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Mord im Damianstor?: Ein Bruchsal-Krimi
Mord im Damianstor?: Ein Bruchsal-Krimi
Mord im Damianstor?: Ein Bruchsal-Krimi
eBook200 Seiten2 Stunden

Mord im Damianstor?: Ein Bruchsal-Krimi

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Über dieses E-Book

Beim Überfall auf einen Geldtransport in der Nähe von Wiesental wird einer der Fahrer ermordet. Wenige Tage später liegt ein Toter im Damianstor in Bruchsal. Die Polizei stellt schnell fest, um wen es sich handelt, aber die näheren Umstände seines gewaltsamen Todes bleiben im Dunkeln.
Haben sich die Räuber um die Beute gestritten? Kommissar Adam glaubt es nur ungern, aber tatsächlich deutet alles darauf hin, dass ein Bruchsaler für die Verbrechen verantwortlich ist …
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum12. Feb. 2018
ISBN9783897350076
Mord im Damianstor?: Ein Bruchsal-Krimi
Autor

Gabriele Albertini

Gabriele Albertini ist in Bruchsal geboren und lebte die ersten elf Jahre in Wiesental. Dann zog die Familie nach Bruchsal. Nach dem Abitur am Schönborn-Gymnasium kam sie durch das Studium ein bisschen mehr in der Welt herum, nämlich nach Heidelberg und Freiburg. In Karlsruhe blieb sie längere Zeit, bis sie im Jahre 1992 endlich wieder zurück nach Bruchsal kam. Als Lehrerin am Humboldt-Gymnasium Karlsruhe unterrichtete sie viele, viele Kinder in Latein und Englisch, manchmal sogar in Griechisch, das sie auch noch studiert hatte. Schließlich erfolgte die Pensionierung im Jahre 2007, und damit begann ein neues Leben. Jede Stadt, die etwas auf sich hält, hat heutzutage einen Regionalkrimi. Eines Tages entdeckte Gabriele Albertini, dass so etwas in Bruchsal noch fehlte. Also setzte sie sich hin und schrieb "Mord am Saalbach". Die nötige Erfahrung für diese Tätigkeit besaß sie durch die gründliche Lektüre von Kriminalromanen der verschiedensten Art über viele Jahre hinweg. Das war 2009 und seitdem hat sie noch vier weitere Bruchsal-Krimis folgen lassen: "Mord in der Huttenstraße" (2011), "Mord in der Silberhöhle" (2012), "Mord im Damianstor?" (2014) und zuletzt "Mord nach dem Schlosskonzert" (2016). Über ihre Erfahrungen als Krimi-Autorin sagt sie: "Natürlich war es nicht immer leicht.Beispielsweise wurde ich beim ersten Titel angegriffen, weil es in Bruchsal doch die `die Saalbach` heißt, so dass also `Mord an der Saalbach` richtiger wäre. Aber mit dem Dialekt ist das eine schwierige Sache. Er ist zum Sprechen da, nicht zum Schreiben, und noch weniger ist er zum Lesen geeignet. Ich schreibe daher auf Hochdeutsch und überlasse dem Leser die regionale Aussprache. Nur gelegentlich kommt ein mit dem Dialekt verbundenes Problem vor, wenn beispielsweise ein Mann einen Kosenamen für seine Frau verwendet, der für Ortsfremde wie `Meißel` klingt, worüber sie sich natürlich wundern, während ein Einheimischer den Namen richtig als `Mäuschen` versteht." Auch der Bezug zur Realität könne ein heikles Thema sein: "Ich erhielt einmal einen langen Brief mit der Anregung, ich möge doch den darin geschilderten Fall in einem Buch verarbeiten. Es handelte sich um einen Familienstreit, der freilich noch nicht das Stadium von Mord und Totschlag erreicht hatte, wenigstens nicht zu jenem Zeitpunkt. Ich lehnte höflich ab: Das war genau das, was ich nicht wollte. Keine Verbindung zu real existierenden Kriminellen!" Deshalb ist die Krimi-Handlung immer völlig frei erfunden. Der konkrete Bezug zu Bruchsal ist ihr allerdings wichtig. Sowohl der Titel als auch das Titelbild sollen unmissverständlich auf den Tatort Bruchsal hinweisen. Straßen und Plätze sind wiederzuerkennen. Auch Institutionen wie der Kunstverein Damianstor oder das Schlosskonzert kommen vor. In einer anderen Hinsicht weichen ihre Krimis dann wieder von der Wirklichkeit ab: Es gibt immer eine Lösung. Alle Fragen werden am Schluss beantwortet, der Leser klappt zufrieden das Buch zu. Im wahren Leben ist es sehr oft anders. Aber wozu hat der Mensch Phantasie?

