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Sengende Sonne – Sandsturm – Berge: Mit dem Fahrrad von Jerez de la Frontera/Andalusien nach Kiel/Schleswig-Holstein
Sengende Sonne – Sandsturm – Berge: Mit dem Fahrrad von Jerez de la Frontera/Andalusien nach Kiel/Schleswig-Holstein
Sengende Sonne – Sandsturm – Berge: Mit dem Fahrrad von Jerez de la Frontera/Andalusien nach Kiel/Schleswig-Holstein
eBook282 Seiten3 Stunden

Sengende Sonne – Sandsturm – Berge: Mit dem Fahrrad von Jerez de la Frontera/Andalusien nach Kiel/Schleswig-Holstein

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Über dieses E-Book

Auf meiner USA-Durchquerung des Jahres 1998 wurde ich von meinen amerikanischen Kameraden gebeten, für sie doch bitte in Europa eine Tour auszuarbeiten. Das setzte ich in die Tat um. So arbeitete ich diese vorliegende Strecke von Südspanien in Jerez de la Frontera bis hoch nach Deutschlands Norden in Kiel aus. ich hoffte, ihnen damit eine große Breite unseres schönen Europas bieten zu können. Als ich ihnen meine Ausarbeitung vorlegte, hatte niemand in diesem Jahr Zeit. Fans meldeten sich, um mich auf von ihnen ausgesuchten Etappen meiner Tourenplanung mich zu begleiten. Es sollte eine Campingtour sein. Ich suchte Campingplätze und Jugendherbergen aus. Um der Hitze in der Hochsaison durch Spanien, Frankreich und die Schweiz zu entgehen, verlegte ich den Start auf Jerez de la Frontera in Süd-Spanien. Es sollten so um 100 km täglich gefahren werden und suchte mir die Mittelmeerküste aus, weil ich dachte, dass ich dort auf überwiegend flachem Terrain radeln könne. Als meine Tochter Gudrun von ihrem Spanien-Aufenthalt zurück kam, sagte sie sarkastisch lächelnd: "Mutti, da, wo es flach ist, da ist es langweilig. Nur da, wo es über Berge geht, ist es interessant und schön." Meine Antwort: "Hoffentlich ist es immer langweilig." Aus meinem Fahrradtraining wurde aus Zeitmangel nichts. Nachdem mein Fahrrad im Fahrradgeschäft meines Vertrauens bestens überholt worden war, flog ich los. Ich startete mit sehr wenigen spanischen Sprachkenntnissen in Jerez de la Frontera. Es war nachts so kalt, dass ich mich entschloss, nur in Zimmern zu schlafen. Spanien ist sehr bergig. An der spanischen Küste kam ich über die Pyrenäen, setzte meine Tour in Frankreich und Italien in Küstennähe fort, fuhr den Turchino Pass hoch, kam bald in die Schweiz. Der St. Gottard war aufgrund Schneesturm gesperrt. Weiter durch den Tunnel per Bahn.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum31. Juli 2014
ISBN9783737502634
Sengende Sonne – Sandsturm – Berge: Mit dem Fahrrad von Jerez de la Frontera/Andalusien nach Kiel/Schleswig-Holstein

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    Buchvorschau

    Sengende Sonne – Sandsturm – Berge - Hermine Stampa-Rabe

    Hermine Stampa-Rabe

    Sengende Sonne – Sandsturm – Berge

    Mit dem Fahrrad von Jerez de la Frontera, Andalusien in Südspanien nach Kiel, Schleswig-Holstein in Deutschland

    20.04.-26.06.2001

    Ebook

    ISBN 978-3-7375-0263-4

    Radsportbericht

    Mit Streckenplanung

    Fotos von Hermine Stampa-Rabe

    Illustrationen von Hermine Stampa-Rabe

    Nachdruck verboten. Gerichtsstand ist Kiel.

