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Große Seuchen und Pandemien: Die Geschichte von Pest, Cholera, COVID-19 & Co.
Große Seuchen und Pandemien: Die Geschichte von Pest, Cholera, COVID-19 & Co.
Große Seuchen und Pandemien: Die Geschichte von Pest, Cholera, COVID-19 & Co.
eBook232 Seiten2 Stunden

Große Seuchen und Pandemien: Die Geschichte von Pest, Cholera, COVID-19 & Co.

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Über dieses E-Book

Die Geschichte der Menschheit ist auch eine der Krankheiten und Seuchen. Und so gut wie immer sind ihre Opferzahlen deutlich höher als jene, die durch Kriege und gewaltsame Ereignisse verursacht wurden.
Große Seuchen und Pandemien bewirkten zudem soziale Umbrüche, neue Formen von Spiritualität und eine veränderte Wirtschaftslage. Deshalb erscheint es durchaus angebracht, sich mit ihrer Geschichte zu befassen, um daraus letztlich auch Erkenntnisse für unsere Zeit ableiten zu können.
Denn wenn wir heute auch in einer Zeit leben, in der die Ursachen fast aller Krankheiten und Seuchen bekannt sind und Medikamente sowie andere Behandlungstechniken ihre Eindämmung ermöglichen, so sind wir vor neuen wie möglicherweise auch "alten" Seuchen und Pandemien aber niemals völlig sicher, wie wir aktuell alle erfahren müssen.
Daher befasst sich dieses Buch nicht nur mit der Vergangenheit von Seuchen und Pandemien, sondern blickt auch in deren Gegenwart und Zukunft.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum27. Sept. 2022
ISBN9783990522653
Große Seuchen und Pandemien: Die Geschichte von Pest, Cholera, COVID-19 & Co.

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    Buchvorschau

    Große Seuchen und Pandemien - Helmut Neuhold

    Inhalt

    Was uns nicht umbringt, macht uns nicht immer härter

    Pest – der „Schwarze Tod"

    Pocken – eine Krankheit entstellt den Körper und die Seele

    Syphilis – eine „Strafe Gottes"?

    Die Malaria – heute in Afrika, morgen bei uns?

    Lepra – die „Aussätzigen" und ihre deformierten Körper

    Cholera – die Krankheit des verseuchten Wassers

    Tuberkulose – die Krankheit der kleinen Leute und Künstler

    Das Kindbettfieber – der schreckliche Tod der Mütter

    Grippe – das große Sterben begann nach dem Weltkrieg

    Milzbrand – von der Todesseuche der Gerber zur Biowaffe

    Die „Kinderkrankheiten" – ein Problem der Vergangenheit?

    Kinderlähmung

    Masern

    Weitere „Kinderkrankheiten"

    Scharlach

    Diphtherie

    Drei-Tage-Fieber

    Keuchhusten

    Mumps

    Röteln

    Windpocken

    Aids – von der „Schwulenpest" zur Plage

    Ebola, Dengue & Co. – die Gefahren aus dem Dschungel

    Gelbfieber

    Denguefieber

    Ebola

    Seltsame „Seuchen", viele Opfer

    Die mögliche Rückkehr der „alten" Seuchen?

    Zoonosen und der Brennpunkt Asien

    Dystopien, Zombies und Killerviren – Geschäfte mit der Angst

    Corona – die Pandemie mit den schlimmsten Folgen?

    Die Impfverweigerer – Zeitgeist oder Verschwörungstheorie?

    Biologische Kriegsführung und Designerseuchen der Zukunft

    Die „totale Medizin" oder der Sieg über die Natur

    Das Leben ist lebensgefährlich

    Literatur

    Onlinequellen

    Register

    Dr. Helmut Neuhold

    Große

    Seuchen

    und

    Pandemien

    Die Geschichte von Pest, Cholera, COVID-19 & Co.

    © Verlagshaus der Ärzte GmbH, Nibelungengasse 13, 1010 Wien, Österreich

    www.aerzteverlagshaus.at

    1. Auflage 2021

    Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere das der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Daten­verarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwendung, vorbehalten.

    Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden im Buch nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann aber nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

    ISBN 978-3-99052-265-3

    Umschlag: Grafikbüro Lisa Hahsler, 2232 Deutsch-Wagram

    Satz: Gerhard Gauster Werbeagentur, Printconsulting, Druckmanagement, 8020 Graz

    Coverfoto: Gerhard G (blende12); pixabay.com/de

    Projektbetreuung: Hagen Schaub

    Sämtliche Angaben in diesem Buch erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung und Kontrolle ohne Gewähr. Eine Haftung des Autors oder des Verlages aus dem Inhalt dieses Werkes ist ausgeschlossen.

    Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit – vor allem in Hinblick auf die Vermeidung einer ausufernden Verwendung von Pronomen – haben wir uns dazu entschlossen, alle geschlechtsbezogenen Wörter nur in eingeschlechtlicher Form – der deutschen Sprache gemäß zumeist die männliche – zu verwenden. Selbstredend gelten alle Bezeichnungen gleichwertig für Frauen und transsexuelle Personen.

    Was uns nicht umbringt, macht uns nicht immer härter

    „Es gibt tausend Krankheiten, aber nur eine Gesundheit."

    Ludwig Börne (1786–1837)

    deutscher Journalist und Literaturkritiker

    Die Geschichte der Menschheit ist auch eine der Krankheiten und Seuchen. Wenn man als Historiker immer wieder mit Opferzahlen von Kriegen und gewaltsamen Ereignissen konfrontiert wird, so darf man dabei nicht vergessen, dass die Zahl der Opfer von Seuchen und Krankheiten immer um ein Vielfaches höher war und weiterhin ist.

    Genaue Opferzahlen zu den einzelnen Seuchen sind allerdings schwierig zu ermitteln. So ist zum Beispiel die geschätzte Anzahl der Todesopfer der noch gar nicht so lange zurückliegenden Spanischen Grippe umstritten und schwankt zwischen 25 und 50 Millionen.

    Für die große Pest im 14. Jahrhundert nimmt man in Europa ca. 25 Millionen Todesfälle an – also etwa ein Drittel der damaligen Bevölkerung. Manchmal sind zeitgenössische Berichte über derartige Ereignisse auch mit Vorsicht zu beurteilen. So starben dann oft mehr Menschen in einer Stadt, als diese überhaupt Einwohner hatte.

    Der Begriff „Pest leitet sich vom lateinischen Wort „pestis für Seuche ab und wurde lange Zeit auch ohne direkten Bezug auf die heute sogenannte Pest benutzt. Generell versteht man unter dem Begriff „Seuche"

    bzw. Epidemie eine sehr ansteckende Infektionskrankheit, die in örtlicher und zeitlicher Häufung vorkommt, als Endemie bei dauerhaftem Auftreten in einer Population oder an einem Ort und als Pandemie in Form einer unbegrenzten Ausbreitung. Dazu kommt noch der Begriff der Zoonose, welcher eine Infektionskrankheit bezeichnet, die zwischen Tier und Mensch übertragen werden kann.

    Es gibt keine offiziellen Kriterien der WHO, ab wann ein Krankheitsgeschehen als Pandemie einzuordnen ist. Landläufig wird darunter eine Krankheit verstanden, die sich unkontrolliert über Kontinente hinweg ausbreitet. Das neue Coronavirus SARS-COVID-19 als letzte große Pandemie wurde im Dezember 2019 erstmals in China entdeckt und hat sich seitdem über den Globus verbreitet. In Europa sind momentan vor allem Italien, Frankreich, Spanien und Russland von dem Ausbruch betroffen, er hat aber in jedem Land Todesopfer gefordert.

    Es war den Opfern einer Seuche sicherlich egal, wie die Bezeichnung der Krankheit genau lautet, an der sie litten und starben, aber die moderne Medizingeschichte will natürlich genaue Zuordnungen treffen. Dies ist oft nicht so einfach, da zeitgenössische Berichte in vielen Fällen sehr ungenau und sich die Symptome vieler Seuchen oft ziemlich ähnlich sind. So wissen wir nicht genau, ob es sich bei der „Antoninischen Pest im zweiten Jahrhundert nach Christus oder bei der „Justinianischen Pest im 6. und 7. Jahrhundert um eine Krankheit in der Art des „Schwarzen Todes" in der Mitte des 14. Jahrhunderts handelt oder eine andere Ursache angenommen werden muss.

