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Jesus und die Kirchen: Was hat Jesus uns heute noch zu sagen?
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Jesus und die Kirchen: Was hat Jesus uns heute noch zu sagen?
eBook661 Seiten8 Stunden

Jesus und die Kirchen: Was hat Jesus uns heute noch zu sagen?

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Über dieses E-Book

Was hat Jesus uns heute noch zu sagen?
Dieser Frage geht Jona Jackson hier nach. Kirchlichen Institutionen steht er kritisch gegenüber. Für ihn führt der Weg zu Gott und zum ewigen Leben nur über die Worte Gottes und seines Sohnes Jesus selbst. Daher fordert er eine offene und im konstruktiven Sinne streitbare Auseinandersetzung mit der Bibel. In seinem Buch liefert er inspirierende Deutungen biblischer Gleichnisse - im kenntnisreichen Abgleich verschiedener Bibelfassungen und unterschiedlicher religiöser Auslegungen.
Er wendet sich damit an Menschen, die nach einem Sinn für ihr Leben suchen und Jesus und seine revolutionäre Botschaft neu für sich entdecken wollen.
SpracheDeutsch
HerausgeberunderDog Verlag
Erscheinungsdatum21. Nov. 2020
ISBN9783946289074
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    Buchvorschau

    Jesus und die Kirchen - Jona Jackson

    Aussage?

    Teil 1

    Dein Herr, Jesus

    Laufen lernen

    Weißt du noch, wie du laufen gelernt hast? Du hast ein Jahr in der Wiege gelegen und dann hast du dich erhoben, bist gelaufen und hast dich, weil es so gut funktionierte, zum Marathon angemeldet?

    Bei mir war das anders. Ich bin eine Weile gekrabbelt. Die Perspektive hat mir wohl nicht so zugesagt. Meine Mutter berichtet, dass ich bald auf meinem Hintern durch die Wohnung gerutscht bin. Das gefiel mir so gut, dass ich eine ganze Zeit lang nicht bereit war, mich auf meine Beine zu stellen und die ersten Schritte zu versuchen. Irgendwann saß ich auf dem Topf. Beim Aufstehen hab ich mich dann in meiner Hose verheddert und bin über den Rand der Duschwanne gestürzt. Das hat mich auch nicht gerade motiviert, mehr Gebrauch von meinen Beinen zu machen. Als ich es dann doch versuchte, bin ich oft gefallen. Zerschundene Knie, Beulen am Kopf, blutige Nase, Gehirnerschütterung. Ich habe nicht viel ausgelassen, bis ich dann leidlich laufen konnte. Meine Lieblingsbeschäftigung ist es bis heute nicht. Dennoch schaffe ich es nun, auch ohne Auto Brötchen zu holen.

    Ich finde es spannend zu beobachten, wie Kinder ihre ersten Schritte tun. Wie Abenteuerlust und Neugier auf die Möglichkeiten ihres eigenen Körpers sie antreibt, immer wieder aufzustehen. Wie oft fällt ein Kind, bis es einigermaßen laufen kann? Hunderte, tausende Male? Und was tun die Eltern, wenn das Kind fällt? Schreien sie ihr Kind an? »Du Blödmann, du wirst es nie lernen! Selbst schuld, dass du dir die Knie schon wieder aufgeschlagen hast!« Sicherlich nicht.

    Unser ganzes Leben lang fallen wir, es gibt kein Lernen ohne Rückschläge. Wieso meinen wir eigentlich, dass wir bei JHWH immer alles sofort können müssten? Wieso glauben wir nur, dass ER mit uns nichts anfangen kann, wenn es unzählige Versuche braucht, bis wir vorankommen? Eine Mutter hebt ihr Kind auf, tröstet es, wischt die Tränen ab, pustet liebevoll auf die Schürfwunde. Sie hält es so lang im Arm, bis es sich beruhigt hat. Sie ermuntert es voller Liebe und Annahme, es wieder und wieder zu versuchen. Warum wollen wir es uns nicht erlauben, auch später durch Misserfolge zu lernen?

