Herzlichst Änne: Das lyrische Gesamtwerk
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Herzlichst Änne - Books on Demand
Inhaltsverzeichnis
1913
1914
1915
1916
1917
1918
1919
1920
1921
1923
1924
1925
1926
1927
1928
1929
1930
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1964
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1986
1987
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1989
1990
1991
1992
1993
Nachwort
___________1913_______________
Der Eierschmaus
Gustav, Rudolf waren zwei,
hatten beide nur ein Ei.
Gustav hatt‘ ein Messer bei,
schnitt er dieses Ei entzwei.
Plötzlich lief der Saft heraus,
und das war der ganze Schmaus.
Rat an den Frühling
Lieber Frühling, weißt du was?
Alle Sträucher sind noch nass.
Zieh‘ ihnen grüne Jäckchen an,
dass sie ausseh’n wie ein Mann.
Weck‘ Schneeglöckchen aus dem Bett,
dann wird der Garten wieder nett!
Schneeglöckchen läut‘ den Frühling ein,
dann werden andre Blümchen klein
doch auch schon wach von dem Geläute.
Darüber freu’n sich alle Leute.
Der erste April
Ein munterer Bursche ging in den Garten.
Er musste lange auf den Kaffee warten.
Da lief er so schnell wie möglich ins Haus
und holte die Brüder und Schwestern heraus
und rief: „Zeppelin ist da! Zeppelin ist da!"
Die Schwestern suchten den Zeppelin
und sahen nach der Stadt Berlin.
Das sagte der Bursche: „April, April!
Dem Narren man sagt, was man will!"
Abschiedsschmaus
Mein Schwesterchen muss fort von Haus.
Sie kann nicht länger bleiben.
Wir hielten einen Abschiedsschmaus,
eh‘ sie von uns musst‘ scheiden.
Ei, das war ein lustig‘ Schmausen,
schönen Kuchen gab’s von Krausen
und die Speise war so schön!
Ei, das müsstet ihr so seh’n!
Mein Bettchen (Sommer)
In meinem kleinen Bett
Da schläft es sich so nett,
da träumt es sich so gut,
man hat dann frohen Mut
am andern Morgen wieder
und singet schöne Lieder.
An die Deutschen (Herbst)
Lasst uns immer danach streben,
dass wir alle christlich leben
und auch treu mit Herz und Hand
dienen unserm Vaterland;
nicht vor Mühsal uns gescheut,
man muss tapfer sein! Ihr Leut‘!
Auf der Eisenbahn
Morgen will ich Schlittschuh‘ laufen!
Will mir ein Paar Schlittschuh‘ kaufen.
Mit den Schlittschuh’n auf dem Eise
übe ich mir viele Kreise.
Mache eine Drei
und noch Mancherlei.
Das wird ein Vergnügen geben,
auf der Eisbahn großes Leben.
___________1914_______________
Im Winter
Ich habe mir einen Schneemann gebaut,
doch ist er noch lange nicht weggetaut.
Im Gegenteil! Verschneit ist der Mann,
dass man ihn kaum noch sehen kann.
Der Schnee ist bald einen Meter hoch,
aber ein Vorteil hat man doch.
Ja, es ist ein schönes Bild
und die Luft ist frisch und mild,
auch kein Sturm hat sich erhoben
auf den Feldern, dort da oben,
alles Schnee, alles Schnee!
Doch den Vögeln tut es weh!
Und den Vögelein zur Freud‘
hat man Futter hingestreut
und gebaut eine Futterhütte.
Dann kommen die Vögel in einem Hauf‘
und picken die Krümchen und Körner auf.
Wenn der Frühling ist wieder hier
singen sie uns dann dafür,
dass wir Futter hingestreut,
uns und auch den andern Leut‘
recht viel‘ schöne Lieder vor
und dann wird’s ein Jubelchor.
Also hat Gott die Welt geliebt (Neujahr)
Wie gnädig ist Gott unser Herr,
dass er seinen Sohn sandte her.
Durch diese heilige, selige Nacht
Hat er uns den Himmel wiedergebracht.
Nun können wir zufrieden sein,
denn dieses holde Kindelein
bringt uns viel Freud‘ und Wonne her.
So gnädig ist Gott unser Herr.
Welche Freude, welche Wonne
welchen Frieden, welche Sonne
hat Gott dadurch uns gesandt;
da hat man seine Lieb‘ erkannt.
Sehr ärmlich liegt das Kindelein
in einem kleinen Krippelein.
So lieb hat Gott die Menschen all‘
und froh ertönt der Jubelschall.
Frühlingsjubel
Seht, wie die Schneeglöckchen aus der Erde
kommen!
Sie haben ihr kleines Frühlingslied begonnen.
Sie läuten in dem Sonnenschein
den lieben, holden Frühling ein.
Die Kinder spielen in den Gassen,
auf den Wiesen und in den Straßen,
sie freu’n sich über’n Sonnenschein
und pflücken flink die Blümelein.
Der kleine Schornsteinfeger
Ich bin der Schornsteinfeger klein
und fege fort den Ruß.
Ich fege jeden Schlot so rein,
dass man dann staunen muss.
Ich gehe nun von Haus zu Haus
und steige bist zum Schlot,
und fege dann den Ruß heraus
da hat es keine Not.
Und doch das Schönste ist dann noch
ich werde schwarz von Rauch.
Wenn ich dann krieche durch das Loch,
lachen die Leute und ich auch.
Wanderlied
Es kam ein müder Wanderer
hinab ins grüne Tal.
Danach kam noch ein anderer
und stellte ihn zur Wahl.
Und da tanzten sie beid‘ zur Sommerszeit,
wenn am Walde die Heckenrosen blüh‘n.
Und da tanzten sie beid‘ zur Sommerszeit,
wenn am Walde, am Walde die Rosen blüh‘n.
Da schien die Sonne gar zu sehr
und sah nun ihnen zu.
Da wollten sie nun gar nicht mehr
und legten sich zur Ruh.
Und da ruhten sie beid‘ zur Sommerszeit,
wenn am Walde die Heckenrosen blüh‘n.
Und da ruhten sie beid‘ zur Sommerszeit,
wenn am Walde, am Walde die Rosen blüh‘n.
Da wurden sie nun Freunde bald
und wanderten nun beid‘
in einen stillen, grünen Wald
und wanderten so weit.
Und sie wanderten weit zur Sommerszeit,
wenn am Walde die Heckenrosen blüh‘n.
