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Mit der Bibel durch das Jahr 2019: Ökumenische Bibelauslegungen 2019
Mit der Bibel durch das Jahr 2019: Ökumenische Bibelauslegungen 2019
Mit der Bibel durch das Jahr 2019: Ökumenische Bibelauslegungen 2019
eBook860 Seiten8 Stunden

Mit der Bibel durch das Jahr 2019: Ökumenische Bibelauslegungen 2019

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Über dieses E-Book

Das unverzichtbare Buch für Menschen, die die Bibel lesen und verstehen wollen: Für jeden Tag des Jahres eine Auslegung zum Bibeltext nach dem ökumenischen Bibelleseplan und ein Gebet. Dazu ein Morgen- und Abendgebet für jeden Tag der Woche sowie eine Einführung in jedes behandelte biblische Buch. Seit Jahrzehnten bewährt zum attraktiven Preis.
SpracheDeutsch
HerausgeberKreuz Verlag
Erscheinungsdatum20. Aug. 2018
ISBN9783946905363
Mit der Bibel durch das Jahr 2019: Ökumenische Bibelauslegungen 2019

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    Buchvorschau

    Mit der Bibel durch das Jahr 2019 - Kreuz Verlag

    Mit der

    Bibel

    durch

    das Jahr

    2019

    Ökumenische

    Bibelauslegungen

    Herausgegeben von

    Franz-Josef Bode

    Jochen Cornelius-Bundschuh

    Maria Jepsen

    Paul-Werner Scheele

    Joachim Wanke

    Rosemarie Wenner

    Impressum

    © Kreuz Verlag GmbH, Hamburg 2018

    Alle Rechte vorbehalten

    www.kreuz-verlag.de

    Umschlagkonzeption: wunderlichundweigand

    Umschlaggestaltung: Verlag Herder

    Umschlagmotiv: © tOm15/fotolia

    E-Book-Erstellung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

    ISBN (Print) 978-3-946905-31-8

    ISBN (E-Book) 978-3-946905-36-3

    Inhalt

    Geleitwort

    Hinweise zum Gebrauch dieses Buches

    Jahreslosung und Monatssprüche

    Mit der Bibel durch das Jahr 2019

    Einführung in die biblischen Bücher

    Das Buch Genesis / 1. Buch Mose

    Die Samuelbücher

    Das Buch Ijob (Hiob)

    Das Buch der Sprichwörter / Sprüche Salomos

    Jesaja 40–55 (Deuterojesaja)

    Obadja

    Nahum

    Matthäusevangelium

    Römerbrief

    Philipperbrief

    Jakobusbrief

    Gebete

    Anhang

    Bibelleseplan 2019

    Bibelstellenregister

    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

    Abkürzungen biblischer Bücher

    Quellenverzeichnis

    Liebe Leserinnen und Leser!

    Der Apostel Paulus hatte zwar nicht die treue Leserschaft der ökumenischen Schriftauslegungen in der Reihe »Mit der Bibel durch das Jahr« im Blick, als er an die Christen in Rom diesen Satz schrieb: »Alles, was einst geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch die Geduld und durch den Trost der Schriften Hoffnung haben.« (Röm 15,4) Aber er hätte sicher nichts dagegen gehabt, dass sein Wort vom »Trost der Schriften« für ein Geleitwort eines neuen Bandes dieser bewährten biblischen Lesehilfe verwendet wird. Denn dieses Wort hat auch heute nach vielen Jahrhunderten christlicher Frömmigkeitsgeschichte bleibende Gültigkeit.

    Dankbar übergebe ich im Auftrag der Herausgeber den neuen Jahrgang dieser Reihe allen an der Heiligen Schrift Interessierten, besonders aber auch jenen, die immer wieder in der täglichen Bibellektüre das erfahren, was Paulus bezeugt: Die Bibel ist mehr als eine Quelle der Belehrung. Das ist sie auch, wenn man interessiert und aufmerksam auf diesen Schatz gesammelter Glaubenserfahrungen aus vielen Generationen schaut. Bekanntlich entdecken auch nichtgläubige Menschen, zumal Literaten und Künstler, in der Bibel Menschheitserfahrungen, die bis heute kostbar und für das eigene Nachdenken produktiv sind. Für den gläubigen Menschen ist die Bibel freilich darüber hinaus eine Stimme, die im ganz persönlichen Leben zu einem Dialogpartner werden kann und durchaus fähig ist – manchmal ganz unerwartet –, mich selbst, meine Einschätzungen und Urteile, meine Sicht der Dinge und der Welt infrage zu stellen oder diese tiefer verstehen zu lassen.

    Der hier vorgestellte Jahrgang 2019 enthält wieder biblische Texte unterschiedlichster Art und Herkunft. Nahezu vollständig werden gelesen die beiden Bücher Samuel, das Buch Ijob (Hiob), das Matthäusevangelium und die zwei Paulusbriefe an die Römer und die Philipper sowie der Jakobusbrief. Aus dem Buch Genesis/ 1 Mose wird die Urgeschichte der Schöpfung vorgestellt (Gen 1– 12), In den Tagen des Advent schauen wir auf die »2. Strophe« des Jesajabuches, den sogenannten Deuterojesaja (Jes 40–55) mit seinen Heilsverheißungen. Aber auch die weisheitliche Überlieferung Israels kommt mit Abschnitten aus dem Buch der Sprichwörter zum Zuge. Wahrlich: ein »bunter Strauß« biblischer Texte, die je auf ihre Weise und mit ihren literarischen Stilmitteln aus unterschiedlichsten Zeiträumen das »Gespräch« Gottes mit seinem Volk ins Wort bringen.

    Gern unterstreiche ich auch den ökumenischen Charakter dieser Lesereihe, bei der wie immer dankenswerterweise Autorinnen und Autoren konfessionsübergreifend mitarbeiten. Fünf Jahrhunderte lang hat uns Christen das unterschiedliche Verständnis der Bibel voneinander geschieden. Es ist meine feste Überzeugung: Die Bibel hat auch das Potenzial, uns wieder zusammenzuführen. Denn sie ist »Wort Gottes«, nicht nur Menschenwort. In ihr kommt die hinter und in den Texten verborgene »Melodie« des Evangeliums zu Gehör, die Herzen erwärmen und Biographien verändern kann.

    Die »Melodie« Gottes, die uns die Bibel vermitteln will, besteht nicht aus Buchstaben und Papier. Letztlich ist Jesus Christus selbst das uneinholbare und bleibend gültige Wort des himmlischen Vaters. Ich sage es zugespitzt so: Die Person Jesu Christi ist wichtiger als der Bibeltext. Das mag eine theologische Binsenwahrheit sein, aber im Zusammenhang unserer Frage nach der Bedeutung der Bibel im eigenen Christenleben, im Leben unserer Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften und der Ökumene ist sie von nicht zu unterschätzender Bedeutung.

