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Wildwest Großband Januar 2023: Sammelband 8 Western
Wildwest Großband Januar 2023: Sammelband 8 Western
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eBook920 Seiten11 Stunden

Wildwest Großband Januar 2023: Sammelband 8 Western

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Über dieses E-Book

Wildwest Großband Januar 2023: Sammelband 8 Western

von Alfred Bekker, Pete Hackett, Barry Gorman

 

 

 

Dieses Buch enthält folgende Western:

 

Pete Hackett: Töten oder getötet werden

Alfred Bekker: Ritt zum Galgen

Alfred Bekker: Marshal ohne Stern

Barry Gorman: Wenn Revolver sprechen

Alfred Bekker: Entscheidung in Nogales

Pete Hackett: Sie waren Partner

Pete Hackett: Das Teufelsweib aus Texas

Pete Hackett: Chad Everett – wie eine Ladung Dynamit

 

 

 

Die Jahre nach dem amerikanischen Bürgerkrieg... Im Grenzgebiet zwischen Mexico und den Vereinigten Staaten treiben beiderseits der Grenze Guerilla-Banden herum. Die Freiheitskämpfer des Benito Juarez ebenso wie diejenigen, die das Ende der Konföderierten nicht wahrhaben und weiterkämpfen wollen - und beide Seiten sind mit gewöhnlichen Banditen durchsetzt.
Zwei Männer werden zu Town Tamern: Kane, ein gesuchter Mörder, und Macondo der Apache.

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum28. Dez. 2022
ISBN9798215010785
Wildwest Großband Januar 2023: Sammelband 8 Western
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Wildwest Großband Januar 2023 - Alfred Bekker

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author 

    COVER WERNER ÖCKL

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen 

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

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    Wildwest Großband Januar 2023: Sammelband 8 Western

    von Alfred Bekker, Pete Hackett, Barry Gorman

    ––––––––

    Dieses Buch enthält folgende Western:

    Pete Hackett: Töten oder getötet werden

    Alfred Bekker: Ritt zum Galgen

    Alfred Bekker: Marshal ohne Stern

    Barry Gorman: Wenn Revolver sprechen

    Alfred Bekker: Entscheidung in Nogales

    Pete Hackett: Sie waren Partner

    Pete Hackett: Das Teufelsweib aus Texas

    Pete Hackett: Chad Everett – wie eine Ladung Dynamit

    ––––––––

    Die Jahre nach dem amerikanischen Bürgerkrieg... Im Grenzgebiet zwischen Mexico und den Vereinigten Staaten treiben beiderseits der Grenze Guerilla-Banden herum. Die Freiheitskämpfer des Benito Juarez ebenso wie diejenigen, die das Ende der Konföderierten nicht wahrhaben und weiterkämpfen wollen - und beide Seiten sind mit gewöhnlichen Banditen durchsetzt.

    Zwei Männer werden zu Town Tamern: Kane, ein gesuchter Mörder, und Macondo der Apache.

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    Unter dem Pseudonym Neal Chadwick begann der bekannte Fantasy- und Jugendbuchautor Alfred Bekker seine Karriere als Verfasser von Western-Romanen.

    Töten oder getötet werden

    Western von Pete Hackett

    Über den Autor

    Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

    Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie Texas-Marshal und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung.

    Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie Der Kopfgeldjäger. Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author

    © 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress

    www.AlfredBekker.de

    ––––––––

    Es war dunkel, als McQuade vor dem Hotel in Douglas sein Pferd zügelte. Er saß ab, tätschelte dem Braunen den Hals, zog das Gewehr aus dem Scabbard und betrat gleich darauf die Hotelhalle. Gray Wolf trottete mit heraushängender Zunge neben ihm her.

    Die Rezeption war verwaist. Er trat an den Tresen heran und schlug mit der flachen Hand auf die Glocke, die da stand. Es dauerte nicht lange, dann öffnete sich eine Tür hinter der Rezeption und ein glatzköpfiger Mann um die sechzig, auf dessen Nase ein Zwicker saß, erschien. Er musterte McQuade unverhohlen und machte sich ein Bild von ihm. Dann fragte er: »Möchten Sie ein Zimmer mieten?«

    Der Kopfgeldjäger nickte. »Ja. Außerdem habe ich eine Frage an Sie.« Er griff in die Tasche seines langen, braunen Staubmantels und holte ein zusammengelegtes Papier heraus, das er auseinanderfaltete und dem Owner hinhielt. »Dieser Hombre müsste in den vergangenen zwei oder drei Tagen in Douglas angekommen sein. Ist er bei Ihnen abgestiegen?«

    Der Glatzköpfige nahm den abgegriffenen, vergilbten Steckbrief und las. Er schaute sich auch das Bild eingehend an, dann nickte er: »Ja, der ist hier. Er hat sich unter dem Namen Jonas Calhoun ins Gästebuch eingetragen. Bei ihm sind zwei Freunde. Die drei sind allerdings erst gestern angekommen.«

    McQuades Brauen schoben sich zusammen. »Zwei Freunde?«, echote er. »Was sind das für Kerle?«

    Der Owner gab McQuade den Steckbrief zurück. »Beide um die dreißig, dunkel, indianerhaft. Tragen die Eisen höllisch tief geschnallt und vermitteln einen absolut hart gesottenen Eindruck.«

    »Wohnen sie auch hier im Hotel?«, fragte McQuade und verstaute den Steckbrief wieder in der Manteltasche.

    »Ja. Sie nennen sich Jud Baldwin und Glenn Jensen. Ob es ihre richtigen Namen sind, weiß ich nicht.«

    McQuade prägte sich die beiden Namen ein. »Sagen Sie mir die Nummer des Zimmers, das Sie Calhoun alias Carter vermietet haben?«

    »Zwei – er wohnt auf Zimmer zwei. Sie brauchen sich aber nicht hinaufzubemühen, Mister ... äh ...«

    »McQuade.«

    »... Mister McQuade. Das Trio ist vor einer halben Stunde in den Saloon gegangen. Sie finden ihn etwa hundert Yards die Straße hinunter. Sie müssen sich nach rechts wenden, wenn Sie das Hotel verlassen.«

    »Danke. Wie sieht es mit einem Zimmer aus?«

    »Sie können Zimmer fünf haben, Mister McQuade.«

    »Verfügt das Hotel über einen Pferdestall?«

    »Sicher. Ich nehme an, das Tier steht draußen am Holm. Ich werde dem Pferdeknecht Bescheid sagen.« Der Owner holte das Gästebuch unter der Rezeption hervor, schlug es auf und legte es McQuade hin. Außerdem reichte er ihm einen Tintenstift und den Zimmerschlüssel. McQuade befeuchtete das Tintenblei mit der Zunge, dann schrieb er seinen Namen in die Kladde ...

    Zehn Minuten später war auf dem Weg zum Saloon. Aus den beiden großen Frontfenstern fiel Licht auf den Vorbau. Über die geschwungenen Ränder der Pendeltür hinweg zog in Schlieren der Tabakrauch. Verworrener Lärm wehte McQuade entgegen. Seine Absätze riefen auf den Vorbaubohlen ein trockenes Hämmern wach, seine Radsporen klirrten leise, das brüchige Leder seiner verstaubten Stiefel knarrte.

    Der Texaner schaute über die Pendeltür hinweg in den Schankraum. Die Laternen, die über den Tischen und über dem Tresen von der Decke hingen, reichten nicht aus, um den Saloon bis in die Ecken auszuleuchten. An den meisten der runden Tische saßen Männer, sprachen miteinander, hin und wieder war Gelächter zu vernehmen.

    Jesse Carter – auf dessen Fährte McQuade ritt, der wegen Mordes gesucht wurde und der dem Sheriff von Phönix tausend Dollar wert war -, saß mit seinen beiden Freunden an einem Tisch am Ende des Tresens, so dass Carter sowohl die Tür als auch die beiden Frontfenster im Auge hatte. Jetzt war sein Blick auf McQuade gerichtet. Allerdings konnte er nicht ahnen, dass der Texaner seinetwegen nach Douglas gekommen war.

    McQuade drückte die Tür auf und betrat den Schankraum. Das Gewehr trug er in der linken Hand am langen Arm. Er schenkte Carter keine Beachtung. Der Bandit hingegen fixierte ihn mit stechenden Augen. Während der Kopfgeldjäger langsam den Tresen ansteuerte, schlugen hinter ihm die Türpendel knarrend und quietschend aus. Gray Wolf wich seinem Herrn nicht von der Seite.

    Nicht nur Carter musterte den Kopfgeldjäger. Auch bei einigen anderen Gästen erregte er Aufsehen. McQuade war stoppelbärtig, hohlwangig, verstaubt und verschwitzt, er vermittelte einen abgerissenen und verwahrlosten Eindruck. Von ihm ging etwas Zwingendes und Gefährliches aus, seine Bewegungen erinnerten an die eines geschmeidigen Raubtieres. Und dann war da noch der große, graue Hund, der neben ihm herglitt. Er glich mehr einem zottigen Wolf als einem Schäferhund, und er wirkte noch gefährlicher als der Mann, zu dem er gehörte.

