Die Geschichte vom kleinen Drachen Faulepaul
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Buchvorschau
Die Geschichte vom kleinen Drachen Faulepaul - Silvia L. Lüftenegger RosaRot
Impressum
Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Besuchen Sie uns im Internet - papierfresserchen.de
© 2021 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR
Mühlstr. 10, 88085 Langenargen
Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2021.
Herstellung und Lektorat: CAT creativ - cat-creativ.at
Cover: Silvia L. Lüftenegger / RosaRot
ISBN: 978-3-96074-507-5 - Taschenbuch
ISBN: 978-3-96074-508-2 - E-Book
*
Inhalt
Vorwort
Wie alles begann
Der Morgen danach
Auf dem Jahrmarkt
Silberzackes Kristallmanufaktur
Kleine Notlügen
Vaters Hochzeitspläne
Die beiden geheimnisvollen Inseln
Margarethes Plan
Das Wiedersehen
Leos Begegnung mit Vater Goldzacke
Margarethe haut ab
Was damals geschah
Das große Fest
Das Baumhaus
Vater Goldzacke kommt zu Besuch
Margarethes erster Tag im Sprachpraktikum
Der Frühlingsball & Leos Freunde
Die Abschlussprüfungen
Margarethe im Kochrausch
Zu Besuch bei den Grünmauls
Abschlussfeier im Hause Goldzacke
Goldene Eierwärmer
Hurra, die Eier sind da
Helle Aufregung an den Schlüpftagen
Feierliche Einführung in die Drachengemeinde
Paul will nicht fliegen
Herr Drachenflug
In der Spezialflugschule
Feier zum ersten Schlüpftag
Pauls Leidenschaft
Besetzung
Die Autorin
Buchtipp
*
Vorwort
Ein paar Worte über Silvia Lüftenegger, die man vorher oder nachher lesen kann.
Also Vorworte und Nachworte in einem sozusagen.
Silvia ist eine Künstlerin, eine Lebenskünstlerin, weil sie alles, was sie lebt, in Kunst oder etwas ähnlich Spannendes zu verwandeln versteht – und sei es Marmelade. Ihr forschender Geist und ihr neugieriges Auge suchen Tag und Nacht in dieser unserer Wirklichkeit nach Dingen, nach Geschichten, Farben und Materialien, mit denen sie ein wenig rauskommt aus den Fesseln des bekanntlich grauen Alltags. Und wir mit ihr.
Raus ins Reich einer Fantasie, in der sie Königin und Schöpferin zugleich ist – ihre Vorstellungskraft verlässt dabei nie ganz den Boden dieser Welt – wie sollte sie auch, wo doch Schuhe eines ihrer Markenzeichen sind – und was für welche.
In ihren verrückten Schuhskulpturen erkennt man sie genauso wie in ihren wundervoll schrägen Geschichten, die sie so treffend illustrieren kann wie keine andere.
Dieses Buch liefert erneut den Beweis.
Klaus Rohrmoser – Schauspieler, Regisseur, Autor
*
Wie alles begann
Heute ist der alljährliche Galaabend für Singles auf Drachinsula und alle heiratsfähigen Drachenmädchen und -jungs aus dem gesamten Inselreich Kaimanien werden diesen Ball besuchen. Theo Löwenzahn, seines Zeichens ein absoluter Hans-Dampf auf dem Veranstaltungssektor und Moderator, hat wie immer diesen Abend initiiert und organisiert.
Auch Margarethe Goldzacke wird von ihrem Vater zu dieser, für sie beide wichtigen Veranstaltung geschickt. Sie hat bald ausgelernt und wird als große Erbin des Imperiums Goldzacke Handels-GmbH & Co KG demnächst in die Firma eintreten. Darum ist ihr Vater der Meinung, dass es nun höchst an der Zeit wäre, einen passenden Partner zwecks Heirat zu finden.
In großer Robe, das heißt, die Schuppen und Zacken poliert, Zähne blank geputzt, Beerenmus auf Lippen und Wangen verteilt, so sollte es losgehen. Margarethe, der das Natürliche am liebsten ist, und die weiß, dass aufgrund ihres Status, sie gehören zu den sogenannten Reichen, ihr mit Sicherheit alle Herzen zufliegen werden, hat darum weder auf den Ball noch auf das Herausputzen wirklich Lust. So hat sie einfach nur die Schuppen leicht poliert, ihre goldenen Zacken unpoliert etwas in Form gebracht und eine kleine gelbe Margerite hinter ihr Ohr gesteckt. Sie hofft, dadurch unerkannt zu bleiben. Die goldenen Zacken würden sie sofort als eine Goldzacke entlarven, trotzdem sich einige Mädchen sicherlich ihre Zacken gülden färben werden, um mehr Chancen bei den Jungs zu haben, will sie es nicht riskieren.
