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Between - Unsterbliche Liebe
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eBook443 Seiten5 Stunden

Between - Unsterbliche Liebe

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Über dieses E-Book

Nachdem Anthony brutal von einem Dämon in Menschengestalt aus dem Leben gerissen wird,bleibt seine große Liebe Samantha mit gebrochenem Herzen zurück. Doch Anthony ist nicht tot! Vor seinem Ableben schließt er einen Pakt mit dem Engel Dalarion, der ihm erneutes Leben schenkt. Im Gegenzug verpflichtet sich Anthony an Dalarions Seite gegen die Dämonen auf der Erde zu kämpfen. Die einzige Regel dieses Pakts... Anthony muss sein altes Leben zurücklassen, ohne jemals wieder dorthin zurückkehren zu dürfen! Doch Anthony kann seine Liebe zu Samantha nicht vergessen und so zieht es ihn eines Tages zurück in sein altes Leben. Ein Regelbruch, der nicht lange ohne Folgen bleibt....
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum30. Apr. 2017
ISBN9783742789723
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    Buchvorschau

    Between - Unsterbliche Liebe - Björn Tischer

    Kapitel 1

    „Ein ganz normaler Tag"

    Langsam wurde es Nacht über dem Bundesstaat New York und überall in der Metropole löste das Nachtleben den tristen Arbeitsalltag ab. Die Neonschilder summten leise vor sich hin und erhellten mit all ihren Farbspielen die Straßen der City. Aus den Inn-Bars und Kneipen drang die Musik bis auf den Gehsteig, gelbe Taxen bahnten sich mit Hupkonzerten in Schlangenlinien den Weg durch die vom Verkehr verstopften vierspurigen Asphaltwege und die Restaurants füllten sich.

    Ganz normal für einen Mittwochabend 21:00 Uhr in der Großstadt. Nur heute hatte sie einen geheimen Beobachter, weit entfernt von allem Trubel und sicher verborgen in der Dunkelheit.  Auf einem Dachsims eines achtstöckigen Hauses der 8. Ecke Meddis-Road saß Dalarion wie ein Adler, der seine Beute beobachtet und jeder Zeit zum Angriff bereit, in gehockter Haltung. Sein schwerer schwarzer Ledermantel wehte leicht im Wind und auch seine Haare folgten dem Windspiel in alle Richtungen. Der Schein des Mondes ließ manchmal sein von Narben gezeichnetes Gesicht erahnen, verbarg aber trotzdem seine Identität.

    Von hier oben sah die Stadt nicht größer aus, als eine Ameisenkolonie und die Menschen in ihren Straßen nicht anders als aufgescheuchte kleine Insekten.

    Er fühlte es... Bald ist es soweit…Bald würde er Zuwachs des ersten Cleaners bekommen. Die Zeit ist nah, endlich wieder eine Gruppe von Verbündeten gegen den Krieg der Alkataren anzuführen.

    Dalarion richtete sich auf, streckte die Arme seitlich von seinem Körper und verharrte eine Sekunde in dieser Position. Ein Obdachloser, der sich in einer Seitengasse unterhalb des Gebäudes aufhielt und den Hausmüll der dortigen Anwohner nach Essensresten durchstöberte, bemerkte den Schatten von Dalarion, der durch den Schein des Mondes auf die gegenüberliegenden Hauswand projiziert wurde. Er stellte seine Suche nach nicht verdorbenen Nahrungsmitteln ein und starrte mit offenem Mund nach oben.

    Er traute seinen Augen kaum, als sich die Gestalt langsam vom Sims nach vorne in die Tiefe fallen ließ und im Nichts verschwand.

    Er rieb sich die Augen, schüttelte den Kopf, rückte seine dreckige Baseballkap nervös hin und her und schmiss seine halb volle Whiskyflasche in eine dunkle Ecke.

    „ Ich glaub, das Zeug is nicht mehr gut"

    Die Flasche verbrach klirrend an einer Hauswand und der Obdachlose machte sich schnell aus dem Staub!

    Zeitgleich  in dem New Yorker Vorort Staaten Island, gingen einige Bewohner ein letztes Mal an diesem Tag mit ihren Hunden vor die Tür. Andere wiederum setzten ihre Autos in die Garagen oder saßen schon gemütlich mit ihrer Familie am Fernseher.

