lass uns gehen
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Über dieses E-Book
in den Wirren des Erwachsenenalltags aber aus den Augen. Nach dem tragischen Unfalltod
seines Vaters Richard stürzt sich Mutter Clara Hals über Kopf in ihre Arbeit bei der
Regierung, unfähig, das Geschehene endgültig zu verarbeiten. Völlig alleine gelassen
hängt der introvertierte Sam tagein, tagaus seinen düsteren Gedanken nach. In einer Phase
des tiefen Selbstzweifels und der Depression taucht Emma unerwartet wieder in seinem
Leben auf. Sie erkennt seine Sorgen und Nöte, und trotz seiner komplizierten Art und seiner
Alkohol- und Drogenabhängigkeit steht sie ihm bei.
Überwältigt von ihrer warmen und fürsorglichen Art schlittert er in eine intensive
Liebesbeziehung zu ihr. Er spürt, dass sie sein rettender Strohhalm ist, der einzige Ausweg
aus seiner prekären Lage. In ihr sieht er sein großes Vorbild, seine Chance auf ein
besseres Leben. Aber seine Sucht sorgt dafür, dass ein normaler Alltag, ohne seine Mittel,
für ihn schnell wie ein Gefängnis wirkt, aus dem auch Emma ihn nicht befreien kann.
Sein unstillbarer Drang nach Freiheit und Abenteuer wirft jedoch einen dunklen Schatten
auf ihre Beziehung, als eine weitere Person aus seiner Vergangenheit auf den Plan tritt:
Lynn Walthers, die bleiche Außenseiterin aus der Highschool. Was mit ein paar harmlosen
Drinks und gemütlich genossenen Joints beginnt, steigert sich schnell zu einer irrsinnigen
Alltagsflucht mit all ihren Konsequenzen.
Mit einem Komplott aus Lügen und Inszenierungen versucht er, der Situation heil zu
entkommen, nicht ahnend, wie tief er die Grundfesten seines neu gewonnenen Lebens
bereits erschüttert hat.
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Buchvorschau
lass uns gehen - Erwin E. Bellings
Inhalt
1.1 Die Begegnung
In der frostigen Morgenluft stieg der graue Rauch der Schornsteine kerzengerade nach oben, kein Windzug störte seinen Weg gen Himmel. Doch sein Ziel erreichte er nicht, aufgelöst und zerstreut verteilte er sich in der kalten Luft, bis schliesslich nichts mehr von ihm zu sehen war. Ob er auch jemals an sein Ziel gelangen würde? Oder würde er auch inmitten seines Weges straucheln und sich auflösen?
Sam stellte sich an diesem trostlosen Vormittag noch viele solcher Fragen, und er wusste nicht wohin ihn seine Gedanken führen würden. Vereinzelte Schneeflocken segelten langsam gen Erdboden, trudelten hin und her, manche blieben auf kleinen Ästen liegen, andere lösten sich scheinbar auf, noch bevor sie den Boden erreichten. Würde er die Kraft haben irgendwo hängen zu bleiben oder würde er trotz aller Mühen scheitern, vergebens und vergessen? Sam versuchte seine trostlosen Gedanken wegzuwischen, was ihm nicht recht gelingen wollte.
Kopfschüttelnd sah er aus dem großen Fenster im ersten Stock, und sein Blick verlor sich im Schneegestöber. Sein kurzes, braunes Haar war dicht, und er lies die Finger hindurch gleiten, kratzte sich dabei leicht. Der Holzofen im Erdgeschoss knackte, und obwohl es im Haus seiner Eltern behaglich warm war, fröstelte er. Es schien ihm beinahe so als trotze er der Welt da draußen, allem und jedem. Sam fühlte sich einsam und verlassen ohne seine Eltern, und daran konnten auch seine Freunde nichts ändern.
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Er nahm die Kristallflasche mit dem einundzwanzigjährigen Whiskey, wog sie in seiner Hand, und goss sich einen Finger breit ein. Die letzte Erinnerung an seinen Vater, der seine besten Tropfen streng bewachte und nur selten jemandem einen Schluck vergönnte, außer natürlich sich selbst.
