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Überdosis. Ostfriesenkrimi
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eBook189 Seiten2 Stunden

Überdosis. Ostfriesenkrimi

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Über dieses E-Book

Fenja Kuiper liegt leblos auf ihrem Sofa. Zwei leere Weinflaschen und zahlreiche geleerte Tablettenblister deuten darauf hin, dass die Ostfriesin ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt hat. Und tatsächlich ergibt die Obduktion die Überdosis eines Medikaments als Todesursache. Hat Fenja den Unfalltod ihres Mannes vor wenigen Wochen nicht verkraftet? Die Kommissarinnen Insa Warnders und Ingeborg Hahn haben Zweifel an der Selbstmord-Theorie. Geht es in Wirklichkeit um das Erbe des wohlhabenden Paars? Ging bei Uwe Kuipers vermeintlichem Autounfall alles mit rechten Dingen zu? Und welche Rolle spielt Sofia Kuiper, die Adoptivtochter der verstorbenen Eheleute? Die Leeraner Ermittlerinnen stoßen auf ein Familiendrama, das sie nicht nur zutiefst erschüttert, sondern auch das Schlimmste befürchten lässt...

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum29. Mai 2022
ISBN9783965865594
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    Buchvorschau

    Überdosis. Ostfriesenkrimi - Susanne Ptak

    Prolog

    Leer, 15. Januar 2003

    »Mama!« Verzweifelt versuchte Justin, sich aus dem Griff des Polizeibeamten zu winden.

    »Shhhht«, machte die Frau vom Jugendamt, die seine fünfjährige Schwester Karla auf dem Arm hielt. »Alles wird gut, keine Angst.«

    Doch Justin hatte Angst; panische Angst. Erneut wehrte er sich gegen die Hände, die ihn davon abhielten, zu seiner Mutter zu gelangen.

    »Lass die Leute ihre Arbeit machen«, bemühte sich nun auch der Polizist, ihn zu beruhigen. »Du kannst ihr nicht helfen – die schon.«

    Konnten sie das? Justins Augen füllten sich mit Tränen, die er rasch wegblinzelte, während er nun innehielt und die Rettungssanitäter dabei beobachtete, wie sie versuchten, seine wie leblos auf dem Sofa liegende Mutter zu reanimieren.

    Karla begann zu weinen.

    »Wir müssen die Kinder hier wegbringen«, sagte die Frau an die Polizeibeamten gewandt. »Sie haben schon viel zu viel mitbekommen.«

    »Es ist eine Schande! Wie kann man sich nur so gehen lassen, wenn man doch zwei Kinder hat?«

    Die Polizistin, die hinter ihm stand, flüsterte das zwar ihrem Kollegen zu, dennoch hörte Justin jedes Wort. Mit aller Kraft, die ihm sein Zorn verlieh, lehnte er sich noch einmal gegen den Griff des Polizisten auf. »Sie haben doch keine Ahnung!«, stieß er hervor.

    »Jetzt ist’s aber auch mal gut, Junge!« Ärgerlich verstärkte der Beamte seinen Griff und schleppte den Zwölfjährigen aus dem Wohnzimmer, durch die Diele und schließlich zur geöff­neten Wohnungstür hinaus. »Wohin, Frau Fürst?«

    »Frau Smidts Schwester hat sich bereiterklärt, die Kinder im Notfall bei sich aufzunehmen«, antwortete die Mitarbeiterin des Jugendamtes und nannte eine Adresse.

    »Ich will da nicht hin! Ich will zu meiner Mutter!«, begehrte Justin auf.

    Karla begann zu brüllen, was durch das ganze Treppenhaus schallte.

    »Wurde auch Zeit, dass das Jugendamt hier mal eingreift!«, rief jemand aus der Etage über ihnen.

    »Deine Tante ist eine freundliche, zuverlässige Person«, unterrichtete Fiona Fürst den Jungen. »Ihr werdet es gut bei ihr haben, bis es eurer Mutter wieder besser geht.«

    Justin dachte an die leere Kornflasche, die am Nachmittag noch voll gewesen war, und die vielen Tablettenblister, die nun ohne Inhalt waren. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass es Mama jemals wieder besser gehen würde? Lebte sie überhaupt noch?