Und sie wanderten weit zur Sommerszeit,
wenn am Walde, am Walde die Rosen blüh‘n.
Zur Konfirmation meines Bruders
Ich wünsche dir viel Glück und Segen,
viel Heil in deinem ganzen Leben,
nachdem du konfirmieret bist,
und wünsche, dass in Lebensfrist
du dich dem Heiland übergibst,
selbstständig bist und ihn auch liebst,
auf dass dein Leben lange währet
und Gott ein sel’ges End‘ bescheret.
Der Storch
Ich habe einen Storch geseh‘n,
der wollte in die Sümpfe geh‘n.
Da sprach ich: „Storch, du bist ja mein!
Ach bring‘ mir doch ein Schwesterlein!"
Da kam der Storch mir bald entgegen
Und bracht‘ den Eltern großen Segen,
denn er hat uns ein Kind gebracht!
Das hat mir große Freud‘ gemacht.
Der Kaiser
Der Kaiser, der Kaiser! Er muss bald kommen!
Ich habe die Mütze schon immer genommen,
damit ich zuerst rufen kann: Hurra!
und schwenken die Mütze, wenn er ist da.
Da kommt er, da kommt er, hurra, hurra!
Der freundliche Kaiser, er ist schon da!
Die Haltung so grade, das Antlitz so mild,
dahinter die Kais’rin, ein seltenes Bild!
Gewitter
Heute ist es drückend heiß,
jedem kommt hervor der Schweiß.
Unter Hitze schmachtet’s Vieh;
so heiß war es doch noch nie!
Jetzt wird’s kühler, und der Wind
brauset über’s Feld geschwind.
Tropfen fallen dick und groß.
Alles sucht ein Schutzdach bloß.
Und es donnert, blitzt und gießt,
was die Pflanze gut genießt.
So geht es den ganzen Tag.
Erst am Abend lässt es nach.
Manche Reisenden zu Fuß
haben abgekriegt den Guss.
Doch Gott gibt uns meistens Glück,
dass wir trocken kehr’n zurück.
Vieh und Menschen tat es gut,
und man hat dann frohen Mut,
wenn der Regen Hitz‘ vertreibt
und die Kühle länger bleibt.
Zeppelin ist da!
Eines Morgens, als ich schlief,
kam mein Bruder Fritz und rief:
„Vater, Mutter, kommet schnell,
Zeppelin ist jetzt zur Stell‘!
Schwestern, kommt doch schnell heraus!"
Erst macht‘ ich mir gar nichts daraus.
Erst als Mutter sprach zu mir:
„Sieh doch, Zeppelin ist hier!"
kam auch ich und wollt‘ ihn sehn.
Er war doch so groß und schön
und sah stolz und prächtig aus.
Große Freude war im Haus.
Der Sohn nimmt Abschied
So geh denn hin, mein lieber Sohn.
Kämpf‘ tapfer nur, so wird der Lohn
dir bald im Auge strahlen.
Gott wird es dir bezahlen.
Kommst du in Not, verzage nicht,
dass du getrost gehst ins Gericht.
Vertrau‘ auf Gott und liebe,
damit das Glück nicht trübe.
Bitt‘ um Vergebung deinen Gott
Und wandle stets nach seinem Wort,
so wirst du Trost auch finden
für alle deine Sünden.
Und zeige Treue deinem Herrn,
so wird er dir vergeben gern.
Wenn er dich treu nur finde,
wirst du zu seinem Kinde.
Bekehret euch!
Die Glocke ruft mit hellem Schall:
„Bekehret euch, ihr Deutschen all!"
Jetzt ist es Zeit, die Not ist da.
Die Seele ist jetzt in Gefahr.
Kniet nieder in der Kirche dort.
Bitt’t um Vergebung euren Gott!
Denn er ist gnädig, treu und gut
und schafft euch immer frohen Mut.
Er gibt euch Trost auch allezeit
Und mildert euer Herzeleid.
Er zeiget euch den rechten Weg,
dass ihr auch immer sicher geht.
Drum kehret um vom falschen Weg
Und wandelt auf dem rechten Steg.
Gott euch den rechten Frieden bringt,
dass ihr ihm stets ein Loblied singt.
Ein Märchen
Wie klein Bub‘, der sich verlaufen hatte, nach
Hause kommt
In dem Walde tief und leer
Geht ein kleiner Bub daher.
Hat verlaufen sich im Wald.
Schnitzt er sich ’nen Bogen bald,
fängt sich Vögel aller Art,
die er sich dann aufbewahrt.
Doch die meisten tat er essen,
sonst wär‘ er zu matt gewesen.
Kommt ein Stier, so wie der Wind:
Bub steigt auf ’nen Baum geschwind.
Da gerade hohl der Baum
Steigt er flink in diesen Raum.
Hat ’nen Vogel in der Tasch‘
und verzehret ihn ganz rasch.
Als der Stier nun sieht sich um
Ist kein Mensch da ringsherum.
Dann rumort was an dem Stamm.
Denn es kommt ein Räuber an.
Doch klein Bub sich nicht bewegt,
und der Baum wird abgesägt.
Plumps, da liegt der Baum im Grase,
unser Bub stößt sich die Nase.
Und der Räuber trägt den Baum
hin, bis an den Waldessaum.
Doch mein Bübchen ist ganz still,
weil es jetzt nach Hause will.
Und der Räuber trägt den Baum
In ’nen angenehmen Raum.
Unser Bübchen lauschet leise,
bis es still ist, rings im Kreise.
Dann geht es hinaus ins Frei‘.
Ihm ist diese Landschaft neu.
Weiter geht es, immer weiter.
Da begegnet ihm ein Reiter.
Und der Reiter hält auch an,
fragt ihn nach dem Namen dann.
Dennoch ist klein Bub nicht scheu,
fragt auch gleich, warum das sei.
Er erwidert: „Komm doch mit!
Nach der Heimat geht mein Ritt."
’S weiß noch gar nicht dieser Wicht,
ob er mitgeht oder nicht.
Doch der Reiter red’t ihm zu
Und klein Bub geht mit im Nu.
Dann nach einer kurzen Zeit
War ein kleines Dorf erreicht.
’S war die Heimat, dieser Ort.
Unser Bübchen dankt sofort.
Ein begeisterter Junge sagt:
Wenn ich ein Soldat schon wär‘,
o, wie würd‘ ich tapfer streiten.
O, ich würd‘ mich freuen sehr,
wenn ich könnt‘ den Gaul bereiten.
