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Schlachthaus der Lipizzaner: Wahre Geschichten über die Reise der "Schlachthaus - Lipizzaner" in ihr neues Leben
Schlachthaus der Lipizzaner: Wahre Geschichten über die Reise der "Schlachthaus - Lipizzaner" in ihr neues Leben
Schlachthaus der Lipizzaner: Wahre Geschichten über die Reise der "Schlachthaus - Lipizzaner" in ihr neues Leben
eBook491 Seiten6 Stunden

Schlachthaus der Lipizzaner: Wahre Geschichten über die Reise der "Schlachthaus - Lipizzaner" in ihr neues Leben

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Über dieses E-Book

Auf Facebook erscheint im Herbst 2014 plötzlich die Seite "Schlachthaus der Lipizzaner" und erreicht innerhalb weniger Monate über 10'000 Mitglieder. Das, was sich hinter diesem Namen verbirgt, ist so schrecklich, wie es der Name vermuten lässt: Ein Gestüt in Südfrankreich ist in finanzielle Schieflage geraten, die riesige Lipizzaner-Zucht der "weissen Elfen" steht vor dem Aus, alle Pferde befinden sich in ernsthafter Gefahr. Und je öfter wir schauen, umso mehr bekommt das Schlachthaus einen Inhalt, die Lipizzaner und die Lipizzaner-Mixe ein Gesicht, nein, viele Gesichter mit grossen dunklen sorgenvollen Augen, die uns anzuflehen scheinen. "Bitte, helft uns!"
Diese Buch erzählt von wunderschönen, zauberhaften Pferden und von mutigen, selbstlosen und auch ein wenig verrückten Menschen.
Es ist ein "Mut-mach-Buch" das zeigt, was alles möglich ist, wenn man gemeinsam an etwas Grosses glaubt. Das ist der Weg in ein herrliches, um so viel reicheres Leben - denn haben die Elfen nicht irgendwie auch uns gerettet?

LANG LEBEN ALLE ELFEN!
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum6. Juli 2016
ISBN9783734534249
Schlachthaus der Lipizzaner: Wahre Geschichten über die Reise der "Schlachthaus - Lipizzaner" in ihr neues Leben

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    Buchvorschau

    Schlachthaus der Lipizzaner - Autorengemeinschaft um Antoinette Hitzinger

    Ein paar Worte zuvor

    In vielen Geschichten, die Sie, werte Leserin, werter Leser, in diesem Buch hier finden werden, liegen Leid und Glück sehr nahe beieinander - vom Leben geschrieben.

    Wir alle hier haben uns bei der Aktion „Schlachthaus der Lipizzaner" auf ein Abenteuer mit vielen Ungewissheiten eingelassen: auf ein Zusammenwirken mit bis dato unbekannten Personen; auf das Risiko, Pferde zu kaufen, die eventuell gesundheitliche oder psychische Probleme haben könnten. Wir waren mutig und vielleicht auch ein bisschen verrückt - in einem durchaus positiven Sinne! Doch herausgekommen bei dieser schier unglaublichen Aktion ist, dass sämtliche zum Verkauf stehenden Pferde einen Platz gefunden haben und weiterleben dürfen!

    Bei der langen Suche nach einem passenden Titel und Untertitel für dieses Buch gab es unter anderem den Vorschlag: „Eine Rettungsaktion in der heutigen Zeit". Und in der Tat glaube ich fest daran, dass wir in einer Zeit leben, in der das Einzelkämpfertum weichen und das gemeinschaftliche Schaffen wieder viel mehr erblühen sollte: „Denn was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen", singt Xavier Naidoo. Anders geht es gar nicht - oder zumindest nicht so gut. Es gilt, die neuen technischen Möglichkeiten des„world wide web" intelligent, aufbauend positiv und im Sinne aller zu nutzen! Nur dann ist so etwas wie das „Schlachthaus der Lipizzaner" möglich.

    Viele an dieser Aktion Beteiligte haben ihre persönlichen Geschichten für das Ihnen nun vorliegende Buch zu Papier gebracht:

    Seelenpferde finden. Von Pferden gefunden werden. Dem Tod geweihten Pferden einen Start in ein neues Leben ermöglichen. Pferde sorgfältig aufbauen. Gemeinsam den Weg gehen… Geschichten, die zusammen gehören. Menschen und Pferde, die zusammen gehören. Und nicht zuletzt Menschen, die sich gefunden haben. So hat sich ein wunderschönes buntes Mosaik ergeben.

    Darüber hinaus hat sich in Folge eine einzigartige und wunderbare Gemeinschaft gebildet - eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig ermutigt, hilft, berät und unterstützt, in der viele Fachleute mit dabei sind und in der man sich zum Teil längst nicht mehr nur virtuell kennt.

    Auch ich schätze mich glücklich, zu dieser „Elfengemeinschaft" dazuzugehören. Deswegen hatte ich im Dezember 2015 spontan die Idee, aus und mit den unterschiedlichen Geschichten ein Buch zu machen. Ich danke allen Beteiligten von ganzem Herzen – für die geteilte Begeisterung und für das konstruktive Miteinander.

    Und so ist auch dieses Buch wieder ein Gemeinschaftswerk – von vielen AutorInnen, die alle aus ihrem persönlichen Blickwinkel und in ihrem ureigenen Stil geschrieben haben. Das Schreiben, das Korrekturlesen, die Cover- und Bildgestaltung – alles wurde unentgeltlich von Menschen aus dem Umkreis der Elfen gemacht.