    Als er vom Fußballspielen zurückgekommen war, hatte sie zusammengesunken auf dem Sofa gesessen, während Karla auf dem Boden mit einer heruntergefallenen Medikamenten­packung spielte. Sogleich hatte er der Schwester die Packung entrissen und war dann zu seiner Mutter gestürzt. Als er weder Herzschlag noch Atmung feststellen konnte, hatte er mit zitternden Fingern die 112 gewählt. Natürlich war ihm klar gewesen, dass die Retter das Jugendamt verständigen würden, doch welche Wahl war ihm geblieben?

    Justin gab seine Gegenwehr auf, als sie das Haus verließen und zum Streifenwagen hinübergingen. Auch wenn er Tante und Onkel nicht besonders mochte – vielleicht war es tatsäch­lich besser so. Zumindest für Karla. Und wahrscheinlich würde auch für ihn selbst das Leben leichter werden, wenn er nicht mehr dafür sorgen musste, dass Essen im Haus und Karla und er stets so sauber waren, dass anderen nicht auffiel, wie sehr die Mutter sie vernachlässigte.

    Hätten sie doch nur begriffen, dass Mama krank war und sich nicht kümmern konnte. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen.

    »Setz dich in den Wagen, Justin«, forderte die Polizeibeamtin ihn auf und wies auf die Hintertür des Streifenwagens, die sie für ihn geöffnet hatte.

    Fiona Fürst stieg auf der anderen Seite ein, nachdem sie Karla in die Mitte der Rückbank gesetzt hatte.

    Die Fahrt führte hinaus aus der Leeraner Innenstadt bis ins Rheiderland, wo Tante Fenja und Onkel Uwe ein, wie Justin zu sagen pflegte, angeberisches Haus besaßen.

    Offenbar hatte die Mitarbeiterin des Jugendamtes die beiden schon benachrichtigt, denn sie erwarteten die Kinder und Fiona Fürst vor dem Haus. Das schwache Licht der Außenbeleuch­tung warf Schatten in ihre Gesichter, was sie für Justin ein wenig gruselig aussehen ließ.

    »Mein süßes Baby!« Tante Fenja eilte zum Streifenwagen und ließ sich Karla von Fiona Fürst anreichen. Beschützend drückte sie das Mädchen an sich.

    Onkel Uwe kam etwas langsamer herbei. Mit den Händen in den Hosentaschen beugte er sich vor und schaute zu Justin in den Wagen. »Was ist mit dir? Keine Lust zum Aussteigen?«

    Die Polizistin stieg aus und öffnete die Tür für Justin. »Die Tür kann nicht von innen geöffnet werden«, erklärte sie.

    Justin atmete tief ein, dann kletterte er aus dem Fahrzeug. »Wir haben gar keine Sachen mitgenommen«, wandte er sich an Fiona Fürst.

    Bevor diese antworten konnte, sagte Tante Fenja: »Das ist überhaupt kein Problem. Wir werden euch einfach neu einklei­den. Ein paar Sachen habe ich schon besorgt.«

    »Bitte sehen Sie zu, dass die Kinder ein wenig Ruhe finden«, bat Fiona Fürst. »Ich komme dann morgen vorbei und wir kümmern uns um die Formalitäten.«

    »Vielen Dank, Frau Fürst«, sagte Tante Fenja. »Und Ihnen natürlich auch«, fügte sie, an die Polizeibeamten gerichtet, hinzu.

    »Na, dann lasst uns mal reingehen.« Onkel Uwe hatte sich bereits dem Haus zugewandt.

    Tante Fenja folgte, mit Karla auf dem Arm.

    Justin schaute dem davonfahrenden Streifenwagen hinterher, dann lief er Tante und Onkel nach.

    »Wollt ihr noch etwas essen?«, erkundigte sich Tante Fenja im Wohnzimmer. »Es ist zwar schon sehr spät, aber ich weiß nicht …«

    »Nein danke«, fiel Justin ihr ins Wort. »Ich möchte gerne ins Bett.«

    Karla war ohnehin so erschöpft durch die ganze Aufregung, dass ihr die Augen immer wieder zufielen.

    »Gut.« Die Tante schaute ihren Mann an. »Bringst du Justin dann in sein Zimmer? Ich kümmere mich um die Kleine.«

    »Die Kleine heißt Karla«, informierte Justin, den es schon immer geärgert hatte, dass Tante Fenja seine Schwester nie mit ihrem Namen ansprach.

    »Ein grauenhafter Name«, entgegnete Tante Fenja und Onkel Uwe nickte zustimmend. »Wir werden einen schönen neuen Namen für sie aussuchen.«

    »Wie bitte?«, fuhr Justin auf.

