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GEOCACHING 2.0 - Der neue Freizeitpark in Oberstdorf: Der neue Freizeitpark in Oberstdorf
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GEOCACHING 2.0 - Der neue Freizeitpark in Oberstdorf: Der neue Freizeitpark in Oberstdorf
eBook409 Seiten4 Stunden

GEOCACHING 2.0 - Der neue Freizeitpark in Oberstdorf: Der neue Freizeitpark in Oberstdorf

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Über dieses E-Book

Der pensionierte Hauptkommissar Robert Schibulsky konnte zusammen mit einem ehemaligen Lehrer, der nun inkognito als Björn Ringhut für einen Berliner Pharmakonzern arbeitet, zu Weihnachten drei Morde in Oberstdorf aufklären.
Nach einer Odyssee durch mehrere Kliniken, die alle nichts gegen den akuten MRSA-Befall an Schibulskys Hüfte tun konnten, verschlägt es zu Ostern Schibulsky wieder nach Oberstdorf. Hier soll nun aus dem geplanten kleinen Museumsdorf doch ein großer Freizeitpark errichtet werden. Dieses Mal sind sich die Gesellschafter einig. Aber die lukrative Konzession für das Restaurant möchten mehrere Bewerber erlangen.
Da ist Streit und Gewalt vorprogrammiert. Zumal sich auch neue Erpresser für die Familie der Gräfin zu Hohenstein angesagt haben.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum6. Juli 2016
ISBN9783741829895
GEOCACHING 2.0 - Der neue Freizeitpark in Oberstdorf: Der neue Freizeitpark in Oberstdorf

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    Buchvorschau

    GEOCACHING 2.0 - Der neue Freizeitpark in Oberstdorf - Dieter Krampe

    Autor:  Dieter Krampe

    ©  Juni 2016

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    gewidmet:

    Kommissar Korbinian Hofer

    (ZDF: Die Rosenheim Cops)

    Impressum        Copyright: © Juni 2016

                                      Dieter Krampe

                                   Verlag: epubli GmbH, Berlin,

                                     www.epubli.de

    WAS BISHER GESCHAH …

    1. Wenn du den ersten Teil der GEOCACHING-Trilogie ganz gelesen hast, genügen die folgenden Schlagzeilen zum Verständnis dieses zweiten Teils:

    Schlagzeilen zu den Morden in Oberstdorf zur Weihnachtszeit 2013

    02.12. „Selbstmord" des Kaplans Marc Teuffel

    25.12. Ermordung des Vorsitzenden des Vereins der     

                  Oberstdorfer RECHTLER Xaver Steingasser

    30.12. GEOCACHING-Rallye in Oberstdorf /     

                  Ermordung des Nico Winterscheid

    01.01. Fund der Leiche des Nico Winterscheid im

                  Speichersee an der Nebelhornbahn

    02.01. Entführung der Gräfin zu Hohenstein

    03.01. Geldübergabe / Flucht des „Bobo" Babayigit

    2. Vermutlich hattest du nicht das große Vergnügen gehabt, den ersten Teil von „GEOCACHING – Tödliche Weihnacht in Oberdorf" zu lesen. Daher sei dir dieser Allgäu-Krimi nochmals wärmstens ans Herz gelegt.

    Um dich aber in das Geschehen einzuführen, biete ch dir hier eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse:

    VORGESCHICHTE

    GEOCACHING – Tödliche Weihnacht in Oberstdorf

    Während des Weihnachtsaufenthaltes in meiner kleinen Ferienwohnung in Oberstdorf wurde ich von meinem alten Freund Toni Endras gebeten, den angeblichen Selbstmord des Kaplans der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Baptist zu untersuchen. Dabei konnte ich rasch nachweisen, dass es sich bei Marc Teuffels Ableben hundertprozentig um einen kaltblütigen Mord gehandelt hatte.

    Der Kaplan war unglücklicherweise den Machenschaften einer Unternehmergruppe auf die Spur gekommen, die zusammen mit dem Ersten Bürgermeister der Marktgemeinde und dem Gemeinderat einen großen Freizeit- und Vergnügungspark oberhalb der Erdinger Arena plante.