Ich würd‘ hau’n ohn‘ Unterlass
bis der Feinde große Mass‘
auf dem Boden liegt und schreit:
„Halt, der Friede ist bereit."
Und dann würd‘ ich jubelnd kommen
zu den Eltern, die zu Haus:
„Hört, wir haben den Krieg gewonnen!
Mit den Feinden ist es aus."
O, was wär‘ das für ’ne Freude.
’S würden freu’n sich alle Leute,
wenn ich käm‘ mit Sieg daher.
O, ich glaub‘, ein Freud’fest wär‘.
Bereitet euch vor
Seid tapfer nur!
’S erschall‘ der Schwur:
Im Glauben stark.
’S dring‘ durch das Mark.
Nun immer tapfer ringet
und Gott im Loblied singet.
Betrug und Lüge hasset sehr.
Das Heucheln lasset immer mehr.
Denn wer da lügt
und auch betrügt,
dass ihr auch wisst,
der ist kein Christ.
Und Christsein woll’n wir alle.
Singt Lob dem Herrn mit Schalle.
Gott hilft auch aus der tiefsten Not
der liebe, treue, gute Gott.
Gebet in Seelennot
Herr, erhör‘ uns! Lieber Gott,
hilf uns aus der tiefen Not.
Habe noch mit uns Geduld
Und vergib uns unsre Schuld.
Wir bereuen unsre Sünden.
Lass uns bei Dir Gnade finden.
Zeige uns den rechten Weg,
dass man immer sicher geht.
Führe uns an deiner Hand
hin, bis an der Trübsal Rand,
gib uns neues Gottvertrauen,
dass wir ewig auf dich bauen.
Wie ich mir ein Häschen großzog
Ich hatt‘ Kaninchen. ’S waren zehn.
Da tat ich gern nach ihnen seh’n.
Bracht‘ ihnen Futter von der Wies‘.
Ich sie vom Schößchen fressen ließ.
Das macht‘ mir nun auch riesig Spaß
und lehrt‘ sie Kunststück‘ aller Art.
Sie machten Männchen, lutsche, lutsche
und spielten wie die kleinen Nutsche.
Im Holzstall, wo viel Strauchwerk war,
da wohnt‘ ein kleines Häschen gar.
Es hat ein Junges hübsch und klein.
Ich glaube, kleiner könnt‘ keins sein.
Das alte hatt‘ schon ihren Lohn,
denn das hatt‘ unser Hündchen schon.
Das junge hatte sich versteckt
in einer kleinen sich‘ren Eck‘.
Das Hündchen kratzte an dem Strauch.
Ich machte ihm auch frei den Lauf.
Das Häschen sprang auf meine Hand.
Ich hielt es fest, dass ‘s nicht verschwand.
Dann bracht‘ ich’s nach dem Stalle hin,
wo waren die Kaninchen drin.
Ich freut‘ mich, dass ich’s Häschen hatt‘,
hier wurd‘ es nie vom Laufen matt.
Der Weihnachtsmann im Krieg
Der Weihnachtsmann hat nichts gebracht.
Der hat sich auf den Weg gemacht
und tut zu den Soldaten geh‘n,
die draußen in dem Felde steh’n.
Die stärkt er zu ’ner neuen Schlacht,
gibt ihnen wieder neue Kraft.
Der Feind, der ist schon aufgeregt,
der kriegt nichts auf den Tisch gelegt.
Wenn Väterchen nach Hause kehrt,
sagt er, was Weihnachtsmann beschert.
Dann ist ’ne große Freude hier.
O, Weihnachtsmann, dir danken wir.
Herr, hilf uns!
Der Seele Freuden sind zu Ende.
Die Trübsal kommt jetzt ganz behände
und bringet uns viel Leiden her –
errette uns, du lieber Herr!
Errette uns aus dieser Hölle,
und gieß‘ uns aus der Lebensquelle
viel heiße Liebe in das Herz,
damit vergeht der Seele Schmerz.
Erfreue uns mit deinen Gaben
und tu uns immer wieder laben,
damit wir stark und tapfer sind
und bleiben ewiglich dein Kind.
Daumenlutscher
Hast du Hunger, kleine Maus?
Beiß‘ doch nicht dein Däumchen raus!
Daumenlutscher gibt’s hier nicht,
kleiner, dummer Bösewicht.
Hör‘, wenn du hier lutschst so sehr,
kommt der Schneider mit der Scher‘.
Der schneid’t dir das Däumchen ab!
O, dann schreist du nicht so knapp.
Der erste Schnee
Es hat geschneit! Es hat geschneit!
Verschneit sind Felder weit und breit.
Beschneit sin Bäume, Busch und Wald.
Nun wird es auch wohl frieren bald.
Anstatt mit Säbel eine Schlacht
wird eine Schneeballschlacht gemacht.
Da wollen wir auch tapfer sein.
Wir sind doch Deutsche nur allein!
Und, wer verloren hat zuletzt,
dem wird ein Denkmal noch gesetzt.
Ein Schneemann hat im Mund ’ne Pfeif‘
und einen Stock im Arme steif.
Wie sich der Jagdhund eine Katze fangen wollte
Ein großer Hund vom Jägersmann,
der schlank ist und gut springen kann,
hat Appetit auf Katzenbraten.
„Ein Katzenfang wird wohl nicht schaden."
So denkt er sich und ohne Scheu’n,
springt er in Nachbars Garten ’rein.
Dort ist die Katze auf der Lauer
und sieht nach einem Vogelbauer.
Der Hund läuft freudig auf sie zu,
doch unsre Katze sitzt – im Nu
schlägt ihm gleich rechts, links ein paar über
Der Hund quietscht. Anders wär’s ihm lieber.
Das Hauen tut ihm doch zu wehe.
Er läuft davon, so wie die Rehe,
kommt heulend, quietschend wieder an
bei seinem Herrn, dem Jägersmann.
Der große Jagdhund triumphiert,
zankt sich mit Katzen und verliert.
Weihnachtsfreude
Freuet euch, ihr Christen alle!
Denn zu Bethlehem im Stalle
ist ein Kind geboren heut‘.
’S bringt euch Heil und große Freud‘.
Engel kommen mit viel Segen,
und ihr Mund tut sich bewegen
und sie singen voller Freud‘:
„Der Erlöser kommt nun heut‘!
Friede, Friede sei auf Erden."
Alles soll nun glücklich werden.
