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Ein göttliches Comeback: Marilyn Monroe & Greta Garbo
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Ein göttliches Comeback: Marilyn Monroe & Greta Garbo
eBook221 Seiten3 Stunden

Ein göttliches Comeback: Marilyn Monroe & Greta Garbo

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Über dieses E-Book

New York, 1966. Harold Klein, ein renommierter Broadway-Produzent ist gelangweilt vom modernen Theater. Eines Tages wird ihm ein Stück mit dem Titel "Bernhardt / Duse" eines jungen Autors vorgeschlagen. Das Stück handelt von den beiden Theatergrößen Sarah Bernhardt und Eleonora Duse, ihrem Lebenslauf und dem ewigen Konkurrenzkampf. Nun braucht er nur zwei Hauptdarstellerinnen, die die Magie dieser Legenden auf die Bühne bringen.

Greta Garbo steht seit einem viertel Jahrhundert nicht mehr im Rampenlicht und hat sich vollkommen in die Einsamkeit zurückgezogen. Tagein und tagaus wandert sie die Straßen New Yorks auf und ab. Ohne Ziel. Ohne Plan. Aber ist sie glücklich? Gibt es nicht doch etwas, tief in ihr, dass sie vermisst? Als ihr ein Fan das Stück über Sarah Bernhardt zu lesen gibt, löst es etwas in ihr aus. Sollte sie vielleicht doch wieder zurück ins Rampenlicht kommen?

Marilyn Monroe ist gerade 40 Jahre alt geworden. Ihre besten Jahre hat sie ihrer Meinung nach hinter sich. Eine unglückliche Affäre mit einem Präsidenten, zahlreiche Flops und der Hang zum Alkohol haben aus dem strahlenden Star eine unglückliche Frau gemacht. Die Filmangebote bleiben aus. Hollywood hat sie fallen gelassen. Ihr einziger Ausweg: Ein Umzug nach New York. Dort, inmitten von Künstlern, blüht sie wieder zum Leben auf und ihr wird sogar eine Rolle am Broadway angeboten...Ist das der Aufbruch in ein neues Leben?

Eine alternative Zeitgeschichte, die uns erträumen lässt, was alles hätte geschehen können, hätten diese Jahrhundertfrauen ein anderes Schicksal erlitten. Spannend. Innovativ. Ergreifend.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum1. Feb. 2022
ISBN9783347545694
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    Buchvorschau

    Ein göttliches Comeback - David Imper

    Kapitel 1

    New York, 1966

    Sie war auf der Suche nach einem Pullover. Beschreiben konnte sie ihn nicht, wusste aber, dass sie ihn sofort erkennen würde, sollte sie ihn sehen. Seit fast zwanzig Jahren suchte sie ihn nun schon, lief die Straßen New Yorks auf und ab, blickte in jedes Geschäft, in der Hoffnung, den Pullover heute zu finden. Und wurde doch jeden Tag enttäuscht. Seit zwanzig Jahren. Auch heute verließ sie das Haus wie jeden Tag gegen elf Uhr vormittags. Um acht Uhr früh war sie aufgestanden, hatte ein Ei mit einem Stück Brot gegessen, geduscht und sich angezogen. Alles in Ruhe. Alles zu ihrer Zeit. Es gab niemanden, der sie hetzte oder antrieb, das würde sie auch nie wieder zulassen. Alles musste so gemacht werden, wie sie es wollte. Ohne Kompromisse.

