Krebs für Anfänger: Ein Wegweiser von der Diagnose bis nach der Reha
Von Birgit Beutel
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Über dieses E-Book
Aus allen Wolken gefallen - so beschreiben die meisten Betroffenen die Situation, wenn sie die Diagnose "Krebs" erhalten. Plötzlich ist nichts mehr wie es war. Der Behandlungsmarathon beginnt und damit auch die Suche nach verständlichen und seriösen Informationen.
Dieses Buch liefert Wissenswertes zu gängigen Therapieformen, alternativen Ansätzen und vor allem auch darüber, welche Auswirkungen die eigenen Gedanken auf den Körper haben können.
Praktische Tipps und inspirierende Denkanstöße gibt es unter anderem zu folgenden wichtigen Themen:
- Krankenhauswahl und Zweitmeinung
- Körper oder Geist - wer hat das Sagen?
- Kommunikation - gehört ist noch nicht verstanden
- Fitness in der Therapie
- "Alles-Scheiße-Tage" überstehen
Am Ende jedes Kapitels werden die wichtigsten Punkte kompakt zusammengefasst. Der Leuchtturm dient dabei als Orientierung und hilft das Wesentliche auf einen Blick zu erkennen.
Durchlesen, Querlesen, Reinlesen- alles ist möglich!
Authentisch, humorvoll und ermutigend. Eine unverzichtbare Lektüre für Betroffene.
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Buchvorschau
Krebs für Anfänger - Birgit Beutel
1.
Aus allen Wolken gefallen – die Diagnose
Bis eben war die Welt noch in Ordnung und jetzt befindest du dich im freien Fall. Nicht im Vergnügungspark, sondern in der Arztpraxis oder der Klinik.
„Sie haben Krebs! – so oder in ähnlichem Wortlaut erfährst du das, was dein Leben erst einmal entgleisen lässt. Deine Zeitrechnung fängt bei null an, du verlierst den Boden unter den Füßen. In deinem Kopf hallt das Wort „Krebs
und du glaubst der Tod klopft an deine Tür. Schlimmstenfalls sitzt du auch noch alleine da und versuchst, das Unbegreifliche für dich begreiflich zu machen. Jetzt übernimmt dein innerer Autopilot die Steuerung, der Verstand macht erstmal Pause. Die einen werden sprachlos, die anderen weinen, wieder andere reden ohne Punkt und Komma und wollen alles erläutert bekommen. Du kannst deine spontane Reaktion nicht willentlich beeinflussen, aber alles, was danach kommt.
Die ersten Sätze beim Verkünden der ärztlichen Diagnose brennen sich in dein Gehirn wie ein Virus am PC. Noch Jahre später wirst du dich vermutlich an diese Situation erinnern können. In meinem Fall war es die Aussage der Ärztin: „Da haben Sie im Regal gleich ganz nach oben gegriffen!"
Nach diesen ersten Worten folgt meistens sofort die Aufklärung, welche Therapie empfohlen wird und wie es jetzt weitergeht. Die ärztlichen Empfehlungen stützen sich in der Regel auf die Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft. Leider können die Informationen nicht immer sofort in deinem Bewusstsein ankommen und verarbeitet werden, denn der Schockzustand verhindert das Denken und Begreifen. Daher kommt auch das Wort „Schockstarre. Der Schock der Diagnose, zu der erfahrungsgemäß die Prognose gleich noch dazu gepackt wird, braucht Zeit, um „verdaut
zu werden. Das dauert bei manchen wenige Tage, bei anderen Wochen. Es gibt aber leider keine Abkürzung durch das Tal der Tränen. Diese emotional anstrengende Zeit legt den Grundstein für das Abenteuer, das vor dir liegt. Denn nur das Annehmen der Tatsachen hilft dir, die Verantwortung für dich, deine Therapie und nicht zuletzt für dein Leben zu übernehmen. Es ist mittlerweile in Studien belegt, dass es jenen, die ihre Therapie gemeinsam mit den Ärztinnen und Ärzten steuern, besser geht als jenen, die das nicht tun und die Verantwortung für alles vollständig an das behandelnde Fachpersonal abgeben. Warum das so ist, liegt einerseits an der inneren Einstellung, aber auch an der besseren Informiertheit. Mit diesen Themen setzen wir uns später ausführlicher auseinander.