So macht sie sich auf den Weg zur Gala. Als Margarethe dort ankommt, herrscht im Saal schon buntes Treiben. Die Musik, Theo Löwenzahn hat den angesagten DJ Dracho engagiert, ist schon in vollem Gange. Margarethe ist etwas spät dran, denn sie wohnt auf der äußersten der kleinen Inseln und hat die Flugzeit etwas unterschätzt.
Man muss wissen, dass Margarethe und ihre Großfamilie eine eigene Insel besitzen und bewohnen. Die Urgroßeltern, Großeltern, Tanten, Onkeln, Großtanten, Großonkeln, Nichten, Neffen, Großnichten und Großneffen und ihr Vater sind von der Natur reich mit den Talenten Finden & Tauschen beschenkt worden. So entstand über die Jahre ein einzigartiges Tauschimperium, die große Firma Goldzacke Handels-GmbH & Co KG, und sie gehören nun zu einer der reichsten Familien des gesamten Inselreiches. Durch die langjährigen Auslandsbeziehungen ihres Urgroßvaters, der auch noch ein Sprachtalent war, ist die Firma bis heute die einzige, die auch Handel mit dem Festland betreiben kann. So gelangen viele fremdartige Dinge auf die Insel, die ihr Vater gerne den Grundschulen zur Weiterbildung und Talentfindung zur Verfügung stellt, denn er ist auch mitunter als großer Bildungsförderer bekannt.
Margarethe hat selbstverständlich die beste Sprachausbildung erhalten. Durch ihre besondere stimmliche Begabung, die sie offensichtlich von ihrem Großvater geerbt hat, spricht sie zehn der wichtigsten Drachendialekte und zwei weitere Fremdsprachen hat sie zusätzlich gelernt. Ihr Vater meinte, dass Krokodilisch für die Kommunikation zu Wasser und Zwitscherisch für die Verständigung im Luftverkehr für die Handelsbeziehungen unbedingt notwendig seien, denn Margarethe sollte einmal die Firma ganz übernehmen. Sie ist nämlich das einzige Kind des Familienoberhauptes. So MUSS Margarethe sozusagen am Galaabend für Singles teilnehmen.
Ihr Vater war ziemlich verärgert, dass sich Margarethe nicht schminken und ihre goldenen Zacken nicht aufpolieren wollte, wo sie doch die Tochter des reichen Goldzacke ist und das, meinte er, sollte doch selbstverständlich jeder sehen können. Diese Diskussion war mitunter auch ein Grund, dass Margarethe etwas zu spät zum Galaabend kommt. Da jedoch ihr Vater schon einen Sitzplatz auf einem der vordersten Tische reserviert hatte, war das kein allzu großes Problem.
Sie geht durch den Saal auf der Suche nach dem Tisch mit der Nummer eins. In der Mitte ganz vorne findet sie den richtigen – einen Tisch für zehn Personen zwecks Auswahlmöglichkeit der Heiratskandidaten. Weiß gedeckt mit Silberbesteck, Kristallgläsern und einem Drachophon an jedem Platz. Margarethe wundert sich etwas darüber, denn sie war noch nie auf so einer Veranstaltung gewesen.
Die schönsten Blumen vom Festland, die mit Sicherheit ihr Vater gestiftet hat, sind in hübsch geschwungene Glasschalen drapiert. Es sind schon fast alle Plätze besetzt – bis auf zwei. Sie nickt in die Runde und setzt sich auf einen der noch leeren Plätze. Etwas schüchtern blickt sie in die Runde. Sie kennt niemanden, da sie nie eine Schule besucht hat, sondern immer Privatlehrer und ein Kindermädchen hatte.
Kurz nachdem sie sich gesetzt hatte, kommt der letzte Kandidat, die silbernen Zacken auf Hochglanz poliert, und setzt sich auf den noch freien Platz ihr gegenüber. Margarethe ahnt, was ihr Vater vorhaben könnte. Bevor sich Silberzacke jedoch setzt, streicht er sich noch mit einer übertriebenen Geste durch seine hochglanzpolierten Kopfzacken und nimmt sofort Blickkontakt mit Margarethe auf. Den Sohn der großen Firma Silberzacke Maschinenbau- & Kristallmanufaktur, den sollte sie wohl kennenlernen. Sie versucht krampfhaft, seinem Blick auszuweichen, indem sie intensiv das Besteck und die Kristallgläser begutachtet. Gut, dass jetzt Theo Löwenzahn die Anmoderation dieses Abends übernimmt und so sich alle Blicke nun auf ihn richten.
