Der Venezianische Löwe: Kommissar Mareks zweiter Fall
Von Volker Jochim
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Volker Jochim
Volker Jochim, geboren 1953 in Frankfurt am Main. Lebt heute in Mühlheim am Main.
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Der Venezianische Löwe - Volker Jochim
1
Alfredo Zorzi streifte ziellos durch die Straßen von Triest. Vor drei Wochen hatte er seinen Job als Koch in der Trattoria Da Nardi in Eraclea verloren. Einfach vor die Tür gesetzt. Dabei wusste er eigentlich bis zum heutigen Tag nicht warum.
Unbewusst näherte er sich dem Bahnhof an der Piazza della Libertà.
Ihm war nur aufgefallen, dass obwohl das Restaurant eine reichhaltige Fischkarte vorhielt, nur ein bis zweimal wöchentlich eine Lieferung Fisch kam. Dazu kam die Lieferung noch aus dem entfernten Triest. Dabei gab es in der näheren Umgebung von Eraclea, zwischen Jesolo und Caorle, jede Menge fangfrischen Fisch zu kaufen.
Unvermittelt stand er vor dem Bahnhof. Es war schon spät am Nachmittag und der einsetzende Berufsverkehr machte das Überqueren der Straße zum Abenteuer. Zorzi sah sich um und lenkte seine Schritte dann nach links in Richtung Corso Cavour zum Hafen.
Er hatte seinen Chef nur gefragt, warum er den Fisch nicht täglich und in der Region kaufen könnte.
„Das geht dich nichts an, war die barsche Antwort, „du wirst hier fürs Kochen bezahlt.
Sein Fehler war wohl, dass er nicht locker ließ, aber es ging ihm gegen den Strich Fisch zu verarbeiten, der schon drei bis vier Tage im Kühlhaus lag. Die Diskussion mündete in einen lautstarken Disput, an dessen Ende er sich seine Papiere abholen konnte. Er war gefeuert.
Sicher, er hätte nicht so emotional reagieren dürfen, aber letztendlich wollte er doch nur die Qualität der Küche verbessern. Es war schon seltsam. Er konnte es nicht verstehen. Nach dem Rauswurf ging er zurück in seine Heimatstadt Triest und fand erst einmal Unterschlupf bei seiner Mutter. Hier streifte er nun täglich ziellos durch die Straßen. Auf der Suche nach einem neuen Job, wie er sich einredete. Aber so richtig gesucht hatte er eigentlich bisher nicht. Er ließ sich einfach treiben. Irgendwann würde er schon Glück haben, da war er sich ganz sicher.
Zorzi blieb plötzlich stehen.
„Das gibt es doch nicht. Was treibt der denn hier?", murmelte er vor sich hin.
Einige Meter vor ihm bog sein ehemaliger Chef eilig in die Via Milano ein.
„Komisch, dachte er, „der ist doch nie selbst hierher gefahren. Alle Bestellungen wurden telefonisch abgewickelt. Mal sehen, was der hier treibt.
Er lief los, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren und als er die Via Milano erreichte, sah er ihn gerade noch in eine Seitenstraße verschwinden. Zorzi sprintete bis zur Einmündung der Straße und spähte dann vorsichtig um eine Hausecke. Sein Herz raste ob der ungewohnten körperlichen Anstrengung und sein Hemd klebte am Körper.
***
Marco Nardi blieb vor einem alten Haus aus der Zeit der österreichischen Besatzung stehen und zündete sich eine Zigarette an.
Es gab Schwierigkeiten bei der Lieferung. Aber er selbst hatte auch Termine, die er einhalten musste. Verzögerungen konnte er sich nicht leisten. Dieses Problem musste er selbst lösen. Da konnte er niemand anderen schicken.
Er sah sich um, schnippte seine angerauchte Zigarette auf die Straße und betrat das Haus. Den jungen Mann an der Ecke hatte er nicht bemerkt.
***
„Wenn mich nicht alles täuscht, ist das doch ein Luxus-Puff, dachte Alfredo Zorzi und schob sein Handy wieder in die Jackentasche. „Vielleicht ist ja heute mein Glückstag.
Gut gelaunt machte er sich auf den Heimweg. Zu Hause angekommen, rief er nur ein kurzes „ciao mama" in die Küche, verschwand in seinem Zimmer, das seine Mutter immer für ihn bereithielt und schaltete seinen Computer an.
