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Der Eichberg Hof: Historischer Roman. Vor dem Hintergrund des Interregnums
Der Eichberg Hof: Historischer Roman. Vor dem Hintergrund des Interregnums
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eBook657 Seiten8 Stunden

Der Eichberg Hof: Historischer Roman. Vor dem Hintergrund des Interregnums

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Über dieses E-Book

Der Roman spielt im 13 Jh. n. Chr., überwiegend in der Region Südwestdeutschland, der Nordschweiz und dem Elsass.
Die Grafenhäuser Habsburg, Freiburg, Fürstenberg, die Grafen von Kyburg, wie die Bischöfe von Konstanz, Basel und Straßburg dominieren in dieser Zeit des Interregnums in diesen Regionen.
Ferdinand vom Eichberghof, Dienstmann des Ritters Johannes von Blumberg, kommt durch seine Treue, nicht nur gegenüber seinem Dienstherrn, sondern auch gegenüber dem Grafen von Habsburg, zu ungeahnter Ehre und Reichtum. Auch wenn er hinter vorgehaltener Hand von so manchem Edelmann spöttisch Ritter Ferdinand der Bauernfreund genannt wird. Die Umsetzung erfolgt als abwechslungsreicher historischer Roman vor der Kulisse des dreizehnten Jahrhunderts, in dem das Leben mit mystischen Elementen verschmilzt.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum1. März 2017
ISBN9783734594915
Der Eichberg Hof: Historischer Roman. Vor dem Hintergrund des Interregnums

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    Buchvorschau

    Der Eichberg Hof - Otto Johann Köb

    Das Gestüt

    Seit den frühen Morgenstunden war Rosa nun schon am Hang des Eichbergs unterwegs, um Kräuter und Heilpflanzen zu sammeln. Durch den vergangenen harten und kalten Winter hatte es viele Kranke gegeben, zu denen Rosa in die Dörfer und Weiler Achdorf, Aselfingen, Mundelfingen, Eschach und Blumberg gerufen wurde. Der Vorrat an Kräutern, Essenzen und Salben war fast aufgebraucht.

    Rosa war nicht nur eine gute und geschätzte Hebamme, auch wurde sie von den Bauern, - „Rosa, die Heilerin" -, genannt. Ihre Kenntnisse über Heilkräuter und deren Anwendungen bei unterschiedlichen Gebrechen und Krankheiten, sowie die angeborene Gabe, den Personen in ihrem Leid Trost und Kraft zu geben, wurden bei den Dörflern und Bauern, wie auch bei den Herrschaften derer zu Blumberg, sehr geschätzt.

    Nur mit dem Burgkaplan hatte sie so ihre Schwierigkeiten. Aber auf seine Frage, ob sie die Leute gesund machen könne, wich sie ihm immer mit der Antwort aus:

    „Ich kann den Leuten nur die Kräuter geben, von denen ich weiß, dass sie eine heilende Wirkung haben, aber gesund werden lassen, kann sie nur Gott."

    Abgelenkt von solchen Gedanken schreckte sie plötzlich auf, als ein entferntes Donnergrollen zu hören war. Über dem Tal braute sich ein Frühlingsgewitter zusammen. Rosa schaute besorgt zum Himmel. Dunkle Wolken hatten sich über dem Tal zusammengezogen; der immer kräftiger werdende Wind trug den Geruch von Regen mit sich. Wollte sie die gesammelten Kräuter noch trocken nach Hause bringen, musste sie sich nun beeilen.

    Als sie den steilen Pfad zum Eichberg Hof hinab ging, sah sie, wie gerade Alfred, - ein Knecht des Herrn von Blumberg -, vom Pferd stieg und sich suchend umschaute.

    Der achtjährige Raphael, der auf der Wiese vor dem Haus mit einem jungen Zicklein herumtobte, sah auf, ging zu Alfred herüber und sprach mit ihm; deutete dann auf die, dem Pfad herunterkommende Mutter.

    Alfred drehte sich um und rief aufgeregt:

    „Frau Rosa kommt schnell, meine Herrin braucht eure Hilfe!"

    „Nun, mal langsam Alfred und zu aller erst mal Gott zum Gruß. Was ist den geschehen?"

    „Nun, ja, entschuldigt, auch Gott zum Gruß Frau Rosa, aber die Herrin ist von der Treppe zum Burghaus hinunter gestürzt. Das Bein sieht schlimm aus und blutet unaufhörlich. Auch den Knochen kann man sehen. Wir haben sie in die Halle getragen und auf ein Lager gelegt. Die Herrin schreit furchtbar vor Schmerzen. Meine Frau, die bei ihr ist, kann sie nicht beruhigen. Bitte kommt schnell mit."

    Gott stehe mir bei, dachte Rosa, ich bin doch kein Bader oder Knochenrichter und habe eine solche Wunde noch nie selbst alleine behandelt. Im Kloster Schwarzach, in der sie bis zum fünfzehnten Lebensjahr erzogen wurde, hatte sie zwar einmal einem Bader helfen müssen, der einem Holzknecht das Schienbein mit offener Wunde gerichtet hatte. Nur hatte sie seit damals keine solche Verletzung mehr behandelt.

    Aber kurz entschlossen sagte sie zu ihrem Sohn:

    „Hole mir schnell meine Kräutertasche aus dem Haus."

    Dann rief sie nach einem Knecht, um sich die Stute satteln zu lassen. Der herbeigerufenen Magd gab sie den Korb mit den Kräutern. Nach dem der Knecht die Stute gesattelt hatte, schwang sie sich aufs Pferd und sie ritten im Galopp in Richtung Gampenweg, der zur Burg Blumberg hinauf führte. Trotz des rasanten Ritts schickte Rosa ein Stoßgebet zum Himmel: „Lieber Gott lass uns nicht zu spät kommen! Denn wenn die Herrin wirklich so stark blutet, kann ich vielleicht nichts mehr für sie tun."

    Nach einer halben Stunde kamen sie mit schweißnassen Pferden im Burghof an.

    Der Burghof lag wie ausgestorben im nun einsetzenden Regen da. Nach mehrmaligen Rufen kam ein sichtlich verstörter Stallknecht aus dem an der linken Burgmauer angebauten Stall und nahm ihnen die Pferde ab.

    Rosa raffte die Röcke und lief die steile Treppe zum Burghaus hinauf. Schon vom Haustor aus hörte sie das Wimmern von Herrin Adelheid von Blumberg. Mehrere Mägde liefen aufgeregt schluchzend umher, ohne zu wissen, was sie tun sollten.

    Sofort kümmerte sich Rosa um die Herrin. Sie schob die Röcke, der Burgherrin, nach oben, um das verletzte Bein besser in Augenschein nehmen zu können. Rosa erschrak über das Ausmaß der Wunde und dem vielen Blut. In der Mitte des rechten Schienbeins klaffte eine handbreite Wunde, aus der ständig Blut quoll. Ein Teil des Schienbeinknochens schaute heraus.