    Da die Mordkommission in Kempten nicht sorgfältig ermittelt hatte, wurde ich von der zuständigen Staatsanwältin Dr. Angela Marx überredet, bei der Aufklärung des Mordes an Kaplan Teuffel mitzuhelfen. Am zweiten Weihnachtstag wurde zudem die Leiche des Vorsitzenden des Vereins der RECHTLER in der Nähe der Ziegelbachhütte gefunden, mit einer Sense am Mast des Höllwieslifts aufgespießt. Diesem Verein gehörte das Gelände, auf dem der neue Erlebnispark des Chemiekonzerns CHAT Medical Germany aus Berlin und des Internethandels EUROMIX Technology aus Lindau entstehen sollte.

    Auf Grund von DNA-Analysen und dem Abgleich mit der DAD (DNA-Analyse-Datei) konnte ein 24-jähriger mehrfach vorbestrafter Syrer als Tatverdächtiger festgestellt werden, der in enger Verbindung zum 23-jährigen Juniorchef des EUROMIX Konzerns, Nico Winterscheid, stand. Beide kannten sich aus ihrer Hauptschulzeit in Bielefeld und hatten zusammen mit ihren Mitschülerinnen durch eine falsche Anzeige wegen sexuellen Missbrauchs inklusive ihrer Falschaussagen ihrem damaligen Klassenlehrer Herrn Schweins die Entlassung aus dem Schuldienst eingebrockt.

    Offensichtlich führte Nasreddin Babayigit, genannt „Bobo, für seinen „Chef Nico Winterscheid wichtige Aufträge aus, die auch vor Mord nicht zurückschreckten, wie die zwei Opfer der tödlichen Weihnacht in Oberstdorf bewiesen..

    Zum Jahreswechsel wurde während einer GEOCACHING Rallye im Dorf dann auch der Juniorchef selbst erschossen und tot aus dem Speichersee an der Mittelstation der Nebelhornbahn gezogen. Da die Kugel, die die Stirn und den ganzen Schädel durchschlagen hatte, nicht aufgefunden werden konnte, fehlte der letzte Beweis, dass sein Kumpel Bobo auch für diesen Mord verantwortlich zeichnete.

    Verdächtig war für mich allerdings auch das plötzliche Auftauchen des Ex-Klassenlehrers aus Bielefeld, der jetzt mit neuer Identität als Björn Ringhut die Geocaching-Veranstaltung in Oberstdorf managte  und als Sicherheitsmann der CHAT die Silvesterwoche in einem Wohn-Arbeits-Bus auf einem Campingplatz in der Nähe des Kurortes verbrachte.

    Die sofort eingeleitete Fahndung nach dem tatverdächtigen Syrer brachte zunächst keinen Erfolg. Im Gegenteil. Der Junge entführte zu allem Überfluss auch noch die Witwe des ehemaligen Porsche-Chefs Franziska Gräfin zu Hohenstein und wollte mit seinem Komplizen zwei Millionen Euro Lösegeld erpressen.

    Nach der Geldübergabe floh Bobo mit seiner schwarzen Kawasaki, fuhr mich über den Haufen, nahm meine Enkelin Britta als Geisel und raste in Richtung Oberjoch, um über das Tannheimer Tal in Österreich unterzutauchen.

    In Oberjoch wurde er allerdings von zwei GSG 9-Beamten erschossen – so das öffentliche Kommuniqué. Inoffiziell gestand mir allerdings Björn Ringhut, dass er Bobo erschossen hat und somit das Leben meiner Enkelin rettete. Eine Tat, für die ich ihm ewig dankbar sein werde.

    Als Andenken an mein erneutes Detektivspiel erlitt ich einen glatten   Oberschenkelhalsbruch, der heuer meinen Urlaubsaufenthalt in Oberstdorf um zwei Wochen verkürzte, den ich dafür im Krankenhaus in meiner Heimatstadt Bielefeld verbrachte.

    Dem Versprechen gegenüber meiner Frau Kerstin, mich nun endlich zur Ruhe zu setzen und alle Kriminalfälle auf dieser Erde Kriminalfälle sein zu lassen, die meiner Mitwirkung nicht mehr bedurften, wurde ich allerdings schon sehr bald wieder untreu.