    Die Straßen wurden von Laternen in ein schwaches schummriges Licht gesetzt. In und um ihren Lichtkegel versammelten sich Motten oder andere Insekten, die vom Licht wie ein Magnet in ihren Bann gezogen wurden. Schnell und ohne Orientierung flogen sie gegen die Glaskuppel und prallten mit einem leisen dumpfen Geräusch wieder von ihr ab.

    Es dauerte bis kurz nach Mitternacht, bis sich das komplette Leben von der Straße verabschiedet hatte. Nur das schwache Licht der Verandabeleuchtungen oder das vereinzelt flackernde Licht von Fernsehgeräten, das von den Fenstern auf den Gehsteig oder Vorgarten schien erhellte noch leicht die Nacht. So auch auf der Kensington Road, einer langen Straße, die in einem ovalen Wendekreis endete.

    Die Häuser links und rechts des Straßenrandes waren bis auf vereinzelte Ausnahmen in das typische grau der Nacht getaucht. In der Mitte des Wendekreises, wo sich linke und rechte Straßenseite trafen, stand das Haus der Leerys. Es war eine warme, besser gesagt eine schwüle Julinacht, die das einschlafen nicht gerade leicht machte.

    Viele Fenster der obersten Etagen waren leicht, manche sogar ganz geöffnet, um ein wenig Luftzirkulation in die Schlafzimmer zu bringen. Auch am Haus der Leerys war ein Fenster des obersten Stockwerks weit geöffnet.

    Es war das Fenster von Anthony Leery. Der achtzehnjährige Sohn des Fabrikarbeiters John Leery und der Aushilfskraft Sarah Leery lag in Shorts auf seinem Bett. Neben ihm auf dem Boden lag seine Decke, die er kurze Zeit zuvor mit ein paar strampelnden Bewegungen von seinem Körper entfernte. Die Hitze in seinem Zimmer war trotz weit geöffnetem Fenster unerträglich. Der junge, circa hundertachtzig Zentimeter groß gewachsene Mann drehte sich mit stöhnenden und genervten Tönen von einer Seite zur anderen, in der Hoffnung endlich einschlafen zu können. Vergeblich…!!!

    Rechts neben seinem Bett stand ein kleiner Tisch. Auf diesem Tisch fand ein Digitalwecker mit rotem Display und ein weißer mit Engelsflügeln verzierter Rahmen, der das Bild seiner Freundin Sam zeigte, Platz.

    Er schaute mit einem halb offenen Auge auf den Digitalwecker. In diesem Augenblick sprang die Minutenanzeige des Weckers eine Minute weiter. Er rieb sich kurz die Augen, doch das änderte nichts an der angezeigten Zeit….01:03 Uhr

    „Verdammt…. murmelte er. „Was für eine beschissen schwüle Nacht. Wer zum Teufel kann bei dieser Affenhitze denn bitte pennen?

    Mit einem leisen Ich könnt kotzen griff er unter sein Kopfkissen, wo er immer seine Fernbedienungen vergrub und holte die des Fernsehers und des Blu-Ray Players hervor.

    Er knipste den Fernseher an, der mit einer Wandhalterung am Ende des Zimmers befestigt war. Das flimmern des Schneebildes auf dem Bildschirm ließ nun einen Blick durch das ganze Zimmer zu. An den Wänden hingen zwischen Base-Caps, alten Konzertkarten jede Menge von Postern. Auf dem Postern waren die Stars der Kultsportart Parcour zu sehen, in allen Posen und Figuren, die nicht perfekter hätten in Szene gesetzt werden können.

    In einer Ecke türmte sich ein Stapel des Magazins „ Le parcour", aus dem auch die Poster stammten, die die Tapete der Wand verdeckten.

    Das Zimmer an sich stellte nicht nur zu 100% seine Interessen dar, sondern spiegelte auch das Motto seines Lebens wieder.

    Chaos ist die beste Art der Ordnung!!!!!

    Dieser Leitspruch war auch über den ganzen Boden zu erkennen oder wie seine Mutter ihn nannte Tonys begehbarer Kleiderschrank.

    Anthony drehte sich auf den Rücken um einen besseren Blick auf den Fernseher zu bekommen. Er drückte die rote „POWER" Taste des Players und der Schnee auf dem Schirm verwandelte sich in den Ladebildschirm einer Blu-Ray Disc.

    Nach kurzen Ladegeräuschen löste ein mit Stuntszenen animiertes Menü den Ladebildschirm ab.

    Anthony bewegte mit der Fernbedienung den Cursor durch das Menü, bis dieser den Begriff „Fortsetzen gelb untermalte. Dann wanderte sein Daumen, ohne das er auch nur einmal einen Blick drauf geworfen hat auf „OK und der Film startete.