    Alle Einkünfte aus dem Verkauf dieses Buches werden Pferden in einer Notlage zu kommen.

    Und nun, liebe Leserinnen und Leser, legen Sie vorsorglich ein paar Taschentücher bereit! Wir alle, die wir in die Ereignisse rund um die „Schlachthaus – Lipizzaner" unmittelbar involviert waren, bekommen auch heute noch regelmäßig Tränen in die Augen – und das, obwohl wir die Geschichten bereits kennen. Und obwohl es fast überall ein Happy End gibt.

    Herzlichst

    Wer einen Lipizzaner zum Freund hat, hat einen wahren Freund."

    Der Lipizzaner – Genie und Wahnsinn

    Von Christiane Gittner und Antoinette Hitzinger

    Die Geschichte der Lipizzaner im Überblick

    Bekannt sind die Lipizzaner in erster Linie durch die Spanische Hofreitschule in Wien, 1572 gegründet als Spanischer Reitersaal.

    Auf der Internetseite der „Spanischen" ist zu lesen: „Willkommen in der Spanischen Hofreitschule Wien, wo gelebte Tradition und die Werte der Vergangenheit mit der Leidenschaft der Gegenwart verschmelzen! Die Spanische Hofreitschule Wien ist die älteste Reitschule und die einzige Institution der Welt, an der die klassische Reitkunst in der Renaissancetradition der „Hohen Schule" seit mehr als 450 Jahren lebt und unverändert weiter gepflegt wird - was auch zum immateriellen UNESCO Kulturerbe der Menschheit zählt."

    Vermutlich liegt es an dieser direkten Verbindung zu einer traditionsreichen Geschichte, die einen jeden in ihren Bann ziehen, gepaart mit dem besonderen Zauber und Charme der weißen Hengste in ihrem tänzerischen Pferde-Ballett …

    Beginnen wir jedoch mit der Entstehungsgeschichte der majestätischen Schönheiten:

    Im Jahre 1580 gründete Erzherzog Karl II. von Innerösterreich das Hofgestüt am Karst (400 m üNN) in der Nähe des Dorfes Lipica. Lipica heißt übersetzt „kleine Linde". Das Dorf gehörte damals zu Österreich, heute zu Slowenien.

    Dorthin ließ Karl II. aus Spanien importierte Pferde (neun Hengste und 24 Stuten) bringen. Er wollte so die kaiserlich-königliche Pferdezucht selbst bestimmen. Außerdem wurden die Importe für den kaiserlichen Bestand zu teuer, weil zu unsicher und verlustreich. Solche Pferde sollten es sein, die den Anforderungen der klassischen Reitkunst entsprachen. Die besten Hengste der Zucht wurden jeweils für den Wiener Hof ausgewählt. Kam die besondere Rittigkeit und Wendigkeit im Kriege zunächst den Soldaten auf dem Schlachtfeld zugute, erfreuten sich später die adeligen Herrschaften an diesen Eigenschaften in ihrem Einsatz als barockes Prunkpferd.

    In der Regierungszeit der Kaiserin Maria Theresia (1740-1780) entwickelten sich die Lipizzaner, wie wir sie heute kennen. Für die Pferdezucht interessierte sich vor allem ihr Gatte Herzog Franz Stephan von Lothringen. So wurden im 18. Jahrhundert die Neapolitaner der Zucht zugeführt, später auch arabische Pferde.

    1Wenn der verletzte Jährling über die 1,20 m hohe Wand klettert, die seinen Paddock begrenzt und es sich auf dem Mist gemütlich macht - obwohl er in der Box auch bequem im Stroh hätte liegen können – Zwerg Eskimo

    2Dualaktivierung kann ich auch allein - Gioia

    3Blanche in Aktion – Übername „ Fräulein Dynamit "

    1Viele Stuten machen auch " Hengstspiele " – hier Chloe

    2Voll in die Kurve – und dennoch alles im Griff

    1Astra kommt daher gesprungen

    2Ein knapp 2-jähriger beglückt seine Elfenmama mit Ansätzen einer Piaffe - Eldunari

    Sechs der ursprünglichen Hengstlinien haben sich bis heute erhalten: der Frederiksborger Pluto (Dänemark, geb. 1765, Schimmel), die Neapolitaner Conversano (Italien, geb. 1767, Rappe) und Neapolitano (Italien, geb. 1790, Brauner), die Kladruber Maestoso (Österreich, geb. 1773, Schimmel) und Favory (Österreich, geb. 1779, Falbe) und schliesslich der Original-Araber Hengst Siglavy (geb. 1810, Schimmel).

    In bestimmten Gestüten kamen später noch die Hengstlinien Tulipan und Incitato dazu. Für die Lipizzaner wechselten sich über die Jahrhunderte Zeiten relativer Stabilität mit vor allem durch Kriege sehr bewegten Zeiten ab. In diesen schwierigen Phasen war das Schicksal der Pferde von zähen Verhandlungen mit staatlichen, militärischen und privaten Stellen und von so manchen Rettungsaktionen abhängig. Immer wieder waren es einzelne Menschen, denen die Rasse so sehr am Herzen lag, dass sie mit hohem persönlichen Risiko und Einsatz die Kaiserschimmel und deren Zuchtbasis erhalten wollten und dies auch schafften.