    JHWH geht besser mit uns um als jede Mutter, als jeder Vater! Die Psalmen sind voll davon, wie fürsorglich unser Vater in den Himmeln ist. Wie eine Mutter, die uns in unendlicher Geduld beim Laufenlernen begleitet. Unsere Eltern bringen uns die Vision vom Laufen nahe, ja sie wollen vielleicht sogar die Begeisterung für den Laufsport in uns wecken. So ist es auch bei JHWH. ER möchte uns begeistern, unsere Fähigkeiten entwickeln, Visionen in uns entfachen. ER ist uns ein treuer Begleiter, viel mehr, als es je ein Mensch sein könnte. JHWH vereint alle guten Eigenschaften in sich, die wir brauchen. Manchmal wäre es gut, wenn wir mit Blick auf IHN an eine Mutter denken, die liebevoll mit uns umgeht, wenn wir gefallen sind. Die uns das Aua pustet und mit einem Pflaster versorgt. Die uns die Arme entgegenstreckt und uns ermuntert: »Steh auf! Gar nichts passiert, gleich noch mal! Komm in meine Arme!« JHWH hilft uns, immer wieder, so oft wir es brauchen. Doch wollen, das musst du selbst.

    Vielleicht fordert dich dieses Buch an der einen oder anderen Stelle heraus. Vielleicht glaubst du, etwas von dem hier Geschriebenen nie in deinem Leben erreichen zu können. Dann erinnere dich an dieses Bild einer fürsorglichen Mutter und lass dich von JHWH aufrichten! ER möchte, dass du laufen lernst, dass du dich ganz auf IHN verlässt. Dass du zu IHM betest und auf IHN hörst. Lass dir Zeit beim Üben und Lernen. JHWH hat alle Zeit der Welt. Höre niemals auf zu lernen.

    Zum Lernen gehören zerschundene Knie, die Furcht, das Ziel nicht zu erreichen, manchmal auch die Wut auf das eigene Versagen.

    So wie ein Kind nicht ohne Schmerzen laufen lernt, so werden auch wir ohne schmerzliche Erfahrungen und ohne Anstrengungen keine reifen Kinder Gottes. Lernen tut so manches Mal weh.

    Das weiß niemand besser als unsere Mutter, unser Vater in den Himmeln. ER selbst hat mit angesehen, wie SEIN Sohn JESUS CHRISTUS für uns am Kreuz gestorben ist! ER weiß, was Schmerzen sind. Deshalb ist ER der beste Tröster und Ermutiger, den wir uns wünschen können. ER erspart uns nicht alles Leiden auf unserem Weg, aber ER ist immer da, wenn wir uns – wie ein Kind auf den Schoß seiner Mutter – zu IHM flüchten (Psalm 18). Niemand tröstet besser als der, der SEINEN eigenen Sohn für uns gab: JHWH tröstet uns durch SEINEN Geist, besser als wir es uns vorstellen oder wünschen könnten.

    JHWH lässt dir Zeit zum Lernen. Wie war das bei Mose? Mose war 40 Jahre Prinz am Hof des Pharao. Dann erschlug er einen Aufseher im Zorn. Und brachte weitere 40 Jahre in der Verbannung, in der Wüste zu. Mose war 80 Jahre, als JHWH ihn zum Führer seines Volkes machte. Ich bin überzeugt, dass es nicht einen einzigen Tag im Leben des Mose gab, den man hätte weglassen können. Jeder einzelne Tag in diesen 80 Jahren war notwendig, ihn auf die folgenden 40 Jahre der Wüstenwanderung, den Exodus, vorzubereiten. Hab also keine Angst, dass deine Entwicklung, dein Wachstum zu langsam sein könnte. JHWH rechnet Zeit anders als wir.

    Es war einmal ein Mensch, der beobachtete den Kokon eines Schmetterlings. Er konnte sehen, wie sich das eingesponnene Wesen in dem Kokon regte. Der Kokon bewegte sich hin und her. Das Wesen darin versuchte, durch ein kleines Loch aus seinem Gefängnis zu entkommen. Der Mensch da draußen sah voller Mitleid, wie sich der werdende Schmetterling im Inneren abmühte, und beschloss, ihm zu helfen. ER nahm den Kokon und brach diesen ganz vorsichtig auf. Der Schmetterling, noch ganz zusammengekauert, glitt auf den Boden. Er zuckte, versuchte seine Flügel zu entfalten, doch es gelang ihm nicht. Das armselige Knäuel blieb verkrüppelt liegen und konnte nicht fliegen.

    Was war geschehen? Der wohlmeinende Mensch hatte dem Schmetterling helfen wollen und doch hatte dieser nicht den Weg in das Leben gefunden. Der Schmetterling hatte es nicht geschafft, seine Flügel zur vollen Pracht zu entfalten und zu fliegen. Jedoch scheiterte er nicht obwohl, sondern weil ihm geholfen wurde!