    »Natürlich, Karla Kuiper – das klingt doch furchtbar«, unter­stützte Onkel Uwe seine Frau.

    »Sie heißt Karla Smidt!«

    »Nicht mehr lange. Und jetzt komm mit. Ich zeig dir dein Zimmer.« Onkel Uwe machte einen Schritt in Richtung Tür.

    »Und wie werde ich heißen?«, hakte Justin nach.

    »Du wirst deinen Namen behalten. Leider bist du schon viel zu alt, um dich an einen neuen zu gewöhnen. Geh jetzt mit deinem Onkel.«

    Justin beschloss, erst einmal Ruhe zu bewahren. Morgen würde die Frau vom Jugendamt kommen. Ihr konnte er erzählen, was Tante und Onkel mit Karla vorhatten. Noch war seine Mutter nicht tot. Zumindest hoffte Justin das.

    Er folgte dem Onkel aus dem Wohnzimmer hinaus, durch den Flur und zur Kellertreppe, die versteckt hinter dem großen Spiegel im Eingangsbereich lag.

    »Mein Zimmer ist im Keller?«, hakte Justin argwöhnisch nach, als Onkel Uwe den Fuß auf die erste Stufe setzte.

    »So ist es. Und ich bin absolut sicher, dass es dir gefallen wird.«

    Justin war sich da nicht ganz so sicher, doch gab es gerade keine Alternative. So lief auch er die Treppe hinunter.

    Überraschenderweise hatte Onkel Uwe nicht übertrieben. Tatsächlich gefiel Justin das Zimmer. Es war groß, mit neuen, nicht billig wirkenden Möbeln eingerichtet, und durch die Oberlichter fiel tagsüber sicher auch genug Licht in den Raum. Im Regal standen etliche Bücher und es gab sogar einen Tischkicker. An einer Wand hing ein Poster vom HSV, Justins Lieblingsfußballverein. Zu Hause teilte er sich das winzige Zimmer mit Karla. Die wenigen Möbel, die es gab, waren alt und abgewohnt.

    »Na, was meinst du?« Onkel Uwe schaute seinen Neffen erwartungsvoll an.

    »Ist wirklich toll. Danke schön.«

    »Siehst du.« Er schlug Justin freundschaftlich auf die Schulter. »Wird schon alles werden. Jetzt schlaf dich erst mal aus. Morgen sieht die Welt wieder anders aus.«

    Justin nickte und sagte gute Nacht.

    Als er wenig später unter der Bettdecke lag, die nach Sommer duftete, war Justin nicht mehr sicher, ob er wirklich in sein altes Leben zurückwollte.

    Kapitel 1

    »Suizid«, vermutete Kriminalhauptkommissarin Ingeborg Hahn nach einem Blick auf die vorgefundene Situation. Die Leiche auf dem Sofa wirkte so, als hätte die Frau sich zu Lebzeiten dort entspannt hingelegt. Zwei leere Weinflaschen und zahlreiche geleerte Tablettenblister nebst fünf Medika­mentenverpackungen auf dem niedrigen Tisch ließen vermu­ten, dass sie ihren Tod selbst herbeigeführt hatte.

    Die Rettungssanitäter machten sich zum Aufbruch bereit. Hier hatten sie nicht mehr helfen können.

    »Denken Sie das auch?«, wandte ich mich an den Notarzt Doktor Bleeker.

    »Auf den ersten Blick könnte man davon ausgehen.«

    »Ich höre da ein in Großbuchstaben geschriebenes ABER«, behauptete ich und wies zusätzlich auf den von ihm verwende­ten Konjunktiv hin.

    »Och, Insa«, seufzte Inge. »Nicht jeder Todesfall ist ein Mord. Auch nicht in Ostfriesland.«

    Der Notarzt wandte sich ihr zu. »Dennoch würde ich eine rechtsmedizinische Untersuchung empfehlen«, riet er.

    »Warum das?«, hakte Inge nach.

    »Nun, die Tabletten …« Doktor Bleeker wies auf die leeren Blister. »Es handelt sich um ein freiverkäufliches Schlafmittel. Gut, die Menge, wenn sie denn eingenommen wurde, ist grenz­wertig und könnte durchaus in Verbindung mit eineinhalb Litern Wein zum Tode führen. Nur halte ich es für schlichtweg unmöglich, dass die Verstorbene alles schlucken konnte, ohne vor dem Erreichen der tödlichen Dosis einzuschlafen oder sich zu übergeben.«

    »Gutes Argument«, befand Inge kopfnickend, wirkte jedoch alles andere als überzeugt und schon gar nicht erfreut.