Den Soldaten in der Schlacht
wird jetzt auch viel Heil gebracht.
Gott mög‘ unsern Glauben mehren
und mög‘ uns den Sieg bescheren,
dass wir immer glücklich sind
wie das liebe Christuskind.
Knecht Ruprecht
Knecht Ruprecht hat die Kinder gern,
die fleißig sind und tüchtig lern’n,
nicht lügen, wenn die Mutter fragt,
gehorchen, wenn sie etwas sagt.
Zu denen kommt an Weihnachtstagen
Knecht Ruprecht mit viel schönen Sachen;
schenkt ihnen schönes Spielzeug immer,
denn sie vergessen ’s Danken nimmer.
Wenn sie dann nicht gehorchen nett,
wenn Mutter sagt: „Nun geht ins Bett!"
Dann steckt Knecht Ruprecht in der Nacht
das Spielzeug wieder in den Sack.
An dessen Stelle legt er dann
’ne Rute, die gut wehtun kann. –
Drum Kinder, merkt euch ’s immer gut
Knecht Ruprecht hat auch eine Rut‘.
___________1915_______________
In der schönen Natur
O Natur, wie freu‘ ich mich,
wenn ich dir ins Auge seh‘!
Froh wird es mir innerlich
und ich sing‘ aus voller Kehl‘!
Wandern ohne Unterlass
Und dann lagern in dem Gras,
o, das ist ein Jubeltag,
da wird erst der Geist recht wach.
Dann auch lagern in dem Wald,
dass der Kaffee nicht so kalt.
O Natur, das Schönste ist,
wenn man auf der Reise ist.
Rätsel
Drei Hunde war’n an einem Ort.
Die hießen: Pitti, Haumi, Lord.
Der Lord hielt Wache vor dem Haus
und Pitti ging nach hinten ’raus.
Nun ratet, wer wohl drin noch blieb.
Doch merket auf, was euch geschieht!
Die Jugend
Wie ist doch die Jugend so heiter und rein,
kann tummeln sich fröhlich und spielen im
Frei’n.
Sie grämt sich nicht, trägt weder Sorge noch
Leid,
kann stets jubilieren, ist immer in Freud‘.
Sie hat nur leichten Sinn, ist in seliger Freud‘!
O, wie schön ist die goldene Jugendzeit.
Unser Hans (Februar)
I. Beim Kaufmann
Hans war wie ein Erwachs’ner gar,
so schlau schon, als er jung noch war.
Einst schickt‘ man ihn zum Kaufmannshaus:
„Hol‘ mal für’n Markstück Haumichnaus!"
Hans ging hinein und wusst‘ nicht mehr,
was er wohl sollte bringen her.
Er sann gleich nach und dachte so:
„‘s war ja für’n Markstück Honig wohl."
Doch endlich kam es noch heraus,
es war für’n Markstück Haumichnaus.
„Für’n Markstück Honig", sprach er, „hier!
Wie viel bekommt man denn dafür?"
„Hier, solche Büchse kriegst du dann."
„Bewahren sie es auf noch, man.
Ich werd‘ es nachher holen ’raus,
sollt‘ hol’n für’n Markstück Haumichnaus!"
„Was, Haumichnaus holst du von mir?
Das will ich gerne geben dir."
Die Kaufmannsfrau lief auf ihn zu
und gab ihm scherzhaft eins im Nu.
Der Hans lief schnell und lachend raus.
Die Schar der Kinder lacht‘ ihn aus.
Und keiner hat mehr dran gedacht,
wo man die Mark gelassen hat.
Als nun der Hans zur Schule ging,
strich er sich selbst das Frühstück flink.
Und jeden Morgen vor der Schul‘
strich er sich Honig auf die Stull‘.
II. In der Schule
Als unser Hans zum ersten Mal
Erschien im großen Klassensaal,
fragt‘ ihn der Lehrer, der war streng:
„Sag, wann hast du Geburtstag, denn?
Hans antwortete keck und frisch:
„Am fünften Juni, Lehrer Fisch!"
„Na sag doch mal, in welchem Jahr?"
„In jedem Jahr, das ist doch klar."
„Ich mein‘, wann du geboren bist."
„Ja, das weiß ich alleine nicht."
„Na, setzt dich man, es ist schon gut,
dass du hast solchen kecken Mut."
Und einstmals in der Rechenlehr‘
Fragt‘ er, was dreimal drei wohl wär‘.
Da ward der Reihe nach gefragt,
doch keiner hatte es gesagt.
Hans hatte Angst, was wohl passier‘.
Da fragte er ihn: „Sage mir,
mein lieber Hans, weißt du es nicht?"
Und „nein" war kurz die Antwort schlicht.
Da sprach er: „Setz dich, erster, ganz,
bist du mein lieber guter Hans!"
Der Lehrer hatte ihn geehrt,
weil er von ihm hatt‘ „neun" gehört.
Als er dann aus der Schule lief,
er seiner Mutter froh zurief:
„Der Lehrer hat mich raufgesetzt!
O Mutter, ich bin erster jetzt!"
III. Als Soldat
Als Hans war von der Schule frei,
und als die Kinderzeit vorbei,
da ging er ins Soldatenheer
und lernte kennen das Gewehr.
„Gewehr ab!" sprach der Unteroff’zier.
Doch Hans guckte erst da und hier,
wie es die andern machten wohl,
bis er es endlich macht‘ auch so.
So macht es jedes Mal der Hans,
bis er es endlich konnte ganz.
Und als davon genug gelehrt,
da musst‘ er reiten auf dem Pferd.
Er musste es erst putzen rein
und lernen auch das Pferd besteig’n.
Wachtmeister sprach: „Herunter steigt!"
Doch Hans ganz ruhig sitzen bleibt.
Wachtmeister sagte: „Sage mir,
weißt du, was ich gesagt hab, dir?"
Der Hans sprach, als ob gar nichts wär‘:
„Das Raufkomm’n wird mir ja so schwer!"
Doch dieser brachte ihn herab
und lehrt‘ es ihn, doch nicht so knapp.
Einst sprach er: „Putzt die Schimmel mal,
und bringt sie dann in diesen Saal!"
Der Hans, der dieses nicht verstand,
putzt seinen Schimmel ord’ntlich blank.
Bracht‘ ihn dann, wie es sollte sein
in diesen großen Saal hinein.
Wachtmeister meinte Schimmel nicht.
Man sollte hol’n die Schemel schlicht!
