Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Was "lauft." wie bei wem?: Qualitative Evaluation des Interventionsprojekts "läuft." - Klassenwettbewerb zur Aktivitätssteigerung im Alltag von Jugendlichen
Was "lauft." wie bei wem?: Qualitative Evaluation des Interventionsprojekts "läuft." - Klassenwettbewerb zur Aktivitätssteigerung im Alltag von Jugendlichen
Was "lauft." wie bei wem?: Qualitative Evaluation des Interventionsprojekts "läuft." - Klassenwettbewerb zur Aktivitätssteigerung im Alltag von Jugendlichen
eBook377 Seiten3 Stunden

Was "lauft." wie bei wem?: Qualitative Evaluation des Interventionsprojekts "läuft." - Klassenwettbewerb zur Aktivitätssteigerung im Alltag von Jugendlichen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Diese Arbeit umfasst die qualitative Evaluation des Interventionsprojekts "läuft.". Diesem liegt die Annahme zugrunde, dass die Etablierung eines gesunden Lebensstils mit einem hohen Ausmaß an körperlicher Aktivität in Kindheit und Jugend zu einem geringeren Risiko für viele Krankheiten im Erwachsenenalter führen kann. Zur Steigerung des Bewegungsumfangs werden deshalb Schrittzähler an die Schüler ausgeteilt und ein Klassenwettbewerb initiiert. Außerdem werden die kreativen Ideen der Schüler zur Steigerung der körperlichen Aktivität in der Schule prämiert.

Ausgangslage der qualitativen Evaluation ist die Frage nach dem Erleben und Deuten der Akteure der aus dem Projekt "läuft." an sie herangetragenen Impulse und ihre darin immanent werdenden Rollen. Es wird demnach bewertet, ob die aus dem theoretischen Hintergrund aufgestellten Kriterien auch empirische Relevanz für die Akteure (Schüler und Lehrer) haben. Die Akteursperspektive wird mit Hilfe von teilstandardisiert-fokussierten Experteninterviews (Lehrkräfte) und Gruppendiskussionen (Schüler) erfasst. Als forschungsleitende Methodologie wird die Grounded-Theory-Methodologie vorgestellt und angewendet.

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wird ein Kategorien-Schema vorgestellt, welches, ausgehend von der Akteursperspektive, die theoretischen Kriterien mit den gegenstandsverankerten Kategorien in Verbindung setzt. Der Ergebnisteil zeigt auf, wo die gegenstandsverankerten Kategorien die theoretischen Kriterien füllen können und wo dies ggf. nicht gelingt. Quer zu dieser Logik liegende Kategorien werden ebenso dargestellt, wie die Verbesserungsvorschläge der Akteure.

Mit einer ausführlichen Darstellung der Gelingens- und Misslingensbedingungen aus Akteurssicht beginnt der Diskussionsteil dieser Arbeit. Eine Betrachtung der Ergebnisse unter einer weiterführenden theoretischen Perspektive folgt. Die gelungene sowie misslungene Umsetzung der Forschungsmethoden sowie ein Ausblick beschließen diese Arbeit.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum25. Apr. 2016
ISBN9783741805981
Was "lauft." wie bei wem?: Qualitative Evaluation des Interventionsprojekts "läuft." - Klassenwettbewerb zur Aktivitätssteigerung im Alltag von Jugendlichen

Ähnlich wie Was "lauft." wie bei wem?

Ähnliche E-Books

Wissenschaft & Mathematik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Was "lauft." wie bei wem?

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Was "lauft." wie bei wem? - Katrin Steinvoord

    Vorwort

    Die vorliegende Arbeit entstand in den Jahren 2013-2015. In diesem Zeitraum war ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich Bewegung, Spiel und Sport der Universität Hamburg angestellt. Diese Arbeit findet ihren Platz im Kontext von „läuft.", einem Drittmittelprojekt das federführend vom IFT-Nord in Kiel initiiert und durchgeführt sowie von der Stiftung Deutsche Krebshilfe finanziert wurde. Nach der positiven Förderzusage, hat die Stiftung Deutsche Krebshilfe weder Einfluss auf die Datensammlung, -analyse oder -interpretation genommen noch die Erstellung dieser Arbeit in irgendeiner Weise beeinflusst.

    Ganz klassisch möchte ich das Vorwort an dieser Stelle nutzen, um mich bei einigen Menschen zu bedanken, ohne deren Zutun die Verwirklichung dieser Arbeit nicht möglich gewesen wäre:

    Zunächst möchte ich mich bei Prof. Dr. Claus Krieger bedanken. Er stand mir bei der Erstellung der Dissertation stets mit Rat und Tat zu Seite und hat mir in der Projektarbeit fortwährend den Rücken gestärkt.

    Vielen Dank auch den Mitarbeitern des IFT-Nord in Kiel, die bei der Umsetzung des Projekts und v. a. bei der Datensammlung ihre langjährige Erfahrung in der Durchführung solch großer Forschungsvorhaben eingebracht haben.

    Auch Prof. Dr. Ingrid Bähr und Prof Dr. Ulrich Gebhard möchte ich dafür danken, dass sie sich der Begutachtung meiner Dissertationsschrift angenommen haben.

    Vielen Dank auch an alle Kollegen aus dem „Sechsten Stock": Ihr habt mir zu jeder Zeit aufmunternd zur Seite gestanden und in mancher Stunde Mut zugesprochen.

    Besonderer Dank geht auch an meine Mutter, Heike Stöcker, die Stunden damit gebracht hat, sich der stilistischen und grammatikalischen Ordnung des Textes zu widmen.

