wunderbare Unendlichkeit des Himmels. Von dort, und das heißt ja von dem, der Himmel und Erde erschaffen und uns anvertraut hat, kommt meine Hilfe. Denn er ist größer als begrenzter Raum und vergehende Zeit. Gott liebt seine Schöpfung und jedes seiner Geschöpfe. Er hat seinen Bund geschlossen und verspricht, alles zu dem Ziel zu führen, das er in seiner väterlichen Liebe vorgesehen hat. Dies Vertrauen führt den Psalmbeter zu der Gewissheit, dass Gott nicht schläft und schlummert und unseren Fuß nicht gleiten lassen wird. Er begleitet uns, wie uns unser Schatten begleitet. Daran wollen wir denken, wenn im neuen Jahr vielleicht Unbegreifliches und schwer Erträgliches geschieht. Am Ende, in Gottes Ewigkeit, wird alles weit und hell sein. So gestärkt können wir das neue Jahr beginnen. – Gerade zum Jahreswechsel führt uns der Psalm noch etwas Ungewöhnliches, aber Entscheidendes vor Augen. Der Segenswunsch am Ende des Psalms wird in einer für unser Zeitempfinden umgekehrten Reihenfolge gesprochen: Erst kommt der Ausgang, dann der Eingang. Bis heute beginnt im Verständnis Israels der neue Tag am Abend. Wo wir Ende sehen, ist in Wahrheit neuer Anfang!
Christoph Ehricht
Wir beten
Lieber Gott, aus Deiner Hand empfangen wir viele Geschenke, auch das Geschenk der Zeit. Hilf uns, dass wir sie im neuen Jahr füllen durch Weitergeben und Weitersagen Deiner Liebe. Lass uns in der Zeit an Deine Ewigkeit denken. Amen.
Tag der Beschneidung und Namengebung Jesu | 1484 * Huldreich Zwingli | 1504 * Caspar Cruziger, Professor der Theologie in Wittenberg, Mitarbeiter Luthers | 1863 Emanzipationsproklamation durch Präsident Lincoln | 1899 Evangelische Frauenhilfe gegründet
2. Januar
Donnerstag | SA 08:27 SU 16:25 MA 12:15 MU –:–
Wochenspruch: Hebräer 13,8
Wochenlied: EG 64
Wir lesen Markus 1,1–8
Der Vorläufer in der Zeitenwende
Das Evangelium, die frohe Botschaft der Erlösung, beginnt für Markus mit Johannes dem Täufer. Diese eindrucksvolle Gestalt hielten manche seiner Zeitgenossen für den letzten der großen Propheten des Alten Bundes. Andere sahen in ihm den verheißenen Messias. Nach allem, was wir auch aus außerbiblischen Quellen von ihm wissen, hat er eine Massenbewegung zu Buße und Umkehr eingeleitet und im Volk die Hoffnung geweckt, er selbst werde das Ende von Unterdrückung und Gottvergessenheit herbeiführen. Es ist bis heute beeindruckend, dass er sich von Ruhm und Popularität nicht in die Irre führen ließ. Er wusste, dass sein Amt der Hinweis auf den war, der nach ihm kommen wird. So wurde er von Markus zu Recht als Erster in der Reihe der Glaubenszeugen an den Anfang des Evangeliums gestellt. – Mit der Taufe des Johannes begann die Zeitenwende: eine Taufe mit Wasser, die das Alte abwäscht und Neues vorbereitet. Er taufte die Menschen im Jordan, der Lebensader Israels. Diese Tradition hat sich mit unserer christlichen Taufe verbunden, auch wenn hier das Wasser nur noch zeichenhafte Bedeutung hat. Die Taufe auf den Namen des dreieinigen Gottes macht uns zu seinen Kindern, will unserem Leben von Beginn an das Geschenk eines neuen Geistes geben. Wir brauchen keine Vorleistung erbringen. Nun kann uns nichts mehr trennen von Gottes väterlicher Liebe, was uns auch immer bevorsteht!
Christoph Ehricht
Wir beten
Lieber Gott, wir danken Dir für die vielen Zeugen des Glaubens, die unserem Heiland vorangegangen sind oder ihm nachfolgen. Lass ihr Zeugnis auch in unserem Leben Frucht bringen. Mach auch uns zu kleinen Zeugen Deiner Wahrheit! Amen.
150. Geburtstag von Ernst Barlach
Heute vor 150 Jahren wurde der Bildhauer und Dichter Ernst Barlach geboren. Seine Dramen und literarischen Werke, geprägt von expressionistischer Wortgewalt und vom Ringen um Erkenntnis der Wahrheit, sind fast in Vergessenheit geraten. Seine Skulpturen aber berühren bis heute viele Betrachter. Bekannt ist besonders der Schwebende Engel im Güstrower Dom. Im Dritten Reich musste er als „entartete Kunst" entfernt werden, aber er hat die Schreckenszeit überlebt. Er strahlt Wärme und Geborgenheit aus, die stärker sind als Bosheit und Gewalt.
379 † Basilius d. Gr., Bischof und Mönchsvater in Kappadozien (ev. Gedenktag; Sterbetag: 1.1.) | 1801 † Johann Kaspar Lavater, Theologe, Schriftsteller in der Schweiz | 1870 * Ernst Barlach, Bildhauer, Dichter, Dramatiker und Grafiker | 1872 † Wilhelm Löhe, Erneuerer der lutherischen Kirche in Bayern
3. Januar
Freitag | SA 08:26 SU 16:26 MA 12:31 MU 00:11
Wochenspruch: Hebräer 13,8
Wochenlied: EG 64
Wir lesen Markus 1,9–13
Der Anfang von Jesu Wirken
Mit vielen anderen lässt sich auch Jesus von Johannes taufen. Aus seiner Heimat in Galiläa, im Norden Israels, hat er sich auf den Weg zum Jordan begeben. Die Taufstelle an der jetzigen Grenze zu Jordanien ist bis heute ein beliebter Ausflugs- und Andachtsort. Man kann dort erleben, dass die Botschaft des Evangeliums nicht in einem ausgedachten Niemandsland spielt, sondern mitten in unserer Welt. – Als Jesus nach der Taufe aus dem Wasser steigt, erklärt ihn eine göttliche Stimme zu Gottes liebem Sohn. Für unsere Ohren unhörbar erklingt diese Stimme übrigens bei jeder Taufe, die wir feiern: Getaufte sind Gottes geliebte Kinder! – Nach seiner Taufe geht Jesus für 40 Tage in die Wüste. Er zieht sich in die Einsamkeit zurück. Zweifel und bange Fragen versuchen ihn, aber die Engel dienen ihm. Beides, Taufe und Rückzug, führt uns vor Augen: Am Anfang steht kein vollmächtiges Auftreten, keine Aufsehen erregende Tat. Jesus lässt an sich geschehen, was Gott für ihn vorgesehen hat. Das wird ihn zum Heiland der Welt werden lassen. Auch mein Leben wird nicht durch meine Aktivitäten, durch meine Leistung heil. Im Vertrauen auf seine Liebe darf ich an mir geschehen lassen, was Gott mir schenkt. Es ist gut, auch wenn ich es vielleicht nicht verstehen kann, wenn mein Weg mich durch Wüstenzeiten führt und Zweifel mich versucht. Auch mir wird sein Engel dienen!