Und als er gar das Pferd drin sah,
bracht‘ er es ’raus gleich mit Hurra!
IV. In Gefangenschaft
Als nun Krieg ausgebrochen war,
bekämpfte er die Franzosenschar.
Er kämpfte mutig, unser Hans
und blieb auch immer heil und ganz.
Doch eines Abends wurde er
gefangen vom Franzosenheer.
Man bracht‘ ihn in ein Zimmerchen,
da war ein warmes Bett auch drin.
Die Fenster waren hell und schön,
am Haus sah man die Wache steh’n.
Ein Auto kam noch angesaust
und alle Leute stiegen aus.
Hans warf sich in sein Bett hinein,
so dachte man, er schlief bald ein.
Er sah nochmal zum Fenster ’naus
und sah, dass alles ging ins Haus.
Hans war im Klettern sehr geübt,
und flink er aus dem Fenster stieg,
kletterte dann herunter schnell
und stand bald an der Wächter Stell‘.
Er stieg ins Auto und fuhr los.
Wie war da die Freude groß!
Kam ’ne französ’sche Reiterei,
doch glatt fuhr er daran vorbei.
Da kamen Deutsche bald vorbei,
und endlich war der Hans nun frei.
Der Hans, der freute sich bereits;
Bekam auch bald ein eisern‘ Kreuz!
Vorfreude im Krankenbett
Die Sonne lacht so fröhlich drein
und ich muss hier im Bette sein.
Wär‘ ich zu dieser Zeit gesund,
ich sänge froh aus hellem Mund.
Ich spiele auch im Bett vergnügt,
bis bess’res Glück mir nahe liegt.
Still wart‘ ich ab die schöne Zeit,
wo auch mein Herze hüpft vor Freud.
Dann lauf ich froh um Baum und Strauch
und spiel‘ mit meiner Freundin auch.
Ich spiele Ball und and’res mehr
und kümm’re mich ums Bett nicht sehr.
Der gute Hirte
Der gute Hirte ist der Herr.
Er sorget für die Schäflein sehr,
führt sie zum frischen Wasser hin
und weidet sie mit frohem Sinn.
Weicht ein Schäflein vom Wege ab,
nimmt er alsdann den Hirtenstab
und holt’s zurück mit großer Freud‘.
Das Schäflein ist voll Dankbarkeit.
Und wenn ich ging‘ in finst’rer Nacht
in einen Wald, wo keiner wacht‘,
so fürchte ich niemals Unglück,
Gott führt mich wieder heil zurück.
Im Töchterheim
Wie schön doch Eberswalde ist!
Ich kann es nicht beschreiben,
die Pension Teg’ler, wie ihr wisst,
mag ich besonders leiden.
Die Zimmer sind nett eingericht‘,
die Zeit, die ist desgleichen,
und jede Bitt‘ verweigert nicht.
Die Ordnung darf nicht weichen.
Nachmittags ist man gleich bereit
zum schönen Wald zu gehen,
wenn’s eben auch erst hat geschneit
und, wenn die Winde wehen.
Da weicht man nun vom Wege ab
und schneeballt sich im Winter,
läuft manchmal langsam, manchmal trapp,
so wie die rechten Kinder.
Dann vom Spaziergang heimgekehrt,
geht’s an die Schularbeiten.
Die Arbeit bis zum Abend währt.
’Ne Lehrerin tut’s leiten.
Obst gibt es in der Woch‘ zweimal.
Das ist ’ne wahre Freude!
Ist erst die Obstfrau wieder da,
dann laufen alle Leute.
Sonnenuntergang
Die Sonne am Abend, wie hab ich sie gern,
viel schöner und goldener als ein Stern!
Sie bescheint so rosig die Erd‘ nochmal.
Sie sendet den letzten Gruß in das Tal.
In seliger Ruhe sinkt sie hinab
und schickt dann dem Monde den
Herrscherstab.
Jetzt sieht man ’nen goldenen Igel nur.
Langsam verschwindet auch der ohne Spur.
Nur fröhlich und heiter bin ich gestimmt,
wenn die Sonne am Abend Abschied nimmt.
Nun, sag‘ an, wer gab uns denn solche Pracht?
O, alles dies hat uns nur Gott gebracht!
Wenn ich ein Vöglein wär‘
Wenn ich ein Vöglein wär‘,
flög‘ ich zum Bruder hin,
säh‘ über’m Kriegesheer,
wie’s ihm erging.
Ich nähm‘ ein Brieflein mit
und Schokolad‘ gäb‘ ich.
Würf’s ihm in seine Hütt‘
und freute mich.
So ging‘ es jede Woch‘
mit immer größ’rer Lieb‘.
Ich flög‘ auch in sein Loch,
wo lang ich blieb.
Der Krieger und wir
Wir haben’s gut im sich’ren Heim
in guter Kleidung warm und rein,
am warmen Ofen, in dem Bett,
im großen Zimmer hell und nett.
Die tapfer’n Krieger haben’s schwer.
Sie frieren in den Gräben sehr
und kämpfen noch für’s Vaterland,
sind gleich dabei mit Herz und Hand.
Drum woll’n wir danken unser’m Gott,
dass er uns schirmt vor gleicher Not
und bitten ihn, weil er uns liebt,
dass er den Tapfer’n Nahrung gibt.
Zufriedenheit
Gib dich zufrieden mit deinem Brot,
du leidest durchaus keine Not.
Hast warme Betten, warme Stub‘,
hast täglich Brot und alles Gut!
Leb‘ immer in Zufriedenheit,
sei fröhlich stets und ohne Neid!
Denk‘ dran, wie Jesus war so froh,
in seiner Kripp‘ auf Heu und Stroh.
Er lag auf einem Laken nur,
von Murren war doch keine Spur.
Drum lass‘ dich lehren jederzeit
und lebe in Zufriedenheit!
Gottvertrauen
Wenn dich die schwerste Not bedrückt
und die Verzweiflung nahe rückt,
sei unverzagt, auf den Herrn musst du bauen,
hab‘ immer Gottvertrauen!
Wenn du im tiefsten Unglück bist,
dein Liebstes dir gestorben ist,
nur unverzagt, nach oben musst du schauen,
leb‘ stets im Gottvertrauen!
Wenn dir nur alles misslingt
und dir gleich sehr viel Ärger bringt,
verzage nicht, auf den Herrn musst du trauen,
nur immer Gottvertrauen!
Barmherzigkeit
Erbarmt euch armer Vöglein Not!