    Nun lief sie zügig die Lexington Avenue herunter und blendete ihre Mitmenschen völlig aus. Sie trug eine Sonnenbrille und einen langen, dunklen Mantel, denn es gab tatsächlich immer wieder Menschen, die sie erkannten. Auch nach all den Jahren. Es war ein kalter Tag und sie wickelte ihren Schal enger um ihren Hals. Kälte machte ihr nichts aus, aber sie hasste diesen böigen Wind. An der 56. Straße musste sie stehen bleiben, da die Ampel gerade auf Rot umgeschaltet hatte. Oh, wie sie das hasste! Es war viel los auf den Straßen. Daher konnte sie es nicht riskieren, bei Rot über die Straße zu gehen. Sie ärgerte sich, da ihr Rhythmus nun unterbrochen wurde. Auf der anderen Seite bemerkte sie zwei junge Männer, die sie anstarrten. Sie überlegte die 56. Straße entlangzugehen und später südlich der Park Avenue, aber ein Blick in die Straße reichte aus, um sich dagegen zu entscheiden. Die Straße war unbelebt. Im Zweifel würden ihr die beiden Männer folgen. Also blieb sie lieber auf der belebteren Lexington Avenue, wo mittlerweile schon einige Passanten mehr an der roten Ampel warteten. Die Lichtanlage wechselte auf Grün und sie lief los. Die beiden Männer starrten sie unverhohlen an, als sie an ihr vorbeigingen. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie einer den anderen am Arm packte und rief: „Sie ist es!"

    Ohne sich umzudrehen, lief sie weiter und verschwand in der Menge. Bei Bloomingdale’s blieb sie stehen und betrachtete die aufwändig dekorierten Schaufenster. Ohne Eile schlenderte sie an allen Fenstern vorbei und betrachtete sorgfältig die Auslagen. Obwohl sie normalerweise Kaufhäuser mied, ging sie, ohne groß darüber nachzudenken warum, hinein.

    Es herrschte viel Betrieb, besonders im Erdgeschoss, wo es nur so von Parfümständen und Kosmetikartikeln wimmelte. Sie gab nie Geld für solche Dinge aus, hatte weder Parfüm noch Make-up bei sich im Schrank stehen. Solche Dinge gehören der Vergangenheit an. Trotzdem fühlte sie sich auf merkwürdige Weise angezogen von den blumigen Düften, den verführerischen Werbeplakaten und den jungen Damen, die sie freundlich einluden, sich beraten zu lassen. Gerne hätte sie ihre Sonnenbrille abgenommen, traute sich aber nicht. Erst am hinteren Ende der Abteilung drehte sie sich um und ging wieder zurück, um auf der anderen Seite alles anzusehen. Das Potpourri der Parfümdüfte betörte sie, ihr wurde fast ein wenig schwindelig. Ein großes Plakat mit einer jungen Frau, die verführerisch in die Kamera blickte und dabei ihren neuen Lippenstift präsentierte, faszinierte sie besonders. Irgendetwas an diesem Bild fesselte sie. Sie konnte sich nicht losreißen. Hatte sie damals auch so in die Kamera geblickt?

    „Möchten Sie unsere neuen Produkte ausprobieren?"

    Eine Stimme, jung und unbedarft, sprach sie freundlich von der Seite an.

    „Bitte?" Das war alles, was sie im ersten Moment sagen konnte, da sie noch immer mit dem Plakat beschäftigt war und nicht damit gerechnet hatte, angesprochen zu werden.

    „Darf ich Ihnen unsere Produkte präsentieren? Ich kann Ihnen gerne ein Tages-Make-up auflegen, wenn Sie möchten."

    Sie sah der jungen Frau ins Gesicht. Ihre völlig unschuldige Art wirkte so arglos, dass sie fast keine Wahl hatte, als ein leises Ja zu stammeln.

    „Oh, schön, setzen Sie sich."

    Nachdem sie auf einem erhöhten Hocker Platz genommen hatte, lächelte die junge Frau sie an. „Sie müssen Ihre Brille abnehmen."