    Ein Schmetterling braucht nach der langen Zeit der Verpuppung die Anstrengung, sich aus dem Kokon zu fressen. Die Anstrengung bringt ihn auf Betriebstemperatur. Der Kampf, durch das kleine Loch aus der Hülle zu kommen, stärkt seine Muskeln und quetscht Körperflüssigkeit in die Flügel. Nur so können sich seine Flügel entfalten. Ohne diesen Kampf kann er seine Flügel nicht ausbreiten und bleibt unfähig, zu fliegen. So wie JHWH dem Schmetterling die Anstrengung nicht erspart, so erspart ER auch uns Schmerzen und manche Unbequemlichkeit nicht. ER gibt uns alles, was wir zum Leben und Lernen brauchen. ER wird uns niemals überfordern. Aber manchmal müssen wir bis an unsere Grenzen gehen, müssen wir uns aus einem Kokon herausarbeiten, um uns zu der vollen Pracht zu entpuppen, für die JHWH uns geschaffen hat.

    Es ist keine Schande, zu fallen; liegen zu bleiben aber schon! Hüte dich vor Menschen, die helfen wollen, ohne zu verstehen, was du wirklich brauchst. Mitleid bekommt man geschenkt, Anerkennung muss man sich verdienen. Auch die Anerkennung JHWHs bekommen wir nicht geschenkt:

    Ungeprüfter Glaube hat in den Augen Gottes keinen Wert!

    (Derek Prince: ‘I have to tell you, reluctantly, faith will be tested. Untested faith is of no value in the sight of God. Jesus said to the church of Ephesus: I counsel you to buy from Me gold refined in the fire‘ (Revelation 3:18), Foundational Truths for Christian Living, www.dpmuk.org)

    Damit ist nicht eine rücksichtslose und menschenverachtende Spielerei ungezügelter Mächte gemeint, wie wir sie von den römischen Imperatoren und ihren Gladiatoren kennen. Vielmehr ist damit eine Prüfung gemeint, die uns voranbringt (Jakobus 1:2ff) und vor allem uns selbst, aber auch nach außen zeigt, welch unschätzbaren Wert wir in den Augen JHWHs haben. Solche Prüfungen sind der Beleg, wie weit wir bereits in dem göttlichen Läuterungs- und Heiligungsprozess fortgeschritten sind. Diese Prüfungen sind Ausdruck höchster Wertschätzung! Davon können wir am Ende des Buches Hiob lesen, wo JHWH mit Hiobs Freunden abrechnet und Hiob SEINE Anerkennung ausspricht: »… denn ihn, Hiob, will ICH, JHWH, erhören …« (Hiob 42:8) Und das alles ist eingebettet in die unermessliche Barmherzigkeit JHWHs. Wir beschäftigen uns damit ausführlich in dem Kapitel ‘Der Silberschmied’, S. 197.

    Was hat dir richtig wehgetan? Wann?

    Wofür schämst du dich vor JHWH?

    Hast du dich von JHWH trösten lassen?

    Kennst du jemanden, der gerade gefallen ist?

    Welche Worte der Ermutigung kennst du?

    Vom Rauchen: JHWH ist anders

    Als Jugendlicher habe ich das Leben in einer Freikirche, einer freien Gemeinde vor allem als eine spaßbefreite Verbotszone erlebt. In der Welt, wie die Christen den Alltag außerhalb der sicheren Mauern des Gemeindehauses nannten, begannen gerade die Studentenunruhen. Es war eine schwierige Zeit. Die jungen Revoluzzer brachten ihren Unmut mit Sprüchen wie diesem zum Ausdruck: ‘Unter den Talaren: der Muff von 1000 Jahren!’ Ich verstand damals nicht, dass das eine Anspielung darauf war, dass sich Richter, Polizisten, Beamte und Lehrer trotz Nazi-Vergangenheit innerhalb kürzester Zeit wieder ihre alten oder noch viel bessere Jobs zurückerobert hatten. Auch dieser Spruch war häufig zu hören: ‘Trau keinem über 30!’ Womit nicht so sehr das Alter, sondern die Vergangenheit der Kriegsgeneration, ihre Verstrickungen in Gräueltaten, angeprangert wurde.