Christoph Ehricht
Wir beten
Lieber Vater im Himmel, auch in diesem Jahr wird mich mein Weg durch Höhen und Tiefen führen, durch helle und durch dunkle Zeiten. Lass mich immer Deine Gegenwart und Nähe spüren und schenke mir jeden Tag neu den Trost und die Hoffnung des Glaubens. Amen.
Beginn der Bekenntnis- und Erneuerungsbewegung
Am 3./4.1.1934 versammelten sich in Barmen-Gemarke Vertreter der reformierten Gemeinden in der preußischen Kirchenprovinz zu einer „Freien reformierten Synode". Ihre Beschlüsse zielten auf eine am Bekenntnis orientierte Erneuerung der Kirche, frei von politischen Einflüssen und ohne bekenntniswidrige Regelungen, wie sie die Anwendung des sog. Arierparagraphen in der Kirche bedeuteten. Die Synode wurde zum Wegbereiter der Barmer Theologischen Erklärung vom Mai 1934, die bis heute Zeugnis und Dienst der evangelischen Kirchen bestimmen soll.
um 306 † Gordius, Märtyrer in Kappadozien | 1537 Schmalkaldische Artikel | 1559 † Matthäus Ratzeberger | 1934 „Freie reformierte Synode" in Barmen-Gemarke | 1972 † Frans Masareel, flämischer Maler und Grafiker
4. Januar
Sonnabend | SA 08:26 SU 16:27 MA 12:48 MU 01:17
Wochenspruch: Hebräer 13,8
Wochenlied: EG 64
Wir lesen Markus 1,14–20
Ruf in die Nachfolge – Verzicht und Gewinn
Nach Taufe und Zeit der Einkehr beginnt Jesu öffentliches Auftreten mit einer Botschaft, die fast wortgleich mit der von Matthäus überlieferten Bußpredigt des Täufers Johannes ist. Gottes Reich ist nahe, darum sollen die Menschen Buße tun. Buße ist ein anderes Wort für Umkehr und Neuanfang. Was das heißt, wird als Erfahrung denen geschenkt, die sich von Jesus in die Nachfolge berufen lassen wie die ersten Jünger. Es waren Fischer, kleine Leute aus dem einfachen Volk. Seither haben sich viele Menschen auf den Weg mit Jesus gemacht, zu seinen Lebzeiten und bis heute. Namen berühmt gewordener Nachfolger stehen uns vor Augen: Augustin, Franziskus, Mutter Teresa. Aber die Zahl der Glaubenszeugen ist viel größer. Manchmal sind sie auch ganz in unserer Nähe. – Wer seine Ohren und sein Herz für den Ruf Jesu öffnet, für den beginnt tatsächlich schon mitten im Leben Gottes Reich. Denn alles Vergängliche und Zeitliche verliert seine Bedeutung, Gottes Ewigkeit leuchtet auf. – Das muss nicht immer mit dramatischen Geschehnissen einhergehen. Alle, die sich dem Ruf Jesu öffnen, sind zu kleinen Schritten der Nachfolge eingeladen: Zeichen der Zuwendung, Worte des Trostes oder Taten der Hilfsbereitschaft. Jünger Jesu müssen auf manches verzichten, was ihnen bisher wichtig war. Sie müssen auch lernen wegzulassen! Aber sie gewinnen dafür unendlich viel.
Christoph Ehricht
Wir beten
Vater im Himmel, danke für die vielen Begegnungen mit anderen Menschen, die mein Leben reich machen. Manche werden für mich zu Zeugen Deiner Liebe, oft, ohne dass sie es wissen: Engel in Menschengestalt. Amen.
Moses Mendelssohn (6.9.1729–4.1.1786)
Heute gedenken wir des jüdischen Philosophen und Gelehrten Moses Mendelssohn. In der Gestalt von „Nathan dem Weisen" ist er in unsere Geschichte eingegangen als ein Zeuge der Toleranz und des Vertrauens darauf, dass Gott allein am Ende seine Wahrheit zum Sieg führen wird. Als Jude war er vielen Anfeindungen ausgesetzt, ließ sich von Entbehrungen und Diskriminierungen nicht beirren und hielt in Schriften und Briefen fest am Vertrauen auf die Kraft der Vernunft. Seine Psalmenübersetzung aus dem Hebräischen berührt bis heute durch Klarheit und Poesie der Sprache.