    Was die Auswirkungen großer Seuchen im Laufe der Menschheitsgeschichte betrifft, so liegen viele Quellen vor, die von großen sozialen Umbrüchen, neuen Formen von Spiritualität und einer veränderten Wirtschaftslage berichten. Auch militärische Operationen wurden durch Seuchen immer wieder massiv verändert. Die Eroberung Amerikas ist zum Beispiel untrennbar mit den Pocken verbunden, die weitaus mehr Opfer forderten als jede Gewaltanwendung einer Kolonialmacht.

    Selbst wenn Berichte über die großen Seuchenzüge der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit heute nur mehr kaum zu glaubenden Erzählungen gleichen, so sollten wir uns dennoch nicht sicher fühlen, wie in jüngerer Zeit Aids und verschiedene exotische Seuchen gezeigt haben. Auch die Gefahr von künstlich erschaffenen Erregern und Zoonosen ist heute vielleicht größer denn je. Eine weltweite „Killerseuche" könnte unsere gesamte Zivilisation gefährden. Und weltweit sterben noch immer Millionen Menschen an Tuberkulose oder Malaria.

    Deshalb erscheint es durchaus angebracht, sich mit den Seuchen der Vergangenheit zu befassen, diese zu dokumentieren und ihre sozialen, wirtschaftlichen und mentalen Auswirkungen zu erforschen. Das gilt für die „großen Seuchen wie die Pest, die Pocken und die Cholera, aber auch für „kleinere, die wir uns heute kaum erklären können.

    Wir leben heute in einer Zeit, in der die Medizin Fortschritte gemacht hat, die vor etwa 200 Jahren noch völlig undenkbar waren. Die Ursachen fast aller Krankheiten und Seuchen wurden erkannt und Medikamente und Behandlungstechniken ermöglichen es, vielen Erkrankungen wirkungsvoll zu begegnen, denen die medizinische „Wissenschaft" über Jahrtausende völlig macht und ratlos gegenüberstand.

    Natürlich gab es bereits in der Antike Versuche zur Klassifizierung und wirksamen Behandlung von Seuchen, aber erst die Erkenntnisse über Bakterien, Viren, die Grundlagen der Hygiene und wirklichen Ansteckungsvorgänge ermöglichten die wissenschaftlich fundierte Bekämpfung vieler gefürchteter Krankheiten. Der Weg dorthin mit allen Vermutungen, Versuchen und Irrtümern liest sich dabei oft wie ein spannender Roman.

    Im vorliegenden Buch soll jedoch nicht nur über die Geschichte der Seuchen, ihre Auswirkungen und ihre Bekämpfung berichtet werden, sondern auch der aktuelle Stand der diesbezüglichen Medizin betrachtet werden. Gedanken zu künftig möglichen Szenarien runden die Betrachtung ab. Zumal auch heute immer wieder Seuchen auftreten, wenn wir etwa an Aids, Vogelgrippe, Ebola und die mögliche Rückkehr der „Kinderkrankheiten denken. Vom „Coronavirus gar nicht weiter zu schreiben … Dazu kommt noch die zeitgeistige Impfmüdigkeit bzw. Impfskepsis, die gerade gebildete Teile der Bevölkerung erfasst hat.

    Gefahren für die Zukunft bestehen aufgrund mehrerer Faktoren, die einander teilweise massiv verstärken und so das Gefährdungspotential für große Teile der Weltbevölkerung massiv erhöhen können. Dazu zählt in erster Linie die große Mobilität, die der Mensch erreicht hat. So können sich Infizierte und Infektionen durch den modernen Flugverkehr binnen Stunden über große Entfernungen bewegen. Dazu kommt der Umstand, dass an vielen Orten oft mit militärischem Hintergrund an biologischen Waffen geforscht wird, wobei es immer wieder zum Ausbruch gefährlicher Mikroorganismen kommen kann. Die Nähe zwischen Menschen und Tieren besonders in der Massentierhaltung, aber auch die zunehmende Aneignung bislang unberührter Natur durch den Menschen und den damit verbundenen Kontakt zu selteneren Tieren wird auch das Aufkommen von Zoonosen immer wahrscheinlicher machen. Dies gilt derzeit vor allem für Teile Asiens. Letztlich wissen wir nicht, ob die durch die Erderwärmung auftauenden Permafrostböden bzw. auch kosmische Faktoren neue und sehr gefährliche Überraschungen für die Menschheit bereithalten.

