Spuren am Bali Strand: Der Bali Krimi
Von Stefani Kang
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Buchvorschau
Spuren am Bali Strand - Stefani Kang
1
Hoffnungsvolle Gefühle
Das lauwarme Wasser des indischen Ozeans umspült ihre Füße sanft. Sie hält ihre Badelatschen in der linken Hand, während sie mit der rechten, die vom Wind verwehte Haarsträhne aus ihrem Gesicht streift. Ein wundersames, befreiendes Gefühl durchströmt ihren Körper. Sie fühlt sich stark und selbstbewusst. Der Spaziergang am Strand von Berawa tut ihr richtig gut. Hier draußen ist es etwas ruhiger, nur wenige Touristen sind unterwegs um sich das allabendlich wiederholende Naturspektakel anzusehen. Der Sonnenuntergang an der Westküste Balis ist einfach faszinierend.
Es ist später Nachmittag, in einigen Minuten ist es wieder soweit. Sie atmet tief durch. Nun weiß sie was sie zu tun hat. Alles ist ihr absolut klar. Sie fühlt ein angenehmes Kribbeln im Bauch, ein Gefühl ähnlich dem von frisch verliebt sein. Ist sie aber nicht. Sie ist einfach nur glücklich, voller Vorfreude auf das was kommt.
Sie beobachtet die Wellen, die sich sanft in der Brandung brechen. Während einige braungebrannte, balinesische Jungs auf ihren schrubbeligen Surfbrettern, die sie von Touristen geschenkt bekommen haben, lachend auf den Wellen tanzen. Einige Althippies gehen mit ihren Hunden spazieren, und hier und da hat ein balinesischer Fischer seine Angel ausgeworfen.
Sie geht und geht, wie von einer geheimnisvollen Kraft angetrieben, und merkt gar nicht, wie weit sie sich schon vom allgemeinen Getümmel entfernt hat. Sie geht wie im Rausch. Ihre Beine bewegen sich wie von selbst. Sie spürt keine Anstrengung, keine Müdigkeit, sie könnte stundenlang so weiterspazieren, doch sie weiß, es wird nun schnell dunkel nachdem die gelborangene Scheibe am Horizont untergetaucht ist.
Der Himmel ist bereits dunkelrot, als sie plötzlich einen dumpfen Schlag auf den Kopf verspürt, und zu Boden sackt. In Ihrem Schmerz kann sie gerade noch, das in Brauntönen gehaltene Batikmuster eines Sarongs erkennen, bevor sie das Bewusstsein verliert.
2
Der Warong am Strand
Ellen sitzt in ihrem Lieblingsrestaurant am Strand von Batubelig. Sie wird sich einen Seafood-Teller bestellen, hat sie beschlossen und schaut aufs Meer in hungriger Erwartung, so wie sie das häufig macht. Unter dem Strohdach sieht man eine wunderschöne Sonne, die sich langsam neigt. Das Orangerot geht nun ins Lila Grau über.
Viele Spaziergänger aus allen möglichen Ländern sind unterwegs und laufen in beide Richtungen. Japanerinnen erkennt man immer direkt auf den ersten Blick, sie tragen meist Schlapphüte und sind recht bedeckt, aus Angst vor der Sonne. Na ja, sie haben ja auch eine fantastische Haut.
Ellen kommt aus Hamburg. Sie wohnt schon eine ganze Weile auf Bali, hat in den 20 Jahren ein kleines Business aufgebaut. Sie verkauft balinesischen Silberschmuck auf Weihnachtsmärkten, und sie beliefert auch einige Großhändler.
Das läuft recht gut, und ermöglicht ihr ein angenehmes Leben. Während der Verkaufsmonate ist sie in Deutschland, die restliche Zeit verbringt sie auf der Sonneninsel Bali.
Viele Europäer machen es ähnlich wie Ellen. Italiener, Spanier, Franzosen, Schweizer, Russen, aber auch Japaner, Australier, von überall kommen sie her und leben hier. Denn das Leben auf Bali ist so viel entspannter, und bietet eben mehr Lebensqualität.
Ellen wartet noch mit ihrer Essensbestellung, denn sie ist mit Britta verabredet. Sie möchte nicht vorweg bestellen, aber ein kühles „Bintang" (indonesische Biersorte) darf es schon mal sein.
Es ist schon 20: 20 Uhr und Britta ist noch nicht aufgetaucht. Seltsam findet Ellen dies eigentlich nicht, denn hier ist Pünktlichkeit keine Tugend. „Jam karet" sagen die Balinesen, das heißt Gummi Zeit, und alle Ausländer haben sich diesbezüglich fantastisch integriert.
Sie beschließt jetzt aber doch zu bestellen. Gut hat sie daran getan, denn ihre Bekannte wird nicht auftauchen. Ellen denkt sich nicht viel dabei. Sie hat Britta erst gestern kennengelernt, zufällig am Strand von Balangan, und sie haben einen ganzen Tag miteinander verbracht. Sie fanden sich gleich gegenseitig sympathisch, haben ausgiebig erzählt, auch viele private Dinge.
„Hallo, na gibt’s Dich auch noch", entfährt es ihr, als sie einen alten Bekannten wiedersieht. Man setzt sich zusammen, und fängt an zu klönen. Schnell ist der Abend vergangen, und die Verabredung mit Britta ist schon vergessen.