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Es wird schon alles werden, ich muss nur Geduld haben und sehen, was die Zukunft bringt! schoss es ihm durch den Kopf. An sich war Sam die Ausgeburt der Ungeduld, aber jetzt versuchte er seine Situation hinzunehmen, wie sie war.
Allein im Haus seiner Eltern, seine Mutter wie üblich geschäftlich unterwegs, und sein Vater tot. Die Wolken rissen langsam auf, und einige Minuten später drängte sich die Sonne durch die entstandenen Lücken. Der Schnee glitzerte, tausende Flocken brachen das Licht und die trübe Novemberstimmung war plötzlich wie weggeblasen. Ein Paar verbliebene Vögel stoben aus der alten Kiefer, die im Garten der Bennetts schon seit über fünfundvierzig Jahren stand. Niemand wusste wie es mit Sam weiterging, am wenigsten er selbst.
Seine Ausbildung als Kaufmann hatte er bereits vor mehreren Jahren abgebrochen, er konnte sich einfach nicht damit abfinden. Vielleicht war ihm der Job auch einfach zu langweilig. Danach folgten mehrere Versuche als Kellner in einer miesen Bar, und als Kurierfahrer für die kleine St. Marie’s Apotheke in der Stadt.
Unterm Strich schob er die Schuld für sein Versagen auf sein kaputtes Umfeld. Natürlich war das eine Schutzreaktion, er hatte beileibe andere Gedanken denen er nachhing. Falsche Freunde, das Trinken, und nach wie vor der Status als Außenseiter zu gelten, redete er sich zumindest ein. Warum sollte das weit hergeholt sein?
Er stützte sich rücklings an der Fensterbank ab, den schwachen aber dennoch wärmenden Sonnenschein im Nacken spürend, und er versuchte sich selbst zu überzeugen dass alles nicht so schlimm war. Was sollte ihm auch groß passieren? Er hatte das Vermögen seiner Eltern zur Verfügung, er hatte ein trockenes, warmes Plätzchen zum Schlafen (was ihm in seinen Gedanken wie blanker Hohn vorkam), und er hatte vor allem eines: Zeit.
Er versuchte die quälenden Gedanken loszuwerden und im gleichen Augenblick wusste er dass er diese nicht abzuschütteln vermochte. Sie verfolgten ihn wie ein Poltergeist aus einem schlechten Film, rüttelnd und lärmend, allgegenwärtig und bedrückend. Er musste aus seinem täglichen Trott entkommen. Das wurde ihm plötzlich mehr als klar.
Sam stieß sich mit beiden Armen vom Fensterbrett ab und federte mit zwei, drei, energischen Schritten Richtung Telefon. Ein ziemlich altes Gerät, ruhend auf einem kleinen Eichenschrank. Ein zerfledderter alter Notizblock lag daneben, manche Seiten waren ausgerissen, und einige davon mit für ihn unleserlichen Notizen überzogen. In der Schublade fand sich der Füller seiner Mutter, lieblos zwischen all dem Kram. Ein älteres Modell von Mont Blanc, schwarzer Körper mit weißen Verzierungen, vermutlich aus den Siebzigern. Er erinnerte ihn an bessere Zeiten. Sie hat ihn oft benutzt, um schnell und scheinbar unkoordiniert auf den Block zu kritzeln, aber wohl wissend was sie tat. Sie war brillant.
Diese Zeit war lange vorbei, die Zeit des Behütet-Seins, die Zeit der Kontrolle, des Alltags. Sam fühlte eine tiefe Trauer, und ein gewaltiges Maß an Hilflosigkeit, auch wenn er wusste dass ihm das weder half, noch ihn weiterbrachte. Seine alten Freunde vom College waren mittlerweile weit verstreut, in den verschiedensten Gegenden des Landes. Der Abschluss zieht sie alle weg, Freundschaften verblassen, und mit ihnen viele gute Erinnerungen an die Schulzeit. Nur wenige waren vor Ort geblieben, trotz der schlechten Karrierechancen und der desolaten wirtschaftlichen Lage.
Wurde Lynn zur Laborantin, wie sie es sich schon immer gewünscht hatte? Oder Ben, den alle nur Black
nannten (er trug scheinbar die ganze Jahre über nur schwarze Klamotten), zum Forensiker? Sam verspürte nicht die geringste Lust dazu, seine alten Freundschaften wiederaufleben zu lassen. Sicherlich war im Internetzeitalter alles möglich, um verlorene Schäfchen wieder zu finden, aber er hatte die Oberflächlichkeiten einfach satt.
