Lehre.Lernen.Digital: Jahrgang 1, 2020 Ausgabe 1
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Über dieses E-Book
Die Digitalisierung hat längst Einzug in die Seminarräume sowie Lehr- und Hörsäle der Bildungseinrichtungen gehalten. Zugegeben fehlt es vielerorts nicht nur an den technischen Voraussetzungen, sondern nach wie vor sind Fragen zu Lehrdeputaten, mediendidaktischen Beratungsangeboten und strategischen Verankerungen nicht oder nur unzureichend beantwortet.
Die größten Hemmnisse für die Etablierung lehr-und lernbegünstigender digitaler Settings tragen jedoch noch die Lehrenden selbst in sich. Sie müssen sich in ihrem Berufsleben täglich den Herausforderungen der Digitalisierung stellen, ganz unabhängig davon, in welchem Bildungszweig sie tätig sind und welche Unterstützung sie dabei erfahren.
Insbesondere die Heraus- und Weiterbildung für das gesamte Leben so wichtiger digitaler Kompetenzen und insbesondere für die Lehre relevanter Medienkompetenzen braucht das integrative Zusammenspiel von Wissenschaft und Praxis und einen Raum bzw. ein Medium, in dem ein Austausch und Diskurs möglich sind.
»Lehre. Lernen. Digital!« ist eine unabhängige und interdisziplinäre Zeitschrift insbesondere für digitale Mediendidaktik.
Sie erscheint halbjährlich in gedruckter, aber auch digitaler Form. In ihr kommen Autorinnen und Autoren aus der Wissenschaft und Praxis fachlich übergreifend zu Wort.
Die Fachbeiträge in der Zeitschrift sollen Neugierde wecken, zum Nachdenken, Nachahmen und zu fachlichen Diskursen anregen.
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Rezensionen für Lehre.Lernen.Digital
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Buchvorschau
Lehre.Lernen.Digital - Verlag für Polizeiwissenschaft
Ansprachen der Beiratsmitglieder
Flexibilisierung von Studium und Lehre – auch im öffentlichen Dienst!
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die Nutzung digitaler Medien ist aus unserem Leben und auch aus der Lehre nicht mehr wegzudenken, ob wir das gut finden oder nicht. Junge Menschen wachsen schneller in dieses Thema hinein, als wir als Bildungseinrichtungen oft folgen können. Die Herausforderungen sind aber eben keine Generationenfrage, sie betreffen uns alle gleichermaßen. Eins ist dabei auch klar: Nur weil etwas digital ist, ist es noch nicht automatisch besser. Wichtig ist dabei ein gesundes und gemeinsames Verständnis von digitaler Lehre, das leider häufig noch sehr unterschiedlich ist und den Reichtum an Möglichkeiten manchmal verkennt. Denn das Spektrum der Szenarien digitaler Lehre beginnt bei Präsenzveranstaltungen, die durch den Einsatz digitaler Medien und Werkzeuge interaktiver gestaltet werden können; es geht über die Anreicherung der Veranstaltungen mit digitalen Inhalten und Materialen hin bis zur Entwicklung von Blended-Learning-Szenarien und kann letztendlich zu einzelnen vollvirtuellen Lehrveranstaltungen führen.
Zunehmend mehr und mehr Lehrende nutzen die vielfältigen Möglichkeiten bereits und viele Hochschulen haben das vorhandene Potenzial dieser Entwicklung bereits vor einigen Jahren mit E-Learning-Strategien aufgegriffen, die sie nun zu ganzheitlichen Strategien zur Digitalisierung in Studium und Lehre weiterentwickeln. Sinnvoll umsetzen lassen sich solche Strategien besser in Kooperation mit anderen Behörden und Bildungseinrichtungen. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass die vielfältigen Facetten des organisationsinternen und -übergreifenden Kooperierens seit Jahren kontinuierlich an Bedeutung gewinnen. Beflügelt wird dieser Trend ja gerade durch die Möglichkeiten der Digitalisierung und die damit verbundenen vielfältigeren Formen der Zusammenarbeit. Zugleich stellt dies aber besondere Anforderungen an die beteiligten Menschen und Organisationen. Deshalb freue ich mich persönlich sehr über die Zeitschrift „Lehre. Lernen. Digital.", die nicht nur mit ihrem Titel am Puls der Zeit ist.