    Rosa drehte sich nach den jammernden Mägden um, gab der, die am lautesten heulte eine kräftige Ohrfeige und schrie sie an:

    „Steh hier nicht kopflos herum, sondern besorge mir sofort sehr heißes Wasser, reichlich sauberes Leinen und einen großen Becher mit unverdünnten Wein. Den Wein brauche ich sofort." Der anderen Magd gab sie den Auftrag grüne Weideruten zu schneiden und daraus eine vier Fuß lange wie breite Matte zu fechten; außerdem solle Alfred drei Schindel Brettchen bringen. Rosa packte die Kräutertasche aus und überprüfte, was sie so alles dabei hatte. Zum Glück war noch ein Tonfläschchen, mit dem Saft der gepressten Beinwurz und ein Tonfläschchen, mit dem Saft aus türkischen, Mohn in dem Sortiment.

    Den Mohnsaft hatte Rosa im letzten Jahr auf dem Jahrmarkt in Hüfigen, bei einem fahrenden Bader erstanden. Der Bader hatte ihr erklärt, dass dies ein Mittel sei, mit dem man Personen, mit tiefen Fleischwunden oder mit Knochenbrüchen, in tiefen Schlaf versetzen konnte. Wichtig sei, dass man nur vier bis fünf Tropfen des Saftes, in einen Becher Wein gibt und dem zu Behandelten zu trinken gäbe. Dadurch könne man die zu behandelten Personen, die nach der Einnahme des Mittels keinen Schmerz verspürten und in einen tiefen Schlaf fielen, ohne lästiges Geschrei und Gezappel derselben, die wunden nähen, oder Knochenbrüche wieder einrichten.

    Sie füllte von dem gebrachten Wein, einen Becher ab und tröpfelte sorgsam gezählte vier Tropfen, vom Mohnsaft und zehn Tropfen Beinwurz, hinein. Sie stützte die inzwischen völlig apathisch daliegende Adelheid auf, damit sie den Wein mit den vermischten Essenzen trinken konnte.

    Oh, heiliger Erzengel Raphael stehe mir bei. Ich muss mich beeilen, um die Blutung zu stoppen. Erst dann kann ich mich um die Richtung des Beines kümmern, dachte sie.

    Mit einem Leinenband, welches immer im Kräuterbeutel war, band sie das Bein am Oberschenkel ab. Rosa wusch sich mit heißem Wasser die Hände und Arme. Danach wandte sie sich der schrecklich aussehenden Wunde zu. Sie wusch das Schienbein sowie die äußeren Windräder mit heißem Wasser und Wein. Adelheid schrie vor Schmerzen auf. Ein Zeichen, dass Wein, Mohn und Beinwurz, noch nicht die gewünschte Wirkung zeigten. Das Blut trat nun nur noch geringfügig aus der Wunde, so konnte Rosa die Bruchstelle, in der Wunde gut erkennen. Sie zwickte der Herrin einmal in die Wange, aber diese reagierte nicht mehr. Hoffentlich war die Dosis, von Mohn und Beinwurz nicht zu stark und die Herrin kommt wieder zu sich. Oh, lieber Jesus stehe mir bei, dachte sie kurz.

    Sie rief zwei Knechte herbei und zeigte ihnen, wie sie die Herrin nun festhalten sollten, während sie versuchte, den Knochen, wieder in seine ursprüngliche Position zu bringen. Vorsichtig tastete sie nach dem unteren Teil vom Schienbeinknochen und drückte dann den aus der Wunde heraus ragende Knochen, zurück zu dem unteren Teil der beiden Knochenteile. Mit einem schrecklichen Knirschen der beiden Knochenteile gelang es diese wieder zusammenzudrücken. Rief eine Magd herbei und forderte sie auf, sich die Hände zu waschen. Nachdem dies geschehen war, zeigte sie, wie nun die Wunde an der Bruchstelle zusammendrückt, werden sollte. Die Magd wollte sich abwenden, aber Rosa griff blitzschnell zu, hielt sie fest, gab ihr eine Ohrfeige und forderte sie auf sofort zu tun, was verlangt wurde.

    „Oder soll ich dem Herrn nach seiner Rückkehr sagen, dass du mir die Hilfe verweigert hast? Was dann passiert, kannst du ja dir sicherlich vorstellen, also tu, was ich sage."

    Schluchzend kam die Magd der Aufforderung nach.

    Rosa wickelte nun um die Bruchstelle, so straff, wie sie konnte, einen Streifen Leinen, den sie vorher mit Schlüsselblumensalbe bestrichen hatte. Den Rest der Wunde nähte sie mit einem Faden, aus dünner Schafsehne, mit feinen Kreuzstichen zusammen, sodass die Wunde nun vollkommen geschlossen war.

    Jetzt konnte sie das Leinenband am Oberschenkel lösen. Voller Anspannung beobachte sie, ob nun die Blutung wieder einsetzte. Nur vereinzelt traten aus der zugenähten Wunde, ein paar Tropfen Blut aus, welches Rosa außerordentlich beruhigte. Rosa bestrich die gesamte Wunde mit Salbe der Ringelblume, die sie im Herbst hergestellt hatte. Danach umwickelte sie das Bein, vom Knie bis zu den Fersen mit Leinenstreifen. Die Schindelbrettchen, die Alfred gebracht hatte, legte sie unter die Wade und links wie rechts neben das Schienbein und wickelte die von der Magd geflochtene Weidenmatte, ebenfalls vom Knie bis zur Ferse, um das gesamte Bein herum. Rosa hoffte, dass so der Schienbeinknochen nicht mehr verrutschen konnte, und wenn Gott es wollte, wieder zusammen wuchs.

    Rosa befahl den noch anwesenden Knechten, die Herrin in Ihr Gemach zu bringen und ins Bett zu legen, solange diese noch im Schlaf lag.

    Nachdem dies geschehen war, forderte Rosa die Magd auf, in die Küche zu gehen und eine kräftige Fleischbrühe zu kochen. Diese sollte man der Herrin, wenn sie aufgewacht ist, geben. Auch einen großen Becher mit Rotwein müsse die Herrin trinken, um den Blutverlust auszugleichen. Die anderen noch anwesenden Knechte und Mägde schickte sie dann mit den Worten aus dem Gemach:

    „Steht hier nicht nutzlos herum. Geht an die Arbeit zurück und betet für die Herrin."

    Rosa blieb bei der Burgherrin bis zu nächsten Morgen.

    Adelheid von Blumberg hatte eine ruhige Nacht verbracht und war erst in den frühen Morgenstunden, aus dem tiefen Schlaf erwacht. Erleichtert beugte sich Rosa über sie und erkundigte sich nach den Schmerzen.

    Adelheid, noch sichtlich benommen, fragte:

    „Was ist denn passiert?"

    „Bleibt ruhig Herrin. Ihr seid gestern auf der Treppe gestürzt und habt euch dabei das rechte Bein gebrochen. Ich habe es gerichtet, die Wunde versorgt und das Bein geschient. Ihr braucht jetzt vor allem Ruhe und solltet viel schlafen. Auf keinen Fall dürft ihr das Bein in den nächsten Wochen viel bewegen oder gar belasten." Rosa reichte ihr einen Becher mit Rotwein, in den sie nochmals einen Tropfen, des Mohnsaftes, getan hatte, und forderte sie auf davon zu trinken. Nur widerwillig kam Adelheid, der Aufforderung nach und trank ein paar kleine Schlucke. Geduldig sagte Rosa:

    „Herrin, ihr habt viel Blut verloren und solltet nun den Rest von dem Rotwein, auch noch trinken."