    „Oh, natürlich." Sie sprach nie mit Fremden, niemals. Ihre Stimme hörte sich seltsam an, rostig, sie hatte heute noch kein Wort laut gesagt. Hatte sie gestern ihre Stimme benutzt? Es fiel ihr gerade nicht ein. Noch viel seltener ließ sie sich berühren. Sie hatte keine Ahnung, was in sie gefahren war, warum sie in dieses Kaufhaus gegangen war um sich von einer jungen, fremden Frau schminken zu lassen. Absurd! Sie musste diese Charade beenden, sofort. Sie wollte aufstehen, ihre Sonnenbrille anziehen und so schnell wie möglich wieder an die frische Luft, war schon fast dabei wieder vom Hocker zu gleiten, da fing sie den Blick der jungen Verkäuferin ein. Diese blickte sie so unschuldig an, so glücklich endlich etwas zu tun zu haben, dass sie wie versteinert war. Erinnerte dieses Mädchen sie an sich selbst, damals vor vielen Jahren? Wie sie in einem ähnlichen Kaufhaus Hüte verkauft hatte? Damals, in einer anderen Welt, zu einer anderen Zeit.

    „Sie haben ein sehr schönes Gesicht, sagte die junge Frau ohne Koketterie. „Ich werde nicht viel machen müssen. Eine leichte Creme, um Ihrer Haut etwas Feuchtigkeit zu schenken. Dann werde ich die Augen ein wenig betonen und einen dezenten Lippenstift verwenden. Wie klingt das für Sie?

    „Gut, vielen Dank."

    Die Berührungen der jungen Frau, ihr so nah zu sein und ihren Duft einzuatmen überwältigten sie. Wann war sie das letzte Mal einem Menschen so nah gewesen? Es war intim, fühlte sich aber keineswegs falsch an. Im Gegenteil: rein und sanft, nicht schmutzig oder aufdringlich. Immer wieder schloss sie ihre Augen und genoss die zarten Pinselstriche, das Gefühl der geschickten Hand auf ihrer Haut. Wenn sie die Augen öffnete, sah sie, wie die junge Frau sich konzentrierte. Dabei kniff sie ihre Augen leicht zusammen und ließ ihren Mund dabei einen Hauch offen.

    Beruhigter saß sie inzwischen in dieser Ecke, abgeschirmt vom Trubel des Kaufhauses und verlor ihre Sorge erkannt zu werden. Auch das Mädchen hatte sie nicht erkannt, dafür war sie viel zu jung. Sie war plötzlich richtig entspannt, ja geradezu glückselig. Ein seltenes Gefühl, ungewohnt, aber schön. Nach einer viel zu kurzen Viertelstunde drehte das Mädchen sie auf dem Hocker um, damit sie sich im Spiegel betrachten konnte.

    Es gab noch Anzeichen. Anzeichen ihres früheren Selbst. Jenem Gesicht, dass Millionen Menschen in den Bann zog und sie zu einem der berühmtesten Menschen der Welt machte. Dasselbe Gesicht, das sie davon abhielt, sie selbst zu sein.

    Sie betrachtete sich selten im Spiegel, höchstens um sich einen Zopf zu machen oder nachdem sie ihre Zähne geputzt hatte, um sich zu vergewissern keine Zahnpasta Reste im Gesicht zu haben. Aber nun musterte sie sich eingehend. Sie hatte sich gut gehalten. Ein paar Fältchen um die Augen und eine Linie neben ihren Mundwinkeln, waren die einzigen Spuren, die das Leben bei ihr hinterlassen hatte. Nun, mit den schön geschminkten Augen und dem Lippenstift, erinnerte sie sich wieder daran, wer sie einmal war. Jemand, der sie nie sein wollte: eine Figur, geschaffen von anderen Menschen. Ein Gesicht modelliert auf ihrer Seele, dass sie reich und berühmt machte, aber auch einsam und eigenwillig. Sie dachte nie an die Vergangenheit oder verdrängte sogar jeden Gedanken daran, wenn er sie überkam. Nein, sie wollte nicht mehr diese Person sein. Sie wollte sie sich vom Gesicht reißen und in den Müll werfen. Wie Abfall.

    „Gefällt es Ihnen?", fragte die junge Frau freundlich.

    „Danke", war alles, was sie sagte. Sie sah die junge Frau neben sich im Spiegel an, die ihr aufmunternd zulächelte.