„Einen wunderschönen guten Abend, meine sehr verehrten heiratswilligen Damen und kontaktfreudigen Herren. Mein Name ist Theophil Löwenzahn, aber nennt mich einfach Theo. Ich habe die große Freude und Ehre, Sie durch diesen Abend begleiten zu dürfen. Da ich sozusagen selber Single bin, dabei wirft er Ludmilla Gelbzacke einen verschmitzten Blick zu, „weiß ich ganz genau, wie man so eine Veranstaltung organisiert und was nötig ist, um die richtige Stimmung und das perfekte Ambiente zu schaffen. Wie ich sehe, sind bereits alle Plätze besetzt, das freut mich außerordentlich, denn wir haben keine Kosten und Mühen gescheut, Ihnen den besten Abend, die schönste Gala des Jahres zu gestalten. Ich danke vorerst allen Sponsoren, die das ermöglicht haben. Allen voran Herrn Goldzacke von der Firma Goldzacke Handels-GmbH & Co KG, Herrn Silberzacke von der Firma Silberzacke Maschinenbau- & Kristallmanufaktur, Herrn Goldblatt von der Gemüsehandels-GmbH Goldblatt und Herrn Gelbzacke von Gelbzacke Fleischzubereitungs- & Vertriebsgesellschaft und vielen, vielen anderen, die mich ebenfalls tatkräftig unterstützt haben. Bitte entnehmen Sie die Namen aller Sponsoren der Sponsorentafel im Eingangsbereich. Meine Lieben, es dürfte Ihnen nicht entgangen sein, dass jeder Sitzplatz mit einem Drachophon ausgestattet ist. Damit haben Sie die Möglichkeit, jede und jeden in diesem Saal zu kontaktieren. Jedes Drachophon hat eine Nummer. Diese sehen Sie auf dem Fähnchen, das am Telefon angebracht ist. Es ist ganz einfach: Sie wählen diese Nummer und schon sind Sie in Kontakt sozusagen. Ist das nicht wunderbar, meine Lieben.
Alle klatschen erfreut und manche stoßen kurze Juhu-Rufe aus.
„So, nun würde ich sagen, amüsieren Sie sich gut und phonieren Sie fleißig. Wir sehen und hören uns später. Einen wunderbar, beziehungsreichen Abend wünsche ich Ihnen!"
Theo Löwenzahn geht und überlässt DJ Dracho die Bühne, der sofort Schmusemusik auflegt und alle kurz mit einem: „Sucht euer Herzblatt", begrüßt. Allgemeiner Tumult im Saal. Die Drachophone laufen heiß und Geklingel und Gemurmel mischt sich unter die Musik. Einige der Jungs erheben sich bereits von ihren Plätzen und suchen den Tisch ihrer Auserwählten, drei Paare sind schon auf der Tanzfläche und bewegen sich im Takt der Musik. Das Spektakel hat begonnen und die große Spiegelkugel wirft dabei kleine Sternchen auf die Tanzfläche. Sanftes Licht unterstreicht die Stimmung.
Margarethe sitzt still, wieder ihr Besteck ausgiebig betrachtend, bei Tisch und hofft insgeheim, dass das Essen möglichst schnell serviert wird, denn in Wirklichkeit will sie einfach nur weg und nach Hause. Jetzt aufstehen und gehen, das wäre ihr am liebsten, aber das kann sie leider ihrem Vater nicht antun. Sie ist eine Goldzacke und es würde nicht zum guten Ton gehören. Dass jedoch ihr Vater das alles so arrangiert hat, um Silberzacke kennenzulernen, sie quasi verkuppeln will, kann Margarethe nur recht und schlecht akzeptieren.
Während sie völlig in Gedanken versunken bei Tisch sitzt, läutet ihr Drachophon. Margarethe schrickt aus ihren Gedanken hoch, blickt sofort zum Platz gegenüber und ist froh, dass es Silberzacke nicht sein kann, denn der ist intensiv damit beschäftigt, die Mädchen am Tisch mit seinen neuesten Errungenschaften zu beeindrucken und dabei sehr eloquent zu wirken.