    Und immer wieder in ihrer Geschichte mussten die Lipizzaner fliehen – meistens im Zusammenhang mit Kriegsgeschehen und Verwüstungen, Bränden und Erdbeben. Sie kehrten bis heute jedoch immer wieder auch nach Lipica zurück. Zumindest diejenigen, die übrig geblieben waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es zum Beispiel zuerst lediglich 11 der ursprünglich militärisch konfiszierten Pferde, die Lipica zurückgegeben wurden. Die Lipizzaner verteilten sich im Zuge der Wirren vor allem in Osteuropa, wo es heute in fast jedem Land Gestüte gibt. Es gibt heute Lipizzaner sogar in den USA und in Südafrika.

    Während des Ersten Weltkrieges mussten die Lipizzaner erneut aus Lipica ausziehen. Der Bestand wurde aufgeteilt: das Gestüt mit den wertvollen Zuchthengsten wurde 1915 nach Laxenburg bei Wien verlegt, einige Fohlenjahrgänge gingen ins böhmische Kladruby. 1921 zogen die Laxenburger Lipizzaner in die Gestüte um, die uns heute bekannt sind als die Zuchtstätten der Kaiserschimmel: ein Teil kam nach Lipica, der andere Teil nach Piber bei Graz in der Steiermark.

    Zu einer spektakulären Rettungsaktion von rund 300 Lipizzanern kam es am Ende des Zweiten Weltkrieges: Die einstigen Kaiserschimmel wurden durch eine waghalsige Aktion unter dem amerikanischen Oberst Reed aus der Gefahrenzone über die Tschechoslowakai nach Bayern gebracht. Im Film von Walt Disney (1963) »The Miracle of the White Stallions« geht es um diese Geschichte.

    Auch in den Napoleonischen Kriegen, in denen das ursprüngliche Gestüt von Karl II. fast völlig zerstört wurde, ist übrigens die Rede von 300 Pferden, die glücklich rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnten.

    Heute wird der weltweite Bestand der Lipizzaner auf nur ein paar tausend Pferde geschätzt. Neben ihrer Rolle als kulturelles Symbol und gelebter Barock als älteste Kulturpferderasse Europas, gehört die Rasse zu den vom Aussterben bedrohten Haustierrassen und wurde im Jahre 1995 auf die entsprechende Rote Liste gesetzt.

    Die Auflösung des Gestüts der weißen Elfen scheint sich in dieser bewegten Rassengeschichte also in bester Gesellschaft zu befinden. Es handelte sich hier abermals um eine Zuchtherde mit rund 300 Lipizzanern. Zusammen mit den Lipizzaner-Rasse-Mix-Pferden, die in den „Écuries des Elfes Blancs" gezüchtet wurden, waren es sogar noch mehr Pferde.

    Was aber an dieser, unserer Geschichte, um die es in diesem Buch geht, zum ersten Mal völlig anders ist: Es handelt sich hier um eine riesige Gemeinschaftsaktion von Menschen, die sich vorher persönlich gar nicht kannten. Möglich wurde dieses großartige Unterfangen nur durch das Internet.

    Zauber und Faszination, Rassemerkmale und Talente

    Was fasziniert uns aber so sehr an den Lipizzanern? Was macht den ganz besonderen Zauber dieser Rasse aus?

    Eine Elfenbesitzerin schreibt über ihre Stute:

    Sie hat alles, was ich mir von meinem Traumpferd wünsche:

    Sie ist wunderschön, hat fliegende, schwebende Gänge und ein kaum zu überbietendes Balancegefühl, sie ist intelligent, sensibel, neugierig, verspielt, überaus mitteilsam und sie hat wirklich Humor – wenn SIE den Platz betritt, nimmt sie ihn mit ihrer majestätischen Präsenz mit einer von Leichtigkeit geprägten Selbstverständlichkeit ganz für sich ein und jeder, der sie sieht, ist gleichermaßen beeindruckt und verzaubert von ihr.

    Ich danke allen, die es möglich gemacht haben, dass diese zauberhafte Elfe zu uns kommen konnte!"

    Viele Menschen werden von der adeligen, feinen und verständigen Ausstrahlung, von der majestätischen Grazie der Lipizzaner gefangen genommen. Diese ihre würdevolle Haltung macht klar, warum sie „Kaiserschimmel" genannt werden. Man hat fast den Eindruck, dass den Pferden selbst das irgendwie bewusst ist – so, als wüssten sie um ihre Geschichte, um ihre Vorfahren, die damaligen Kaiserschimmel der Habsburger Monarchie, um ihre Bedeutung als älteste Kulturpferderasse Europas.

    Diesem Umstand ist es wohl geschuldet, dass der Lipizzaner ein überaus anspruchsvolles stolzes Pferd ist - wer mit ihnen umgeht, der weiß, wie sehr man sich um ihre Achtung, ihre Freundschaft und ihr Vertrauen bemühen muss, mehr noch als bei vielen anderen Rassen. Diese Pferde-Persönlichkeiten wollen wirklich überzeugt werden – sie prüfen genau, ob sich eine Kooperation für sie lohnt, mit wem sie eine Bindung eingehen wollen und mit wem nicht. Denn die edlen Schimmel sind nicht besonders tolerant, was Fehlverhalten des Menschen aus ihrer Sicht angeht. Sie haben nämlich ein recht stark ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden: Wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen, dann reicht das Spektrum ihrer Antworten darauf von einer harmlosen Ignoranz bis hin zum aggressiven Angriff.