1786 † Moses Mendelssohn, deutscher jüdischer Philosoph | 1849 Zentralausschuss für Innere Mission gegründet | 1946 † Fritz von Bodelschwingh d. J., Glaubenszeuge in Westfalen
5. Januar
Sonntag | 2. Sonntag nach dem Christfest
Spruch: Johannes 1,14b
Lied: EG 56 oder 73
Altes Testament: Jesaja 61,1–3(4.9)11.10
Epistel: 1. Johannes 5,11–13
Evangelium: Lukas 2,41–52
Wir lesen Psalm 138
Der König dankt für Gottes Hilfe
Stellen Sie sich König David vor als einen der Sternkundigen aus dem Morgenland. Auch der greise König ist dem Stern gefolgt. Erwartungsvoll stieg er die Stufen des Königspalastes zu Jerusalem empor. Denn gespannt war er auf den neugeborenen König, seinen Nachnachfolger. – Und wie enttäuscht muss er gewesen sein, im Hause des Herodes weder ein Königskind schreien zu hören noch eine Königin ihr Kind stillen zu sehen. Doch König David kannte auch die Weissagung des Propheten Micha: Der Fürst Israels sollte aus Bethlehem kommen. Und so machte er sich mit den anderen weisen Männern auf zur Krippe im Stall. – Kann man sich König David anbetend vor Jesus kniend vorstellen? Sicherlich nicht, wenn man der Geschichte Israels chronologisch folgt. Doch ist die Geschichte Gottes mit den Menschen nicht offen in Raum und Zeit? Und kann der Heilige Israels nicht gleichzeitig im Himmel und auf Erden sein? Waren die himmlischen Heerscharen nicht gleichzeitig mit den Hirten am Stall? Dann ist es auch nicht schwer, den größten König der Juden vor dem König aller Könige anbetend zu finden. – Die Worte des 138. Psalms stammen von David. Der König dankt Gott für seine große Hilfe. Von ganzem Herzen lobsingt er, weil Gott das Gebet Israels erhört hat. Worin sollten Davids Gebetsrufe besser erfüllt sein als in der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem? In V. 6 heißt es: „Denn der Herr ist hoch und sieht auf den Niedrigen und kennt den Stolzen von ferne. – Ich kann einstimmen in Davids Gebet und mit den Worten des großen jüdischen Königs beten: „Der Herr wird’s vollenden um meinetwillen. Herr, deine Güte ist ewig. Das Werk deiner Hände wollest du nicht lassen
(V. 8). Die Gebetsworte des Psalms sind gerade für mich aufgeschrieben worden. Auch ich bin ein Sternkundiger und suche die Verheißungen Gottes in meinem Leben zu finden.
Erik A. Panzig
Wir beten
Allmächtiger und barmherziger Gott, Herr über Lebende und Tote, Du allein bist heilig, Du allein bist ewig. Du lässt Dich von mir finden im Niedrigen und Vergänglichen. Ich danke Dir. Amen.
1547 † Johannes Hess, Reformator Schlesiens | 1828 * Emil Frommel, volkstümlicher Pfarrer an der Berliner Garnisonkirche | 1894 † Feofan, Mönch und Seelsorger in Russland | 1924 † Wilhelm Steinhausen, christlicher Maler
6. Januar
Montag | Epiphanias
Spruch: 1. Johannes 2,8b
Lied: EG 70
Altes Testament: Jesaja 60,1–6
Epistel: Epheser 3,1–7
Evangelium: Matthäus 2,1–12
Wir lesen Markus 1,21–28
Freiwerden von zerstörendem Geist
Hauptsache Gesundheit! Das wünschen wir uns in den Weihnachtstagen, die heute enden. Das Dreikönigsfest heißt auch Fest der Erscheinung des Herrn. Mit Jesus ist die heilsame Gnade Gottes erschienen. Sie leuchtet auf und wirkt in Jesu heilenden Worten zum seelischen und körperlichen Gesundwerden. Er nennt die zerstörenden Kräfte beim Namen. Er legt den Finger in die Wunde. Daher entsetzen sich die Leute. Aber er heilt auch. Er gibt Zuspruch und Kraft in Lebensnöten und zur geistigen Gesundung. Die Befreiung von einem unreinen Geist ist ein Beispiel dafür. – Auch heute sprechen wir davon, dass jemand in seiner seelischen oder körperlichen Not wie besessen ist. Sein Fühlen und Denken ist wie von einer unfassbaren Macht geknebelt. Das ist lebensbedrohlich und dämonisch. Überall geschieht es, dass ein zerstörender Geist und Mächte wie Gier, Hass und Neid versuchen, über einzelne Menschen zu herrschen und ihre Gedanken und Sprache zu dirigieren. „Der ist von allen guten Geistern verlassen!", sagen wir dann. – Jesus schafft mit seinem Wort und seinem Beistand freien Raum für seinen guten Geist, der dem Leben dient. Er stärkt jeden von uns, damit wir zur Hilfe und zum Segen für andere werden. Das geschieht im eigenen Leben durch Friedensbereitschaft und durch politisches Bemühen um Verständigung anstatt Aufrüstung und Entwicklung neuer lebensbedrohlicher Waffen, die letztlich nicht mehr kontrollierbar sind. Der Geist Jesu weckt in uns die innere Freiheit zum Teilen anstelle der Gier, auf Kosten anderer mehr haben zu wollen. Anstatt Verdächtigung, Hetze und Ausgrenzung sind ein mitfühlendes Herz und eine verständnisvolle Sprache für die Lebensnot anderer nötig. Jesus macht dazu frei, damit alle Menschen glücklich und frei leben können. Das ist Grund zur Freude und zum Feiern. Nicht nur heute.
Christoph Münchow
Wir beten
Christus, Du machst uns frei von dem, was dem Leben schadet. Dein Geist erfülle unsere Herzen. So können wir aus innerer Freiheit helfen, dass andere frei und glücklich leben. Amen.
Orthodoxer Feiertag: Heiliger Abend | 1852 † Louis Braille, Erfinder der Blindenschrift | 1919 † Walther Paucker, Märtyrer in Estland | 1977 † Hanns Lilje, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers
7. Januar
Dienstag | SA 08:25 SU 16:31 MA 13:56 MU 04:45
Wochenspruch: 1. Johannes 2,8b
Wochenlied: EG 70
Wir lesen Markus 1,29–39
Jesu Heilungsdienst zieht Kreise
Wir werden manchmal gefragt, was Glauben ist. Die Geschichten vom körperlichen und seelischen Heilwerden durch Jesus zeigen uns, was Glauben ist und was er ermöglicht. Wer glaubt, nimmt Jesu Hilfe in Anspruch. In glücklicher Zeit können wir mit Jesus verbunden sein und dankbar und unbeschwert leben. In Not können wir in Verbindung mit ihm auf seine Hilfe hoffen und vertrauen. – Hier wird erzählt, dass zunächst die Familie und das Wohnhaus als privater Bereich der Ort der Heilung sein können. Das Heilwerden wirkt darüber hinaus in die Öffentlichkeit. Es bewirkt Barmherzigkeit und Vergebung. Ein Strom menschlicher Wärme taut Herzenskälte auf. Die Wahrheit kann zur Sprache kommen. Alte Wunden können heilen. So zieht das Wirken Jesu weite Kreise. – Aber Jesus zieht sich zurück. Er will nicht auf der Erfolgswelle reiten. Aus dem Gebet wächst die Kraft, sich der Strömung der Liebe auch bei Gegenwind und Turbulenzen anzuvertrauen. In dieser Kraft nimmt Jesus die Jünger mit sich und zieht mit ihnen weiter. So lernen sie, dass der Heilungsdienst nicht nur im privaten Bereich nötig ist, sondern auch in größerem Umkreis und weltweit. Unsere Lebensverhältnisse sind in vielem nicht gesund und machen krank. Wo Unvernunft und Irrsinn, Starrköpfigkeit und Besessenheit lähmen, ist der Heilungsdienst der Christen und der Kirche ein hoffnungsvolles Tun.