    Im allgemeinen Bewusstsein zeigen auch viele mehr oder weniger mögliche dystopische Zukunftsfantasien ihre Wirkung. In vielen Katastrophenfilmen und Büchern tauchen immer wieder apokalyptische Szenarien auf, welche von der tödlichen Killerseuche bis zum Zombiewahnsinn Angst und Schrecken verbreiten. Eine dystopische Situation wird bei den meisten dieser Angstmacher zumeist nicht behandelt, obwohl sie vielleicht die realistischste ist: Das zunehmende Versagen der Antibiotika und das Aufkommen neuer multiresistenter Superkeime. Auf diesem Gebiet findet ja seit Jahren ein erbitterter Wettlauf statt, der zeigt, das scheinbar längst Behandelbares und Überwundenes wieder aktuell gefährlich werden kann.

    Ein endgültiger Sieg über alle bekannten Infektionskrankheiten liegt jedenfalls noch in weiter Ferne, auch wenn keine neuen auftreten sollten. Eine ständig zunehmende Weltbevölkerung und die zunehmende Destabilisierung weiter Gebiete auf unserem Planeten werden das Problem in Zukunft sicher nicht vereinfachen.

    Während der Arbeit an diesem Buch kam es durch den Ausbruch der Coronapandemie zu einer völlig neuen und ziemlich unerwarteten Entwicklung. Der Autor hat deshalb auch ein Kapitel über die COVID-19-Problematik in seine Arbeit aufgenommen. Auch wenn derzeit nicht klar ist, wie sehr sich die Pandemie gemeinsam mit den ergriffenen Maßnahmen, die Milliarden Menschen betreffen und somit etwas noch nie Dagewesenes darstellen, auf die Zukunft unserer Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur sowie auf die Medizin auswirken, so hat der Autor dennoch versucht, das gegenwärtig Bekannte informativ und kritisch zu beleuchten.

    Zur leichteren Orientierung seien hier nochmals die wichtigsten Begriffe kurz erklärt:

    Bei der Epidemie bzw. Seuche unterscheidet man zudem noch diverse Unterarten, die etwa auf die Art der Entstehung oder Verbreitung abzielen.

    Für das vorliegende Werk wurde eine größere Anzahl an Quellen und Literatur herangezogen. Diese umfasst zeitgenössische Berichte genauso wie spätere Interpretationen der Ereignisse. Auch Internetquellen wurden herangezogen und das Gespräch mit medizinischen Fachleuten gesucht.

    „Das Leben ist voller Leid, Krankheit, Schmerz –

    und zu kurz ist es übrigens auch …"

    Woody Allen (geb. 1935)

    US-amerikanischer Filmregisseur und Autor

    Pest – der „Schwarze Tod"

    „Als die Pest in Florenz wütete, erlagen ihr auch sämtliche Ärzte der Stadt.

    Als der letzte Arzt dahingerafft war, entschwand die Seuche."

    unbekannter zeitgenössischer Verfasser (14. Jahrhundert)

    Keine Krankheit hat in der europäischen Geschichte so markante Spuren hinterlassen wie die Pest. Mindestens ein Drittel der Bevölkerung des Kontinents fiel alleine dem „Schwarzen Tod im 14. Jahrhundert zum Opfer. Die Auswirkungen auf Mentalität, Kultur und Ökonomie der Menschen Europas waren enorm. Zumal die „Pestilenz den Europäern über Jahrhunderte erhalten blieb und es immer wieder zu kleineren und größeren Ausbrüchen der Seuche kam. In ihren beiden Erscheinungsformen Beulenpest und Lungenpest füllte die Krankheit mit erschreckender Regelmäßigkeit die Massengräber.