    Bei Wikipedia findet sich im Artikel „Lipizzaner" eine sehr schöne Beschreibung über das Interieur dieser intelligenten, sensiblen, ehrgeizigen, eleganten, ausdrucksstarken, humorvollen und stolzen Pferde, bei denen Genie und Wahnsinn so dicht beieinander liegen können:

    Der Lipizzaner ist ein spätreifes Pferd mit einem lebhaften Temperament. Er ist überdurchschnittlich langlebig und bis ins hohe Alter zur Zucht und zur Arbeit unter dem Sattel geeignet. Der Lipizzanerhengst des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito, Maestoso Mara, starb mit 41 Jahren im serbischen Staatsgestüt Karadordevo. Neben einschlägigen Merkmalen seines Exterieurs eignet sich der Lipizzaner besonders aufgrund seiner Kontaktfreudigkeit zum Menschen, seiner hohen Lerndisposition und schnellen Auffassungsgabe für die anspruchsvollen Lektionen der Hohen Schule.Lipizzaner verfügen in der Regel über ein hohes Maß an körperlicher und mentaler Stärke. Besonders die mentale Stärke der Rasse kann als Fluch und Segen zugleich betrachtet werden. Während ein Ausbilder, der Erfahrung mit dieser Rasse hat, spektakuläre und schnelle Ausbildungserfolge erzielen kann, verzweifeln unentschlossene Reiter möglicherweise an dieser mentalen Stärke, der man durch physische Härte nur wenig entgegensetzen kann. Die schnelle Auffassungsgabe des Lipizzaners zeigt sich auch bei unerwünschten Verhaltensweisen, die das Pferd unbemerkt lernt und gegebenenfalls eifrig umsetzt. Neben seinem gutmütigen Wesen hat der Lipizzaner – besonders unter dem Sattel – eine auffällig elegante Ausstrahlung und eine gehörige Portion Mut. All diese Interieureigenschaften resultieren aus einer systematischen jahrhundertelangen leistungsorientierten (und nicht nur morphologischen) Selektion."

    Neben seinen charakterlichen Stärken verfügt der Lipizzaner über herausragende körperliche Talente wie z.B. ein ausgezeichnetes Balancegefühl. Einzelne Vertreter dieser Rasse bringen es fertig, als unausgebildetes Jungpferd in einer Box normaler Größe mehrere Runden zu galoppieren – ruhig, als wäre es das Normalste von der Welt, und ohne gegen eine Boxwand zu schwanken. Dies ist möglich durch eine unglaubliche Fähigkeit der Hankenbeugung gepaart mit einer leichten Vorhand. Wenn ein Lipizzaner zum Galopp ansetzt, sieht es manchmal so aus, als stünde er mit der Vorhand für Momente in der Luft, ganz leicht, als wäre es nichts, um dann ruhig und gesetzt oder nach Belieben stürmisch davon zu galoppieren!

    Dieses Balancegefühl lässt die Bewegungen der weißen Schönheiten besonders tänzerisch erscheinen, sie schweben mit einer Leichtigkeit dahin, dass dem Betrachter manchmal der Atem stockt vor lauter Begeisterung.

    Der hochaufgesetzte Hals und der stolze wache Blick lassen den Lipizzaner weit größer erscheinen, als er es vom Stockmaß her ist. Oft hat er nur eine Größe von 1,50-1,60m, aber man verschätzt sich gern um ein paar Zentimeter und ist dann verwundert wie klein das Pferd nach der Messung doch ist.

    Je nach Linienführung gibt es sehr barocke bis eher sportliche Lipizzaner-Typen, mit einem Ramskopf bis hin zu einem eher geraden Profil, mit großen Augen, einem mittellangen geschwungenen Rücken, einer kräftigen Hinterhand, klaren trockenen Beinen, solidem Fundament, nicht allzu üppigem Langhaar und tiefem Schweifansatz, ein Hinweis auf seine überdurchschnittliche Versammlungsfähigkeit. Sie sind hart im Nehmen, gelten gesundheitlich als sehr robust und können bei sachgemäßer pferdegerechter Ausbildung, die seiner Spätreife unbedingt Rechnung tragen sollte, bis ins hohe Alter sehr leistungsfähig bleiben. Es ist keine Seltenheit, dass Lipizzaner jenseits eines Alters von 25 Jahren noch geritten werden und beeindruckende Leistungen zeigen, als ihre Blütezeit gilt: jenseits der 15 Jahre.

    Sowohl wegen seiner hohen Intelligenz und Neugierde als auch wegen seiner Robustheit sollte der Lipizzaner in Gesellschaft möglichst in Offenställen gehalten werden, der soziale Kontakt ist wie für jedes Pferd hier besonders wichtig.

    Der Einsatzbereich von Lipizzanern ist ausgesprochen vielseitig. Gezüchtet vor allem für die klassisch-barocke Dressur, die Hohe Schule und als Kutschpferd, eignen sie sich jedoch ebenfall s hervorragend für die Vielseitigkeit als überaus eifrige, mitdenkende, beherzte und zuverlässige Partner.