    Die Bibellektüre will helfen, Jesus Christus immer tiefer kennenzulernen, sich ihm in der eigenen Lebenshaltung anzunähern, ihm, so gut wir es trotz aller eigenen Schwachheit und Hinfälligkeit können, »ähnlich« zu werden, etwa in der Bereitschaft, nicht »für sich selbst zu leben« (Röm 15,3). So mag es mit Gottes Hilfe vielleicht sogar gelingen, andere auf ihn aufmerksam zu machen, aber auch ganz persönlich in diesem für uns »dienstbereiten Herrn« Erfüllung und Seligkeit zu finden. Und das gilt auch für die Lektüre der alttestamentlichen Schriften, die für den Christen das Verständnis dafür wachhalten, dass Jesus aus dem Volk Israel, dem von Gott bis jetzt geliebten Volk der Verheißung, gekommen ist. Darum übrigens sind für uns gläubige Juden nicht Fremde, sondern »ältere Geschwister im Glauben« (Papst Paul VI.).

    Auch die beeindruckende literarische Vielgestaltigkeit der biblischen Zeugnisse aus rund tausend Jahren sollte nicht ablenken von dem, was die Hauptintention der Bibellektüre sein will: in jeder Generation neu die gemeinsame und je einzelne Antwort auf Gottes Anruf, auf seine »Melodie« hervorzulocken, ein »Mit-Einstimmen« in das neue »österliche Lied«, und zwar hier und heute, manchmal kraftvoll und freudig, manchmal auch zögerlich und zweifelnd, aber jeden Tag neu.

    Bischof em. Joachim Wanke

    Hinweise zum Gebrauch dieses Buches

    Die Lesungen des Tages folgen dem Bibelleseplan der »Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen«, den wir in diesem Band abdrucken (ab Seite 440) und worin auch die Zeiten des Kirchenjahres berücksichtigt werden. Ziel des Bibelleseplans ist es, im Laufe der Jahre die wichtigsten Texte der Bibel kennenzulernen.

    Am besten beginnen Sie mit der Lektüre des Bibeltextes selber und legen dazu die Lutherbibel oder die Einheitsübersetzung (am besten in der revidierten Ausgabe von 2016) an einen festen Platz in Ihrer Wohnung. So vorbereitet, greifen Sie zu den Auslegungen im vorliegenden Band, denen ein Gebetstext beigegeben ist.

    Wir haben die Jahreslosung an den Beginn des Bandes gestellt, dort finden Sie auch die Monatssprüche (Seite 11). Die Gebete (Morgen- und Abendgebete) für jeden Tag der Woche wurden für den vorliegenden Band vom »Priorat der Communität Casteller Ring Schwanberg« (CCR) zur Verfügung gestellt (ab Seite 423). Für die Gebete auf dem Lesezeichen habe ich Strophen der Lieder »Die helle Sonn leucht’ jetzt herfür« (EG 437/EM 604) und »Abend ward, bald kommt die Nacht« (EG 487/EM 631) verwendet.

    Im Anhang finden Sie:

    ein Bibelstellenregister (ab Seite 446), welches das Auffinden der Auslegungen erleichtert,

    ein Verzeichnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (ab Seite 450),

    ein Abkürzungsverzeichnis der biblischen Bücher (Seite 454)

    und ein Quellenverzeichnis (Seite 455), in dem vermerkt ist, woher jene Gebetstexte am Ende einer jeden Auslegung stammen, die nicht von den Autorinnen und Autoren selbst verfasst wurden.

    Die Schreibweise der biblischen Namen folgt dem »Ökumenischen Verzeichnis der biblischen Eigennamen« nach den Loccumer Richtlinien.

    Ein langjähriger Autor unserer Ökumenischen Bibellesehilfe, Herr Prälat Prof. Dr. Bernhard Krautter aus Stuttgart, ist am 16. Januar 2018 verstorben. Wir sind dankbar für seine Beiträge, die über viele Jahre unsere Bibellesehilfe bereichert haben. Am 25. Januar hat eine große Gemeinde in einer Eucharistiefeier von ihm Abschied genommen und seiner gedacht mit dem Psalmwort: »Nicht uns, Herr, bring zu Ehren, nicht uns, sondern deinen Namen wegen deiner Huld und Treue.« (Psalm 115,1)

    Für Rückmeldungen zu den Bibelauslegungen sind wir dankbar. Am besten erfolgen diese Rückmeldungen direkt an die betreffenden Autorinnen bzw. Autoren. Hinweise zur Verbesserung unserer Ökumenischen Bibellesehilfe können an die Redaktion erfolgen (Mit-der-Bibel.Redaktion@kreuz-verlag.de).

    Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

    Ihr

    Ulrich Fischer

    Jahreslosung und Monatssprüche

    Jahreslosung 2019

    Suche Frieden und jage ihm nach!

    Ps 34,15 (L=E)

    Monatssprüche 2019

    Januar

    Gott spricht: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.

    Gen 9,13 (L)

    Februar

    Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht

    fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.

    Röm 8,18 (L)

    März

    Wendet euer Herz wieder dem Herrn zu, und dient ihm allein.

    1 Sam 7,3 (E)

    April

    Jesus Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

    Mt 28,20 (L)

    Mai

    Es ist keiner wie du, und ist kein Gott außer dir.

    2 Sam 7,22 (L)

    Juni

    Freundliche Reden sind Honigseim, süß für die Seele und heilsam für die Glieder.

    Spr 16,24 (L)

    Juli

    Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.

    Jak 1,19 (L)

    August

    Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe.

    Mt 10,7 (E)

    September

    Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?

    Mt 16,26 (L)

    Oktober

    Wie es dir möglich ist: Aus dem Vollen schöpfend – gib davon Almosen! Wenn dir wenig möglich ist, fürchte dich nicht, aus dem Wenigen Almosen zu geben!

    Tob 4,8 (E)

    November

    Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.

    Hiob 19,25 (L)

    Dezember

    Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott.

    Jes 50,10 (E)

    Mit der

    Bibel

    durch

    das Jahr

    2019

    Dienstag, 1. Januar (Neujahr)

    Psalm 8

    Gottes Macht – ein Menschenkind

    Es geht um Gottes Macht. Das Lob »EWIGER, unser Herr, wie machtvoll ist dein Name auf der ganzen Erde« steht am Anfang und Ende (V. 2.10), rahmt den Psalm und gibt sein Thema an. Umso überraschender der Inhalt in diesem Rahmen: die Menschenwürde. So lässt schon die Struktur das Wunder ahnen, das der Psalm beschreibt: Macht und Herrlichkeit der biblischen Gottheit ist die Würde der Menschen. Allen Menschen hat Gott Königswürde verliehen, Gestaltungsmacht und Gestaltungsverantwortung übertragen. Was die Neuzeit mit den Begriffen »Menschenrechte und Menschenwürde« benennt, wird entfaltet.