Christoph Münchow
Wir beten
Guter Gott, wir danken für Deine Fürsorge. Du heilst unser Versagen und unsere Verzagtheit. Stärke uns, damit wir selber und mit anderen zur Heilung der Welt wirksam beitragen. Amen.
August Hermann Francke
Der Theologieprofessor und Pfarrer kommt 1692 nach Halle. Einige Jahre später beginnt er sein Lebenswerk, die Franckeschen Stiftungen. Er lebt und lehrt einen im Herzen verankerten persönlichen Christusglauben als Quelle der helfenden Tat. In diesem Geist gründet er die Schulstadt in Glaucha bei Halle mit einer deutschen Schule, einer Lateinschule, einem Waisenhaus und einer Lehrerbildungsanstalt. Er unterstützt die weltweite Christusverkündigung besonders in Südindien. Sein Denkmal in Halle trägt die Inschrift „Er vertraute Gott".
Orthodoxer Feiertag: Christfest | 303/304 † Die Märtyrer der heiligen Bücher in Nordafrika | 1529 † Peter Vischer, Nürnberger Bildgießer | 1590 † Jakob Andreä, Theologe aus Württemberg | 1692 kommt August Hermann Francke nach Halle
8. Januar
Mittwoch | SA 08:25 SU 16:32 MA 14:30 MU 05:57
Wochenspruch: 1. Johannes 2,8b
Wochenlied: EG 70
Wir lesen Markus 1,40–45
Von Wohltaten schweigen?
Das Wunderbare an dieser Begegnung Jeus mit dem Aussätzigen ist nicht allein die medizinische Heilung. Es kehren wieder gesunde Lebensverhältnisse ein. Der aus dem Dorf verbannte Aussätzige hat wieder einen Platz in der Mitte des Lebens und inmitten der Menschen. Das weiterzusagen, lässt er sich sogar von Jesus nicht verbieten. Uns käme ein solches Verbot entgegen. Uns fällt es schwer, anderen von unseren Glaubenserfahrungen zu erzählen. – Jesus will nicht, dass man ihn als karrierebewussten Wunderdoktor ansieht. Daher erzählt der Evangelist Markus den Lebensweg Jesu so, dass sich die Besonderheit Jesu von seinem Kreuz und von seiner Auferstehung her erschließt. Als Jesus den Weg der Liebe bis ans Kreuz auf sich nimmt, wird er verspottet, weil er anderen half und nun selbst hilflos ist. Da erkennt der römische Hauptmann: „Dieser ist Gottes Sohn gewesen!" – Jesus verspricht nicht, dass uns Leiden und Not erspart werden und wir davon erlöst sind. Aber das Erlösende ist, dass Jesus uns beisteht und sich in Leiden und Not mit uns solidarisiert. Seine Wort und die Liebe anderer zeigen uns: Wir werden nicht wie Aussätzige an den Rand gedrängt. Jesus nimmt uns hinein in die Gemeinschaft mit Gott, die durchhält und hindurchträgt. Diese Glaubenserfahrung ist für viele wenig spektakulär. Sie hilft aber in Notlagen. Bitte weitersagen!
Christoph Münchow
Wir beten
Guter Gott, Dein Nahesein stärkt uns in schwierigen Lebenslagen. Öffne unsere Herzen, damit wir Deine Hilfe dankbar aufnehmen und weitersagen, wie wohltuend Deine Fürsorge ist. Amen.
Galileo Galilei
Der Fall des genialen Forschers bleibt ein Schandfleck auch nach Rehabilitierung durch die katholische Kirche 1992. Seine Erkenntnisse begründen ein Umdenken. Er sagte: „Ich glaube nicht, dass derselbe Gott, der uns Sinne, Vernunft und Verstand gab, uns ihren Gebrauch verbieten wollte. Daher ist der Friede Gottes in dem Segenswort des Paulus „über
alle Vernunft, aber nicht „gegen" alle Vernunft. Was die Vernunft vermag, können wir im Glauben würdigen und auch kritisch sehen, damit es nur zum Segen und nicht zum Unheil der Menschen wird.
482 † Severin, Glaubensbote in Bayern | 1642 † Galileo Galilei, Naturwissenschaftler
9. Januar
Donnerstag | SA 08:24 SU 16:34 MA 15:15 MU 07:06
Wochenspruch: 1. Johannes 2,8b
Wochenlied: EG 70
Wir lesen Markus 2,1–12
Aufgerichtet durch Vertrauen
Endlich wieder aufrecht stehen, weil die Beine wieder tragen, und neu gehen lernen nach dem Heilen der Knochenbrüche. Was für ein Gefühl! Wir Menschen sind für den aufrechten Gang gemacht, um selbständig und selbstverantwortlich unsere eigenen Wege zu gehen. Wer das nicht kann, weil die Beine zu schwach sind oder der ganze Körper sich nicht aufrichten kann, muss anderen vertrauen, ihrer Hilfe und Unterstützung. So wie der Gelähmte, für den seine Freunde das Dach öffnen und gleichzeitig für die Menschen im Haus den Blick zum Himmel. Der Gelähmte, der von oben herabschwebt, wird gehalten vom Glauben der Freunde und nicht als liegender Bittsteller in den Raum getragen. Zuerst erkennt Jesus diesen Glauben. Dann schaut er in die Herzen der Anwesenden und erst dann auf den Hilfsbedürftigen. Jesus nimmt vom Gelähmten, was den niederdrückt und seine Seele beschwert: Sorgen, Nöte, Ängste, Verzweiflung, Schmerzen, begangene Fehler, misslungene Beziehungen – seine Sünden, die nur Gott kennt und Jesus an Gottes Stelle vergibt. Und den verblüfften, rechthaberisch schweigenden Schriftgelehrten gibt er mit, was auch wir hier lernen: Wie Jesus in die Herzen schaut, sollen auch wir hinsehen und nachspüren, was uns belastet und bewegungsunfähig macht, und vertrauensvoll annehmen, was uns aufrichtet: ein gutes Wort, Mut und der unbedingte Glaube an Gott.