Dort liegt ein Finklein, es ist tot.
Die Vöglein frieren zum Erbarmen,
die vorher lustig war’n, die armen.
Die Tierchen frieren, hungern sehr,
sie finden keine Nahrung mehr.
Wenn nicht barmherz’ge Menschen kommen
und füttern, wär’n sie umgekommen.
Denn Mitleid dankt ein armes Tier.
Im Frühjahr singt es uns dafür
recht schöne Lieder gleich voll Freud.
Da zeigt es uns die Dankbarkeit.
Friedfertigkeit
Den Krieg mag keiner leiden.
Den Fried’n liebt jedes Tier,
und welcher von den beiden
währt wohl am längsten hier?
Mancher verträgt sich leider
mit keinem auf der Welt.
Der Krieg ging‘ ewig weiter,
käm‘ nicht ein Friedensheld.
Der bringt sie auseinander.
Die Zwietracht schlichtet er,
so dass sie bald einander
in Frieden geh’n einher.
Dem Friedfert’gen sein’m Mittel
gegen Zwietracht der Welt,
dem gibt man gern den Titel:
das ist ein Friedensheld.
Nauke
Verschneit war’n Bäume, Busch und Steg.
Ein kleines Spätzlein saß am Weg.
’S hungerte und fror jämmerlich,
der Spatz, der sonst so aufdringlich.
Ein kleiner Junge kam daher.
Er sah den Spatz und freut‘ sich sehr,
sprach mit ihm fröhlich, nahm ihn auf
und lief nach Haus im schnellsten Lauf.
Sein Schwesterchen, das hatte heut
Geburtstag. Wie groß war die Freud‘,
als nun der Junge kam herein
mit seinem Spatz, der konnt‘ sich freu’n.
„Dir zum Geschenke bring ich ihn!"
So sprach der Bub und setzt‘ ihn hin.
„Ist er nicht hübsch, wie heißt er bloß?"
Ach, Nauke!" Und nahm ihn zum Schoß.
Dem Buben, den man Paulchen nennt,
blieb Nauke treu bis an sein End‘.
Doch eh‘ sich’s Paulchen noch versah,
war’s liebe Spätzchen nicht mehr da.
Drei Tage suchte man nach ihm.
Spatz Nauke schon verloren schien.
Als eine Woch‘ vergangen war,
da kam mal eine Spatzenschar.
Die Spatzen hüpften frisch und flink,
darunter war ein Sonderling.
Das fiel gleich Paulchens Vater auf.
Er ging zu ihm und lockte auch.
Das Spätzlein folgte ihm sofort
und kehrte sich nicht nach dem Ort,
wo es noch vorher saß allein.
Es wollte jetzt bei Paulchen sein.
Das Paulchen freute sich nun sehr,
dass er nicht brauchte suchen mehr.
Doch wie groß war der Schmerz erst da,
als er den Liebling sterben sah.
Als Paul wieder zur Schule ging,
dreht‘ er sich einmal um noch flink.
Spatz Nauke wollte mit ihm geh’n.
Paulchen zertrat ihn aus Verseh’n.
Ein Wehgeschrei kam noch heraus,
mit seinem Nauke war es aus.
So traurig war nun Naukes Schluss
und Paulchen weinte vor Verdruss.
Die Ostereier
Hurra, heut ist ja Ostern wieder!
Bald geht’s zum Garten frisch und bieder.
Der Osterhase ist beim Legen.
Er läuft umher auf Weg und Stegen.
Jetzt ist er fertig! Nun hinunter!
Nur immer suchen frisch und munter.
Wer dann die meisten hat genommen,
der muss ein Ei zum Lohn bekommen.
Ich hab schon eins, es ist hellbraun!
Man muss in alle Ecken schau’n.
„Wie schade, ich hab eins zertreten",
so hört man einen Jungen reden.
Sind alle da von den Verstecken,
so kann gleich der den Finger recken,
der da die meisten hat gefunden,
der lässt sich dann ein Ei mehr munden.
Der Ostertraum
Ich hatte einen Ostertraum.
Der war so schön, man glaubt‘ es kaum.
Oft wurden Reigen aufgeführt,
wobei ich mich meist auch gerührt.
Des Morgens, mittags war ich bei
mit Ostersträußen mancherlei.
Zum Kaffee durft‘ ich nur zuseh’n.
Es sollt‘ noch auf die Reise geh’n.
Dort kam ein großer Osterzug.
Und als ich davon hatt‘ genug,
musst‘ man drei Treppen noch hinauf,
belegt mit Moos und Osterstrauch.
Es lag auch hin und wieder da
ein Osterei, das bunt aussah.
Als nun der Osterzug war aus,
ging es gleich wieder froh nach Haus.
Da kam schon meine Freundin auch,
mit der spielt‘ ich in Busch und Strauch.
In ’ner Kammer war aufbewahrt
Kalender, Schachteln aller Art.
Ich nahm Kalender, Taschenblock
und steckte sie in meinen Rock.
Nun gab es Abendbrot auch gleich.
Und dann ging ich ins Bettchen weich.
Dort saß ich aufrecht und nahm vor
manch Büchlein, was ich sonst verlor.
Ich legt‘ eins nach dem andern weg
und sah nach einem schwarzen Fleck.
Bald pfeift‘ es dort ganz rein und hell,
da packte mich die Angst sehr schnell.
Ich betete gleich leis‘ und sacht‘.
Dann war ich auch schon aufgewacht.
Das Pfeifen, was ich hörte noch,
das war gewiss ein Wecker doch.
Denn es war grad‘ zum Aufsteh’n Zeit.
Im Traum war ich zum Schlaf bereit.
Frühlingsjubel
Nur lustig und heiter im Sonnenschein.
Die Sonne, die lacht ja so fröhlich drein.
Die Vögel singen auf dem Busch
und das Kaninchen läuft: husch, husch.
Manch Schmetterling tanzt jetzt den
Ringelreih’n.
Die Blume, sie wiegt sich im Sonnenschein.
Die Wiesen werden grün und frisch.
Durch’s klare Wasser huscht der Fisch.
Drum wollen wir tanzen und fröhlich sein,
woll’n spielen nur immer draußen im Frei’n
und wollen gleich den Vögeln auch
stets jubeln nur durch Busch und Strauch.
Der Frühling kommt
Wie herrlich ist doch die Natur,
wenn grünt und blühet Wald und Flur.
Die Blumen und die Bäume blüh’n.
Die Wiesen werden frisch und grün.