    Adenauer, erster Bundeskanzler der jungen deutschen Republik, der bei seiner Ernennung schon 75 Jahre alt war, wird der Ausspruch zugeschrieben: ‘Man kann schmutziges Wasser nicht wegschütten, solange man kein sauberes hat.’ Er brachte damit das Dilemma zum Ausdruck, dass es kaum gut ausgebildete Frauen und Männer gab, denen nicht in irgendeiner Art und Weise die dunkle Vergangenheit anhaftete. Einzelne haben zu einem konstruktiven Verhältnis mit der belasteten Vergangenheit gefunden; als Ganzes hat sich diese Generation nie ernsthaft mit den Verstrickungen des Nazireiches auseinandergesetzt. Aber das hielt sie nicht davon ab, nun die jungen Leute aufs Heftigste zu kritisieren. Jazz, Swing, die Beatles, Rock’n’Roll, Rauchen, Tanzen, Diskos, Haschisch und alles, was uns, der Nachkriegsgeneration, Spaß machte, war ihnen ein Dorn im Auge. Nicht, dass das alles nur gut gewesen wäre. Doch die Anmaßung, diese moralinsaure Bevormundung, die störte nicht nur mich gewaltig. Es war eine Zeit voller Widersprüche, Verlogenheit, politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzungen.

    In den Augen vieler Gemeindemitglieder, unter denen ich aufwuchs, waren diese neuen Vergnügungen und Verhaltensweisen einfach nur Teufelszeug. Man suchte Sicherheit in traditioneller Gesetzlichkeit. Die Röcke der Mädchen waren zu kurz, die Absätze ihrer Schuhe zu hoch und die Haare der Jungs zu lang, zu frech waren wir alle.

    Wir hatten keinen Respekt vor den Eltern mit ihren traumatischen Kriegserlebnissen. Die Folgen des sogenannten Tausendjährigen Reiches waren in vielfältiger Weise gegenwärtig. So lag das Verhältnis zwischen Männern und Frauen im heiratsfähigen Alter irgendwo bei 1 : 3. Männer hatten die freie Auswahl. Und sie konnten sich den Frauen gegenüber fast alles herausnehmen. Kaum eine erwachsene Frau traute sich, den Mund aufzumachen. Frauen hatten es schwer, ihren Lebensunterhalt als Single (das nannte sich damals alleinstehend) zu verdienen. Verheiratete Frauen brauchten eine schriftliche Genehmigung ihres Mannes, um zusätzlich zu Haushalt und Kindern arbeiten gehen zu dürfen. Unverheiratete Frauen waren froh, wenn sie einen Job als Putzfrau, Verkäuferin oder Schreibkraft bekamen. Unsere Elterngeneration, die selbst um ihre Jugend betrogen worden war, stand nun fassungslos vor diesen jungen Menschen, für die es keine Grenzen mehr zu geben schien. In Kirchen und Gemeinden versuchte man, alldem mit einem überdimensionalen moralischen Zeigefinger zu begegnen, hinter dem das Kreuz und die Liebe Gottes kaum noch auszumachen waren.

    Mein Vater war Architekt und Prediger. Er selbst hatte eine problematische Kindheit, hatte nie ein behütetes Zuhause erlebt. Meiner Mutter ging es oberflächlich betrachtet besser, doch traumatisiert von Bombennächten und psychischem Terror der Nazizeit waren sie beide. Aus heutiger Sicht wuchsen sie in einer katastrophalen Überforderungssituation auf. Unsere Eltern, die Kriegsgeneration, versuchte irgendwie, mit der Vergangenheit klarzukommen.

    Die Nachkriegsgeneration, wir Kinder des Wirtschaftswunders, stellten alles infrage. Alles schien möglich. Wir wollten die Zukunft gestalten. Mit über 60 fange ich heute an zu verstehen, wie schwierig die damalige Zeit für beide Generationen war. Die Eltern wollten und konnten kaum Vorbilder sein. Wir Kinder hatten nichts, woran wir hätten anknüpfen können. Die bisherigen Gesellschaftsmodelle hatten versagt, hatten in die Katastrophe geführt. Wer nur von Führung oder Leitung sprach, machte sich verdächtig. Alles, was nur nach Autorität und Leitung roch, stellten wir infrage. Da kam jede neue Idee, jeder unkonventionelle Lebensentwurf gerade recht. Die Kritik an den Eltern, an der Tradition, an allem Althergebrachten gehörte für meine Generation zum guten Ton. Wurden wir, die Jugend, von den Alten, der Kriegsgeneration, kritisiert, so bestärkte uns das nur darin, auf dem richtigen Weg zu sein.

    Wir, wir als Gesellschaft, tragen bis heute an dieser Last der unbewältigten Vergangenheit. Das meine ich nicht als Schuldzuweisung. Ich sehe es als ganz objektive Feststellung: Wir alle tragen immer noch an dieser Last; auch wenn es den meisten nicht bewusst ist. Und doch sind es Rahmenbedingungen, in denen JHWH handelt.