    © 2014 als Ebook

    Hermine Stampa-Rabe

    Georg-Pfingsten-Str. 19

    24143 Kiel

    Tel.: 0431-735565

    E-mail: hermine.stampa-rabe@web.de

    http://www.herminestamparabe.com

    Für Klaus-Otto, Olaf, Ines, Achim, Alexandra,

    Krümelchen und Gudrun

    Inhaltsverzeichnis:

    Vorwort:

    Herzlos

    S P A N I E N

    Mir kommt alles spanisch vor

    Der Start

    Erster Traum erfüllt: Einmal Afrika

    Per Bahn nach Ronda

    Das unendliche Abenteuer

    Camping-Abenteuer ade!

    In Lebensangst

    Zweiter Traum erfüllt: La Alhambra

    Endstation Autobahn

    Schnecken???

    Durch den Sandsturm Levante

    Wo ist Michael?

    Michael wieder gefunden!

    Schnecken-Kochrezept

    Wo übernachten?

    Kurz entschlossen per Bahn nach Barcelona

    Montserrat

    Flucht aus gemischtem Zimmer

    Über die Pyrenäen

    Schwierigkeiten

    Im Reich der Flamingos und weißen Pferde

    Notquartier auf einer Bank

    Lehrmeister Michael

    I T A L I E N

    Auf der Via Aurelia

    Über den Turchino Pass

    Ein Verehrer mit Auto

    Am Lago Maggiore

    S C H W E I Z

    Endlich wieder Deutsche Sprache

    Über den San Gottardo

    Fürstentum LIECHTENSTEIN

    Fürstlich empfangen

    S C H W E I Z

    Am Bodensee

    Der große Regen

    D E U T S C H L A N D

    F R A N K R E I C H

    D E U T S C H L A N D

    Hoppla, schon wieder eine Bergtour? Nein!!!

    Rhein-Radweg unter Wasser

    Familientag

    Über den Taunus

    Alle Straßen sind uns vernagelt

    Eine Stippvisite in Holland

    Oldenburg (Oldbg), die Stadt der Fahrradfahrer

    Auf dem Weser-Radweg

    Am Ziel: Vom Fernsehteam empfangen

    Tagesetappen

    Auslands-Knigge Spanien

    Auslands-Knigge: Frankreich

    Auslands-Knigge: ITALIEN

    Auslands-Knigge: Schweiz

    EUROPA - FAHRRAD-ROUTE - 2001

    Literaturverzeichnis:

    Benötigte Landkarten:

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    Vorwort:

    Auf meiner USA-Durchquerung des Jahres 1998 wurde ich von meinen amerikanischen Kameraden gebeten, für sie doch bitte in Europa eine Tour auszuarbeiten.

    Das setzte ich in die Tat um. Aber aus finanziellen Gründen legte ich diese Tour auf das Jahr 2001. Die USA-Durchquerung hatte eine Distanz von knapp 7.500 km. Meine Kameraden waren also alle stark. So arbeitete ich diese vorliegende Strecke von Südspanien in Jerez de la Frontera bis hoch nach Deutschlands Norden in Kiel aus. Ich hoffte, ihnen damit eine große Breite unseres schönen Europas bieten zu können.

    Als ich ihnen meine Ausarbeitung vorlegte, war es so, wie es das wahre Sprichwort besagt: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Niemand hatte in diesem Jahr Zeit. Ich selbst identifizierte mich schon völlig mit meiner Tour und war gedanklich dort unterwegs. Meine Freude wollte ich mir nicht nehmen lassen und beschloss, allein zu fahren. Später fragten zufällig Bekannte und Freunde, ob sie mich begleiten dürfen. Und sie durften auf Strecken, die ihnen aus persönlichen oder zeitlichen Gründen zusagten. Von allen, die mitfahren wollten, blieben nur ganz wenige. Sie werden sie hier in meinem Buch kennen lernen.

    Es sollte eine Campingtour sein. Für Fahrradfahrer, die in der Nacht ein Dach über dem Kopf haben wollten, suchte ich die an meinen Tageszielen vorhandenen Jugendherbergen heraus.

