Konvertiert
Von Alanis M
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Über dieses E-Book
Am Waldrand wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Einziges Beweismittel: ein Abschiedsbrief. In diesem Brief erzählt eine junge Muslimin von ihrer gefährlichen Konversion zum Christentum.
Die dritte Geschichte erzählt ein junger Muslim, der in Istanbul den Islam kennengelernt hat. Seine Jugend war nicht harmlos, doch durch den Islam hat er wieder auf den richtigen Weg gefunden.
In der letzten Geschichte geht es um eine geschiedene Frau, die ihre Ängste mit Hilfe der Meditation besiegen will.
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Buchvorschau
Konvertiert - Alanis M
Vorwort
Neun Bücher habe ich bereits geschrieben und niemals wird sie jemand jemals lesen, denn es sind meine Tagebücher. Somit ist es diesem kleinen Werk zu verdanken, dass jemand eine Geschichte, in diesem Fall sogar vier, von mir liest. Wenn ich früher Geschichten erfunden habe, endeten sie meistens mit „Den Rest kannst Du dir selber ausdenken", denn ich wollte keine Zeit verlieren und eine nächste Geschichte schreiben. Keine Angst, das wird bei diesen Geschichten nicht der Fall sein. Es sind vier Geschichten über vier Menschen, die beschlossen haben, ihre Religion zu wechseln. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind NICHT zufällig: ich habe für diese Arbeit Interviews gemacht und Biografien gelesen, um die Geschichten möglichst echt und realitätsnah zu gestalten. Es erwarten Sie also keine spirituellen Offenbarungen oder erleuchtende Botschaften, die jemand plötzlich während Ostern bekommt, sondern pure Realität und der normale Alltag eines Konvertiten. Sollten Sie selbst in Erwägung ziehen zu konvertieren, so hoffe ich, dass diese Geschichten Sie ermutigen, nicht vor einer solch großen Veränderung zurückzuschrecken.
Rechteck 11Viel Spaß
An alle, die sich eine Widmung von mir wünschen würden.
Rechteck 12Der gleiche Gott
Eva stieg in die überfüllte Bahn, setzte sich auf den letzten freien Platz und steckte die Kopfhörer in ihr Smartphone. Bei „Dio c’è von Fabri Fibra klickte sie auf „Play
und schaute aus dem Fenster. Während draußen die Gesichter der Leute schmolzen, fröstelte sie das kalte Klima in der Bahn. Sie ging in Gedanken immer wieder das Gespräch vom Vortag mit der Schulleitung durch.
„Ihr Studium gilt nach dem derzeitigen Semester offiziell als abgebrochen", hatte die junge Schulleiterin zusammengefasst.
Wie gut, dass es nur noch wenige Wochen bis Semesterende sind.
Sie gähnte, schloss ihre Augen und drückte den Kopf ans Fenster.
Wenn ich zu Hause bin, kann ich mich endlich wieder meinen Büchern widmen.
Ein kurzer Blick in ihren Rucksack bestätigte ihr den Erfolg ihrer heutigen Bibliotheksausbeute. „Nicht durch Geburt allein von Walter Homolka und „Warten bis der Frieden kommt
von Judith Kerr werden sie in den nächsten Wochen mit Hirnnahrung versorgen.
Die undeutliche, aber laute Durchsage in der Bahn erinnerte Eva daran, dass sie gleich aussteigen müsste. Sie ging das verbleibende Stück zu Fuss nach Hause. Ihr Handy vibrierte.
Johanna D: Schon gebeichtet? ;)
Nein...
Johanna D: Lass mich später wissen,
wie es war!
Klar.
Johanna D: Kommst du morgen
bei uns essen?
Gerne!
Johanna, Evas beste Freundin, machte sich offenbar Sorgen um sie. Johannas Eltern waren stolz darauf, dass ihre Tochter Judaistik studierte. Ob es bei Evas Eltern auch so sein würde?
*
Sie trat ins Wohnzimmer und entdeckte einen kleinen Stapel Bücher auf dem Esstisch.
„Du kannst sie haben, wenn ich sie gelesen habe."
Eva drehte sich um. Ihr Vater kam lächelnd auf sie zu und schob seine Brille zurecht. Nachdenklich schaute sie zurück zum Bücherstapel und musterte des Vaters neuste Errungenschaften. Erneut hatte er unzählige Bücher mitgebracht, die fast alle das Wort „Judentum" im Titel enthielten. Eva grinste.
Er wird es verstehen.
„Es gibt gleich Essen. Setzt euch doch schon mal hin", rief Evas Mutter Anita aus der Küche.