    Mit glänzenden Augen verfolgte Anthony jede einzelne Stuntszene und die, die er noch nicht richtig beherrschte, ließ er in Zeitlupe immer und immer wieder wiederholen, um jeden auch nur kleinsten Handgriff oder jede noch so kleine Fußbewegung zu studieren. Mit dieser Methode hatte er sich bis jetzt alle Figuren dieses akrobatischen Sports angeeignet und zur Perfektion gebracht. Aber der Weg bis hin zur Perfektion hatte ihn oft den Schmerz ins Gesicht getrieben und führte ihn Schnurrstraks in die Notaufnahme des örtlichen Krankenhauses.

    Er hatte schon aufgehört zu zählen, wie oft er sich Knochen gebrochen, Gliedmaßen verdreht oder Beulen am ganzen Körper zugezogen hatte. Ganz zu schweigen von den alltäglichen Abschürfungen bei etwas misslungenen Landungen nach Sprüngen oder Salti. Aber all diese Mühe und das Ertragen der Schmerzen hatten sich gelohnt. Er war gut, wenn nicht sogar der Beste Parcour-Läufer der Stadt.

    Anthony, oder Tony, wie seine Freunde ihn nannten war ein sehr bescheidener Mensch. Auch was sein Können in Sachen Parcour anging. Er stapelte eher tief, als sich selber als gut zu bezeichnen. Diese Charaktereigenschaft machte ihn zu einem sehr beliebten Schüler. Er hatte viele Freunde und war überall gerne gesehen. Auch bei den Mädchen in seiner Schule war er sehr begehrt und sie schmachteten ihm nach, wenn er mal wieder nach der Schule im angrenzenden Park seine Figuren übte. Zur Freude der weiblichen Zuschauer nur mit schwarzer Trainingshose und weißem Muskelshirt bekleidet.

    Und so bildeten sich nicht selten kurz nachdem er begann sich warm zu machen Menschentrauben in ein paar Metern Abstand zu ihm.

    Es gab zwei Arten dieser Trauben. Die eine Fraktion waren die Jungs, die neidisch seinen Bewegungen folgten, aber großspurig nach wenigen Minuten behaupteten, dass sie das auch könnten, wenn sie wollten und die Andere gesetzt aus schmachtenden Mädels zusammen. Diese steckten ihre Köpfe zusammen und kicherten.

    „Ist er nicht süß!?!,  „Guck dir diesen Körper an oder „Meinst du, er steht auf mich?"

    Doch der Trubel um seine Person interessierte Tony nicht. Und vor allem interessierte er sich für keine dieser jungen und meist sehr hübschen Frauen. Denn er hatte nur Augen für ein Mädchen. Sam!

    Tony stoppte das Video und nahm den weißen Bilderrahmen vom Tisch. In dem Rahmen befand sich ein Bild von Sam, aufgenommen vor ein paar Wochen bei einem gemeinsamen Ausflug an den nahe gelegenen Badesee. Sam hatte darauf einen kurzen blauen Rock und ein figurbetonendes gelbes Top an. Ihre Haare waren noch leicht feucht und einige ihrer blonden Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Im Hintergrund sah man den See mit einem Bootsanlegesteg.

    „Mein hübscher Engel" flüsterte Tony.

    „Ob sie vielleicht gerade auch nicht einschlafen kann?"

    „Vielleicht hat sie ihre Balkontür geöffnet und ich könnte mich einfach zu ihr ins Bett legen."

    „Sie würde morgen früh bestimmt Augen machen, wenn ich neben ihr liege würde."

    Sicher war, dass ihr Vater nicht zu Hause sein würde. Sam erzählte ihm nämlich, dass sie auf ihren kleinen Bruder aufpassen müsste, da ihr Vater in dieser Woche die Nachtschicht in der Fabrik übernommen hatte.

    Kaum schoss dieser Gedanke durch seinen Kopf, beschloss er auch prompt, diesen in die Tat umzusetzen.

    Er sprang von seinem Bett auf, zog sich schnell ein paar Klamotten die auf dem Boden lagen an und rannte auf sein Zimmerfenster zu. Im vollen Lauf legte er beide Handflächen auf das Fensterbrett, sprang mit beiden Beinen vom Boden ab und zog sie durch die Lücke zwischen den Armen. Kaum waren die Beine in einer Linie mit seinen Armen, stieß er sich vom Fensterbrett ab und flog in gehockter Stellung durchs Fenster. Er landete auf dem schmalen Vordach der Veranda, doch diese berührte er nur für einen Bruchteil einer Sekunde.