    Die Menschen, die sich zu Wort melden, sehen sich selbst allerdings nicht als kleine Könige. Sie reden in einer Situation der Gefahr. Eine Nachterfahrung wird erzählt. »Mond und Sterne« zeugen davon. »Was sind die Menschen, dass Du an sie denkst?«, fragen sie angesichts der Nacht. Die Unsicherheit ist noch hörbar. Ich könnte auch verloren gehen unter der Weite des Himmels! Aber nein, wir gehen nicht verloren, sondern hören von unserer Würde! Wie kommt das? Warum ist die Reaktion auf das Schauen des nächtlichen Universums nicht: Ich bin bedeutungslos, kann sowieso nichts machen! Weniger als ein Staubkörnchen in der Unendlichkeit bin ich? Weil der Himmel kein leeres Universum ist, sondern spricht: Über deine Majestät wird erzählt über den Himmel hin, so hieß es in Vers 2. Und worin äußert sich diese Majestät Gottes? In einem Schrei um Hilfe (V. 3). Im Schrei von Neugeborenen und Säuglingen klingt Gottes Ruf über Erde und Himmel hin.

    Psalm 8 formuliert den Kern der biblischen Gottesoffenbarung: Gott zeigt sich selbst bedürftig, in den Schwächsten der Gemeinschaft, ein Gegenüber, das nach Liebe und Zuwendung verlangt! Diese Stimme, die wir in den Schwächsten hören, die uns zur Verantwortung ruft, sie wird sich in dieser Welt durchsetzen – so hören wir und sprechen es nach – im aufrechten Gang von Menschen, in unantastbarer Würde.

    KLARA BUTTING

    »Solange es Menschen gibt, werde ich Euch rufen«, hast du versprochen, Gott. Hör nicht auf, uns zu rufen!

    Mittwoch, 2. Januar

    Genesis/1 Mose 1,1–13

    Einführung in das Buch Genesis/1 Mose auf Seite 383 ff.

    Staunen

    Zu Recht wird dieser 1. Schöpfungsbericht (Gen 1,1–2,4a) als einer der schönsten Texte der Weltliteratur gewürdigt. Er ist ein literarisches Kunstwerk: ein kunstvoll gestaltetes Schöpfungslied. Ein Loblied auf den Schöpfer und seine Schöpfung.

    Filigran ist die Erschaffung des Universums und der Welt in das Wochen-Schema, das Sieben-Tage-Schema eingefügt – mit immer wiederkehrenden Formulierungen, die dem Text eine Struktur geben. Am Anfang war das Chaos. Gott ordnet das Chaos durch sein Wort. Er erschafft aus dem Nichts. Allein durch sein Wort wird das Chaos geordnet, wird Leben im Universum, auf der Erde geschaffen.

    Entstanden ist der Text in Babylonien, verfasst durch Priester, denen es ein Herzensanliegen war, dass die verschleppten Israeliten inmitten der von prächtigen Palästen und Tempeln einheimischer Götter geschmückten Hauptstadt Babylon ihren Glauben an den einen Gott Israels nicht verlieren.

    Absicht dieses Schöpfungsliedes ist es nicht, eine naturwissenschaftliche Erklärung der Erschaffung der Welt zu liefern. Absicht ist es auch nicht, eine naturwissenschaftliche Erforschung der Welt zu verhindern. Im Gegenteil! Die Babylonier verehrten Sonne, Mond und Sterne als eigene Gottheiten. Die Verfasser dieses biblischen Schöpfungsberichtes stellen unmissverständlich klar: Sonne, Mond und Sterne sind keine Gottheiten, sie sind »Geschöpfe« Gottes. Und gerade mit dieser Sicht macht dieser Schöpfungsbericht den Weg frei für eine von der Religion unabhängige Erforschung der Natur. Er ermutigt gleichsam dazu, den von Gott erhaltenen Verstand einzusetzen, um die Welt zu erforschen.

    Ziel dieses genial formulierten Schöpfungsberichtes ist es, aus dem Glauben an Gott den Schöpfer heraus den Sinn der Welt begreiflich zu machen und jedem Menschen seinen Platz und seine Verantwortung auf dieser Erde deutlich zuzuweisen. Das ist eine völlig andere Fragestellung als die der Naturwissenschaft. Deshalb sind Glaube und Naturwissenschaft kein Gegensatz!

    NORBERT DENNERLEIN

    HERR, unser Gott, wir danken dir für den Verstand, den du uns gegeben hast. Gib, dass wir ihn einsetzen zum Wohl deiner Schöpfung.

    Donnerstag, 3. Januar

    Genesis/1 Mose 1,14–25

    Von der Dunkelheit zum Licht

    Jeder Schöpfungstag wird mit den Worten beendet: »Es wurde Abend und es wurde Morgen: x Tag.« Die Reihenfolge ist gezielt so formuliert. Sie macht die biblische Sicht deutlich, dass ein neuer Tag am Vorabend beginnt. Für mich ist die Vorstellung, dass der Tag am Vorabend beginnt, zum Symbol geworden für das Leben mit seinen dunklen und hellen Zeiten. Durch die biblische Reihenfolge wird deutlich: Aus der Dunkelheit der Nacht erwächst der neue Tag. Auch wenn es noch dunkel ist, dürfen wir sicher sein: Der neue Tag hat bereits begonnen. Übertragen auf unser Leben heißt das: Auch wenn wir in unserem eigenen Leben aufgrund von Katastrophen gerade Dunkelheit erleben, dürfen wir uns darauf verlassen: Das Neue hat bereits begonnen, auch wenn wir es jetzt noch nicht erkennen können. Oder um es mit einem Sprichwort zu sagen: »Wenn Mitternacht vorüber ist, ist der Morgen nicht mehr fern.« Eine hoffnungsvolle Botschaft für uns selbst und für die Menschen, denen wir begegnen.

    Die Formulierung »Gott sah, dass es gut war« findet sich in unserem Schöpfungsbericht nach nahezu jedem Schöpfungshandeln Gottes. Im Rückblick auf das gesamte Schöpfungshandeln Gottes heißt es sogar: »Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut.« (V. 31) Der Schöpfungsbericht möchte uns dazu motivieren, immer wieder bewusst das wahrzunehmen, was wir sehen: den Himmel und die Wolken, die Sonne und den Mond, die Sterne, die Pflanzen und die Blumen, die Tiere und die Menschen. Wenn wir dies bewusst tun, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Spüren wir Dankbarkeit für das Leben, für die Welt.

    Dankbarkeit ist ein zentraler Faktor für unser Leben! Dankbare Menschen sind glücklichere Menschen. Schöpferisch wirken sie dadurch, dass sie durch die Dankbarkeit, die sie selbst empfinden, anderen Menschen positiv begegnen. Dies wird nicht ohne Folgen bleiben. Denn wer dankbare Menschen erlebt, wird dazu ermutigt, selbst dankbar zu sein und hoffnungsvoll zu denken und zu handeln.

