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Tod am Lagerhaus
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eBook492 Seiten5 Stunden

Tod am Lagerhaus

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Über dieses E-Book

Sarah Williams ist die jüngste Ermittlerin der Mordkommission des Los Angeles Police Department – ein Job, von dem sie seit ihrer Schulzeit geträumt hatte. Doch ein Doppelmord an zwei Kollegen stellt sie vor ungeahnte Herausforderungen. Die einzige Spur führt zu einem Kunsthändler. Während Sarah mit aller Entschlossenheit versucht, dem Hauptverdächtigen die Tat nachzuweisen, wird sie von einer ungeahnten Entwicklung überrascht. Kann sie verhindern, dass dieser Fall nicht nur ihre Karriere, sondern auch ihr gesamtes Leben grundlegend beeinflussen wird?
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum1. Apr. 2014
ISBN9783844291209
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    Buchvorschau

    Tod am Lagerhaus - M.H. Murray

    Impressum

    Tod am Lagerhaus

    M.H. Murray

    Copyright: © 2014 M.H. Murray

    published by: epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    ISBN 978-3-8442-9120-9

    Hinweis

    Die Handlung der Geschichte ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und unbeabsichtigt.

    Lizenzerklärung

    Dieses eBook ist für Ihre persönliche Nutzung lizensiert. Das eBook darf nicht an Dritte weitergegeben oder weiterverkauft werden. Wenn Sie das Buch an eine andere Person weitergeben wollen, kaufen Sie bitte eine zusätzliche Lizenz für jeden weiteren Rezipienten. Wenn Sie dieses Buch lesen, es aber nicht gekauft haben oder es nicht für Ihre persönliche Nutzung gekauft wurde, gehen Sie bitte auf epubli.de und kaufen Ihre eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren und würdigen.

    Kurzbeschreibung

    Sarah Williams ist die jüngste Ermittlerin der Mordkommission des Los Angeles Police Department – ein Job, von dem sie seit ihrer Schulzeit geträumt hatte. Doch ein furchtbares Ereignis stellt sie vor nie geahnte Herausforderungen – als Polizistin und als Mensch…

    Kapitel 1

    Sarah Williams betrat ihr kleines Apartment, ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die harte, kühle Holzoberfläche, während sie hörbar ausatmete. Sie hatte den Tag wirklich ohne Nervenzusammenbruch überstanden, obwohl sie vorher daran gezweifelt hatte. Auch wenn sie sich kaum noch an die Einzelheiten erinnern konnte, hatte sie die Beerdigung hinter sich gebracht. Sie wusste nur noch, dass sie gefroren hatte und es hatte ganz sicher nicht am Wetter gelegen, denn der August in Los Angeles war nicht gerade winterlich.

    Langsam begann sich die Anspannung in ihr zu lösen und Sarah spürte, wie ihre Hände zitterten und ihre Augen feucht wurden. Sie löste sich von der Tür, ging in das Badezimmer, stellte sich an das Waschbecken, drehte den Hahn auf und benetzte ihr Gesicht mit kaltem Wasser. Sie musste endlich diese Bilder loswerden, diese schockierenden Filmfetzen, die sie in jeder einzelnen Nacht der letzten zwei Wochen schweißgebadet hatten aufwachen lassen.

    Kopfschüttelnd machte sie sich auf den Weg in ihr winziges Schlafzimmer, zog sich dort aus und schlüpfte in ein riesiges T-Shirt und ihre bequemen Schlafshorts. Sarah schaltete den kleinen Fernseher ein. Sie brauchte Geräusche als Ablenkung. Einen Moment überlegte sie unschlüssig und huschte dann in die Küche, um ein Glas und eine volle Flasche Whisky aus dem Schrank zu holen.

    Sarah wusste nicht, wie lange die Flasche dort schon gestanden hatte, irgendjemand hatte sie ihr einmal geschenkt. Sie mochte eigentlich gar keinen Alkohol – vor allem wegen der unerwünschten Nebenwirkungen, die er bei ihr auslöste. Sie wurde nicht nur streitlustig und rechthaberisch, wenn sie etwas getrunken hatte, sie wurde oft auch albern wie ein kleines Mädchen und sie hasste die peinlichen Momente, wenn sie sich am nächsten Tag an ihr Verhalten erinnerte.

    Doch heute war es anders. Sie brauchte etwas, um ihre Gefühle zu betäuben - und hoffentlich auch ihre Albträume. Sie lief barfuß zurück in das Schlafzimmer, setzte sich auf das Bett, zog die Beine unter ihren Körper und schenkte sich den ersten Whisky ein.

    „Bäh widerlich, schüttelte sie sich, als sie das Glas in einem Zug geleert hatte und ihre Kehle wie Feuer brannte. „Aber genau das, was ich jetzt brauche.