Wie gehe ich nun mit der Diagnose um?
Unser innerer Autopilot steuert nicht nur unsere Reaktion, sondern auch unsere Kommunikation. Es gibt Menschen, die wollen über alles reden, andere machen alles lieber mit sich aus. Einige Betroffene berichten freizügig über ihre Erkrankung, nutzen dafür vielfältige Kommunikationskanäle und informieren damit alle. Andere verordnen sich und anderen Mitwissenden Stillschweigen. Jede Form des Umgangs mit der Diagnose hat ihren Grund und hat damit auch ihre ganz eigene Berechtigung. Schwieriger ist es für Angehörige und Mitmenschen, denn sie wissen häufig nicht, wie sie sich verhalten sollen. Daher ist es wichtig, ihnen zu sagen, was du jetzt gerade brauchst. Jemanden zum Schweigen oder zum Reden, Nähe oder Distanz, Ruhe oder Aktionismus, Ermutigung oder Mitleid, Mitgefühl oder kühlen Kopf. Wie dem auch sei – spüre deine Bedürfnisse und teile sie mit!
Vier Ohren hören mehr als zwei
Vielleicht warst du allein bei der Verkündung der Diagnose und stellst dann fest, dass du dich an vieles nicht mehr konkret erinnern kannst. Das ist eine Folge des Schockzustands, der das Gehirn sozusagen auf den Notbetrieb schaltet. Auch in den nun folgenden ärztlichen Gesprächen kann es immer wieder passieren, dass aufgrund der Fülle der Informationen – kombiniert mit dem emotionalen Ausnahmezustand – Wichtiges verloren geht bzw. vergessen wird. Beim Rausgehen oder zuhause fragst du dich dann: Wie war das nochmal? Daraus resultiert die Empfehlung, wenn möglich nicht allein zu diesen Gesprächen zu gehen. Vier Ohren hören mehr als zwei Ohren und deine Begleitung kann dir als Backup dienen.
Es gibt keine dummen Fragen
„Wieso, weshalb warum, wer nicht fragt, bleibt dumm." Sesamstraße für medizinische Laien.
Traue dich zu fragen! Frage nach den Fremd- und Fachwörtern, die du nicht verstehst, es erspart dir das Googeln und holt dich aus der unsicheren Position des Nichtwissens heraus. Frage nach deinen Möglichkeiten und Alternativen. Frage auch nach deiner Prognose, denn das ist eine wichtige Information für alles, was jetzt kommt. Traue dich, ein Gespräch abzubrechen und um einen neuen Termin zu bitten, wenn dir alles zu viel wird. Wage auch ein „Nein, wenn es dir besser als ein „Ja
erscheint. Sei mutig und bitte um Bedenkzeit, wenn du sie brauchst.
Die Prognose = Statistik
Überlebensraten sind statistisch berechnete Prozentzahlen, die viel Verwirrung stiften können. Sie werden für jede Krebserkrankung berechnet und geben darüber Auskunft, welcher Prozentsatz einer Gruppe, die an einer bestimmten Krankheit leidet, nach Ablauf von fünf Jahren noch lebt. Anhand dieser statistischen Zahlen wird der Prognosewert ermittelt. Diese Zahl ist zunächst nur eine Zahl! Unzählige Beispiele zeigen, dass Menschen mit schlechter Prognose oft deutlich länger leben, als vorausgesagt. Umgekehrt sterben manche auch früher, obwohl sie eine gute Prognose