    McQuade stellte sich an den Tresen. »Einen Krug Wasser, bitte«, sagte er. Die Henrygun behielt er in der Hand. Aus den Augenwinkeln sah er Jesse Carter. Der Blick des Banditen hatte sich regelrecht an ihm verkrallt. Vielleicht spürte er mit dem untrüglichen Instinkt des Gesetzlosen, des ständig Gehetzten, dass seine Stunde geschlagen hatte. In seinem Gesicht arbeitete es. Auf dem Grund seiner Augen war Unruhe zu erkennen.

    McQuade bekam das Wasser und trank einen Schluck. Gray Wolf hatte sich auf die Hinterläufe niedergelassen.

    Jesse Carter sagte irgendetwas zu seinen beiden Begleitern. Sie wandten McQuade den Rücken zu. Einer von ihnen schaute über die Schulter und taxierte ihn. Und dann drehte sich auch der andere herum. Ihre Blicke waren stechend und erforschten McQuade.

    McQuade setzte hart den Krug auf die Theke und nahm Front zu dem Tisch mit Carter ein. Mit dem nächsten Atemzug zog er die Henry Rifle an die Hüfte und repetierte. Die Mündung wies auf Jesse Carter. Der Texaner setzte sich ruckartig in Bewegung. Im Saloon verebbten die Stimmen, und als McQuade drei Schritte vor Jesse Carter stehen blieb, war es still im Schankraum wie auf einem Boothill nach dem Jüngsten Tag.

    Reflexartig wollte der Bandit seine Rechte von der Tischplatte ziehen, aber McQuades stählern klingende Stimme bremste ihn. »Stopp!«, stieß der Texaner hervor. »Sobald deine Hand unter dem Tisch verschwindet, drücke ich ab, Carter!«

    Die Worte beinhalteten eine tödliche Drohung. Ein Blick in McQuades Gesicht sagte dem Banditen, dass der Fremde nicht zögern würde, den Finger krumm zu machen. Seine Hand blieb auf der Tischkante liegen. Seine Wangenmuskulatur vibrierte. »Wer bist du und was willst du von mir? Mein Name ist Calhoun - Jonas Calhoun.«

    »In meiner Manteltasche befindet sich dein Steckbrief, Carter. Ich bin seit Phönix hinter dir her. Steh auf, heb die Hände und komm um den Tisch herum. Und greif lieber nicht nach dem Revolver. Auf dem Steckbrief steht tot oder lebendig. Es spielt also keine Rolle, in welchem Zustand ich dich dem Gesetz übergebe.«

    McQuade hatte ohne Höhen oder Tiefen gesprochen. Er verströmte eine drohende Ruhe.

    Die beiden Kerle, die mit Carter am Tisch saßen, erhoben sich langsam, darauf bedacht, die Hände nicht zu nahe an den Revolver heranzubringen. Einer sagte: »Du täuscht dich, Mister. Sein Name ist wirklich Calhoun.«

    »Halt du dich heraus, Hombre«, knurrte McQuade. »Und du solltest endlich deinen Hintern bewegen, Carter. Ich wiederhole mich nicht gerne.«

    McQuades Miene war eine Maske eiserner Entschlossenheit. Mit den Augen übte er regelrecht Druck auf den Banditen aus.

    Carter belauerte ihn. Es war deutlich, dass er nur auf eine Unachtsamkeit des Kopfgeldjägers wartete. Um Zeit zu gewinnen stieß er hervor: »Es gibt in Douglas einen Sheriff. Er wird sehr schnell feststellen, dass ich nicht der Mann bin, für den du mich hältst. Dann ...«

    »Du redest zuviel, Carter!«, schnitt ihm McQuade brüsk das Wort ab. »Und jetzt ...«

    Carter erhob sich mit einem Ruck. Der Stuhl, auf dem er gesessen hatte, kippte polternd um. Einer der beiden Begleiter des Banditen glaubte McQuade abgelenkt und griff zum Revolver. Aber der Kopfgeldjäger war auf der Hut. Der Bursche hatte den Colt erst halb aus dem Holster, als sein Gewehr krachte. Der Mann bekam die Kugel in die Brust und sackte zusammen. Carter versuchte die Chance, die sich ihm bot, zu nutzen. Aber auch er bekam den Sechsschüsser nicht in die Waagerechte. McQuades Blei traf ihn, er schwankte wie ein Schilfrohr im Wind, dann kippte er über den Tisch. Die Krüge fielen um. Bier rann über die Tischplatte und tropfte von der Tischkante auf den Boden.

    McQuade zielte schon auf den dritten Mann.

    Aber der war von den Ereignissen völlig überrumpelt worden. Die ganze Schießerei hatte keine fünf Sekunden in Anspruch genommen. Als seine Hand zum Revolver fuhr, blickte er schon die Mündung von McQuades Gewehr. Vor dem Gesicht des Texaners zerflatterte der Pulverdampf.

    *

    Im Schankraum herrschte Atemlosigkeit. Sie dauerte sekundenlang an. Plötzlich erhob sich ein weißhaariger Mann, der mit einem schwarzen Anzug und einem weißen Hemd bekleidet war. Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, dann sagte er mit belegter Stimme: »Ich bin Doc Sheridan. Sie haben doch sicher nichts dagegen, dass ich ...«

    Er brach und setzte sich in Bewegung.

    McQuade sagte zu dem Burschen, dessen Hand auf dem Revolverknauf lag: »Schnall ab, Hombre. Ich denke, zwei tote Männer reichen. Also, vorwärts!«

    Im Gesicht des Mannes zuckten die Nerven.

    In dem Moment beugte sich der Doc über Jesse Carter. Er fühlte seinen Puls, richtete sich wieder auf und sagte: »Dem kann keine Macht der Welt mehr helfen.» Er ging weiter und untersuchte den anderen Mann. »Für den gilt dasselbe«, knurrte er. »Er braucht keinen Arzt mehr. Für ihn ist der Totengräber zuständig.«

    Im Schankraum entstand Gemurmel.

    »Wird's bald!«, stieß McQuade hervor.

    Jetzt entspannte sich der Bursche, öffnete die Schließe des Revolvergurts und warf den Gurt auf den Boden. Er stieß zwischen den Zähnen hervor: »Glenn war mein Halbbruder, Jesse mein Cousin. Wir wollten nur noch auf meinen Bruder Brad warten und dann über die Grenze gehen, um bei den Juaristas anzuheuern. Brad wird es nicht schlucken, dass du unseren Stiefbruder umgelegt hast.«

    »Du bist also Jud Baldwin!«, stellte McQuade fest.

    »Ja. Den Namen solltest ...«

    In dem Moment flog krachend die Pendeltür auf.

    McQuade schaute über die Schulter und sah einen blondhaarigen Mann Mitte dreißig in den Saloon stürmen, unter dessen Nase ein mächtiger Schnurrbart prangte, der seinen Mund fast verdeckte. An seiner Weste war ein Sechszack befestigt, in seinen Händen lag eine doppelläufige Schrotflinte. Als der Gesetzeshüter heran war, stieg es barsch aus seiner Kehle:

    »Was war hier los?« Er ließ seinen Blick über die beiden Toten gleiten, dann starrte er McQuade an und fragte: »Haben Sie die beiden umgelegt?«

    McQuade zog den Steckbrief Carters aus der Manteltasche und reichte ihn dem Sheriff. Dann wies er mit dem Kinn auf den reglosen Banditen. »Das ist Jesse Carter. Der andere ist sein Cousin. Er griff zum Revolver. Jeder hier im Schankraum kann bezeugen, dass ich ihn in Notwehr erschoss.«

    Der Sheriff schaute fragend in die Runde. Einige der Gäste nickten. Schließlich faltete der Gesetzesmann den Steckbrief auseinander und studierte ihn aufmerksam. Dann knurrte er: »Wenn der Bursche da auf dem Tisch tatsächlich Jesse Carter ist, dann haben Sie Anspruch auf die Belohnung. Ich werde feststellen, ob es sich um den Banditen handelt. Sagen Sie mir Ihren Namen, Mister. Ich brauche ihn für das Protokoll.«

    »McQuade.«

    Die Brauen des Sheriffs zuckten in die Höhe. »Der Kopfgeldjäger?«

    »Genau der.«

    »Sie haben einen guten Ruf«, erklärte der Ordnungshüter. Dann grinste er grimmig: »Aber nur bei Leuten, die Sie nicht fürchten müssen. Eine Reihe von Hombres erbeben, wenn sie Ihren Namen hören.«

    »Leute wie Jesse Carter«, knurrte McQuade. Dann heftete sich sein eisiger Blick auf das Gesicht Jud Baldwins. »Na los, Baldwin, bestätige dem Sheriff, dass es sich um Jesse Carter handelt.«

    Sekundenlang presste der Angesprochene die Lippen zusammen. Schließlich nickte er. »Ja, es ist Jesse Carter. Man zahlt dir tausend Dollar, weil du ihn umgelegt hast, McQuade. Aber ich garantiere dir, dass du an dem Geld wenig Freude haben wirst. Du hast dir damit einen Freifahrtschein in die Hölle erkauft. Mein Wort drauf!«

    »Keine Drohungen!«, wies der Sheriff Jud Baldwin zurecht. »Hat er auch nach dem Schießeisen gegriffen?«, fragte er McQuade.

    »Ich konnte ihn rechtzeitig stoppen«, antwortete der Texaner.

