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Heisse Fracht: Ein Fall für Duffy
Heisse Fracht: Ein Fall für Duffy
Heisse Fracht: Ein Fall für Duffy
eBook234 Seiten3 Stunden

Heisse Fracht: Ein Fall für Duffy

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Über dieses E-Book

Beim Luftfrachtunternehmen Hendrick Freights am Londoner Heathrow Airport fällt so oft ein Karton von der Palette und verschwindet, dass Newtons Gravitationsgesetz nicht alleine schuld daran sein kann. Der Boss vermutet, dass einer von seinen Leuten kräftig nachhilft. Duffy, wie immer in Geldnöten, ist gerne bereit, das faule Ei im Nest zu finden. Dass aus dem Auftrag kein lahmer Nadel-im-Heuhaufen- oder Auf-dem-Hintern-sitzen-und-die- Augen-offenhalten-Fall wird, liegt nicht nur daran, dass Duffy bei jedem der über die Lagerhalle donnernden Jumbo angsterfüllt denkt, die Maschine würde gleich abstürzen: Das Luftfrachtgeschäft entpuppt sich als so heiß, dass man sich daran nicht nur die Finger verbrennen, sondern gleich für immer einpacken kann.
SpracheDeutsch
HerausgeberKampa Verlag
Erscheinungsdatum15. Apr. 2021
ISBN9783311702221
Heisse Fracht: Ein Fall für Duffy
Autor

Dan Kavanagh

Dan Kavanagh was born in County Sligo, Ireland, in 1946. After an uncompromising adolescence, he left Ireland when he was nineteen and roamed the world. He has been an entertainment officer on a Japanese supertanker, a waiter on roller skates at a drive-in eatery in Tucson, and a bouncer in a gay bar in San Francisco. He boasts of having flown light planes on the Colombian cocaine route, but all that is known for certain is that he was once a baggage handler at Toronto International Airport. He lives in Islington, North London, and works in jobs that (with mild paranoia) he declines to specify.

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    Buchvorschau

    Heisse Fracht - Dan Kavanagh

    Für Craig und Li

    Am Tag, als man McKay abschoss, war sonst wenig los auf der M 4. Zumindest nicht auf dem Abschnitt zwischen Heathrow und Chiswick; westlich davon, das war nicht mehr ihr Revier – wen kümmerte das also? Zumal es einer von diesen warmen, dunstigen Augustvormittagen war, an denen die Streifenwagen auf ihren speziellen Rampen an der Autobahn wie Echsen in der Sonne liegen; wenn jene paar Meter über der Fahrbahn ein sorgloses, unbemerktes, mützenbeschirmtes Nickerchen gestatten. Und dann wurde vielleicht, so gegen halb zwölf, das Pffft und Knistern des Funkgeräts etwas leiser gedreht und schließlich übertönt von dem winzigen Transistorradio in der blauen Uniformtasche, das auf die Sportübertragung geschaltet war.

    Und die Autos machten ja auch keinen Ärger. Bis um zehn hatten sich auch die letzten Pendler in einer Schwade von Nikotin und übler Laune gen Osten verzogen; die würden frühestens in sechs Stunden wiederkommen. Die Laster, die Schwergewichte, die Zwanzigtonner verhielten sich ungewohnt gesittet; das hatte bestimmt irgendwas mit der Sonne zu tun. Und die Zivilisten: Na ja, auf dem Weg zum Flughafen hatten sie so viel Angst davor, sich den Urlaub zu vermasseln, dass sie nicht schneller als sechzig fuhren; und auf dem Rückweg waren sie vom Linksverkehr noch so verwirrt, dass sie oft bis zum Londoner Ende der Autobahn im dritten Gang blieben.

