Das große Ganze im vielen Kleinen
Von Thomas Bärsch
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Über dieses E-Book
Das Buch richtet sich an die, die mehr über die DDR wissen wollen als sie über die SED, Honecker, Stasi und Mauer in der Schule gelernt haben. Es richtet sich an Leserinnen und Leser die wissen wollen, wie es sich "anfühlte", in der DDR, in einer Diktatur aufzuwachsen.
Im dritten Jahrzehnt der deutschen Einheit, in Zeiten politischer Umbrüche, richtet sich der Blick wieder stärker in den Osten des Landes. So leistet das Buch vielleicht auch einen kleinen Beitrag zur Debatte, wie das Leben in der DDR die Menschen formte und welche Prägungen sie mit in die deutsche Einheit brachten. Prägungen, die bis heute fortdauern. Es liefert unerwartete Einblicke in eine Erfahrungswelt, die nicht alle Deutschen teilen.
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Buchvorschau
Das große Ganze im vielen Kleinen - Thomas Bärsch
Warum
Ich bin im April 1967 in Leipzig geboren, nur 22 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Historisch ein Katzensprung, doch für mich: Unendlich weit weg. Diktatur, Hitler, Krieg: Geschichtsunterricht.
Meine Kinder kamen um 2010 herum auf die Welt. Ihre zeitliche Distanz zum Fall der Berliner Mauer ist teils noch größer als meine zu Hitler. Die DDR meiner Kindheit und Jugend wird für sie das sein, was für mich der Nationalsozialismus war: Geschichtsunterricht.
Sie werden die DDR „behandeln, reduziert auf die Stasi, auf Erich Honecker, auf die Mauer und auf die „Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
. Das alles wird ihnen im schlimmsten Fall noch von den letzten Vertretern genau der Lehrergeneration vermittelt, die damals mir gegenüber die Fahne des Sozialismus hochhielt.
Ich weiß erst heute, dass „Leben in der DDR" weit mehr war, als sich durch Schlagworte beschreiben lässt. Erst in der Rückschau sehe ich, wie tief die dunklen Strukturen der Diktatur eingedrungen sind, selbst in unsere Familie und in meine kleine Kinderwelt, und wie sie mich prägten – ohne, dass ich das damals unmittelbar spürte. Und ich fürchte, genau das wird im Schulunterricht nicht vermittelt. Ich fürchte, die Lehrer belassen es beim Lehrplan. Bei Stasi, Mauer und SED. Weil sie hoffen, ihre Schüler mögen nicht fragen, wie sie eigentlich durchs Lehrerleben in der DDR gekommen sind.
Hier wurden Geschichten gesammelt. Für meine Kinder. Anekdoten, kleine Erzählungen, Erinnerungen. Nicht alle haben etwas mit „dem Staat" zu tun. Trotzdem verbinde ich mit ihnen die Hoffnung, es möge sich ein Gefühl dafür entfalten, wie ihr Vater in der DDR aufwuchs. Wie es sich dort lebte, in einer Diktatur. Wie gruselig, wie armselig, wie gefährlich sie war. Welche informelle Macht ihr innewohnte. Dass die DDR eben mehr war als Mauer, Honecker und Stasi. Weil sie jeden einzelnen praktisch zur Mittäterschaft zwang. Auch mich, und ich war zum Mauerfall gerade mal zweiundzwanzig Jahre alt.
Vorgeschichte
1961, nur sechs Jahre vor meiner Geburt, hatte die DDR quer durch Berlin eine Mauer gezogen und die innerdeutsche Grenze mit einem sogenannten Todesstreifen gesichert. Sie teilte damit Deutschland endgültig in zwei Staaten, die sich feindlich gegenüberstanden. Die ganze Welt stand sich damals feindlich gegenüber. Aufgeteilt in zwei riesige Blöcke und Verteidigungsbündnisse, der NATO und dem Warschauer Pakt.
Es herrschte der „Kalte Krieg", ein atomares Wettrüsten zwischen zwei Gesellschaftsordnungen. Und mittendrin das zerrissene Deutschland. Beide deutsche Staaten zementierten diesen Zustand Stück für Stück immer weiter.
