Emotional stark durch die Corona-Krise: Survival of the Fittest
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Über dieses E-Book
Heutzutage ist derjenige, der emotional am anpassungsfähigsten ist, der Gewinner. Sei es im Leistungssport, im Beruf oder auch in Krisenzeiten. Wer sich emotional am besten anpassen kann und emotionale Stärke sowie Durchhaltekraft besitzt, kann aus Krisen viel lernen und sogar davon profitieren.
Der Schlüssel dazu liegt in Ihnen. Lernen Sie psychologische Mechanismen kennen, die Ihnen den Umgang mit Belastungen und Veränderungen einfacher gestalten. Die Corona-Krise dient dazu als Beispiel.
Nutzen Sie die Krise, um sich besser kennen zu lernen. Erwerben Sie Techniken, um Krisensituationen effektiv bewältigen zu können. Stärken Sie Ihre emotionale Kraft, um Ihr inneres Wachstum zu fördern.
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Buchvorschau
Emotional stark durch die Corona-Krise - Dr. med. Adriane Röbe
Vorwort
Etwa Neues liegt in der Luft
Vieles hat sich seit Februar 2020 verändert.
Die Welt war schon immer voller Gefahren. Wir sind es gewohnt, einer wie auch immer gearteten Bedrohungslage ausgesetzt zu sein. Wir haben gelernt, ein Risiko zu kalkulieren und unser Verhalten entsprechend anzupassen, einen Mittelweg zu finden zwischen lähmender Vorsicht und tödlichem Leichtsinn. So bleiben wir handlungsfähig und überleben – meistens.
Doch was ist neu an dieser Gefahr, die wir zuerst leise und fern durch Agenturmeldungen aus China wahrnahmen und die dann so schmerzlich konkret wurde in den Bildern aus Bergamo?
Das Neue daran ist (ganz banal), dass sie neu ist. Wir haben sie nicht in unserem Koordinatensystem der Risikokalkulation. Zudem besteht bis heute eine große Unsicherheit darüber, wie man sich effektiv schützen kann. Nur eines ist klar: Bekommen kann Corona jeder. Dass Corona eine relevante Bedrohung unserer Gesundheit darstellen kann, ist unbestritten, nur das Risiko hierfür ist nicht wirklich klar.
Fassen wir zusammen: Wir alle sind einer neuen, potentiell tödlichen Gefahr ausgesetzt, von der wir nicht genau wissen, wie wir ihr entgehen können. Das macht Angst. Und da keiner eine erprobte Strategie in seinem Verhaltensrepertoire hat, versucht jeder für sich das zu tun, was ihm nach seiner jeweiligen Informationslage das Sinnvollste erscheint. Gleiches gilt auch für die Politik, die keine konkreten Erfahrungen mit dieser Pandemie hat, sondern nach Anhörung verschiedener Experten Versuche unternimmt, der neuen Gefahr zu begegnen. Dies führt zu tiefgreifenden Veränderungen sowohl des privaten als auch des öffentlichen Lebens und Erlebens.
Dinge des täglichen Zusammenlebens, Freunde treffen, sich die Hand geben oder sich umarmen, bekommen plötzlich eine neue Bedeutung. Soziale Normen die galten, gelten plötzlich nicht mehr. Über den Sinn und Unsinn des Umgangs damit gibt es viel Unsicherheiten, unterschiedliche Meinungen. Dies für auf der einen Seite zu Solidarität, auf der anderen Seite aber auch zu Anfeindungen.
Über einige Veränderungen sind wir vielleicht sogar froh: Vielleicht können wir Abstand halten zu Personen, die wir nicht mögen, ohne uns erklären zu müssen. Wir müssen nicht mehr Leuten die Hand schütteln oder selbige sogar umarmen, die wir eigentlich nicht mögen. Vielleicht profitieren wir auch vom Home-Office: wir müssen weniger pendeln, können unliebsamen Kollegen aus dem Weg gehen, effizienter arbeiten und sind dem Essen in der Kantine nicht mehr ausgeliefert.
Aber die meisten von uns haben doch einige Veränderungen, sei es im privaten oder sozialen Bereich erfahren, die weh tun, an unseren Werten rütteln und unser Zusammenleben mühsamer machen.
Ich führe eine psychotherapeutische Praxis. Ich habe intensiven Kontakt mit Menschen aller Gesellschafts-, Bildungs- und Einkommensschichten. Ich habe das Ohr am Puls unserer Gesellschaft und erlebe die Pandemie von erster Stunde an auf vielen Ebenen mit – auch auf meinen persönlichen.
Auch ich habe mich schnell anpassen müssen, meine Angst vor der Technik reduziert, bei Bedarf Videokonferenzen etabliert, Sicherheitsabstände definiert und mich an Therapiestunden durch die Plexiglasscheibe gewöhnt. Ich ärgere mich über ausgefallenen Unterricht meiner Kinder oder den Zustand der Digitalisierung der Schulen. Aber ich bin auch flexibler geworden, schneller im Ablegen meiner negativen Gefühle und stolz auf Veränderungen, die ich ohne diese Krise nie bewerkstelligt hätte.