    Vor allem die Lektionen über der Erde führen sie mit einer verblüffenden Leichtigkeit aus, was neben ihrer körperlichen Eignung dafür auch ihrem überschäumenden Temperament zu verdanken ist. So temperamentvoll sie auf der einen Seite sind, so gelassen können sie im nächsten Moment nach einem rasanten Galopp sein – das zeigt ihre Nervenstärke und wie klar im Kopf unsere Lipizzaner doch sind! Liebe Leser, glauben Sie uns: Wer einmal in seinem Leben einen Lipizzaner auf seiner Seite hatte, kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus – ein wahrer Freund eben, der mit „seinem" Menschen durch Dick und Dünn geht!

    Wir freuen uns sehr und es ist uns eine große Ehre, dass wir Teil der Geschichte der Lipizzaner sein dürfen dadurch, dass wir es gemeinsam geschafft haben, den vielen wunderbaren Pferden des Gestüts der weißen Elfen ein neues Zuhause zu geben.

    Damit konnten wir nicht nur dazu beitragen, dass dieser Rasse so viele Pferde erhalten blieben, sondern auch, dass der Lipizzaner in der Pferdwelt wieder mehr wahrgenommen wird, mehr in den Focus gerückt ist – für den einen oder anderen wird sicherlich als nächstes Pferd ein Lipizzaner in die engste Wahl kommen, so dass das Schicksal als Rasse auszusterben in ganz weite Ferne gerückt wird …

    LANG LEBEN ALLE LIPIZZANER!

    Quellen:

    http://www.haustier-anzeiger.de/magazin/0806/artikelid_3123.html - Autor: Christian Gehwolf

    http://www.pferde-welt.info/das-eigene-pferd/pferderassen/159-elegant-und-ausdrucksstark-lipizzaner - Autor: Sylke Schulte

    http://www.lipizzanernetz.de/geschichte/entstehung.htm

    http://universal_lexikon.deacademic.com/267040/Lipizzaner_und_Spanische_Reitschulen

    Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Lipizzaner

    Wie alles begann

    Von Klaudia Brommund

    Ein lauer Wind weht, die Sonne scheint und ein wundervolles Herbstlicht liegt über den Bergen der Verdonschlucht. Während mein Hund sich gemütlich im Gras rekelt, folgt mein Blick den Geiern, die mühelos und majestätisch im Aufwind tanzen. Urlaub in Südfrankreich, ein Traum!

    Auf dem Display meines Handys erscheint eine Einladung.

    Heidi schreibt: komm mich besuchen – ich wohne jetzt in Montauban… warum nicht?

    Ja, so fing es an, ganz harmlos eigentlich. Ich ahnte damals nicht, auf was für ein Abenteuer ich mich einließ: die aufregendste, mühsamste und unglaublichste Zeit meines Lebens! Und auch heute noch könnte ich die Anfänge nicht besser schildern, als damals in den ersten Posts auf der Seite „Schlachthaus der Lipizzaner":

    Post 1

    Folgendes passierte mir in meinem Urlaub in Frankreich vor drei Wochen: ich besuchte meine Freundin Heidi, die vor kurzem auf ein Lipizzanergestüt in der Nähe von Toulouse gezogen ist. Als ich beim Kaffee auf ihrer Terrasse die wunderschönen Pferde um uns herum bewunderte, sagte sie wortwörtlich: diese Tiere gehen in zwei Wochen alle zum Schlachter, das Gestüt ist pleite und die Pferde sind so gut wie tot, ca. 250 Lipizzaner und 50 andere. Mein Urlaub war schlagartig beendet! Lipizzaner stehen auf der Roten Liste, gibt es weltweit mehr als 4.000 Stück davon? Ich war mir nicht sicher. Bilder gingen mir durch den Kopf von den Auftritten mit unserer Horus-Falknerei auf dem Gestüt Lipica, von den Besuchen der Wiener Hofreitschule und, und, und.

    Ein gekörter Piberhengst schaute zu uns herüber – wir kennen so viele Leute, da musste es doch einen Weg geben! Der Abend unseres Wiedersehens endete am Computer und am Telefon …

    Post 2

    Tragende Stuten, gekörte Hengste, spielende Fohlen – alle ins Schlachthaus? NEIN!

    Drei Tage später hatte ich einen Interessenten für 80 Lipizzaner und ein langes Gespräch mit dem Inhaber der Anlage, immer begleitet und gedolmetscht von Heidi, denn mein Französisch steckt noch in den Anfängen. Folgendes ließ sich aushandeln: mit dem Verkauf der ersten 80 Lipizzaner wäre es möglich, alle Pferde bis April durchzufüttern, statt sie sofort zum Schlachter zu bringen. Damit ergibt sich die Chance, innerhalb der nächsten fünf Monate Käufer für die restlichen Tiere zu finden …

    1Zwei die sich gefunden haben: Klaudia und Uggy

    2Stuten mit Fohlen

    2Stuten mit Fohlen

    4Das Zentrum der Anlage mit Reithalle, Stallungen, Büro

    Post 3

    HEUTE (12. November 2014) wurde der Verkauf bestätigt. PUH, die ersten 80 Pferde sind in Sicherheit! Ein guter Beginn. Damit es gut weitergeht, brauchen wir so viel Unterstützung wie möglich. Bitte teilt diese Seite so oft wie möglich und helft uns, bis April möglichst alle Lipizzaner vor dem Schlachthaus zu bewahren.

    Post 4

    Wie geht es jetzt weiter?