    Und so waren die Jungs in Blau nicht allzu erbaut, als McKay abgeschossen wurde, als ein Taxifahrer, der es gesehen hatte – na ja, gesehen hatte er eigentlich nichts, nur ein Autowrack und die mit Lack verschmierte Leitplanke –, per Funk seine Zentrale verständigte, die das nächste Polizeirevier informierte, das in Heathrow anrief, von wo es an die in Uxbridge weitergeleitet wurde, die es beim dritten Versuch (8 Punkte, 1 Mann draußen für England; Boycott mit 2 Punkten von Chappell eliminiert: selbst dieser Teil des Tages lief gut) schafften, eine schläfrig einsilbige Funkstreife zu erreichen. Und die waren nicht allzu erbaut von McKay, der ihnen damit den Morgen versaute. Fast so, als hätte er es absichtlich getan.

    Was an der Leitplanke klebte, hätte Lack sein können, war aber keiner. An McKays Wagen gab es etwas Rot, aber so viel auch nicht. Es war ein Cortina, Sonderausführung mit Tigermotiv. Vorne ein Trompe-l’œil-Kühlergitter, dessen senkrechte Stangen die Zähne des Tigers bildeten; an der Seite prangte ein Blitzgewitter von schwarzen und goldenen Streifen; hinten war auf der Stoßstange ein Tigerschwanz aufgemalt, und darüber (McKay konnte sich kaum halten vor Stolz auf seinen Einfall) ein Paar Tigerhinterbacken, die an dem Punkt zusammenliefen, wo der zentral montierte Spezialauspuff mündete. Im Betrieb redeten sie ihn, wie geplant, als »Tiger« an; wenn er nicht da war, nannten sie ihn eher den »Furzkater«. Manchmal sahen sie zu, wie er wegfuhr, und lachten gemeinsam über die erste blaugraue Rauchwolke, die den Hinterbacken des Tigers entquoll.

    McKay verließ den Internationalen Frachthof West und wandte sich ostwärts, Richtung London. Wie ein Tiger fuhr er aber nicht. Nach einem kleinen Kavalierstart auf quietschenden Reifen (bei der Arbeit gab es doch immer Zuschauer, und wenn es nur ein Straßenfeger und sein Besen waren) machte er sich’s auf der Autobahn mit ruhigen siebzig bequem. Er hatte nicht im Sinn, den Motor vorzeitig ausbrennen zu lassen. Außerdem war ihm wohl in seinem Wagen – je länger der hielt, desto besser. Echt wie in einem Sultanspalast, pflegte er zu sagen. Die Stereoanlage; die Batterie von Miniaturflaschen im »Cocktail-Kabinett«, wie er hochtrabend sein Handschuhfach nannte; das kleine gepolsterte Lenkrad – Stahl und schwarzes Leder; der üppige Teppichboden unter den Füßen; die Lammfellsitzbezüge (»Die macht dem Tiger seine Alte aus den Schafen, die er platt fährt«, erklärte er immer); selbst die Hutablage war mit Lammfell ausgelegt. Auf dieser Ablage rekelte sich – für McKay eine weitere besonders hübsche Note – ein großes Stofftier. Ein Tiger natürlich. McKay störte es, dass die Farben des Stofftigers nicht mit denen der Karosserie übereinstimmten, und um ein Haar hätte er den Spielzeugverkäufer verprügelt, der ihm zu versichern suchte, dass die Farben ganz bestimmt authentisch seien (als wären das die Farben seines Cortinas nicht). Immerhin war McKay imstande, aus dieser Not eine Tugend zu machen, falls jemand darauf hinwies. »Es gibt nun mal Tiger in allen Schattierungen«, witzelte er, in aller Bescheidenheit auch auf sich selbst anspielend.