    Zuerst wollte ich in Kiel starten und nach Süden radeln. Nach reiflichem Überlegen verwarf ich aber diese Version. Frühestens Ende April hätte ich hier im Norden aus Wettergründen losradeln können. Das hätte aber zur Folge, dass ich in der Hitze und Hochsaison durch Italien, Frankreich und Spanien gekommen wäre. Als ich an die vielen Autos der dort dann weilenden Touristen dachte, wurde mir übel. Deshalb verlegte ich meinen Start auf Südspanien, Gibraltar.

    Für jede Woche plante ich einen Ruhetag ein und für besondere Sehenswürdigkeiten noch einen zweiten dazu oder einen dazwischen. Der Tagesdurchschnitt sollte bei 100 km liegen. Schließlich wollte ich doch Freude und nicht nur Krampf und Kampf erleben.

    Ich suchte mir die Mittelmeerküste aus, weil ich dachte, dass ich dort auf überwiegend flachem Terrain radeln könne.

    Als meine Tochter Gudrun von ihrem Spanien-Aufenthalt zurück kam, sagte sie sarkastisch lächelnd: „Du Mutti, da, wo es flach ist, da ist es langweilig. Nur da, wo es über Berge geht, ist es interessant und schön. Meine Antwort kam prompt: „Hoffentlich ist es immer langweilig.

    Anfang Januar 2001 fragte ich im Reisebüro nach vier Plätzen in einem Flugzeug bis Gibraltar. Aber alle Flugzeuge waren schon ausgebucht.

    Weil ich mir einmal im Leben wünschte, mit den Füßen auf afrikanischem Boden zu stehen, ließ ich mir einen anderen Flugplatz weiter im Westen geben. Und siehe da, ich hatte Glück.

    Für den Flug nach Jerez de la Frontera – zwischen Cadíz und Sevilla - gab es in einem Charterflugzeug noch vier freie Plätze. Das Schicksal meinte es gut mit mir. Sofort buchte ich. Dass ich aber allein starten würde, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. In Spanien musste ich mich auch erst einmal an das Klima, die Sprache und das Gelände gewöhnen. Alles war mir fremd. Aber die Theorie meiner großen Ausarbeitung lag in meiner Lenkertasche und wollte in die Praxis umgesetzt werden.

    Ich hatte mir vorgenommen, bei der Volkshochschule die anfallenden Sprachen zu erlernen, musste aber aus Zeitgründen darauf verzichten. Etwas Spanisch, Französisch und Italienisch hatte ich mir mal vor vielen, vielen Jahren angeeignet. Alles war aber in tiefe Vergessenheit gerutscht. Ich vertraute meinem schon etwas löcherig gewordenen Gedächtnis, dass im richtigen Moment auch wieder die richtigen Vokabeln auftauchen würden.

    Und aus meinem Fahrradtraining wurde aus Zeitmangel auch nichts. Wenn ich nicht meine natürlichen Nahrungsergänzungs-Präparate gehabt hätte, wäre meine Tour schon in Südspanien gescheitert.

    Ich stellte mich seelisch auf Hitze, Kälte, Regen und Berge ein.

    Mein Fahrrad wurde in dem Geschäft meines Vertrauens bestens überholt.

    Ja, und dann ging mein großes Abenteuer los.

    Lesen Sie selbst, wie interessant und abwechslungsreich unser schönes Europa aus der Sicht einer 63-jährigen Fahrradfahrerin ist.

    Meine Streckenplanung habe ich hinter den Text gehängt.

    Die vorher ausgeknobelte Streckenplanung musste ich hin und wieder über den Haufen werfen. Lesen Sie selbst, weshalb und wie ich dann weiter radeln musste.

    Herzlos

    Mijas macht auf mich den Eindruck einer Stadt, in welcher sich nur reiche Leute einquartieren können. Die abzweigenden Straßen oder Wege führen linkerhand steil abfallend zum Meer, während diejenigen, die rechts abzweigen, steil nach oben.

    Für mich gibt es kein leeres und günstiges Zimmer mehr. So muss ich die steilen Serpentinen hinab. Das möchte ich in der Dunkelheit umgehen und warte ich auf den letzten Bus, der nach Fuengirola fährt.