Tausendmal ein falsches Hallo, wie geht's bei euch? Alles gut?, tausendmal geheuchelt Schön dich zu sehen! Was treibst du so?. All die leeren Versprechungen sich wieder zu treffen und von der guten alten Zeit zu reden waren ihm zuwider.
Die guten alten Zeiten waren niemals so gut wie im Nachhinein nüchtern betrachtet. Warum wird zu einem späteren Zeitpunkt alles schöngeredet? Fünf, sechs oder sieben vergangene Jahre verwandelten keine peinlichen Situationen, Augenblicke voller Unsicherheit, Angst und Scham in funkensprühende, tolle Memoiren. Sam fröstelte und er wünschte sich, dass die Erinnerungen mit einem Mal wieder verschwinden würden.
Plötzlich klatschte ein Schneeball an ein Fenster, Sam direkt gegenüber. Ein dumpfer, hallender Ton. Die Reste der Kugel blieben an der Scheibe haften und rutschten langsam nach unten, ohne Eile oder Hast. Sam zuckte zusammen und zog unbewusst seinen Kopf ein. Sein Whiskeyglas schwappte über, und ergoss sich über seine Hand.
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Im Eilschritt griff er seine Daumenjacke, warf sie sich über und stürmte Richtung Hintertür des Anwesens. In diesem Augenblick realisierte er dass es nun eigentlich sein Haus war, und seine Eltern fast endgültig aus seinem Leben verschwunden waren. Nie war es ihm klarer gewesen als in just diesem Augenblick - er konnte niemanden rufen, niemand war bei ihm. Die Tragweite dieser Erkenntnis traf ihn wie einen Schlag, und er blieb wie angewurzelt stehen.
Er schüttelte kurz seinen Kopf und orientierte sich wieder, Richtung Tür. Er riss den schweren Eichenflügel auf, kalte Luft und ein paar vereinzelte Schneeflocken schlugen ihm ins Gesicht. Sich fokussierend auf die Ecke des Hauses rannte er nach draußen, und blieb dann an ihr stehen. Sam versuchte sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, und trat herum. In diesem Augenblick traf ihn ein Schlag ins Gesicht, und er verlor die Orientierung. Er taumelte rückwärts und bemerkte erst jetzt dass ihn nur ein Schneeball getroffen hat, das aber mitten auf die Nase. Die Flocken und kleine Batzen Schnee flogen nur so von ihm weg, als er wild mit seinen Händen fuchtelte. Seinen Blick wieder geradeaus richtend, sah er die schmale Silhouette der Person, die gerade eben noch geflüchtet war.
Ihr rotes Haar flatterte im Wind, und hüpfte auf und ab, während sie sprang. <
Sam rappelte sich auf, und streckte sich. <
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Er machte ein paar Schritte und ließ sich in die dreisitzige Couch fallen. Langsam verflog seine Nervosität und wich einem großen Interesse für Em. Diese stand am gegenüberliegenden Ende des Raumes und sah aus dem außen angefrorenen Fenster. Dabei trat sie von einem Fuß auf den Anderen. <
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Em blinzelte ihm betroffen zu, und Sam merkte dass sie es ehrlich meinte. <
Emma drehte sich schwungvoll um und kam auf Sam zu. <
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Er überlegte krampfhaft wie er sich langsam aus der Situation ziehen konnte. Das letzte was er nun brauchte, waren Sorgen und Schmerz.
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Wie im wirklichen Leben, Alles war ein ständiger Kampf. Irgendetwas oder Irgendjemand war immer gegen dich, selbst wenn es nur das Schicksal ist. Und irgendwie kommt man aus allem Schlamassel irgendwann raus… die Frage ist nur wann.