    Der Sheriff bückte sich und hob den Revolvergurt Baldwins auf, hängte ihn sich über die Schulter und gab zu verstehen: »Ich will, dass Sie morgen Früh die Stadt verlassen, Mister. Spätestens um acht Uhr will ich Sie in Douglas nicht mehr sehen. Ihren Revolvergurt können Sie, bevor Sie aus der Stadt verschwinden, bei mir im Office abholen.«

    Jud Baldwin schoss McQuade einen sengenden Blick zu. Dann setzte er sich abrupt in Bewegung und strebte dem Ausgang zu.

    Der Sheriff wandte sich an den Kopfgeldjäger. »Kommen Sie mit mir ins Office, McQuade. Ich stelle Ihnen dort einen Scheck aus, den Sie bei der Bank einlösen können. Außerdem muss ich die Schießerei protokollieren. Sie müssen das Protokoll unterschreiben.«

    Wenig später schritten sie nebeneinander die Straße hinunter. Gray Wolf trottete neben McQuade her. Der Sheriff sagte: »Vor drei Tagen ist ein Auswanderertreck in Douglas angekommen. Acht Prärieschoner. Die Leute kommen von Louisiana herüber und wollen hinauf nach Oregon. Sie möchten von hier aus die Nordwestroute nehmen, um nach Nevada zu gelangen.«

    »Das heißt, sie wollen durch die südlichen Ausläufer der Dragoon Mountains ziehen und dann den Trail zwischen den Santa Catalina Mountains und den Little Dragoon Mountains nehmen.«

    »So ist es.«

    »In den Dragoons müssen sie mit Cochises Chiricahuas rechnen.«

    »Das habe ich Lewis gesagt«, erklärte der Sheriff grollend. »Er hat meine Warnung in den Wind geschlagen, denn er will keinen Umweg machen. Jetzt ist er auf der Suche nach einem Scout, der den Treck bis Phönix bringt.«

    »Das sind gut und gerne zweihundertdreißig Meilen durch die Wildnis. Für diese Strecke benötigen acht Planwagen mindestens drei Wochen. Der Treck muss über den Gila River. In den Dragoons treiben die Apachen ihr Unwesen. Dieser Lewis, von dem Sie eben sprachen, Sheriff, ist das der Treckführer?«

    »Ja. Ein Eisenfresser, sage ich Ihnen, einer, der mit dem Schädel Wände einrennt. Er hat es sich in den Kopf gesetzt, die gerade Route nach Nordwesten zu nehmen. Worten ist er nicht zugänglich. Bei dem Treck befinden sich Frauen und Kinder. Ich brauche Ihnen sicher nicht zu erzählen, McQuade, was aus ihnen wird, wenn sie den Apachen in die Hände fallen. Der Tod wäre gnädiger. Darum ist mir sehr daran gelegen, dass Lewis einen Scout findet, der das Land kennt und Erfahrung mit den Apachen hat.«

    »Sie sehen mich so seltsam von der Seite an, Sheriff.«

    »Sie wären der Mann, den Lewis sucht, McQuade. Er ist bereit, dem Scout für jede Meile, die er den Treck führt, einen Dollar zu bezahlen.«

    »Es geht mir nicht um Geld«, murmelte McQuade.

    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie Charles Lewis vorstelle?«

    McQuade antwortete nicht sogleich. Kurze Zeit herrschte Schweigen zwischen den beiden Männern. Der Kopfgeldjäger schien nachzudenken. Schließlich sagte er: »Ich glaube nicht, dass ich mich als Kundschafter für einen Auswanderertreck eigne, Sheriff. Meine Berufung ist es, Banditen zu jagen, Kerle, die immer wieder durch die Maschen des Gesetzes schlüpfen.«

    »Nun, ich kann Sie nicht zwingen, McQuade. Dennoch sollten Sie noch einmal darüber nachdenken. Vielleicht ziehen Sie sowieso in die Richtung, der der Treck nimmt. Denken Sie an die Frauen und Kinder.«

    »Sie appellieren an mein Gewissen, Sheriff«, knurrte McQuade freudlos. »Wäre es nicht besser, Sie würden noch einmal mit Lewis sprechen, um ihn zu bewegen, doch den sicheren Trail nördlich der Grenze entlang zu nehmen und sich bei Lukeville nordwärts zu wenden?«

    »Der Bursche ist stur wie ein Esel. Notfalls führt er selbst den Treck durch die Dragoons. Er war Major bei der Rebellenarmee und hält sich für das Maß aller Dinge. Bei den Leuten des Trecks ist sein Wort Gesetz. Mit Indianern hatte er noch nie zu tun. Er unterschätzt den Hass, den die Chiricahuas auf uns Weiße haben. Und die Auswanderer vertrauen ihm blind.«

    »Ich weiß nicht ...«, murmelte McQuade. Er war unschlüssig. Der Hinweis des Sheriffs auf die Frauen und Kinder, die Charles Lewis in seiner Sturheit vielleicht ins Verderben führte, hatte bei ihm nicht seine Wirkung verfehlt.

    »Schlafen Sie eine Nacht drüber, McQuade«, schlug der Ordnungshüter vor. »Jud Baldwin hat Ihnen ziemlich massiv gedroht«, wechselte er dann das Thema. »Sie werden höllisch auf der Hut sein müssen.«

    »Das Trio hat auf seinen Bruder gewartet. Sie wollten nach Mexiko, um ihre Revolver an Benito Juarez zu vermieten. Der Bruder heißt Brad Baldwin.«

    »Ein Grund für Sie, noch wachsamer zu sein. Kerle wie Jud Baldwin sind gefährlicher und hinterhältiger als giftige Skorpione, sie sind wahrscheinlich tödlicher als die Cholera. Dem Kerl stand die Niedertracht ins Gesicht geschrieben. Sein Bruder wird kaum viel besser sein. Das beweist schon die Tatsache, dass sie mit einem Verbrecher wie Jesse Carter gemeinsame Sache machen wollten.«

    »Ich habe es gelernt, auf mich Obacht zu geben«, murmelte McQuade. »Außerdem habe ich einen Partner, der drei gute Männer ersetzt. Ich fürchte die Baldwin-Brüder nicht, Sheriff.«

    »Nehmen Sie diese Spezies nur nicht allzu sehr auf die leichte Schulter«, warnte der Sheriff noch einmal. Es klang wie eine böse Verheißung.

    *

    Es war noch düster, als McQuade sein Pferd sattelte. Der Stallknecht ließ sich nicht sehen. Als das Tier reitfertig war, zog es der Kopfgeldjäger aus dem Stall. Die Luft war frisch. Zwischen den Gebäuden der Stadt wob der Morgendunst als Vorbote der kommenden Hitze. Die Natur begann zum Leben zu erwachen. Ein Durcheinander von Vogelstimmen erfüllte den Morgen.

    Gray Wolf strich hinter dem Kopfgeldjäger her. Er lief zum Tränketrog, stellte die Vorderläufe auf den Trogrand und trank. Der Kopfgeldjäger schwang sich in den Sattel und trieb den Braunen mit einem Schenkeldruck an. Er ritt aus dem Hof und bog in die Main Street ein. Wenig später kam auch der Wolfshund hinterher gelaufen.

    Als der Texaner das Sheriff's Office passierte, wurde er angerufen. »McQuade, einen Augenblick!«

    Vom Vorbau sprang der Sheriff. Er kam mit langen Schritten näher. McQuade hatte angehalten. Das Pferd unter ihm trat unruhig auf der Stelle und prustete. Der Kopfgeldjäger nahm die Zügel kurz. Das Klirren der Gebisskette vermischte sich mit dem dumpfen Pochen der Hufe.

    »Guten Morgen, Sheriff«, grüßte McQuade.

    Der Ordnungshüter nahm das Pferd beim Kopfgeschirr und erwiderte den Gruß. Dann sagte er: »Jud Baldwin hat gestern Abend noch seinen Revolvergurt bei mir abgeholt und Douglas verlassen.«

    »Nun, Sie haben ihm ein Ultimatum gesetzt, Sheriff«, versetzte McQuade. »Hat er noch irgendwelche Drohungen ausgestoßen?«

    »Nein. Aber ich bin mir sicher, dass er Sie irgendwo außerhalb der Stadt erwartet. Und er wird Ihnen ganz sicher nicht offen gegenübertreten, McQuade. Er gehört zu der Sorte, die aus Skrupellosigkeit, Niedertracht und Heimtücke zusammengesetzt ist. Und gegen eine Kugel aus dem Hinterhalt ist keiner gefeit, McQuade. Auch Sie nicht.«

    »Keiner weiß, was das Schicksal an Überraschungen für ihn parat hat«, murmelte McQuade. »Wir werden sehen.«

    »Wie es scheint, haben Sie es sich überlegt. Sie wollen den Siedlertreck also nicht nach Phönix führen.«

    »Ich habe lange darüber nachgedacht, Sheriff. Ich bin kein Scout. Dieser Lewis ...«

    Der Sheriff unterbrach McQuade, indem er hervorstieß: »Er ist ein sturer Bock, der an einem fast krankhaften Selbstbewusstsein leidet. Es sind acht Familien, McQuade. Über vierzig Menschen. Zwei Babies sind unter ihnen, Kleinkinder, Heranwachsende, deren Eltern und sogar einige Großväter und Großmütter ziehen mit. Über vierzig Menschen, McQuade, die mit offenen Augen in ihr Unglück rennen, wenn sie Charles Lewis durchs Apachengebiet führt.«

    McQuade seufzte. »Sie verstehen es, einem ein schlechtes Gewissen zu injizieren, Sheriff. Wahrscheinlich würde mich der Gedanke an die Babies sowie ihre Großmütter und Mütter in den nächsten Tagen keinen Schlaf finden lassen. Na schön, bringen sie mich zu den Auswanderern. Ich werde mit Lewis sprechen.«

    »Irgendwie war ich mir sicher, dass Sie am Ende nicht ablehnen würden, McQuade«, murmelte der Gesetzeshüter, und es klang ausgesprochen erleichtert. »Gott wird es Ihnen eines Tages danken.«

    »Nun ja ...«

    Der Sheriff nahm seine Hand vom Kopfgeschirr des Pferdes, McQuade setzte den Braunen in Bewegung. Der Ordnungshüter lenkte seine Schritte auf eine Gasse zu. Das Wohngebiet endete, Schuppen, Scheunen, Ställe und Gärten schlossen sich an, dann kamen die Corrals, Koppeln und Pferche, in denen die Nutztiere der Stadtbevölkerung weideten, und McQuade konnte schon die hellen Planen der Prärieschoner sehen.