    Erneut füllte sie das Glas mit der golden funkelnden Flüssigkeit, denn der erhoffte Effekt blieb noch aus – im Gegenteil, die Ereignisse der verhängnisvollen Nacht spielten sich erneut in ihren Gedanken ab:

    ***

    „Mit Milch, ohne Zucker, richtig?", fragte Sarah, als sie ihrem Kollegen den Becher reichte.

    „Ganz genau. Sie haben wirklich das Zeug zu einer guten Ermittlerin", entgegnete Detective Rodriguez grinsend.

    „Ich BIN eine gute Ermittlerin, sehen Sie! Sarah hielt ihm ihre Dienstmarke vor die Nase. „Hier steht Los Angeles Police Department – Mordkommission. Auch wenn ich erst seit einem halbem Jahr Detective bin, ich habe es mir verdient.

    „Langsam, langsam, wehrte Rodriguez ab. „Daran habe ich auch nicht gezweifelt. Es war eigentlich nur als Anerkennung gemeint, auf etwas lockere Art.

    Sarah atmete durch.

    „Sie haben recht. Es tut mir leid, dass ich überreagiert habe, entschuldigte sie sich. „Ich werde schon langsam paranoid, weil Captain Mancini mich ständig so behandelt, als würde ich nicht hier her gehören, als wäre es der falsche Job für mich.

    „Ach was, er ist nun mal keine Schmusekatze, winkte Rodriguez ab. „Sie werden hier niemanden finden, der jemals von Anthony Mancini ein Lob bekommen hat, also denken Sie nicht weiter darüber nach.

    „Weil es auch noch keiner verdient hat!", ertönte die laute Stimme des Captains von der Tür aus und ließ Rodriguez zusammenzucken.

    Mancini ließ seinen strengen Blick durch das Büro schweifen.

    „Und falls Sie es vergessen haben sollten, wir sind die Mordkommission und nicht die Cafeteria, also an die Arbeit!"

    „Ja Captain", murmelten beide eingeschüchtert und gingen zu ihren Schreibtischen.

    „Ach und noch was, Sie haben recht; ich schnurre nicht wie eine Katze, ich brülle wie ein Löwe", fuhr der Captain Rodriguez an, bevor er wieder in seinem Büro verschwand.

    Sarah hielt sich die Hand vor den Mund, denn sie musste unwillkürlich über den erschrockenen Gesichtsausdruck ihres Kollegen lachen. Sie wusste aber, dass er es ihr nicht lange übel nehmen würde. Auch wenn die anderen sie immer noch als Küken behandelten, gab es – außer dem Captain vielleicht – niemanden, der ihr in irgendeiner Form ablehnend gegenüber getreten war.

    Sarah arbeitete sich weiter durch die Protokolle von Zeugenaussagen und Vernehmungen. Es würde sicher die ganze Nacht dauern, bis sie damit fertig werden würde. Der Stapel auf ihrem Schreibtisch war so hoch, dass sie kaum darüber hinweg schauen konnte.

    „Rodriguez! Williams!"

    Sarah zuckte zusammen, als der Captain aus seinem Büro gestürmt kam.

    „Zwei Tote mit Schusswunden bei einem Lagerhaus am Hafen, Dock 17, informierte er sie. „Die Opfer sind Polizeibeamte.

    „Polizisten?", fragte Rodriguez geschockt nach, während Sarah ihren Vorgesetzten nur wortlos anstarrte.

    „Sagte ich doch, bestätigte Mancini. „Was ist? Sie sind ja immer noch hier!

    „Schon unterwegs, Captain."

    Die beiden sprangen auf und eilten hinaus. Rodriguez packte die Warnleuchte auf das Dach des Autos, während sie vom Parkplatz fuhren. Sarah saß schweigend auf dem Beifahrersitz, ihren Blick starr nach vorn gerichtet. Es war nie angenehm, ein Mordopfer zu sehen, aber in diesem Fall waren es sogar Kollegen von ihnen. Vielleicht kannten sie die beiden sogar. Je näher sie dem Tatort kamen, desto stärker spürte Sarah ihr Herz pochen. Sie bogen in eine kleine Gasse zwischen riesigen Lagerhäusern ein und sahen vor sich das rote und blaue Blinken der Warnleuchten auf den bereits eingetroffenen Streifenwagen.

    Rodriguez parkte den Wagen und sie stiegen aus. Sarah betrachtete die Szene vor sich, während sie auf das im Wind flatternde Absperrband zu schritten. Mindestens zehn uniformierte Beamte liefen geschäftig umher, stellten Scheinwerfer auf oder durchsuchten die Umgebung mit Hilfe ihrer Taschenlampen.

    „Was zum Teufel macht der Streifenwagen dort direkt am Tatort?", hörte Sarah jetzt eine tiefe Stimme laut und zornig brüllen.

    „Der Streifenwagen ist der Tatort, Sergeant Brooks", kam die etwas schüchterne Antwort eines Officers, der offensichtlich das Absperrband bewachte, das Sarah und Rodriguez jetzt erreicht hatten.

    Sie zeigten ihre Dienstmarken und wurden sofort durchgelassen. Die Beifahrertür des Streifenwagens stand offen und der Oberkörper des getöteten Officers war herausgesackt, während seine Beine sich noch im Inneren des Autos befanden.