    NORBERT DENNERLEIN

    HERR, unser Gott, der tägliche Wechsel von Dunkelheit und Licht gibt uns Hoffnung für unser eigenes Leben.

    Freitag, 4. Januar

    Genesis/1 Mose 1,26–2,4a

    Verantwortung

    Nachdem Gott alles andere erschaffen hat, erschafft er die Menschen. Zu ihnen hat Gott ein ganz besonderes Verhältnis: »Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn.« Bild/Ebenbild/Abbild Gottes zu sein, bedeutet, dass Gott uns Menschen zutraut, an seinem Schöpfungshandeln teilzuhaben. Denn Schöpfung geschieht nicht ein für allemal. An jedem Tag wird Neues »erschaffen« – auch in unserem ganz persönlichen Verantwortungsbereich. Die Rede vom Menschen als Ebenbild Gottes überträgt uns Menschen besondere Verantwortung für die ganze Schöpfung. Unser von Gott erhaltener Auftrag ist es, verantwortungsbewusst mit der Schöpfung umzugehen. Die Tiere sind nach biblischem Verständnis unsere »Mitgeschöpfe«. Deshalb ist der Begriff der »Mitgeschöpflichkeit« ein zentrales ethisches Leitwort! Oder um es mit Albert Schweitzer zu sagen: »Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das auch leben will.«

    Die Rede vom Menschen als Ebenbild Gottes überträgt uns auch besondere Verantwortung für andere Menschen. Der Text macht unmissverständlich deutlich, dass alle Menschen von Gott ihre Würde erhalten. Und das gilt völlig unabhängig von Nationalität, Hautfarbe, Sprache, Religion oder Konfession.

    Immer wieder ist der Mensch als Krone der Schöpfung bezeichnet worden. Aber nach dem ersten Schöpfungsbericht ist die Krone der Schöpfung der siebte Tag, den Gott heiligte, der Ruhetag. Er ist das letzte Werk Gottes. Der Ruhetag als die Harmonie zwischen Gott und allem Kreatürlichen ist die Krone der Schöpfung. Das ist das »Alleinstellungsmerkmal« des jüdischen Volkes! Die Israeliten waren die Ersten und Einzigen in der damaligen Zeit, in deren Religion dieser Ruhetag fest verankert war. Die Christen haben die hohe Bedeutung des Ruhetages vom Judentum übernommen. Für uns Christen ist der Sonntag der wöchentliche Ruhetag – als Zeit für Gott, Familie und Freunde und für uns selbst. Ihn so zu achten ist eine lebenslange Herausforderung.

    NORBERT DENNERLEIN

    HERR, unser Gott, wir danken dir, dass du uns jede Woche einen Ruhetag geschenkt hast, an dem wir neu Kraft schöpfen können für unser Leben.

    Samstag, 5. Januar

    Genesis/1 Mose 2,4b–17

    Zweite Schöpfung

    Die Schöpfungsgeschichte zum zweiten Mal erzählt, nur anders: Es gibt noch nichts Grünes auf Erden, kein Gras, kein Kraut, keinen Strauch, alles ist trocken. Es ist die Zeit vor dem großen Regen, der alles wachsen lassen wird. Alles hat Durst nach Gott. Und dann endlich das Wasser, ganz leise, wie von innen. Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber übersetzt »Aus der Erde stieg da ein Dunst«, die Bibel in gerechter Sprache spricht von einem »Quell«, bei Martin Luther ist es der »Nebel«, der aufsteigt aus der Erde und das Land feuchtet. Dies leichte, gluckernde, feingespinstige Kommen des Wassers ist der Impuls für alles Weitere. Jetzt greift Adonaj, der Herr des Lebens, in den Acker, formt daraus den Menschen und bläst ihm den Atem ein. Danach pflanzt er einen Garten für dieses, sein neues Erdwesen, und nun beginnt auch schon das große Wachsen und Grünen und Blühen um den Lebensbaum herum. Von hier aus entspringen die Flüsse der Welt, die den Erdkreis in alle Richtungen durchströmen und das Leben bringen und dazu noch alle Schätze, die vom Wasser mitgetragen werden.

    Wann ereignet sich Schöpfung? Ich denke an den Tag, als ich die Stille der Natur kennenlernte. Es war an einem See im Norden Finnlands. Angekommen nach langer Fahrt, im Gepäck viele Bücher, Uniskripte, Malstifte, Ideen für eine Woche Zeit im Kloster. Und dann vergaß ich das alles und saß einfach nur still an diesem kleinen See. Nur das Summen der Insekten, nur das bisweilige Blöken einiger Schafe und sonst nichts an diesem finnischen Sommerabend, ewig lange hell und still. Und ich tauchte meine Hand in das Wasser und schaute, wie das Licht sich in konzentrischen Kreisen fortsetzte bis an die Ränder, und ich war Teil von alledem.

    Wann ereignet sich Schöpfung für mich? Wann werde ich darin zum Menschen, meiner selbst bewusst? Vielleicht dann, wenn ich meinen Durst nach Gott spüre, so wie die Erde das Wasser braucht und die Seele die Stille.

    KIRSTIN FAUPEL-DREVS

    Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen am Himmel hell und klar. Der Wald steht schwarz und schweiget, und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar.

    Sonntag, 6. Januar (Epiphanias)

    Psalm 72

    Psalm utopia?

    Liegt uns mit Psalm 72 nicht ein »Psalm utopia« vor? Wo in aller Welt findet sich ein König, der nach Recht und Gerechtigkeit regiert, für den Frieden kämpft, dem Elend ein Ende bereitet, sich auf die Seite der sozial Schwachen stellt und alle, die andere über den Tisch ziehen, zur Rechenschaft zieht? Ist die Existenz eines solchen Königs nicht genau so utopisch wie die »Heiligen Drei Könige«, von denen niemand genau sagen kann, ob sie jemals gelebt haben? Wer von der Welterfahrung ausgeht, mag sich in solchem Skeptizismus bestätigt fühlen. Wer jedoch eine Gotteserfahrung machen und Gott als den großen, wegweisenden König seines Lebens erfahren durfte, sieht Psalm 72 als »utopia realis«.

    Wenn stimmt, wonach jedes Volk den König (die Regierung) hat, den (die) es verdient, dann liegt in diesem Königsbild auch eine Aufforderung an das Volk, sich aus ganzem Herzen und aktiv für Frieden, Recht und soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Die Hände faul in den Schoß zu legen und von der Politik und ihren »Königen« die Lösung aller anstehenden Probleme zu erwarten, hat die Welt noch nie vorangebracht. Frieden, Recht und Gerechtigkeit beginnen bei und mit jedem Einzelnen.