    „Möchten Sie eines der Produkte kaufen?"

    Sie hatte natürlich mit dieser Frage gerechnet, denn nichts im Leben war umsonst. Alles hatte seinen Preis. Sie wusste, sie würde nichts davon jemals benutzen, wollte aber nicht unhöflich sein, denn das junge Mädchen hatte sich solche Mühe gemacht.

    „Ich nehme den Lippenstift", erwiderte sie.

    Das junge Mädchen strahlte über das ganze Gesicht, ging zu einer Schublade, schloss sie auf und holte eine kleine Verpackung hervor. „Eine gute Wahl, die Farbe steht Ihnen sehr gut", sagte sie begeistert.

    Sie bezahlte die Ware, steckte den Lippenstift in ihren Mantel und ging, ohne sich zu verabschieden, davon. Sie hatte genug. Sie musste raus, so schnell wie möglich. Plötzlich war es stickig geworden, laut und hektisch. Inzwischen waren viel mehr Menschen unterwegs. War das vorhin schon so gewesen? Sie lief und lief, fand aber den Ausgang nicht, rempelte einen älteren Herrn an, entschuldigte sich aber nicht, sondern ging einfach weiter. Panik überkam sie, als sie merkte, dass sie völlig die Orientierung verloren hatte. Die vielen Menschen, die Werbeplakate, die stickige Luft, der Lärm. Ihr wurde schwindelig und gerade, als sie dachte, sie würde umkippen, spürte sie eine frische Brise auf ihrer Wange und sah eine Tür, die zum Ausgang führte. Sie rannte darauf zu ohne den Portier, der ihr die Tür öffnete, anzusehen, und lief auf die Straße hinaus. Die kalte Luft traf sie wie ein Schock, aber endlich konnte sie wieder atmen. Gierig sog sie die Luft ein und hielt sich an einem Ampelmast fest. Nach ein paar Sekunden ging es ihr deutlich besser und sie machte sich wieder auf den Weg zurück in ihre Wohnung. Sie hatte genug für heute erlebt, genug für die ganze Woche. Rasch steckte sie ihre Hände in die Jackentasche und fand den Lippenstift, den sie eben gekauft hatte. Sie nahm ihn heraus, sah ihn an und warf ihn in den nächsten Mülleimer. Greta Garbo würde keinen Lippenstift mehr benutzen. Nie wieder.

    Kapitel 2

    Los Angeles, 1965

    Die blonde Schauspielerin betrachtete sich im Spiegel. Minutiös musterte sie ihr Gesicht, ihre Haare, ihr Outfit. Dann nahm sie erneut den Lippenstift in die Hand und fuhr, mittlerweile zum zehnten Mal, ihre Lippen nach. Nun nahm sie ihr Gesicht wieder in Augenschein, drehte ihren Kopf von rechts nach links. Sie war nicht zufrieden. Mit dem Pinsel legte sie mehr Rouge auf die Wangen, zwei Mal, drei Mal. Plötzlich war es zu viel und sie musste mit einem Tuch über ihre Wange wischen, um ein wenig davon wieder wegzunehmen. Das passierte ihr immer wieder. Sie hätte heulen können. So konnte sie sich doch niemandem zeigen. Erschöpft legte sie den Kopf in ihre Hände.

    Sie war spät dran. Viel zu spät. Bereits zwei Mal hatte es an ihrer Garderobentür geklopft, aber sie hatte keinen Laut von sich gegeben. Nun hörte sie erneut Schritte auf dem Flur in ihre Richtung kommend. Bestimmt war das wieder der Aufnahmeleiter, der sie zum Set bringen sollte. Sie hörte das Klopfen, bevor er überhaupt die Tür berührte. Ein Klang, der ihr durch Mark und Bein ging und sie wie versteinern ließ.