    McKay blickte auf, an dem allzu blassen Spielzeugtiger vorbei auf den Verkehr in seinem Rücken. Bloß ein Bus, gut zwanzig Meter hinter ihm. Er drehte den Kopf ein wenig und musterte sein Spiegelbild. Das breite, leicht verschwitzte Gesicht, der volle Kussmund, der gelassene Blick – all das gefiel McKay wie immer. ›Zack, zack‹, dachte er bei sich. Lässig zupfte er an seiner Halskette, bis ein dünnes silbernes Hakenkreuz von etwa fünf Zentimeter Durchmesser aus seinem Hemd auftauchte. Die Außenkanten waren messerscharf geschliffen: ohne besonderen Grund, ihm hatte damals die Idee einfach gefallen. Und später hatte es sich ab und zu als nützlich erwiesen. Etwa als er im Café gesessen hatte und dieser Pakistani ihn anzuglotzen begann. Nichts machte, natürlich – das wagten sie ja nicht; die glotzten nur. Da hatte McKay ein Streichholz genommen, sein Hakenkreuz hervorgepult und direkt vor der Nase des Pakis begonnen, das Streichholz anzuspitzen. Dann ließ er seinen Anhänger baumeln und stocherte langsam in seinen Zähnen, ohne den Typen dabei aus den Augen zu lassen. Dem Paki war dermaßen die Lust vergangen, dass der seinen Nachtisch stehen ließ.

    McKay drehte das Hakenkreuz in seiner Rechten, suchte einen Arm davon aus und begann damit forschend in seinem linken Nasenloch zu stochern. Das war noch ein Grund, um bei ruhigen siebzig zu bleiben; obschon man freilich mit so einem Rennlenkrad auch bei 110 mit dem bloßen kleinen Finger steuern konnte, wenn man mochte. Wie er den Leuten gerne erzählte.

    Er arbeitete methodisch an seinem Nasenloch und schnippte gelegentlich einen Popel auf seine Jeans. Ein Lastwagen setzte zum Überholen an. Ein paar Sekunden fuhr er neben ihm her, dröhnend und ratternd, dann fiel er wieder zurück. McKay blickte in den Rückspiegel, um zu sehen, wohin er verschwunden war, aber er sah nur wieder denselben Bus wie zuvor; er war etwas näher als das letzte Mal, vielleicht zehn Meter hinter ihm.

    Typisch diese Scheißlaster, fand McKay. Wenn’s bergab geht, donnern sie an dir vorbei, schwenken vor dir ein, sowie sie eine Handbreit Platz sehen, und bei der nächsten Steigung musst du sie dann wieder überholen. Lächerlich; die sollte man zwingen, in der Kriechspur zu bleiben, wo sie hingehören. Dauernd setzen sie zum Überholen an und überlegen sich’s dann anders, bloß weil eine zweiprozentige Steigung kommt.

    McKay prüfte nicht nach, ob es eine zweiprozentige Steigung gewesen war, die den Laster hatte zurückfallen lassen. Er nahm es einfach an, wie jeder andere das auch getan hätte; nur war seine Annahme in dem Fall eben falsch. Er drehte bloß das Hakenkreuz in seiner Hand, wählte einen neuen Arm – er war doch kein Schweinigel, er wechselte ja auch ab und zu das Bettzeug – und begann sanft in seinem rechten Nasenloch zu pulen. Kaum hatte er damit angefangen, ging neben ihm wieder das Dröhnen und Rattern los. Wäre McKay nicht anderweitig beschäftigt gewesen, hätte er sich mit dem Laster vielleicht auf ein kleines Spielchen eingelassen: gerade so viel beschleunigt, um vor ihm zu bleiben, und gebremst, wenn der Laster bremste, um dem so richtig auf die Titten zu gehen. Bei Lastern machte er das gern. Aber es war ein schöner Morgen; McKay war ungewohnt gutmütiger Stimmung; er machte eine Routineauslieferung; und außerdem war er gerade beim Popeln. Er warf also nur einen Blick geradeaus (da vorn kam eine Brücke) und einen in den Rückspiegel – der Bus war immer noch da; komisch, jetzt kroch der ihm schon in den Auspuff – und lehnte sich zurück, um den Laster vorbeiziehen zu lassen.