    JHWH liebt es, uns in scheinbar ausweglosen Verstrickungen zu begegnen. Und uns zu zeigen, dass ER manches ganz anders sieht, als wir denken.

    Als Kind hatte ich angefangen, JHWH Vertrauen zu schenken. Ich sehnte mich nach der Liebe und Annahme, von der viel gepredigt wurde. Die real existierende Gemeindewirklichkeit sah für mich ganz anders aus. Das Leben meines Vaters als Prediger und das seiner Familie wurde von der Gemeinde genau beobachtet. Die moralischen Vorstellungen der Gemeinde und meiner Eltern einerseits und die Verlockungen der Rock’n’Roll-Ära andererseits rissen mich in tiefe Konflikte. Mit 15 fing ich das Rauchen an. Leider hatte meine Mutter eine gute Nase. Weder Zahnpasta noch Pfefferminz konnten meine zaghaften Nikotin-Ausflüge verheimlichen. Die Verbote und Strafen waren wohlgemeint, doch stürzten sie mich nur tiefer in den Konflikt mit meinen Eltern; Lügen und Flucht, wo immer möglich, waren die Folge. So verknüpfte sich mein Rauchen mit einem schlechten Gewissen als Dauerzustand. Beides, der Nikotinkonsum und das schlechte Gewissen wuchsen stetig. Daran änderte sich auch nicht viel, als ich volljährig wurde. Meine Eltern konnten es mir nun nicht mehr verbieten, aber die Kritik aus der Gemeinde blieb. Im Gemeindehaus nicht rauchen zu dürfen, klar, das konnte ich nachvollziehen. Aber ich wurde auch angehalten, vom Gemeindehaus eine Bannmeile einzuhalten, damit das Ansehen der Gemeinde nicht beschädigt würde. Kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Heute stehen dort, wo ich früher nicht rauchen durfte, eine Bank und ein Aschenbecher.

    Schon damals hörte man immer öfter von den negativen gesundheitlichen Folgen des Rauchens. Das Geld für die Zigaretten hatte ich eigentlich auch nicht. So hörte ich mit dem Rauchen auf. Und fing wieder an. Und hörte wieder auf. Mal einen Tag, auch mal ein paar Wochen, einmal sogar zwei Jahre. Dann eine einzige Zigarette nach einem guten Essen. Danach vier Wochen ohne Nikotin. Nun, so dachte ich, hätte ich es geschafft und ich könnte es mir leisten, ab und zu mal eine zu rauchen. Ein Vierteljahr später waren es wieder zwei Päckchen am Tag. Wie Mark Twain sagt: Mit dem Rauchen aufzuhören ist kinderleicht, habe ich schon hundert Mal gemacht.

    Eines Tages hörte ich eine Predigt über die Zehn Gebote. Was der Prediger sagte, weiß ich nicht mehr. Aber als er über das vierte Gebot sprach, durchzuckte es mich wie ein Blitzschlag. Das vierte Gebot ist nachzulesen in L1912 (die Abkürzung verweist auf die zitierte Bibel-Übersetzung, siehe das Abkürzungsverzeichnis, Seite 3, oder die Rückseite des Lesezeichens, Seite 439), 2. Mose 20:12, :

    Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, dass dir der HERR, dein Gott, gibt.

    Meine Eltern ehren? Das konnte und wollte ich nicht. Ich meinte, sie hätten das nicht verdient. Und was hat das mit langem Leben zu tun? Ich meinte, eine gesunde Lebensweise würde mein Leben verlängern. Es war, als zöge mir jemand eine Decke von den Augen. Ich begriff, dass JHWH keinen Gefallen daran findet, wenn wir rauchen. Jetzt aber ging es IHM um etwas ganz anderes: JHWH hatte SEINEN Blick auf meine Haltung zu meinen Eltern gerichtet. ER zeigte mir, IHM ist wichtig, dass ich meine Eltern ehre! Um das zu betonen, stellt JHWH in diesem Gebot diese große Belohnung, das lange Leben im Lande JHWHs, in Aussicht. ER sagte mir, dass ein gesundes Leben gar nichts bringt, solange ich mich nicht an SEINE Gebote halte. JHWH hat ganz andere Schlussfolgerungen, ganz andere Gesetzmäßigkeiten, als wir uns das vorstellen. Nicht: Gesund leben, um lange zu leben. Sondern: Eltern ehren, um lange zu leben.

    JHWHs Verheißungen haben oft Voraussetzungen, und die erscheinen uns manchmal völlig unlogisch. Aber es lohnt sich, unseren Vater in den Himmeln beim Wort zu

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