    Deutet man den Psalm christologisch, so kann man sagen, dass am heutigen Tag im Kind von Betlehem dieser König vor den drei Weisen aus dem Morgenland und damit vor wichtigen Repräsentanten der damals bekannten Welt erschienen ist. Doch mit ihm zieht nicht automatisch Recht und Gerechtigkeit auf dem Erdball ein; vielmehr erwartet er unser, der Menschen ernsthaftes Mittun. An unserer Haltung ihm gegenüber, an unserem Ernstnehmen seiner Person und Botschaft soll die Welt erkennen, dass er die Nummer Eins in unserem Leben ist und wir von ihm das erwarten, was die Welt und wir selbst aus eigenen Kräften nicht zu geben vermögen. Doch mit seiner Hilfe und kraft unseres Mitwirkens steht der Welt jenes Tor offen, durch welches Frieden, Recht und soziale Gerechtigkeit einziehen können. Am Beginn eines neuen Jahres haben wir die Chance, dieses Tor weit aufzustoßen.

    BERNHARD KIRCHGESSNER

    Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels!

    Montag, 7. Januar

    Genesis/1 Mose 2,18–25

    Sehnsucht und Erfüllung

    »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.« Als ein Motto geht diese Feststellung Gottes dem Text voran und mündet in seinen Vorsatz: »Ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.« Nicht, dass er es nicht schon versucht hätte. Er hatte den Menschen aus Erde vom Acker gemacht und ihm später die mannigfaltigsten Wesen aus selbigem Stoff zugeführt. Aber sie waren nicht wirklich von seiner Art. Und so war der Mensch im Gewimmel der Tiere allein geblieben. Zwar hatte er sie bezeichnet, aber es gab kein Gespräch zwischen ihnen und ihm. Einsam war er im Paradies. Er sehnte sich nach Seinesgleichen. Vielleicht haben wir ihn deshalb noch kein einziges Mal reden gehört. Ihm fehlte ein Gegenüber, in dem er sich selbst und die Welt, in die er gesetzt war, erkennen konnte. »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.« Gott hatte verstanden. Und als der Mensch schließlich erwacht war aus tiefem Schlaf, und sah, was sein Schöpfer ihm brachte, da hörte Gott seinen Freudenruf: »Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch.«

    Im Sog dieses Jubels bietet der Text uns Einsichten an. Antwort auf Fragen, die am Grund der Geschichte liegen und die so alt wie die Menschheit sind: Weshalb verlassen die Kinder das Haus, gehen fort von Mutter und Vater, sobald sie erwachsen geworden sind? Warum krümmen sich Frauen im Schmerzweh, wenn sie ein Kind zur Welt bringen? Wozu so viel Mühe und Plage um tägliches Brot? Weshalb ist Furcht in der Welt? Warum gibt es das Gute, aber das Böse auch? Und warum am Ende den Tod? Es scheint leicht zu sein, die alte, scheinbar naive Geschichte milde zu belächeln, sie nicht gelten zu lassen. Aber das hält sie aus. Ihr Format ist von Dauer. Sie erzählt davon, wie der durch Gott geschaffene Mensch zur Entstehung gelangt.

    ANGELIKA LEONHARDI

    Morgenglanz der Ewigkeit, Licht vom unerschöpften Lichte, schick uns diese Morgenzeit deine Strahlen zu Gesichte und vertreib durch deine Macht unsre Nacht.

    Dienstag, 8. Januar

    Genesis/1 Mose 3,1–13

    Zwischen den Zeilen

    Die Geschichte hatte ein glückliches Ende gefunden. »Sie waren nackt und schämten sich nicht.« Lüge, Angst, Täuschung, das gab es nicht unter den Menschen. Paradiesisches Leben. Im Schwenkblick nur und gänzlich unvermittelt kommt in Sicht, was hier nicht wirklich hingehört. Bedrohlich windet sich ein Schlangentier in die noch unversehrte Szene. Gott hatte nicht nur jenen Baum mitten im Garten aufgestellt, da, wo er wirklich nicht zu übersehen war. Er hatte auch ein Tier geformt, viel »listiger« als alle anderen. Was für ein Licht wirft das auf ihn? Ist ihm zu trauen? Führt er die Menschen in Versuchung? Ist er nur einfach arglos? Oder hat uns der Text eine Spur gelegt, die Gott als einen anderen zeigt?

    Vibriert unter den feinsten Andeutungen des Textgewebes das Wagnis des zur Mündigkeit bestimmten Menschen? Gottes Gegenüber. Denn so, wie wir immer schon ahnen, dass die verbotene Tür nur dafür da ist, aufgetan zu werden, so wissen wir, dass jener Baum betastet werden wird. Und so vermuten wir auch, dass die Schlange den Prozess vorantreibt. Heimtückisch fragend pirscht sie sich an. Zwar wird sie auf das Tabu verwiesen, die Mitte des Gartens, aber sie hat nicht den Standort des Baumes im Sinn. Sie kennt seine Wirkung: Baum der Erkenntnis. Werden wie Gott. Welche Verlockung! Und so entfacht sie im züngelnden Spiel mit der Wahrheit unbändige Lust, die verbotenen Früchte zu schmecken, »und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren«. Tief lässt uns der Text in die Dynamik des Erkennens schauen. Zum allerersten Mal verstecken sich die Menschen, auch vor Gott. Nicht aus schlechtem Gewissen, sondern vielmehr, weil sie sich nackt fühlen. Angreifbar, schutzbedürftig sind sie geworden. Und Gottes großes Erschrecken steht zwischen den Zeilen geschrieben: »Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?« Unaufhaltsam rollt die Welle des Verrats von einem zum anderen. Noch vor der Vertreibung beginnt der Paradiesgarten zu welken.

    ANGELIKA LEONHARDI

    Deiner Güte Morgentau fall auf unser matt Gewissen; lass die dürre Lebens-Au lauter süßen Trost genießen und erquick uns, deine Schar, immerdar.

    Mittwoch, 9. Januar

    Genesis/1 Mose 3,14–24

    Am Übergang

    Wie an einer Kausalkette reiht Gott die Strafen auf, die er über die Menschen verhängt. Der Text nimmt sich Zeit, um das Strafmaß zu schildern, und er führt es auf eine erste Ursache zurück: Sünde. So mindestens kennen wir es aus einer langen christlichen Deutungstradition. Noch in der Überschrift wird sie erkennbar. Augustin, der große Theologe der Westkirche, führt seine Erbsündenlehre, die besagt, dass der Mensch als Sünder zur Welt kommt, auf diese Geschichte zurück. Aber der Text ächzt unter der Last solcher Zuschreibung. Sie hat zu seiner Verengung geführt und in der Folge zu einer unerhörten Geschichte von Denunziation und Schuldzuweisung, insbesondere gegenüber Frauen. Der Textinhalt rechtfertigt das nicht.