    Das Verandadach diente lediglich als weiterer Abstoßpunkt für seinen zweiten Sprung. Vom Dach abgehoben zog er die Beine eng an seinen Körper und krümmte den Rücken, indem er den Kopf in Richtung Knie zog. Der Vorwärtssalto der sich aus der Kombination von Schwung und perfekter Körperhaltung entwickelte, landete er unbeschadet und weich auf dem Rasen des Vorgartens. Die Energie, die durch den Aufprall der Füße auf den Rasen freigesetzt wurde, ließ er durch eine Vorwärtsrolle abfließen um seine Gelenke nicht zu schädigen. Eine Sekunde später stand er auch schon wieder und rannte ansatzlos weiter in Richtung Straße.

    Sam wohnte nur ein paar Blocks entfernt. Zu Fuß waren es nicht einmal 10 Minuten, folgte man den dafür vorgesehenen Wegen. Doch Tonys Routenplanung beinhaltete keine normalen Straßenverläufe. Für ihn gab es nur querfeldein durch Gärten, über Zäune und Garagen. Dieser Weg war zwar schneller, aber vom Geräuschepegel manchmal nicht so angenehm für die Anwohner, deren Häuser sich auf seiner Route befanden!

    Es gab Tage, da weckte er Hunde, die ihm lautstark hinterher kläfften oder stieß Mülleimer um, die mit ihrem metallischen Klang die Nachtruhe der Leute störten.

    Nach etwa drei Minuten und geschätzten zwanzig überwundenen Hindernissen stand er vor Sams Haus. An der Hausfront war alles dunkel, aber das hatte nichts zu sagen, denn Sams Zimmer lag auf der anderen Seite des Hauses mit Blick auf den Garten. Tony schlich sich vorsichtig am Haus vorbei und kletterte über das verschlossene Gartentor. An der Hausecke angekommen, machte er einen Satz auf das vor sich hin summende Aggregat der Klimaanlage. Tony griff sich das Fallrohr der Regenrinne und stemmte seine Schuhe gegen die Fassade. So lief er senkrecht und ohne Mühe die Wand hoch und stand auf dem kleinen Balkon vor Sams Zimmer. Die Fenster und Türen waren trotz der schwül warmen Nacht geschlossen. Die installierte Klimaanlage machte es möglich.

    „Mist rief Tony leise. „Scheiß Klimaanlagen!

    Sein Plan war zunichte gemacht worden. Durch eine lächerliche Klimaanlage. Da stand er nun und nur eine Tür trennte ihn und Sam.

    So versuchte er sich schnell einen Plan B zurechtzulegen, als es ihn wie einen Blitz traf.

    Er zog sich auf das Dach von Sams Zimmer und klopfte mit der flachen Hand des rechten Arms an ihrer Balkontür.

    Einmal…ein zweites Mal…ein drittes…Nichts…!

    „OK, dachte er sich. Wenn du mich nicht hören willst! Ich kann auch fester!

    Er ballte die Hand zu einer Faust und hämmerte viermal gegen das Glas.

    Das Zimmer hatte eine angenehme Temperatur und so lag Sam eingemummelt unter ihrer Decke, als sie vom Kram an ihrer Balkontür unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde. Sam sprang vor Schreck fast aus dem Bett. Sie streifte sich die Bettdecke vom Körper und setzte ihre nackten Füße auf den kalten Zimmerboden. Der kalte Boden verwandelte ihre leicht von der Sonne gebräunte Haut in eine Gänsehaut. Sie fror sichtlich. Barfuß und nur mit einer rosa Hotpants und T-Shirt bekleidet schlurfte sie in Richtung Balkontür.

    „Bella, wenn du mir wieder die Blumen vom Balkon geschupst hast, dann gibt es keine Streicheleinheiten mehr", murmelte sie vor sich hin, während sie den Schlüssel des Türschlosses drehte. Mit zwei kurzen metallischen Klicks fuhr das Schloss zurück.

    Ihre rechte Hand ertastete unter einem Vorhang den Schalter der Außenbeleuchtung und gleichzeitig drückte ihre Linke die Türklinke herunter. Draußen erhellten jetzt die zwei, jeweils rechts und links neben der Tür angebrachten Lampen den kleinen Balkon. Sam öffnete die Tür und trat raus auf den Balkon.

