Unternehmenskrisen meistern: Wie man Struktur schafft, Chancen nutzt und blinden Aktionismus vermeidet.: Für unternehmerisch denkende Menschen, die sich und ihr Unternehmen aktiv aus der Krise führen wollen.
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Über dieses E-Book
Krisenbewältigung gelingt vor allem auf der Kundenseite. Während viele Unternehmen nur auf die Kosten blicken, rät Zimmermann zu einer ganzheitlichen Betrachtung. In vielen Krisen ändern sich Bedarfe. Wer die neuen Bedarfe früh erkennt und für sich nutzt, kann sich aus eigener Kraft aus der Krise ziehen. Damit das gelingt, braucht es eine strukturierte Vorgehensweise und einen offenen Blick für Chancen, die sich in diesen besonderen Situationen auftun. Diese Vorgehensweise, in den unterschiedlichsten Krisensituationen bewährt und über Jahre weiterentwickelt, stellt Holger Zimmermann in diesem Buch vor. Es liefert ideenreiche Impulse und gibt praktische Handlungsempfehlungen für einen souveränen Weg aus der Krise.
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Buchvorschau
Unternehmenskrisen meistern - Holger Zimmermann
Vorwort
„Wow, wie genial. Wer hätte das gedacht? Das haben wir mal richtig gut gestemmt. Anfangs hätte ich uns das niemals zugetraut. Da sind wir mal souverän durchgegangen!"
Das würde ich gerne in ein paar Monaten von möglichst vielen Menschen hören. Auch von Ihnen.
Gelingen wird das nicht anstrengungsfrei und auch nicht jedem. Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Erfolgsgarantien kann niemand geben. Es ist nicht einfach, Unternehmenskrisen zu meistern - aber möglich. Vor allem dann, wenn es gelingt, die Einnahmenseite auf stabile Beine zu stellen.
Das ist eine der Schlüsselerkenntnisse aus verschiedensten Krisensituationen: Krisen meistert der, dem es gelingt, neue Einnahmequellen zu erschließen und vorhandene zu halten. Wobei in der Praxis der Fokus leider zu häufig nur auf Kostensenkung liegt. Das alleine reicht allerdings nicht, um eine echte Krise zu bewältigen. Wem Einnahmen wegbrechen, der braucht neue. Die Logik dahinter ist simpel, die Umsetzung die Kunst.
Mit diesem Buch gebe ich Ihnen Muster und Werkzeuge an die Hand, um Ihr Unternehmen aus der Krise zu führen. Diese Vorgehensweisen und Werkzeuge haben sich in unterschiedlichsten Krisensituationen bewährt, für deren Bewältigung ich in den vergangenen Jahren engagiert worden bin. Alle Ansätze sind aus der Erfahrung im Umgang mit Krisen entstanden, unter anderem auch in der Weltfinanzkrise 2008. Und sie sind allesamt praxiserprobt.
Seit 1997 bin ich selbst Unternehmer und begleite mit meinem Team andere Unternehmen darin, strategische Projekte zum Erfolg zu führen und schwierige Situationen zu stemmen. Darunter waren auch einige Krisen, manche existenziell, die mich in die Lage gebracht haben, typische Verläufe zu erkennen und Vorgehensweisen zu entwickeln, die helfen, mit dem Unbekannten und der damit verbundenen Unsicherheit umzugehen.
Dieses Unbekannte ist es dann auch, was Krisensituationen so anders macht. Es gibt niemanden, der eine Lösung hat. Es gilt, mit Nicht-Wissen zu arbeiten, mit Annahmen, mit Szenarien und so die Unsicherheit handhabbar zu machen. Und Sie müssen selbst Lösungen entwickeln, es bleibt nichts anderes.
Genau darauf fokussiert dieses Buch:
• Wie gelingt es, sich selbst aus einer Krisensituation herauszuarbeiten?
• Worauf gilt es zu achten?
• Wie kommt Struktur in die Krisenbewältigung?
• Wie entwickelt man systematisch neue Einnahmequellen?
Grundlage hierfür ist eine Artikelsammlung zu Krisenbewältigung, die über die Jahre entstanden ist und die nach und nach ergänzt wurde. Diese Artikel haben wir überarbeitet, komplettiert und der aktuellen Situation angepasst. Sollte sich das ein oder andere doppeln, dann ist das dieser Tatsache geschuldet - und gleichzeitig eine Aussage darüber, für wie bedeutsam wir den entsprechenden Teil halten.
Wir stellen online zusätzliche Bausteine bereit. Schreiben Sie an dialog@projektmensch.com, wenn wir Sie dazu auf dem Laufenden halten sollen. Oder wenn Sie Fragen haben. Je mehr Unternehmen von unserem Know-how profitieren, desto besser. Wobei wir uns über Feedback und Anregungen ebenso freuen, die wir dann gerne auch weitergeben.
Ich wünsche Ihnen und uns allen gutes Gelingen!
Ihr
Holger Zimmermann
Inhaber & Geschäftsführer Projektmensch
Teil 1: Grundüberlegungen
Krisenverlauf
Alle haben sie denselben Verlauf: erst leben wir im Normalen, entwickeln unsere Unternehmen eher sanft weiter, sind erfolgreich. Dann kommen die ersten Vorwarnungen, die meist noch nicht ernst genommen werden. Einige wenige Menschen warnen, werden jedoch eher belächelt. Dann, scheinbar plötzlich, ist sie da, die Krise. Jetzt wissen wir, dass wir nicht mehr weiterarbeiten können wie bisher. Jetzt müssen wir handeln!