    Es war gut geplant; aber schließlich waren die Männer auch nicht billig gewesen: Sie nahmen nur Einzelaufträge an und gaben sich nicht mit Popelkram ab. Sie waren stolz auf ihre Arbeit; das heißt stolz auf deren professionelle Ausführung. Sie wussten genau, wo es das, was sie brauchten, zu stehlen gab; sie scheuten sich nicht, ein paar Tage für Recherchen dranzugeben; sie führten auch keine verräterischen Alben mit Zeitungsmeldungen über ihr Treiben – obschon sie in ihrer stillen Art auch schon für Schlagzeilen gesorgt hatten.

    Der Lastwagen, ein neunachsiger Sattelschlepper, dick mit Planen und Seilen vermummt, kam etwa dreihundert Meter vor der Brücke mit McKay gleichauf. Zentimeterweise schob er sich an ihm vorbei, bis das Heck des Anhängers auf der Höhe der Fondtür des Cortinas war; dann schien er nur so dazuhocken, ächzend und rülpsend, außerstande, ganz vorbeizuziehen. Ist dem Ficker mal wieder die Puste ausgegangen, dachte McKay.

    Der Bus hatte sich inzwischen noch näher rangeschoben. Wer hinter den drei Fahrzeugen herfuhr, musste annehmen, dass es nur deren zwei waren – ein Laster, der unklugerweise einen Bus zu überholen versuchte; der Cortina war vollkommen verdeckt. Und von vorne – na ja, für den Gegenverkehr auf ihrer Höhe würde der Laster den Cortina abschirmen; und der Rest, nahmen sie an, würde durch die Brücke abgedeckt. So hatten es die Männer geplant; und die Männer waren nun mal nicht von der billigen Sorte.

    Als das Führerhaus des Lasters jenseits der Brücke wieder ans Licht kam, riss der Fahrer das Steuer herum und trat gleichzeitig auf die Bremse, sodass sein Fahrzeug einen kontrollierten Schlenker vollführte. Das Heck des Anhängers scherte plötzlich nach links aus und rammte den Cortina in die Flanke. »Nur so ’n kleinen Stupser«, hatte der Fahrer das genannt, als er die erste Hälfte des Geldes entgegennahm; aber schließlich hatte er schon immer zu Untertreibungen geneigt.

    Die erste Wirkung von dem kleinen Stupser war, dass die geschärfte Kante des Hakenkreuzes die fleischige Außenwand von McKays rechtem Nasenloch durchschnitt. McKay setzte zu einem Fluch an, aber dann wurde er von den Ereignissen recht eigentlich überrollt. Und wäre er zum Fluchen gekommen, so hätte er all seine besten Kraftausdrücke vielleicht schon verbraucht gehabt, bevor ihm noch weit Unangenehmeres zustieß als eine aufgeschlitzte Nase; und das wäre doch eine Verschwendung gewesen.

    Als der Laster gegen den Cortina krachte, wechselte der Bus in die mittlere Fahrbahn hinüber, um allen weiteren Ereignissen auszuweichen. Das Auto wurde diagonal über den Seitenstreifen geschleudert. Der linke hintere Richtungsanzeiger war das Erste, was an der Leitplanke zerbrach: Aber angesichts der Schlussbilanz war dieser Schaden für den Cortina etwa so schlimm wie McKays verletzte Nase, verglichen mit dem Rest seines Körpers.