    In Demut und Reue    Robert Schibulsky

    Kapitel 1   -   Krankenhaus Bielefeld         31.01., 17:30

    Dicke Regentropfen klatschen an das geschlossene Fenster des Krankenhauszimmers. Draußen werden die kahlen Zweige der Kastanienbäume hin und her geschleudert. Ein Nordwesttief fegt über den Teutoburger Wald und peitscht durch die Straßen der Leineweberstadt. Die Parkplatzlaternen werfen gespenstische Schatten an die gegenüberliegende Wand des Zimmers, die wie Spinnenbeine nach unsichtbaren Gegenständen greifen. Die Rollos an den zwei Kippfenstern sind halb heruntergelassen.

    Die Notbeleuchtung neben der Zimmertür wirft ein zusätzliches bleiches Licht in den Raum. Nur mühsam lassen sich in der Dunkelheit der hereinbrechenden Nacht zwei Krankenbetten ausmachen. Das rechte ist leer und frisch bezogen, im linken hebt und senkt sich der Brustkorb eines Patienten, der schwer atmend auf dem Rücken liegt und offensichtlich eingenickt ist.

    Robert Schibulsky dreht sich um. Ein breites Lächeln lockert das ernste Mienenspiel. Die Abendsonne lässt das „Krantor erstrahlen. Hier muss der Treffpunkt sein. Er holt seine Lesebrille aus der Westentasche und betrachtet nachdenklich die Gedenktafel. Er steht vor dem Häckertor in Danzig, dem „Brama Straganiarska, und betrachtet die daran befindliche Gedenktafel:

    Zbyszek Cybulski.

    Tatsächlich, er traut seinen Augen nicht. Da steht sein Name. Nur in seltsam ungewohnter Schreibweise. Noch ganz in Gedanken versunken, vernimmt er plötzlich ein Klicken wahr, ein Klicken aus mindestens fünfzig Metern Entfernung, ein Klicken, das er in seiner Dienstzeit als Hauptkommissar in Bielefeld mehrmals gehört hatte. Irgendwo hinter ihm wird gerade ein zerlegbares Gewehr zusammengesetzt.

    Robert dreht sich langsam um und schaut dabei zunächst unauffällig in die Luft. Es sieht so aus, als verfolgt er aufmerksam ein imaginäres Flugzeug, das durch den Abendhimmel schwebt. Dann senkt er blitzschnell den Blick. Auf der anderen Seite des Flusses blitzt im Licht der letzten Sonnenstrahlen direkt neben dem Schiffsmuseum Sołdek ein Gewehrlauf auf. Robert reagiert intuitiv und wirft sich augenblicklich auf die rechte Seite, gleichzeitig peitscht ein Schuss über die Wasserfläche. 

    Ein brennender Schmerz durchzuckt seinen rechten Oberschenkel. Schlagartig reißt er die Augen auf. Die Dunkelheit reicht gerade aus, dass Robert realisiert, dass die Türklinke zu seinem Krankenzimmer von außen vorsichtig gedrückt wird. Langsam öffnet sich die Tür mit leichtem Quietschen. Robert hält den Atem an, seine Hirnzellen starten von null auf hundert. Aber er ist noch verwirrt. Was war das gerade -  Traum oder Wirklichkeit? Das ist hier die Frage. Er liegt bewegungslos unter seinem schweren Federbett.

    Von außen schiebt sich ein massiger Körper in das Zimmer. Die Person trägt offensichtlich eine eng anliegende Kappe und einen Mantel. Fast auf Zehenspitzen nähert sie sich dem Krankenbett. Robert lässt ein leichtes Schnarchen ertönen. Jetzt greift die rechte Hand des Unbekannten in Richtung Roberts Nase.

    Das ist der Moment. Blitzschnell schnellt Roberts linker Arm nach oben, greift sich den Arm des Unbekannten, zieht ihn nach unten aufs Bett. Gleichzeitig rammt er sein linkes Knie in den Magen des anderen, der vom Angriff des Patienten vollkommen überrascht wird und perplex nach hinten auf den Rücken stürzt. Solarplexus, das haut den stärksten Neger um!

    Robert drückt euphorisch den Lichtknopf hinter dem Krankenbett und schwingt sich gleichzeitig mit einem Schmerzschrei auf die Bettkante hoch. Seine linke Hand zieht bereits die oberste Schublade des Krankentischchens auf und greift nach seiner „Notfallwaffe".