Für diesen Moment sind sehr viele Unternehmen erstaunlich gut aufgestellt. Nicht zuletzt können wir als Gesellschaft auf die Erfahrungen und die Strukturen der Weltfinanzkrise um das Jahr 2008 zurückgreifen. Dann wird Kurzarbeit beantragt, Stunden werden abgebaut, die Talfahrt wird gebremst. Das könnte in einigen Fällen mit mehr Struktur und weniger Aktionismus einhergehen, funktioniert im Großen und Ganzen jedoch recht ordentlich.
Abbildung 1: Phasen der Krisenbewältigung
Sobald die Effekte sicht- und spürbar werden, kehrt wieder etwas wie Ruhe ein. Jetzt werden zwei unterschiedliche Strategien sichtbar: da gibt es die einen Unternehmen, die arbeiten weiter am Innen, an Strukturen, Prozessen, Kosten, Finanzhilfen. Mit begrenzter Wirkung, denn eigentlich ist alles getan. Die Maßnahmen dienen nur der Beruhigung des Drangs, doch etwas unternehmen zu müssen. Und es gibt die Unternehmen, die durchstarten.
Was macht den Unterschied aus? Die Unternehmen, die durchstarten, nehmen die Auswirkungen der Krise nicht einfach hin, sondern beginnen, die neue Zukunft aktiv zu gestalten. Sie unterstellen, dass sie sich aus eigener Kraft aus der misslichen Lage herausarbeiten können und müssen. Diese Unternehmen fokussieren sich in der zweiten Phase der Krisenbewältigung auf die Markt- und damit auf die Einnahmenseite. Dabei unterstellen sie auch, dass die neue Zukunft zumindest in Teilen bleiben und die alte Welt zumindest in Teilen nicht mehr wiederkommen wird.
Diese Option hat aus mehrerlei Perspektiven Charme:
• Die Wahrscheinlichkeit, die Krise auf diese Art gut zu meistern, ist höher
• Das Unternehmen ist nach der Krisenzeit für die neue, geänderte Zukunft besser aufgestellt
• Die „laufenden Kosten" werden in eine Investition umgewidmet
• Neu entstandene Marktpotenziale, auch kurzfristige, können besser abgeschöpft werden
• Das Unternehmen wird unabhängiger von der allgemeinen Marktentwicklung
• Die Herausforderung so anzunehmen, wirkt psychologisch positiv und identitätsstiftend
Die Unternehmen, die diesen Weg nicht gehen, die abwarten, machen sich selbst von der allgemeinen Entwicklung abhängig. Sie kaufen sich Zeit, in der Hoffnung auf einen Aufwärtstrend. Lässt der zu lange auf sich warten, dann kommt die endgültige Talfahrt einfach nur ein paar Monate später. Dazu noch geben sie mit diesem Verhalten den Wettbewerbern, die aktiv auf der Marktseite arbeiten, freiwillig die Chance, im eigenen Marktsegment Kunden für sich zu gewinnen.
Aus dieser Betrachtung heraus, ist es einfach nur logisch, die Durchstarten-Strategie zu wählen. Die ist dazu noch im ersten Moment mit wenig Zusatzaufwand verbunden, da sie lediglich Beobachten und Denken erfordert und keinerlei zusätzliche Liquidität. Selbst erste Schritte in den Markt sind mit verhältnismäßig wenig Aufwand machbar, wenn man sich davon verabschiedet, nur vollständige und komplette Lösungen anzubieten. Jetzt sind eher schnelle, praktikable Lösungen gefragt. Die bringen den Vorteil mit sich, dass das Risiko in einem handhabbaren Rahmen gehalten werden kann.
Fünf Säulen, um durchzustarten
Was braucht es, um als Gewinner aus Krisen hervorzugehen? Da gibt es einen offensichtlichen Teil der Antwort und einen weniger offensichtlichen. Fünf Säulen haben wir identifiziert, die nötig sind, um durchzustarten:
• Die Firma als Ganzes sichern
• Bestandsgeschäft sichern
• Potenzielle Gefahren abwehren
• Neue Einnahmequellen erschließen
• Krisenmanagement und damit die Zusammenarbeit gut organisieren
Die Firma sichern und die vorhandenen Aufträge
Offensichtlich ist, dass der Bestand der Firma gesichert werden muss: Kosten möglichst kurzfristig runter, Liquidität hoch, staatliche Unterstützung nutzen. Diesen Dreiklang beherrschen die meisten Unternehmen. Darüber wird in den Medien berichtet und dafür liefern Kammern und Verbände meist sehr schnell Anleitungen und Checklisten. Das gibt im ersten Moment Sicherheit und schafft Ruhe. Das Bedürfnis, etwas zu tun, wird befriedigt und unser Adrenalinspiegel kommt wieder in normale Bereiche.
Dazu noch gilt es, die Wertschöpfungskette abzusichern. Daran denken im ersten Moment schon weniger Krisenstäbe. Erst wenn es eng wird und die Produktion tatsächlich bedroht ist, wird gehandelt. Dabei ist es, insbesondere wenn es sich um eine globale Krise handelt, doch recht logisch, dass Partner und Lieferanten in Schwierigkeiten kommen könnten. Denen muss man entweder helfen, sie aufkaufen oder Alternativen schaffen, um selbst weiter produzieren und damit Einnahmen generieren zu können.
Zu diesem Teil des Krisenmanagements gehört es auch, sicherzustellen, dass die bestehenden Aufträge geleistet werden können. Es bleibt nicht aus, die einzelnen Bestellungen zu priorisieren und systematisch zu prüfen,