    Leitplanken erfüllen ihren Zweck, solange der Aufprallwinkel innerhalb eines gewissen Bereichs liegt. Der des Cortinas lag außerhalb. Der Wagen prallte gegen die Leitplanke, stand einen Moment auf dem Heck – wobei die Türen aufplatzten und McKay hinausgekippt wurde –, hüpfte dann über die Leitplanke und purzelte Rad schlagend eine Böschung hinunter. McKay selbst hinterließ an der metallenen Abschrankung eine rote Spur von einer Länge, die keiner so recht verstehen konnte. Denjenigen, die als Erste überhaupt anhielten, kam es vor, als hätte er ganz furchtbar übertrieben: Wenn man aus dem Wagen geschleudert wurde, warum landete man da nicht einfach auf der Leitplanke und blieb da liegen, darübergebreitet wie ein Teppich, bereit zum Frühjahrsklopfen? Warum sah es so aus, als hätte jemand oder etwas den armen Kerl die ganze Leitplanke entlanggeschmiert? »Schatz, nein, Schatz … nicht hinsehen.« Natürlich war der bestimmt nicht angeschnallt gewesen, aber selbst dafür war es ein bisschen viel. »Schatz, ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht hinsehen. Schatz, ist dir … dann aber schnell – da drüben, ins Gras … Ach, du lieber Gott.« Warum hielt man bei Unfällen auch an; warum machte man es nicht wie alle andern?

    Niemand hatte gesehen, was passiert war. Oder besser gesagt, niemand meldete sich und sagte, er hätte gesehen, was passiert war. Nur etwa eine Stunde später, als eine DC-8 der Alitalia nach Palermo abflog, gab es eine gedämpfte Diskussion darüber, was denn da eigentlich genau passiert sei, und diese Riesenlaster dürfte man einfach nicht mehr auf die Straße lassen, hab ich doch immer schon gesagt, meinst du, wir hätten anhalten sollen, ich hoffe nur, es hat sich keiner unsere Nummer gemerkt, ach, wie kämen die dazu, die wussten doch gar nicht, dass wir da zugesehen haben; und nach zehn Tagen eines Thomson-Pauschalarrangements mit Sonne, Drinks und nicht allzu vielen Ruinen war der ganze Vorfall mehr oder weniger vergessen. Nichts als eine kleine Delle in der Erinnerung, nicht größer als die Delle in der Leitplanke ein paar Meter hinter der Brücke.

    Die Polizisten fanden sich damit ab, dass sie nicht mehr zu dem Kricket-Match zurückkommen würden, bis es 63 Punkte bei 4 Mann draußen stand; es stand immer 63 bei 4, wenn England gegen Australien zuerst am Schlag war, und so dachten sie, sie könnten den Rest des Morgens als bekannt voraussetzen. Die wenigen Automobilisten, die überhaupt angehalten hatten, wurden routinemäßig abgefragt, aber keiner hatte etwas gesehen. Die Fahrer des Lasters und des Busses nahmen die nächste Ausfahrt und ließen ihre Fahrzeuge auf einem Lastwagenparkplatz in der Nähe der U-Bahn-Station Gunnersbury stehen: Beide mussten die District Line nehmen, und wieso hätten sie umsteigen sollen, besonders nachdem sie einen Auftrag erledigt hatten. Die Einzelheiten ihrer Vormittagsarbeit vergaßen sie schon bald, und sie sahen sich nie mehr veranlasst, über den Abschuss länger nachzudenken.

    Die Einzigen, die darüber nachdachten – abgesehen von McKay natürlich, wenn er sich in späteren Jahren im Rollstuhl durch die Gegend schob –, waren die beiden Polizisten in dem Streifenwagen und die Ärzte im Uxbridge Hospital. Auf der Rückfahrt zu ihrer Echsenrampe knipste der eine der beiden Gendarmen das Funkgerät aus und sagte:

    »Weißt du was, wir könnten ein kleines Geschäft machen.«

    »…?«

    »Den Wagen da muss doch jemand abschleppen, stimmt’s? Ich meine, irgendeine Werkstatt. Ich meine, das wär doch ein Geschäft, nicht? Ist ja kein Umstand für uns, wenn wir bei einer Werkstatt vorbeischauen und denen einen Tipp geben, wenn es wo geknallt hat. Die würden sich doch bestimmt erkenntlich zeigen.«

    Sein Kollege grunzte.