    Eine halbe Stunde später hält er vor mir.

    „Können Sie mich mit meinem Fahrrad nach Fuengirola mitnehmen?"

    „Nein, Fahrräder kommen nicht in meinen Bus."

    „Aber es ist doch schon völlig dunkel und für mich sehr gefährlich, bei Dunkelheit auf den vielen steilen Serpentinen bis hinunter nach Fuengirola zu fahren."

    „Das ist mir egal. In meinen Bus kommen keine Fahrräder."

    „Wenn ich ihre Tochter wäre, würden sie dann auch so handeln?"

    „In meinen Bus kommen keine Fahrräder. - Und wohin möchten Sie?" fragt er den nächsten Touristen.

    Da, wo ein normaler Mensch ein Herz hat, besitzt er nur noch ein Loch: Er ist herzlos. Die anderen Menschen zucken nur mit den Schultern und sehen mich ganz mitleidig an.

    Es bleibt mir nichts weiter übrig, als die Abfahrt in die Tiefe in Angriff zu nehmen.

    S P A N I E N

    Mir kommt alles spanisch vor

    1. Tag: Kiel – Hamburg – Jerez de la Frontera – 21 km

    Der Seesack steht prall gefüllt mit meinen Utensilien auf dem Flur. Daneben lehnt mein im großen Karton verpacktes Fahrrad an der Wand. Ich stehe wie auf Kohlen. In jedem Augenblick kann es läuten. Denn meine neuen Packtaschen sollen von meinem Sponsor ORTLIEB per Express kommen.

    „Schafft es noch der Expressbote von München bis Kiel vor meiner Abreise? Wenn nicht, dann muss ich die alten Taschen einstecken."

    Es klingelt an unserer Tür.

    „Ein Expresspaket von Ortlieb aus München", dringt eine Männerstimme an mein Ohr.

    Vor Erwartung zitternd, drücke ich auf die Türöffnung. Strahlend, dass er es zu der vereinbarten Zeit geschafft hat, händigt mir der junge Mann mein so sehnsüchtig erwartetes Paket aus.

    In Windeseile schneide ich den Karton auf und hole zwei große und zwei kleine Ortlieb-Packtaschen samt der Quertasche für die Campingausrüstung und die länglichen Taschen für die Trinkflaschen hervor.

    Mit letzteren lasse ich mich auf dem Teppich nieder und montiere sie hinten an die großen Packtaschen.

    Nun aber flott alles in den großen Fahrradkarton an die Seite meines Trekkingrades gesteckt, den Karton zugeklebt und hinuntergebracht. Der Seesack wartet schon an der Haustür.

    Da fährt auch schon das bestellte Taxi vor.

    Mit Hilfe des Fahrers verschwinden die beiden großen Gepäckstücke im Großraum-Taxi. Sofort werden wir zum Kieler ZOB gefahren.

    Der Flughafenbus bringt mich pünktlich zum Hamburger Flughafen. Das Einchecken verläuft zügig.

    Dann nehme ich meinen Mann liebevoll zum Abschied in die Arme. Im wartenden Flugzeug belege ich meinen Fensterplatz und streife die Hetze der letzten Wochen, Tage und Stunden wie ein altes Kleidungsstück ab.

    Meine Sorge gilt nur meinem Gepäck. Ob es auch tatsächlich in dieses Flugzeug gebracht wurde? Aber wird schon schief gehen! Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Ein Zurück gibt es nicht mehr. Schließlich möchte ich es ja so haben. Seit zwei und einem halben Jahr der Vorfreude warte ich schon sehnsüchtig darauf.

    Bei herrlichstem Sonnenschein entschwebe ich im Flugzeug dem Alltag.

    ‚Werde ich mein Vorhaben schaffen? Wie wird es mit der Verständigung werden? Ob ich mit Deutsch und Englisch durchkomme? Wie werden die Campingplätze beschaffen sein? Werden die Nächte für meinen Sommerschlafsack warm genug sein? Was für ein Essen wird mich hier erwarten? Hoffentlich passiert mir nichts. Schließlich bin ich bis Alicante ganz allein unterwegs. Aber wer nichts wagt, der nichts gewinnt.’