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    Buchvorschau

    Mord im Damianstor? - Gabriele Albertini

    Mord im Damianstor

    Titel

    Gabriele Albertini

    Mord im Damianstor?

    Ein Bruchsal-Krimi

    Impressum

    Impressum

    Zur Autorin

    Der wohlklingende Nachname wurde durch Heirat erworben: Gabriele Albertini ist Bruchsalerin, sie wurde hier geboren und kam nach einigen Unterbrechungen immer wieder zurück. Viele Jahre unterrichtete sie Latein, Englisch und manchmal sogar Griechisch, doch jetzt kann sie sich als Pensionärin anderen Aufgaben widmen.

    Anmerkung:

    Die Sprache der Bruchsaler wird in diesem Buch durchgehend hochdeutsch wiedergegeben. Das bedeutet keineswegs eine Missachtung dieser Sprache, sondern erfolgte nur, weil es für Bruslerisch keine Schrift gibt. Es wird darauf hingewiesen, dass die Huttenstraße in Bruchsal eine überaus friedliche Gegend ist. Dass es hier zu allerlei gefährlichen Ereignissen kommt, findet nur in der Fantasie der Autorin statt.

    Von Gabriele Albertini ist im verlag regionalkultur auch erschienen:

    Mord am Saalbach. Ein Bruchsal-Krimi

    Mord in der Huttenstraße. Ein Bruchsal-Krimi

    Mord in der Silberhölle. Ein Bruchsal-Krimi

    Mord nach dem Schlosskonzert? Ein Bruchsal-Krimi

    Autorin: Gabriele Albertini

    Titelbild und Umschlag: Jochen Baumgärtner, vr

    Satz: Patrick Schumacher, vr

    E-Book-Erstellung: Henrik Mortensen, Alwina Schweizer vr

    EPUB: ISBN 978-3-89735-007-6

    Die Publikation ist auch als gedrucktes Buch erhältlich.

    128 S., Broschur. ISBN 978-3-89735-856-0.

    Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detailierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

    Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. Autoren noch Verlag können für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses E-Books entstehen.

    © 2018 verlag regionalkultur

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    verlag regionalkultur

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    Kapitel 1

    1

    Es war ein ganz gewöhnlicher Samstag.

    Sandra Brunner und Heike Knebel trafen sich auf dem Wochenmarkt. Sie begegneten sich zufällig vor dem Metzgerstand aus der Pfalz.

    Der Wochenmarkt hat eine besondere Bedeutung für das Einkaufen. Wenn jemand behauptet, man könne die gleichen Lebensmittel auch in einem Supermarkt bekommen, versteht er nicht, wie man den Alltag genießt. Sicher, manches ist im Supermarkt bequemer, zum Beispiel der Einkaufswagen. Vielleicht geht es auch insgesamt schneller, wenn man sich auskennt und die Geschäftsleitung nicht wieder einmal alles umgeräumt hat. Aber wann geht es beim Einkaufen schon um Schnelligkeit? Das Gemüse auf dem Markt sieht frisch aus und es riecht auch frisch. Die Blumen duften anders als in einem geschlossenen Raum. Und die Marktleute sehen aus wie Marktleute, nicht wie Verkäufer. Man pflegt die Illusion, dass es sich um echte Bauern handelt, die in aller Herrgottsfrühe ihre Salatköpfe geerntet haben, um sie jetzt hier in Bruchsal zu verkaufen.

    Es geht beim Einkaufen nicht nur darum, bestimmte Dinge zu erwerben. Man geht auch einkaufen, um Leute zu treffen. Auf dem Markt laufen einem auf jeden Fall Bekannte über den Weg, und wenn man noch nicht genug Leute gefunden hat, dreht man einfach noch einmal eine Runde. Was auf dem Markt besser geht als im Laden: Wenn man jemanden am Käsestand sieht, den man nicht treffen will, geht man weiter und besorgt erst das Gemüse.