2
Marco Nardi verließ etwa eine Stunde später wieder das Gebäude, sah sich um, zündete sich eine Zigarette an und wandte sich in Richtung Via Giosuè Carducci. Er war halbwegs zufrieden mit dem Ergebnis seiner Unterredung und entsprechend zufrieden war auch sein Gesichtsausdruck. Heute war Montag. Die nächste Lieferung wurde ihm für Mittwoch zugesagt. Da hatte er noch Zeit, alles für den Transport nach Deutschland zu organisieren.
Ein paar Minuten später betrat er das Caffè San Marco in der Via Cesare Battisti. Hier wollte er in gediegener Jugendstilatmosphäre bei einem Caffè noch etwas entspannen, bevor er den Heimweg antrat.
Er angelte sich den Corriere della Sera vom Zeitungsständer und setzte sich im hinteren Teil des großen Raums an einen kleinen Tisch mit Marmorplatte.
Er schlug die Zeitung auf und überflog die Schlagzeilen. Die schlechte Wirtschaftslage war das beherrschende Thema und in verschiedenen Interviews gaben Politiker unterschiedlichster Couleur in den immer gleichen Sprechblasen zum Besten, wie sie der Lage Herr werden wollten. Waren sie dann gewählt, blieb sowieso alles beim Alten.
„Glücklicherweise sind meine Geschäfte unabhängig von Rezessionen und der allgemeinen Wirtschaftslage", dachte Nardi.
Auf der nächsten Seite erregte ein anderer Artikel seine Aufmerksamkeit.
Großer Schlag gegen die Drogenmafia in Genua, lautete die Schlagzeile.
„Die sind auch nicht mehr, was sie mal waren."
Nachdem er seinen Caffè ausgetrunken hatte, faltete er die Zeitung zusammen, legte einen Schein auf den Tisch und ging nach draußen. Dort steckte er sich erst einmal eine Zigarette an, die er gerne zum Caffè geraucht hätte. Aber das war ja leider nicht mehr möglich. Man sollte diese ganzen EU Bürokraten zum Teufel jagen und die Politiker in Rom gleich mit.
Langsam schlenderte er zu seinem Wagen und fuhr zurück nach Eraclea. Dort wollte er in seinem Restaurant noch kurz nach dem Rechten sehen und dann nach Hause zu Lydia fahren. Selten genug hatte er die Möglichkeit, so früh nach Hause zu kommen.
***
Nardi hatte seine Frau vor etwa fünf Jahren in seiner Diskothek kennengelernt.
Er stand damals neben dem Tisch des Discjockeys und sah der tanzenden Menge zu, als eine schlanke, fast weißblonde Schönheit langsam, fast wie in Trance, aus der Masse heraus und auf ihn zu tanzte.
Er war damals wie hypnotisiert und konnte nicht einmal ausweichen, als sie gegen ihn stieß. Dabei kippte er ihr den Inhalt seines Cocktailglases über das T-Shirt, unter dem sich, von der Nässe begünstigt, ihre Brustwarzen begannen abzuzeichnen.
Unfähig etwas zu tun starrte er sie an, doch statt zu schimpfen, oder sich zu beschweren, legte sie nur den Kopf auf die Seite und lächelte ihn an.
Noch an diesem Abend nahm er sie mit zu sich nach Hause, er lebte damals noch in einer kleinen Eigentumswohnung in Jesolo, und ein halbes Jahr später fand die Hochzeit statt. Seither ging es geschäftlich nur noch steil bergauf. Mittlerweile gehörte er zu den reichsten Männern der gesamten Region. Lydia hatte ihm Glück gebracht.
***
Zur gleichen Zeit verließ Alfredo Zorzi die Wohnung seiner Mutter. Er wollte unbedingt noch einen Briefumschlag zur Post bringen. Die hatte zwar mittlerweile schon geschlossen, aber glücklicherweise hatte seine Mutter immer einen Vorrat an Briefmarken in der Schublade des Küchentischs. Er hätte den Brief auch an der nächsten Ecke einwerfen können, doch war er sich nicht sicher, ob der Kasten überhaupt in der nächsten Zeit geleert werden würde. An die angegebenen Leerungszeiten hielt sich hier sowieso niemand. Auf dem Postamt war das etwas anderes, da wurde garantiert dreimal täglich geleert und sein Brief war wichtig, duldete keine Verzögerung. Zu viel hing für ihn davon ab. Vielleicht sogar seine ganze Zukunft.
