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Literatur? Skandal!: Mechanismen der Skandalisierung am Beispiel von Christian Krachts Roman "Imperium" und Günter Grass' Gedicht "Was gesagt werden muss"
Literatur? Skandal!: Mechanismen der Skandalisierung am Beispiel von Christian Krachts Roman "Imperium" und Günter Grass' Gedicht "Was gesagt werden muss"
Literatur? Skandal!: Mechanismen der Skandalisierung am Beispiel von Christian Krachts Roman "Imperium" und Günter Grass' Gedicht "Was gesagt werden muss"
eBook141 Seiten1 Stunde

Literatur? Skandal!: Mechanismen der Skandalisierung am Beispiel von Christian Krachts Roman "Imperium" und Günter Grass' Gedicht "Was gesagt werden muss"

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Über dieses E-Book

Der Journalismus befindet sich in einem ständigen Kampf um Auflagen, Quoten und Klickzahlen; die Medien werden von einer zunehmenden Lust an Skandalen und Krisen beherrscht. Die im Rahmen des Studiengangs Angewandte Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin eingereichte Masterarbeit analysiert am Beispiel zweier Literaturdebatten die neue Empörungsbereitschaft im Journalismus: Im Frühjahr 2012 beschäftigen die Debatten um Christian Krachts Roman "Imperium" und um Günter Grass' israelkritisches Gedicht "Was gesagt werden muss" wochenlang die Medien. Inwiefern diese Skandale von den Medien produziert werden und welche Mechanismen dabei greifen, wird in dieser Arbeit untersucht.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum12. Mai 2015
ISBN9783737513272
Literatur? Skandal!: Mechanismen der Skandalisierung am Beispiel von Christian Krachts Roman "Imperium" und Günter Grass' Gedicht "Was gesagt werden muss"

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    Buchvorschau

    Literatur? Skandal! - Leonie Langer

    Literatur? Skandal!

    Mechanismen der Skandalisierung

    am Beispiel von Christian Krachts Roman Imperium

    und Günter Grass’ Gedicht Was gesagt werden muss

    Die Untersuchung wurde im Wintersemester 2012/13 als Abschlussarbeit im Masterstudiengang Angewandte Literaturwissenschaft am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin eingereicht.

    Impressum

    Copyright: © 2014 Leonie Langer

    Verlag: epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    ISBN 978-3-7375-1327-2

    Satz: Freie Universität Berlin, Center für Digitale Systeme

    Weitere Informationen: www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/v/agwlit

    Vorwort zur Reihe: „Literatur – Medium – Praxis" – Arbeiten zur Angewandten Literaturwissenschaft

    Die vorliegende Arbeit wurde als Abschlussarbeit im weiterbildenden Masterstudiengang Angewandte Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin eingereicht.

    Der im Wintersemester 2003/04 eröffnete Studiengang bereitet auf beruf-liche Tätigkeiten im Bereich der Literaturvermittlung und -förderung vor und macht mit der Funktionsweise des Literaturbetriebs vertraut. Durch die Vermittlung branchenspezifischen Wissens und praktischer Fähigkeiten sollen die Studierenden in die Lage versetzt werden, ihre literaturwissenschaftlichen Fachkenntnisse in der außeruniversitären beruflichen Praxis anzuwenden. Die Lehrveranstaltungen des Studiengangs verbinden praktische Arbeit mit der theoretischen Reflexion auf die Bedingungen und Funktionen dieser Praxis. Darüber hinaus ist die Hinführung auf die Berufspraxis im Literaturbetrieb kombiniert mit der Vermittlung von vertieftem Fachwissen und Urteilsvermögen über (vor allem zeitgenössische) Literatur und ihre medialen Umsetzungen. Der Studiengang verfügt über ein enges Netzwerk an Kooperationen mit den Medien und Institutionen des literarischen Lebens, aus denen sich auch ein Großteil des Lehrpersonals rekrutiert. Dadurch ist neben dem Praxisbezug auch die stetige Aktualisierung der Lehrinhalte gewährleistet.