    Sie stütze Adelheid auf, damit sie besser trinken konnte. Erst nachdem der Becher geleert war, lies Rosa sie wieder auf die Kissen sinken.

    „Ihr werdet jetzt gleich wieder einschlafen"

    Strich ihr über die Stirn, um zu prüfen, ob die Herrin Fieber hatte, was zum Glück nicht der Fall war. Tatsächlich schlief Adelheid ein paar Minuten später wieder ein.

    Erschöpft erhob sich Rosa und ging hinunter in die Küche.

    Mit strenger Miene gab sie einer der Mägde, Anweisung, die Krankenwache zu übernehmen. Auf keinen Fall darf die Herrin, in den nächsten Tagen allein gelassen werden.

    Wenn die Herrin wach wird, sollte sie sofort mit einer kräftigen Fleischbrühe versorgt werden und danach einen Becher Rotwein trinken, erklärte Rosa der Hauptmagd.

    Nach dem die Anspannung nun von Rosa abgefallen war, spürte sie, plötzlich die Müdigkeit und Erschöpfung.

    „Ich werde jetzt erst mal nach Hause reiten. Sollte die Herrin Fieber bekommen, so lasst mich sofort holen. Ansonsten werde ich morgen wieder nach der Herrin sehen".

    Müde ging sie zu den Ställen, verlangte nach ihrem Pferd und ritt zum Eichberg Hof zurück. Auf dem Hof angekommen, kam sofort Agnes, die Magd des Hofverwalters Josef, zu ihr gelaufen, um sich nach der Herrin von Blumberg zu erkundigen. Nachdem Rosa alles berichtet hatte, führte Josef die Stute in den Stall und versorgte das Pferd.

    Rosa fragte nach Raphael.

    „Oh, keine Sorge", sagte Agnes.

    „Er spielt mit den anderen Jungen drüben auf der Wiese. Er hat die Nacht bei mir verbracht."

    Danke, aber nun muss ich ein bisschen schlafen; ich konnte letzte Nacht nicht einen Moment ein Auge zu bekommen.

    „Ja, geh nur, ich kümmere mich schon um alles; keine Sorge." Rosa Schlief bis in die späten Nachmittagsstunden. Nachdem sie sich gewaschen und frische Sachen angelegt hatte, ging sie zum Haus des Verwalters, um bei Agnes ihren Sohn abzuholen.

    „Aber Rosa, lass ihn heute Nacht noch mal bei mir schlafen. Dann kannst du morgen in der Frühe ohne Sorge wieder zur Burg, um nach unserer Herrin zu sehen. Außerdem, wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?"

    Nun merkte Rosa erst, wie hungrig sie war.

    „Bitte setz dich Rosa. Der Eintopf ist gerade fertig. Ich bringe dir sofort eine ordentliche Portion."

    Am nächsten Morgen ritt Rosa wieder zur Burg, um nach Adelheid zu sehen.

    Als sie die Kammer der Herrin von Blumberg betrat, war Adelheid wach. Eine Magd saß bei ihr. Adelheid löffelte aus einer irdenen Schüssel eine kräftige Hühnerbrühe.

    Sie hatte zur Überraschung von Rosa eine gesunde Gesichtsfarbe und sah auch ansonsten keinesfalls kränklich aus. Erleichtert atmete Rosa auf.

    Nachdem Adelheid die Suppe gegessen hatte, reichte Rosa ihr den bereitstehenden Becher Rotwein. „Oh nein, nicht schon wieder, ich möchte nicht wieder den ganzen Tag verschlafen", sagte Adelheid.

    „Glaubt mir Herrin, das ist aber das Beste. Je mehr ihr in den nächsten zwei bis drei Tagen schlaft, desto besser ist die Genesung."

    „Also gut, ihr sollt euren Willen haben", erwiderte Adelheid und nahm den Becher.

    Nachdem sie ihn tapfer geleert hatte, ergriff sie Rosas Hand.

    „Ich hab mich noch nicht einmal bedankt."

    „Aber ich bitte Herrin, es ist doch eine Selbstverständlichkeit.

    Lasst mich nun mal nach dem Bein sehen."

    Sie schob die Decke zurück, öffnete die Weidenmatte, um auf den Leinenverband sehen zu können.

    Wunderbar, kein Blut zu sehen, dachte Rosa. Also konnte ich die Blutung tatsächlich stoppen, das ist ja schon ein gutes Zeichen. Jetzt hoffe ich nur, der Knochen wächst wieder zusammen und die Wunde entzündet sich nicht. In einer Woche kann ich den Verband abnehmen und erneuern.

    Nochmals legte sie ihre Hände auf die Stirn von Adelheid. Gut, kein Fieber.

    „Nun, Herrin, bitte bewegt das Bein nicht zu viel und belastet es auf keinen Fall in irgendeiner Weise. Nur so, kann erreicht werden, dass ihr in sechs Wochen wieder laufen könnt. Aber solange müsst ihr Geduld haben. Ich wünsche gute Genesung; morgen werde ich wieder nach euch sehen."

    *

    Vor dem ersten Morgengrauen erwachte Ferdinand und lauschte dem aufkommenden Vogelgesang. Er reckte sich mit Wohlgefühl und dachte, wie schön ist es doch, daheim in seinem eigenem Bett zu erwachen.Gab seiner Frau zärtlich einen Kuss auf die Stirn und stieg vorsichtig aus dem Bett, um sich anzukleiden, Leise sich verließ er die Kammer und Haus. Er ging zu der großen alten Eiche, die unmittelbar vor dem Haus stand. Tief atmete er die würzige, nach keimender Erde duftende Luft ein. Ferdinand setzte sich auf die Bank, die rund um den mächtigen Stamm der Eiche angebracht war.

    Gestern in den späten Abendstunden waren Ferdinand und sein Lehnsherr Johannes von Blumberg, nach einer längeren Mission zur Burg Blumberg zurückgekommen. Sie waren im Auftrag des Grafen Rudolf von Habsburg, zur Urkundenbezeugung mit Graf Heinrich von Fürstenberg, im Kloster Paradies, in Schlatt.

    Die Verhandlungen mit den Rittern Volkmar und dessen Sohn Marquard von Kemnat, waren langwieriger verlaufen als angenommen.

    Sein Lehnsherr hatte ihn für die nächsten Wochen freigestellt und so war Ferdinand noch am selben Abend nach Hause zum Eichberg Hof, geritten.

    Am Fuße des Eichbergs hingen noch Nebelschwaden, die sich langsam auflösten. Es hatte endlich aufgehört zu regnen. Der Wind hatte sich gedreht; wehte nun schwach aus Süden. Gott sei gedankt, dachte er.

    Nach einem überraschend milden und sonnigen März hatte sich der April, so wie man es ihm schon immer nachsagte, gezeigt. Tagelang hatte es geschneit, gegraupelt und geregnet; begleitet von einem eisigen Nordostwind. Die Eschenbacher Halde und die Eichberg Halde, auf denen eigentlich schon die Schafe und Ziegen weiden sollten, waren eine einzige, von braunem, abgestorbenem Gras, bestehende morastige Landschaft. Nur da und dort leuchteten ein paar grüne Flecken mit jungem Gras auf, was die Hoffnung steigen ließ, die jeweiligen Herden bald auf die Hangweiden treiben zu können.

