Die Alkoholikerin: von Carmen Reiter
Von Carmen Reiter
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Buchvorschau
Die Alkoholikerin - Carmen Reiter
2. Das liebe Geld
Carmen Reiter
DIE ALKOHOLIKERIN
All den Frauen, die sich in meinen Aufzeichnungen selbst erkennen
Inhaltsverzeichnis
1. Die Putzfrau 25. Gruß und Schlusswort
2. Das liebe Geld
3. Das Ändern
4. Das Tabuthema
5. Mein Leben in Bildern
6. Die Notizen
7. Der Auserwählte
8. Der Alkohol und der Alkoholismus
9. Unsere Hobbys
10. Das platte Land
11. Lebenslauf oder „Lebenslauf"?
12. Mein Berufsleben
13. Jene, die man sich nicht aussuchen kann
14. Ein Tag aus meinem Leben
15. Mein Weg in die Sucht
16. Die Therapie I
17. Die Therapie II
18. Das AA-Programm
19. Die Früchte meines Lebens
20. Klartext I
21. Klartext II
22. Die Stürme meines Lebens
23. Das Loch in der Seele
24. Das Sparbuch
1. Die Putzfrau
Die Putzfrau kommt am Mittwoch.
Gott, was bin ich froh, dass die Putzfrau kommt, wenn auch erst am Mittwoch. Noch froher bin ich über den Umstand, dass ich mich durchgesetzt habe, denn mein Mann duldet keine Putzfrau in unserem Haus. Aber es ist mir egal, sie kommt jetzt und Schluss, denn ich bin in letzter Zeit aufmüpfig geworden. Mein Mann mag wohl durch den Krempel waten, der im Hause herumliegt, es macht ihm offensichtlich nichts aus, mir aber schon, und ich habe nicht mehr die Kraft, weiterhin alles selbst zu machen. Ich habe ebenfalls nicht mehr die Kraft und vor allem nicht mehr die Lust, Mittel zum Zweck für wen auch immer zu sein. Denn so sah mein ganzes Eheleben aus: Ich wurde selbstverständlich wie die Atemluft in Anspruch genommen. Ich war die selbstverständlich vorhandene, gottgegebene Energie, die dafür da war, um sie in Anspruch zu nehmen, damit andere ihre Träume leben konnten. Freilich, ich trage für diesen Sachverhalt zumindest einen Teil der Verantwortung, denn ich habe es zugelassen, aber ich tat es im guten Glauben. Denn ich dachte, so gehört sich das, so ist das irdische Glück, oder zumindest die Zufriedenheit, zu erhaschen. Dem war aber nicht so, und ich fing an, dem Entspannungsmittel Alkohol zuzusprechen. Da ich in mir aber auch alle anderen Voraussetzungen vereine, die der Sucht die Bahn brechen, wurde ich zur Alkoholikerin. Aber ich möchte nicht mehr trinken, ich möchte nicht mehr in das seelische und körperliche Elend zurück, so schaue ich in mich und um mich, und mein Schmerz und meine Unzufriedenheit sprudeln nur so aus mir heraus, als ob ich eine leckgeschlagene Wasserleitung wäre oder ein mit Überdruck wasserspeiender Springbrunnen.
Ich will die Dinge benennen, die mir Schmerz bereiten, ich will aussprechen, was nicht in Ordnung war und immer noch nicht ist. Ich hoffe so wahrgenommen zu werden, als eigenständige Person wahrgenommen zu werden, zur Partnerin zu avancieren, mir den nötigen und lange vermissten Respekt zu verschaffen und das Recht, mein eigenes, autarkes Leben führen zu dürfen. Ich möchte nicht mehr das Leben eines Subjekts führen, das sein selbstauferlegtes Pensum ohne zu trinken nicht schafft, weswegen ich als Schwächling wahrgenommen und behandelt werde.
Ich bin keine gute Rednerin, keine gute Erzählerin, aber ich muss mich entäußern, wenn auch ungeordnet und chaotisch, für die Ordnung in dem, was ich zu sagen habe , sorge ich später.