    „Marilyn, Sie sind dran. Bitte kommen Sie sofort zum Set. Wir warten alle nur auf Sie! Die Stimme klang nicht unhöflich, aber durchaus bestimmt. „Marilyn? Hören Sie mich?

    Sie versucht Ja zu sagen, aber es kam kaum mehr als ein Krächzen über ihre Lippen.

    „Marilyn?" Erneutes Klopfen, diesmal kräftiger.

    Sie versuchte wieder zu antworten, und dieses Mal gelang es ihr, ein bisschen mehr Kraft in ihre Stimme zu legen. „Ja?"

    „Haben Sie mich gehört? Marilyn, darf ich reinkommen?"

    Sie betrachtete sich im Spiegel, versuchte ein Lächeln aufzusetzen, schloss kurz die Augen und rief: „Kommen Sie herein!"

    Schüchtern, fast zaghaft öffnete sich die Tür und der junge Aufnahmeleiter blickte in die Garderobe. Er sah zu der schönen Schauspielerin, die an ihrem Garderobentisch saß und ihn mit einem leicht gequälten Lächeln ansah. Sie sah so traurig aus. Obwohl er den Auftrag des Regisseurs hatte, mit äußerster Strenge vorzugehen, verließ ihn der Mut. Er konnte einfach nicht streng mit ihr sein. Behutsam sagte er stattdessen: „Marilyn, es wäre toll, wenn Sie jetzt kommen würden. Wir sind im Verzug und warten alle auf Sie."

    „Gefällt sie Ihnen?", fragte sie ihn.

    „Wen meinen Sie?"

    Sie zeigte auf ihr Spiegelbild. „Marilyn. Gefällt sie Ihnen?"

    Der junge Mann war für ein paar Sekunden irritiert, wusste nicht, was er sagen sollte. Er sah Marilyn im Spiegelbild an, sie war immer noch wunderschön. Es zeigten sich zwar die ersten Spuren des Alters in ihrem Gesicht, aber dadurch wirkte sie seiner Meinung nach nur interessanter. Er mochte sie, auch wenn das Arbeiten mit ihr eine absolute Katastrophe war.

    „Sie ist die schönste Frau, die ich jemals gesehen habe", sagte er leise.

    Die Schauspielerin lächelte ihn an, streckte ihre Hand aus und ließ sich von dem jungen Mann aus der Garderobe eskortieren. Behutsam wie einen verletzten Vogel führte er sie den dunklen Gang entlang in Richtung Studio 3. Kurz bevor er die Tür zum Set öffnete, blieb sie stehen, fasste ihn an der Schulter, sah ihn mit großen Augen an und fragte: „Sind alle sauer auf mich?"

    „Niemand ist sauer auf Sie, Marilyn, wir sind einfach nur glücklich, dass Sie zum Set kommen", versprach er ihr.

    Er öffnete die Tür und geleitete sie zum Set, wo eine Gruppe von 30 Menschen stillstanden und die blonde Schauspielerin vorwurfsvoll ansahen. Man konnte die Feindseligkeit förmlich spüren. Niemand sagte etwas, man starrte sie einfach nur an.

    Aus der Menge schoss plötzlich ein kleiner, dicker Mann hervor und brüllte sie an. „Na endlich! Wurde auch Zeit, dass diese alte Kuh endlich ihren Arsch zum Set bewegt."

    Marilyn sah den jungen Mann an und erkannte die Lüge, die er ihr noch vor einer Minute erzählt hatte. Tränen standen in ihren Augen und sie rannte wieder zurück in ihre Garderobe.

    „Verdammt!", rief der kleine dicke Mann, der Regisseur des Films.

    Die Dreharbeiten liefen nun schon seit fast einem Monat. Jeder Tag bedeutete Kampf. Ein Kampf sich die schlechten Dialoge zu merken, ein Kampf diese Figur glaubhaft darzustellen. Ein Kampf, überhaupt zum Set zu kommen. Für Marilyn fühlte es sich jeden Tag an, als müsste sie einen Berg erklimmen und kaum ist sie oben angekommen, gibt ihr irgendjemand einen Stoß und sie fällt wieder herunter. Und jedes Mal verletzt sie sich dabei. Und diese Blessuren und Prellungen erschweren jeden erneuten Aufstieg.