    So in seinen Gedanken versunken, bemerkte er seinen Sohn Raphael erst, als dieser auf seinen Schoß kletterte.

    „Na mein kleiner Held, schon so früh auf den Beinen?"; und nahm ihn liebevoll in den Arm.

    „Vater, ich bin so froh, dass du wieder zu Hause bist. Stell dir vor die Stute Bless, hat ein so schönes Hengstfohlen bekommen und lässt es nicht an ihrem Euter trinken. Nun will es Josef töten. Aber ich weiß, dass ich es schaffen könnte, Bless dazu zu bringen, das Fohlen anzunehmen und du weißt es auch, oder?" Ferdinand war es mit einmal ganz mulmig zumute.

    Im letzten Sommer hatte er bemerkt, dass Raphael die Gabe von Rosas Großmutter geerbt hatte. Von Rosas Großmutter erzählte man heute noch, dass sie mit Tieren sprechen und auch Kranke mit den schwersten Leiden, heilen konnte. Er wollte, dass die Gabe seines Sohnes nicht bekannt wurde; denn es war nicht ungefährlich, wenn der fast schon fanatisch frömmelnde Burgkaplan, davon erfahren würde.

    „Raphael, sei nicht traurig und hab keine unnötige Angst um das Fohlen, ich werde mit Josef sprechen. Aber bitte geh du nun ins Haus und lass dich von Mutter richtig anziehen. Die Küchenmagd hat bestimmt schon das Frühstück fertig. Sag Mutter, ich bin bei Josef im Stutenstall und werde später frühstücken."

    Mit einem skeptischen Blick schaute Raphael seinen Vater an. Ferdinand strich dem Jungen zärtlich über den Kopf.

    „Ich verspreche, das Fohlen wird nicht getötet, aber nun lauf schon."

    Als er Richtung Stutenstall ging, dachte er sorgenvoll, hoffentlich hab ich dem Jungen nicht zu viel versprochen. Aber es hilft ja nichts, ich muss mit Josef endlich darüber sprechen, denn wem außer Josef, sollte ich sonst vertrauen können.

    Rings um den Stall der Stuten war schon reger Betrieb. Die Stallburschen waren dabei, die Boxen auszumisten und frisches Stroh auszustreuen. Die Fütterung der Stuten wurde von Josef, seinem Hofverwalter, mit strenger Miene kontrolliert. Als Josef den Eichberg Bauer bemerkte, hellte sich seine strenge Miene auf.

    „Sei gegrüßt Ferdinand, schön dich gesund zu Hause begrüßen zu können. Geht es dir gut und seit wann bist du zurück?", fragte Josef mit sichtlicher Freude, fügte aber gleich sorgenvoll hinzu:

    „Du kannst doch jetzt eine Weile bleiben oder?"

    „Ja ich glaube schon, zumindest die nächsten paar Wochen."

    *

    Die Freistellung wollte Ferdinand nutzen, um so viel wie möglich der Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Zudem musste eine Vielzahl von Angelegenheiten betreff der Bewirtschaftung der Äcker wie Wiesen, Pferdezucht oder der anderen Viehhaltung und vor allem der Finanzen mit seinem treuen Freund und Hofverwalter Josef, besprochen werden.

    Josef war der Sohn des ersten Hofverwalters des Eichberg-Hofes, welcher schon bei Ferdinands Vater in Diensten stand. Ferdinands Vater war bei Herrn Heinricus von Blumberg fast dreißig Jahren in Diensten gewesen und bekam als Dank, für treue und besondere Verdienste, für das Haus Blumberg und deren Herren, den Eichberg Hof als Lehen.

    So kam es, dass Ferdinand und Josef, die zusammen auf dem Eichberg Hof aufwuchsen, mit sechs Jahren schon jeden Tag auf die Burg Blumberg zum Unterricht mussten. Zusammen mit Johannes, dem Sohn des Herrn Heinricus von Blumberg, drückten sie die Schulbank. Der Unterricht wurde vom dem strengen und übertrieben frömmelnden Burg Kaplan, abgehalten.

    Seit jener Zeit, in der sie sich durch den Lateinunterricht, das Erlernen vom Rechnen, Schreiben und Lesen kämpften, verband sie alle drei eine enge Freundschaft.

    Ferdinand wandte sich an Josef.

    „Komm, lass uns mal zur Box von Bless gehen. So wie ich von Raphael gehört habe, hat sie ein Fohlen bekommen und will es nicht annehmen."

    „Na, hat sich der Bengel schon bei dir ausgeheult? Was sollen wir denn machen? Wenn die Stute das Fohlen bis heute Mittag nicht trinken lässt, muss ich es töten, bevor es qualvoll eingeht." Zusammen betraten sie die Box von Bless. Die Stute tänzelte nervös. In der rechten Ecke der Box lag ein wunderschönes nussbraunes Fohlen. Ferdinand strich der Stute zärtlich über die Stirn, um sie zu beruhigen.

    Sorgenvoll schaute Ferdinand seinen Freund an.

    „Josef, was ich dir jetzt sage, muss unbedingt unter uns bleiben. Wenn es durchsickert und die Leute dann darüber reden, wird es eventuell für uns alle gefährlich, vor allem für Raphael. Also versprich mir, dass du niemanden davon erzählst."

    Josef blickte ihn entrüstet an.

    „Aber du weißt doch, ich würde nie jemandem etwas erzählen, dass dir und deiner Familie oder dem Hof schaden würde. Also komm schon, sag, was hast du auf dem Herzen und was hat das im Übrigen mit der Stute und dem Fohlen zu tun?"

    „Na ja, Josef, du weißt doch, was die Leute über Rosas Großmutter sich erzählen."

    „Ja, ich glaube schon. Sie soll sich mit den Tieren unterhalten und tot kranke Menschen geheilt haben, aber was willst du mir eigentlich wirklich sagen?"

    Ferdinand atmete tief durch.

    „So unglaublich es klingt, Josef, auch Raphael hat diese Gabe." Völlig entgeistert schaute Josef Ferdinand an.

    „Woher willst du das denn wissen?"

    Ferdinand seufzte tief.

    „Erinnere dich an die Heuernte im letzten Jahr.

    Raphael ist doch über einen herumliegenden Holzrechen gestolpert und gefallen. Der alte Knecht Alfons hat ihn aufgehoben; daraufhin hat Raphael doch so laut aufgeschrien und getobt, bis ihn Alfons wieder abgesetzt hat und Raphael lief schluchzend zu mir. Als ich ihn dann in den Arm nahm und ihn für sein Verhalten gerügt habe, hat er mir Folgendes gesagt:

    „Bitte Vater, ich möchte nicht, dass Alfons mich noch mal anfasst; es ist so furchtbar, aber aus seinem Körper kommen kalte Strahlen; ich glaube er wird sterben."

    „Oh mein Gott!, sagte Josef, der sich nun erinnerte. „Am nächsten Tag ist Alfons ja wirklich gestorben. Aber das muss doch nicht unbedingt heißen, dass Raphael die Gabe von seiner Urgroßmutter geerbt hat. Alte Leute können immer überraschend sterben.