    Das geht mir jetzt so durch den Sinn. Meine Abenteuerlust und Neugierde sind nicht zu bremsen.

    In Jerez de la Frontera entsteige ich dem Flugzeug und warte auf meinen Seesack. Bald gleitet er mir auf dem Förderband entgegen. Nun muss ich nur noch herausbekommen, wo ich meinen Fahrradkarton abholen darf.

    An einer geöffneten großen Tür nehmen gerade drei Männer ihre nicht eingepackten Fahrräder in Empfang. Da muss ich sofort hin.

    „Ihr habt eure Räder gar nicht im Karton verpackt? Auch der Lenker steht nicht in Längsrichtung? Und die Pedalen sind auch nicht nach innen montiert? Durftet ihr die Räder so einchecken?"

    „Wir fliegen schon zum zwölften Mal mit diesen Rädern nach Spanien. Jedes Mal konnten wir sie so im Flughafen abgeben und erhielten sie ohne Beschädigung in Spanien wieder."

    „Was, nicht einmal die Luft habt ihr aus den Reifen gelassen? Und sie sind nicht geplatzt?"

    „Nein, das haben wir noch nie gemacht. Das brauchst du auch nicht. Im Gepäckraum des Flugzeugs besteht kein Unterdruck. Und nun sieh mal zu: Jetzt hängen wir einfach nur unsere Packtaschen an den Gepäckträger und können gleich losfahren. Und du musst erst alles wieder in den Urzustand bringen und die Packtaschen befestigen."

    Fröhlich lächelnd und winkend verlassen sie die Flughalle. Ich bin platt.

    Einige Zeit später kann ich meinen großen Fahrradkarton in Empfang nehmen. Diesen schiebe ich über den gefliesten Fußboden in eine freie Ecke und hole das Rad samt Ortlieb-Taschen heraus. Der Seesack steht daneben. Den kippe ich einfach aus.

    ‚Was, diesen riesigen Haufen an Sachen will ich mit über die Berge schleppen? Ach du meine Güte. Da habe ich mir ja was vorgenommen.’

    Die beiden einfachen Packtaschen der jeweiligen drei Männer von vorhin in Gedanken vor mir sehend, kann ich es nicht fassen, dass ich dieses alles eingesteckt habe.

    Es dauert mindestens eine ganze Stunde, bis ich das Fahrrad wieder in seinen Urzustand gebracht und die vielen Sachen in die fünf Packtaschen verstaut habe. Diese befestige ich notdürftig vorn an der Lowrider-Montage und hinten auf dem Gepäckträger. Sie passen noch nicht richtig. Das muss ich am nächsten Tag in der Jugendherberge erledigen. Heute Abend ist keine Zeit mehr zu verlieren.

    Und dann starte ich. Draußen empfängt mich wunderbare Wärme. Die Sonne steht schon recht tief. Die Palmen werfen lange Schatten.

    „Wie komme ich nach Jerez de la Frontera?" frage ich einen Mann. Er schaut mich fragend an. Ich spreche Englisch. Er versteht wohl nur den Namen der Stadt und schaltet. Er zeigt mir mit seinem Arm die Richtung. Sein Blick gleitet staunend und verständnislos auf mein Rad.

    ‚Das wäre ihm wohl nie in den Sinn gekommen’, geht es mir lächelnd so durch den Sinn.

    Ich nehme die Richtung auf und befinde mich bald auf einem sehr schadhaften Seitenstreifen der Schnellstraße, die vom Flughafen in die Stadt führt. Die Autos brausen links nur so an mir vorbei. Die Vögel zwitschern. Die Blumen und Büsche stehen in voller Blüte. Es ist wunderschön. Keine großen Berge bauen sich vor mir auf. Mein Herz jubelt. Endlich geht es los!