Karin Bertheau
Wir beten
Herr Jesus Christus, Du hast uns ein aufrechtes Leben vorgelebt. Schenke uns Mut und Vertrauen in Deine Nachfolge, in der wir stehen und zu der Du uns befreist und aufrichtest. Amen.
Wilhelm Busch (1832–1908)
Mit spitzem Stift zeichnete Wilhelm Busch die Charaktereigenschaften seiner Protagonisten. Scharfzüngig dichtete er dazu schlichte treffende Verse. Seine weltberühmten Bildergeschichten sind erste Comics, zeitgeschichtliche Zeugnisse und treffende Karikaturen, die nicht nur Hühnerbeine, sondern oft das befreiende Lachen im Halse stecken lassen. Mit schonungslosem Griff in die Mottenkiste der Moral entlarvt er abgrundtiefe Selbstgerechtigkeiten, wie die des Onkels nach dem Ende der nicht so frommen Helene: „Gott sei Dank, ich bin nicht so."
529 Kloster auf Monte Cassino durch Benedikt gegründet | 1548 † Matthäus Zell, Reformator in Straßburg | 1560 † Johann Laski, Reformator in Ostfriesland und Polen (ev. Gedenktag; Sterbetag: 8.1.) | 1908 † Wilhelm Busch, evangelischer Dichter und Zeichner | 1925 Schwarzes Kreuz gegründet | 1939 † Hermann Menge, Bibelübersetzer
10. Januar
Freitag | SA 08:24 SU 16:35 MA 16:12 MU 08:09
Wochenspruch: 1. Johannes 2,8b
Wochenlied: EG 70
Wir lesen Markus 2,13–17
Unsichtbarkeit ist eine Krankheit
Mit gesenktem Blick hören sich die Menschen in der U-Bahn die Geschichte der obdachlosen Frau an: Fehler gemacht, Geld verloren, Drogen genommen. Jetzt versuche sie wieder Fuß zu fassen. Im betretenen Wegsehen der anderen legt eine Frau der Verzweifelten etwas Geld in die Hand und schenkt ihr einen aufmerksamen Blick. – Ob Jesus genau so die eingeladen hat, die zu seiner Zeit unsichtbar und verzweifelt waren? – „Jesus isst sich durch" lautete die Überschrift einer Bibelarbeit zu den Mahlzeiten, an denen Jesus teilnimmt und über die die Evangelisten berichten. Jesus sucht dabei die Gesellschaft ganz unterschiedlicher Menschen. Er lädt sich selber ein bei denen, die ihn nie einladen würden. Ohne Berührungsängste geht er auf die zu, die ihn brauchen als Gesprächspartner und Bindeglied zur Gesellschaft. Er sitzt bei Außenseitern, hört ihnen zu und sie hören vielleicht sogar auf ihn. Er kommt zu denen, die Hilfe brauchen, und zu denen, die es schwer haben mit sich, mit Gott, der Welt und den anderen. Was gegessen und getrunken wird, Tisch- und Speisekultur, sind nicht wichtig. Jesus kennt keine Berührungsängste und beschreibt seine Tischgemeinschaften mit dem Bild des Arztes. Die Krankheiten, die er behandelt, heißen Seelenschmerzen und Ausgrenzung, Geldgier und Gottvergessenheit, und er heilt die Unsichtbarkeit von Außenseitern in der Gesellschaft.
Karin Bertheau
Wir beten
Guter Gott, Du hast uns nach Deinem Bild geschaffen. Manchmal beschädigen wir es, weil wir unseren Nächsten nicht im Blick haben. Lass uns hinsehen, damit wir einander achten. Amen.
Erste Vollversammlung der UNO
Am 10. Januar 1946 trafen sich die Mitgliedsländer zur ersten Vollversammlung der UNO in London. Die Vereinten Nationen verstanden sich als Staatenbund, „künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat". Die Charta der UNO hält die Erinnerung der Zeitzeugen wach und ihre Sehnsucht nach Frieden auf der Welt. Über den Sicherheitsrat hinaus sorgen dafür weitere Programme wie das Kinderhilfswerk, das Welternährungsprogramm oder die Weltgesundheitsorganisation.
um 165 † Karpus und Papylus, Märtyrer in Kleinasien | 1356 Goldene Bulle | 1514 Neues Testament erstmals vollständig gedruckt | 1531 Reformation in England | 1797 * Annette von Droste-Hülshoff, Dichterin | 1890 † Ignaz (von) Döllinger, Theologe | 1946 erste Vollversammlung der UNO
11. Januar
Sonnabend | SA 08:23 SU 16:36 MA 17:22 MU 09:03
Wochenspruch: 1. Johannes 2,8b
Wochenlied: EG 70
Wir lesen Markus 2,18–22
Im Lichtkegel des Neuen
Neue Reifen auf alte Felgen ziehen? Das ist absolut üblich, kann aber schiefgehen, und es ist großes Glück, wenn auf der Autobahn nur die Kontrolllampe angeht. Im Markusevangelium gibt es viele solche Alarmlämpchen. Sie leuchten auf und werden zunächst gar nicht verstanden, denn sie sind nur aus der Rückschau wahrzunehmen. Erst von Ostern aus können sie als Hinweise auf das völlig Neue angenommen werden. Der Text selber bezeugt bereits die neue Zeit und berichtet über Gottes Beziehung zu seinen Menschen, die längst ganz anders ist, als sie noch empfunden wird. Fasten, um Gott näherzukommen, braucht man nicht mehr. Das Befolgen von Regeln und Traditionen als Formen der Ehrfurcht und des Gottesdienstes sind überholt. Sie werden zu Flickwerk, das die Zerreißprobe, die die Dynamik des Neuen an sie stellt, nicht bestehen kann. Gott ist da, mitten unter den Menschen. Hier wird das Alarmlicht des Messiasgeheimnisses zum Scheinwerfer und Lichtkegel: Alle Sehnsucht nach einer heilen Welt und gelingendem Leben ist erfüllt! In der Hochzeitsfeier wird es zentriert. In dieser außergewöhnlichen Situation geht das Alte ins Neue über und wird schließlich abgelöst. So viel Kraft hat dieses Neue, dass es über das Leben hinausgeht, weil es stärker ist als alles, was wir uns vorstellen können. Gottes Gegenwart ist so kraftvoll, dass sie sogar den Tod besiegen wird.