    Die Fuhrwerke waren zu einem Karree zusammengefahren worden. Einige Feuer brannten in diesem Viereck. Die Aussiedler bereiteten ihr Frühstück. Erstes Sonnenlicht flutete ins Land. Einige Hunde, die Gray Wolf erspäht hatten, erhoben sich und ließen den Wolfshund nicht mehr aus den Augen. Der eine oder andere von ihnen begannen zu bellen, hielt sich aber zurück. Irgendwo unter einer der Planen krähte ein Hahn. In einigen Seilcorrals außerhalb des Karrees waren Zugtiere, Reitpferde, einige Milchkühe sowie Ziegen und Schafe untergebracht. Die Männer und Frauen, die McQuade sah, waren unterschiedlichen Alters. Auch einige kleinere und größere Kinder befanden sich bei den Feuern.

    Bei einem der Conestoga-Schoner saß McQuade ab und band sein Pferd an ein Rad. Dann ging er neben dem Sheriff zwischen die Fuhrwerke. Sie zogen die Aufmerksamkeit der Auswanderer auf sich. Neugierig und irgendwie erwartungsvoll fixierten sie die beiden Ankömmlinge. Ein hoch gewachsener Mann mit kurzen, grauen Haaren und einem markanten, kantigen Gesicht setzte sich in Bewegung und kam auf sie zu.

    McQuade vermutete, dass es sich um Charles Lewis handelte. Er ging aufrecht und verströmte ein hohes Maß an Ruhe, aber auch Autorität. Sie trafen aufeinander und blieben stehen. Nachdem der Grauhaarige den Kopfgeldjäger mit einem schnellen, abschätzenden und prüfenden Blick gestreift hatte, schaute er den Sheriff fragend an. Der Gesetzeshüter wies mit der rechten Hand auf McQuade und sagte: »Darf ich vorstellen? Das ist McQuade. Und das -« er deutete auf den Grauhaarigen, »- ist Mr. Charles Lewis.«

    McQuade und der Auswandererführer nickten sich zu.

    Der Sheriff fuhr fort: »McQuade ist ein erfahrener Mann, Mr. Lewis. Er ist ständig im Territorium unterwegs und kennt sich auch mit den Apachen aus. Er wäre bereit, den Treck bis Phönix zu führen.

    Jetzt musterte Lewis den Kopfgeldjäger eingehender. Er erforschte ihn regelrecht, dann murmelte er: »Haben Sie Erfahrung mit Wagentrecks?«

    »Nicht direkt«, erwiderte McQuade. »Aber wie der Sheriff schon sagte: Ich kenne das Land zwischen hier und Phönix, und ich habe eine Menge Erfahrung mit den Apachen gesammelt.«

    »Sie sind ziemlich jung«, murmelte Lewis zweifelnd.

    »Sie können mich ja ablehnen«, versetzte McQuade. »Es war nicht meine Idee.«

    »Sie sprechen typischen Texas-Slang«, gab der Treckführer unbeeindruckt zu verstehen.

    »Ich bin in der Nähe von San Antonio aufgewachsen. Nachdem ich aus dem Krieg heimgekehrt bin, hat es mich ins Arizona-Territorium verschlagen.«

    »Sie waren im Krieg?«

    »Ja, die gesamten vier Jahre. Das heißt, '63 fiel ich bei Gettysburg den Yanks in die Hände und sie ließen mich erst wieder laufen, als der Krieg vorbei war.«

    »Okay, McQuade. Sie sehen ziemlich hart gesotten aus. Ich zahle Ihnen für jede Meile, die wir zurücklegen, einen Dollar. Außerdem verpflegen wir Sie. Ist das in Ordnung?«

    »Ich bin einverstanden. Sind Ihre Leute bewaffnet? Verfügen sie über genügend Munition?«

    »Ja.«

    »Wann möchten Sie aufbrechen?«

    »Wir sind so gut wie marschbereit. Ich schlage vor, dass wir morgen Früh auf den Trail gehen.«

    »Gut.«

    Lewis reichte McQuade die Hand und der Kopfgeldjäger ergriff sie. »Mit diesem Händedruck ist unser Pakt besiegelt, McQuade«, knurrte Lewis. »Ich werde Sie den Leuten vorstellen.«

    Die Hände der beiden Männer lösten sich wieder.

    »Noch eines«, sagte McQuade. »Von hier bis Phönix bin ich der Boss. Ich bestimme, wo wir ziehen, wo wir lagern, und wie wir uns verhalten, wenn Gefahr von den Apachen droht.«

    Lewis' Miene verfinsterte sich etwas und seine Augen begannen ärgerlich zu funkeln. Schließlich aber nickte er und erklärte grollend: »Solange Sie sich kompetent zeigen, ist dagegen nichts einzuwenden.« Er machte eine kurze Pause, dann fügte er hinzu: »Auch ich war im Krieg, McQuade. Ich war Major. Ich musste öfter als einmal Strategien entwickeln, um den Yanks eins auszuwischen. Ich habe also auch Kampferfahrung.«

    McQuade schürzte die Lippen. »Dieses Mal werden unsere Feinde keine Blaubäuche sein, Mr. Lewis. Es sind Apachen. Und die kämpfen anders als die Yankees. Ganz anders.«

    Der Sheriff meldete sich wieder zu Wort, indem er hervorstieß: »Einen besseren Mann als McQuade können Sie nicht kriegen, Mr. Lewis. Ich hätte ihn nicht zu Ihnen gebracht, wenn ich davon nicht überzeugt wäre.«

    *

    Am nächsten Tag brachen sie noch vor Tagesanbruch auf. Sie müssten über den Whitewater Creek, der westlich von Douglas in Richtung Mexiko floss. McQuade ritt voraus. Die Uferböschung war nicht steil, der Creek nicht tief. Das Wasser reichte in der Flussmitte gerade mal bis zu den Naben der eisenumreiften Räder. 

    Einige Männer und Halbwüchsige trieben die Rinder, Pferde und anderen Nutztiere, die die Auswanderer mitgenommen hatten. Hunde liefen neben den Fuhrwerken her. Die Peitschen knallten, die Ochsen in den Gespannen legen sich in die Geschirre, die Leinen knarrten in den Sielen. Rumpeln, Poltern und das Ächzen der Schoner erfüllten die klare Morgenluft.

    Das Flussbett war voll Geröll. Die Männer und Frauen auf den Wagenböcken wurden durch und durch geschüttelt. Nachdem sie den Fluss überquert hatten, wandten sie sich nach Nordwesten.

    Die Sonne ging auf. Schnell nahm die Hitze zu. Sie kamen nur langsam voran. Das Land war hügelig und sie mussten Umwege in Kauf nehmen, wenn sie nicht über die Steilhänge ziehen wollten. Als es Mittag wurde, hatten sie höchstens sieben Meilen geschafft. Es war heiß wie in der Hölle. Die Luft flirrte.

    Sie lagerten zwischen den Hügeln. McQuade ritt zum Fuhrwerk Charles Lewis' und saß ab. Der ehemalige Offizier hatte ein Feuer entfacht. Debbie Lewis, seine zweiundzwanzigjährige Tochter, stellte ein eisernes Dreibein über dem Feuer auf. Mrs. Lewis, die Gattin des Treckführers, öffnete ein Fass mit gepökeltem Fleisch. Debbie lächelte McQuade freundlich an. Man konnte sie durchaus als hübsch bezeichnen. Ihre Haare waren blond und hingen ihr über die Schultern und den Rücken. Sie hatte unergründliche, blaue Augen. Und wenn sie lächelte, bildeten sich Grübchen in ihren Wangen.

    McQuade wandte sich an Charles Lewis, indem er sagte: »Wir lassen Bisbee linkerhand liegen und werden morgen Abend die südwestlichen Ausläufer der Dragoons erreichen. Wir ziehen westlich an den Bergen vorbei und wenden uns zum San Pedro River, dem wir bis zum Gila River folgen. Vom Gila River aus sind es ungefähr noch fünfzig Meilen bis Phönix.«

    »Wird der Gila River ein Problem darstellen?«, fragte Lewis.