    Schönes Wetter ist nicht unbedingt erforderlich. Bei Regen hat man immerhin ein gutes Gesprächsthema und kann gemeinsam jammern. Aber der richtige Genuss kommt doch erst bei Sonnenschein auf.

    Im Übrigen ist der Markt am Samstag natürlich noch eine Stufe gemütlicher als am Mittwoch, denn das Wochenende hat bereits begonnen.

    Sandra Brunner und Heike Knebel kannten sich schon lange. Sie waren als Nachbarskinder aufgewachsen, ihre Wege hatten sich erst getrennt, als sie kurz nacheinander heirateten. Sandra hatte ihren Mädchennamen behalten und leitete als selbständige Geschäftsfrau einen Party-Service, während Heike sich ihrer Familie widmete. Da die kleine Melanie und der noch kleinere Pascal für sie einen dichten Terminplan bestimmten, sahen sich die früheren Freundinnen nur unregelmäßig. Umso willkommener war ein Treffen wie dieses auf dem Markt: ohne die Kinder, denen sich an Samstagen der Vater widmete. Er ging nicht gern einkaufen.

    Heike Knebel war eigentlich schon fertig, ihr Korb hing ihr schwer am Arm und mit der langen Lauchstange stieß sie immer wieder an. Sandra Brunner hatte es einfacher, sie zog eine große Einkaufstasche auf Rollen hinter sich her. Das hätte sich Heike nie getraut, weil eine solche Einkaufstasche eher für ältere Damen geeignet schien. Aber wenn man das Ding als Trolley bezeichnete, klang es recht flott. Und zudem war es so unendlich praktisch.

    Sandra wollte noch Oliven einkaufen, also gingen sie zusammen zu dem wunderbaren Stand des dunkeläugigen jungen Mannes mit den langen Locken, der aussah wie ein Grieche oder Türke, jedoch einen alemannischen Akzent hatte. Seine Auswahl an den verschiedenen Genüssen der Mittelmeerküche war unübertrefflich.

    Schließlich hatte auch Sandra genug, und da man sich noch ein bisschen unterhalten wollte, strebten die beiden das Café am Markt an, das nicht mehr „Café am Markt" heißt. Aber bei dem schönen Wetter waren schon andere auf diese Idee gekommen: Alle Tische waren besetzt, und ins Innere wollten sie an einem solchen Tag nicht gehen. Aber schließlich gibt es in Bruchsal noch andere schöne Cafés.

    Auf dem Weg zum Friedrichsplatz sahen sie bald, dass an der Stadtkirche etwas los war. Vor dem Haupteingang hatte sich eine bunte Gruppe Zuschauer eingefunden, die zunächst nur herumstanden und warteten.

    „Eine Hochzeit! Wie schön!"

    Dies musste nicht ausdrücklich diskutiert werden. Sandra und Heike blieben stehen. Seufzend ließ Heike ihren schweren Korb auf den Boden gleiten. Sandra wandte sich sofort an die Frau, die neben ihr stand, um Heike dann zu berichten: „Sie weiß auch nicht, wer da heiratet."

    In der Mitte, direkt gegenüber der Kirchentür, stellten sich ein halbes Dutzend Leute ordentlich in einer Reihe auf, dirigiert von einer stämmigen, kleinen Frau, die eine weiße Rolle unter den Arm geklemmt hatte. Diese Rolle war ein langes Plakat. Den Anfang drückte die Frau dem links stehenden Mann in die Hand, dann entrollte sie es sorgfältig, wobei die nächsten in der Gruppe es jeweils am oberen Rand festhalten mussten. Sie selbst behielt das Ende und stellte sich schließlich am rechten Rand auf. Jetzt war die Botschaft enthüllt: Auf dem Transparent stand: „Glückliche Reise in die Ehe!"

    Noch war die Kirchentür geschlossen, aber man hörte deutlich die Klänge der Orgel. Es konnte nicht mehr lange dauern. Dann wurde die Tür einen Spalt geöffnet, ein Mann mit einer großen, professionell aussehenden Kamera trat heraus und bezog Stellung vor der Tür, nachdem er sich sorgsam umgesehen hatte und vor allem der Sonne einen kritischen Blick zuwarf.

    „Der ist von dem Fotogeschäft in der Wörthstraße", sagte Sandra.