    Die inzwischen weit über 100 Masterarbeiten des Studiengangs untersuchen unterschiedliche Aspekte der zeitgenössischen Literaturvermittlung in Verlagen, Medien, Agenturen, Literaturhäusern, Festivals und anderen Institutionen. Sie analysieren Werke der Gegenwartsliteratur, die mediale (Selbst-)Inszenierung von Autorinnen und Autoren in einem zunehmend kommerzialisierten Literaturbetrieb, den Einfluss der digitalen Revolution auf alle Akteure des Betriebs – um nur einige Beispiele zu nennen. Die Verfasser der Masterarbeiten leisten dabei oftmals Pionierarbeit, da es zu den Themen der Angewandten Literaturwissenschaft häufig kaum oder keine Forschungsliteratur gibt.

    Um diese Pionierleistungen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, wurde die vorliegende Reihe initiiert. Sie veröffentlicht vom Wintersemester 2014/15 an in regelmäßigen Abständen eine Auswahl aus den besten Masterarbeiten des Studiengangs Angewandte Literaturwissenschaft.

    Wir danken allen, die an der Vorbereitung der Publikationen mitgearbeitet haben, und dem Verlag Epubli für seine Kooperationsbereitschaft.

    Prof. Dr. Jutta Müller-Tamm

    (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie

    der Freien Universität Berlin)

    Prof. Dr. Georg Witte

    (Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin)

    Kurzzusammenfassung

    Der Journalismus befindet sich in einem ständigen Kampf um Auflagen, Quoten und Klickzahlen; die Medien werden von einer zunehmenden Lust an Skandalen und Krisen beherrscht. Die im Rahmen des Studiengangs Angewandte Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin im Februar 2013 eingereichte Masterarbeit analysiert am Beispiel zweier Literaturdebatten die neue Empörungsbereitschaft im Journalismus: Im Frühjahr 2012 beschäftigen die Debatten um Christian Krachts Roman Imperium und um Günter Grass’ israelkritisches Gedicht Was gesagt werden muss wochenlang die Medien. Inwiefern diese Skandale von den Medien produziert werden und welche Mechanismen dabei greifen, wird in dieser Arbeit untersucht.

    Im Februar 2012 erscheint Christian Krachts Roman Imperium über den Aussteiger August Engelhardt, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die Kolonien nach Deutsch-Neuguinea aufbricht. Die Geschichte spielt vor dem Horizont der deutschen Kolonialmacht und zweier Weltkriege; der Protagonist trifft auf Antisemiten und wird später selbst zu einem. Im Magazin Der Spiegel unterstellt der Journalist Georg Diez dem Autor Sympathien für das antisemitische und rechtsradikale Denken seiner Figuren. Dieser Kurzschluss vom Protagonisten auf den Autor wird von anderen Medien als Skandal bezeichnet.

    Bei Günter Grass hingegen ist der Primärtext, das Gedicht Was gesagt werden muss, der direkte Auslöser des Skandals. In dem reimlosen Prosagedicht, im April 2012 in der Süddeutschen Zeitung publiziert, warnt ein Lyrisches Ich vor einem geplanten atomaren Angriff Israels auf den Iran, thematisiert gleichzeitig das eigene lange Schweigen über die von Israel ausgehende Gefahr und begründet das Schweigen mit der Angst, als Antisemit bezeichnet zu werden. Zu einem Skandal wird das Gedicht in erster Linie dadurch, dass die Medien Grass als Lyrisches Ich identifizieren. Besonders durch diese Gleichsetzung von Autor und Sprecher wird nach Meinung der Medien das Gedicht zu einem Skandal, bei dem es primär um den Verfasser geht: Grass, der lange seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS verschwieg, setze sich nun als Israelkritiker, Tabubrecher und Mahner in Szene.

    Welche kontroversen Debatten diese beiden Texte in den Medien auslösen und was das über den Journalismus im 21. Jahrhundert verrät, damit setzt sich diese Arbeit kritisch auseinander.