Seine Gedanken wirbelten nur so in seinem Kopf herum, wie in einem riesigen Strudel. Er gab sich einen Ruck und marschierte geradlinig auf die Doppelgarage zu, die links des Anwesens separat stand. <
Nach guten 10 Minuten Fahrt, verbunden mit gelegentlichem Fluchen über manch einen Sonntagsfahrer und irgendwelchen Idioten die sich wohl in der Jahreszeit geirrt hatten und anscheinend noch Sommerreifen montiert hatten, kamen die Beiden in der Kensington Road an. Sie gehörte zum alten Stadtkern, eine kleine, verschlungene Pflasterstraße. Links und rechts von ihr türmten sich die in die Jahre gekommenen, aber ehrwürdigen, Gebäude der Stadt auf. Sam mochte diesen Ort, er erinnerte ihn lebhaft an seine Kindheit, war er doch zusammen mit seinem Sandkastenfreund Tobias beinahe jeden Tag hier unterwegs gewesen. Tobias Fouler war ein komischer Zeitgenosse gewesen, ein Kind armer Eltern, sehr unsicher und scheu, er wirkte schon als Kind merkwürdig. Draußen in der Natur und beim erkunden der Stadt wich diese Zögerlichkeit aber rasch purem Elan. Sam erinnerte sich zu gern an ihn, sie waren wie Brüder. Tobias war gezwungen mit seinen Eltern wegzuziehen, und so kam es dass Sam ihn nach ihrer gemeinsamen Schulzeit nie mehr zu Gesicht bekam. Er wollte wissen wohin, aber seine Eltern versuchten ihm den Kontakt zu verbieten. Ein armer Junge, der irgendwie komisch aussah, und wirkte wie gestört, entsprach ihren Vorstellungen von Gesellschaft für ihren Sam nicht wirklich. So verlief auch diese Freundschaft im Sande.
Er ließ seinen Blick umherschweifen und bestaunte die massiven Bauten, allesamt mit einer dicken Schneeschicht auf den Dächern verhüllt. Kleine, handgefertigte Messingschilder mit Geschäftsnamen baumelten vor vielen von ihnen an dicken Holzpfosten, die oberhalb der Eingangstüren angebracht waren. So auch vor dem neuen Pub, der nun vor ihnen lag. Das Schild schwang im eisigen Wind leicht hin und her, und gab quietschende Geräusche von sich. Die hölzerne Eingangstür war äußerlich mit Eis belegt, feine Frostkristalle glitzerten auf den Fensterflächen. <
Innen empfing die beiden gedämpftes Licht, unverputzte Steinwände und eine große Theke. Es roch nach Leder, Holz und gebratenem Fleisch. Die Einrichtung war sehr detailverliebt und warmherzig gestaltet, was Sam auf Anhieb gefiel. Breit grinsend kam ein dürrer, rothaariger Kellner an: <
Er führte sie zu einem gemütlichen Platz auf der Hinterseite des Pubs, von dem aus man einen guten Überblick über das ganze Lokal hatte. Em rutschte auf der Sitzbank nach hinten, und verrenkte sich beim Ausziehen ihrer Jacke beinahe den Arm. Sie schüttelte den Kopf und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, die vom immer noch fallenden Schnee etwas feucht waren. <
Dein Körper hält dich Tag für Tag am Leben, und scheisse, hat er viel damit zu tun!Versuch’ ihm doch endlich Mal was Gutes zurück zu geben…
Diese Mahnung erschien vor Sam’s geistigem Auge, wieder und immer wieder. Sein Unterbewusstsein war gut darin, in ihm Schuldgefühle aufwallen zu lassen. Aufgrund der vorangegangen Ereignisse schaffte er es aber nicht, sich selbst gerecht zu werden. Zu befriedigend fühlte es sich an, sich einen Drink zu genehmigen. Es holte ihn runter, machte ihn kreativ. Ein Stück weit vergaß er die Welt um sich, und auch sich selbst. Zumindest bis zu einem gewissen Zeitpunkt, irgendwann tendierte er zu voreiligen Entscheidungen und immer öfter auch zu Dummheiten. Emma blinzelte zu ihm hinüber, nachdem sie ihre Bestellung aufgab.
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Sam rutschte auf seinem Platz hin und her, sichtlich unwohl.
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Viel konnte er diesen Argumenten nicht entgegenbringen, so war Emma doch seine beste Vertraute gewesen, er konnte sich stets felsenfest auf sie verlassen. Und Geheimnisse waren bei ihr gut aufgehoben, dessen war er sich sicher.