Karin Bertheau
Wir beten
Guter Gott, im Glauben begreifen wir, was wir nur schwer verstehen können. Wir danken Dir für Deine Zuwendung und Liebe, die wir erfahren und spüren können und die uns trägt. Amen.
Gegen jedes Glaubens-Upcycling
Hat sich das damals so kraftvoll Neue bewährt oder betreiben wir heute wieder religiöse Flickschusterei? „Upcycling" nennt sich das Verfahren, bereits vorhandenes Material durch Wiederverwerten wertvoller zu machen. In der Mode leuchtet das ein, hier werden Rohstoffe geschont. In der Inneneinrichtung, wenn Weinkisten Regale ersetzen oder alte Fabriklampen die Küche erleuchten, gilt Upcycling als chic und modern. Jeglichem Glaubens-Upcycling jedoch widerspricht der Markustext. Bei jeder Begegnung fordert er auf zu neuem und lebendigem Glauben.
1546 † Ernst der Bekenner, Förderer der Reformation in Niedersachsen | 1846 erste Allianzgebetswoche | 1943 † Karl Hesselbacher
12. Januar
Sonntag | 1. Sonntag nach Epiphanias
Wochenspruch: Römer 8,14
Wochenlied: EG 410 oder 441
Altes Testament: Jesaja 42,1–9
Epistel: Römer 12,1–8
Evangelium: Matthäus 3,13–17
Wir lesen Psalm 89,1–19
Von Gottes Gnade gehalten
„Von Gottes Gnaden, so haben sich seit Jahrhunderten Kaiser und Könige bezeichnet – und tun es noch heute. Zum Beispiel findet sich auf jeder britischen Münze hinter dem Namen von Königin Elisabeth II. der Zusatz „D. G.
, abgekürzt für das lateinische „Dei Gratia („von Gottes Gnaden
). Weltliche Herrscher geben damit zu verstehen, dass sie ihre Macht nicht dem eigenen Ehrgeiz oder dem Willen des Volkes, sondern der göttlichen Gnade verdanken. – Auch König David hat seine Herrschaft mit der Gnade Gottes verbunden. Gott hatte ihm und seinen Nachkommen das Königtum über Israel anvertraut: „Ich will deinem Geschlecht festen Grund geben auf ewig und deinen Thron bauen für und für (V. 5). Diese Zusage der Gnade feiert der Psalm. – In unserer Demokratie wird Herrschaft nicht mehr mit der Gnade Gottes begründet, sondern mit dem Ergebnis von Wahlen. Doch zumindest beim Amtseid gibt es auch heute noch die Möglichkeit, ihn mit den Worten „so wahr mir Gott helfe
abzuschließen. Wer diese Formel nutzt, gibt zu erkennen, dass die Hilfe Gottes vonnöten ist, um den Aufgaben des Amtes zu entsprechen. – Nach meinem Glauben verdanken wir letztlich alles, was wir sind und haben, der Gnade Gottes. Unser Leben ist nicht unser Verdienst, und was unsere Lebenszeit wertvoll macht, ist nicht käuflich. Gerne stimme ich heute in das Loblied der Gnade ein, das diesen Psalm bestimmt. Ich weiß mich gehalten in den Erfolgen und Misserfolgen meines Lebens. Gerade da, wo ich die Grenze meiner Möglichkeiten und meiner Kräfte bemerke, entlastet mich das Vertrauen auf die Gnade Gottes. Wie oft erlebe ich mein Ungenügen. Doch dann darf ich mich erinnern: Es hängt nicht alles von mir und meinem Tun ab. Entscheidend ist die Zusage Gottes, dass er sich gnädig meinem Leben und dieser Welt zuwendet.
Christoph Meyns
Wir beten
Von Deiner Gnade leben wir, Gott. Lass mich darauf vertrauen an diesem Tag. Du fängst auch heute neu mit mir an, und Deine Liebe hat kein Ende. Ich danke Dir dafür. Amen.
533 † Remigius von Reims, Bischof in Gallien (ev. Gedenktag; Sterbetag: 13.1.) | 1746 * Heinrich Pestalozzi | 1981 † Otto Haendler, evangelischer Theologe und Psychologe | 1928 Lima-Papier
13. Januar
Montag | SA 08:22 SU 16:39 MA 20:03 MU 10:19
Wochenspruch: Römer 8,14
Wochenlied: EG 410 oder 441
Wir lesen Markus 2,23–28
Ein Sonntagsspaziergang mit Miesepeter
Es beginnt mit einem idyllischen Bild. Ein Sonntagsspaziergang. Das Korn ist reif zur Ernte und Menschen laufen frei und ungezwungen durchs Feld. Es ist wie Urlaub, es ist wie Erholung pur, es ist ungezwungener Zeitvertreib. Vom Ähren-Ausraufen wird man doch nicht satt. – Aber schon ist ein Gebot übertreten und es stehen die Miesepeter auf dem Plan. So was macht man doch nicht. Kennen Sie das? – Mit welchen Augen beobachten wir unsere Nachbarn? Was machen diese immer falsch? So gewisse Gewohnheiten, die den unseren widersprechen. Das allgemeine Zusammenleben ist schwer, vor allem, wenn wir uns außerstande sehen, klar zu kommunizieren. Aber es gibt ja auch eine gewisse Befriedigung, sich darüber auszutauschen, mit anderen, wieder über andere, was diese alles falsch machen. Rasenmähen ist da so ein schönes Thema. Laute Musik auch. Über die sogenannte Ruhestörung lässt sich vortrefflich streiten. – In unserer Geschichte treten die Pharisäer als Miesepeter auf und beschweren sich bei Jesus über „seine" Jünger. Da sind sie aber an den Falschen geraten. Kein Getratsche und Geläster, sie werden regelrecht abgewatscht. Da zucke ich schon zusammen, mit welcher Vehemenz Jesus antwortet und argumentiert. Er ist der Herr über den Sabbat, sagt er. Er nutzt eine Lappalie (in meinen Augen) zu einer Kampfansage. War das klug?