    Es werden fünf Thesen in Bezug auf die Mechanismen der Skandalisierung aufgestellt: Skandale werden von den Medien selbst erzeugt, Skandaldebatten sind sprachlich emotional aufgeladen, sie vereinfachen Sachverhalte und drehen sich nicht primär um Inhalte, sondern um Personen, bei Skandaldebatten handelt es sich stets um selbstreferentielle Metadebatten. Es wird untersucht, inwiefern sich diese Thesen an den Skandalen um Christian Kracht und Günter Grass verifizieren lassen.

    Darüber hinaus werden die Folgen der Skandalisierung erörtert. Am Beispiel der Debatten um Kracht und Grass wird aufgezeigt, inwiefern Skandale Diskurse anstoßen können, die über die reine Skandalberichterstattung hinausgehen. Bei den beiden untersuchten Fällen sind das drei zentrale Themen: die Diskussion über die Bedeutung von Literatur, Literaturkritik und die Rolle des Schriftstellers, die Diskussion über Faschismus und Antisemitismus sowie über den Journalismus im 21. Jahrhundert.

    Die beiden Fälle wurden nicht nur aufgrund ihrer Aktualität als Analysegrundlage ausgewählt, sondern weil durch die differierenden Ausgangssituationen die Analogien der Mechanismen besonders deutlich werden. Denn so unterschiedlich die beiden Fälle auch sind, es lassen sich bestimmte Parallelen in Bezug auf den Umgang der Medien mit ihnen feststellen. Am Beispiel der beiden Debatten wird gezeigt, dass Skandale keine natürlichen Reaktionen auf einen Missstand, sondern die Folge der Mechanismen öffentlicher Kommunikation sind, bei denen die eigentlichen Inhalte allzu schnell sekundär werden.

    Inhaltsverzeichnis

    1 Einleitung

    2 Ausgangssituation und Eigenheiten der zwei Skandale

    2.1 Die Skandal-Literatur

    2.2 Auslöser und Umfang des Skandals

    2.3 Art der Skandale

    3 Die Mechanismen der Skandalisierung in den Medien

    3.1 Skandale werden von den Medien gemacht

    3.1.1 Kracht

    3.1.2 Grass

    3.2 Skandale bedienen sich emotionaler Sprache

    3.2.1 Kracht

    3.2.2 Grass

    3.3 Skandale vereinfachen Sachverhalte

    3.3.1 Kracht

    3.3.2 Grass

    3.4 Bei Skandalen geht es um die Person

    3.4.1 Kracht

    3.4.2 Grass

    3.5 Skandaldebatten sind Metadebatten

    3.5.1 Kracht

    3.5.2 Grass

    4 Folgen der Skandalisierung

    4.1 Bedeutung für Literatur, Literaturkritik und Rolle des Schriftstellers

    4.2 Diskussion von Inhalten: Faschismus und Antisemitismus

    4.3 Diskurs über Journalismus, Medium und Publikum

    5 Fazit

    Literaturverzeichnis

    1. Einleitung

    „Das zurückliegende Jahr hat einen dramatischen Wandel der Medienwelt offenbar werden lassen. Skandalisierung und Boulevardisierung, Krisensucht und Konformismus sind […] die vier apokalyptischen Reiter der Medien."¹ So fasst der Publizist Hans-Ulrich Jörges das Jahr 2012 rückblickend zusammen. Dass diese ‚apokalyptischen Reiter‘ nicht nur die Bereiche Politik – ein besonders großes Ausmaß nahm der Skandal um den nunmehr ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff an –, Wirtschaft oder Sport erreicht haben, sondern auch vor eher schöngeistigen Themen nicht Halt machen, zeigen zwei Literaturskandale, die im Frühjahr 2012 die Medien beschäftigten: der um Christian Krachts Roman Imperium und der um Günter Grass’ Gedicht Was gesagt werden muss. Dass Literatur, Lyrik gar – ansonsten nicht gerade ein Thema, dem die Öffentlichkeit besonders viel Aufmerksamkeit schenkt –, für solch einen Aufruhr sorgt, zeugt von einer Empörungsbereitschaft der Medien, die es im Folgenden zu untersuchen gilt.

    Literaturskandale sind nichts Neues²; seit den Anfängen der Literatur gibt es „Skandale,

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