    Der am Boden liegende Mann trägt eine grüne Schutzhaube und einen grünen Schutzkittel. Trotz dieser Verkleidung erkennt Robert jetzt den Angreifer; unverzüglich stellt er seine Aktionen ein, kann sich aber trotz des Schmerzes im Oberschenkel ein lautes Lachen nicht verkneifen. Unbemerkt vom Opfer lässt Robert das kleine Küchenmesser, mit dem er stets seinen „apple a day" schält, wieder ganz in der Schublade verschwinden.

    „Baranowski, Mensch, Siggi, was schleichst du denn hier herum?" Sein Ex-Kollege Siegfried Baranowski, der korpulente 58-jährige Hauptkommissar der Mordkommission in Bielefeld, rappelt sich auf und zieht sich am Bettrahmen hoch.

    „Du machst mir Spaß, Robby. Anstatt mir dankbar zu sein, dass ich meinen alten Kumpel hier im Krankenhaus besuchen komme, schlägst du mich selber krankenhausreif."

    Seine ernste Miene kann Siegfried aber nicht lange halten, dann prustet er los und fällt Robert um den Hals. „Du solltest doch deinen Ruhestand genießen und nicht länger James Bond spielen."

    „Tut mir leid, altes Haus, aber ich hatte wohl  gerade einen furchtbaren Traum. Darin wollte mich jemand hinterrücks um die Ecke bringen."

    Baranowski fällt ihm ins Wort. Dabei schüttelt er zunächst den Kopf, dann nickt er: „Das habe ich mir doch schon immer gedacht. Nach vierzig Jahren Bulle hat jeder ´nen Dachschaden. Auch du, mein Lieber."

    Robert hält inne, dann schüttelt er zunächst den Kopf, um anschließend zustimmend zu nicken. „Vielleicht hast du ja Recht. Aber du hast mir noch nicht erklärt, warum du hier herumschleichst, und dann in dieser Maskerade."

    „Ich hatte deine Kerstin heute Morgen am Kesselbrink getroffen. Die hat mir erzählt, dass du noch immer hier im Krankenhaus liegst. Da dachte ich, besuch mal deinen armen, alten Kumpel Robby."

    „Das ist ja auch fein von dir." Beide schneiden eine Grimasse und strecken sich gegenseitig die Zunge heraus.

    „Ich war nach dem Dienst kurz nach fünf hier, aber du hast geratzt, als würdest du gerade den gesamten Teutoburger Wald umsägen. Da bin ich erst mal runter in die Cafeteria im Erdgeschoss und hab mir ein Fläschchen genehmigt. Du weißt ja, die Luft in Krankenhäusern ist überall so furztrocken."

    „Aber, Siggi, Alkohol im Dienst? Du lernst es wirklich nie mehr!"

    „Nix da, Alkohol im Dienst, hast du schon mal was von „Erdinger alkoholfrei gehört?

    Schibulsky schüttelt ungläubig den Kopf. „Und weiter jetzt, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen."

    „Als  ich jetzt gerade zu deinem Zimmer zurückkomme, entdecke ich das Warnschild an der Tür:

    Bitte vor Eintritt beim Pflegepersonal melden!

    Daneben steht ein Spender mit Hygieneausrüstung. Da weiß natürlich jeder, was das bedeutet. Und ich habe mir rasch den Schutzkittel, die Handschuhe, die Schuhüberzieher und den Mundnasenschutz angezogen."

    „Ja,  toll, Siggi, und so schleichst du hier rein wie ein Einbrecher. Hoffentlich hat´s wenigstens weh getan."

    Baranowski reibt sich den Rücken, lässt sich in den Besucherstuhl fallen, wechselt jetzt abrupt das Thema: „Was ist denn nun mit dir? Ich denke, du hast nur dein Bein gebrochen? Müsstest du nicht längst wieder zu Hause sein?"

    „Schön wär´s!, nickt Robert. „Meine Knochen sind leider morscher als ich gedacht habe. Osteoporose, auf Deutsch: Knochenschwund.

    „Und das bedeutet?", fragt Siegfried mit großen Augen.

    „Mit guten Knochen hätte ich bei so einem leichten Oberschenkelhalsbruch ein paar Schrauben bekommen, jetzt haben die mir gleich ein ganz neues Hüftgelenk verpasst"

    „Das Ersatzteillager lässt grüßen, prustet Siggi dazwischen. „Aber das hat mein Vater doch auch, und das mit über neunzig.