    Aber – erzählt die Geschichte denn nicht von Sünde? Das Wort selbst kommt an keiner Stelle des Textes vor. Man kann es an den Handlungen ablesen. Jedoch eine Auslegung, die sich auf diesen Aspekt fokussiert, ihn darauf reduziert, wird dem komplexen Kosmos dieser alttestamentlichen Urgeschichte kaum gerecht. »Versteh mich nicht zu schnell«, scheint sie zu sagen und lockt uns zum näheren Hinsehen. Vielleicht, dass wir die Liebesgeste bemerken, die, unter der Wucht der Androhungen, geschieht. Diese anrührende Szene, die sich der Erkenntnis verdankt und die es ohne Gott nicht gäbe: Adam schenkt der Frau an seiner Seite einen Namen, der schöner kaum sein könnte: Eva, Mutter des Lebens. Ein Name, der vorausschaut, tauglich für draußen, vor dem Paradies. So wie die Felle, die Gott den schutzbedürftigen Menschen gemacht hat. In seinen Gedanken aber, die um den Baum des Lebens kreisen und die Vertreibung der Menschen begründen, flackert eine bestürzende Fragilität auf. – Nur der eben vergebene Name zeigt weiter hinaus, ins Leben. Etwas Neues hat begonnen. Und manchmal leuchtet uns darin noch immer das verlorene Paradies auf.

    ANGELIKA LEONHARDI

    Gib, dass deiner Liebe Glut unsre kalten Werke töte, und erweck uns Herz und Mut bei entstandner Morgenröte, dass wir, eh wir gar vergehn, recht aufstehn.

    Donnerstag, 10. Januar

    Genesis/1 Mose 4,1–16

    Jenseits von Eden

    Eva und Adam sind aus dem Paradies vertrieben. Mit diesem Zeitpunkt beginnt das Leben der ersten biblischen Familie: Die beiden Söhne Kain und Abel werden geboren. Beide üben später dann einen Beruf aus und bringen Gott ein Opfer dar. Doch damit haben die Gemeinsamkeiten auch schon ihr Ende. Gott sieht auf Abel und sein Opfer. Und derselbe Gott lehnt Kains Opfer ab. Warum? Wir erhalten darauf keine Antwort. Gott trifft hier eine Entscheidung, die der Mensch nicht nachvollziehen kann.

    Gott reagiert auf Kains Verstimmung. Gott macht Kain klar: Du musst akzeptieren, dass ich Abels Opfer – anders als deines – gnädig angenommen habe. Oder du bist in Gefahr, eine Sünde zu begehen. Sich gegen Gottes Entscheidung aufzulehnen, ist Sünde. Die erlebte Enttäuschung mit dem Mitmenschen – und nicht mit Gott – auszuhandeln, ist Sünde.

    Kain geht den Weg der Sünde und schlägt Abel tot. Eifersucht und Wut auf den jüngeren Bruder waren im Spiel. Warum? Warum hat Gott Abel nicht beschützt? Gott stellt Kain zur Rede. Kain streitet ab. Gott verflucht ihn. Da realisiert Kain sein Schicksal und bittet Gott um Hilfe. Er befürchtet, nun auch ermordet zu werden. Doch Gott schützt ihn. Gott ist gegen die Todesstrafe. Auch das Leben eines Mörders ist in Gottes Hand.

    Kain zieht dann nach Nod, was auf Deutsch »Unstetigkeit« bedeutet. Nod liegt jenseits von Eden. Für ihn gibt es eine Zukunft, wenn auch eine unstete. Nicht jedoch für Abel, der sich nichts hat zu Schulden kommen lassen. Außerhalb des Paradieses begegnet Schmerz. So mancher Hilfeschrei bleibt ungehört. Manche Menschen bleiben auf der Strecke. Eva und Adam bekommen später noch einen Sohn, Set – »für Abel, den Kain erschlagen hat« (Gen/1 Mose 4,25). Mit Set geht die erste biblische Familiengeschichte weiter. Da ist Hoffnung.

    EVELINA VOLKMANN

    Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. Du aber bist heilig, der du thronst über den Lobgesängen Israels. Unsere Väter hofften auf dich; und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.

    Freitag, 11. Januar

    Genesis/1 Mose 6,5–22

    Noach: Er wird uns trösten

    Nun heißt es nicht mehr: Und Gott sah, dass es gut war. Die gute Schöpfung hat sich in ihr Gegenteil verkehrt. Gott sieht, dass sie böse ist. Bosheit, Frevel und Gewalt stehen auf der Tagesordnung. Die Menschen sind hoffnungslos verdorben. Kain hat Abel ermordet (4,8). Lamech hat sogar zwei Menschen getötet (4,23). Wer weiß, was noch alles geschehen ist.

    Gott beschließt den Untergang. Er bereut seine Schöpfung. Er will alles vertilgen. So hat er sich das nicht vorgestellt. Hier redet die Bibel sehr menschlich von Gott. Vielen kommt Gottes Verhalten grausam vor. Doch in Gottes Bereuen ist schon sein Trost enthalten! Bereuen und trösten sind im Hebräischen ein und dasselbe Wort. Gott hat also schon den Trost vor Augen, als er die Ausrottung beschließt. So grausam sich der Mensch auch verhält, Gott hält zu ihm.

    Zunächst hält er zu der einen tröstlichen Ausnahme, die er auf Erden findet, zu Noach. Noach ist fromm, ohne Tadel. Er wandelt mit Gott. Noach wird im Verderben der tröstliche Rettungsanker. In der hebräischen Bibel liegt hier (5,29) ein Wortspiel vor: »Noach, er wird uns trösten.« Der Name Noach und das hebräische Wort für Trost klingen sehr ähnlich. Das Vorzeichen für alles, was Noach tut, ist also der Trost Gottes. Und Noach hat viel zu tun:

    Einen großen Kasten soll er bauen, einen Schutzraum für Noachs Familie und für die Tiere. Auch Nahrung für Mensch und Tier wird mit in die Arche genommen. Denn Gott wird eine Sintflut schicken, eine Flut, die überall auf der Erde sein wird. Noch bevor die Flut einsetzt, kündigt Gott an, dass er mit Noach einen Bund schließen will. Hier begegnet in der Bibel das erste Mal das Wort »Bund« für die besondere Beziehung zwischen Gott und Mensch. Schon hier ist herauszuhören: Die Sintfluterzählung verbreitet keine Weltuntergangsstimmung. Das Leben wird weitergehen – in einer Welt, die nicht vollkommen ist. In einer Welt, wie wir sie bis heute kennen. Das ist Gottes Plan.

    EVELINA VOLKMANN

    Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.

    Samstag, 12. Januar

    Genesis/1 Mose 7,1–16

    Und dennoch: Gott bewahrt seine Schöpfung

    Noach sagt in der Sintflutgeschichte kein einziges Wort. Aber er ist gehorsam. Er wird zusammen mit seiner Familie gerettet, um einen wichtigen göttlichen Auftrag zu erfüllen. Er soll die Arche mit Leben füllen. Das menschliche Leben soll noch einmal von vorn anfangen.