    »Er führt um diese Jahreszeit nicht viel Wasser«, versetzte McQuade. »Nein, er dürfte kein großes Problem sein.«

    »Was ist mit den Apachen?«

    »Mit denen müssen wir ab morgen Abend, spätestens aber übermorgen Früh rechnen«, knurrte McQuade. »Die Apachengefahr wird uns vier – fünf Tage begleiten. Erst wenn wir die Little Dragoons hinter uns gelassen haben, dürfte der gefährlichste Teil der Strecke hinter uns liegen.«

    »Wir sind anderthalb Dutzend Männer«, sagte Lewis grollend. »Jeder hat gelernt, mit Gewehr und Revolver umzugehen. Wir werden den roten Brüdern einheizen, wenn sie es wagen sollten, uns anzugreifen.«

    »Nehmen Sie die Apachen nur nicht auf die leichte Schulter«, warnte McQuade. »Es sind vom Hass motivierte Fanatiker, und sie stürzen sich voll Todesverachtung in den Kampf. Sie sind der Meinung, dass ihnen der Große Geist besonders freundlich gesonnen ist, wenn sie im Kampf fallen.«

    »Ich habe vier Jahre lang dem Tod ins Auge geschaut«, knirschte Lewis.

    Gray Wolf rieb seinen Kopf an McQuades Bein. Der Kopfgeldjäger strich ihm über den Rücken. Dann sagte er: »Ich reite ein Stück voraus, um den besten Weg zu erkunden. Wenn ich zurückkehre, ziehen wir weiter.«

    »Haben Sie denn keinen Hunger?«, fragte Debbie.

    »Ich esse etwas Pemmican, Miss«, antwortete McQuade und lächelte. »Machen Sie sich um mich keine Sorgen. - Go on, Partner.«

    Gleich darauf ritt der Kopfgeldjäger davon. Der Wolfshund folgte ihm. Die Sonne stand fast senkrecht über McQuade. Die Schatten waren kurz. In dem hüfthohen Gras, das in den Senken und auf den Hügelflanken wuchs, hinterließen sie eine deutliche Spur. Neben dem Gras bestand die Vegetation in Büschen und vereinzelten Bäumen.

    McQuade ließ das Pferd im Schritt gehen. Er sicherte ununterbrochen in die Runde. Denn er hatte Jud Baldwin und dessen Drohung nicht vergessen. Der Kopfgeldjäger rechnete ganz fest mit den Baldwin-Brüdern. Darum war er hellwach, darum ließ er die gebotene Vorsicht nicht außer Acht. Und das rettete ihm das Leben. Er war etwa eine Meile vom Wagenzug entfernt, als er zwischen zwei Hügeln zu seiner Rechten ein auffälliges Blinken wahrnahm. Es entstand nur, wenn Sonnenlicht auf Glas oder Metall fiel. McQuade gab dem Braunen die Sporen. Und fast im selben Moment peitschte ein Schuss. Der Knall wurde herangeschleudert, aber die Kugel verfehlte den Kopfgeldjäger, weil das Pferd einen erschreckten Satz nach vorne vollführte. Mit dem nächsten Atemzug war McQuade aus dem Sattel. Das Gewehr flirrte aus dem Scabbard. Und dann hechtete er ins hohe Gras, gerade noch rechtzeitig, um der zweiten Kugel des Heckenschützen zu entgehen.

    Gray Wolf hetzt mit langen, kraftvollen Sätzen auf die Hügellücke im Osten zu, in der der hinterhältige Schütze steckte. Sein Weg war nur an der Bewegung des Grases zu verfolgen.

    McQuade lag am Boden. Er war absolut konzentriert und auf den oder die Gegner eingestellt. Seine Sinne arbeiteten präzise und scharf. Ihm war klar, dass er hier nicht bleiben konnte. Das Gras deckte ihn zwar, solang er am Boden liegen blieb. Aber irgendwann musste er sich ja erheben ...

    Einige Sekunden verstrichen. Plötzlich dröhnten zwischen den Hügeln wieder Schüsse. Sie fielen in rasender Folge. Die Detonationen verschmolzen ineinander und rollten auseinander. Schlagartig schwieg das Gewehr. Sorge um Gray Wolf kroch in McQuade hoch. Und er beschloss, zu handeln. Er kam blitzschnell auf die Beine, rannte zu seinem Pferd und riss sich in den Sattel. Sofort setzte er dem Tier die Sporen ein. Rücksicht konnte er in dieser Situation nicht nehmen. Es ging um Leben oder Tod. Der Braune streckte sich. Das perfekte Zusammenspiel von Muskeln und Sehnen ließ das Tier in sekundenschnelle in stiebenden Galopp verfallen, seine Hufe schienen kaum noch den Boden zu berühren, die Gegend flog schien an McQuade vorbeizufliegen.

    Einige Schüsse donnerten. Und dann stob der Kopfgeldjäger zwischen die Hügel im Westen und war in Sicherheit. Er lenkte das Pferd einen Abhang hinauf, sprang einige Yards unterhalb des Hügelrückens aus dem Sattel und lief das letzte Stück empor. Aus dem Schutz eines Strauches beobachtete er den Einschnitt zwischen den Hügeln, in dem der Schütze gelauert hatte.

    McQuade war klar, dass Jud Baldwin – wahrscheinlich zusammen mit seinem Bruder, den er irgendwo vor Douglas abgefangen hatte -, dem Wagenzug gefolgt war und ihn, als dieser lagerte, überholte, um hier auf ihn, McQuade, zu warten. Irgendwie musste Jud Baldwin in Erfahrung gebracht haben, dass er als Scout den Treck in Richtung Phönix führte.

    Wenn sie zu zweit waren, würden sie versuchen, ihn in die Zange zu nehmen. Er nahm sich vor, die Offensive zu ergreifen. Er wollte nicht das Wild sein, sondern der Jäger.

    Der Texaner zog sich zurück, erreichte sein Pferd und schwang sich in den Sattel. In einem weiten Bogen umritt er die Hügel und näherte sich dem Platz, an dem der hinterlistige Schütze lauerte, von Osten. Plötzlich sah er Gray Wolf. Der Wolfshund kam einen Abhang herunter. McQuade stieß einen Pfiff aus und sofort wandte sich Gray Wolf in seine Richtung.

    McQuade saß am Fuß eines Hügels ab. Gray Wolf fiepte leise. »Wo ist der Kerl, Partner?«, fragte der Kopfgeldjäger und kraulte den Hund zwischen den Ohren. »Oder handelt es sich um zwei Gegner? Wo sind sie?«

    Der Wolfshund ließ sich auf die Hinterläufe nieder und schaute McQuade an. »Komm«, sagte der Texaner und rannte hangaufwärts. Gray Wolf folgte ihm. Vom Kamm des Hügels aus hatte McQuade einen guten Rundblick. Soweit das Auge reichte mutete das Gelände wie ausgestorben an. Der Blick des Kopfgeldjägers glitt über die Hügel hinweg und bohrte sich in die Hügellücken.

    Seinen Gegner schien die Erde verschluckt zu haben.

    McQuade lief zu seinem Pferd, saß auf und schlug wieder die Richtung ein, in die er den Auswanderertreck führen wollte. Das Gewehr hielt er in der Hand. Er hatte es quer über den Widerrist des Pferdes gelegt. Seine Sinne arbeiteten mit doppelter Schärfe. Seine Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Er war darauf eingestellt, im Falle des Falles gedankenschnell zu reagieren. Jeden Moment musste er damit rechnen, aus dem Hinterhalt wieder unter Feuer genommen zu werden. Baldwin würde von nun an noch sorgfältiger vorgehen. Ein zweites Mal würde er sich nicht ins Sonnenlicht stellen, wenn er ihn, McQuade, aufs Korn nahm.

    Und die Gefahr konnte auf jedem Hügel, hinter jedem Felsen und hinter jedem Strauch lauern. Der kalte Hauch des Todes schien durch die Ödnis zu ziehen.

    *

    Tatsächlich erreichten sie am nächsten Tag, als die Sonne unterging, die südlichen Ausläufer der Dragoon Mountains. Das Gebirge erstreckte sich fast fünfundvierzig Meilen von Norden nach Süden. Die Ebene, durch die der Wagenzug auf die bizarren Felsformationen zurollte, war mit Kreosot, Ocotillos und Comas bewachsen. Zwischen die Felsmonumente führten Schluchten und breite Kerben, die anmuteten, als wären sie mit einer Riesenaxt in die steinernen Barrieren geschlagen worden.

    In den Dragoons gab es tausend Verstecke. Die Armee hatte bittere Niederlagen gegen Cochises Apachen in dieser Felswüste hinnehmen müssen.

    Am Rand der steinernen Welt, in der bedrückendes Schweigen herrschte, lagerten sie. Die Fuhrwerke wurden zu einer Wagenburg zusammengefahren. Aus Lassos wurden Corrals errichtet, in die die Tiere getrieben wurden. Bald brannten die Kochfeuer. Der Himmel im Westen hatte eine schwefelgelbe Farbe angenommen. Wolkenbänke, die zu glühen schienen, standen vor dieser Kulisse. Der Geruch von kochendem Essen zog durch die Wagenburg.