    Sarah schaltete ihre Taschenlampe ein, beugte sich hinunter und betrachtete den Toten.

    „Drei Einschüsse in der Brust. Die Sicherung des Holsters ist offen, aber er hat es offensichtlich nicht mehr geschafft, die Waffe zu ziehen."

    „Ja, bestätigte Rodriguez ihre Beobachtungen. „Kennen Sie ihn?

    Sarah schüttelte den Kopf.

    „Ich glaube nicht."

    „Officer Tim McFadden", klärte der junge Polizist, der ihnen gefolgt war, sie über das Opfer auf.

    „Der Name kommt mir aber irgendwie bekannt vor", murmelte Sarah, als sie wieder aufstand.

    Sie gingen um das Auto herum zur Fahrerseite.

    „Der andere hatte überhaupt keine Chance, berichtete der junge Polizist weiter. „Officer …

    „Ben Richards", beendete Sarah seinen Satz und blieb erstarrt stehen.

    Der Tote saß noch hinter dem Steuer, die Splitter der zerschossenen Seitenscheibe überall auf seiner Uniform verstreut und zwischen seinen Augen waren zwei Einschusslöcher zu erkennen.

    „Sarah? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?", fragte Rodriguez besorgt, denn ihm war trotz der schlechten Beleuchtung aufgefallen, wie blass sie plötzlich wurde.

    Anstatt ihm zu antworten, rannte sie los, verschwand hinter dem Müllcontainer, der an der Wand des einen Lagerhauses stand, und musste sich dort zweimal übergeben. Sie atmete mehrmals tief durch, als sie sich wieder aufrichtete und zwang sich, ruhig zu den anderen zurückzugehen.

    „Wollen Sie sich lieber ins Auto setzen? Ich kann auch allein weitermachen", bot Rodriguez ihr an.

    Doch Sarah schüttelte den Kopf.

    „Nein, es geht schon wieder."

    Sie wollte jetzt nicht allein sein und sie wollte auch keine Schwäche zeigen. Sie war sich sicher, Captain Mancini würde darauf nur warten.

    „Okay, nickte Rodriguez. „Ich gehe also davon aus, Sie kannten Officer Richards?

    Sarahs Blick fiel erneut auf das erstarrte Gesicht des toten Polizisten.

    „Benny war mein bester Freund – seit ich fünf war", bestätigte sie leise.

    „Das tut mir sehr leid", sagte Rodriguez und legte mitfühlend seine Hand auf ihre Schulter.

    „Danke Emilio, erwiderte sie leise und schaute zu ihm hoch, da er fast einen Kopf größer war als sie. „Lassen Sie uns weitermachen.

    Sie wandte sich dem jungen Polizisten zu.

    „Was können Sie uns noch sagen? Warum waren die beiden hier?"

    Er zuckte mit den Schultern.

    „Das ist noch nicht klar. Vermutlich haben sie irgendetwas Verdächtiges bemerkt. Laut Zentrale wurden sie weder hier her geschickt, noch haben sie eine Meldung durchgegeben. Vor 80 Minuten ging ein anonymer Notruf ein. Ein Mann sagte, er habe hier mehrere Schüsse gehört."

    Sarah leuchtete mit der Taschenlampe in den Wagen.

    „Vermutlich wollten sie gerade die Meldung durchgeben. Das Mikrofon des Funkgerätes ist nicht in der Halterung und hängt herunter."

    Rodriguez nickte.

    „Sieht so aus. Da soll sich die Spurensicherung mit beschäftigen. Wo sind die eigentlich? Und der Gerichtsmediziner?"

    „Kommen gerade an", berichtete der junge Polizist.

    „Okay, würden Sie sie gleich herbringen?"

    „Aber natürlich."

    Rodriguez blickte ihm kurz hinterher und wandte sich dann Sarah zu.

    „Was denken Sie?"

    Sie zuckte mit den Schultern.

    „Es waren mindestens zwei Täter, denn sie wurden aus verschiedenen Richtungen erschossen. Man hat ihnen keine Chance gelassen und wie es aussieht, passierte alles aus unmittelbarer Nähe. Sieht ganz nach Profis aus, die so etwas nicht zum ersten Mal getan haben."

    Rodriguez nickte zustimmend.

    „Das war fast wie eine Hinrichtung. Leute, die so etwas machen – noch dazu mit Polizisten … Er runzelte die Stirn. „Das sieht man nicht oft. Ich frage mich, über was die beiden hier gestolpert sind.

    Inzwischen waren die Mitarbeiter der Spurensicherung eingetroffen und hatten ihre Arbeit aufgenommen. Für die beiden Detectives der Mordkommission war die Arbeit am Tatort erst einmal beendet. Bevor sie zu ihrem Wagen gingen, fiel Sarahs Blick noch einmal auf ihren toten Freund und ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie wusste, dieses Bild würde sie von jetzt an verfolgen, aber sie schwor sich, den Mörder von Benny zu finden.