    Die Pest ist offensichtlich älter, als man lange angenommen hat. So fand man im Jahr 2018 in Russland (Region Samara) in einem 3.800 Jahre alten Grab genetische Beweise dafür, dass zu jener Zeit bereits zwei Yersinia-

    paestis-Genome existierten (also von jenem Bakterium, das man für die Pest verantwortlich macht). Eines wies die typischen Gene der Beulenpest auf und gilt als Vorfahre heutiger Stämme.

    Lange Zeit dachte man, dass die eigentliche Pest erstmals mit der großen Pandemie ab dem Jahr 1347 auftrat – wobei manche Forscher sogar darüber streiten, da diese „Pestpandemie auch von einem ganz anderen Bakterium oder einem Virus wie Ebola ausgelöst worden sein könnte. Inzwischen gilt es aufgrund jüngster Forschungsergebnisse als weitgehend gesichert, dass bereits die „Justinianische Pest ab 541 n. Chr. eine „echte Pestepidemie war. Es gab im Römischen Reich auch zuvor einige große Epidemien, von denen besonders die sogenannte „Antoninische Pest bekannt ist. Diese ereignete sich während der Regierungszeit Kaisers Marc Aurel (121–180), es gilt aber als eher unwahrscheinlich, dass dabei Yersinia paestis als Erreger in Frage kommt.

    Schon zuvor gab es Berichte über Krankheiten, die man mit dem Begriff „Pest" versah. Mit großer Sicherheit aber fasste man hierbei alles zusammen, was der eigentlichen Pest auch nur annähernd ähnelte. Die Menschen wussten weder im Altertum noch während des Mittelalters oder der Frühen Neuzeit, weshalb viele von blutigem Husten, schrecklichen Geschwüren und den typischen Beulen an den Lymphknoten heimgesucht wurden. Doch einer Tatsache war man sich bewusst – vom ersten Fieberschauer bis zum Tod dauerte es meist nicht sehr lange.

    Wie kaum eine andere Seuche führte die Pest auch zu massiven politischen Veränderungen. So soll sie bereits verhindert haben, dass die Oströmer unter Kaiser Justinian I. (482–565) die Rückeroberung des Reiches der Ostgoten in Italien erfolgreich durchführen konnten. Außerdem sollen die Byzantiner durch die Seuche derartig geschwächt gewesen sein, dass sie die Eroberung Italiens durch die Langobarden nicht verhindern konnten (ab 568). Die erfolgreiche Ausbreitung des Islam im 7. Jahrhundert soll auch durch die Schwächung der Perser und Byzantiner durch die Pest zumindest sehr erleichtert worden sein. Von den Kreuzzügen im Hochmittelalter ist bekannt, dass in der Regel mehr christliche Ritter an der Pest als im Kampf starben. In Asien dürfte die Pest besonders in China an massiven politischen Veränderungen beteiligt gewesen sein. So scheint der Niedergang der Mongolenherrschaft im Reich der Mitte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auch sehr stark mit verheerenden Pestepidemien zusammenzuhängen. Dass die sogenannte Ostkolonisation des Deutschen Ordens zu Beginn des 15. Jahrhunderts nicht weitergeführt werden konnte, hat man auch der Pest angelastet. Einen wesentlichen und unmittelbaren Einfluss auf den mittelalterlichen Antisemitismus hatte die Pest auf jeden Fall. Denn man machte vielerorts die angebliche Vergiftung der Brunnen durch die Juden für die Seuche verantwortlich, was zu einer großen Anzahl von Progromen führte, die zahlreiche Opfer forderten. Länder wie Norwegen, dessen ohnehin geringe Bevölkerungsdichte sich durch die Seuche drastisch reduzierte, verloren dadurch sogar ihre Eigenstaatlichkeit (ab 1380).

    Ursprungsort der großen Pandemie des 14. Jahrhunderts war nach derzeitigem Kenntnisstand Zentralasien. Drei Lebewesen waren für die Ausbreitung der Pest nötig und alle auch deren Opfer: die Ratte (oder andere Nagetiere), der Floh und der Mensch. Nach neuen Forschungen dürfte die Pest nicht wie früher oft vermutet in China, sondern im Khanat

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