Die Vögel hüpfen froh herum,
die Bien‘ sucht Honig mit Gebrumm.
Den Reigen tanzt der Schmetterling,
die Kinder spielen froh und flink.
Wie schön ist’s, das mit anzuseh’n!
Man möchte bald vor Freud vergeh’n,
wenn man mit ansieht diese Lust;
man singt selbst mit aus voller Brust.
Abschied
Leb‘ wohl, leb‘ wohl, lieb Vaterhaus!
Ich muss zur fernen Stadt hinaus.
Dort bleib ich bis zur Ferienzeit,
dann kehr‘ ich wieder voller Freud‘.
Dann gibt es Jubel ohne Maß,
da weint man sich kein Auge nass.
Lebt wohl, lebt wohl, bleibt nur vergnügt!
Die Ferienzeit uns nahe liegt.
Dann können wir zusammen sein,
uns freuen in dem Sonnenschein.
Lebt wohl, lebt wohl, jetzt muss ich fort.
Auf Wiederseh’n am selben Ort.
Auf Fittichen des Frühlings
Wie friedlich kann man ruhen,
wie sanft schläft man bald ein
dort unter grünen Sträuchern
im Moos, draußen im Frei’n.
Die Luft ist ganz durchzogen
von süßem Blütenduft;
die bunten Vögel singen,
wie klingt es durch die Luft.
Wie ruhig kannst du schlafen,
wenn du dort ruhest aus.
Die lieben Vögel singen
dich ein, ‘s ist wie zu Haus.
Und dieser holde Frühling
sei dir o Schöpfer Dank,
die Sträucher und die Blumen,
der lieben Vögel Sang!
Die Freude auf Pfingsten im Töchterheim
Wie freu‘ ich mich auf Pfingsten doch!
Es sind ja nur sechs Tage noch.
Dann reis‘ ich ab, hinaus, hinaus
mit meinem Bruder: Nur nach Haus.
Dann geh‘ ich in den Garten gleich
und seh‘ mich um im Gartenreich.
Der Flieder und die Bäume blüh’n
und alle Sträucher sind schon grün.
Da springe ich mit Jubel auf,
zu meiner Freundin geht der Lauf.
Mit der spiel‘ ich voll Heiterkeit.
Nach Haus, nach Haus, o, welche Freud‘!
Das dumme Zwerglein
Ein Zwerglein wollte Gärtner sein.
Es holte sich ’ne Säge fein,
kletterte auf ’nen Baum behend‘
und saß bald an dem äußern‘ End‘
vom dicken Zweig, der trocken schien.
Er bog sich nach dem Baume hin
und sägte kräftig immerzu.
Doch krach, da brach der Zweig im Nu.
Das Zweiglein samt dem Zwerge fiel.
Von Jammer gab’s am Baume viel.
Das Zwerglein weinte jämmerlich.
Weshalb dünkst du so schlau schon dich
und willst mit ein’mal Gärtner sein?
Das merke dir, mein Zwergelein.
Das Landkind
Weil ich im Land geboren bin,
drum stets zum Lande zieht’s mich hin,
zur schönen, freien Gotteswelt,
in Wies‘ und Wald, ins freie Feld.
Ich bin ein Kind vom Lande.
Im dunst’gen Staube Tag für Tag,
in dem Getöse und Gekrach‘,
im Städtlein möchte‘ ich nimmer sein.
Ich schone die Gesundheit fein.
Ich bin ein Kind vom Lande.
Und unser Garten ist so groß,
von Vöglein voll und Obst, famos.
Da möcht‘ ich nicht im Städtlein sein;
Zahlt‘ für die Tüt‘ 10 Pfennig ein.
Ich bin ein Kind vom Lande.
Ich setz‘ mich in den Garten hin
und esse Obst mit frohem Sinn.
Ich zähle nicht das Obst mir ab
und rechne alle Tage knapp.
Ich bin ein Kind vom Lande.
Ich will nicht in der Großstadt sein.
Ich will mich an dem Obst erfreu’n.
Wohnt ihr, wo es euch dünket recht,
mir ist die Stadt doch viel zu schlecht.
Ich bin ein Kind vom Lande.
Abschied
am Abend vor der Erholungsreise zum Harz
Auf Wiederseh’n!
Lass‘ dir’s gut geh’n.
Nach dem Harze schön
sollst du jetzt mal geh’n.
Und erhol‘ dich gut,
dass mit frohem Mut
du die Arbeit kannst begrüßen.
Jetzt tu nur die Augen schließen
Und schlaf ohne Sorgen,
dass du früh am Morgen
kannst von deiner Heimat scheiden.
Lebe glücklich und in Freuden!
Tapferkeit und Gottvertrauen
Nur immer schlagt drauf los!
Bis jetzt ging es famos.
Wenn wir uns in Not befanden,
hat uns Gott stets beigestanden.
In der Not
hilft uns Gott.
Nur immer tapfer drein!
Wir müssen Sieger sein.
Russland muss schon eingestehen,
dass es wird ans Ende gehen.
’Nen Feind groß
werd’n wir los.
Dann geht’s nach Frankreich ’rein!
Das wird schon müde sein.
Wenn wir Frankreich erst besiegen,
müssen wir auch England kriegen
über See
in der Näh‘.
Italien, dieser Schuh,
das sieht schon immerzu,
wie wir siegreich vorgegangen
und ist lange schon in Bangen.
Bald ist dies
Frieden schließt.
Der Schützer ist nur Gott.
Er hilft uns in der Not,
löst die Fesseln von dem Kriege
und gibt viele reiche Siege
unser’m Heer
immer mehr.
Wie danken alle wir,
o reicher Schöpfer dir,
dass du uns so beigestanden,
wenn wir uns in Not befanden.
Dir sei Ehr‘
immer mehr!
Aufmunterung
den Soldaten im Schützengraben
Wir lauern im Graben Tag und Nacht.
Wir halten für’s Vaterland heilige Wacht.
Es regnet in unsere Gräben hinein,
’s wird schmutzig und nass in den Zimmerlein.
Da soll man noch fröhlichen Herzens sein?
Der Nebel verhindert das Sehen zum Feind.
Die Sonne knapp durch die Wolken scheint.
Wir sind kalt und steif und schlafen bald ein.
Ganz trostlos und traurig schaut jeder darein.
Da soll man noch fröhlichen Herzens sein?
Die Feldpost kommt und bringt viel Liebe mit.