    McQuade hatte sein Pferd versorgt. Gray Wolf hatte sich selbst schon am späten Nachmittag seine Abendmahlzeit erjagt. Jetzt lag er auf der Seite unter dem Prärieschoner des Treckführers und schlief. Der Kopfgeldjäger brachte seinen Braunen nicht in den Corral zu den anderen Tieren Charles Lewis', sondern band ihn an die Deichsel des Fuhrwerks. Dann trat er an Lewis heran und sagte: »Wir müssen in der Nacht Wachen aufstellen. Vier Mann, die alle zwei Stunden abgelöst werden. Sie sollten die Leute aussuchen und einteilen, Major.«

    Lewis' Stirn hatte sich in Furchen gelegt. »Ich denke, die Rothäute kämpfen in der Nacht nicht.«

    »Das sind die Prärieindianer. Die Chiricahua, und mit denen haben wir es hier zu tun, fürchten die Nacht nicht.«

    »Ich werde nach dem Abendessen die Männer zusammenrufen«, knurrte Lewis. Er zögerte einen Augenblick und vermied es, den Texaner anzusehen. »Mir liegt noch etwas auf dem Herzen, McQuade«, fügte er dann hinzu.

    »Was?«, fragte der Kopfgeldjäger knapp. Er holte sein Rauchzeug aus der Manteltasche, um sich eine Zigarette zu drehen.

    »Gehen wir ein Stück«, murmelte Lewis.

    Er legte McQuade eine Hand auf die Schulter und schob ihn mit sanfter Gewalt vom Fuhrwerk weg. Als sie weit genug entfernt waren, so dass ihn weder seine Gattin noch Debbie hören konnten, sagte Lewis: »Ich glaube, Debbie sieht in Ihnen mehr als nur unseren Kundschafter.«

    Etwas befremdet musterte der Kopfgeldjäger den Treckführer. »Ich verstehe nicht ...« Er steckte sich die Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie mit einem Streichholz an, das er an seinem Patronengürtel anriss.

    Lewis nagte kurz an seiner Unterlippe. Er schien die nächsten Worte im Kopf zu formulieren. Dann stieg es grollend aus seiner Kehle: »Ich habe Augen im Kopf, McQuade. Meine Tochter hat sich in sie verknallt. Ihr ganzes Wesen verändert sich, sobald Sie in Ihrer Nähe sind.«

    Ein grimmiges Lächeln umspielte McQuades schmale Lippen – ein Lächeln, das die Augen nicht erreichte. »Und das gefällt Ihnen nicht, Major, wie?«

    »Der Sheriff von Douglas hat mir erzählt, womit Sie Ihren Lebensunterhalt verdienen, McQuade.«

    Das Lächeln in McQuades hohlwangigem Gesicht erlosch. »Ich jage Banditen. Was mich von einem Sheriff oder Marshal unterscheidet ist lediglich die Tatsache, dass ich keinen Stern trage.« Es hatte grimmig geklungen. McQuade schürzte die Lippen. »Aber keine Sorge, Major. Ich will von Debbie nichts. Ich bringe den Treck nach Phönix und werde mich dann von den Leuten verabschieden, um wieder auf der Fährte irgendeines Verbrechers zu reiten.«

    »Ich habe nichts gegen Sie, McQuade«, murmelte Lewis. »Aber das ist kein Leben. Was haben Sie denn vor dem Krieg gemacht? Sie müssen damals Anfang zwanzig gewesen sein. Sie hatten doch sicher irgendeinen Beruf?«

    »Ich arbeitete auf der Ranch meines Vaters, die ich einmal übernehmen sollte. Aber dann kam ich aus der Gefangenschaft nach Hause, meine Eltern und meine Schwester waren tot, die Ranch war nichts wert. Auf den texanischen Weiden standen Millionen Longhorns ...«

    »Ihre Eltern und Ihre Schwester waren tot?«

    »Ja, ermordet. Die Spur der Mörder führte mich nach Arizona.«

    Lewis schaute betroffen drein. Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Dann murmelte er: »Ich glaube, jetzt verstehe ich einige Dinge.«

    »Ich werde mich ab sofort von Ihrem Wagen fernhalten, Major«, erklärte McQuade.

    »Ich wollte sie nicht ...«

    McQuade winkte ab. »Schon gut. Machen Sie sich keine Gedanken.« Plötzlich kniff er die Augen zusammen. »Wir sind schon entdeckt worden!«, stieß er hervor. »Sehen Sie dort.« Er wies nach Osten, wo hinter einem Felsen schwarzer Rauch in die Höhe stieg. Die Rauchsäule wurde unterbrochen, um sich wenig später aufs Neue zu erheben. Dieses Spiel wiederholte sich einige Male. Hoch oben, vor dem bleigrauen Hintergrund des Himmels, verwehte der Rauch.

    Im Gesicht Lewis' arbeitete es. »Wissen Sie, was das Signal bedeutet?«, presste er schließlich zwischen den Zähnen hervor.

    »Können Sie sich das nicht denken?«, versetzte McQuade.

    »Natürlich. Die Krieger hinter dem Felsen signalisieren, dass ein Auswanderertreck auf dem Weg nach Nordwesten ist. Wie lange denken Sie, wird es dauern, bis wir die ganze Bande auf dem Hals haben?«

    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Schärfen Sie den Männern, die Sie zur Wache einteilen, ein, dass sie keinen Augenblick lang in ihrer Wachsamkeit nachlassen dürfen. Die Apachen kommen nicht mit wildem Kampfgeschrei. Sie schleichen sich an, und dann fallen sie über ihre Opfer her wie der Bussard über die Feldmaus. Der Gegner hört ihre Kampfrufe meistens erst in dem Moment, in dem er stirbt.«

    Lewis schluckte würgend.

    »Sprechen Sie mit den Leuten«, forderte McQuade den Treckführer auf. »Am besten gleich.«

    »Sicher«, murmelte Lewis, schwang herum und schritt schnell davon.

    McQuade starrte nach Osten, wo sich seinem Blick eine erhabene, majestätische Bergwelt präsentierte, in der die Apachen eine böse Überraschung für den Auswanderertreck vorbereiteten. McQuade gab sich keinen Illusionen hin. Die Apachen würden sie nicht ungeschoren lassen. Es würde Blut fließen, die Folge waren Leid und Tränen.

    Die Gedanken des Kopfgeldjägers schweiften ab und konzentrierten sich auf die Baldwin-Brüder. Er war überzeugt davon, dass inzwischen beide Brüder auf seiner Fährte zogen. Nach dem Anschlag am vergangenen Tag waren sie nicht mehr in Erscheinung getreten. Auch mit ihnen musste er rechnen.

    Er riss sich von diesen düsteren Gedanken los und schritt zu Charles Lewis' Fuhrwerk. Die schwefelgelbe Farbe im Westen war einem amberfarbenen Grau gewichen. Bald würde die Nacht hereinbrechen. McQuade setzte sich an eines der großen Räder und zog die Beine an. Beim Feuer hantierten Wanda Lewis und Debbie. Immer wieder schickte sie herausfordernde Blicke in McQuades Richtung. Indes versammelten sich in der Wagenburg die Männer des Trecks. McQuade hörte den ehemaligen Südstaatenoffizier sprechen.

    Debbie füllte etwas von dem Stew, das sie und ihre Mutter in dem verrußten Topf gekocht hatten, der vom eisernen Dreibein ins Feuer hing, in einen Blechnapf, stieß eine Gabel hinein und brachte McQuade das Essen. Sie lächelte ihn an. Ihr hübsches Gesicht wirkte durch das Lächeln gelöst, ihre Augen strahlten. »Warum kommen Sie nicht zum Feuer, McQuade? Bitte, leisten Sie uns Gesellschaft.«

    »Vielen Dank, Debbie. Ich denke, es ist besser, wenn ich mich von Ihrer Familie fernhalte. Darum werde ich hierbleiben.«

    »Was ist los, McQuade?« Die junge Frau schaute ihm ernst ins Gesicht. »Vorhin hat mein Vater mit Ihnen unter vier Augen gesprochen. Ist es deswegen?«

    »Es ist nichts, Debbie. Wirklich nicht. Haben Sie die Rauchsignale gesehen? Eine Kriegshorde ruft andere streunende Kriegergruppen hier zusammen. Darüber haben Ihr Dad und ich gesprochen. Ich habe Ihrem Vater einige Instruktionen erteilt. Er ist dabei, sie an die Männer des Trecks weiterzugeben. Ich schließe nicht aus, dass wir schon in der kommenden Nacht angegriffen werden.«

    Jetzt war es Fassungslosigkeit, die ihr Gesicht prägte, und Angst flackerte in ihren blauen Augen. »Meinen Sie wirklich?«, stammelte sie. In ihren Mundwinkeln zuckte es.

    »Die Chiricahuas sind immer für eine Überraschung gut«, murmelte McQuade. Er sah, dass sich die Versammlung in der Mitte der Wagenburg auflöste. Die Männer marschierten zu ihren Fuhrwerken und bewaffneten sich. Charley Lewis ging zu seinem Feuer. Seine Frau reichte ihm einen Napf voll Stew. Lewis starrte herüber zu McQuade.