    „Damit komme ich ja auch gut klar. Ich muss täglich gehen und mein Bein belasten. Aber meine Operationsnarben wollen nicht richtig heilen. Ich muss mir in Oberstdorf wohl diese MRSA eingefangen haben."

    „Ach, jetzt verstehe ich, was Kerstin meinte, nickt Siegfried seinem alten Kollegen zu. „denn sie weiß noch nicht, wie lange du hier bleiben musst.

    „Ja, Siggi, das ist eine ganz schöne Scheiße. Die Ärzte haben schon zwei verschiedene Medikamente ausprobiert, aber die Wunden wollen und wollen nicht heilen."

    „Na, immer mit der Ruhe, altes Haus. Das wird schon wieder werden."

    „Dein Wort in Gottes Ohr." Robert wundert sich selbst über seine Erwiderung, zumal er doch mit der Kirche nicht mehr viel am Hut hat.

    Nach einem Augenblick absoluter Stille beugt Baranowski sich verstohlen vor und flüstert: „Und wieso hast du diesen Oberschenkelhalsbruch, Robby? Bist du bei einer deiner berühmten Verfolgungsjagden versehentlich gestolpert?" Dabei lächelt Siggi seinen Kumpel Robby süffisant ins Gesicht.

    „Quatsch, du Scherzbold. Dieser Bobo, du weißt schon, dieses Bürschchen aus Münster, über das du für mich recherchiert hattest, wollte mit zwei Millionen Lösegeld mit einem Motorrad abhauen und hat mich dabei rücksichtslos umgenietet. Später wurde er dann auf der Flucht erschossen. Das war die gerechte Strafe, oder?"

    „Ja, sicher, Robby, Nasreddin Babayigit, ich erinnere mich, Dreifach-Mörder. Stand sogar hier in unserem Käseblatt."

    Robert nickt: „Und seinen Komplizen aus Münster haben wir auch gleich einkassiert. Aber von ihren beiden Freundinnen habe ich nichts mehr gehört. Die müssen sich wohl schnell verdünnisiert haben."

    „Keine Ahnung, aber du kannst ja den Hauptkommissar Thiel aus Münster selbst fragen, wenn du wieder auf den Beinen bist. Vielleicht erzählt er dir mehr als mir?"

    Kapitel 2   -   Telefonat mit Münster                  01.02., 10:00

    Robert hat nach dem Frühstück einen neuen Verband an der rechten Hüfte erhalten. Er hat sehr unruhig geschlafen, da er nach dem Besuch Siggis immer wieder an die beiden Frauen denken musste, die den Tod des jungen Kaplans Marc Teuffel der Oberstdorfer katholischen Gemeinde St. Johannes Baptist mit auf dem Gewissen hatten. Eine der beiden soll fest mit dem Mörder verbandelt gewesen sein. Mindestens eine von ihnen war auf dem kompromittierenden Nacktfoto des Kaplans abgebildet. Hatten die beiden auch etwas mit der Ermordung durch diesen Bobo Babayigit zu tun. Könnten sie eventuell seinen Tod rächen wollen?

    Er greift zu seinem dreizehn Jahre alten Handy, dem Nokia 3310, das seine Enkel Sebastian und Britta despektierlich als Relikt aus der Dinosaurier-Zeit bezeichnen. Siggi hat ihm die Privatnummer von Frank Thiel, dem zuständigen Kriminalhauptkommissar in Münster aufgeschrieben.

    Nach dreimaligem Läuten switcht der Ton um. Dann meldet sich eine sonore Stimme: „Professor Dr. Karl-Friedrich Boerne, wir wünschen einen schönen guten Tag!"

    Schibulsky zuckt zusammen. „Oh, Verzeihung, da muss ich mich verwählt haben. So schnell wie möglich beendet er das Gespräch. Er kontrolliert noch einmal die Ziffernfolge auf der Wahlwiederholung. „Mmmh, das verstehe ich nicht, murmelt er in seinen Stoppelbart. „Die Nummer muss doch stimmen." Daher wählt er nochmals dieselbe Nummer.

    „Professor Dr. Karl-Friedrich Boerne, wir wünschen einen schönen guten Tag. Was können wir für Sie tun?"