    Ich muss langsam fahren, um bei den Schlaglöchern und Unebenheiten nicht meine notdürftig befestigten Packtaschen zu verlieren. Anhand meiner Landkarte habe ich auf eine große Abzweigung nach links zu warten. Aber die Straße nimmt und nimmt kein Ende.

    Es wird schon schummerig, als ich endlich meinen heutigen Zielort vor mir wahrnehme. Inzwischen ist die Nacht hereingebrochen. Meine Beleuchtung funktioniert. Mein großes Warndreieck, das am Campingsack befestigt ist, schützt mich vor dem nachfolgendem Verkehr.

    Um nach links in die Stadt fahren zu können, werde ich irgendwo rechts eine Abzweigung finden. Und sie kommt und erweist sich für mich als ausgezeichnet, da sie mich durch eine Unterführung nach links in die Stadt bringt.

    Die Straße, an der meine Jugendherberge liegt, kenne ich. Nur finde ich in dieser Stadt nirgends einen Straßennamen. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als einfach geradeaus zu radeln. Vor einem großen Kaufhaus packt gerade ein Mann im Laternenlicht seine Waren in den Kofferraum seines Wagens.

    Da ich nun schon darauf gefasst bin, dass mich hier niemand versteht, zücke ich meine Landkarte und den aufgeschriebenen Namen der Straße, zu der ich möchte.

    „Guten Abend, entschuldigen sie bitte. Können sie mir bitte sagen, wie ich zu dieser Straße gelange?"

    Er guckt mich an, als stünde ein Gespenst vor ihm. Eine Frau, die eine Sprache spricht, die er nicht versteht, und die mit einem Sturzhelm auf dem Kopf und einem bepackten Fahrrad neben ihm im Dunkeln steht, hätte er nie erwartet.

    Auf Spanisch und mit seiner Armbewegung bemüht er sich, mir den Weg zu erklären. Dass die Jugendherberge ein großes Haus sein soll, verstehe ich. Für mich war seine Armbewegung wichtig. Ich bedanke mich und radle in die angegebene Richtung.

    Beidseitig türmen sich Hochhäuser auf. Ich radle dazwischen dahin. Kaum ein Auto fährt. Aber meine Straße taucht nach langer Fahrt noch immer nicht auf. Außerdem ist sowieso kein Straßenname zu sehen.

    Bei der nächsten Tankstelle halte ich an. Der junge Mann darin versteht glücklicherweise etwas Englisch und erklärt mir meinen Weg und wo die Straßennamen zu finden sind. Und wo? Nur an einigen Kreuzungen und dann unter dem Dach des dort stehenden Hauses. Aber bis dort hoch hinauf reicht meine Fahrradbeleuchtung nicht. Ich komme mir vor wie auf einem anderen Stern.

    Noch einmal frage ich in einer Gaststätte um Rat und erhalte auf Englisch den letzten Hinweis. Bald stehe ich um 23.00 Uhr vor dem sehr großen Haus der Jugendherberge.

    Der Pförtner ist sehr freundlich. Er versteht einige Brocken Englisch und kann mir auch in dieser Sprache antworten. Bald habe ich eingecheckt, mein Fahrrad in einem Raum eingeschlossen und fahre mit meinen Packtaschen im Fahrstuhl hoch. Mit dem mir ausgehändigten Schlüssel komme ich in mein Zweibettzimmer, stelle die ersten vier Packtaschen ab und möchte die letzte große holen. Da fällt mir versehentlich die Tür ins Schloss und lässt sich von außen von mir nicht mehr öffnen.

    Also bleibt mir nichts weiter übrig, als wieder hinunter zum Pförtner zu fahren und ihn zu bitten, mir dort oben zu helfen. Er tut es geduldig und stellt fest, dass das Türschloss nicht in Ordnung ist. Deshalb händigt er mir einen anderen Schlüssel für das Nachbarzimmer aus und möchte wieder nach unten gehen.

    „Aber ich brauche doch meine Packtaschen, die in diesem Zimmer hier eingeschlossen sind!" Ich sehe ihn flehend an. Nach vielen Versuchen schafft er es, die erste Tür wieder zu öffnen. Ich bin gerettet.