    »Gehen Sie zu Ihren Eltern, Debbie«, sagte McQuade. »Ihr Vater sieht es nicht gerne, wenn Sie sich mit mir abgeben. Fragen Sie ihn nach dem Grund. Er wird ihn Ihnen sicherlich nennen.«

    Er begann zu essen.

    *

    Es war Nacht. Der Himmel war nahezu wolkenlos und sternenklar. Die Sichel des Mondes stand im Südosten. Das leise Wispern des Windes, der an den Felsen entlangstrich, ab und zu der gespenstische Jagdschrei einer Eule, das entfernte Klagen eines Kojoten – das waren die einzigen Geräusche, die die Nacht erfüllten.

    McQuade fand keinen Schlaf. Unruhig wälzte er sich auf dem Boden hin und her. Seinen Sattel benutzte er als Kopfkissen. Er hatte sich in seine Decke gewickelt. So heiß wie die Tage, so kühl waren die Nächte. Die Kälte schien aus dem Boden durch die Decke in seine Kleidung und in seinen Körper zu kriechen. Irgendetwas lauerte im Hintergrund seines Bewusstseins, das ihn zutiefst beunruhigte. Die Nacht schien Unheil zu versprechen. Fast instinktiv spürte der Kopfgeldjäger, dass die tödliche Gefahr ganz nahe war.

    Die Rastlosigkeit, die ihn erfüllte, bereitete ihm körperliches Unbehagen. Wie Fieber zog es durch seine Blutbahnen. Die Alarmglocken, die in ihm schlugen, waren nicht zur Ruhe zu bringen.

    Und dann hielt ihn nichts mehr auf seinem Platz. Er wand sich aus der Decke, schleuderte sie von sich und kam hoch. Gray Wolf erhob sich mit einem Ruck. Der Kopfgeldjäger spürte etwas Kaltes, Feuchtes an seiner Hand. Es war Schnauze des Wolfshundes. Er nahm das Gewehr, das am Wagenrad lehnte und legte es in seine Armbeuge, den Kolben klemmte er sich unter die Achsel. Langsam ging er an den Fuhrwerken entlang. Jetzt mischten sich in die anderen Geräusche das Knarren des Leders seiner brüchigen Stiefel und das leise, melodiöse Klirren der Sporen. Gray Wolf strich leise wie ein Schatten neben dem Texaner her.

    Die Atmosphäre mutete angespannt an, die Luft schien mit Elektrizität geladen zu sein und zu knistern wie vor einem schweren Gewitter.

    Jetzt war wieder das Heulen eines Kojoten zu vernehmen. Es brach ab. McQuade lauschte dem Geräusch hinterher. Gleich darauf erklang es aufs Neue, aber von einer anderen Stelle. Dem Texaner fiel es wie Schuppen von den Augen. Das waren keine Kojoten ...

    Da erklang auch schon ein Aufschrei, der aber im nächsten Moment erstickte. Ein dumpfes Geräusch folgte, als würde ein Körper auf den Boden prallen. McQuade richtete die Gewehrmündung zum Himmel und gab einen Schuss ab. Der Knall sprengte die Ruhe wie ein Donnerschlag. Und jetzt konnte McQuade auch schon die huschenden Gestalten sehen. Sie sprangen über die Deichseln der Schoner. Die Blätter der Tomahawks und die Klingen der Dolche funkelten im Mond- und Sternenlicht.

    McQuade repetierte, feuerte, repetierte aufs Neue ...

    Er schoss mit rasender Geschwindigkeit auf die Schemen. Auch an anderen Stellen begannen die Gewehre zu krachen. Aus den Einstiegen unter den Planen der Schoner stießen handlange Mündungsfeuer. Und jetzt erhob sich auch der Kampfschrei der Apachen. Den Weißen drohte das Blut in den Adern zu gefrieren. Sie erbebten ...

    McQuade war links abgekniet und schoss das Rohr heiß. Gray Wolf war verschwunden. Der Kopfgeldjäger glaubte durch den ätzenden Gestank des verbrannten Pulvers den penetranten Tran- und Uringeruch der Apachen wahrzunehmen, der auf die Hilfsmittel zurückzuführen war, mit dem sie das dünne Leder ihrer Kleidung und Mokassins gerbten.

    In das Geheul der Chiricahuas mischten sich raue Flüche und das Gebrüll, mit dem die Weißen der Anspannung ihrer Nerven Luft machten. Jetzt begannen auch Revolver zu wummern. Sie waren im Nahkampf handlicher als die Gewehre. Pferde wieherten, einige der Zugochsen brüllten. Ein Mann schrie gellend seine Not hinaus, taumelte zwei Schritte aus dem Schatten eines Schoners und brach dann zusammen. Zurückschnellende Bogensehnen schwirrten. Pfeile zogen ihre lautlosen Bahnen und der eine oder andere bohrte sich mit einem trockenen Schlag in die Bordwand oder ein anderes Holzteil dieses oder jenes Fuhrwerks.

    Ein mörderischer Kampf, Mann gegen Mann, Säbel und Colt gegen Messer, Keule und Tomahawk, war entbrannt. Die Gegner hatten sich regelrecht ineinander verbissen. Sogar einige der Frauen waren aus den Fuhrwerken geklettert und mischten mit. Diejenigen, die über keine Waffe verfügten, hatten sich irgendeinen Feuerholzknüppel oder ein ähnliches Schlaginstrument geschnappt und schlugen damit auf die Rothäute ein, die mit den weißen Männern rangen und die nur von der Gier zum Töten besessen waren.

    In den Fuhrwerken weinten Kinder. Hunde bellten wie von Sinnen. Die Herzen schlugen höher, in den Gemütern tobten Hass und Vernichtungswille.

    Ein Schemen jagte auf McQuade zu. Zwei Schritte vor dem Kopfgeldjäger stieß er sich ab. Dieser hatte jetzt den Colt in der Faust. Die schwere Kugel riss den Apachen in der Luft herum. Krachend landete er vor McQuade auf dem Boden. Ein verlöschendes Röcheln – aus.

    Niemand bat um Gnade, niemand wurde verschont in diesem unerbittlichen Kampf.

    Schließlich sahen die ersten Apachen ein, dass der Blutzoll, den sie ihrem Hass und ihrer tödlichen Leidenschaft zu entrichten hatten, ein verdammt hoher war. Ein gellender Befehl aus dem Mund eines der Krieger übertönte die übrigen Geräusche, die die Dunkelheit erfüllten wie eine Ouvertüre des Grauens. Wer von den Apachen noch konnte, floh. Einige Gestalten schnellten vom Boden in die Höhe. Nur wenigen gelang die Flucht. Unbarmherzig wurden sie von den Kugeln der Auswanderer eingeholt und zu Boden gerissen.

    Und dann trat Ruhe ein. Wie ein Leichentuch senkte sie sich über die Wagenburg. Diese Stille wurde aber im nächsten Moment von McQuades Stimme zustört. Der Kopfgeldjäger brülle: »In Deckung! Bleibt am Boden! Sie werden ...«

    Da peitschten auch schon Schüsse. Pfeile schwirrten durch die Dunkelheit, Kriegslanzen zischten heran. Die wenigen Apachen, denen die Flucht geglückt war, nahmen die Wagenburg blindlings unter Beschuss, in der Hoffnung, dass die eine oder andere ihrer Kugeln oder ihre Pfeile und Lanzen weitere Weiße töteten.

    »Haltet auf die Mündungslichter!«, ließ McQuade erneut seine Stimme erklingen. Und dann begannen die Männer des Trecks das Feuer zu erwidern. Der Lärm steigerte sich erneut zu einem dröhnenden und jaulenden Inferno. Die Pferde der Auswanderer trampelten den Seilcorral nieder und flohen voller Entsetzen. Ihr schrilles Wiehern und der trommelnde Hufschlag vermischten sich mit den Detonationen.

    Und dann flohen die Apachen endgültig. Der infernalische Lärm verebbte. Pulverdampf zerflatterte. Stöhnen und Röcheln war zu vernehmen.

    »O verdammt!«, schrie ein Mann heiser. »Das war schlimmer als die Hölle. Diese verdammten rothäutigen Mörder! Wie viele von uns haben sie wohl umgebracht?«

    »Bleibt in euren Deckungen!«, gebot McQuade. »Wir müssen warten, bis es Tag wird. Es ist nicht auszuschließen, dass sie nur darauf lauern, dass wir uns zeigen.«

    »Was ist mit unseren Gäulen?«, rief einer. »Ohne die Pferde sind wir aufgeschmissen.«

    »Die sind sicherlich nicht sehr weit gelaufen«, versetzte McQuade. »Wir sammeln sie bei Tag ein.«

    McQuade kniete im Schatten eines der Fuhrwerke. Seine Hand hatte sich regelrecht um den Knauf des Coltrevolvers verkrallt. Das Gewehr hatte er gegen das Wagenrad gelehnt. Die Apachen waren zwischen den Felsen verschwunden, die sich östlich der Wagenburg erhoben und in der Nacht unheilvoll und bedrohlich wirkten.