Sebastian Sievers
Wir beten
Jesus, unser Herr, wir sollen Deinem Vorbild folgen. So wollen wir versuchen, klar und deutlich für unsere Anliegen einzutreten. Aber das auch freundlich und zugewandt. Amen.
Glockengeläut
Beim Klang der Kirchenglocken wird zwischen liturgischem Läuten und Zeitschlagen unterschieden. Noch gilt das sonntägliche Glockengeläut nicht als Ruhestörung. „Liturgisches Glockenläuten stellt in einem herkömmlichen Rahmen keine erhebliche Belästigung dar. So lautet ein Urteil von 1983. Es steht auch unter dem Schutz des Grundgesetzes, durch die dort verankerte Religionsfreiheit. „Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
Ich vermute, dass wir uns in Zukunft noch auf weitere klangliche stadtrelevante religiöse Bekundungen freuen können.
um 367 † Hilarius von Poitiers, Bischof in Gallien | 1527 Reformation in Schweden | 1823 † Matthias Jorissen, Psalmen- und Liederdichter
14. Januar
Dienstag | SA 08:21 SU 16:41 MA 21:27 MU 10:47
Wochenspruch: Römer 8,14
Wochenlied: EG 410 oder 441
Wir lesen Markus 3,1–6
Gut gegen Böse
Was für ein aggressiver Text! Spüren Sie das auch? Ich würde sie alle zum Therapeuten schicken. Aber würde hier eine Gruppentherapie noch helfen? Es gibt diese Zustände auf der Welt, da werden wir zornig und sind dennoch betrübt, weil wir schier nichts tun können. Wir sehen uns umringt von Menschen mit verstocktem Herzen. Gerade für solche Situationen hat M. Rosenberg seine „Gewaltfreie Kommunikation" entwickelt. Doch nun zu unserer Geschichte. Der Herr über den Sabbat geht also wieder in die Synagoge. Dort wird er schon erwartet, ja, aufgelauert wird ihm im Gebetshaus. Und er ruft ihnen entgegen: Wollt ihr Gutes oder Böses? Der geheilte Mensch scheint nur Kollateralschaden zu sein. Es geht auf Leben und Tod. Warum? Ich frage mich dabei: Geht es eigentlich immer so schnell, dass die Fronten geklärt sind und dass es keinen Ausweg mehr gibt? Jesu Gegner schweigen in der Auseinandersetzung und planen sodann seinen Tod. Aber wir hören auch von seinen Anhängern kein Wort. Ja, es geht auf Leben und Tod. Und im übertragenen Sinne für uns auch. Wie wollen wir leben? Wie treten wir für unsere Werte ein? Wie steht es um unsere Zivilcourage? Aber wichtiger noch: Sind wir bereit, jeweils in eine ehrliche Auseinandersetzung mit unserem Gegenüber zu gehen, in der wir klar unsere Beobachtungen, Gefühle und Bedürfnisse benennen und auch die der anderen hören?
Sebastian Sievers
Wir beten
Jesus Christus, vor Deinen Ansagen schrecke ich oft zurück. Hilf mir dabei, ebenso unerschrocken und fest zu sein, auf dass diejenigen im Zentrum stehen, die wahre Hilfe brauchen. Amen.
Herberge
Meine Lieblingsgeschichte aus M. Rosenbergs Buch „Gewaltfreie Kommunikation ist die seiner Oma, wie sie (vermutlich) einen Landstreicher beherbergte. Er hat daraus ein Gedicht gemacht: „Eines Tages kam ein Mann namens Jesus an die Tür meiner Großmutter. Er bat um ein bisschen was zu essen, sie gab ihm ein bisschen mehr. Er sagte, er sei Jesus, der Herr; sie überprüfte es nicht in Rom. Er blieb mehrere Jahre, so wie manch andere, die kein Zuhause hatten. Es war ihre jüdische Art, wie sie mich lehrte, was Jesus zu sagen hatte.
Orthodoxer Feiertag: Beschneidung des Herrn | 1691 † George Fox, Quäker in England (ev. Gedenktag; Sterbetag: 13.1.) | 1683 * Gottfried Silbermann | 1887 Oberlinhaus Potsdam beginnt die Arbeit an Taubblinden | 1890 † Karl Gerok, religiöser Lyriker | 1892 * Martin Niemöller
15. Januar
Mittwoch | SA 08:21 SU 16:42 MA 22:49 MU 11:10
Wochenspruch: Römer 8,14
Wochenlied: EG 410 oder 441
Wir lesen Markus 3,7–12
Zulauf und Rückzug
Nach der Kampfansage folgt der Rückzug. Dieser gelingt allerdings nicht. Die Massen verfolgen Jesus. Die Herrschenden wollen ihn umbringen, die große Menge braucht ihn. Sein Ruf hat sich verbreitet. Aber nicht der Ruf des Revolutionärs, sondern der des Heilers. Sie kommen von überall her und er heilt und heilt. Auch das ist eine Art bedrückendes Bild für mich: „Sie fielen über ihn her, um ihn anzurühren." Bilder einer ungezügelten Menge fallen mir ein, die alle in eine Richtung drängen. Das Gekreische von Fans, die einen Blick auf ihr Idol werfen wollen, ist da noch das Harmloseste. Es ist doch mehr ein Ausdruck dafür, wie viel Elend herrscht, das gelindert werden will. Und so steigen Bilder auf, vom Gedrängel, wenn ein Hilfstransport in einer eingeschlossenen Bürgerkriegsstadt ankommt oder in einer vom Hunger geplagten Gegend. Es ist und bleibt ein Skandal unserer Welt, dass wir immer wieder Augenzeugen solcher Szenen werden müssen. Unsere politischen Auseinandersetzungen führen zu mehr Elend auf der Welt anstatt zu dessen Linderung. So sehe ich nun auch noch die überfüllten Flüchtlingsboote und, wenn sie gefunden werden, wie die Menschen dann auf einen sicheren Frachter verfrachtet werden. Das ist dann das rettende Schiff, aber die Odyssee ist noch lange nicht zu Ende. – In unserer Geschichte muss ein Boot her, um dem Gedränge zu entfliehen.