    „Ja, natürlich Josef, das habe ich mir anfangs auch gedacht. Aber einige Wochen später, als Rosa mit dem Jungen im Dorf Blumberg war, um der Witwe vom Hufschmied Kräuter und Salben zu bringen, streichelte die Witwe, Raphael über den Kopf. Der aber zuckte so heftig zurück, dass er fast gefallen wäre. Dann faste er sie an den Händen und drückte diese gegen seine Stirn. Nachdem er dies getan hatte, fragte Raphael die Witwe: - „Seit wann hast du schon den schlimmen Zeh am Fuß?" - Rosa, zog den Jungen zu sich und fragte ihn, was das solle. Aber Raphael sagte mit vor Angst verzehrten Gesicht:

    „Bitte Mutter du musst dich darum kümmern, sonst wird sie sterben."

    Völlig verdattert fragte nun meine Frau die Witwe, ob sie denn wirklich etwas am Fuß oder den Zehen hätte.

    „Nun ja, mir ist letzte Woche ein Eisen auf den Zeh gefallen und er ist halt dick und ziemlich unansehnlich geworden, aber deshalb muss man doch kein großes Aufsehen darum machen. Habe mir ein Wickel mit einem Blatt aus Pestwurz gemacht, aber der Zeh und auch der Fuß, ist halt immer noch geschwollen, auch habe ich höllische Schmerzen."

    Rosa forderte sie auf sich zu setzen und zog ihr die Holzschuhe aus.

    Rosa konnte kaum glauben, was sie dann sah. Nicht nur der große Zeh war blau und dick, sondern der ganze Fuß war unnatürlich blau angeschwollen und entzündet. Der Zeh, auf den das Eisen gefallen war, zeigte eine offene mit gelbem Eiter umrandete Wunde, aus der schon der Gestank des Wundbrands drang.

    „Warum hast du mich denn nicht rufen lassen? Der Fußnagel muss sofort entfernt und die Wunde aufgeschnitten werden, damit der Eiter ablaufen kann.

    Zum Glück hatte Rosa immer ihren Kräuterbeutel dabei, wenn sie auf andere Gehöfte oder in die Dörfer ging. Somit hatte sie alles zur Hand, was sie brauchte.

    Sie konnte der Witwe die schlimme Wunde versorgen, und einen Wundbrand, der meistens übel ausgeht - unter Umständen auch zum Tode führen konnte, verhindern.

    Zu Hause angekommen erzählte mir Rosa von diesem Ereignis. Sie war vollkommen aufgelöst und schockiert.

    „Du hast recht Ferdinand, unser Raphael hat die Gabe von meiner Großmutter geerbt. Gott und alle Heiligen stehen ihm bei. Wie soll der kleine Kerl damit nur fertig werden?"

    Das war der Tag, ab dem wir es unwiderruflich wussten.

    „Josef, wenn es tatsächlich mit der Gabe stimmt, könnten wir doch mit Raphaels Hilfe versuchen die Stute dazu zu bringen, das Fohlen anzunehmen."

    Ferdinand sah den skeptischen Blick von Josef.

    „Komm schon, ich hab es Raphael versprochen und vielleicht kommt er dadurch dann auch eventuell mit dieser Bürde besser zurecht."

    „Aber Ferdinand, das grenzt schon an Hexerei, wenn das jemand mitbekommt, sind wir alle dran."

    „Ach was, Josef, schick alle Stallknechte an eine andere Arbeit, sodass wir alleine in dem Stutenstall sind, ich hole jetzt Raphael."

    Ferdinand ging zum Haus hinüber und dachte, hoffentlich macht Rosa kein zu großes Gezeter über unser Vorhaben.

    Rosa kam mit Raphael an der Hand aus dem Haus. Mit zornigem Blick, schaute sie Ferdinand an.

    „Was für Flausen hast du denn dem Jungen in den Kopf gesetzt.

    Willst du wirklich Raphael dazu benutzen, damit Bless ihr Fohlen annimmt? Meinst du nicht, dass dies, dem Kind nur schadet und noch verzweifelter macht?"

    „Beruhige dich Rosa, erstens ist dies nicht meine Idee gewesen, sondern Raphael hat mich darum gebeten und ich hab es ihm versprochen, dass wir es versuchen werden. Außerdem weiß Josef Bescheid. Er wird mit Sicherheit alles dafür tun, dass kein Weiterer davon erfährt. Er hat alle Stallknechte an eine andere Arbeit geschickt, sodass wir alleine in dem Stutenstall sind." Rosa zögerte noch.

    „Ach bitte, bitte Mutter lass es uns versuchen", jammerte Raphael.

    „Also gut, aber ich komme mit."

    Ferdinand atmete vor Erleichterung tief aus und fügte pflichtbewusst hinzu:

    „Darum wollte ich gerade bitten."

    Gemeinsam gingen sie in den Stutenstall. Josef stand vor dem Stall der Stute und meinte:

    „Wir können nicht alle hineingehen, das macht Bless nur nervös. Am besten Rosa und Raphael gehen hinein. Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, können wir immer noch einschreiten."

    Rosa bekreuzigte sich und ging mit Raphael in den Stall.

    Ohne die geringste Scheu ging Raphael zur Stute, welche leise schnaubte, strich mit seinen kleinen Händen, Bless zart über die Nüstern. Bless senkte den Kopf und Raphael legte sich mit seiner Stirn dagegen. Die Stute verhielt sich vollkommen ruhig, nur ein leichtes Zittern, an den Flanken war zu sehen. Nach einiger Zeit, die den drei Erwachsenen wie eine Ewigkeit vorkam, löste sich Raphael von Bless. Diese schüttelte kurz den Kopf. Dann geschah etwas, was keiner erwartet hatte.

    Die Stute wieherte leise. Das Fohlen, welches immer noch in der rechten Ecke des Stalls lag, stand auf und tapste auf noch recht unsicheren Beinen zur Stute. Diese beschnupperte das Hengstfohlen, leckte ihm das Fell und schubste es mit dem Kopf Richtung Euter. Nach einigem Suchen fand das Fohlen die Zitzen und trank ausgiebig.

    Strahlend drehte sich Raphael um und stürzte sich jauchzend in die Arme seiner Mutter.

    „Ich habe es gewusst! Ich habe es gewusst!"

    Liebevoll nahm Rosa ihren Sohn, küssend in die Arme. Auch Josef und Ferdinand umarmten sich. Dann knieten sich alle nieder und beteten ein Pater Noster.

    Nachdem sie das Gebet beendet hatten, sagte Josef:

    „Am besten wir lassen nun die beiden alleine, damit sie sich miteinander beschäftigen können."

    „Oh bitte, bettelte Raphael, „bitte, ich möchte noch ein bisschen bei Bless und dem Fohlen bleiben.

    „Na gut. Bleibe aber nicht so lange, denn Bless muss sich jetzt selbst um das Fohlen kümmern und dazu brauchen beide, wie schon Josef sagte, Ruhe.

    Außerdem hast du mir versprochen, heute bei dem Sortieren der Kräuter zu helfen. Auch müssen noch einige Tonfläschchen mit Kräuteressenzen und Tontiegel mit Ringelblumensalbe abgefüllt werden. Der fahrende Bader, der das alles kaufen will, kann an jedem der nächsten Tage kommen. Bis dahin muss alles fertig sein", ermahnte ihn seine Mutter.