Der Warong am Strand
Ein Bintang zum Sonnenuntergang
3
Silberschmuck in Celuk
Ellen sitzt in der Silber Factory und sortiert ihr Sortiment. Das ist das Wichtigste an ihrer Arbeit. Sie muss genau prüfen, ob ihre Bestellung auch so ausgefallen ist wie geordert.
Es nimmt jedes Mal viel Zeit in Anspruch, dieser lange Weg von Seminyak nach Celuk auf ihrem Motorroller. Es ist keine schöne Strecke, die über die Außentangente der Hauptstadt Denpasar führt. Hitze, Stau und schmutzige Stadtluft inbegriffen.
In Celuk weht ein ganz anderer Wind. Keine Hektik, alles freundliche Gesichter, die gute Laune verbreiten. Ok, auf der Hauptstraße ist starker Durchgangsverkehr, alles in allem aber ist Celuk ein gemütliches Handwerkerdorf mit Schwerpunkt für Silberarbeiten, sehr „laid back", gemächlich halt.
Es gibt eine große Auswahl an Geschäften und Werkstätten, die traditionelle Arbeiten, Schmuck und Kultstücke, aber auch ein mannigfaltiges Angebot an modernem Design verkaufen. Balinesen sind sehr künstlerisch veranlagt, haben aber auch einen Sinn für das Geschäftliche, das heißt, sie sind flexibel genug, um auf die Wünsche ihrer Kunden einzugehen. Dies ist der Hauptgrund, warum ihre Geschäfte über viele Jahre existieren, und dem Ort Reichtum geschenkt hat.
Sie lacht mit den Silberschmiedehandwerkern, die nebenan ihrer Arbeit nachgehen. Die fingerfertigen Künstler sitzen auf dem Boden und fabrizieren die wunderschönsten filigranen Schmuckstücke an, immer einen Kaffee mit viel Zucker auf der Seite, und eine Zigarette im Mundwinkel.
„Es ist spät geworden, hab‘nen tierischen Hunger", denkt Ellen, als sie sich endlich auf den Heimweg machen will. Sie zieht sich Lederjacke und Helm über, und mit einem automatischen Griff in ihre Tasche holt sie ihr Handy heraus, um schnell noch ihre Nachrichten zu checken.
„Merkwürdig, dass keine Nachricht von Britta dabei ist, hätte doch gedacht, dass sie sich meldet, und sich für die verpatzte Verabredung entschuldigt. So was aber auch", nun gut, jetzt erstmal zurück in Richtung Canggu. Die Hauptstraße entlang zu fahren ist wahrhaftig kein Zuckerschlecken.
Dennoch ist es ein Genuss ab und an die Reisfelder rechts und links zur Straße zu sehen, die wenigen die noch geblieben sind, hier im stark bevölkerten Teil der Insel. Es ist Hauptverkehrszeit, die Straßen sind besonders überfüllt. Sie unterbricht ihre Fahrt auf der Gatsu, dort wo es so viele kleine Essensstände gibt. Sie hält genau vor ihrem „Sate ayam" Stand an. Hier gibt es köstliche Hühnerfleischspießchen vom Grill. Ellen gönnt sich ein verspätetes Mittagsessen auf die Schnelle.
Eigentlich ist Ellen ja schon lange Vegetarierin, aber dem Duft der Erdnusssoße zusammen mit den gegrillten Hühnerfleischspießchen, kann sie manchmal dann doch nicht widerstehen, vor allem dann nicht, wenn der Magen knurrt.
Sie sitzt auf der Holzbank und bekommt auch schon ihre Spießchen auf einem Bananenblatt serviert, dazu ein Limonen Wasser auf Eis. Der Verkäufer kennt sie schon und sagt lächelnd: „Selamat makan, Miss Ellen"
Sie hält sich nicht allzu lange auf, denn zum Sonnenuntergang will sie wieder am Strand sein. Ihr Feierabend ist ihr heilig. Sie trinkt den letzten Schluck aus ihrem Glas, zahlt und sagt:"Terima kasih, Pak.
4
Das Bali Haus
Zu Haus in Batubelig angekommen, springt Ellen unter die Dusche, wenn man das so sagen darf. Die Dusche ist ein weiß gekacheltes Becken, mit circa 60 x 60 cm Grundfläche, und ist etwa 80 cm hoch. Das Wasser darin hat Zimmertemperatur
, also ist weder warm noch kalt. An der weiß gekachelten Wand hängt eine hübsche Kokosnusskelle, mit der man sich das Wasser aus der Wanne schöpft, und über den Körper gießt. Das Ganze nennt man ein „Mandi". Dies ist die traditionelle Form des Duschens auf Bali.
Wenn man noch am Nachmittag duscht, wie die Einheimischen, ist es sehr erfrischend und gesund. Duscht man aber abends, ist das Wasser zu kühl und man bekommt „masuk angin", mit anderen Worten, man wird krank, sagt Made(ausgesprochen mit der Betonung auf e), Ellens Perle.
Ellen ist glücklich mit ihrem Mandi, welches von einem eigenen, kleinen Garten