Sebastian Sievers
Wir beten
Guter Gott, oft stehen wir hilflos und ratlos vor dem Geschehen in der Welt und fragen uns: warum? Öffne unsere Herzen. Stärke unser Mitgefühl, auf dass auch wir uns anrühren lassen. Amen.
Flüchtlingszahlen
Das UN-Flüchtlingswerk UNHCR teilte Anfang 2019 mit, dass die Zahl der Flüchtlinge 2018 wieder angestiegen ist. Nun sind es 68,8 Millionen. Was sagt es aber aus, dass dieser Anstieg in Deutschland nicht bemerkbar ist? Bei uns sank die Zahl der Asylanträge um 20 Prozent. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 sind 81.800 Anträge auf Asyl verzeichnet worden. Im Jahr 2017 waren es im gleichen Zeitraum 101.000, im Jahr 2016 387.700. Die meisten Flüchtlinge fanden übrigens dem UNHCR zufolge in Entwicklungsländern wie Bangladesch, Uganda und Pakistan Zuflucht.
1919 † Traugott Hahn, Märtyrer in Estland (ev. Gedenktag; Sterbetag: 14.1.) | 1929 * Martin Luther King | 1949 † Jakob Künzler
16. Januar
Donnerstag | SA 08:20 SU 16:44 MA –:– MU 11:31
Wochenspruch: Römer 8,14
Wochenlied: EG 410 oder 441
Wir lesen Markus 3,13–19
Gewaltfreie Weltrevolution
Was für Freunde braucht man, wenn man so einen Weg einschlägt? Jesus hatte zunächst Simon und Andreas berufen. „Menschenfischer sollen sie sein. Wie hören wir dieses Wort, wenn wir an die vergangenen Geschichten denken, in denen er sich mit allen anlegt, insbesondere mit den Herrschenden seiner Religionsgemeinschaft? – Wenn ich mir das ehrlich überlege, dann wird mir angst und bange, denn das ist doch Revolution, und wohin die vielen Revolutionen uns Menschen geführt haben, wissen wir. Wohin führt Jesus? Und was mussten die Menschen an diesem Punkt der Geschichte darüber denken? Ich schrecke eher davor zurück. – Welchen Typ von Männern wählt Jesus also aus und setzt sie zu Aposteln ein? Der Theologe Gerd Theißen hat ein Buch mit dem Titel „Die Jesusbewegung
geschrieben und möchte darin die „Sozialgeschichte einer Revolution der Werte" beschreiben. Am Ende sagt er, dass die Jesusbewegung tatsächlich eine Weltrevolution anstrebte, allerdings soll diese mit gewaltfreien Strategien umgesetzt werden. – Der zornige Jesus setzt sich von Anfang an gegen Gewalt ein. Sein Weg ist ein Weg der Zuwendung zu den Menschen und des Heilens. Dabei scheut er aber keineswegs das klare Wort. Unser christlicher Glaube beruht darauf, dass nach dem blutigen Ende dieser Revolution Gott zu seinem Sohn steht und seinen gewaltfreien Weg zur Veränderung der Gesellschaft weiter fortsetzt. Das haben dann auch die Apostel (in Ansätzen) gelernt. Und wir müssen es auch immer wieder lernen.
Sebastian Sievers
Wir beten
Großer Gott, wir sind keine Revolutionäre. Wir wollen gerne sicher unser Leben leben. Wir wollen es aber nicht auf Kosten anderer leben. So hilf uns, unseren Nächsten auch zu lieben. Amen.
Schnellkurs Gewaltfreie Kommunikation
Gewaltfreie Kommunikation muss man lernen und trainieren. Zentrum ist aber ein ganz simples Vier-Stufen-Schema. Erstens: das genaue Beobachten der Geschehnisse. Zweitens: versuchen zu erkennen, welche Gefühle bei mir durch bestimmte Ereignisse ausgelöst werden. Diese muss ich benennen. Drittens: Hinter den Gefühlen verbergen sich bestimmte Bedürfnisse, welche mein Handeln beeinflussen. Habe ich das Bedürfnis erkannt, geht es im Kontakt mit anderen dann viertens darum, klare Bitten zu formulieren, was mir in der konkreten Situation guttun würde.
1545 † Georg Spalatin, Reformator in Sachsen | 1920 Völkerbund konstituiert | 1987 † Georges Casalis, französischer evangelischer Theologe
17. Januar
Freitag | SA 08:19 SU 16:45 MA 00:09 MU 11:52
Wochenspruch: Römer 8,14
Wochenlied: EG 410 oder 441
Wir lesen Markus 3,20–30
Vergebung annehmen
Jesus hat ein Problem. Seine Familie hält ihn für gestört und die Schriftgelehrten für besessen. So unerhört sind seine Taten und Reden, so provokant ist sein Vollmachtsanspruch. Jesus fügt sich nicht ein in das, was seine Umgebung erwartet und wofür sie Verständnis aufbringen könnte. Vor allem seine Heilungen kann sich niemand erklären. Was Jesus da tut, muss mit dem Teufel zugehen. Dem widerspricht Jesus ganz vernünftig mit unbestechlicher Logik: „Wie kann der Satan den Satan austreiben?" Dabei lässt er es aber nicht bewenden, sondern erklärt seiner Familie, den Schriftgelehrten und allem Volk, dass Gott alle Krankheit heilen könne, zuerst und zuletzt aber die Krankheit der Sünde. – Die Vergebung unserer Schuld ist die Heilung, um die es Jesus geht, durch sie erweist er sich als der Christus. Nur eine Sünde sei nicht heilbar: die Lästerung des Heiligen Geistes. Gemeint ist damit die bewusste Ablehnung der Vergebung. Wer meint, Heilung nicht zu brauchen, in dem wuchert die Krankheit weiter und zieht auch seine Umgebung in Mitleidenschaft. Darum ist für das ganze Neue Testament die Erkenntnis der Sünde so zentral, sie ist die Voraussetzung der Vergebung. Freilich: Auch die Sündenerkenntnis kommt von Gott. In all unserem Tun und Lassen sind wir ganz auf ihn angewiesen.
Annette Weidhas
Wir beten
Barmherziger Gott, schenke uns Einsicht in unsere Begrenztheit und Unvollkommenheit. Habe Geduld mit uns, wenn wir blind sind für das, was wir