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"Wir werden immer vier sein": Wie ich mir ein neues Leben aufbaute, als der Krebs mir meinen Mann nahm
"Wir werden immer vier sein": Wie ich mir ein neues Leben aufbaute, als der Krebs mir meinen Mann nahm
"Wir werden immer vier sein": Wie ich mir ein neues Leben aufbaute, als der Krebs mir meinen Mann nahm
eBook210 Seiten2 Stunden

"Wir werden immer vier sein": Wie ich mir ein neues Leben aufbaute, als der Krebs mir meinen Mann nahm

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Über dieses E-Book

In authentischer, teils drastischer Sprache, oft voller Poesie und Zartheit beschreibt Monika Vogeler, wie der frühe Krebstod ihres Mannes ihr Leben völlig auf den Kopf stellte und sie nach und nach wieder die Kraft für einen Neubeginn fand.

Äußerlich läuft der Alltag, das Leben muss "weitergehen": Die beiden heranwachsenden Töchter brauchen die Mutter mehr denn je, der Lebensunterhalt will gesichert, der Alltag gestemmt werden. Scheinbar funktionieren wichtige Lebensstationen wie Abitur, Auslandsaufenthalt oder Führerscheinprüfung der Töchter, ihre innere Zerrissenheit und die nur mühsam überdeckte unendliche Trauer brechen sich dennoch in vielen Momenten des Lebens Bahn. Moni Vogeler schafft das alles und schildert in ihrem kraftvollen und mitreißenden Buch, wie es ihr gelingt, sich und ihrer Familie ein neues Leben aufzubauen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Juni 2022
ISBN9783897109735
"Wir werden immer vier sein": Wie ich mir ein neues Leben aufbaute, als der Krebs mir meinen Mann nahm

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    Buchvorschau

    "Wir werden immer vier sein" - Monika Vogeler

    1Erschütterung

    Als ich am ersten Morgen aufwachte, hatte ich zwei Gedanken: Das ist also von nun an mein Leben, und das kann doch gar nicht passiert sein. Die Erschütterung unserer Welt, wie wir sie uns niemals gedacht hatten.

    Alles falsch.

    Ich lag zwar bei Emilie im Bett, aber Mia lag auf dem Boden neben mir. Und als ich aufstand, ging sie hinter mir her ins Bad und legte sich dort auf unseren Teppich. Ich putzte mir die Zähne, duschte, machte ein wenig Gesichtsrestauration. Feudelte anschließend kurz über die Spiegel, die Waschbecken. Ging ins Schlafzimmer. Ließ dort wie überall im Haus die Rollos hoch, zog mir die Jacke an, ging mit Mia raus. Zwischen die Felder.

    Ich weiß noch, es war ein schöner Morgen, die Sonne schien. Ein wirklich schöner Herbsttag. Mehr dachte ich nicht.

    Ich holte Brötchen. Fütterte Mia, deckte den Frühstückstisch. Machte mir einen Kaffee und setzte mich an den Tisch.

    Auf Tommis Seite lag der Totenschein, den der Arzt in der Nacht ausgestellt hatte.

    Was hatte er noch gesagt? Ich erinnerte mich nicht mehr genau. Sollte ich diesen dem Bestatter geben? War es eine Kopie und hatte Herr Perlick bereits das Original?

    Wen musste ich informieren?

    Marie, Emilie und ich hatten am Abend noch meine Eltern angerufen. Zum Glück war mein jüngerer Bruder zufällig bei ihnen.

    Unsere Familien leben in Dortmund.

    Manchmal ist Entfernung auch schwierig.

    Christian tröstete meine Eltern. Sie waren alle unglaublich traurig, auch wenn sie gewusst hatten, dass wir auf einer Einbahnstraße unterwegs waren.

    Tommis Eltern hatte Marie angerufen. Emilie und ich saßen dabei. Sein Vater kam nicht ans Telefon. Marie sprach mit ihrer Oma. Emilie hielt die Hand ihrer Schwester.

    Ich sprach nicht mit ihnen.

    Kaputt ist kaputt.

    Sein Bruder weinte.

    Zwei Wochen zuvor hatte er Tommi besucht und ihn gebeten, sein Trauzeuge zu werden. Als Mirko die Nachricht erreichte, war er auf Island und hatte gerade seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht.

    Das Leben ist, wie es ist.

    Unsere Töchter kamen in die Küche. Kaffee für alle.

    Was jetzt?

    Wir entschieden, dass ich zuerst den Arbeitgeber von Tommi informierte. Die Telefonnummern holte ich mir alle aus seinem Handy.