    „Bella?...Bella? Wo bist du?"

    „Komm schon Kleine…Zeig dich ruhig!

    Während Sam mit dem Rücken zu ihrem Zimmer stand und weiter nach Bella Ausschau hielt, griff Tony vorsichtig an die Kante des Daches und ließ sich kopfüber herab. Seine Füße landeten ohne nur das kleinste Geräusch von sich zu geben auf den Boden. Dann schlich er leise und unbemerkt, mit dem Blick auf  Sam gerichtet in ihr Zimmer.

    Plötzlich beendete Sam ihre Suche nach der Nachbarskatze, drehte sich um und bewegte sich zurück in ihr Zimmer. Leicht erschrocken hechtete Tony in Richtung des Bettes, rutschte über den Boden und bevor Sam ihn hätte entdecken können, verschwand auch das letzte Stück seines Fußes aus ihrem Sichtfeld.

    „Wow…dachte er sich, das war aber ganz schön knapp! Hoffentlich hat sie nichts bemerkt"

    Sam hatte von dem ganzen Treiben nichts mitbekommen und schloss die Balkontür hinter sich.

    Das war jetzt die letzte Gelegenheit für Tony seinen Plan zu Ende bringen zu können und unbemerkt in Sams Bett zu gelangen.

    Er kletterte aufs Bett, legte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter seinen Kopf. In dieser Position musste er nur noch warten, bis Sam sich umdrehen würde.

    Sein Herz klopfte vor Aufregung so stark, dass er es in seinem Kopf hören konnte.

    Dann wurde sein Warten belohnt! Sam drehte sich um!

    Erschrocken von der Person auf ihrem Bett sprang sie reflexartig einen Schritt zurück und atmete laut ein. Doch nur eine Sekunde später verschwand der Schrecken aus ihrem Gesicht und ihre mandelfarbenden Augen fingen an zu leuchten.

    Jetzt hatte sie endlich die Person auf ihrem Bett als ihren Freund Tony identifiziert.

    Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und machte ihrem zugeführten Schrecken Luft.

    „Du Arsch!!! Du hast mich zu Tode erschreckt, " fauchte sie ihm entgegen.

    Doch so ernst sie dabei auch bleiben wollte, die Freude war zu groß Tony zu sehen.

    Mit einem riesen Satz sprang sie zu Tony ins Bett und umarmte ihn als ob sie ihn mindestens zwei Monate nicht mehr gesehen hatte.

    Es waren zwar keine zwei Monate sondern nur drei Tage, wo sie sich das letzte Mal gesehen hatte, aber bei ihrer noch frischen Liebe war das eine Ewigkeit.

    Diese gelegentlichen Pausen ließen sich aber leider nicht vermeiden. In Sams Leben hatte sich in den letzten Monaten sehr viel verändert.

    Nach dem Tod ihrer Mutter vor knapp acht Monaten unterstützte sie ihren Vater so gut es nur ging, damit dieser mehr arbeiten gehen konnte um die Familie zu ernähren.

    Das plötzliche und unerwartete versterben der Mutter hatte eine große Lücke in der Familie hinterlassen und Sam versuchte diese, so gut es ging zu schließen.

    Sie rutschte unbewusst von der Rolle der großen Schwester in eine Art Mutterrolle und für ihre gerade einmal siebzehn Jahre meisterte sie diese neue Aufgabe hervorragend.

    Diese Umstände sorgten dafür, dass sie sich an den Wochentagen kaum noch zu Gesicht bekamen. Sie gingen zwar auf dieselbe Schule, aber Sam war ein Jahr jünger als Tony und somit eine Klasse tiefer und Tony als kleiner Rebell nahm es eh ein wenig lockerer mit seiner Anwesenheit am Unterricht. Eine harte Bewährungsprobe für ihre noch junge Beziehung, doch die beiden schweißte alles nur noch mehr zusammen.

    So genossen sie jede Minute ihrer Zweisamkeit intensiver denn je und ein Moment wie dieser machte es mal wieder deutlich, wie verliebt die beiden ineinander waren.

    Bei dieser stürmischen Begrüßung brachte Tony nur ein zerknautschtes „Überraschung" heraus, dann blieb ihm wieder die Luft weg.

    Die Umarmung beruhigte sich und fand ihr Ende in einem leidenschaftlichen Kuss, bei dem beide die Augen geschlossen hielten.

    „Und, wie bist du diesmal hierher gekommen? Sind wieder alle Nachbarn von dir geweckt worden, oder hast du zur Abwechslung mal den dafür vorgesehenen Weg genommen um mich besuchen zu kommen?"