Als er vor dem Postamt stand, sah er sich vorsichtig nach allen Seiten um, aus Angst jemand könnte ihn beobachten. Aber wer sollte das tun? Außer ihm wusste ja niemand, was sich in diesem Umschlag befand, und was kann dabei verdächtig sein, einen Brief auf dem Postamt einzuwerfen?
„Jetzt nur ganz ruhig bleiben", dachte er und steckte den Umschlag entschlossen in den Schlitz des Briefkastens.
Letzte Leerung um achtzehn Uhr. Der Brief könnte spätestens übermorgen seinen Adressaten erreichen. Dann würde man weitersehen.
***
Nardi fuhr auf den Parkplatz seiner Trattoria und betrat das Lokal durch den Hintereingang. Er hatte jetzt keine Lust auf Konversation mit seinen Gästen.
Gerade noch sah er Gustavo im Lagerraum verschwinden und ging ihm nach. Gustavo Bossi war nicht nur Geschäftsführer der Trattoria mit absoluter Handlungsfreiheit, sondern auch Nardis engster Vertrauter. Er schloss die Türe hinter sich, denn was er mit Bossi zu besprechen hatte, war für niemandes Ohren bestimmt.
Fünfzehn Minuten später war Nardi bereits wieder unterwegs. Er musste Lydia noch vom Ergebnis der Unterredung mit den Lieferanten in Triest berichten, die er durch die Vermittlung ihrer Brüder in Dubrovnik kennengelernt hatte. Daraus hatte sich eine bis dato erfolgreiche und mehr als einträgliche Geschäftsverbindung ergeben. In letzter Zeit hatte die Zuverlässigkeit etwas gelitten, deshalb musste er heute selbst mit seinen Partnern einmal Klartext reden. Mit Erfolg, wie er meinte.
Wie von Zauberhand öffnete sich das Tor zur Garageneinfahrt, noch bevor Nardi mit seinem schwarzen Mercedes sein Haus erreicht hatte. Langsam und fast geräuschlos rollte die schwere Limousine in die Garage und ebenso geräuschlos schloss sich wieder das Tor.
Nardi betrat durch eine Seitentür die große Wohnküche seines Hauses.
„Ciao bella."
Seine Frau kam mit zwei gefüllten Gläsern auf ihn zu und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Ciao Marco. Einen Prosecco?"
„Danke."
Nardi nahm das Glas und ging voraus ins Wohnzimmer, wo er sich auf einen Sessel warf und die Krawatte lockerte.
„Wie ist es gelaufen?", wollte sie wissen und setzte sich ihm gegenüber auf die Couch. Dabei zog sie die Beine an und sah ihm erwartungsvoll in die Augen.
Nardi nahm einen Schluck.
„ Diesmal noch gut."
„Du hast hoffentlich die Mädchen in Ruhe gelassen?", fragte sie gespielt eifersüchtig und grinste ihn an.
„Ich habe mir die Lokalität nicht ausgesucht. Ich hoffe nur, dass mich niemand gesehen hat der mich kennt."
„Ich habe Slaven auch schon gesagt, dass dies ein sehr ungünstiger Platz für das Büro ist. Er sieht sich nach etwas Neuem um. Wenn da eine Razzia stattfindet, ist er dran."
„Du musst mal mit deinem Vater reden. So geht das nicht weiter. Nochmal solche Schwierigkeiten und die Deutschen springen ab. Dann kann ich wieder die Buchhaltung in der Trattoria machen."
„Hatte ich auch vor, nur so schlimm wie du tust, ist es doch auch wieder nicht."
„Du kennst doch die Deutschen. Wenn da nicht alles planmäßig und pünktlich abläuft, drehen die durch."
„Das meinte ich auch nicht. Du hast doch noch drei weitere gutgehende Firmen. Du wirst also nicht als Buchhalter enden, mein Schatz. Aber wie wäre es jetzt mit Essen? Hast du Hunger?"
„Wie ein Wolf. Was hast du denn gezaubert?"
„Als primo gibt es prosciutto di Parma auf Melone, danach crostini confegato …"
„… und zum Nachtisch?", fiel er ihr ins Wort und nahm das Funkeln in ihren Augen wahr.
„… und zum Nachtisch …"
3
Marco Nardi war wie immer schon wach, bevor der Wecker ihn aus dem Schlaf reißen konnte. Er küsste Lydia sachte auf die Stirn und stand auf um Caffè zu kochen.