    Raphael machte allen zur Freude einen formvollendeten Diener. „Ja, Mama ich bleibe nur noch ein Weilchen."

    Als sie aus dem Stall kamen, hatten sich die restlichen Regenwolken Richtung Osten verzogen, was die Hoffnung stärkte, dass es endlich wieder ein schöner Frühlingstag geben könnte.

    „Nun habe ich aber Hunger, stellte Ferdinand fest. Bevor die Küchenmagd die Hafergrütze den Schweinen gibt, gehe ich mal was frühstücken.

    „Ach was, der Tag ist schon so weit fortgeschritten, dass wir uns ein gutes Stück geräucherten Speck, mit dem von meiner Magd gestern frischgebackenen Brot, zusammen mit einem Krug Most, gönnen können. Zudem könnten wir dann so manche Angelegenheiten besprechen, und einen Blick in die Wirtschaftsbücher werfen. Kommst du auch mit?"; und blickte zu Rosa.

    „Nein, ich habe mit Raphael schon reichlich Hafergrütze und Butterbrot gegessen. Außerdem muss ich mich endlich um meine Kräuter kümmern."

    *

    Das Haus des Hofverwalters war nur geringfügig kleiner, als das Haupthaus des Eichberg Hofs. Es war, wie auch das Haupthaus, im unteren Teil aus großen Kalksteinblöcken, im oberen Teil aus Eichenbohlen solide gebaut und verfügte ebenfalls über zwei Etagen. Neben der Tür waren links und rechts jeweils zwei Fenster, die von innen mit Läden verschlossen werden konnten. Der hinter der Tür liegende Flur hatte zwei weitere Türen, die einmal zur Küche, den größten Raum in der unteren Etage, führte. Hinter der anderen Türe lag die Kammer der Küchenmagd des Hofverwalters. Am rechten Ende des Flurs war eine Stiege zur oberen Etage, die zur Schlafkammer und der Schreibstube des Verwalters führte.

    Ferdinand und Josef gingen in die Küche. Die Küche war warm und erfüllt vom würzigen Duft von Pfefferminze, Kamille und Honig. Der gesamte Küchenraum hatte einen Boden mit Kalksteinplatten, der mit Stroh ausgelegt war. Neben dem Fenster der gegenüberliegenden Wand, befand sich auf der rechten Seite eine Eckbank mit einem quadratischen Tisch, dessen Tischplatte fein säuberlich gescheuert war. An der linken Seite der Küche befand sich ein Herd unter einem tiefen Rauchabzug.

    Am Herd stand Agnes, über einen dampfenden Kessel gebeugt. Sie war gerade dabei, einen dickflüssigen Sirup aus einem irdenen Krug in den Kessel zu gießen.

    Die Magd drehte sich um und strahlte die beiden Männer an. Sie hatte ein fein geschnittenes Gesicht mit wunderschönen braunen Augen. Ihr Haar war mit einem weißen Tuch eingeschlagen, das auch den Hals und den Ansatz des Kinns bedeckte. Nur über der Stirn lugten ein paar blonde Locken hervor.

    „Ihr wollt bestimmt eine Vesper, hab ich recht?"

    „Oh, ja! Gegen ein ordentliches Stück Speck und Brot, sowie einen Krug Most hätten wir nichts einzuwenden", antwortete Josef lächelnd.

    „Na dann habt einen kleinen Moment Geduld und setzt euch schon mal, ich bringe gleich alles." Sie zog die Kette der Kesselaufhängung nach oben, sodass der Kessel nicht mehr über dem Feuer war. Agnes ging zu der Kellerluke, zog sie auf und stieg auf einer Leiter, in den Vorratskeller hinab, in dem auch die Mostfässer lagerten.

    Kurze Zeit später stellte sie zwei Becher, einen großen irdenen Krug, gefüllt mit herrlich kühlem Most, auf den Tisch. Aus einem, in der Stirnwand eingebauten Schrank, holte sie ein großes Stück Speck und einen Laib Brot. Nachdem Agnes an der unteren Seite des Brotes, mit dem Messer ein Kreuz geritzt hatte, schnitt sie mehrere Scheiben Brot ab, legte Speck und Brot auf einen Holzteller und brachte es den Männern.

    „So, dann lasst es euch munden", schmunzelte, wobei sie Josef im Vorbeigehen, mit der Hand über seinem Arm strich.

    Also doch dachte sich Ferdinand, schau an, wie lang wollen die beiden noch ein Geheimnis daraus machen?

    Agnes ging zum Herd und nahm den Topf vom Haken.

    „Ich bringe Rosa den Sirup und gehe dann zur Gesindeküche. Es wird Zeit, dass ich anfange das Essen für die Knechte und Stallburschen zu kochen. Wenn ihr noch was braucht, dann ruft mich."

    Als sie alleine waren, knuffte Josef Ferdinand am Arm und fragte:

    „Was grinst du denn so verschmitzt?"

    „Ich wieso?", meinte Ferdinand unschuldig, wobei sein Grinsen noch breiter wurde.

    Josef musste nun auch grinsen.

    „Also hast du es gemerkt. Ja, ich liebe Agnes schon länger, konnte es ihr aber irgendwie nicht sagen. Als ich im März, mit einem Fieber zu Bett lag und Agnes mich nach Anweisung von Rosa, mit der nach Minze riechenden Salbe, dem furchtbaren Kräutertee, wie auch mit Honig vermischten heißen Most drangsalierte, habe ich sie einfach geküsst. Zu meiner

    Überraschung hat Agnes nicht protestiert, sondern meinen Kuss ausgiebig erwidert und mir ins Ohr geflüstert: „Na endlich. Du glaubst nicht, wie glücklich ich bin. Seither sind wir ein Paar."

    „Du glaubst mir gar nicht, wie sehr ich mich für euch beide freue, Josef. Nur solltest du bald bei unserem Lehnsherrn vorsprechen. Für eine Hochzeit mit Agnes brauchst du zumindest für Agnes eine Erlaubnis.

    „Moment mal Ferdinand! Ich bin doch kein Höriger, sondern ein freier Mann, der für Lohn arbeitet. Ich brauche von niemandem eine Erlaubnis, um heiraten zu dürfen."

    „Du schon, Josef, aber nicht Agnes. Obwohl sie für Lohn auf dem Eichberg Hof arbeitet, ist sie doch, die Tochter eines unfreien Bauern, der nun mal zum Ritter Johannes von Blumberg gehört. Wenn wir auch mit Johannes befreundet sind, so musst du doch die Regularien einhalten. Vor allem in den heutigen Zeiten, in welchen man noch nicht einmal genau weiß, wer eigentlich der rechtmäßige König ist. Wer weiß denn, was in ein paar Monaten ist? Du kennst doch den Spruch:

    Das Rad der Zeit dreht sich weiter. Dir ist doch hoffentlich bewusst, dass deine Beziehung mit Agnes früher oder später ans Licht kommt. Also sei vernünftig. Mit Johannes kann ich, wenn du das möchtest, sprechen. Nur mit dem übereifrigen und überaus frommen Burgkaplan musst du schon selbst reden."

    Ferdinand klopfte dem etwas trüb dreinschauenden Josef auf die Schulter.

    „Eines verspreche ich dir, Josef, wir werden euch ein Hochzeitsfest bereiten, wovon die Leute jahrelang erzählen werden. Aber nun lass uns endlich vespern."