    Tony grinste nur und antwortete nicht auf diese Frage.

    Dieses schelmische Grinsen war Sam Antwort genug.

    „Warum frag ich überhaupt noch?"

    Tony zuckte mit den Schultern und grinste weiter.

    Beide lagen noch ein paar Minuten eng umschlungen da und erzählten sich die Ereignisse der letzten Tage, bis die Müdigkeit über beide siegte.

    Am nächsten Morgen wachte Sam als erstes der beide auf. Sie beugte sich langsam über Tony, der immer noch fest schlief. Mit beiden Händen klemmte sie ein paar Haarsträhnen hinter die Ohren damit sie Tony nicht kitzeln konnten. Dann näherte sie sich langsam Tonys Wange und setzte ihre Lippen behutsam auf ihr ab. Mit zärtlich kleinen Küssen holte sie Tony aus dem Schlaf.

    „Mmmh, so möchte ich jeden Morgen geweckt werden", flüsterte er.

    Beide blieben noch zirka zehn Minuten Nasenspitze an Nasenspitze und den anderen anschauend im Bett liegen, bis der Wecker beide wieder aus ihrer Schwärmerei riss. Beide rollten genervt mit den Augen. Tony gab Sam noch schnell einen Kuss auf den Mund und sprang aus dem Bett. Noch ein wenig schlaftrunken sammelte er seine Sachen vom Fußboden und zog sich an.

    Währenddessen schaffte es auch Sam sich aus dem bequemen Bett zu befreien. Sie schlurfte an Anthony vorbei, der schon fast angezogen war und verschwand mit einem

    „Wir sehen uns dann gleich in der Schule, oder?" in das angrenzende Badezimmer.

    Tony schaute ihr noch kurz nach und ging dann in Richtung Balkon.

    „Aber natürlich Süße! Ich hol noch eben meine Sachen von zu Hause und dann treffen wir uns vor der Schule, ok!"

    Kaum hatte er diesen Satz zu Ende gesprochen, öffnete er auch schon die Balkontür, legte seine Hände auf die Balkonbrüstung und sprang auf den Rasen darunter und kurz danach verließ das Grundstück über das verschlossene Gartentor.

    Wieder querfeldein durch die Nachbargärten in Richtung Elternhaus, versuchte er weitere Tricks. Alles lief perfekt und es lag nur noch ein schmaler lehmiger Gang vor ihm, der das Grundstück seiner Eltern vom Nachbarn trennte.

    Dieser Pfad, der links von der Garagenmauer seiner Eltern und rechts von der Mauer des Nachbarhauses umgeben war, hatte nicht einmal die Breite von zwei Metern. In der Mitte dieses Ganges waren mehrere Holzlatten in den Boden eingelassen, damit niemand ihn als Abkürzung oder ähnliches benutzt.

    Jedes Mal wenn Tony diesen Weg benutzte, schmunzelte er über dieses abschreckende unüberwindbare Hindernis. Doch heute fiel ihm beim Anblick der Gasse der neue Stunt aus seinem Parcour Video ein, das er gestern gesehen hatte.

    Die Gegebenheiten waren einfach wie dafür geschaffen und Tonys Entschluss stand fest. Jetzt ist die Zeit den neuen Stunt zu versuchen. Er verharrte eine Weile und legte die genaue Route fest, die er gehen wollte und als er alle Eventualitäten in seinem Kopf durchgespielt hatte, rannte er los.

    Schnell wie ein Blitz rannte er auf die Holzlatten zu und etwa zwei Meter vor ihnen sprang er rechts gegen die Mauer. Es sah aus, als würde er die Schwerkraft außer Kraft setzen, denn nun rannte er die Wand entlang. So überwand er ohne Mühe das Hindernis. Kurz bevor der nachlassende Schwung ihn hätte wieder auf den Boden landen lassen, stieß er sich von der Mauer ab und sprang hoch zur Dachkante der Garage. Er klammerte sich fest, zog sich aufs Dach und rannte ohne Pause weiter. Nun fehlte nur noch der krönende Abschluss, der Salto mit eingebauter Schraube von der Garage in den Vorgarten.