    Gleich darauf schlüpfte eine junge Frau durch die Tür und auch sie bereitete sich aufs Fotografieren vor, allerdings mit einer winzig kleinen Kamera. Sie schloss die Tür nicht mehr hinter sich, doch als der Türflügel langsam wieder in den Rahmen glitt, wurden auf einmal beide Flügel energisch aufgestoßen, und die letzten Orgelklänge drangen laut und triumphierend aus der Kirche.

    „Jetzt! Jetzt! Pass auf!", rief Heike. Die Aufforderung war vollkommen unnötig.

    Zuerst sah man etwas Weißes schimmern. Dann traten sie in die Tür: die Braut in einem romantischen Traum von Spitze, der Bräutigam ernsthaft in Schwarz. Beide blinzelten gegen die Sonne. Sie sahen glücklich aus, ein bisschen verlegen vielleicht und vor allem erleichtert. Die junge Frau brachte das Paar zum Stehen und knipste. Der Fotograf machte Aufnahmen.

    Als sie sich an das Sonnenlicht gewöhnt hatte, bemerkte die Braut die Gruppe mit dem „Glückliche Reise"-Transparent und machte ihren Mann darauf aufmerksam. Beide lachten und winkten.

    Dann kam eine weitere junge Frau aus der Kirche, die sich an dem Brautpaar vorbeidrängte und einen kleinen Jungen hinter sich her zog. Es war ein hübsches Kerlchen mit dunklen Locken, vielleicht zwei Jahre alt, festlich gekleidet in einem hellblauen Anzug, der wie ein Anzug für Erwachsene geschnitten war, einschließlich einer winzigen roten Krawatte. Die Frau stellte ihn vor das Brautpaar und hängte ihm ein weißes Körbchen an einer langen Kordel um den Hals.

    „Aha, sagte Sandra. „Die haben schon ein Kind. Wahrscheinlich ist es bei der Gelegenheit getauft worden.

    „Eine Traufe also! Du, die Braut kommt mir bekannt vor."

    „Tatsächlich? Wer ist das?"

    „Das weiß ich im Moment nicht."

    Das Brautpaar wurde nun mit dem Kind zusammen fotografiert. Dann erhielt der Kleine offenbar Anweisungen. Beide Hände senkten sich in das Körbchen, kamen als feste Fäuste wieder hervor und verstreuten in weit ausholender Geste einen Regen von Blütenblättern. Ein zweites Mal griff der Junge zu, das Gesicht angespannt bei dem wichtigen Geschäft, wieder flogen die Blütenblätter. Beim dritten Mal hoben sich die Händchen leer aus dem Korb. Der Junge stand in einem dichten Teppich von bunten Blüten, aber jetzt war sein Vorrat aufgebraucht.

    „Süß, der Kleine!"

    Erstaunt betrachtete der Junge seine leeren Hände und das leere Körbchen, das er vergeblich schüttelte. Seine Miene verzog sich. Er war wütend. Offensichtlich setzte er zu einem Brüller an. Doch die Frau, die ihm das Körbchen umgehängt hatte, kam dem zuvor. Sie kniete neben ihn und sprach auf ihn ein. Eine ältere Frau eilte ebenfalls herbei und redete ihm zu. Das Kind schaute misstrauisch von der einen zur anderen.

    „Wahrscheinlich war es doch keine Taufe. Ich glaube, das da ist seine Mama."

    „Und die andere Frau ist die Oma."

    Heike und Sandra nickten zufrieden. Dieses Rätsel zumindest war gelöst.

    Weitere Hochzeitsgäste strömten aus der Kirche und wollten sich zu Fotos aufstellen, aber zunächst drehte sich alles um den Blumenjungen, den weder Mama noch Oma beruhigen konnten. Er stampfte mit seinen kurzen Beinchen und schlug mit geballten Fäusten in die Luft. Schließlich löste sich aus dem Kreis der Gäste ein junger Mann und kam heran, um die Situation zu retten. Er reichte der Oma galant den Arm und half ihr hoch, während die Mutter des Kindes bereits aufatmend zur Seite trat. Was er dem Kind sagte, war nicht zu verstehen, aber der Kleine hörte ihm ruhig zu und ließ es geschehen, dass der Mann ihm erst die eine Faust öffnete und um die Kordel des Körbchens legte und dann die andere Faust. Am Ende stand der kleine Mann breitbeinig da, mit den Händen die Kordel umfassend wie ein Cowboy seine Hosenträger.

