Online-Lehre mit System: Wie man in der digitalen Lehre passgenaue Lernimpulse setzt und neue Lernerfahrungen ermöglicht
Von Martina Eckert
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Über dieses E-Book
- welche Lernschritte vollzogen werden müssen, damit Studierende Wissen erwerben und den Lerntransfer leisten können,
- welche unterschiedlichen Lernbedürfnisse und Lernstile Studierende haben und wie man diese motivierend bedient,
- wie man Lehrmaterialien und Instruktionen am besten gestaltet, um als Lehrende/r eine möglichst nachhaltige und ganzheitliche Lernerfahrung zu initiieren,
- welche Entlastungen sich mittelfristig in der Lehre durch Teil-Automatisierung in digitalen Lehrformen ergeben.
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Buchvorschau
Online-Lehre mit System - Martina Eckert
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
M. EckertOnline-Lehre mit Systemessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-32670-8_1
1. Einleitung
Martina Eckert¹
(1)
Institut ViWa, Witten, Deutschland
Martina Eckert
Email: prof.eckert@gmx.de
Der Sozialpsychologe Harald Welzer verglich im Frühsommer 2020 in seinen Interviews die Corona-Zeit mit einer gigantischen Versuchsanordnung [3]: Menschen fanden sich plötzlich veränderten Bedingungen ausgesetzt, auf die sie mit verfügbaren, zuweilen begrenzten Ressourcen reagieren mussten. Im Hochschulbereich bedeutet dies: Studierende mussten ausschließlich aus der Distanz unter Verwendung digitaler Instrumente motiviert, im Lernprozess begleitet, mit neuen Lerninhalten versorgt und ihre Leistung beurteilt werden. Erfahrungen im Umgang mit digitalen Tools und Lernplattformen erleichterten die unerwartete Radikalumstellung. Wer in der Lage war, akzeleriert zu lernen und mutig Neues auszuprobieren, war klar im Vorteil.
Weil nicht alle präsenzbezogenen Lehrgewohnheiten ohne Weiteres auf die Online-Lehre übertragbar sind, kann es im Rahmen solcher didaktischen Umbrüche zu zusätzlichen Belastungen und Lerneinbußen kommen. Ob Pläne am Ende aufgehen, lässt sich ohne persönlichen Kontakt im Vermittlungsprozess noch schwerer feststellen als in der Präsenzlehre. Das Risiko steigt, Lernende im Lernprozess zu verlieren, ohne es zu bemerken.
Bei der Umstellung auf Online-Lehre, kann man leicht der Illusion erliegen, es ginge vorrangig um das Beherrschen neuer Techniken. Ohne Frage, wer bisher vorhandene Plattformen überwiegend als Ablageordner genutzt oder Materialien ausschließlich via E-Mail verschickt hat, hat seit Corona einiges aufzuholen. Workshops und Tutorials vermitteln, wie man Videokonferenzen einrichtet, Umfragen auf einer Lernplattform generiert oder eigene Lehrfilme und Quizzen und Screencasts erstellt. Alle diese Aktivitäten sind richtig und nützlich. Die Konzentration auf technische und methodische Lösungen verschleiert jedoch, dass es bei der Online-Lehre – wie in jedem anderen didaktischen Kontext – erst an zweiter Stelle um das WIE geht.
An erster Stelle steht das WIESO, dann erst das WOMIT. Lerninhalte können medial und digital modern aufbereitet sein und doch das Lehrziel komplett verfehlen. Wird Informationen zwar ansprechend präsentiert, Wissen jedoch nicht adäquat vertieft, bleibt oft weniger hängen als gedacht.
Auch bei der Online-Lehre steht die Klärung, welche Lernimpulse- und Lerninhalte punktgenau Sinn machen, am Anfang jeder Lehrplanung. Es werden brauchbare Kriterien benötigt. Früher hätte man das Vorgehen lehrzielorientierte Unterrichtsplanung genannt. Warum diese bei der Online-Lehrplanung facettenreicher und vorausschauender ausfallen muss als in der Präsenzlehre, wird später noch ausgeführt. Eines sei bereits vorausgestellt: Bei der Planung und Gestaltung von Online-Lehre müssen stärker als in der Präsenzlehre Lernprozesse antizipiert und Lernschleifen eingeplant werden.
Übersicht
Der Lernzyklus von David Kolb [8, 7] wird im Rahmen dieses Essentials als Orientierungsrahmen vorgestellt. Er eignet sich, wie zahlreiche Studien belegen [11], ausgezeichnet für die Hochschullehre. Es wird erörtert, wie sich vor dem Hintergrund des Kolbschen Modells Lehr- und Lernmethoden sinnvoll kombinieren und gestalten lassen.
NutzerInnen müssen nicht zu den Könner*innen beim Blended Learning oder in der Online-Lehre gehören. Viele lernpsychologisch sinnvolle Prozesse lassen sich sogar mit konventionellen, leicht adaptierten Methoden und Medien aus der Präsenzlehre bewältigen. Der große Vorteil digitaler Instrumente ist jedoch, dass sich schwerfällige oder aufwendige Lehrschritte und Feedbackprozesse mit ihnen gut verschlanken lassen. Was in Präsenz nur synchron funktioniert, lässt sich z. B. durch Online-Tools zeitlich entzerren, genau terminieren und personalisieren, sodass für die/den Lehrende/n andere Freiräume entstehen.
Ziel des Essentials ist es, zu erkennen, welcher Lernzugang sich am besten im Lernprozess eignet. Lehrende sollen außerdem in die Lage versetzt werden, das eigene digital-didaktische Repertoire schrittweise zu erweitern.
Ein konzeptgeleitetes Vorgehen mindert das Risiko, sich im Dschungel der zahlreichen Angebote und Empfehlungen zu verzetteln oder in einen ineffizienten Trial-und-Error-Modus zu verfallen. Niemand kann aus den hunderten von Lern-Apps, Informations- und Medien-Pools zielsicher die richtigen auswählen und versiert anwenden. Vermieden werden soll was Mark Twain meinte als er sagte: „Nachdem wir das Ziel endgültig aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen".
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