    Er rannte zum Garagenende und wollte sich gerade mit den Füßen am Rand abstoßen, als unter der Belastung seines Körpergewichtes eine Schindel der Seitenverkleidung der Garage abbrach. Das kostete ihn die Balance. Er fiel kopfüber von der Garage und prallte hart mit dem Rücken auf den Rasen. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst, doch das war sein kleinstes Problem. Eine Laubharke, die mit den Zähnen nach oben auf dem Rasen lag, bohrte sich mit der äußersten Spitze tief in seinen Unterschenkel…

    Währenddessen  in der Nähe von Down Town, war Dalarion wieder in seinem Versteck angelangt.

    Der dichte Wald hüllte das Anwesen in ein schattiges kaltes Schwarz. Nur vereinzelt schafften Sonnenstrahlen sich den Weg zum laubbedeckten Boden zu bahnen.

    Von außen machte das Hauptgebäude nicht all zu viel her. Es erinnerte an einen langsam in sich zusammenfallenden Landsitz einer Adelsfamilie. Auf den Dachgiebeln waren noch die alten Familienwappen der Erbauer zu erkennen. Marmorstatuen, die von den jahrzehntelangen Witterungen schwer gezeichnet waren, zierten den langen alleenartigen Weg zur riesigen doppelflügeligen Eingangstür.

    Dalarion saß in einem riesigen Saal, der früher wohl als Ball- der Speisesaal fungierte, inmitten von Möbelstücken, die mit gräulichen Tüchern abgedeckt waren, den Blick starr nach unten gerichtet und seine Hände lagen gefaltet in seinem Schoss.

    Dem Raum spendeten nur ein paar in den Ecken verteilten Kerzenständern Licht. Das flackernde Kerzenlicht ließ einen großen Schatten von Dalarion auf seinem Stuhl an der großen Wand erscheinen.

    Zeitgleich wie die Spitze der Harke den Unterschenkel von Anthony durchbohrte schnellte sein Kopf nach oben mit dem Blick leer in den Raum gerichtet.

    Er fühlte es…Es war soweit!

    „Endlich weiß ich wer du bist", murmelte er in einer rauen Stimme.

    „Endlich weiß ich, wo ich dich finden kann!"

    „Das Schicksal hat entschieden. Jetzt muss ich nur noch auf den richtigen Zeitpunkt warten!"

    Anthony rang nach Luft…Der Aufprall machte ihm das Atmen schwer.

    Einen Augenblick später spürte er den Schmerz, der durch seinen Unterschenkel schoss.

    Er verzog schmerzerfüllt sein Gesicht. Doch er schrie nicht. Zum Glück steckte die Spitze nur am äußersten Rand. Es half nichts...Das Ding musste raus. Er atmete tief durch und biss die Zähne zusammen. Mit der rechten Hand fixierte er mit aller Kraft die Laubharke am Boden. Mit der rechten Hand packte er sich unter die Kniebeuge und bewegte das Bein langsam nach oben. Der Schmerz war höllisch und Schweiß tropfte ihm von der Stirn. Aber er musste es durchziehen. Es half ja nichts und nach einem unbeschreiblichen Schmerz war es geschafft. Die Spitze war raus.

    Mühsam stand er wieder auf, begutachtete die Fleischwunde und handelte sie als Lehrgeld für Perfektion ab. Ihm war gar nicht klar, wie viel Glück er bei dieser Situation hatte. Hätte sein Sturz nur fünfzig Zentimeter mehr rechts sein Ende gefunden, hätten die Spitzen sich in seinen Körper gebohrt und ihn getötet.

    Am Haus seiner Eltern angekommen, ging er ohne Zwischenstation ins Bad und säuberte die Wunde.

    „So, sagte er sich, jetzt noch ein wenig Jod, ein bisschen Verband und dann wird das schon wieder!"

    Es dauerte eine Weile bis er sein Bein versorgt hatte, doch dann verließ er das Bad mit dickem Verband. Humpelnd ging er zur Treppe die in die erste Etage führte. Dort oben befand sich sein Zimmer. Er hielt sich während er hoch lief am Geländer fest um so das Bein ein wenig zu entlasten.

    Kurze Hose hatte sich damit wohl erledigt, dachte er sich. Er wollte nicht wieder Rede und Antwort vor seinen Eltern stehen müssen. Und erst recht nicht vor Sam!

    Sie würde bei der Geschichte wieder ausflippen und versuchen ihm den Sport auszureden. So wie sie es schon einige Male versucht hat. Doch Tony nahm sich davon nie etwas an und winkte immer nur kopfnickend ab.