    Nachdem sie ausgiebig gevespert hatten, sagte Josef:

    „Lass uns in die Schreibstube hinauf gehen, damit du endlich mal die Bücher prüfen kannst. Auch müssen wir feststellen, wie viel Geld uns nach der nächsten fälligen (*1)Bede noch bleibt."

    Der großzügige Raum, in dem die Schreibstube untergebracht war, hatte an der Südseite drei große, mit fast durchsichtigem Pergament bespannte Fenster, sodass der Raum hell und freundlich wirkte. Möbliert war die Schreibstube mit einem großen Tisch, um den mehrere Stühle standen. An der gegenüberliegenden Wand war ein Regal angebracht, in dem eine Vielzahl Pergamentrollen lagen. Rechts in der Ecke war ein offener Kamin und daneben stand eine mit Eisenbeschlägen versehene große Truhe. Josef öffnete die Truhe, holte ein dickes, in Leder gebundenes Buch, einen ansehnlichen prall gefüllten Beutel, voll mit Münzen heraus und brachte alles zum Tisch.

    „Ach du meine Güte! „Du tust immer so, als würden wir demnächst am Bettelstab gehen."

    „Na, freue dich nicht zu früh; da sind eine Menge, Viertel und halbe Pfennige dabei. Aber du hast recht, weinen müssen wir gerade nicht", schmunzelte Josef.

    „Wir haben aber auch noch Außenstände, um die du dich in den nächsten Tagen selbst kümmern solltest."

    „Wen meinst du?"

    „Na zum Beispiel der Schleifen Müller. Er hat seit vergangenem St. Michaelis die fälligen Abgaben nicht beglichen, weder in Form von Geld, Korn oder Mehl. Normal muss er jedes Jahr zu Michaelis sechsunddreißig Pfennige entrichten oder den Gegenwert an Weizenmehl. Obwohl ich schon zweimal bei ihm war, hat er nicht bezahlt. Beide Male hat er gejammert, er habe wegen der schlechten Ernte im letzten Jahr auch zu wenig Korn zum Mahlen bekommen. So könne er auch die jährlichen Abgaben nicht zahlen. Auch kamen eine Menge Beschwerden von unseren Bauern, die behaupten, sie hätten für Korn, dass sie dem Müller gebracht hätten, zu wenig Mehl bekommen. Als ich ihn darauf angesprochen habe, wurde er auch noch richtig unverschämt. Ich könne mich ja beim Herrn von Blumberg beschweren, wenn er mal da wäre und die Bauern oder ich es ihm nachweisen könnte. Also was sollte ich tun? Du und Johannes waren ja Wochen lang nicht da.

    Die größte Überraschung für mich aber war, als ich den Müller vor zwei Wochen mit einem vollkommen neuen, vierrädrigen Wagen, aus Blumberg kommend, in seinen Hof einfahren sah. Als ich am nächsten Tag auf der Burg war, um einen Sack Bohnen und ein Fässchen Honig zu liefern, bin ich zu Ferdi, dem Wagner, gegangen und habe ihn über den Müller ausgefragt. Dabei habe ich erfahren, dass der Müller den neuen Wagen mit hundert Pfennigen vollkommen bezahlt hat."

    „Na dann werde ich den Kerl demnächst mal aufsuchen. Glaub mir, der wird sich wundern", antwortete Ferdinand mit grimmiger Miene.

    „Ist sonst noch jemand im Rückstand der Pachtzahlung?"

    „Ja, aber da, so finde ich, ist die Sachlage eine ganz andere. Der Bauer Andreas hat ja nicht gerade das beste Ackerland. Warum er verzweifelt versucht, darauf Korn oder Feldfrüchte anzubauen, anstatt sich auf Ziegenzucht oder Schafzucht zu verlegen, sei dahin gestellt. Dazu hatte er im letzten Jahr noch viel Pech.

    Zuerst ist ihm seine Frau gestorben, dann hat die Wutach im März letzten Jahres seine Wiesen und Äcker überflutet. Der kühle und verregnete Sommer hat ihm auch nicht gerade geholfen, sodass er kaum was ernten konnte. Ich hab ihm seine Pacht über fünfzehn Pfennige gestundet. Aber eigentlich könnten wir sie ihm für das letzte Jahr völlig erlassen, was meinst du? „Ja, ich würde dir ja gerne Recht geben, nur wenn sich so etwas herumspricht, haben wir jedes Jahr jemanden, der die Pacht von uns erlassen haben will. Da muss eine andere Lösung gefunden werden und ich glaube, ich habe schon eine Idee, wie.Sag mal Josef, Bauer Andreas hat doch, soviel ich weiß, vier Söhne: Andreas Junior, Alfons, der bei uns bis letztes Jahr als Stallknecht war, Berthold, der beim Schleifen Müller in Lohn stand und dann noch sein jüngster Konrad. Dass nach dem Tod seiner Frau Bauer Andreas seinen Sohn Alfons selbst auf dem Hof als Arbeitskraft brauchte, verstehe ich ja noch. Aber warum ist nun auch noch Berthold auf seines Vaters Hof zurück? Der hat doch so schon genug damit zu tun, die anderen satt zu bekommen.

    „Tja, Ferdinand, das ist auch so eine Sache, bei der ich nicht so genau weiß, was ich davon halten soll. Agnes, die mit der Schwester des Müllers befreundet ist, hat mir erzählt, dass ihr Bruder, Berthold aus der Mühle gejagt hat, weil er mit ihr angebändelt hätte.

    Übrigens, Andreas Jüngster ist seit letzten Herbst beim Wagner Ferdi in Blumberg in der Lehre und ich vermute mal, Bauer Andreas hat seine letzten Silberpfennige dazu verwendet, dem Wagner dass Lehrgeld zu bezahlen. Darum hatte er auch kein Geld mehr für die Pacht."

    „Nun, wie auch immer, dies ist auf den ersten Blick alles nicht erfreulich. Aber wenn ich so überlege und wir dem Müller die Unterschlagung von Mehl nachweisen könnten, würde dies alles meinen Plänen eigentlich nur gut tun", meinte Ferdinand.

    „Gibt es sonst noch weitere Probleme mit einem unsere Pächter?" Josef blätterte eine Pergamentseite im Buch um.

    „Nein, ansonsten keine. Aber wir sollten nun die Bewirtschaftung der Felder, die Nutzung der Weiden für das Jungvieh, der Milchkühe, Schafe und Ziegen besprechen. Die Eschenbacher Halde und Eichberg Halde können wir die nächsten vier Wochen noch nicht nutzen. Also müssen die Schafe und Ziegen auf die Aselfinger Weide gebracht werden. Wenn dann im Mai die Eschenbacher Halde und Eichberg Halde genutzt werden können, werden wir die Aselfinger Weide pflügen lassen und dort Bohnen pflanzen."

    Josef war in seinem Element und wollte gerade in seinen Ausführungen der Planung unter Einhaltung des Drei-Felder-Prinzips weitermachen, als Ferdinand ihn unterbrach.

    „Josef, warte, warte, nicht so schnell. Können wir nicht einmal zuerst unsere Finanzen prüfen, um festzustellen, wie viel Geld wir eigentlich zur Verfügung haben?"

    Etwas befremdet schaute Josef nun Ferdinand an.