    Wir verabschiedeten uns von Notarzt und Rettungsassisten­ten, ich zückte mein Smartphone, um die Kriminaltechniker hierher zu bestellen, Inge informierte die Rechtsmedizin. In kurzer Zeit waren wir zu einem eingespielten Team geworden, das ohne viele Worte effizient handelte.

    »Okay, bis die Spusi hier ist, sollten wir uns schon mal ein wenig umsehen«, schlug Inge vor. Sie wandte sich an Polizei­oberkommissar Wilko Menninga: »Ich nehme an, es handelt sich bei der Toten um die Hausherrin?«

    Wilko nickte und wies auf ein gerahmtes Familienporträt, welches auf dem Kaminsims stand. »Fenja Kuiper, achtund­vierzig, verwitwet«, informierte er. »Tragischerweise beerdig­te sie erst letzte Woche ihren Ehemann.« Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er aus diesem Grund den Suizid für viel wahrscheinlicher hielt als einen Mord.

    »Mmmh …«, machte Inge. »Das lässt diesen Todesfall dann doch in einem ganz anderen Licht erscheinen.«

    Wilko nickte. »Sehe ich auch so.«

    »Wissen wir schon, wie der Ehemann ums Leben kam?«, fragte ich.

    »Antje recherchiert bereits«, antwortete Wilko.

    »Du denkst, er könnte auch ermordet worden sein«, vermute­te Inge richtig.

    Ich wies auf das Familienporträt. »Wir sollten mit der Tochter sprechen. Ich rufe Antje an und bitte sie, Name und Anschrift herauszufinden.«

    »Wer hat uns eigentlich verständigt?«, wollte nun Inge von Wilko wissen.

    »Die Haushaltshilfe.« Wilko winkte mit seinem Notizblock. »Die steht aber völlig unter Schock. Der Notarzt hat ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht, ich habe ihre Kontaktdaten aufgenommen und dann vom Ehemann abholen lassen. Sie war weg, kurz bevor ihr kamt. Wenn ihr mit ihr sprechen wollt, braucht ihr ohnehin einen Dolmetscher. Sie spricht kaum Deutsch.«

    »Hast du denn irgendetwas von ihr erfahren können?«, erkundigte sich Inge.

    Wilko schüttelte den Kopf. »Soweit ich sie verstanden habe, betrat sie das Haus mit dem Schlüssel, den die Kuipers ihr überließen, fand die tote Chefin und informierte ihren Mann, der dann den Notruf absetzte, weil sein Deutsch besser ist. Er hat mir das so auch noch mal bestätigt, als er seine Frau abholte.«

    Inge nickte und ich verkündete: »Ich ruf jetzt erst einmal Antje an.«

    Während ich das Handy an mein Ohr hielt, verließ Inge das Wohnzimmer, um sich im Haus umzusehen.

    »Moin Insa«, meldete sich Sekretärin Antje Wiemers gutge­launt. »Du willst wissen, was Uwe Kuiper unter die Erde gebracht hat, richtig?«

    »Das auch. Außerdem möchte ich dich bitten, die Tochter der Kuipers zu finden.«

    »Geht klar. Aber zuerst einmal zu Kuiper. Er erlag seinen Verletzungen durch einen Unfall mit Fahrerflucht.«

    »Oha!«, stieß ich hervor.

    »So ähnlich hatte ich es auch formuliert. Ich denke, wir sollten uns den Bericht dieses Unfalls einmal ganz genau anschauen. Oder glaubt ihr, dass es sich bei Frau Kuiper um Selbstmord handelt? Wilko deutete so etwas an.«

    »Tatsächlich wirkt es wie ein Suizid. Und der erst kürzlich verstorbene Gatte wäre ja auch ein perfektes Motiv. Aber der Notarzt hatte einen sehr überzeugenden Einwand bezüglich der Selbstmordtheorie. Erzähle ich dir, wenn wir wieder im Büro sind.«

    »Alles klar. Ich mache mich auf die Suche nach Tochter Kuiper. Hast du einen Vornamen für mich?«

    »Warte eben, Inge hat sich schon auf die Suche nach Hinweisen im Haus gemacht. Vielleicht hat sie ja schon etwas gefunden.«

    Ich hielt das

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