Tränen wegen Langeweile
Ein paar Worte zum Kennenlernen. Es ist anfangs ein eher ziemlich trauriges Bild, das ich da von mir zeichnen muss. Ich war ein schlechter Esser und bin oft - gerne auch aus nichtigem Grund - einfach so in Tränen ausgebrochen. Einmal zum Beispiel am Mittagstisch, und das nur, weil ich nicht wusste, was ich nach dem Essen machen sollte. Ich scheute Schwimmbecken, weil dort Kinder mit Wasser spritzten, und im Kindergarten hatte ich Ostern Angst vor dem dunklen Gebüsch, in dem die Erzieherinnen die Körbchen versteckt hatten. Dazu kam, und auch das gehört zur Wahrheit, dass ich anfangs wohl auch nicht ganz so helle war und dafür auch Lehrgeld zahlte.
So bot mir einmal ein völlig fremder Junge in unserem Hof an, dass er mit meinem Bogen aufs Nachbargrundstück gehen, und von dort einen Pfeil über die Mauer herüberschießen würde. Ich weiß heute nicht mehr, wie lange ich erst auf den Pfeil und dann auf die Rückkehr des fremden Jungen gewartet hab, aber es kam mir lange vor.
Und auch, warum ich in den Ferien bei der Oma in Magdeburg auf dem Spielplatz den Kontakt zu einem mir vollkommen unbekannten Einheimischen suchte, ist mir bis heute nicht klar. „Hey, du! Herkomm!", hatte er gerufen und dabei auf mich gezeigt. Ich wusste nicht, was er vorhatte, also ging ich hin. Wahrscheinlich war ich neugierig. Heute weiß ich, dass er mir einfach eine reinhauen wollte, und das hat er dann auch getan.
Kurz und gut. Klein, dünn, schwach, und manchmal wohl auch nicht ganz so fit im Kopf. Irgendwann im Vorschulalter reichte es meinem Vater, und ich musste zum Judo – aber dort sind wir noch nicht.
Luft schnappen und Augen zu
Es ist vielleicht meine erste Erinnerung. Sommer 1971. Wir stehen in der Kinderkrippe im Leipziger Osten und die Erzieherin meint, wir sollten mal frische Luft schnappen. Sie öffnet das Fenster, und wir Kinder stellen uns hin und schnappen übertrieben nach der Luft. Ansonsten kann ich nicht dienen mit einheitlichen Uniform-Kinderanzügen oder mit gemeinschaftlichem „Aufs-Klo-gehen".
Der Kindergarten war unpolitisch, ich ging gerne hin. Ich wurde abgegeben, dann gab es was zu essen oder „Beschäftigung, wofür die Erzieherinnen immer ein Schild an die Tür hängten. Nach dem Mittagessen räumten wir unsere Pritschen aus dem Schrank und legten uns hin, worauf die Erzieherin noch eine Weile durch die Reihen schritt und die Mittagsschlafstille dann und wann durch ein scharfes „Augen zu!
unterbrach. Wann immer sie ein Kind entdeckte, das mit offenen Augen auf seiner Pritsche lag: „Augen zu!" Es schoss richtig aus ihr heraus.
Das Quietschen der Schuhe auf dem Linoleum, und ab und zu ein „Augen zu!"… das war der Sound des Kindergartens. Irgendwann schliefen wir ein. So rauschten die Kindergartenjahre vorbei.
… was sonst noch geschah:
*1967
Im Jahr meiner Geburt verabschiedet Ost-Berlin ein Gesetz über die Staatsangehörigkeit zur DDR. Es soll die Souveränität der DDR zum Ausdruck bringen. Das Gesetz löst praktisch die gemeinsame deutsche Staatsbürgerschaft ab.
Die Bundesrepublik erklärt, dass sie zukünftig bei Sportveranstaltungen die Flagge der DDR dulden wird.
Der Staatssicherheitsdienst der DDR erarbeitet eine „Mobilmachungsdirektive", nach der im Ernstfall innerhalb von vierundzwanzig Stunden Internierungslager für knapp 100.000 Menschen errichtet werden können.