    „Entschuldigen Sie die Störung. Hier spricht Robert Schibulsky aus Bielefeld. Ich wollte eigentlich Hauptkommissar Thiel sprechen."

    „Natürlich, ich verstehe, antwortet der Rechtsmediziner. Sie wollen meinen Nachbarn sprechen. Wissen Sie, wir haben eine Telefonschaltung zwischen unseren benachbarten Wohnungen. Wenn die gewünschte Person gerade nicht da ist, schaltet unser Computer zum jeweils anderen Apparat um.

    „Ach ja, ich verstehe, erwidert Robert, obwohl er eigentlich nichts verstanden hat. Also ist Ihr Nachbar nicht zu Hause, oder?

    „Das würde ich so nicht sagen. Ich glaube, es ist gestern Nacht wieder mal sehr spät bei ihm geworden. Sein Fußballklub FC St. Pauli hat wohl nach langer Zeit wieder mal gewonnen. Dann kommt der Herr Hauptkommissar immer schlecht aus den Federn, wenn Sie verstehen. – Worum geht es denn eigentlich?"

    „Wissen Sie, Herr Professor, ich bin auch Hauptkommissar der Mordkommission Bielefeld gewesen. Und ich habe eine eher inoffizielle Frage zu den Ermittlungen der Kripo Münster."

    „Ja, aber, lieber guter Mann, da können Sie doch auch mich fragen. Wir arbeiten immer sehr eng zusammen, Thiel und ich."

    In diesem Augenblick öffnet sich die Tür zu Boernes Wohnzimmer. Verschlafen schaut Frank Thiel um die Ecke. Trotzdem schließt er blitzschnell, dass sein Nachbar sich wie immer in Sachen einmischt, die ihn nichts angehen.

    „Mensch, Boerne, halten Sie sofort den Mund und kümmern Sie sich lieber um Ihre Angelegenheiten. Wollten Sie nicht heute Morgen schon die Leiche der jungen Studentin obduzieren, die wir gestern Nacht aus dem Aasee gefischt haben?"

    Der Professor wiegelt mit dem linken Arm ab. „Sie nun aber auch wieder. Ist wohl gestern wieder etwas später geworden? Und die Luft war so trocken, nicht?"

    Thiel geht ärgerlich auf seinen Nachbarn zu, deutet mit der rechten Faust auf dessen Kinn und reißt ihm den Telefonhörer aus der Hand. „Ja, hier spricht Hauptkommissar Thiel, heute ist Wochenende. Was wollen Sie denn?", blafft Thiel mürrisch in  den Hörer.

    „Entschuldigen Sie, Herr Thiel. Hier spricht einer Ihrer Ex-Kollegen aus Bielefeld. Ich wollte Sie etwas fragen. Es geht um Mord und Erpressung, verübt von Tätern aus Münster. Vielleicht haben Sie von dem Fall aus Oberstdorf im Dezember gehört?"

    „Hmmm, mal überlegen. Wenn, dann aber eher beiläufig, Herr …?"

    „Robert Schibulsky."

    „Herr Schibulsky. Ich erinnere mich, dass wir einige Anfragen bezüglich einer Bande von Jugendlichen aus Bielefeld erhalten haben."

    „Genau, Herr Thiel, die kamen von meinem Kollegen KHK Siegfried Baranowski aus Bielefeld. Der Anführer, namens Nasreddin Babayigit, konnte als Täter bei drei Mordfällen überführt werden. Er wurde übrigens auf der Flucht mit seinem Motorrad in den Bergen bei Oberjoch erschossen. Sein Freund Steffen Herbst wurde wegen Entführung und Erpressung und wahrscheinlich auch wegen Beihilfe zum Mord gefasst. Mich interessieren allerdings auch noch die beiden weiblichen Mitglieder der Bande: eine Charlotta Bernaschek und eine Agneta Kubulus. Alle haben in Münster gewohnt."

    Frank Thiel hat aufmerksam zugehört, aber nicht sogleich alles aufgenommen. Daher fragt er vorsichtig nach: „Ist denn Ihr Fall noch nicht abgeschlossen?"

    „Die Morde von Oberstdorf hat die Kripo Kempten aufgeklärt. Von daher gibt es keinen weiteren Bedarf. Ich habe allerdings das Gefühl, dass die beiden Frauen mit zu den Tätern gehören und sich rächen könnten."