Es gibt gleich Neuigkeiten. Setzt EUCH doch lieber hin.
Anita füllte die Teller randvoll mit Teigwaren und Spinat und servierte sie der Familie. Noch bevor sie sich zu Tisch setzen konnte, hielt es Eva nicht länger aus und verkündete ihre Neuigkeiten.
„Ich muss euch jetzt etwas sagen. Ich habe das Studium abgebrochen." Stille.
„Und ich habe mich für ein Judaistik Studium an der Freien Universität beworben." Sie biss auf ihre Unterlippe und kniff die Augen zusammen, für den Fall, dass es eine explosive Reaktion gab.
„Und wieso hast du uns nichts gesagt?", fragte ihre Mutter.
Evas Bruder Angelo war offensichtlich am Handy, versuchte es aber unauffällig zu machen, sodass es aussah, als studierte er vertieft sein Essen und könne dabei kaum den Kopf aufrecht behalten. Seine Brille fiel ihm beinahe in den Spinat.
„Einfach so. Es ging recht schnell."
Und ich wollte meine Entscheidung nicht von eurer Meinung abhängig machen.
„Ähm...Also wenn es das ist, was du willst", begann Anita.
„Weißt du was?, unterbrach Giuseppe seine Frau, „Ich finde das gar keine so schlechte Idee. Offenbar ist es etwas, das dich interessiert und dir Freude bereitet. Außerdem würdest du dich wieder auf dein Studium konzentrieren. Es ist ja nicht so, als würdest du deswegen konvertieren wollen
, meinte er und grinste seinen Teigwaren an.
Ich habe noch gar nicht überlegt, wo mich das ganze hinführen wird.
Nach dem Essen ging Eva in ihr Zimmer und rief Johanna an.
„Du lebst noch?"
„Klar lebe ich noch, was dachtest du denn?"
Sie strich sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht und setzte sich auf ihr Bett.
„Ist etwas passiert?", fragte Johanna eine Spur ernsthafter.
„Nein, ich habe mir unnötig Sorgen gemacht. Sie haben total locker reagiert. Vielleicht weil ich das mit der Abmeldung und so alleine erledigt hatte. Außerdem bin ich volljährig, verbieten können sie mir eh nichts mehr", fügte sie hinzu.
„Ja, aber ihr Italiener seid doch so streng katholisch, so etwas wird bestimmt nicht gerne gesehen", meinte Johanna. Damit hatte sie nicht unrecht. Evas Mutter, Anita, wurde streng katholisch erzogen und hatte in ihrer Jugend ein katholisches Mädcheninternat in Italien besucht. Noch immer ging sie sonntags in die Kirche, hatte aber längst aufgegeben, ihre Kinder zum Mitgehen zu animieren.
„Kann sein, keine Ahnung. Mein Vater liebt die Bücher über das Judentum doch selbst so sehr." Eva drehte sich nach ihrem Rucksack um und holte einhändig ihre neuen Bücher raus, um sie auf ihrem hölzernen Beistelltischchen zu platzieren.
„Ich freue mich jedenfalls, dass wir bald am gleichen Ort studieren werden", hörte sie Johanna sagen und grinste. Obwohl sie doch immer wieder mit ihren überstürzten Aktionen Chaos auslöst, hatte die Wendung der Dinge bisher keinen Haken. Eva vernahm ein lautes Gähnen durch das Telefon.
„Du, ich muss jetzt noch für die kommenden Klausuren lernen und versuche dann, früh einzuschlafen. Wir sehen uns morgen bei mir zum Abendessen. Damit verabschiedete sich Johanna. Bevor auch Eva sich schlafen legte, schnappte sie sich „Warten bis der Frieden kommt
und las. Die Konversionsgeschichten ließen sie nicht unberührt.
Eigentlich dreht sich doch alles immer um das Judentum. Alle wichtigen Fragen und die Geschichte, der Ursprung der monotheistischen Religionen - alles weist zurück auf das Judentum. Und mich, was verbindet mich noch mit dem Christentum, außer meine Familie? Wieso fühle ich mich so mit dem Judentum verbunden? Keine Ahnung. Aber das Christentum entspringt doch auch dem Judentum. Selbst Jesus Christus war Jude. Wann war ich überhaupt das letzte Mal in der Kirche? Als Kind war ich ja oft da. Zu oft.
Mit diesen Fragen schlief sie ein und träumte lebhaft.
Sie sah sich in einem prunkvollen Gotteshaus. Vor ihr stand ihre