    „Das war der Papa", stellte Sandra fest.

    Es wurde unablässig fotografiert. Zunächst stellte sich jeweils ein etwas älteres Paar rechts und links des Brautpaars auf. Dann wurde die Gruppe erweitert durch die Mutter des Jungen auf der Seite der Braut und einen Mann auf der Seite des Bräutigams. Anschließend stellten sich weitere Familienmitglieder dazu, nach einem geheimen Plan angeordnet von der Frau mit der Kamera.

    „Eine Hochzeit ist einfach etwas Schönes", seufzte Sandra.

    Ein Mann aus der Gruppe der Transparent-Träger befreite sich umständlich aus der Reihe und trat vor das Brautpaar. Seine Kollegen bejubelten, was er sagte, und das Brautpaar strahlte.

    „Ich hab’s, sagte Heike plötzlich. „Das ist Frau Adam aus dem Reisebüro neben der Sparkasse. Wir haben letztes Jahr bei ihr den Urlaub in Spanien gebucht.

    „Reisebüro? Sandra rümpfte die Nase. „Wir machen das alles übers Internet.

    Das klang fast ein wenig herablassend. Aber Heike ließ sich nicht beirren. „Ich würde es nicht ohne Reisebüro machen. Einfach so drauflosfahren, nee! Frau Adam hat uns bestens beraten. Sie ist sehr nett und äußerst kompetent. Ach, weißt du was, ich glaube, der Bräutigam gehört auch ins Reisebüro. Vielleicht ist er ihr Chef."

    Sandra betrachtete die Hochzeitsgäste mit großem Interesse. „Der Herr neben ihr wäre dann der Brautvater, also ein Herr Adam. Den habe ich irgendwie schon mal gesehen. War er mal in der Zeitung?"

    Die Kollegen aus dem Reisebüro gratulierten dem Brautpaar, und zwar immer nur einzeln, damit das Transparent nicht zu Schaden kam. Bald war das Brautpaar kaum noch zu sehen, als andere Zuschauer sich anschlossen, um dem Paar gute Wünsche mitzugeben.

    „Warum hast du ihn umgebracht?"

    Heike erstarrte. Was war das? Wer sprach da? Sie konnte nicht gemeint sein und doch fühlte sie eisige Angst in sich hochsteigen. Sie wollte sich umdrehen nach der Stimme, die ihr ins Ohr geflüstert hatte. Aber sie tat es nicht.

    Sandra wandte ihr gerade den Rücken zu und sprach mit ihrer Nachbarin auf der anderen Seite. Offenbar hatte sie nichts mitbekommen.

    Sie war übergeschnappt. Sie hatte Halluzinationen. Sie hatte sich verhört. Oder stand ein Verrückter hinter ihr?

    „Halt die Klappe. Du hast von nichts eine Ahnung."

    Das war eine andere Stimme. Zwei Männer unmittelbar hinter ihr unterhielten sich. Sie hatte nichts damit zu tun. Der eine zischte wie eine Schlange, der andere raunte bösartig. Es war unheimlich.

    Sie wagte es noch immer nicht, sich umzudrehen.

    „Die Frau neben mir sagt, sie hat den hübschen jungen Mann erkannt, den Papa des kleinen Jungen. Er heißt Rob Walter und ist Schauspieler. Sie hat ihn im Fernsehen gesehen, im Dritten Programm, bei einem dieser langen Interviews in der Abendschau."

    Sandras fröhliches Plappern war ausgesprochen wohltuend. Heike betrachtete den gut aussehenden jungen Mann mit neuem Interesse. Er trete in Stuttgart in Musicals auf, berichtete Sandra.

    Hinter Heike war es still.

    Bestimmt hatte sie sich nur etwas eingebildet.

    Endlich drehte sie sich um. Niemand war unmittelbar hinter ihr. Ein paar Meter entfernt stand ein junges Pärchen. Sie lachten miteinander und küssten sich.

    Das Brautpaar schüttelte dem Pfarrer die Hände, der mittlerweile erschienen war. Allmählich machte sich die Hochzeitsgesellschaft auf den Weg. Der Blumenjunge ohne Blumen ging voraus, von der Seite her unauffällig geleitet von seinem Vater, dem Schauspieler. Es folgte das Brautpaar, dann

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