Gemeinsam mit meinen Klienten versuche ich an der Pandemie zu wachsen und gehe mit Ihnen durch unterschiedliche Phasen: Wut, Angst, Verzweiflung, Neid, aber auch Akzeptanz und Anpassung und vielleicht sogar Freude.
In meiner Praxis sehe ich eigentlich schon vor der Corona-Krise eine massive Zunahme von Angststörungen.
Aber auch andere Gefühle wie Wut, Ärger, Verzweiflung, Neid, werden zusehends als unkontrollierbar erlebt. Viele Menschen sind dem immer hilfloser ausgeliefert, die Zahl psychischer Erkrankungen nimmt weiter zu: Burnout, Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen und vieles mehr.
Die Tendenz dazu konnte ich schon viele Jahre vorher beobachten.
Die Zahlen der Krankenkasse und derer der WHO sprechen die gleiche Sprache.
Der Bereich der psychischen Erkrankungen (ICD-10 F00-F99) hat in den letzten zehn Jahren für die Arbeitswelt erheblich an Bedeutung gewonnen. Anders als noch in den frühen 2000er Jahren, in denen Beschäftigungslose überproportional von physischen Diagnosen betroffen waren, sind es im letzten Jahrzehnt die Berufstätigen, bei denen psychisch bedingte Fehlzeiten auffällig zunehmen. Die Gesundheitsberichterstattung der Krankenkassen zeigt, dass Krankschreibungen aufgrund psychischer Diagnosen vor allem seit dem Jahr 2006 kontinuierlich ansteigen: im Rahmen der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) hat die Zahl der Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen (AU-Fälle) bis 2016 um mehr als 50 Prozent und die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) um knapp 80 Prozent zugenommen. Auch die Berichte der anderen Kassen weisen ähnliche Zahlen aus: bei der BKK waren psychische Erkrankungen für rund 15 Prozent aller AU-Tage verantwortlich. Innerhalb der DAK hat sich das das Arbeitsunfähigkeitsvolumen aufgrund psychischer Erkrankungen in den letzten 20 Jahren mehr als verdreifacht und depressive Episoden sind zur drittwichtigsten Einzeldiagnose bei Arbeitsunfähigkeit aufgestiegen (2016).
Mit der Pandemie hat diese Entwicklung aber nochmal richtig Fahrt aufgenommen. Die Welt wird von vielen zusehends als bedrohlich und unkontrollierbar erlebt.
Versuche, diese kontrollierbarer zu machen, scheitern oft und führen letztendlich zur Notwendigkeit einer psychotherapeutischen Behandlung, um eine Auseinandersetzung mit den eigenen Ängsten oder anderen überhand nehmenden Gefühlen zu erreichen.
Auffallend als Psychiater ist für mich, dass es sich hier um eine völlig neue Population von Betroffenen handelt. Nicht die, die sich seit Jahren in psychotherapeutischer Behandlung befinden, sind das Hauptklientel. Denn diese haben sich im Wesentlichen schon mit sich und ihren Gefühlen auseinandergesetzt. Viele davon gehen sehr stabil durch die Krise. Sondern instabil werden diejenigen, die bisher funktioniert haben, erfolgreich sind und sich jetzt zum ersten Mal mit Impulsen konfrontiert sehen, die sie in ihrer Intensität nicht einordnen und kontrollieren können.
Das sind oft Menschen aus einer Generation, die noch nie mit wirklich lebensbedrohlichen Situationen konfrontiert wurden. Menschen, oft sehr technikaffin, die gewohnt sind, dass das Leben kontrollierbar ist und funktioniert. Menschen mit einem eher technischen Verständnis von Medizin. Die versuchen, die Pandemie mittels Recherche kontrollierbar zu machen. Doch an dieser komplexen Aufgabe mit so vielen Unbekannten müssen sie scheitern. Daraus entwickeln sich oft Zwangs- oder Angststörungen und depressive Erkrankungen.
Das Überleben des Stärkeren – Survival of the Fittest
Wissen Sie, wer nach Charles Darwin in der Natur überlebt?
Der Schnellste? Der Klügste? Der Kräftigste?
Es überlebt derjenige, der sich am besten anpassen kann.
Der berühmte Naturforscher Charles Darwin (1809-1882) ist der Begründer der Evolutionstheorie. Laut Charles Darwin und seinen Mitstreiter Thomas Henry Huxley überleben die Individuen, die sich am besten an die Umwelt anpassen können (to fit – aus dem englischen – passen). Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Begriff, den wir eng mit Charles Darwin verbinden, eigentlich von Herbert Spencer geprägt wurde „Survival of the Fittest aus seinem Buch Principles of Biology
(1864) und brachte ihn in die Diskussion um Darwins Buch zur Entstehung der Arten ein.
Natürliche Auslese nennt Darwin dieses Prinzip. Den Begriff der natürlichen Auslese (Selektion) prägte Charles Darwin, mit dem er die Veränderungen innerhalb einer Art erklärte. Arten würden sich aufgrund von