Ihr
Björn Gutzeit
Rektor der HfPV
Die digitale Lehre als Chance und als Gewinn
Liebe Leserinnen und Leser,
der Wandel ist nicht zu leugnen: Die digitale Lehre gewinnt seit Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung. Es werden nicht nur kreideverstaubte Overheadprojektoren gegen Beamer eingetauscht, es verändert sich auch die Vorbereitung der Lehre und das Lernen selbst.
Die digitale Lehre bedeutet, dass Lehren und Lernen nicht mehr an einen Ort und eine feste Uhrzeit gebunden sein müssen. Lehrende können dezidierter auf spezielle Themen, neue Situationen oder besondere Belange eingehen – Lernende haben die Möglichkeit, schneller Auskünfte und Informationen zu bekommen und mit ihren jeweiligen „peer groups" zu interpretieren. So können für alle Studierenden bessere Lernergebnisse erzielt werden. Daneben werden so auch neue Chancen für Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen geschaffen. Dies ist ein großer Gewinn. Kurzum: Die digitale Lehre eröffnet individuelle Lernmöglichkeiten, besseren Zugang zum Studium und eine flexiblere Planung. Durch die neuen Kommunikationswege und die gewachsene Interaktion liegt ein stärkerer Fokus auf den Lernenden – so können Lernende an der Gestaltung des Lernprozesses und ihrer Lernumgebung teilnehmen und gemeinsam mit den Lehrenden Verantwortung für diese übernehmen.
Für die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin ist es wichtig, mit Hilfe der digitalen Lehre optimale Bedingungen für exzellente Lehre und Lernen zu schaffen, sei es für Studierende mit Kindern oder Nebenjob, Lehrende mit pflegebedürftigen Angehörigen oder Berufstätige, die sich im Abendstudium weiterbilden wollen. Dies verlangt zwar ein hohes Maß an Selbstdisziplin, kommt jedoch dem Bedürfnis der Studierenden nach individuellen Lernmöglichkeiten und besonders mit unserem internationalen Profil entgegen.
Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Spaß bei der Lektüre und hoffe, Sie können einige neue Aspekte rund um die Mediendidaktik erfahren!
Ihr
Prof. Dr. Andreas Zaby
Präsident der HWR Berlin
Digitale Lehre – ein »Muss« im Digitalisierungszeitalter!
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
ich stelle mir häufig die Frage, ob wir uns wirklich schon der Tatsache bewusst geworden sind, dass die digitale Lehre bereits in den nächsten Jahren unsere Bildungslandschaft – und damit meine ich wirklich alle Bildungsebenen – nachhaltig verändern wird und zwar völlig unabhängig von der Schulform.
Insofern begrüße ich die Initiative, die mit der unabhängigen Zeitschrift für das Lehren und Lernen mit digitalen Medien „Lehre. Lernen. Digital!" ins Leben gerufen wurde, ausdrücklich und gern unterstütze ich die Arbeit der Herausgeber und der Autoren im Rahmen eines Beirats. Ich bin auch zugegeben stolz darauf, dass die Fachhochschule Polizei Sachsen-Anhalt sich hier besonders engagiert und danke vor allem Frau Prof. Dr. Nolden für ihr unermüdliches persönliches Wirken.
Ich bin sehr davon überzeugt, dass die digitalen Lernstrukturen der Zukunft nicht nur herkömmliche Lehr- und Lernveranstaltungen ergänzen werden, sondern zunehmend auch einen eigenständigen Platz mit rasant anwachsenden Anteilen in unserem Bildungssystem einnehmen werden. Im Bereich der Hochschulen für den öffentlichen Dienst, respektive auch die Hochschulen und sonstigen Bildungsträger im Bereich der Polizeien der Länder und des Bundes, haben diese Chancen und die innovative Kraft, die diesem Prozess innewohnt, schon vor Jahren aufgegriffen und bis heute kontinuierlich fortgeführt. Die bisherigen Ergebnisse bestätigen diese Entwicklungsprozesse. Aus pädagogischen Inseln entwickeln sich nunmehr zunehmend pädagogische Netzwerke, die eine bisherige tradierte Lehrmethodik zwar nicht grundsätzlich in Frage stellen, aber dennoch nachhaltig verändern wollen. Ich wünsche allen Protagonisten, den Herausgebern von „Lehre. Lernen. Digital!" und vor allem natürlich unserem Autorenteam, dass Ihnen die Ideen für interessante Lehr- und Lernmodelle nicht ausgehen werden und wir noch viel von ihnen lesen können.