    „Hören Sie, Herr Schibulsky, im Moment bin ich da überfragt. Aber ich verspreche Ihnen, dass ich mich nochmals um die Sache kümmern werde."

    „Das wäre schön. Robert zögert einen kurzen Augenblick. Dann wechselt er das Thema: „Herr Thiel, ich habe von Ihrem Nachbarn gehört, dass Sie eingefleischter St. Pauli-Fan sind. Ich bin alter Bielefelder Armine. Was halten Sie davon, wenn ich Sie zum Spiel Bielefeld gegen St. Pauli einlade. Ich glaube, die spielen in der nächsten Woche hier in Bielefeld gegeneinander.

    Frank Thiel schießen Tränen in die Pupille. Er muss augenblicklich an seinen alten Heimatort denken. An sein geliebtes Hamburg und seine geliebten Kiez-Kicker. Deshalb stimmt er spontan zu: „Alte Fußball-Fans müssen zusammenhalten. Ich melde mich bestimmt: wegen der Damen und wegen des Spiels."

    „Wunderbar! Rufen Sie mich an!"

    Langsam legt Robert sein Nokia auf den Nachttisch. Irgendwie hat er das Gefühl, einen neuen Freund gewonnen zu haben. Jetzt muss er nur noch schleunigst aus diesem Krankenhaus herauskommen.

    Kapitel 3   -   Polizei Oberstdorf                         04.02., 08:30

    Peter Endras leitet die Polizeistelle in Oberstdorf. Nach den Ereignissen in den letzten Weihnachtstagen, bei der er maßgeblich an der Aufklärung dreier Morde in der Marktgemeinde beteiligt war, ist der 42-Jährige gerade zum Polizeihauptmeister befördert worden.

    Der Polizeianwärter Eckhard Zwanziger sitzt verzweifelt an seinem Computerplatz. Er muss noch die drei kleineren Einsätze vom Wochenende protokollieren: ein Auffahrunfall auf der B19 bei der Zufahrt zu McDonald´s, eine Schlägerei zwischen Eishockeyfans der EISBÄREN Oberstdorf und des EA Schongau, die das enttäuschende Ergebnis der Heimmannschaft von 1 : 5 nachträglich doch noch in einen Sieg umwandeln wollten, und ein Wohnungseinbruch bei der Metzgerei Schweinsteiger, bei dem neben der Geldbörse der Gattin auch zwanzig Weißwürste aus der Tiefkühltruhe im Keller gestohlen wurden.

    PHM Endras studiert angestrengt die Allgäuer Rundschau. Als Trainer der Eishockeymannschaft ist er Kummer gewohnt. Aber jetzt fordert sogar der Sportkommentator der Lokalpresse schon seinen Kopf: EISBÄREN verspielen letzte Aufstiegschance. Wie lange lässt Vereinsboss Ulrich Winterscheid Trainer Endras noch gewähren?

    Kopfschüttelnd flüstert Endras vor sich hin: „ Ja, vielleicht hat  der Schreiberling sogar Recht. Ganz langsam setzt sich in seinen Gehirnwindungen fest: „Warum soll ich mir den Stress noch länger antun? Nach der Saison ist Schluss!

    Die Eingangstür schwingt geräuschvoll auf. Dominik Steingasser und seine Freundin Dorothea Schneider betreten den Raum. Dominiks Vater Xaver war Vorsitzender des Vereins der RECHTLER. Er wurde am ersten Weihnachtstag ermordet, da er sich gegen die Errichtung eines Erlebnisparks oben an der Erdinger Arena ausgesprochen hatte.

    „Gut, dass du so schnell kommen konntest, Dominik", begrüßt Peter Endras den neuen Besitzer des Ponyhofs im Dummelsmoos.

    „Was gibt es denn so Dringendes?", ruft Dorothea ungeduldig dazwischen.

    „Ja, genau, beteuert Dominik. „Ich muss zurück zum Hof. Mutter wird mit der neuen Situation allein nicht fertig.