    Die Betten sind schon bezogen. Ich brauche mich nur noch häuslich niederzulassen, zu duschen und ins Bett zu gehen. Ein paar Kekse aus meiner Tasche beruhigen meinen knurrenden Magen.

    ‚Na, da kommt ja noch so Einiges auf mich zu." Mit diesem Gedanken falle ich völlig erschossen ins Bett.

    2. Tag: Erster Ruhetag in Jerez de la Frontera

    Mein Wecker reißt mich unsanft aus tiefstem Schlaf. Diese Nacht war entschieden zu kurz. Beim Öffnen meiner doppelten Übergardinen strahlt mir herrlicher Sonnenschein entgegen. Durch das eben geöffnete Fenster dringt Wärme in mein Zimmer. In meiner Stube befindet sich auch ein Badezimmer.

    Um 9.00 Uhr gibt es Frühstück. Von Butter ist nicht die Rede. Aber Olivenöl steht auf dem Tisch. Zwei Baguette darf ich mir am Tresen mit Käse oder Wurst belegen lassen. Als Getränk wünsche ich mir Milch. Das, was vor mir auf dem Tablett liegt, sieht anders aus als mein Frühstück zu Hause. Aber ich bin flexibel und möchte mich hier anpassen.

    In dem großen Esssaal füllen sich langsam drei sehr lange Tische mit Gästen. Drei nette Frauen aus Brasilien sprechen mich an. Eigentlich spricht aber nur eine, die etwas Englisch kann und dolmetscht es ihren beiden Freundinnen. Sie ist ganz begeistert über das, was sie von meiner bevorstehenden Fahrradtour hört und wünscht mir eine gute Fahrt.

    Mit dem Rad fahre ich zur Post und schicke den jetzt leeren Seesack heimwärts nach Kiel. Die Hälfte meiner Nahrungsergänzungsmittel kann ich erst am Montag nach Girona vorschicken. Meine Tochter Gudrun möchte diese Sendung per Fax in spanischer Sprache in der dort ansässigen Jugendherberge ankündigen.

    Mittlerweile ist es Nachmittag. Ich bin sehr hungrig. Der Portier meiner Herberge empfiehlt mir ein gutes Lokal. Ich habe Glück, schon Einlass zu bekommen, denn in Spanien wird eine sehr lange Mittagspause eingelegt.

    Ich esse andalusisch: Als Vorspeise gibt es Kartoffelsalat, der einzigartig lecker mundet, danach einen Gemüseeintopf mit einer ganzen Artischocke samt Baguette. Als Nachspeise wird ein grüner Salat mit drei frisch gebratenen Sardinen aufgetischt.

    Nur, als vor meiner Nase der appetitlich duftende Eintopf mit der ganzen Artischocke steht, weiß ich nicht, wie ich ihr zu Leibe rücken darf. Aus meiner Tasche ziehe ich mein kleines Büchlein mit vollständigen spanischen Sätzen und das winzige Wörterbuch. So frage ich den Wirt:

    „Wie kann ich die Artischocke essen? Soll ich die Blätter abschneiden und auf den Tellerrand legen und nur das letzte Stück aufessen?" Dazu gebrauche ich meine Hände und Finger. Ich spreche in einem Kauderwelsch aus Spanisch und Englisch und sehe ihn fragend an.

    Seinen Worten und Gebärden entnehme ich, alle Blätter einzeln richtig durchzukauen und anschließend auf den Tellerrand zu legen.

    Ich sehe ihn irritiert an und frage: „Machen sie das auch? Und die Gäste?"

    „Ja."

    Er lächelt mir aufmunternd zu.

    Hinterher sieht mein Teller wie ein Schlachtfeld aus: Der ganze Tellerrand ist rundherum mit ausgekauten grünen Artischockenblättern belegt. Also, appetitlich sieht es nicht aus, hat aber ausgezeichnet geschmeckt.

    Und zum Schluss bringt mir der Wirt noch ein Schälchen mit Erdbeeren

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