    Marion, Kollegin und Freundin, war zu keinem Wort fähig. Als wir einige Wochen später noch einmal miteinander telefonierten, nachdem sie Tommis Dienstwagen abgeholt hatte, entschuldigte sie sich im Nachhinein bei mir für ihre Sprachlosigkeit und auch dafür, dass sie beim Davonfahren nicht mehr hatte winken können. Sie konnte es nur schwer ertragen, uns drei so allein zu sehen.

    Tommis Chef war völlig erschlagen. Er versprach mir jede erdenkliche Unterstützung und hielt Wort. Alle Formalitäten wurden auf dem kleinen Dienstweg geregelt, ich konnte alles per E-Mail beantworten und versenden.

    Er ließ einen Nachruf verfassen, in dem er unserem Wunsch Ausdruck verlieh, dass wir Tommi allein auf seinem letzten Weg begleiten werden.

    Ich sprach später noch einmal mit ihm und er sagte, dass eine solche Anteilnahme innerhalb des Unternehmens ganz außergewöhnlich sei. Aus ganz Deutschland erhielt er Anfragen und verwies jedes Mal auf das offizielle Statement.

    Ich rief in der Personalabteilung meines Arbeitgebers an. Ich wollte niemanden aus meiner Abteilung sprechen. Wollte am Telefon nicht weinen.

    Es war eigenartig. Ich war total konzentriert, bis zu dem Moment, an dem ich sagen musste: „Mein Mann ist verstorben."

    Das brachte ich nicht heraus. Ich fing sofort an zu weinen. Ich konnte das nicht sagen. Kann ich bis heute nicht.

    Meine Gesprächspartnerin war super. Ganz liebevoll. Sie versprach, alle zu informieren. Ich brauchte mich um nichts zu kümmern. Auch hier: alles per Mail.

    Mittags kamen Blumen. Tracey, Emilies Gastmama aus Kanada, hatte es irgendwie geschafft, trotz Zeitzonen und Sprachbarrieren einen Blumenstrauß zu uns bringen zu lassen.

    Meine wunderbare Freundin Birgit legte Blumen vor unserer Haustür ab. Sie und ihre Familie hielten sich im Hintergrund für uns bereit. Tag und Nacht.

    Später kamen wieder so herrliche Blumen. Dieses Mal von der Abteilung, in der ich arbeite.

    Emilie meinte, es sähe bei uns aus wie an einem tollen Geburtstag.

    Herr Perlick kam gegen Mittag, um das Familienbuch abzuholen und zu erklären, dass es ein paar Tage dauern würde, bis wir die Sterbeurkunde inklusive Kopien erhielten, um diese den Versicherungen und Ämtern zur Verfügung stellen zu können. Dann besprachen wir die Einzelheiten und Wünsche für Tommis Beisetzung. Johannes kam dazu, blieb noch für einen Moment, um mit uns einen Tee zu trinken.

    Ob wir irgendetwas benötigten?

    Wir hätten gerne Tommi zurück.

    Es klingelte. An der Tür war niemand, aber auf unserer Fußmatte stand ein Korb mit Nudeln und Pesto in einem kleinen Einweckglas. Susan, Nachbarin und Freundin, hatte gekocht. Hartmut gab das männliche Rotkäppchen.

    Und wir hatten Hunger. Es schmeckte uns richtig gut. Susan kann einfach richtig gut kochen. Und sie weiß, dass Nudeln gut sind für die Seele. Auch wenn diese gerade gar nichts fühlte. Nichts.

    Unsere Seelen lagen unter einer Schneedecke. Der Schnee war über Nacht gefallen. In dicken weichen Flocken. Unaufhörlich. Bis zum Morgen. Es war alles weiß. Soweit das Auge reichte. Und alles war gedämpft. Unter dieser Decke waren unsere Seelen geschützt. Manchmal brach die Schneeschicht in den ersten Tagen ein kleines bisschen ein. Worte, Gesten, Musik, ein Foto, eine Uhrzeit. Es tat weh, ungefähr wie der Moment, wenn wir uns kurz die Finger verbrennen. Wir zucken unwillkürlich zusammen und nehmen sofort die Hand weg. Doch es war genug Schnee gefallen, um Schutz zu bieten.

    Während des Essens einigten wir uns darauf, dass jeder von uns acht Menschen anrief, denen wir persönlich erzählen wollten, dass Tommi für immer eingeschlafen war. Ich rief Simone, Wiebke, Sandra, Manuela, Aldona, Gaby, Marco und Lars an. Sie alle weinten. Und ich weinte mit ihnen. Weil ich nicht sagen konnte, dass Tommi für immer gegangen war. Und sie wollten alle kommen. Uns helfen. Marco sagte: „So wie damals. Wir fahren dann einfach in meinem Auto durch die Gegend. Halten irgendwo. Ich brauche nur eine Stunde bis zu

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