    In seinem Zimmer stöberte er erst einmal auf dem Boden nach einer passenden langen, nicht zu dicken Hose. Unter einem riesigen Wäscheberg, der sich in einer Ecke des Zimmers türmte, wurde er fündig. Er ordnete sie in, ein wenig zerknittert aber durchaus tragbar ein und striff sie vorsichtig über das bandagierte Bein.

    Schnell noch Schuhe angezogen und den Rucksack über die Schulter werfend, verließ er auch schon wieder sein Zimmer, die Treppe runter und durch die Haustür.

    Er konnte sich nicht mehr dran erinnern, wann er zum letzten Mal den normalen Weg zur Schule benutzte. Aber heute zwangen ihn ja die Umstände zu dieser konventionellen Art und Weise der Fortbewegung.

    Es dauerte durch den dichten Morgenverkehr mit seiner wirren Ampelschaltung gute zwanzig Minuten bis zur Schule...Mit dem Bus… Aber wie das Schicksal es wollte, verpasste Tony ihn nur um Haaresbreite.

    Er versuchte noch ihn ein zu holen, doch schnell meldete sich seine Verletzung.

    „Ich liebe diese Tage, an denen alles so glatt läuft", fluchte er ironisch.

    An der Schule angekommen, waren die ersten beiden Stunden schon vorbei. Die Schüler der Abschlussjahrgänge waren wie immer auf dem großen Parkplatz hinter der Schule versammelt und die Gruppenbildungen waren nicht zu übersehen.

    In einer Ecke lehnten die Jungs der Footballmannschaft, bekleidet mit ihren Teamjacken cool an ihren polierten Autos und den Arm lässig über die Schulter der Freundin hängend, die sie wie eine Trophäe präsentierten.

    Während die Jungs sich über das letzte Spiel unterhielten und sich an vergangenen Siegen aufgeilten oder von anstehenden Stipendien träumten, quatschten die blonden und brünetten Trophäen in ihren Armen von Make-up, den Modefehltritten der Konkurrentinnen und dem kommenden Abschlussball.

    In der anderen Ecken die weißhäutige Freakshow, wie sie spöttisch von den Sportlern genannt wurden. Gemeint waren die Streber, Matheklubmitglieder und Computerfreaks.

    Alle, wie sollte es anders sein, nicht mit weiblicher Begleitung im Arm, sondern mit Laptop oder PDA im Anschlag.

    Und dann gab es noch die, die sich nicht den Gruppen unterordnen wollten. Eine Hand voll neumodischer Rebellen und Sam und Tony.

    In einem Satz…Ein hundertprozentiges klischeeerfüllendes Bild einer Highschool, wie man es aus Fernsehen und Kino kannte.

    Tony trottete langsam den Parkplatz entlang und wieder einmal zog er die Blicke der weiblichen Mitschüler auf sich Zur Missgunst der Spieler des Footballteams. Das war auch der Grund, warum das Team nicht unbedingt freundschaftlich auf ihn gestimmt war.

    Von weitem konnte er Sam schon auf einer Mauer sitzend erkennen. Die Beine übereinander geschlagen und die Nase vergraben in ein Physikbuch. Er erinnerte sich…Heute ist ja ihr letzter Test vor den Sommerferien.

    Sam war mit die hübscheste, wenn nicht sogar „Die Hübscheste" der Schule und das gesamte Footballteam würde sofort die aktuelle Freundin gegen Sam eintauschen. Aber sie machte sich nichts aus selbstverlieben Angebern. Sie war voll und ganz in Tony verliebt!

    Dieser Umstand bescherte Tony noch einen Minuspunkt auf dem Konto der Sportskanonen!

    Tony ging an den Spielern vorbei, unbeeindruckt von den bösen Blicken, die sie ihm zuwarfen. Er machte einen kleine Schlenker über den Rasen, sodass er unbemerkt hinter Sam gelangen konnte. Er hockte sich hin und legte seine Hände von hinten auf ihre Augen.

    „ Verschwende die Pause nicht mit lernen! Du hast alles in deinem hübschen Kopf!"

    „Hey Babe! Wo warst du so lange? Dachte schon, du hast es dir wieder einmal anders überlegt!" fragte sie und schob seine Hände mit ihren von den Augen.

    „Hab mich auf dem Nachhauseweg verlaufen und wurde von einer aggressiven Hacke angefallen!"

    „Spinner!" mehr sagte Sam nicht dazu. Dann ertönte auch schon die Schulglocke.

    Sam sprang auf, klappte ihr Buch zusammen, drückte Anthony noch einen Kuss auf die Wange und rannte Richtung

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