1968
Die „Mark der deutschen Notenbank wird zur „Mark der DDR
.
Bei den olympischen Spielen in Mexiko starten erstmals zwei deutsche Mannschaften.
„Prager Frühling - Truppen des „Warschauer Pakts
marschieren in der CSSR (heute Tschechien und Slowakei) ein und schlagen einen Volksaufstand nieder.
Breshnew-Doktrin: Der sowjetische Staatschef verkündet, dass die sozialistischen Staaten nur eingeschränkt souverän seien, und die Sowjetunion jederzeit eingreifen würde, wenn der Sozialismus bedroht sei.
1969
An der innerdeutschen Grenze beginnt der Bau von Wachtürmen aus Beton.
Kambodscha nimmt als erstes nichtsozialistisches Land Beziehungen zur DDR auf. Bonn (Hauptstadt der Bundesrepublik) friert die Beziehungen zu Kambodscha daraufhin vorerst ein.
Mit der Hallstein-Doktrin wertet die Bundesrepublik die Anerkennung der DDR auch weiterhin als „unfreundlichen Akt". Andererseits akzeptiert sie, dass die DDR bei Sportveranstaltungen eine eigene Hymne spielt.
1970
Die DDR ersetzt das Gütesiegel „Made in Germany durch „Made in GDR
.
Die DDR hat inzwischen die innerdeutsche Grenze mit zwei Millionen Minen und 80.000 km Stacheldraht ausgestattet. Mit dieser Länge hätte man den Erdball zweimal umwickeln können.
1971
Erich Honecker löst Walter Ulbricht als Staatschef ab. Er wird bis kurz vor dem Mauerfall 1989 an der Spitze der DDR stehen.
Die DDR testet an der innerdeutschen Grenze Selbstschussanlagen.
Für Briefe und Postkarten in die Bundesrepublik und nach West-Berlin berechnet die DDR fortan Auslandsporto.
1972
Erich Honecker nennt die Bundesrepublik Deutschland „imperialistisches Ausland".
Beide deutsche Staaten regeln in einem Grundlagenvertrag die gegenseitigen Beziehungen.
Das Verteidigungsministerium der DDR erklärt den Einsatz der Schusswaffe an der innerdeutschen Grenze für zulässig.
Die Schweiz erkennt die DDR an.
1973
Frankreich und Großbritannien nehmen diplomatische Beziehungen zur DDR auf.
Beide deutsche Staaten werden Mitglied der UNO.
DDR-Bürger dürfen im Intershop einkaufen. Mit westlicher Währung.
Hirnhautentzündung
Ich sollte ein Jahr länger im Kindergarten bleiben als geplant, denn: Mit sechs Jahren, an einem Sommertag des Jahres 1973, bekam ich Kopfschmerzen, und meine Mutti¹ brachte mich zu einem Arzt in eine Poliklinik².
Ich war stolz darauf, als sehr tapfer zu gelten. Meine Eltern erklärten mir immer genau den Sinn einer Spritze oder des Blutabnehmens. Dieser Arzt aber hatte den Verdacht auf Hirnhautentzündung und brauchte Rückenmarkflüssigkeit zur Bestätigung. Und er wollte das offenbar anders handhaben mit den Schmerzen und der Ehrlichkeit. „Der Doktor pinselt mal deinen Rücken etwas nass.", meinte eine Schwester und es klang betont gelangweilt.
Das war es nicht. Eher eine Art geheimes Kommando an sämtliche Schwestern im Raum, sich auf mich zu stürzen, festzuhalten und nach vorn zu biegen, um dem Arzt die Möglichkeit zu geben, seine Injektionsnadel in mein gekrümmtes Rückgrat einzuführen. Mein Vertrauen in Mediziner wurde in dieser einen Sekunde auf Jahre zerstört.
Ich kam ins Leipziger St. Georg-Krankenhaus und musste dort bleiben, im Zimmer mit einer wirklich merkwürdigen erwachsenen Bettnachbarin. Offenbar war es damals noch nicht üblich, Kinder zu Kindern zu legen. Oder das Krankenhaus hatte keine Kinderstation, keine Ahnung.