    Doch das sollte nicht so einfach werden, denn am nächsten Tag erfuhr sie von Captain Mancini, dass sie nicht weiter an diesem Fall arbeiten würde. Er hatte ihn Rodriguez und O’Neill übergeben, weil diese seiner Meinung nach mehr Erfahrung hatten und auch nicht auf persönlicher Ebene betroffen waren. Er hatte versucht, ihr zu erklären, dass kein Verdacht aufkommen durfte, die Ermittlungen würden zu einem privaten Rachefeldzug der Polizei werden. Sarah hielt das alles für faule Ausreden, aber er war nun einmal ihr Vorgesetzter.

    Es fühlte sich schrecklich an, Benny verloren zu haben, aber noch unerträglicher war es für sie, nichts tun zu können. Er war ihr einziger Freund gewesen. Mit allen anderen aus der Schulzeit oder vom College war der Kontakt irgendwann abgerissen. Und da sie völlig in ihrem Job aufging, war ihr Privatleben so gut wie nicht existent und sie hatte in den letzten Jahren keine Gelegenheit gehabt, neue Freunde zu finden.

    Rodriguez und O’Neill hielten sie unter der Hand über die Ermittlungen auf dem Laufenden – ohne dass der Captain darüber etwas erfahren durfte. Es hatte sich bestätigt, dass die Opfer mit zwei verschiedenen Waffen aus kurzer Distanz erschossen worden waren. An der Stelle, an der einer der Schützen gestanden haben musste, war ein silberner Kugelschreiber gefunden worden.

    Sie hatten außerdem herausgefunden, dass das eine Lagerhaus leer stand und das andere vermietet war - an einen Kunsthändler, der auch eine Galerie besaß. Der Mann hieß David Graham. Durch einen Kontakt beim FBI hatte ihr Chief erfahren, dass Graham wohl schon länger unter dem Verdacht stand, im großen Stil zu schmuggeln - ob nur Kunstschätze oder auch andere Dinge wie Drogen, da ließ sich das FBI offenbar nicht in die Karten sehen. Fest stand nur, dass Graham nie etwas nachgewiesen werden konnte, aber die Information hatte ausgereicht, um diesen Kunsthändler zu einer Befragung einzubestellen.

    Graham hatte sich nicht geweigert. Er hatte sich kooperativ gezeigt und sogar freiwillig seine Fingerabdrücke abnehmen lassen. Als sich jedoch herausgestellt hatte, dass seine Fingerabdrücke mit denen auf dem Kugelschreiber am Tatort übereinstimmten, hatte Graham seinen Anwalt eingeschaltet, der sofort mehrere Zeugen präsentiert hatte, die den Kunsthändler am Mordabend auf einer Ausstellung gesehen haben wollten und so hatten sie ihn wieder gehen lassen müssen.

    Sarah war sich seitdem trotzdem sicher, dass Graham hinter den Morden steckte, doch offensichtlich kamen Rodriguez und O’Neill mit den Ermittlungen keinen Schritt mehr weiter. Immer wieder schossen ihr Bilder von Benny durch den Kopf, sein Lachen, seine Scherze, ihre gemeinsamen Judostunden – Sarah war zwar klein und zierlich, aber Benny hatte sie immer als gefährlich wie eine Tigerin bezeichnet, wenn er wieder einmal einen Kampf gegen sie verloren hatte. Er war es auch, der sie damals mit beeinflusst hatte, Polizistin werden zu wollen.

    Sie hatte begonnen, alle Informationen über Graham zu sammeln, die sie bekommen konnte – vor allem im Internet. David Graham war 36 Jahre alt, groß, sportlich, dunkelhaarig. Sarah musste sich eingestehen, dass er auf den Fotos wirklich attraktiv aussah und sein Lächeln durchaus anziehend wirkte. Aber das spielte keine Rolle. Wichtig war für sie nur, wer der Mann hinter der Fassade war – offensichtlich ein kaltblütiger Mörder. Graham hatte seine Galerie vor sechs Jahren eröffnet und schien sehr erfolgreich zu sein, auch im internationalen Kunsthandel. Er besaß teure Sportwagen und eine Villa in den Hügeln von Hollywood. Er war nicht verheiratet und angeblich auch nicht in einer festen Partnerschaft. Auf einigen Fotos sah man ihn in Begleitung verschiedener junger Damen. Sarah war aufgefallen, dass alle blond waren. Ob da jemand eine Vorliebe für Blondinen hatte?

    Sie hatte gestaunt, als sie gelesen hatte, was alles für Stücke in seiner Galerie ausgestellt wurden. Obwohl ihr Herz der Polizei gehörte, interessierte sie sich immer noch für die Kunst. Schließlich hatte sie Kunstgeschichte studiert, bevor sie zur Polizeiakademie gegangen war.

    Fieberhaft suchte sie seit Tagen in jeder freien Minute nach mehr Informationen. Sie hatte es sich und auch Benny geschworen, seinen Mörder zu finden.