    Bis Dezember kommen alle Pferde rein. Die perfekte Gelegenheit, jedes Tier zu fotografieren, die Chipnummer einzulesen und den dazugehörigen Pass abzulichten, sowie zu impfen, zu entwurmen usw. Nach und nach werden wir dann alle Pferde hier einzeln vorstellen und wenn möglich vermitteln. Ja, das ist viel Arbeit und auch ja, ich habe tatsächlich die Hoffnung, dass nicht eins dieser weißen Geschöpfe sinnlos sterben muss …

    Rückblickend darf ich sagen, das war blanker Größenwahn und die Diagnose: Klaudia, Du spinnst! wurde ein geflügeltes Wort unter meinen Freunden und Bekannten … Schlachthaus der Lipizzaner – wie kommt man bloß auf so einen Titel?

    Aus der Not heraus, aus Verzweiflung, aus Taktik oder einfach, weil es der Realität am nächsten kam? Wohl von allem etwas. Viel Zeit zum Nachdenken blieb tatsächlich nicht, denn bald rief meine Arbeit und diesmal ging es für einen Auftrag zwei Monate in die Emirate. Dank Wlan und freier Zeiteinteilung hatte ich die Möglichkeit, von dort aus die Seite zu betreuen, gefühlte 100.000 Fotos auszuwerten, Hengstlinien zu posten und den Verkauf der ersten 80 Pferde in trockene Tücher zu bringen. Ohne diesen Kauf hätten wir keine Chance zur Vermittlung der restlichen Tiere erhalten. Ein Anfang war gemacht und mit Heidi auf dem Gestüt und mir am PC gelangten die ersten Lipizzaner von den weißen Elfen in eine neue Heimat. Mein Gott, aber so viele Pferde waren noch dort!

    Bald schon war Weihnachten vorbei. Zurück auf dem Gestüt erwartete mich der komplizierteste Teil der Aktion, die Katalogisierung der Pferde. Stapelweise Papiere mussten den richtigen Tieren zu sortiert werden, jedes Pferd erhielt online ein eigenes Album, Reservierungen und Vermittlungen mussten täglich aktualisiert werden – ein Fass ohne Boden. Und die Zeit zerrann uns unter den Fingern wie Sand …

    Ohne eine social media Seite hätte diese Aktion keine Chance gehabt: 1.000 likes – 3.000 – 5.000 … die Elfengemeinde, wie wir uns aufgrund des Gestütsnamens bezeichneten, wurde größer und größer.

    Unglaublich, was diese Gemeinschaft für einen Sog entwickelte. 200-300 Nachrichten pro Tag erreichten uns auf allen möglichen und unmöglichen Kommunikationswegen.

    Ein vermitteltes Pferd pro Tag – der Tages-Elf – war das erklärte Ziel und wurde über Monate realisiert.

    Mehr als 10.000 Menschen verfolgten, teilten und unterstützten schließlich unsere Aktion LANG LEBEN ALLE ELFEN. Und das tun sie jetzt! Alle Pferde haben ein neues zu Hause gefunden. Für mich ist und bleibt es ein Wunder, was damals geschehen ist, nicht mehr und nicht weniger.

    Mein aufrichtiger Dank, mein Respekt und meine Hochachtung gehen an diejenigen, von denen dieses Buch erzählt, an die Käufer, Besitzer und Liebhaber der Lipizzaner von den weißen Elfen aus Réalville.

    LANG LEBEN ALLE ELFEN!

    BanzaÏ Favory Ode

    Zehntausend Jahre Glück und Freude

    von Anna Laura H aus Schleswig-Holstein

    Seitdem ich denken kann, verbrachte ich jede freie Minute mit Pferden. Mit fünfzehn Jahren bekam ich ein erstes eigenes Pony geschenkt. Sein Name war „Edina" und eine Versicherung auf vier Beinen - nie böswillig und immer auf den Reiter, mich, bedacht. Unsere gemeinsame Zeit währte jedoch nicht lange. Nach nicht mal einem Jahr verunglückte sie bei einem Ausritt mit meiner Reitbeteiligung, die sich an ihrem Geburtstag einen Ausritt so sehr wünschte, dass ich ihr diesen zusagte. „Edina", meinem Pony, ging es an diesem Tag nicht so gut, es war stickig, denn an den Tagen zuvor hatte es stark geregnet. Mit ihren zweiundzwanzig Jahren litt sie an Atemproblemen, die sich auf das Wetter zurückführen ließen. Meine damals ältere Reitbeteiligung versprach, sie nur im Schritt auszureiten und ich dachte - Bewegung täte meiner Kleinen gut. Nur hätte ich auf mein Gefühl hören sollen – es sagte mir, dass etwas Schlimmes an genau diesem Tag passieren würde.

    Insofern ließ ich mein Handy nicht aus den Augen und sprach mit meiner Mutter über das eigenartige Gefühl. Damals dachte ich, mich eigentlich nur „anzustellen"... Doch wie sollte es anders sein, das Handy klingelte und mir wurde mitgeteilt, dass „Edina", meine Stute, einen Unfall gehabt habe. Es sei nicht schlimm, sagte man mir, sie würde nur nicht mehr weiter gehen wollen. Sofort machte ich mich auf den Weg und fand sie wie aus Geisterhand in dem großen, mir unbekannten Wald. Als ich dort ankam, lag sie schon auf dem Boden und ich konnte nichts anderes tun, als sie in den letzten Minuten zu beruhigen und bei ihr zu sein. Nach kurzer Zeit zeigte sie keine Reflexe mehr. Für mich ging eine Welt unter.