    Eigentlich sollte sie froh sein drehen zu dürfen. ‚My Mothers Nightmare’ war ihr erster Film seit zehn Monaten. Lange hatte sie sich geweigert mitzuspielen – das Drehbuch war einfach schlecht, ein kleiner B-Horrorfilm. Aber ein Blick auf ihr Bankkonto hatte sie schließlich überzeugt. Entweder den Film drehen oder ihr Haus am Fifth Helena Drive aufgeben und in eine kleine Wohnung ziehen müssen. Mittlerweile war sie sich nicht sicher, ob sie die richtige Wahl getroffen hatte, denn die Dreharbeiten waren die reinste Qual. Der Regisseur hasste sie und ließ keine Gelegenheit aus, sie das spüren zu lassen. Die junge Schauspielerin, die ihre Tochter spielte, hatte ebenfalls nichts für sie übrig, obwohl sich Marilyn zu Beginn große Mühe gegeben hatte, ein gutes Verhältnis aufzubauen. Aber nachdem sie mehrere Tage wegen Krankheit die Dreharbeiten aufhielt und an Tagen, an denen sie da war, das Team immer stundenlang warten ließ, kühlte auch diese Beziehung schnell ab. Sie spürte wie alle sie als ‚Versagerin’, als eine ‚Schauspielerin von gestern’ behandelten. Es war ein demütigendes Gefühl.

    Vielleicht hatten sie ja sogar recht? Nachdem sie 1962 den Film ‚Somethings Got to Give’ komplett platzen ließ und das Studio damit beinahe in den Ruin trieb, weigerte sich fast ganz Hollywood sie anzustellen. Marilyn war nicht nur Kassengift, sondern galt auch als unzuverlässig. Sie würde zu viel trinken und jede erdenkliche Pille schlucken, die es gibt. Ein Jahr lang versuchte sie ihren Ruf wiederherzustellen, trank weniger, wurde wieder fitter, ließ sich für alle Zeitschriften der Welt ablichten, um allen zu zeigen, dass sie noch existierte, dass sie immer noch das Sexsymbol war. Aber kaum etwas half, denn sie bekam keine Rollenangebote. Kein einziges.

    Es dauerte über ein Jahr, bis sie endlich eine Rolle in einer Fernsehserie angeboten bekam. Fernsehen. Noch Anfang der 60er-Jahre hätte sie nie damit gerechnet, im Fernsehen aufzutreten. Aber nach der langen Durststrecke schien das ihre einzige Option, also nahm sie an und spielte über ein Jahr lang die dumme, naive Frau eines Gebrauchtwagenhändlers. Die ersten Monate verliefen gut, die Serie entpuppte sich als Erfolg, aber nach und nach wurde Marilyn zunehmend frustrierter. Sie ließ sich immer öfter krankschreiben, erschien zu spät am Set, wollte ihre Dialoge ändern, hatte ständig Anmerkungen zu ihrer Rolle und verbreitete stetig schlechte Stimmung. Nach der ersten Staffel wurde sie durch eine andere Schauspielerin ausgetauscht. Die Serie blieb nach wie vor ein Erfolg, auch eben ohne Marilyn.

    Mit 39 Jahren kam dann das Angebot, die von Außerirdischen besessene Mutter in ‚My Mothers Nightmare’ zu spielen. Ein billiger Horrorfilm, in dem sie am Ende von ihrer 18-jährigen Tochter umgebracht wird, nachdem sie sich in ein Reptil verwandelt hatte. Marilyn hatte selten ein schlechteres Drehbuch gelesen und schämte sich geradezu, dafür jeden Tag vor der Kamera zu stehen. Sie wollte auch nicht die Mutter einer 18-Jährigen spielen, fühlte

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