    ***

    Und dann tauchten sie erneut auf – Bennys starre Augen mit den Einschusslöchern dazwischen und brachten Sarah wieder zurück in die Gegenwart. Seufzend kippte sie den letzten Schluck Whisky hinunter.

    „Das hat also auch nicht geholfen", murmelte sie entnervt.

    Sie stellte das Glas auf den Nachttisch und klappte ihren Laptop, der neben ihr auf dem Bett lag, auf. Der Browser war bereits geöffnet und ihre ersten Klicks führten sie unwillkürlich auf die Webseite von Grahams Galerie. Als ihr Blick auf die Seitenleiste fiel, huschte ein leichtes Zucken über ihre Mundwinkel und sie fasste spontan einen Entschluss.

    Kapitel 2

    Das Summen ihres Weckers riss Sarah aus dem Schlaf. Erst mit dem dritten Versuch brachte sie den kleinen Nervtöter endlich zum Schweigen.

    „Oh verdammt", brummte sie müde und richtete sich auf.

    Doch dann huschte ein erleichtertes Lächeln über ihr Gesicht. Sie hatte zum ersten Mal seit zwei Wochen keinen Albtraum gehabt. Das gab ihr Zuversicht und Selbstvertrauen. Dieses hatte sie auch bitter nötig, wenn sie an ihren Plan dachte und sich vorstellte, wie Captain Mancini darauf reagieren würde. Vielleicht würde sie heute Abend auch gar keinen Job mehr haben.

    Nachdenklich schlüpfte sie aus dem Bett und ging in das Badezimmer. Sie stellte die Dusche an, zog sich aus und stieg hinein. Während das warme Wasser angenehm auf ihrer Haut prickelte, dachte sie noch einmal über ihren Entschluss nach und kam zu der Erkenntnis, dass sie dafür Hilfe brauchte und es gab nur eine Person, die dazu in der Lage war, sie zu unterstützen.

    ***

    Wie zu jedem Arbeitsbeginn in ihrem Büro, setzte sich Sarah an ihren Schreibtisch und checkte zuerst ihre E-Mails, bevor sie sich den Akten zuwandte. Heute jedoch wanderte ihr Blick immer wieder ungeduldig zu der Wanduhr über der Tür und als die Zeiger zehn Uhr anzeigten, stand sie auf und eilte hinaus. Sie lief den Flur entlang zum Fahrstuhl, der sie eine Etage nach oben beförderte. Dort stieg sie aus und strebte geradeaus auf eine Tür am Ende des Korridors zu, auf der ein Schild mit der Aufschrift. „Edward Grant, Chief" prangte.

    Als sie die Tür erreicht hatte, zögerte Sarah für einen Moment, doch dann klopfte sie entschlossen an.

    „Ja bitte!", hörte sie eine tiefe Stimme rufen.

    Sie drehte den Knauf, öffnete die Tür und trat ein.

    „Chief Grant, kann ich Sie in einer dringenden Angelegenheit sprechen?", fragte sie den Mann, der hinter seinem Schreibtisch saß und nun zu ihr blickte.

    „Aber natürlich. Ich nehme an, es ist dienstlich?", entgegnete er.

    „Jawohl Sir", bestätigte Sarah.

    „Dann schließen Sie die Tür und nehmen Sie Platz, Detective Williams."

    Sarah tat es und saß gleich danach dem Chief gegenüber. Dieser lächelte leicht.

    „Da wir nun unter uns sind, was ist so dringend, Sarah?"

    „Es geht um diesen Graham, kam sie direkt zur Sache. „Ich hatte da so eine Idee und …

    „Sarah, ich weiß, wie schwer es für dich ist, unterbrach er sie. „Und vor allem nach der Beerdigung gestern muss es besonders schmerzhaft sein. Aber ich muss dich daran erinnern, dass das nicht dein Fall ist. Außerdem ist Captain Mancini dein direkter Vorgesetzter.

    „Das weiß ich, erwiderte sie trotzig. „Aber es geht hier nicht um mich, es geht nur um die Aufklärung des Falles, glauben Sie mir, Edward.

    Chief Grant sah sie nachdenklich an, während Sarah schweigend abwartete. Sie kannte ihn gut genug, um ihn jetzt nicht weiter zu bedrängen. Edward Grant war fast so etwas wie Familie für sie. Sie kannte ihn, seit sie noch zur Schule gegangen war. Seine Frau Helen war die beste Freundin ihrer Mutter gewesen. Er hatte Sarah auch unterstützt in ihrem Wunsch, Polizistin zu werden und nach dem Unfall ihrer Mutter waren die Grants so etwas wie ihre Ersatzfamilie geworden. Damals, als Sarah noch auf dem College war.