Nachdem er die Caffettiera gefüllt und auf den Herd gestellt hatte, ging er zum Briefkasten um die Post von gestern zu holen. Der Briefträger kam in dieser Gegend zu keiner bestimmten Zeit und so konnte es durchaus sein, dass die Post erst am Nachmittag eingeworfen wurde. Wenn er morgens das Haus verließ, war sie ohnehin noch nicht da und wenn er abends nach Hause kam, vergaß er häufig nachzusehen und Lydia vergaß es meistens sowieso.
Neben einem guten Dutzend Geschäfts- und Werbebriefen fiel ihm ein mittelgroßer brauner Umschlag auf. Die Anschrift war mit Kugelschreiber in einer ungelenken Handschrift gekritzelt, der Absender fehlte ganz.
Sein, durch seine Geschäfte geschärfter Instinkt sagte ihm, dass dies nichts Gutes verhieß. Er sah sich um, ob vielleicht irgendjemand ihn beobachtete, konnte aber niemanden ausmachen. In seinem Arbeitszimmer warf er die übrige Post auf seinen Schreibtisch und wollte gerade den ominösen Umschlag öffnen, als er einen üblen Geruch wahrnahm.
„Verdammt, der Caffè."
Er rannte in die Küche. Dort blubberte die Caffettiera vor sich hin und ergoss einen Schwall brauner Brühe auf den Herd. Nardi drehte fluchend das Gas ab und wollte die Kanne vom Herd nehmen. Dabei verbrannte er sich die Finger und ließ sie auf die Arbeitsplatte fallen, wo sich dann der restliche Inhalt ausbreitete.
„Scheiße, der Tag fängt ja gut an", maulte er und fing an mit einem Küchentuch die Schweinerei zu beseitigen.
Das Gemecker von Lydia konnte er jetzt nicht gebrauchen. Als alle Spuren seines Missgeschicks beseitigt waren, ging er wieder in sein Arbeitszimmer und nahm das Kuvert in die Hand. Vorsichtig tastete er es ab. Es war nichts Verdächtiges zu fühlen. Dann nahm er ein Klappmesser, das ihm als Brieföffner diente, vom Schreibtisch und schnitt vorsichtig eine Seite des Umschlags auf. Zum Vorschein kamen ein Blatt Papier und einige kleinformatige Fotos. Zuerst nahm er die Bilder zur Hand. Das erste zeigte ihn vor dem Haus in Triest, in dem er vorgestern seine Verabredung hatte. Schnell blätterte er die anderen Fotos durch. Alle zeigten annähernd das Gleiche. Einmal sah er direkt in die Kamera, einmal in die entgegengesetzte Richtung. Ein Bild zeigte ihn beim Anzünden einer Zigarette, auf einem anderen blickte er an der Fassade empor. Das letzte Bild zeigte ihn beim Betreten des Gebäudes.
„Verdammter Mist!, fluchte er. „Welches Arschloch war das?
Er faltete das Blatt Papier auseinander und wurde blass. Jemand versuchte ihn zu erpressen. Der Brief war mit aufgeklebten Buchstaben geschrieben, die man aus einer Zeitung ausgeschnitten hatte.
„Da hat wohl einer zu viele Krimis gesehen", murmelte Nardi, als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte.
Bringen Sie mir einhunderttausend Euro in kleinen Scheinen am Samstag um zweiundzwanzig Uhr zum Wasserwerk an der Straße zwischen San Donà und Duna Verde. Kommen Sie alleine. Keine Polizei. Rechts neben dem See ist ein Weg mit einer Betonrinne. Legen Sie das Geld in die Rinne und verschwinden dann. Wenn Sie nicht zahlen, erfahren Ihre Frau und die Presse, dass Sie im Puff waren. Ich meine es ernst.
„Amateur, brummte Nardi, „der weiß nicht mit wem er sich anlegt.
„Wer weiß nicht, mit wem er sich anlegt?"
Nardi fuhr herum. In der Tür stand Lydia in einen weißen Bademantel gehüllt, der zusammen mit ihren hellblond gefärbten Haaren, die Blässe ihrer Haut noch mehr betonte. Einziger Farbtupfer waren ihre dunklen Augenbrauen, die ihre eigentliche Haarfarbe zeigten.
„Wie eine Porzellanfigur", dachte Nardi, als er sie dort stehen sah.