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Em schlug ihn mit ihrer Faust auf die Schulter, das klatschende Geräusch brachte den Kellner dazu, irritiert in ihre Richtung zu blicken.
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Sam fühlte sich plötzlich wie mit einem Pfosten vor den Kopf geschlagen, mit einem Mal hatte er keinen Appetit mehr. Sie hatte wohl gerochen dass er sich heute bereits am Whiskey seines Vaters bedient hatte, und diese Offensichtlichkeit traf ihn hart, er fühlte sich ertappt. Umso trotziger fiel seine Reaktion aus. Er rümpfte stoisch die Nase.
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Sam’s braune Augen erschienen plötzlich dunkler, und funkelten bedrohlich in ihre Richtung.
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Em wirkte plötzlich besorgt, ihre Stirn legte sich in Falten, voller Mitleid sah sie Sam mit ihren grünen Augen an. Sie hatte üblicherweise ein Strahlen und Funkeln in den Augen, atemberaubend schön und doch wild und unkontrollierbar. In diesem Augenblick war es verschwunden, und Sam erkannte darin nur Sorge.
Macht sie sich etwas Sorgen um dich? Sie ist doch gerade erst aufgetaucht. Eigentlich kann es ihr herzlich egal sein, was du treibst.
Der Kellner kam mit einem Tablett um die Ecke gebogen, gekonnt balancierte er die Suppenschüsseln zusammen mit den Getränken. Er wirkte ungeheuer leichtfüßig und dabei so souverän, dass er bestimmt nicht einmal im Falle eines Erdbebens ins Stolpern käme. Er trat an den Tisch der beiden heran, und in einer gekonnten Handbewegung manövrierte er die Speisen vom Tablett herab.
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Betretenes Schweigen machte sich breit, während beide über ihre Teller gebeugt anfingen, ihre Mahlzeit zu geniessen. Emma wirkte nachdenklich, und er fühlte dass sie sich schämte, ihn so barsch angegangen zu haben. Zwar hatte sie nicht das Recht dazu, aber auf Sam wirkte es in diesem Augenblick nicht wie eine Schelte. Sie sorgte sich anscheinend um ihn und es kam ihm so vor als tat sie das mit der größtmöglichen Aufrichtigkeit. Eine angenehme Abwechslung zu seinem sonst so einsamen und chaotischen Dasein. Mit einem Mal spürte er die Wärme, die von Emma ausging. Das wohlige Gefühl des Behütet-Seins, welches er so lange nicht mehr erfahren durfte, machte ihn sprachlos. Er rang sich dazu durch, die Situation herumzureissen. Zögerlich suchte er Em’s Hand, und legte seine vorsichtig darauf. Überrascht sah sie plötzlich auf, zog sich aber nicht zurück. Ihr fragender Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein angedeutetes Lächeln, und ihre Augen funkelten Sam freundlich an. Er räusperte sich, und versuchte die richtigen Worte zu finden.
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Mühsam murmelte er die Worte in seinen Kinnbart, und kam dabei leicht ins Stottern. Er war durch den Wind und sichtlich nervös, so blieb ihm nichts anderes übrig als zu hoffen, dass Emma über seinen trotzigen Ausrutscher hinwegsah. Gebeutelt von Trauer, Perspektivlosigkeit und seiner Sucht fühlte sich ihre Anwesenheit für Sam wie ein Lichtblick an. Goldenes, weiches Licht am Ende eines fantastischen Sommertages.
Emma’s Haltung lockerte sich schlagartig, und sie grinste ihn erleichtert an. Sam konnte nicht anders als sie zu bewundern, ihre sanften Gesichtszüge zu mustern, und wie sie sich über die Jahre verändert hatten. Natürlich sah sie älter aus, das war unweigerlich der Lauf der Zeit, aber sie strahlte eine bewundernswerte Frische und Energie aus. Ihren Körper hatte sie dabei unter keinen Umständen vernachlässigt. Sam fühlte die Schamesröte langsam in seine Backen steigen, als er versuchte sie möglichst unauffällig zu begutachten.
Es war nun schon einige Monate her als Sam seinen Vater bei einem schrecklichen Unfall verlor. Durch und durch sportlich und fasziniert von alpinen Bergtouren, war Richard eines Tages von einem Trip mit seinem