    Edward Grant fuhr sich mit der Hand über die Halbglatze, was er immer tat, wenn er ein schwieriges Problem zu lösen hatte. Sarah wusste, dass es ihr den Anfang in der Mordkommission erleichtert hatte, dass er hier der Chief war – wenn auch nur noch für ein Jahr, danach würde er in Pension gehen. Aber bis dahin wollte sie durch ihre Leistungen jeden Zweifel an ihren Fähigkeiten ausgeräumt haben.

    Noch vor einigen Jahren hatte Chief Grant ihr immer wieder erzählt, wie er den Ruhestand zusammen mit seiner Frau in ihrem kleinen Haus genießen wollte. Doch seit dem Krebstod von Helen vor zwei Jahren träumte er nur noch davon, nach seiner Pensionierung so weit weg wie möglich zu reisen. Sarah musste einen Seufzer unterdrücken, als ihr erneut bewusst wurde, dass vor ihr der einzige Mensch saß, der ihr nach Bennys Tod noch als Freund - oder gar so etwas wie Familie, geblieben war.

    Chief Grant räusperte sich und hatte sofort Sarahs Aufmerksamkeit.

    „Also gut, ich werde mir deine Idee anhören, entschied er. „Aber mehr verspreche ich dir im Moment nicht, und ohne die Zustimmung von Captain Mancini wird auch nichts passieren.

    „Danke, war Sarah erleichtert. „Es geht darum, ich war gestern Abend auf der Webseite von Grahams Firma. Dort war eine Anzeige geschaltet. Graham sucht für seine Galerie eine neue persönliche Assistentin mit Erfahrung in Kunst und Computerkenntnissen.

    „Und?", fragte Edward Grant und zog eine Augenbraue nach oben in der Vorahnung, dass ihm die Antwort auf diese Frage nicht gefallen würde.

    „Ich habe mich auf die Anzeige beworben. Unter dem Namen Sarah Porter", bestätigte sie seine Befürchtungen.

    „Du hast was?, rief er entsetzt aus. „Sarah, weißt du, was du da gemacht hast? Du hast damit nicht nur den Fall gefährdet, du hast deine Karriere, deinen Job aufs Spiel gesetzt.

    „Aber wer weiß, wann sich so eine Chance wieder ergibt, gab sie zu bedenken. „Ich musste einfach handeln.

    Grant schüttelte den Kopf.

    „Du hattest keinerlei Befugnis dazu. Du bist nicht dumm und auch nicht erst seit gestern Nachmittag bei der Polizei. Du weißt, dass du so etwas nicht allein entscheiden darfst."

    „Edward, bitte! Sie wissen doch auch, dass die Ermittlungen feststecken. Lassen Sie mich undercover zu Graham gehen! Er kennt mich nicht. Ich habe einen Studienabschluss in Kunstgeschichte und wie Sie wissen, habe ich den Spezialkurs in Computersicherheit an der Akademie absolviert. Wenn etwas in Grahams Daten ist, werde ich es finden."

    Grant fuhr sich erneut über die Halbglatze.

    „Sarah, ich weiß, du willst Bennys Mörder unbedingt dingfest machen, jeder von uns möchte das, aber du bist zu emotional in diesem Fall."

    „Das heißt also, Sie haben mich die ganze Zeit belogen?"

    „Wie bitte? Was meinst du?"

    „Sie haben mich all die Jahre bestärkt in dem Glauben, wie begabt ich doch bin, was für eine tolle Ermittlerin ich doch werden würde und jetzt sagen Sie mir, ich bin zu emotional, um eine gute Ermittlerin zu sein?"

    „So war das nicht gemeint. Das weißt du, wiegelte er ab. „Es geht doch nur um diesen speziellen Fall.

    „Dann geben Sie mir diese Chance, beharrte Sarah. „Gerade weil es ein spezieller Fall ist.

    „Ich fürchte eher, Captain Mancini wird ein Disziplinarverfahren eröffnen, wenn du mit der Geschichte zu ihm gehst."

    „Darum bin ich ja hier. Ich möchte Sie bitten, dass Sie zu ihm gehen und es als Ihre Idee verkaufen."

    Chief Grant sah sie überrascht an.

    „Und wenn ich es nicht mache?"

    „Ich werde Bennys Mörder überführen, das habe ich ihm und mir geschworen, entgegnete Sarah leise, aber bestimmt. „Und wenn Sie mich dabei nicht unterstützen, werde ich mich beurlauben lassen und auf eigene Faust ermitteln.

    Sie konnte einen leisen Seufzer vernehmen.

    „Du weißt schon, dass du mich hier erpresst, oder?"

    „Nein, ich appelliere nur an Sie, das Richtige zu tun."

    „Und wenn du den Job bei Graham gar nicht bekommst? Wer weiß, wie viele sich dort bewerben."

    „Wenn ich den Job nicht bekomme, habe ich versagt und bin bereit, die Konsequenzen zu tragen, erklärte sie entschlossen. „Noch bin ich im Rennen. Ich habe vorhin eine E-Mail bekommen – ich habe übermorgen Mittag ein Vorstellungsgespräch.

    „Wirklich?", war Chief Grant überrascht.

    Sie nickte.