Mein Mann ist ein herzensguter Mensch, aber er begreift meine spät erwachten Ansprüche nicht. Die Emanzipationsversuche einer grauen Maus; es war doch alles gut bis jetzt, alles funktionierte bestens in seinem Sinne. Na ja, es war schon peinlich, eine trinkende Ehefrau zu haben, welcher Umstand freilich in dem kleinen Ort, in dem wir wohnen, vor keinem lange zu verbergen war. Und diese Ehefrau, die Jahrzehnte lang nie aufmuckte und immer alles tat, damit er seinen Traum leben konnte, will jetzt plötzlich eine gleichberechtigte Partnerin sein, fordert Mitspracherecht, meldet den Anspruch auf die Erfüllung ihrer Wünsche an. Ich verstehe seine Irritation, aber sie ist kein Grund mehr für mich, den ungestümen Schrei meines eigenen Lebens nach Erblühen, nach Erfüllung und nach Sättigung zu überhören.
Das gleiche gilt für meine Tochter, meinen Schwiegersohn und meinen Enkel. Ich helfe gerne, wie jede Großmutter, aber ich habe Schwierigkeiten mit ihrer Lebensart. Auch ist der Schwiegersohn nicht nach meinem Geschmack, da er Eigenschaften an den Tag legt, die mir irrational erscheinen. Nun, ich weiß, die wenigsten Schwiegermütter kriegen Schwiegersöhne nach ihrem Geschmack und umgekehrt. Und doch lastet es auf meinem Gemüt.
Mit meiner eigenen Schwiegermutter komme ich inzwischen klar, wenn auch anfangs ihre beginnende Demenz mich überforderte. Heute, wenn sie nach ihrer längst verstorbenen Mutter sucht, gehe ich mit ihr einfach zum Friedhof an deren Grab. Es überrascht mich, wie ruhig sie bleibt, hatte sie doch ganz offensichtlich nicht zu einem Grab geführt werden wollen, sondern zu der noch lebenden Mutter. Ob wohl auch mein Mann mit der Zeit mit der Demenz seiner Mutter zurecht kommen wird? Denn meine Kraft reicht bestimmt nicht aus, um neben meinen sonstigen Pflichten auch noch ganz alleine die Pflege eines dementen Menschen zu schultern.
Durch welchen Anlass auch immer, kommen mir mein Vater und mein Schwiegervater in den Sinn, die, für mich auf unbegreifliche Weise, die russische Gefangenschaft überlebt haben. Dazu jedoch später mehr, denn ich habe ohnehin viel über die Verwandtschaft zu sagen, über die erfreuliche wie auch weniger erfreuliche, um nicht zu sagen über die leidvollen, ja, teilweise kaputten Verbindungen zwischen ihr und mir.
Es rennt ein Haufen Prominenter durch die Weltgeschichte, die über ihre besoffenen, prügelnden Väter berichten. Sie wurden missbraucht oder sogar erst als Erwachsene vergewaltigt, die sich zum Drogenmissbrauch bekennen. All diese Leute verstärken damit das Interesse an sich selbst und ihren Werken, und der Namenlose, dessen Leben womöglich viel tragischer ist, leidet im Schweigen und hat kein Forum. So entschloss ich mich, meine mich bewegenden Angelegenheiten zu Papier zu bringen, denn dieses ist bekannterweise geduldig. Ich muss mich äußern, denn sonst ersticke ich, und zwar durch den Alkohol, und das möchte ich nicht. Ich möchte raus aus dem viel zu engen Käfig, raus aus der Unmündigkeit, weg von meinem Status als willenloses Mädchen für Alles. Ich möchte leben und ich möchte spüren, dass ich mein Leben lebe.