    Später stellte sich heraus, dass meine Reitbeteiligung ein Wettrennen mit anderen Mädchen verabredet hatte und „Edina" beim Überholen im Gebüsch mit der Brust gegen einen Baumstamm prallte. Ihre Hauptschlagader war geplatzt und sie verblutete innerlich. Bei einem späteren Telefonat mit dem Vater meiner Reitbeteiligung erzählte der, seine Tochter habe aber zum Glück noch ein bisschen Geburtstag weiter feiern können an dem Tag... Das genau war für mich der Punkt, an dem ich das Vertrauen in die Welt der Reiter verloren hatte: Ich wollte nie wieder aufs Pferd. Ich brauchte lange, um dieses Unglück zu verstehen. Oft dachte ich, was ich hätte anders machen können. Warum hatte ich nicht auf meine innere Stimme gehört?

    1Die Beziehung die man zueinander hat, kann man oft nicht beschreiben, man muss sie fühlen. Ich habe ihn mir nicht ausgesucht, wir haben uns gefunden.

    3Ein Quatschkopf ist er auch

    Es brauchte einige Zeit und einen Reitstallwechsel, bis ich dann doch wieder Vertrauen aufbauen konnte. Durch meine damalige Reitlehrerin, die einfach nicht locker ließ, traute ich mich wieder aufs Pferd: „Abasco" sein Name. Ich sagte immer, er sei zu langsam für das „T" vorweg und zu meinem Vater meinte ich damals, „Abasco" sei ein Pferd, das ich niemals kaufen würde. Und - was soll ich sagen: Nicht einmal ein Jahr später haben wir ihn gekauft. Von nun an wurde er nur noch „Bobby" gerufen. „Bobby" war ein Familienpferd durch und durch. Er war ein Pferd mit einem Herz aus Gold, immer gut gelaunt und gutmütig. Man musste ihn einfach lieben.

    Im Januar 2013 verlor ich auch ihn durch ein Unglück. Die Pferde standen auf dem Paddock und machten sich schon bereit für die abendliche Boxenruhe. Ich war gerade mit meinem Freund und unserem Hund in der Nähe des Stalls spazieren, als Böller gezündet wurden. Die Pferde erschraken daraufhin und „Bobby" bekam ein Tritt an der rechten Schulter ab. Innerhalb von zehn Minuten lief die Schulter basketballgroß voll mit Blut und sein rechtes Vorderbein war nicht mehr kontrollierbar. Nach einem zweistündigen Kampf - er durfte sich nicht hinlegen - kam endlich der Tierarzt und erlöste meinen tapferen Helden, der schon triefend nass geschwitzt war. Ja es war eine Erlösung für ihn und für mich.

    Nun, ich verstand die Welt nicht mehr. Jeder, der dieses Hobby betreibt weiß, dass man seinen Freund irgendwann gehen lassen muss, aber ich verspürte nur noch Ungerechtigkeit. Hatte ich nicht immer alles getan, dass es meinen Pferden an nichts fehlte? Warum nur mussten sie auf diese unnatürliche Art von mir gehen.

    In der Zeit danach tauchte oft die Frage auf, ob ich gern wieder ein neues Pferd haben würde. „Eigentlich ja", antwortete ich. Doch tief in meinem Inneren musste ich das Erlebte erst mal verarbeiten. Wie könnte ich mir noch ein Pferd anschaffen, wo doch scheinbar das Pech an mir haftete? Und wer sagt mir, dass nicht das dritte Pferd auch wieder genauso von mir gehen würde?

    Mit der Zeit wurde ich mehr und mehr unzufrieden. Ich kümmerte mich zwar um andere Pferde aus dem Stall, aber das erfüllte mich nicht. Deshalb schaute ich hin und wieder in den Pferdeanzeigen nach, ob etwas Passendes dabei wäre. Doch auch zeitlich hatte sich mein Leben verändert. Meinen Oldenburger „Bobby" musste ich zwölfjährig in Rente schicken und auch ein Rentner kostet viel Geld. Was wäre, wenn ich wieder ein Pferd kaufte und es auch so früh in die Rente ginge? Ich konnte mich nicht durchringen. Ich habe mir auch ein paar Pferde angeschaut, doch keines konnte meine Zweifel beheben.

    Doch an einem Abend, ich lag gerade auf dem Sofa, entdeckte ich zufällig das „Schlachthaus der Lipizzaner". Ich war ziemlich aufgeregt und sprach mit meinem Freund darüber. Da wir einige Zeit in Südfrankreich gelebt haben, sagte er mir, ich solle doch dorthin fliegen und wenn alles nicht meinen Vorstellungen entspräche, dann hätte ich wenigstens ein schönes Wochenende in unserer alten Heimat gehabt. Das reichte mir an Motivation, um sofort anzurufen. Am nächsten Tag buchte ich die Flüge für das nächste Wochenende.