    Im Talmud wird diskutiert, warum ausgerechnet Noach als gerecht gilt. Ein Rabbi sagt: Noach wird deshalb von Gott ausgewählt, weil es eine ausgesprochen große Herausforderung ist, freundlich, wahrhaftig und aufrichtig zu sein, wenn für alle anderen Verachtung, List und Willkür das Normale sind. Noach habe dieser Herausforderung entsprochen.

    Noach soll außer seinen Söhnen und Schwiegertöchtern Tiere mit in die Arche nehmen, immer paarweise. So wird die Arche zu einer Miniaturwelt. Als solche wird sie die gefährliche Flut überstehen. In der Arche sind Frau und Mann. Der Fortbestand der Menschheit ist damit gesichert. In der Arche sind weibliche und männliche Tiere. Auch diese werden sich vermehren. Die Schöpfung geht nicht unter. Obwohl dann die große und starke Sintflut kommt: Regen vom Himmel. Dazu Wasser von unten: Die Brunnen der Tiefe tun sich auf.

    Es steht sogar genau da, wie lange diese Flut dauern wird: 40 Tage und Nächte (V. 4). An anderer Stelle werden 150 Tage genannt (V. 24). Das ist lang. Wichtiger als die unterschiedlichen Zeitangaben ist aber, dass diese Phase auch ein Ende hat. Die von Gott geschaffene Welt bricht nicht völlig ein. Nur für einen von Gott selbst begrenzten Zeitraum kann sie ihrer Aufgabe, Mensch und Tier eine Lebenswelt zu bieten, nicht entsprechen.

    Gott schließt übrigens selber die Arche zu – ein wunderschönes Bild dafür, dass er diesen Minikosmos während der schrecklichen Flut nicht aus den Augen verlieren wird.

    EVELINA VOLKMANN

    Der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, dass es bleibt immer und ewiglich. Mit Fluten decktest du es wie mit einem Kleide, und die Wasser standen über den Bergen. Aber vor deinem Schelten flohen sie, vor deinem Donner fuhren sie dahin. Du hast eine Grenze gesetzt, darüber kommen sie nicht und dürfen nicht wieder das Erdreich bedecken.

    Sonntag, 13. Januar

    Psalm 71

    Da gehör’ ich hin!

    Es ist immer wieder erstaunlich: Sind viele biblische Texte meinen Schülerinnen und Schülern beim ersten Lesen fremd, tauchen sie ganz anders in die Welt der Psalmen ein. Sie entdecken in den Sprachbildern vieles, was auch ihre Lebenswelt beschreibt: Schutz zu finden, einen sicheren Ort zu haben, sich verlassen zu können auf jemanden. Sehnsüchte, die die Jugendlichen teilen – und nicht nur sie.

    Der »Mehrgenerationen-Psalm« holt uns alle ab. Gott als Fels, Gott als Burg, diese Bilder sprechen für sich, sie brauchen keine weiteren Erklärungen. Der Betende hat Gott als seinen Zufluchtsort erfahren. Seit seiner Geburt fühlt er sich aufgehoben bei dem Einen und vertraut auch darauf, dass er Gott an seinem Sterbebett an der Seite haben wird.

    Dazwischen ereignet sich Leben. Und das ist vielfältig. Da gibt es die frühen Erfahrungen des Geborgenseins, hoffentlich bei Eltern, die ihr Kind lieben. Da gibt es die ungestümen Jugend- und Erwachsenenjahre, die oft geprägt sind von Auseinandersetzung um den richtigen Weg, um Ideale, um Glauben. Abschätzige Gedanken und Missgunst können sich einschleichen. Und da gibt es die Weisheit des Alters, die gerne ihre Einsichten und Überzeugungen an die nächste Generation weitergeben möchte.

    Vielfältiges Leben, und der Psalmist ist überzeugt: Gottes Zuwendung begleitet alle Lebensphasen. Sie sind getragen von seinen Wohltaten, von seiner Kraft und vor allem von seiner Gerechtigkeit. Gerade Gottes Gerechtigkeit ist zentral, sie meint Gottes Eintreten für alle, die in Not und Armut, die in ausweglosen und elenden Strukturen leben müssen. Diese Menschen stehen im Mittelpunkt. Ihnen gilt die erste Fürsorge Gottes, sie liegen ihm besonders am Herzen. Unter seinem liebenden Blick dürfen sie leben, dürfen sie aufleben. Und dann mit allen einstimmen in den Dank und das Jubilieren, das hoffentlich vielstimmig und laut und fröhlich erklingen wird.

    CHRISTINE WOLF

    Gott, mein Fels und meine Burg, deine Gerechtigkeit hast du mir geschenkt. Hilf mir nun, fröhlich meinen Glauben zu leben und anderen davon zu erzählen.

    Montag, 14. Januar

    Genesis/1 Mose 7,17–24

    Sich berühren lassen

    Ein gewaltiges Drama spielt sich vor unseren Augen ab: In unvorstellbarem Ausmaß schwellen die Wassermassen an und bedecken Zug um Zug die gesamte bewohnte Erde. Unwillkürlich muss ich an den amerikanischen Spielfilm Titanic denken: auch dort stetig steigendes Wasser, Zentimeter um Zentimeter. Wie das Wasser, so wächst auch die Spannung: Wird »Leo« es schaffen, einen Ausweg aus der verschlossenen Kabine zu finden?

    Hingegen bleibe ich beim Lesen dieses Bibeltextes seltsam distanziert. Ich frage mich, warum das so ist. Die Katastrophe ist um ein Tausendfaches furchtbarer – wird hier doch die Vernichtung der damals bewohnten Welt nachgezeichnet. Erst nach und nach wird mir klar: Mir fehlt das, was menschliches Zusammenleben ausmacht. Viel lieber, als den exakten Wasserstand zu kennen, möchte ich wissen: Wie geht es der Familie, die auf engstem Raum aufeinanderhockend das Ende der Flut abwartet? Ihre Gedanken kennen: Wann hört es auf zu regnen? Reicht unser Essen? Sind wir am Ende der Flut überhaupt noch am Leben?

    Geschweige denn das Mit- oder vielmehr Durcheinander all der Tiere, die in freier Wildbahn häufig einander Jäger und Gejagte sind – hier notgedrungen zusammengepfercht ausharren müssen.

    Nicht gerade mit Bildern von einer allumfassenden Sintflut, aber doch mit Bildern von unvorstellbarer Gewalt werden wir Tag für Tag in den Medien konfrontiert. Ich möchte dabei nicht nur »Zuschauer, Zuschauerin« sein – innerlich unbeteiligt und distanziert. Ich möchte mich berühren lassen von dem täglichen Unheil und möchte das Meinige dazu beitragen, dass das Leiden dieser Welt gemindert wird.