    »War schon mal.«

    »Ach ja? Wo … hier in der Gegend?«

    »Nicht hier. An der M 1 vor’n paar Jahren. Riesenstunk. Paar vorzeitige Pensionierungen. Hat nichts gebracht.«

    »Hmmm. Na ja, vielleicht waren die zu gierig oder so; vielleicht haben die sich einfach übernommen. Ich wette, wir könnten das hinkriegen. Du musst nur die richtige Werkstatt aussuchen. Und es nicht zu oft machen. Nicht zu viel Erkenntlichkeit verlangen.«

    Sein Kollege grunzte nur und schaltete das Funkgerät wieder ein. Könnte man ja mal ein paar Gedanken dran verschwenden.

    Währenddessen verschwendeten im Uxbridge Hospital die Ärzte einiges mehr an Gedanken. Sollten sie mit den Beinen anfangen oder mit dem Becken? Eines der Beine sah richtig zermatscht aus; das musste vielleicht ganz weg. Andererseits wusste man bei einem Becken nie, was man da noch alles finden würde, wenn man erst mal darin herumstocherte. Und dann sah es aus, als würde der Rücken auch noch einiges zu tun geben. Ach Gott, war das lästig mit diesen Verkehrsunfällen – man wusste nie, wo man anfangen sollte. Der Oberarzt blickte auf McKays breites, sonnengebräuntes Gesicht. Warum mussten die denn um Himmels willen immer so rasen? Also dann, ans Werk, das war wohl das Beste. Der Narkosearzt fing seinen Blick auf und nahm McKay behutsam die Sauerstoffmaske vom Gesicht. Der rechte Nasenflügel war etwa einen Zentimeter tief aufgeschlitzt. Die Blutung hatte aufgehört. Schön, das wenigstens konnte warten.

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    Drei Monate zuvor hatte Duffy im Alligator an der Bar bei einem Drink gesessen und zu entscheiden versucht, welche von zwei Alarmanlagen er einem Kunden empfehlen sollte: diejenige, die besser funktionierte, bei der er aber einen schlechteren Schnitt machte; oder jene, die weniger gut funktionierte (an dieser Lichtschranke kam jeder Scotchterrier vorbei, ebenso wie jene Burschen mit Abitur, die heute in die Branche einstiegen), aber bei der er einen besseren Schnitt machte. Eigentlich, dachte er, gab es da gar keine Frage: Der Kunde war ihm derart zuwider gewesen – wie der Bursche ihm automatisch ein Bier bestellt hatte, während er selbst einen Sherry nahm (nicht dass Duffy Sherry gemocht hätte), die hochnäsige Art, wie er Duffy geduckt hatte, als es um die wahrscheinlichste Methode ging, wie sich ein Einbrecher Zutritt verschaffen würde. Er würde also Folgendes tun …

    »Ich nehm eine frigide Jungfrau.«

    Duffy blickte auf. Ein pausbäckiger Mann mit deutlichem Bartschatten schob sich eben auf den benachbarten Barhocker. Er hatte einen käsigen Teint und sah nicht sehr fit aus. Duffy wandte sich wieder seinem Whisky zu. Er würde Folgendes tun: erst mal für das Haus des alten Sacks einen seiner speziell kompliziert aussehenden Schaltpläne zeichnen, dann die Anlage empfehlen, bei der er den besseren Schnitt machte, auf die Rechnung etwas mehr als üblich draufschlagen und das Beste hoffen. Im Grunde war Einbruch bloß Glückssache: Wenn ein geschickter Langfinger mit Handschuhen in der Nacht zugange war, so ließ sich der nicht aufhalten; bei einem Azubi oder einem Hosenscheißer oder einem, der das nur machte, um mal von seiner Alten wegzukommen, da genügte schon ein großer weißer Kasten mit ein paar

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