    Zu dem Zeitpunkt gab es noch keine Erfahrungsberichte und – ich gebe zu, ich hatte schon ein mulmiges Gefühl. Aber - Augen zu und durch. Als ich am Freitag ankam war es schon dunkel. Am nächsten Tag besichtigte ich die Stallungen. Ich sah Pferde, von denen man sagen kann, dass eines schöner als das andere war. Wie sollte ich mich entscheiden können, welchem Pferd ich ein neues Zuhause geben würde, zumal die Frage mich immer noch beschäftigte, ob ich es nach all dem Erlebten überhaupt wieder könne. Mein Wunsch war es, wieder einen Wallach zu haben. Und natürlich müsste er auch groß genug sein, da ich selbst mit 1,79 m sehr groß bin. Zwei Wallache hatte ich nun zur Auswahl, wobei ich mir den einen auf Grund der Größe nicht mal ansehen wollte. Der erste den ich sah war „Beguin". „Beguin" war von der Größe her in Ordnung. Das reichte erst mal, so dass er in die Auswahl kam. Doch den zweiten, den kleineren sollte ich mir auch noch unbedingt ansehen... Ich schaute drei Boxen weiter und was mich dann dort ansah verschlug mir glatt den Atem: Ein freches Gesicht mit rosa Näschen, aufgeweckten Augen und neugierigen Stülplippen. Ich gebe zu, in diesem Moment war es um mich geschehen. Beide Pferde wurden mir vorgeritten, aber eigentlich war die Entscheidung im ersten Moment schon gefallen. Wenn einer mit dürfe, dann Banzaï. Er schien zu spüren, dass er mir gefiel und gab auch alles dafür, dass es so blieb. Wir gingen spazieren, ich bürstete ihn und er biss zum Dank ein Loch in meine Handtasche. Am Abend schickte ich meinem Freund die Bilder von Banzaï und mir selbst per E-Mail. Alles was er sagte, war: „Wenn du so glücklich bist, wie du auf den Bildern wirkst, dann müssen wir ihn mitnehmen! Vergiss die Zeit, vergiss das Geld, wenn er dich glücklich macht, dann nehmen wir ihn in unsere Familie auf !"

    Am Sonntagabend flog ich zurück, aber ohne für Banzaï zugesagt zu haben. Ich hatte ihn reserviert und ich glaube, ich brauchte einfach noch eine kurz Zeit für mich, um für ihn wirklich bereit zu sein. Eigentlich hätte ich sofort zusagen können, aber manchmal fehlt einem irgendwie der letzte Ruck...

    Doch schließlich überwiesen wir das Geld und der Transport wurde organisiert. Ich fragte mich dann, was man noch tun könne für all diese anderen Pferde, die noch kein Zuhause gefunden hatten. Und so entstand der Elfenhain. Der Elfenhain sollte eine öffentliche Gruppe sein für Fragen und Ängste, denn nicht jeder traut sich so leicht, aufgrund einer Facebook Seite eine Reise auf sich zu nehmen. Also teilten wir Erfahrungsberichte, und ich versuchte alle Fragen zu beantworten, die mir gestellt wurden. Ich berichtete über Pferde, die ich gesehen hatte und teilte meine Einschätzung dazu mit. Nach und nach gesellten sich immer mehr Interessierte dazu, die nur noch, wie ich, den letzten Schubs brauchten. Wie organisiert man den Transport? Wie sieht es mit den Einreisebestimmungen aus? Und je mehr öffentlich erklärt wurde, desto mehr schwand die Angst der anderen Interessierten vor diesem Projekt. Somit entstanden auch erste Bekanntschaften.

    Nebenbei wartete ich Tag und Nacht auf den 26.03.2015, an dem „Banzaï" ankommen sollte. Die Zeit verging einfach nicht. Doch als es endlich soweit war, spürte ich eine große Anspannung. Schließlich hatte ich das Pferd an nur zwei Tagen gesehen und wusste nicht wie es reagieren würde in der neuen Heimat. Vielleicht wäre es krank oder nicht klar im Kopf? Dann stieg „Banzaï" aus dem Transporter und sah aus wie ein Haufen Elend. Die Wirbelsäule stach heraus und die dürftige Muskulatur vom Anreiten war verschwunden. Man sah in den Gesichtern der Leute große Fragezeichen. Das sollte ein Lipizzaner sein? Für mich war es nicht wichtig, egal! Ich war so glücklich und zufrieden, dass er endlich vor mir stand. Dass es nicht einfach werden würde, wusste ich vorher, aber dass es sich lohne, daran hatte ich nie einen Zweifel!

    Wieder einmal wurde in meinem Leben Mut belohnt. Jedes meiner Pferde war anders, doch „Banzaï" ist ganz anders. Er ist etwas so besonderes, dass ich es nicht mit Worten beschreiben kann. Wer weiß schon, warum er mir geschickt wurde und wer es letztlich war... Aber eines ist ganz sicher, hergeben werde ich ihn niemals mehr. Ich habe das Gefühl, angekommen zu sein und weiß, dass sich der Weg gelohnt hat.

    Banzai" ist japanisch und bedeutet: Zehntausend Jahre Glück und Freude. Das wünsche ich nicht nur uns, sondern allen Elfen!

    LANG LEBEN ALLE ELFEN!

    Ezra Favory Perle und Evita (Enclume) Siglavy Allumette

    Jedes Ende bedeutet auch einen Neubeginn

    Von Birgit Lübsen aus Norddeutschland

    Dieses ist meine Geschichte über die Reise der Lipizzanermädchen Ezra und Evita in ihr neues Leben. Die Geschichte beginnt sehr traurig, aber jede traurige Geschichte hat auch eine schöne Seite. Jedes Ende bedeutet einen Neubeginn. Auch meine Geschichte beweist genau das. Aber seht selber:

    Im September 2014 starb meine geliebte Flair mit erst 13 Jahren an den Folgen eines Zwerchfellrisses. Sie war eine kleine Fuchsstute mit westfälischem Brand mit einer Top

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