    ULRIKE KOERTGE

    Selig sind die, die für den Frieden arbeiten, denn sie werden Töchter und Söhne Gottes heißen. Gott, lass mich angesichts der Bilder von Leid und Zerstörung, von Kriegen und Gewalt nicht unberührt bleiben. Mach mich empfindsam für die Not und lass mich für den Frieden arbeiten.

    Dienstag, 15. Januar

    Genesis/1 Mose 8,1–12

    Kommt ein Vogel geflogen, setzt sich nieder …

    Wie die Erschaffung der Welt, so gehört auch die Erzählung von einer gewaltigen, allvernichtenden Flut zum fundamentalen Kulturgut der Menschheit. Überall auf der Welt wurde sie als Archetyp einer Menschheitskatastrophe erzählt: in allen Erdteilen, in unterschiedlichen Kulturen und unterschiedlichsten Ausprägungen. Das Gilgamesch-Epos ist wahrscheinlich die uns bekannteste Parallele. Ihnen allen gemein ist die menschliche Urerfahrung, Gefährdung und Gefahr ausgesetzt zu sein – und sich zugleich gehalten zu wissen.

    So unterschiedlich in den Parallelerzählungen die Ausprägungen der Flutgeschichte sind, so interessant ist die Tatsache, dass sich das Vogel-Motiv nahezu überall wiederfindet. Im Altertum war es in der Schifffahrt gängige Praxis, Vögel während der Seefahrt zur Orientierung zu nutzen: In einer Zeit, in der ein Kompass noch unbekannt war, ließ sich aufgrund ihres Flugs die Richtung landeinwärts bestimmen. Mir wird klar, wie tiefgreifend die Verbindung zwischen Vögeln und uns Menschen ist. Nicht nur, dass zahlreiche Vogel-Lieder unser Liedgut bevölkern. Vielmehr gilt die Taube als Symbol des Friedens und gelten in der Frühe zwitschernde Vögel als Boten für neu erwachendes Leben schlechthin.

    Noachs Agieren geht in dieser Episode weit über das eines geübten Seemannes hinaus. Zwar bedient er sich des Flugs der Vögel, um daraus Erkenntnisse abzuleiten. Doch weit darüber hinaus wirkt er liebevoll und fürsorglich, nahezu väterlich und mütterlich: Sorgsam streckt er der Taube seinen Arm entgegen und nimmt sie wieder in die Arche auf. Ihm ist bewusst, dass Menschen abhängig sind – abhängig voneinander und von der Natur. Es bedarf einer Vielzahl von Lebewesen, um die Erde (neu) zu bevölkern und für ein ausgewogenes Gleichgewicht zu sorgen.

    ULRIKE KOERTGE

    Eine tiefe Weisheit um Beziehung, Aufeinander-Angewiesen-Sein und Fürsorge spiegelt sich in unseren Vogel-Liedern. Lass uns nicht nutzenorientiert mit der Schöpfung umgehen; sondern lass sie uns wertschätzen im Wissen darum, dass wir aufeinander angewiesen sind.

    Mittwoch, 16. Januar

    Genesis/1 Mose 8,13–22

    Ende gut, alles …?

    Geschafft! Ich stelle mir die kleine Schar von Menschen vor, wie sie aus der Arche klettern, wie sie ihre Arme dehnen und ihr Gesicht gen Himmel strecken. Endlich wieder Luft! Endlich wieder Licht! Und die Tiere erst! Übermütig machen die Ziegen Luftsprünge und liefern sich die Schafe ein Wettblöken. Die Vögel fliegen ihre schönsten Kapriolen, bevor sich dann alle gemächlich auf den Weg machen und in vier Himmelsrichtungen zerstreuen.

    Was hätten Sie an Noachs Stelle zuallererst getan? Holz gesammelt, um sich mit einem Feuer zu wärmen … oder um sich ein Dach über dem Kopf zu zimmern? Noachs Familie war sich bewusst, wem sie ihre Rettung verdankte. Ihre erste Tat bestand deshalb darin, einen Altar zu bauen, um Gott mit einem Opfer zu danken.

    Dank-Opfer: So wird in manchen Kirchengemeinden die Kollekte noch genannt, die während des Gottesdienstes gesammelt wird. Die Gottesdienstfeiernden sollen sich dadurch nicht von Fehlern oder Vergehen freikaufen, sondern wollen damit ihren Dank für Bewahrung und Behütetsein zum Ausdruck bringen. Ein guter Brauch, der biblische Vorbilder hat.

    Ist das das Ende der dramatischen Sintflut-Erzählung? Happy-End und alles wird gut? Nein. Das Ziel der Flutgeschichte liegt nicht im Ende der Flut, sondern in der Festsetzung, dass die Menschheit nicht mehr vernichtet werden soll – trotz der Schuld, die Menschen zweifellos auch in Zukunft auf sich laden werden. Und sie gipfelt in der Verheißung, dass nicht aufhören werden Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Für mich eine der schönsten Verheißungen der Bibel. Besagt sie doch, dass wir uns dem vertrauten Lebensrhythmus zuversichtlich anvertrauen dürfen. Und dass Neuanfänge – auch nach Fehlern und Schuld – immer wieder möglich sind.

    ULRIKE KOERTGE

    Menschliche Existenz ist nie frei von Schuld. Trotzdem dürfen wir uns dem Rhythmus des Lebens zuversichtlich und froh anvertrauen. Dies ist uns zugesagt, und dafür danken wir dir.

    Donnerstag, 17. Januar

    Genesis/1 Mose 9,1–17

    Schrecken, Rechenschaft und Regenbogen

    Ein Neuanfang. Die Flut ist vorbei. Was kommt dann? Segen. Wenn es nur so einfach wäre! »Furcht und Schrecken vor euch soll sich auf alle Tiere der Erde legen, auf alle Vögel des Himmels, auf alles, was sich auf dem Erdboden regt, und auf alle Fische des Meeres.« (V. 2) Es gibt Menschen, die stoßen sich an solchen Bibelstellen. Zu Recht. Denn nie waren solche Worte wahrer also heute. Ich muss gar nicht den widerlichen Begriff von der industriellen Fleischproduktion bemühen; selbst Tiere, die scheinbar sicher vor uns waren, Vögel und Fische, sind es nicht mehr dank Ölpest und Plastikmüll im Ozean.

    Doch so wollte Gott das nicht. Dessen bin ich mir sicher, weil noch zwei Dinge im Text folgen: Rechenschaft und Regenbogen. Gott fordert Rechenschaft für vergossenes Blut, wohlgemerkt zwar nur für das Blut des Menschen. Aber er verbietet jeden Blutgenuss, weil für orientalische Menschen das Blut der Sitz des Lebens war – und Herr über das Leben sind weder Tier noch Mensch, sondern ist Gott allein. Das Verbot des Blutgenusses ist eines der vielen alttestamentlichen Gebote, von denen wir Christenmenschen uns mit zweifelhaften Auslegungskünsten recht schnell befreien (blutiges

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