    „Also gut, ich werde mit Captain Mancini sprechen, gab er schließlich nach. „Was würdest du brauchen, falls er zustimmt?

    „Bis übermorgen nur die Papiere auf den Namen Sarah Porter und einen wasserdichten Lebenslauf. Alles andere hat Zeit, bis ich den Job habe."

    „Gut, das müssten wir schaffen. Für die Papiere hast du Passbilder?"

    „Ich lasse heute noch welche machen."

    „Alles klar. Ich werde mit Mancini reden und ich denke, du wirst nachher von ihm hören. So oder so."

    Sarah erhob sich.

    „Vielen Dank."

    „Nichts zu danken, wehrte der Chief ab. „Du weißt, dass ich es immer noch für keine gute Idee halte?

    „Ja Chief."

    Sie ging zur Tür und öffnete diese.

    „Sarah!"

    Sie drehte sich noch einmal um.

    „Versprich mir, sei bitte vorsichtig!"

     „Natürlich, Ehrenwort", versicherte sie und machte sich auf den Rückweg zu ihrem Büro.

    ***

    Während sie weiter an ihrem Schreibtisch die Akten durchging, spürte Sarah ein leichtes Kribbeln in ihrem Bauch – ein sicheres Zeichen ihrer Nervosität. Ob Chief Grant bereits mit dem Captain geredet hatte? Und wie würde dieser reagieren? Sie hasste die Ungewissheit genauso sehr, wie zur Tatenlosigkeit verdammt zu sein.

    Um zwei Uhr am Nachmittag öffnete sich die Tür von Mancinis Büro.

    „O’Neill, Rodriguez, Williams, alle in mein Büro, sofort!"

    Sarah atmete tief ein und folgte ihren Kollegen in die Höhle des Löwen – oder des brüllenden Löwen, wie er sich ja einmal selbst bezeichnet hatte. Die drei Detectives standen vor dem Schreibtisch ihres Captains wie Schüler vor dem Direktor und warteten ab, was er ihnen wohl zu sagen hatte.

    Mancinis durchdringender Blick wanderte von einem zum anderen.

    „Es geht um den Doppelmord, klärte er sie schließlich auf. „Insbesondere um unseren Hauptverdächtigen, der, wenn ich mich richtig erinnere, auch unser einziger Verdächtiger ist, oder?

    „Ja Sir, dieser Graham, alles deutet auf ihn", bestätigte O’Neill.

    „Gut, und alles deutet auch darauf hin, dass wir in diese Richtung keinen Schritt weiter gekommen sind, oder liege ich da falsch?"

    „Also, so kann man das nicht sagen", stammelte Rodriguez.

    „Wie kann man es denn sonst sagen? Haben Sie einen neuen Ermittlungsansatz?"

    „Na ja, nicht direkt …"

    „Dann halten Sie die Klappe und hören zu!"

    „Ja Sir."

    Sarah stand schweigend daneben und versuchte, kaum zu atmen, um nicht die Aufmerksamkeit ihres Vorgesetzten auf sich zu ziehen.

    „Ich hatte vorhin ein langes Gespräch mit dem Chief, fuhr dieser fort. „Er hatte eine neue Idee, die sich aus einem günstigen Zufall ergeben hat, wie er es nannte.

    Ein leichter Schauer lief Sarah den Rücken hinab, als er sie dabei mit seinem Blick zu durchbohren schien.

    „Was für eine Idee und welcher Zufall?", fragte O’Neill vorsichtig.

    „Wenn Sie mich irgendwann einmal ausreden lassen, werden Sie es auch erfahren, entgegnete Mancini ungehalten. „Also, Graham sucht dringend eine neue Assistentin für seine Firma und der Chief denkt, es wäre unsere beste Chance, jemanden undercover dort hinzuschicken.

    „Und wer sollte das machen?"

    Der Captain zeigte auf Sarah.

    „Detective Williams hier. Der Chief teilte mir mit, dass Sie alle Qualifikationen haben, um diesen Assistentinnenjob glaubhaft auszuüben. Stimmt das?"

    „Ja Sir, das stimmt", erwiderte sie knapp.

    „Ach ja? Und woher wissen Sie, was für Qualifikationen das sind? Die habe ich Ihnen doch gar noch nicht mitgeteilt."

    Verdammt! Jetzt hatte er sie erwischt.

    „Chief Grant hat mit mir vorhin kurz darüber gesprochen, Sir", gestand sie.

    „Aha. Gut, dann haben Sie hiermit übermorgen Mittag ein Vorstellungsgespräch bei Graham. Sie haben also knapp zwei Tage Zeit, um sich vorzubereiten und sich mit ihrer Tarnidentität vertraut zu machen. Denken Sie, Sie schaffen das?"

    „Natürlich Sir", war sich Sarah sicher.

    „Na gut, dann war es das", nickte Captain Mancini.

    „Aber Sir, ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist", warf O’Neill ein.

    „Dann sagen Sie das dem Chief. Und jetzt wieder ab an die Arbeit. Und schließen Sie die Tür hinter sich."