    „Dann will ich es kurz machen. Wie ihr wisst", - und dabei schaut er abwechselnd beide mit strengem Blick an – „ist vor zwei Wochen die „Schnatossi-Bar" beim Hotel „Dolde abgebrannt. Die Feuerwehr hat zunächst mal als Grund Brandstiftung ausgeschlossen. Mir liegt jetzt aber ein Brief vor, in dem du beschuldigt wirst, den Brand gelegt zu haben.

    „Ach, geh, was soll denn der Schmarrn. Ich habe doch schon der Kripo aus Kempten gesagt, dass ich an dem Donnerstag schon morgens eine Kutschfahrt bis raus nach Spielmannsau hatte, ich glaube, die war vom Verein der katholischen Landfrauen bestellt und organisiert worden."

    „Richtig, Dominik, so hast du es Hauptkommissar Riethmüller in Kempten erzählt. Ich habe hier allerdings eine Smartphone-Videodatei zugespielt bekommen, da bist du während der Löscharbeiten am Hotel „Dolde eindeutig zu erkennen. Und das war am Donnerstag, dem 16. Januar gegen 16:45 Uhr.

    „Von wem hast du das?" Dominik rastet ohne Vorwarnung aus und greift über den Schreibtisch, um dem Polizisten den Brief und die kleine SD-Karte zu entreißen.

    Doch Dorothea greift sich reaktionsschnell seinen Arm und faucht ihn an: „Bist du jetzt total verrückt geworden?" Sie stößt ihn unsanft zurück und drückt ihn herunter, bis er sich wortlos auf dem Besucherstuhl vor dem Schreibtisch zusammenkauert.

    „Danke, Doro, bedankt sich Endras. „Gut, dass du eingegriffen hast. Ich hätte deinem Freund sonst wehtun müssen.

    „Aber dieses Video, was soll das denn beweisen. Bei dem Feuer standen doch sicherlich ganz viele Gaffer herum", echauffiert sich Dorothea Schneider. „Außerdem war ich zufällig kurz nach dem Ausbruch des Feuers auch schon dort. Der Dominik ist doch erst nach mir an der „Dolde angekommen.

    „Aha, bemerkt Endras, „habt ihr beiden euch dort verabredet und gemeinsame Sache gemacht?

    „Jetzt reicht es aber, Polizeiobermeister!"

    „Polizeihauptmeister, bitteschön, was Recht ist muss Recht bleiben", korrigiert Peter Endras.

    „Also, entschuldige, Herr Polizeihauptmeister. Ich hatte die katholischen Landfrauen zur Spielmannsau gefahren. Ich saß gerade mit ihnen beim Mittagessen auf der Sonnenterrasse, als ich einen Anruf von meiner Freundin bekam."

    „Du meinst von ihr hier, Dorothea Schneider, unserer Sozialarbeiterin?"

    Dorothea schaltet sich erneut ein: „Stimmt, ich war gerade bei Frau Steingasser draußen im Dummelsmoos, als ein Anruf vom Wirt der „Dolde kam: Da soll eine Riesensauerei im Gange sein. Der provisorische neue Vorsitzende eures RECHTLER-Vereins soll das Vereinsstatut ändern wollen, ohne eine Versammlung einzuberufen.

    „Nun lass doch, Doro. Also ja. Herr Polizeihauptmeister. Ich sollte sofort zur „Dolde kommen. Ich sollte und ich musste für meinem ermordeten Vater Xaver dagegen einschreiten, Ehrensache. Deshalb habe ich sofort meinen Kumpel Kevin angerufen, ob er nicht für mich die Rückfahrt mit der Pferdekutsche übernehmen könne.

    Peter Endras schaut von seiner Tastatur hinter dem Computer auf und fixiert den Jungbauern. „Moment, Dominik, welchen Kevin meinst du?"

    „Kevin Brutscher, Weststr. 56, Telefon 08322-55125."

    Endras notiert das sofort in die Protokoll-Maske des PC.

    „Also, Kevin kam endlich um kurz vor vier und übernahm das Gespann. Ich bin mit seinem Wagen, so schnell es bei den Straßenverhältnissen ging, zum Hotel gefahren und habe dort die Bescherung gleich gesehen, also den Brand in der Bar."

    Eine Pause von annähernd zehn Sekunden entsteht. Dann nickt der „Dorfsheriff", wie sich Peter Endras auch selber betitelt.

    „Okay, Dominik und Dorothea, das wäre es vorerst. Ich werde das überprüfen."

    Dorothea

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