    Der Texaner versuchte mit dem Blick die Dunkelheit zu durchdringen, die in den Spalten und Schluchten, die die Felsketten zerklüfteten, herrschte. Ab und zu schob sich eine Wolke vor den Mond und der silbrige Schein, der auf allem lag, löste sich auf. Wolkenschatten glitten über das Land. Das Verhängnis war wie ein Sturm über den Auswanderertreck gekommen. Hier in den Dragoons galt nur das mitleidlose Gesetz der Wildnis. Töten oder getötet werden ...

    »Wir können doch unsere Verwundeten nicht einfach liegen und verbluten lassen!«, rief eine Frau nahezu hysterisch.

    »Natürlich nicht!«, antwortete McQuade. »Major!«

    »Ja.«

    »Vier Männer sollen die Verwundeten in den Schutz der Fuhrwerke bringen. Die Frauen sollen sie verarzten, soweit sie in der Finsternis dazu in der Lage sind.«

    Charles Lewis rief Namen. Nur drei der Männer antworteten. Noch einmal fiel ein Name. Und dann glitten vier Schemen aus dem Schutz der Fuhrwerke und begannen, reglose und wimmernde Gestalten unter die Prärieschoner zu schleppen.

    Es dauerte etwa eine Viertelstunde, dann erklang die Stimme eines Mannes: »Wir haben vier Verletzte und drei Tote. Außerdem liegen mindestens zehn tote Apachen herum.«

    McQuade nahm dort, wo die Verwundeten und Toten lagen, flüchtige Bewegungen wahr. Gedämpfte Stimme waren zu vernehmen. Und immer wieder hörte er ächzen, wimmern und röcheln.

    Plötzlich strich Gray Wolf heran. Der Wolf drängte sich gegen den Kopfgeldjäger und fiepte leise. McQuade war sich sicher, dass Gray Wolf den einen oder anderen Gegner ausgeschaltet hatte. Er legte seinen linken Arm um den Leib des treuen Tieres.

    *

    Der Tag brach an. Die Toten und Verwundeten befanden sich auf den Planwagen. Überall lagen die reglosen Gestalten der getöteten Apachen. Es war ein Bild, das den Menschen mit schmerzhafter Schärfe in die Augen sprang. McQuade, dessen Pferd an Lewis' Fuhrwerk festgebunden war und das sich nicht losgerissen hatte, ritt los, um die durchgegangenen Pferde zu suchen. Gray Wolf begleitete ihn. Er fand die Tiere in einer grasigen Mulde, in der es auch ein Wasserloch gab, und trieb sie zu ihrem Lagerplatz.

    Die Apachen waren verschwunden. Der Treck zog weiter. Schon bald sah McQuade, der voraus ritt, die Rauchsignale. Die Apachen hatten also noch nicht aufgegeben. Besorgnis erfasste den Texaner. Er führte den Treck weiter nach Westen. An einem Nebenfluss des San Pedro River wurden die Tiere getränkt und die Wasserfässer aufgefüllt. Hier beerdigten sie auch ihre Toten. Die Frauen und Kinder, die an den Gräbern standen, weinten. Die Männer schauten ernst. Die Stimmung der Auswanderer war auf dem Nullpunkt. Düster lag die nächste Zukunft vor ihnen. Die Rauchzeichen machten jedem klar, dass die tödliche Gefahr allgegenwärtig war.

    Schließlich zogen sie weiter.

    Der Tag verlief ohne weitere Zwischenfälle. Die Rauchzeichen jedoch begleiteten den Wagenzug bis zum Abend. Die Wachen wurden in der Nacht verdoppelt. Doch auch jene Männer, die keine Wache hatten, fanden keinen Schlaf. Wach lagen sie unter den Fuhrwerken, die Waffe in der Hand, und warteten darauf, dass sie die Wachen ablösen konnten.

    Nicht viel besser erging es den Frauen. Sie hatten gekämpft wie ihre Männer und sie würden wieder kämpfen. In ihren Herzen lebten der Kampfgeist und der Durchhaltewille, der die Besiedlung des Westens erst möglich gemacht hatte. Sie hatten Angst und sie waren verzweifelt, aber sie waren auch voller Optimismus. Sie glaubten an eine gute Zukunft in Oregon, dem Land, in dem Milch und Honig fließen sollten. Die Auswandererfrauen hatten sich bewaffnet und lagen wie auch ihre Männer und Söhne wach unter ihren Decken, auf einen erneuten Angriff der Apachen gefasst, bereit, sich und die ihren bis zum letzten Tropfen Blut zu verteidigen.

    Die Nacht verging ohne irgendwelche Vorkommnisse. Der Wagenzug war wieder auf dem Trail. Meile für Meile erkämpften sich die Menschen auf ihrem Weg nach Nordwesten. Es ging über Hügel, durch staubige Senken, über steinige Plateaus, durch Canyons und über weitläufige Ebenen. Bergaufwärts mussten sich Männer und Frauen gegen die Fuhrwerke stemmen und schieben, abwärts klemmten sie armdicke Stangen in die Speichen, um zu verhindern, dass die schweren Planwagen die Ochsen überrollten. Wagen für Wagen brachten sie die Abhänge hinauf und hinunter. Es war anstrengend, Schweiß rann über die Gesichter, die meisten mussten bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gehen.

    Hin und wieder dachte McQuade an die Baldwin-Brüder. Und er fragte sich, wo sie auf ihn warten würden. Dass sie sich in diesen Landstrich wagten, in dem der Skalp eines Weißen höllisch locker saß, bezweifelte er.

    Es wurde Mittag. Die Sonne stand hoch im Zenit. Auch den ganzen Vormittag waren die Rauchsignale zum Himmel gestiegen. Nach der Mittagspause ging es weiter. Während des Nachmittags wurden die Rauchzeichen immer weniger. Und dann verschwanden sie völlig. McQuade trieb sein Pferd neben das Fuhrwerk Charles Lewis'. Verunsichert fixierte ihn der ehemalige Offizier. Neben ihm auf dem Wagenbock saß Debbie. In der Tiefe ihrer Augen waren nur Angst und Grauen zu erkennen. Sie schien noch vollkommen im Banne der Ereignisse der vergangenen Nacht zu stehen. »Sieht so aus, als hätte sich die nötige Anzahl von Kriegern eingefunden, um einen Angriff zu wagen«, gab McQuade unverblümt zu verstehen.

    »Sie denken, dass uns die Chiricahuas heute noch überfallen?«, fragte Lewis.

    »Heute oder Morgen, auf jeden Fall, ehe wir die Dragoons hinter uns lassen und in die Ebene zwischen den Little Dragoon Mountains und dem San Pedro River ziehen. Wahrscheinlich überqueren wir bei Benson sogar den Fluss und ziehen an seinem Westufer in Richtung Phönix.«

    »Ich verlasse mich voll und ganz auf Sie, McQuade«, knurrte Lewis. Er zeigte nicht, dass ihn die Gefahr, die von den Apachen ausging, zutiefst beunruhigte. »Ich schreibe es Ihrer Umsicht zu, dass die meisten von uns überhaupt noch leben.«

    Der Kopfgeldjäger trieb sein Pferd wieder an und setzte sich an die Spitze des Zuges, begleitet von Gray Wolf, der die Gefahr ebenso zu spüren schien, denn er hob immer wieder die Nase und witterte in die Richtung, in die sie zogen.

    Es war später Nachmittag, als sie durch hügeliges Terrain zogen. Auf den Abhängen und Kämmen erhoben sich Felsen. Dazwischen wucherten genügsame Sträucher und hartes Galleta Gras. Über ihnen spannte sich von einem Horizont zum anderen ein ungetrübter, blauer Himmel. Die Geräusche, die der Wagenzug verursachte, rollten ihm voraus zwischen die Anhöhen. McQuades sichernder Blick tastete sich über die Hügelrücken und Felsen zu beiden Seiten. Er ritt etwa drei Pferdelängen vor dem Wagen Charles Lewis'. Und er spürte ganz deutlich den Pulsschlag der tödlichen Gefahr, die hier lauerte. Das Gewehr hielt er schon seit einiger Zeit in der Hand. In der Kammer befand sich eine Patrone. Er hatte es mit der Kolbenplatte auf seinen Oberschenkel gestellt.

    Zwischen den Hügeln gab es keinen Platz, um die Fuhrwerke zu einer Wagenburg zusammenzufahren. McQuade hatte es längst voller Besorgnis registriert. Es war ein geeigneter Platz für einen Überfall.

    Und dann sah er die Reiter auf der Anhöhe zu ihrer Rechten.

    Auch auf den Kamm linker Hand trieben Reiter ihre Mustangs.

    Sie verhielten in einer auseinander gezogenen Linie. Dunkle Augen, in denen der Hass glühte, starrten auf den Wagenzug hinunter. Die dunklen Gesichter waren unbewegt. Die Spitzen der Lanzen und die Metallteile der Gewehre funkelten im Sonnenlicht.

    McQuade hob die linke Hand. »Stopp!« Er zerrte das Pferd herum. »Das sind an die fünfzig Apachen!«, brüllte er. »In Deckung! Wir müssen uns nach zwei Seiten verteidigen. Schießt erst, wenn ich den Befehl dazu erteile.«

    Er sprang ab und zog das Pferd hinter sich her zum Fuhrwerk Lewis'. Gray Wolfs Nackenhaare sträubten sich. Seine Lefzen hoben sich über den gefährlichen

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