    Die drei Detectives beeilten sich, aus der Reichweite ihres Vorgesetzten zu kommen. Leider hatte Sarah weniger Glück als die anderen.

    „Williams! Sie bleiben noch", rief er ihr zu, als sie als Letzte die Tür erreicht hatte.

    Langsam drehte sie sich wieder um und blieb wie angewurzelt stehen. Der Captain wartete, bis die Tür geschlossen war und winkte sie näher zu sich heran, bis sie direkt vor seinem Schreibtisch stand.

    „Wissen Sie, wie lange ich jetzt Captain hier bin? Zwölf Jahre, sagte er dann, während Sarah ihn voller Anspannung schweigend anstarrte. „Denken Sie, dass man so lange Captain sein kann, wenn man ein Trottel ist?

    „Nein, natürlich nicht, Sir", murmelte sie als Antwort.

    „Warum halten Sie mich dann für einen Trottel? Denken Sie wirklich, ich wüsste nicht, dass das eigentlich Ihre Idee war und nicht die vom Chief?"

    Sarah schluckte schwer und blickte kurz nach unten, bevor sie ihm wieder direkt in die Augen schaute.

    „Es tut mir leid, Sir. Aber ich habe die Anzeige gesehen und musste einfach etwas unternehmen."

    Mancini stand auf.

    „Und dann sind Sie hinter meinem Rücken zum Chief gegangen, anstatt es mir zu sagen. Sie wissen, was das bedeutet?"

    Sarah nickte trotzig.

    „Ich habe schon dem Chief gesagt, ich bin bereit, die Konsequenzen dafür zu tragen. Aber ich halte es möglicherweise für die einzige Chance, den Fall zu lösen und Graham zu überführen."

    „Das ist gut, dass Sie es dem Chief gesagt haben, denn Sie werden ganz sicher die Konsequenzen dafür tragen", bestätigte der Captain in einem auffallend leisen Ton.

    „Ja Sir."

    Es fiel Sarah schwer, trotz der inneren Anspannung ruhig zu wirken.

    „Gut, dann kommen wir jetzt zur Sache, beendete Mancini das Thema. „Ihr Deckname ist Sarah Porter. Unter dem haben Sie sich ja auch beworben. Bis morgen ist der Lebenslauf fertig. Die Papiere hat das Labor erst übermorgen, da denen noch Passbilder von Ihnen fehlen.

    „Ich bringe gleich morgen früh welche ins Labor", versicherte Sarah.

    „Okay, außerdem erhalten Sie übermorgen ein Prepaidhandy mit GPS-Ortung und wenn Sie den Job bekommen sollten, ziehen Sie für die Zeit in eine unserer Wohnungen, die wir für solche Aktionen haben, informierte er sie weiter und schob ihr einen dicken Ordner über den Schreibtisch. „Ihre Hauptaufgabe ab jetzt. Hier steht alles drin, was wir über David Graham wissen. Sie können sich gleich an die Arbeit machen. Ihren bisherigen Fall übernimmt solange O’Neill.

    „Alles klar, Sir!"

    „Sie können jetzt gehen."

    „Danke Sir!", erwiderte sie und nahm den Ordner vom Schreibtisch.

    „Ach, eine Sache noch, fiel Mancini noch ein. „Das war das erste und letzte Mal, dass Sie versucht haben, mich hinters Licht zu führen. Sie haben alle Voraussetzungen, die man braucht, um ein hervorragender Detective zu sein: Intelligenz, Hartnäckigkeit und Bauchgefühl. Ihnen fehlt aber noch Erfahrung und vor allem Respekt vor den Vorschriften. Ich würde es schade finden, Sie deshalb zu verlieren. Also reißen Sie sich in Zukunft gefälligst zusammen, verstanden?

    Sarah starrte ihn fassungslos an. War da gerade etwas über seine Lippen gekommen, das man als Anerkennung auffassen konnte?

    „Ich verspreche es, Sir!"

    „Gut, dann raus jetzt … Und wenn Sie jemanden auch nur ein Wort von dem verraten, was ich gerade gesagt habe, werde ich Sie alle zur Verkehrspolizei versetzen lassen, ist das klar?", drohte er.

    Ein flüchtiges Schmunzeln huschte über Sarahs Gesicht und sie nickte eifrig, bevor sie sein Büro verließ und wieder zu ihrem Schreibtisch zurückkehrte, um sich den Ordner über David Graham anzusehen.

    ***

    Sarah machte heute pünktlich Feierabend, denn sie wollte noch neue Passbilder anfertigen lassen und hatte auch noch weitere Vorbereitungen für ihren ersten Undercover-Einsatz auf ihrer Liste.

    Am nächsten Morgen suchte sie als Erstes das Labor auf, um ihre Passbilder abzugeben. Als sie eine Weile später die Räume der Mordkommission betrat, war niemand zu sehen. Sie ging direkt weiter zur Tür von Captain Mancinis Büro

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