Ein jeder geht hin, doch mit schwerfäll’gen
Schritt.
Und jeder erhält seine Gabe klein.
Ich kriege zur Freud‘ ein Paketelein.
Wer wird da noch traurigen Herzens sein?
In munterem Trapp kehrt ein jeder zurück,
in der Hand seine Gabe, im Herzen welch
Glück.
Ich packe gleich aus mein Paketelein:
Ein Brief, Schokolade, Zigaretten klein.
Wer wird da noch traurigen Herzens sein?
Der Brief ist von Liebe so voll, ja so voll.
Wie wird mir im Herzen so warm und so wohl!
Gleich geht es zum Kameraden hinein.
Sofort raucht man fröhlich Zigarren fein.
Wer wird da noch traurigen Herzens sein?
Da wird man so tapfer, der Mut ist erneut.
Die Augen geh’n einem bald über vor Freud.
Man stimmt an das Lied mit dem Kehrreim so
schön:
In der Heimat, in der Heimat, da gibt’s ein
Wiederseh’n!
Lemberg gefallen (Sommer)
Morgen gibt’s sicher frei: Lemberg gefallen!
„Fahnen ’raus! Fahnen ’raus!"
hört man’s erschallen.
Russland zu Ende geht; bald ist’s vorbei.
„Fahnen ’raus! Fahnen ’raus!"
morgen gibt’s frei!
Der Fuchs
Fuchs. Du bist ein böser Dieb,
darum hat dich niemand lieb.
Wo du etwas kannst ergreifen,
musst du es zur Wohnung schleifen.
Sei’s ein Huhn, sei’s eine Taube.
Überall gehst du zu Raube.
Fuchs, du bist ein schlaues Tier,
Hinterlist und Raubbegier
das sind deine Eigenschaften.
Wenn man dich nur könnt‘ verhaften,
mit dem Fell zum Markte laufen,
gegen teures Geld verkaufen.
Da, wo man es gar nicht glaubt,
geht er hin und stielt und raubt
und trägt dann zu seinen Jungen
das, was fett und wohl gelungen.
Dort herrscht dann gewalt’ge Freude.
Morgen ist es so wie heute.
Weihnachtsfreude im Schützengraben
Heute ist ja Weihnacht wieder!
Schnee bedeckt das weite Feld.
Schnell gesungen frohe Lieder,
dass das Herz sich erst erhellt.
Lasst uns hol’n ein Tannenbäumchen!
’S wird gestellt auf dieses Brett
hier in unserm kleinen Räumchen.
Lichter werden draufgesetzt.
Nehmt Streichhölzer aus der Tasche,
zündet an die Lichter schnell!
Ich hol ’s Liederbuch schon rasche
und Gesang gibt’s auf der Stell‘.
Brauch die Feldpost noch nicht warten?
O, da kommt sie ja auch schon!
Schnell geholt Paket‘ und Karten
von der Mutter an den Sohn!
Neun Pakete, Kameraden!
Und der Briefe Zahl ist drei:
O, wer könnte das schon raten?
Da wird’s geben allerlei.
Jeder macht erst auf die Sachen,
drei Pakete und ’nen Brief.
O, wie wird man Augen machen,
wenn man erst den Inhalt sieht!
Jetzt wird jedermann einstimmen
in ’nen fröhlichen Gesang,
dass es bis zum Feind tut klingen.
Dir Gott, sei auf ewig Dank!
Weihnacht
Die Hirten im Feld ihre Herden bewachen.
Tief dunkel ist’s draußen,
kein Plaudern, kein Lachen
hört man ertönen. Sanft ist die Ruh‘.
Den Hirten bald fallen die Augen zu.
Kein Vogel noch singt. Nichts rührt sich mehr.
Wie tot ist die Erde, die Ebene leer.
Die Sterne nur leuchten am Himmelszelt
und der Mond besieht sich die ruhige Welt.
Da plötzlich, wie hell ist’s!
Was blendet die Leute?
Erschreckt seh’n sie auf.
Ist’s Leid oder Freude?
In sanftem und lieblichem Ton
spricht da ein Engel, ein Starker schon:
„Freut euch ihr Hirten allzumal!
Ein Kind ist geboren in einem Stall
zu Bethlehem. ’S ist Jesus Christ,
auf den ihr hoffet zu jeder Frist!"
Lieblich Gesang man jetzt hört
schon von weitem.
Ein Engelgesang ist’s und himmlisches Läuten.
Und sieh‘, eine Wolke geht auf
und Scharen von Engeln kommen zu Hauf‘.
Die Hirten gehen zur Krippe hin
und loben Gott mit dankbarem Sinn.
Der Engelchor, wie lieblich singt er:
„Gott in der Höhe sei Lob, Preis und Ehr!"
___________1916_______________
Neujahr
Das Jahr ist nun verflossen,
von Krieg und Fehde voll.
Viel Blut ist schon vergossen,
doch nur zu unser’m Wohl.
Ein Feind ist schon erschlagen
in einem Kriegesjahr.
Der Serben Reste jagen
der Deutschen starke Schar.
Ein Jahr ist im Beginnen
mitten im Schlachtgebraus.
O, möchte Gott es sinnen,
dass bald der Krieg sei aus!
Nach Hause
Nach Hause, nach Hause!
Das ist mein erstes Wort.
In jeder frohen Pause
denk ich: „Wie schön ist’s dort!"
Zu Hause, zu Hause,
das ist mein liebster Ort.
Da sitz ich beim Obstschmause
und kann auch gar nicht fort.
Mein Herz tut pochen,
wann es wird so weit sein.
Es sind nur noch acht Wochen.
Wie herrlich, ach, wie fein.
Ich kann’s gar nicht fassen,
dass es schon ist so weit.
Ich bin zu ausgelassen
und hopse hoch vor Freud‘!
Nach der Heimat
Nach der Heimat komm ich balde.
Es ist gar nicht lang mehr hin.
Geh‘ ich durch den schönen Walde,
und ich denk‘ mit frohem Sinn:
Sei gegrüßt in weiter Ferne!
Teure Heimat sei gegrüßt!
Und ich ziehe fröhlich weiter
durch den feierlichen Wald,
und dann frohen Muts und heiter
sing ich, dass es laut erschallt:
Sei gegrüßt in weiter Ferne!
Teure Heimat sei gegrüßt!
In dem vollen Glanz der Sonne
da erblick‘ ich unser Land.
Jauchzend ruf ich voller Wonne
unserm Dörfchen