Wenn ich der merkwürdigen Frau eines meiner vielen selbstgemalten Bilder zeigte, mäkelte sie oft an Kleinigkeiten herum. „`ne orange Sonne, na Hilfe! Immer wenn sie Besuch bekam, meistens ein Mann, brachte der ihr Hühnerbrustfleisch mit, gebraten. Verschlossen in einem Schraubglas. Wenn der Besuch dann gegangen war, hielt sie sich das Fleisch immer vor den Mund und meinte genussvoll und zu mir schielend: „Hm, lecker, weißes Hühnerfleisch!
. Sie war wirklich etwas auffällig.
Nach einer Woche etwa hörte ich die Stimme meiner Mutti auf dem Gang – die noch nicht zu mir durfte. Ich schrie so laut ich konnte und wurde für einige Sekunden von der Schwester zum Winken rausgetragen. Nächste Woche könnte sie mich besuchen, rief meine Mutti, und ob ich mir was wünschte? Ich nahm meine ganze Kinderkraft zusammen und schrie durch den leeren Krankenhausgang: „Weißes Hühnerfleisch!", was meine Mutti etwas überraschte, denn bis dahin hatte ich diese Vorliebe noch nicht gezeigt. Natürlich brachten sie mir welches mit, es schmeckte mir zwar nicht, ich achtete aber drauf, dass es im Nachbarbett bemerkt wurde.
Als es mir besser ging, entwickelte sich zwischen der Verrückten und mir so eine Art Battle, was ich damals natürlich noch nicht so nannte. Immer, wenn einer von uns aufs Klo ging, versteckte sich der andere. Nun war die Frau zwar irre, aber nicht doof. So geschah es oft, dass sie wiederkam und sofort durchschaute, wo ich mich versteckt hatte. Sie sagte dann laut und überdeutlich sowas wie: „Na dann wollen wir doch mal unter der Bettdecke nachsehen wo sich der Tommi versteckt hat…", um mich dann aber in meinem richtigen Versteck aufzuspüren und sich auf mich zu stürzen und wahnsinnig zu erschrecken.
Ich darf aber sagen, dass ich diesen Psychokrieg letztlich für mich entscheiden konnte. Bei einem der Klogänge meiner Bettnachbarin jagte ich ins Nachbarzimmer und borgte mir dort einen unnatürlich großen Teddy, den ich schnell rüber schleppte und ihn auffällig unter meiner Bettdecke drapierte. Ich selbst aber legte mich unter das Bett.
Kurze Zeit später traten die hässlichen Hexenfüße meiner Zimmergenossin über die Türschwelle und die Stimme sagte: „Der Tommi steht bestimmt hinter der Gardine." Die Füße näherten sich schleichend meinem Bett, verharrten kurz, bis sich oben die irre Frau auf den Teddy unter meiner Bettdecke stürzte. Im gleichen Moment umkrallte ich unten ihre Fesseln … Ich hab bis dahin noch nie eine erwachsene Frau so schreien hören. Das hat alles sehr schön funktioniert. Sie wollte sich auf einen kleinen Jungen stürzen, der plötzlich ein Teddy ist, und zur gleichen Zeit packt sie jemand fest an den Knöcheln – ich glaube, das wäre sicher niemandem so ganz egal gewesen. Nie wieder haben wir dieses Spiel gespielt.
Doof fand ich die trotzdem immer noch. Sie holte sich immer Kaffee aus irgendeiner Kanne draußen auf dem Gang, setzte sich dann auf ihr Bett und füllte Würfelzucker in die Tasse, den sie aus einem Becher in ihrem Nachtschrank entnahm. Irgendwie machte sie das so heimlich, fand ich immer.