Ihr
Frank Knöppler
Rektor der FH Polizei Sachsen-Anhalt
Präsenz perfekt ergänzt?!
Warum das Wissen der Neurowissenschaften ein Plädoyer für digitale Medien und Blended Learning mittels Lernplattformen ist
Alexandra Hagemann¹, Hochschule für angewandtes Management in Ismaning
Der ominöse Geist des Wortes Digitalisierung hält auch in der Weiterbildung Einzug. Häufig zu Unrecht negativ bewertet, bieten sich durch die neueren Technologien unglaubliche Chancen. Sicherlich warten auch Herausforderungen. Doch didaktisch gesehen macht Weiterbildung über verschiedenste Kanäle Sinn. Wer gehirngerechte Bildung anbietet und zudem noch mit der Zeit geht, der freut sich über die zahlreichen und vielfältigen Möglichkeiten, die die sogenannten „Neue Medien" mit sich bringen. Die Vorteile liegen nicht nur auf Seiten der Rezipienten. Auch für Lehrende ergeben sich zahlreiche Situationen, in denen produzierter Content, Verzeihung, fertige Konzepte reproduziert und ohne viel Aufwand wiederverwendet werden können. Aus diesem Grund beschäftigt sich dieser Artikel mit den Chancen von Lernplattformen im digitalen Raum.
1. Hochleistungsrechner Gehirn
Das Gehirn ist eines der noch immer nicht komplett entschlüsselten Phänomene der Menschheit. In der Forschung werden verschiedenste, kaum greifbare Zahlen genannt: Der Mensch besitzt ca. 100 Milliarden Gehirnzellen. Diese wiederum haben ca. 70 - 100 Billionen Verbindungen untereinander (das ist eine 1 mit vierzehn Nullen!). Um das zu verdeutlichen, wird gerne der Vergleich herangezogen, dass wir also mehr Verbindungen in unserem Gehirn haben als unsere Milchstraße Sterne. Die Zahlen verdeutlichen die Komplexität unseres Denkapparats und sind gleichzeitig der Grund für die seit Jahren aufkommenden und immer größer werdenden Neurowissenschaften. Und auch die IT hat sich der Faszination Gehirn nicht entziehen können. Denn während auf der einen Seite die Suche nach den Funktionsweisen und Geheimnissen des menschlichen Gehirns weitergeht, beschäftigen sich sowohl Forschung als auch Wirtschaft bereits ausgiebig mit künstlicher Intelligenz. Mit Sophia gibt es bereits einen humanoiden Roboter, mit dem sich sogar die deutsche Bundeskanzlerin im Jahr 2018 unterhalten hat. Die Erforschung unseres vermeintlichen „Hochleistungsrechners" geht also kontinuierlich weiter. Zeit, sich den aktuellen Stand einmal genauer anzuschauen.
1.1 Der Aufbau von Wissen
Fest steht: Unser Wissen wird aufgebaut, es wird Stück für Stück konstruiert bzw. rekonstruiert. Vereinfacht ausgedrückt sind Informationen in einzelnen Gehirnzellen, den Neuronen, gespeichert. Ein komplexeres Bild aus mehreren Informationen entsteht, wenn verschiedenste Neuronen mittels der Übertragung von Botenstoffen „angefunkt und dann gemeinsam zu einem „Bild
zusammengefügt werden. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass jedes Neuron diverse Synapsen hat, an denen die aktiven Substanzen, beispielsweise Neurotransmitter und Hormone, übertragen werden.