Habe ich anfangs von einer Putzfrau gesprochen? Ja, das habe ich, und zwar obwohl ich im Hinterkopf weiß, dass dieser Beruf „Reinigungskraft heißt. Nun, die politische Korrektheit ist mir momentan so was von egal, mir steht der Sinn wirklich nicht danach, ihr gerecht zu werden. Außerdem sprechen die Menschen, die ihr Geld damit verdienen, anderer Leute Dreck zu beseitigen, von sich so, und die ganze Welt nennt sie so, bis auf die offiziellen Statements natürlich, also was soll das. Lächerliche Spitzfindigkeiten sind mir im Moment herzlich egal, denn ich ringe nach Luft. Unser Haus sieht wie eine Rumpelkammer aus, in jedem Zimmer steht etwas von allem, es läuft bald über. Manchmal ist mir danach, einfach einen Container zu bestellen, und tabula rasa zu machen. Aber wir alle trennen uns so schwer von unseren Sachen. So ist der Gedanke an den Müllcontainer nur ein gefühlsmäßiges Aufbäumen einer überforderten Hausfrau, und die Einstellung einer Hilfskraft ein rationales Vorgehen. Meine Teilzeitangestellte ist eine lebenserfahrene Frau aus einem Nachbardorf. Sie ist auch meine Vertraute in so mancher Angelegenheit und weiß um mein Alkoholproblem. Wir sind auch per „Du
und sie hat mein Vertrauen noch nie missbraucht. Bei anderen meiner Bekannten, auch denen, die unter die Spalte „Freunde" fallen, dürfte das nicht immer der Fall sein. Da habe ich nämlich manchmal den Verdacht, dass sie sich an meinen Problemen weiden.
Was mich jedoch bei der Angelegenheit „Putzfrau" am meisten aufbaut, ist der Fakt, dass ich endlich und ohne länger auf die Einsicht meines Mannes zu warten, mir Hilfe in Sachen Ordnung und Sauberkeit in unserem Haushalt geholt habe.
Geld haben wir, ich und mein Mann, genug, Gott sei Dank. Auch unsere beiden Kinder können wir gut versorgen. Wir sind so gut situiert, das man uns, freilich nicht ohne Häme, „Milliardäre" nennt. Das ist maßlos übertrieben, denn zu Milliardären fehlen uns weit über 99 Prozent von den 1000 Millionen, die dazu nötig sind.
Es ist wahr: Seit vielen Jahren schon geben wir monatlich für unseen Lebens – Haus – und Hofunterhalt monatlich eine Summe aus, von der eine schwer arbeitende Verkäuferin, in welcher Supermarktkette auch immer, nur träumen kann. Es kommt nicht daher, weil wir irgendwelche überdurchschnittlich gut dotierten Stellen bekleiden, Unmengen geerbt, übertrieben gespart hätten oder sonst etwas. Nein, wir hatten einfach kein Bedürfnis danach, ein Leben auf hohem Fuß zu führen. Dies führte nicht dazu, uns auf dem einem oder anderen Dorffest ein Getränk mehr nur deswegen nicht zu gönnen, weil man für das gleiche Geld im Supermarkt gleich einige Flaschen davon bekommen könnte. Ein ganzes Leben lang fuhren wir auch nur Mittelklassewagen, denn es gelüstete uns nicht danach, mit teuren Autos zu protzen. Allerdings eine verschrobene Pfennigfuchserin war ich nie. Ich mag auch schöne Kleidung und habe davon nach meinem Ermessen genug. Dass mein Leben mir aber einen Überfluss an Gelegenheiten geboten hätte, mich äußerlich hübsch zu machen, kann ich nicht behaupten. Ich habe diesbezüglich jedoch keinen Nachholbedarf. Ich werde auch weiterhin weder die Pferde im kniefreien Kleid füttern noch in Pumps meine Hausarbeit verrichten. Mich sauber und adrett zu kleiden – die Gelegenheiten dazu werde ich allerdings in Zukunft noch öfters nutzen.
Das mit unserem Wohlstand kam, weil wir von Haus aus so gestrickt waren, dass man Geld zusammen hält, denn die Not der Nachkriegszeit saß noch tief in den Knochen. So legten wir alles, was nicht verbraucht wurde, auf die Seite, und sobald genug da war, investierten wir es in