„Jemand hat mich vorgestern in Triest gesehen und fotografiert, als ich in das Haus bin. Jetzt versucht er mich damit zu erpressen. Ich habe es dir schon oft genug gesagt, dass die sich ein anderes Domizil suchen sollen. Jetzt haben wir den Ärger."
„Jetzt beruhige dich mal wieder. Ich habe dir doch gesagt, dass sie etwas anderes suchen. Außerdem, mit was will er dich denn erpressen? Will er mir die Fotos schicken, wenn du nicht zahlst? Ich wäre dann außer mir."
„Das weiß ich ja, aber er will es auch an die Presse geben, und diese Art pubblicità kann ich mir nicht leisten."
Sie stand noch immer in der Tür, neigte den Kopf leicht zur Seite und setzte ein strahlendes Lächeln auf.
„Dann weißt du, was du tun musst…zahlen."
Dabei drehte sie sich um und schwebte hinaus.
Nardi blickte ihr nach.
„Außen ein Engelsgeschöpf und innen kalt wie ein Eisblock und gefährlich wie eine Viper", dachte er.
„Gibt es heute Morgen keinen Caffè?", rief sie aus der Küche.
„Bin noch nicht dazu gekommen", log er.
„Dann ist die Kanne wohl von gestern noch so heiß."
Ertappt.
„Ich mache gleich welchen, cara mia."
„Lass nur, ich bin schon dabei."
***
„Was gedenkst du zu tun?", fragte Lydia, als sie beide rauchend in der Küche saßen.
„Weiß noch nicht. Werde mal mit Gustavo darüber reden. Nur eins braucht sich das Schwein nicht einzubilden …"
„… dass wir klein beigeben", vollendete sie seinen Satz und setzte dabei ein vielsagendes Lächeln auf. Ihr Mann wünschte sich in diesem Moment zu wissen, was hinter ihrer hübschen Stirn vorging.
***
Eine Stunde später saß Marco Nardi in seinem Büro in der Trattoria, als es an der Tür klopfte.
„Avanti."
Die Tür öffnete sich und Gustavo Bossi betrat den Raum. Er war ein mittelgroßer, schlanker Mann von etwa fünfundvierzig Jahren. Seine dunkelbraunen Haare waren kurz geschnitten und seine Gesichtsfarbe war die eines Mannes, der schon lange kein Sonnenlicht mehr gesehen hatte.
„Sie wollten mich sprechen Chef? „Ja. Mach die Tür zu und setz dich.
Nardi erzählte Bossi von dem Brief mit den Fotos und dem Erpresserschreiben und Bossi hörte interessiert zu.
Als er vor etwas über einem Jahr aus dem Gefängnis entlassen wurde, hatte Nardi ihm eine Chance gegeben und das würde er ihm nie vergessen. Er wäre bereit für ihn durchs Feuer zu gehen. Nardi musste das wohl wissen, denn warum sonst hatte sich ein so enges Vertrauensverhältnis entwickelt.
„Was meinst du? Was sollen wir tun?", endete Nardi und sah seinen Mitarbeiter erwartungsvoll an.
„Mmh, ich würde vorschlagen, Sie besorgen das Geld und legen es wie vom Erpresser gewünscht in diese Rinne."
„Ich dachte du hättest einen besseren Vorschlag", fuhr Nardi wütend auf.
„Ich bin ja noch nicht fertig, erwiderte Bossi ruhig. „Ich werde mich gegenüber diesem Wasserwerk auf die Lauer legen. Dort gibt es ein paar Meter weiter einen Feldweg. Ich kenne die Gegend sehr gut. Wenn Sie also das Geld abgeliefert haben und weggefahren sind, warte ich bis dort ein Fahrzeug herauskommt. Um diese Zeit ist es dort stockdunkel. Da falle ich nicht auf. Ich werde ihm also folgen, bis ich weiß wo er wohnt, oder wer er ist. Dann holen wir die Jungs aus Jesolo und heben ihn aus. Was halten Sie davon?
Nardi saß zurückgelehnt in seinem Schreibtischsessel und kaute an seinen Fingernägeln. Auf einmal schnellte er nach vorne und schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch.
„Bene. Wir machen es so. Aber dass das klar ist – ich will mein Geld und dieses Schwein haben. Ich verlasse mich auf dich."
„Können Sie Chef."
Nachdem Bossi gegangen war, verließ auch Nardi das Lokal und fuhr zu seiner zwischen Eraclea und