Das allerdings ist nur der sachliche Ablauf. Denn nun kommt auch noch das limbische System mit ins Boot. Denn welche Neurotransmitter und Hormone ausgeschüttet werden und welche Areale des Körpers dies übernehmen, hängt von der individuellen Bewertung eines jeden einzelnen Menschen ab.
Beispiel Hundebellen: Hundeliebhaber erfreut das Gebell vielleicht und es werden positive Emotionen angesprochen. Andere wiederum bleiben neutral und Menschen, die negative Erfahrungen mit bellenden Hunden gemacht haben, bekommen vielleicht Angst, erleben einen Fluchtimpuls oder auch Schockstarre.
Der gleiche Reiz kann also in jedem Gehirn zu unterschiedlichen Reaktionen führen. Das macht allgemeingültige Aussagen und Forschung enorm schwierig.
Als gesichert gilt, dass wir Menschen unser Wissen aufbauen, erweitern, ergänzen und in dem Sinne auch überschreiben oder korrigieren können. Dazu werden einzelne Reize oder Impulse von unseren Sinnesorganen aufgenommen. Erkennt unser Unterbewusstsein eine Relevanz für uns, so wird die Information weiterverarbeitet und mit anderen verknüpft, es wird also neues Wissen aufgebaut oder auch „gelernt". Je häufiger die Verbindungen angesprochen werden, umso schneller werden sie. Dies lässt sich mit einem kleinen dünnen Trampelpfad vergleichen, der nach und nach weiter ausgebaut wird. Haben wir sehr intensive Verbindungen, entsteht nahezu eine Datenautobahn, mittels derer in kürzester Zeit die Botenstoffe übertragen werden können.
1.2 Das Gehirn, ein fauler Hund
Das Gehirn eines erwachsenen Menschen wiegt ca. 1,5 kg. Im Vergleich zum restlichen Körper verbraucht es jedoch ca. 20 % unserer Energie. Das Gehirn arbeitet offensichtlich immer wieder auf Hochtouren. Im Gegensatz zur künstlichen Intelligenz, die einmal gelernte Algorithmen speichern kann und sich dabei selbst weiterentwickelt, ähnelt unser Gehirn in diesem Punkt eher einem faulen Hund.
Sofern neu aufgenommene Informationen nicht weiter eingebettet, wiederholt oder angewendet werden, beginnt das menschliche Gehirn bereits nach 24 Stunden, die synaptische Übertragung wieder zu lösen. In diesem Fall geht das Neue verloren. Es ist nicht „gelernt" worden.
Dieses Wissen ist definitiv nicht neu für die Bildungsbranche. Es erklärt beispielsweise den Zweck von Hausaufgaben in schulischen Organisationen. Die neuen Informationen werden in der Schule vermittelt und im Gehirn beginnen sich neue Verknüpfungen zu bilden. Am Nachmittag werden die neuen Kenntnisse bei Hausaufgaben mittels Wiederholungen und Anwendungen vertieft bzw. gelernt.
Trotz des vermeintlichen Hochleistungsrechners mit unglaublichen Kapazitäten müssen wir Menschen uns also unser Wissen regelrecht erarbeiten.
Doch wie werden diese Erkenntnisse an Hochschulen und in der außerschulischen Erwachsenenbildung sowie der beruflichen Bildung umgesetzt? Was bedeutet das für die Lehre des Lehrens und Lernens, also die Didaktik? Und wie können wir das Wissen mit digitalen Medien kombinieren?
2. Der große Wandel in der Didaktik
Der Lehre der Erwachsenenbildung liegen immer wieder die gleichen Fragen zu Grunde. Wenn die Organisationsform (Hochschule, Berufsbildung etc.) geklärt ist, werden die Zielgruppe sowie das Lernziel benannt. Ist dies klar, können die Lerninhalte in Kombination mit dem Verwendungszweck definiert werden. Haben Lehrende diese vier Punkte für sich geklärt, so geht es an die Umsetzung. Es gilt also, basierend auf Zweck und Inhalt, sowohl den richtigen Lernort auszuwählen als auch die geeigneten Methoden. Vermutlich ist diese Schablone für die Weiterbildung seit Jahrzehnten gleich. Verändert haben sich jedoch