Margarethe blickt sich um und versucht, an den Nachbartischen den Anrufer zu entdecken, während das Drachophon unaufhörlich läutet. Ihre Tischnachbarin schaut sie fragend an, deutet mit einem kurzen Nicken in Richtung Drachophon und meint: „Komm, heb doch ab und lass dich überraschen."
Margarethe zögert, hebt aber schlussendlich doch ab.
„Hallo, ich bin Leo und würde dich gerne kennenlernen. Ich sitze am Tisch dreizehn, vierte Tischreihe. Willst du tanzen? Eine kräftige, jedoch sanfte Stimme ist zu hören. Margarethe überlegt kurz, aber dann sagt sie zu sich selbst: „Alles ist besser, als am Tisch mit Silberzacke zu sitzen.
Leo kommt zum Tisch, eine kleine Verbeugung und gelbe Margeriten ihr entgegenhaltend, führt er sie wortlos auf die Tanzfläche. Margarethe folgt ihm ebenso wortlos. Sie nehmen sich in den Arm und tanzen den von DJ Dracho aufgelegten D’Amour-Hatscher. „Er sieht ganz nett aus. Und wie es scheint, ist er nicht so ein Großmaul wie Silberzacke, das gefällt mir. Gut, dass ich meine Zacken nicht aufpoliert habe, wie es Vater wollte, denkt sie sich, „so weiß keiner, wer ich bin.
Margarethe und Leo bewegen sich im Takt der Musik und sie fühlt sich in seinen Armen sehr wohl. „Komisch, denkt sie, „ich kenn ihn gar nicht und dennoch gibt er mir so ein gewisses Gefühl von Geborgenheit.
Sie lehnt ihren Kopf an seine Schulter und genießt diesen Tanz. Als die Musik endet und DJ Dracho ankündigt, dass er jetzt Partystimmung in die Bude bringen möchte, verbeugt Leo sich kurz zum Dank, nimmt sie bei der Hand und bringt sie zu ihrem Platz zurück.
„Darf ich wiederkommen?", fragt er, während er ihren Stuhl zurechtrückt.
„Gerne", antwortet Margarethe schüchtern und setzt sich.
Als das Lied endet, unterbricht Theo Löwenzahn die beginnende Partystimmung, indem er DJ Dracho mit einer schnellen Schwanzbewegung das Mikro kurzerhand aus der Klaue wischt, um es wiederum gekonnt mit seiner aufzufangen.
„Meine bezaubernden Damen und charmanten Herren, eine kurze Einlage sozusagen", dokumentiert er stolz, „ich darf wiederum um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit bitten, um Ihnen das Menü des heutigen Abends zu präsentieren. Wie immer vom Feinsten gibt es gleich als Vorspeise Gemüserisotto mit Romanesco-Topping gesponsert von der Firma Goldblatt Gemüsehandels-GmbH. Anschließend serviert Ihnen unser reizendes Personal eine klare Fischsuppe mit Hummereinlage für die Fleischfresser unter Ihnen und eine Gemüsesuppe mit Bärlauch-Gnocchi für die Pflanzenfresser. Zum Hauptgang ... taratata ... zartes Straußenfilet für die Geflügel-Connaisseurs oder Saiblingsfilet in Honigkruste für die Fischliebhaber. Dazu servieren wir Süßkartoffelkroketten und Schwarzwurzelgemüse an zarter Rebensoße. Den Pflanzenfreunden bieten wir fulminant exquisite Mangoldrouladen gefüllt mit Erbsen-Maismus, dazu entblätterten Rosenkohl an Avocadocreme und Süßprinzesskartoffel. Der Hauptgang wurde gesponsert von den Firmen Goldzacke Handels-GmbH & Co KG, Gelbzacke Fleischzubereitungs- & Vertriebsgesellschaft und Goldblatt Gemüsehandels-GmbH. Als Nachspeise, bitte meine Damen und Herren, lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen, gibt es eine geeiste Beerenvariation, Rosenblütenblätterkrokant, warmes Zimt-Schokoladenküchlein bestreut mit einem Hauch von getrockneten Lotosblüten und als Krönung Chili-Chips, sozusagen eine süß-scharfe Spielart, wenn Sie wissen, was ich meine. Ein Tipp von mir persönlich, genießen Sie das warme Küchlein gemeinsam mit den geeisten Beeren, ein Träumchen, kann ich Ihnen nur sagen, aber ein flüchtiges." Dabei lächelt er schwärmerisch. „Dieser umwerfende Gaumenschmaus