Eines Tages nun kam eine Visite, und der Arzt fragte all die Sachen ab, die immer so fällig sind: Temperatur, Blutdruck, Laborwerte, und ob mit dem Stuhl alles in Ordnung. Ich fragte mich noch, warum sich der Arzt eigentlich für einen Stuhl interessiert, doch ich konnte dem nicht weiter nachgehen, weil er nun auf das Wesentliche zu sprechen kam. „Haben sie Zucker?, fragte er mit ernster Stimme, und mir war damals glasklar, dass er nur dieses heimliche Zuckerdepot in ihrem Nachtschrank meinen konnte, denn warum sollte der Arzt denn sonst so ernst danach fragen. Die Frau verneinte, und weil ich diese vermeintliche Lüge nicht im Raum stehen lassen konnte, beugte ich mich aus meinem Bett heraus und schrie der Ärztegruppe entgegen: „Na klar hat die Zucker!
Die allgemeine Heiterkeit im Raum habe ich nicht verstanden.
Vier Wochen sollte ich in diesem Krankenhaus verbringen. Eigentlich hätte ich im September eingeschult werden müssen, daraus wurde nichts. Das ärgerte mich schon ein wenig. Irgendwann brachten meine Eltern eine Pralinenauswahl mit, die ich als Dankeschön meiner Ärztin, einer Frau Dr. Sommer, geben sollte. Auf dem Deckel dieser Packung waren die einzelnen Pralinen abgedruckt. Kringel, Schnecken, Kugeln… und: eine kleine Zuckertüte aus Nougat. Ich lag im Bett und die Ärztin kam und kam nicht – und die Zuckertüte lächelte mich an. So wie sie da lag und sich in ihr Bett aus Plastik schmiegte, würde es kaum auffallen, wenn sie fehlte, dachte ich mir – und wurde schwach.
Nach langem inneren Kampf piepelte ich die Packung auf und verschlang die Zuckertüte aus Nougat so schnell es ging. Worauf natürlich das Nougatzuckertütenbett plötzlich furchtbar leer aussah – und mir völlig rätselhaft erschien, wie ich jemals glauben konnte, Frau Dr. Sommer würde das Fehlen des Nougatstücks nicht bemerken.
Nach einer unruhigen Nacht überreichte ich am nächsten Tag die Schachtel und sagte nichts. Am Nachmittag kam Frau Dr. Sommer wieder, ungeplant und schenkte mir: Eine Zuckertüte, eine kleine, aber eine richtige. Sie wisse, wie sehr ich mich auf die Schule gefreut habe, sagte sie, und dass sie hofft, dass die Zuckertüte mich etwas tröstet. Und wenn ich das nächste Mal Appetit auf Nougat hätte, solle ich es ihr sagen.
Vier Wochen blieb ich also im Krankenhaus, der Sommer war gegessen. Ich wurde „zurückgesetzt". Im September ging ich also, statt in die Schule, wieder in den Kindergarten. Das einzige Schöne daran: Ich war plötzlich der Älteste.³
1974
Die DDR ersetzt das Autokennzeichen „D durch „DDR
.
In beiden Teilen Deutschlands nehmen „ständige Vertretungen" des jeweils anderen Staates ihre Arbeit auf.
Bei der Fußball-WM schießt Jürgen Sparwasser die DDR zum 1:0-Sieg über den späteren Weltmeister BRD. Es sollte das einzige Aufeinandertreffen der zwei deutschen Fußballnationalmannschaften in vierzig Jahren bleiben.
Ost-Berlin streicht den Begriff „deutsche Nation" aus der DDR-Verfassung.
Fürfrienunsozialismuseidbereit
Ein Jahr später, 1974, dann also Einschulung. Ich kam in die Hermann-Duncker-Oberschule Leipzig⁴. Dazu gehörte auch: Pionier werden. Jungpionier. Blaues Halstuch. Kleiner Ausweis mit Geboten. Wir Jungpioniere lieben den Frieden, wir Jungpioniere halten unseren Körper sauber und gesund, treiben Sport und sind fröhlich. Das „Fröhlichsein spielte eine enorm große Rolle. „Fröhlich sein, und singen. Stolz das blaue Halstuch tragen!
– so ging unsere Pionierhymne. „Fröhlich sein und singen, das ließ sich auch gut abkürzen zu „FRÖSI
, so hieß unsere Pionierzeitschrift.
Die Lehrer lasen uns die Gebote vor, machten dabei bedeutungsvolle