    „Seit wann bist du ein Pfeffersack geworden, der nur Geld zählen will? Wie viel wir an Silber haben, hast du mich die letzten Jahre ja noch nie gefragt", wunderte sich Josef.

    „Ja, du hast recht. Ich habe doch vorhin erwähnt, dass ich einen Plan habe. Um diesen Plan aber mit dir zu besprechen und ob es überhaupt für uns möglich ist ihn umzusetzen, muss ich erst wissen, wie viel Geld wir genau haben. Also lass uns das Geld zählen und dann erkläre ich dir meinen Plan."

    Josef ging zur Truhe, holte das Zählbrett und eine Geldwaage. Ferdinand öffnete den sorgsam zugeschnürten Beutel und schüttete den Inhalt auf den Tisch. Sie sortierten zuerst die Münzen, welche aus Viertel, halben und ganzen Pfennigen, sowie auch aus etlichen, der neu im Umlauf befindlichen, (*2)Tiroler Groschen bestanden.Nachdem sie fast zwei Stunden sortiert, gewogen und gezählt hatten, stellte Josef mit sichtlicher Genugtuung fest:

    „Wir sind ja richtig reich."

    Nachdem Ferdinand die Aufzeichnung fertiggestellt hatte, schob er Josef das Buch strahlend zu und sagte:

    „So, und nun erkläre ich dir meinen Plan. Dazu muss ich aber, zum Verständnis, einiges erzählen."

    "Wie du weißt, war ich mit unserem Herrn Johannes und Graf Heinrich von Fürstenberg, im Auftrag des Grafen Rudolf von Habsburg im Kloster Paradies.

    Die Herren sollten zu einer offiziellen Urkundenbezeugung anwesend sein.

    Da aber die Verhandlungen, mit den Rittern Volkmar und Marquard von Kemnat, zäh verliefen, hatte ich viel Zeit, mich mit den Dienstmännern aus dem Gefolge, der anderen Grafen und Rittern zu unterhalten.Wir, also Heinrich von Fürstenberg und Johannes mit Gefolge, waren in einem Gasthof, unweit vom Kloster, untergebracht. Da wir als einfache Dienstmänner die Herrschaften nur morgens in das Kloster und am Nachmittag zum Gasthof zu eskortieren hatten, verblieb uns viel Zeit, um sich miteinander zu unterhalten.

    Mit einem der Dienstmänner, aus dem Gefolge des Grafen vom Volkmar von Kemnat, habe ich mich besonders viel unterhalten. Franz, so schien es mir, ist ein sehr geachteter Mann bei seinen Kameraden. An einem Tag, an dem die Verhandlungen der Herren sich bis in die Abendstunden hinzogen, fragte ich ihn voller Ungeduld, was denn an diesen Verhandlungen nur so schwierig sei.

    Franz mein Gesprächspartner schaute sich um, ob wir auch alleine waren, und senkte die Stimme.

    „Glaub bloß nicht bei der Formulierung des Vertrags oder sonstigen Verhandlungen, geht es nur um die Überlassung von ein paar Ländereien - sondern es geht um einiges mehr. Ich glaube, dass durch die Besitzverschiebungen die Einflussbereiche des Grafen Rudolf von Habsburg, zu dessen Gunsten verschoben werden sollen."

    „Aber warum?" fragte ich ihn.

    „Nun ja, ich glaube, er will König werden. Obwohl wir doch schon zwei Könige haben. Nur bleibt die Frage, welcher der beiden ist nun eigentlich wirklich, der legitime König.

    Aber eines kann ich dir jetzt schon sagen, friedlich werden die Ambitionen des Grafen Rudolfs nicht verlaufen. Was gleichzeitig bedeuten wird, dass unsere Herren zu vermehrter Bereitstellung von Waffen, Kriegsknechte, Wagenpferde und vor allem Schlachtrösser angehalten werden dürften. Dabei wird es am schwierigsten sein, Wagenpferde und Schlachtrösser zu erschwinglichen Preisen zu beschaffen. Auch werden auf die Bauern in den einzelnen Herrschaftsgebieten noch härtere Zeiten kommen, wie sie jetzt schon sind, weil die Herren, den Untertanen noch mehr Abgaben aufhalsen werden."

    Franz schaute auf die gegenüberliegenden Felder, auf denen mehrere Bauern mit dem Pflügen der Felder beschäftigt waren. Gedankenverloren sagte er:

    „Bald werden diese Bauern wieder mit Ochsen pflügen müssen." Genau diese Feststellung von Franz ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

    Auf der Heimreise hörte ich dann, wie Graf Heinrich von Fürstenberg zu Johannes sagte:

    „Wenn ich nur wüsste, wie wir zu vernünftigen Preisen an gute Pferde kommen könnten. Die paar Klepper, die bei mir oder dir von den Bauern gezogen und gehalten werden, taugen gerade mal für Last- oder Wagenpferde."

    In diesem Moment hatte ich die Idee zu meinem Plan.

    „Josef, wie wäre es eigentlich, wenn wir unseren Hof, in ein Pferdegestüt umwandeln würden?"

    „Ach du lieber Himmel, wie kommst du denn auf so eine Idee? Es würde mindestens drei Jahre dauern, bis wir profitabel wären und wem, willst du die Pferde verkaufen?"

    „Lass mich ausreden, Josef", meinte Ferdinand.

    „Am Abend, als wir im Kloster Allerheiligen, bei Schaffhausen, Quartier bezogen, nahm ich Johannes beiseite und sagte ihm, dass ich ihn unbedingt sprechen müsse.

    Johannes war sichtlich müde von den Strapazen der Reise und nicht bester Laune, was mir etwas den Mut nahm, ihn mit meiner Idee zu belästigen. Aber ich riss mich zusammen und sagte: Johannes, ich glaube, eine die Lösung, für das vom Grafen angesprochene Problem, der Beschaffung, von guten Wagenpferden und Schlachtrössern, zu haben.

    Sofort war Johannes wieder hellwach und bereit mit mir zu sprechen.

    „Na, dann besorge uns einen Krug Wein und komm in meine Kammer."

    Nachdem ich mir in der Küche, einen großen Krug Wein, kalten Wildschweinbraten und Brot besorgt hatte, ging ich zu Johannes, um ihm meinen Plan zu erklären.

    Er war davon so begeistert, dass er noch in derselben Stunde die Herren Marquard und Volkmar aufsuchte. Prompt bekam er von den Herren die Zusage einer Abnahmegarantie für die Pferde, vorausgesetzt wir bleiben mit dem Preis zehn Prozent unter dem üblichen Marktwert.

    Außerdem, so meinte Graf Volkmar von Kemnat, sei er sicher, dass auch Graf Rudolf von einem solchen Angebot Gebrauch machen würde. Johannes von Blumberg würde uns in den ersten Jahren finanziell unterstützen. Die gewährten Geldmittel könnten wir dann mit dem Erlös der ersten verkauften Pferde zurückzahlen.

    Auch glaube ich den Worten von Franz.

    Wenn Rudolf tatsächlich anstrebt, weitere Herrschaftsbereiche durch irgendwelche Verträge zu verschieben, oder sich diese anzueignen, kommt es unweigerlich zu Auseinandersetzungen. Dadurch würde sich der Bedarf an

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