    Und auch an meinen Mann Mark, geht mein tiefempfundener Dank. Jetzt wird’s ruhiger, versprochen. Danke, dass ich mir stets deiner Unterstützung sicher sein konnte.

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort

    Inhaltsverzeichnis

    Abkürzungsverzeichnis

    Abbildungsverzeichnis

    Tabellenverzeichnis

    1.. Einleitung

    1.1   Forschungsinteresse und Problemaufriss

    1.2   Methodologischer Rahmen

    1.3   Gliederung

    2.. Forschungsvorhaben und Interventionsprojekt „läuft."

    2.1   Hintergrund/Antrag

    2.2   Die Datenerhebung

    2.3   Die Intervention „läuft."

    2.4   Die Implementation

    3.. Forschungsstand „Bewegte Schule" und Bezug zum Forschungsvorhaben

    3.1   Forschungsstand „Bewegte Schule"

    3.2   Einordnung von „läuft."

    4.. Gesundheit(-sförderung) und Gesundheitsbildung

    4.1   Was ist Gesundheit?

    4.2   Begriffsabgrenzung: Gesundheitsförderung, Gesundheitserziehung, Gesundheitsbildung

    4.3   Gesundheitsförderung durch die sportpädagogische Brille

    4.3.1   Gesundheitsförderung in der Schule

    4.3.2   Gesundheitsförderung im Unterricht von Bewegung, Spiel und Sport

    4.4   Gesundheitsbildung im sportpädagogischen Kontext

    4.4.1   Sportpädagogische Ansätze zur Gesundheitsbildung

    4.4.2   Zweck und Mittel von Bewegung und Gesundheit

    4.4.3   Befähigung zur Gesundheitsbildung: qualitativ strukturierter Erfahrungsprozess

    4.4.4   Salutogenese und Gesundheitsbildung

    5.. Konstruktivistische Didaktik/Ermöglichungsdidaktik

    5.1   Abgrenzung und Einordnung „konstruktivistische Didaktik"

    5.1.1   Wissen und Verständigungsgemeinschaften

    5.1.2   Lernen und Lehren

    5.1.3   Lehrer- und Schülerrolle

    5.2   Der sportpädagogisch-konstruktivistische Ansatz von Ehni

    5.3   (Bewegungs-)Bildung und konstruktivistisch-didaktische Bezüge

    6.. Formulierung von Grundannahmen und Konkretisierung der Forschungsfragen

    7.. Forschungsmethodologischer und -methodischer Zugang

    7.1   Forschungsmethodologie „Grounded Theory"

    7.1.1   Verfahrensweisen der GTM und konkrete Anwendung

    7.1.2   Computerunterstützte Analyse: Anwendung in dieser Arbeit

    7.2   Darstellung des Forschungsdesigns

    7.3   Darstellung der Erhebungsmethoden

    7.3.1   Teilstandardisiert-fokussierte Experteninterviews mit den Lehrkräften

    7.3.2   Gruppendiskussionen mit den Schülern

    7.3.3   Verschriftlichung der Tonmaterialien

    8.. Darstellung und Interpretation der Ergebnisse

    8.1   Chanceneröffnung zur Erlangung einer gesundheitsorientierten Handlungsfähigkeit

    8.1.1   Selbstmonitoring: Bewusstmachung des Bewegungsumfangs

    8.1.2   Schritt-Sammel-Strategien

    8.1.3   Ansporn vs. Zwang zu mehr Bewegung

    8.1.4   Resümee

    8.2   Ermöglichung eines qualitativ strukturierten Erfahrungsprozesses

    8.2.1   Ideen umsetzen

    8.2.2   Bewegungsimpuls: Parally

    8.2.3   Resümee

    8.3   Einordnung und Berücksichtigung von Vorerfahrungen und Erfahrungszusammenhängen

    8.3.1   Bewegungsbezogener Erfahrungszusammenhang

    8.3.2   Digitale Medien

    8.3.3   Resümee

    8.4   Sinnzuweisungen der Akteure und entstehende De-/Re- und  (Neu-)Konstruktionen von Themen und Beziehungen

    8.4.1   Bindung zum Schrittzähler

    8.4.2   Beweggründe zur Umsetzung der Impulse

    8.4.3   Schummeln als Sinnzuweisung

    8.4.4   Bewegungsimpuls zwischen „sinn"voll und „sinn"los

    8.4.5   Re-, de- und (neu-)konstruktive Prozesse auf Akteursseite

    8.4.6   Resümee

    8.5   Eine aktiv-gestaltende Schüler- und lernbegleitende Lehrerrolle

    8.5.1   Klassenklima

    8.5.2   Schüler: engagierte Kleingruppe

    8.5.3   Lehrkraft: lenkendes Unterstützen

    8.5.4   Resümee

    8.6   Institutionelle Rahmenbedingungen

    8.6.1   Integration in den Schulalltag

    8.6.2   Zeitproblem

    8.7   Engagement: Schulzeit vs. Freizeit

    8.8   Verbesserungsvorschläge der Akteure

    8.8.1   Gesamtprojekt

    8.8.2   Umsetzung des Schrittzählerwettbewerbs

    8.8.3   Umsetzung des Kreativwettbewerbs

    9.. Diskussion und Ausblick

    9.1   Gelingens- und Misslingensbedingungen der Intervention aus Sicht der Akteure

    9.1.1   Positiv beeinflussende Aspekte

    9.1.2   Negativ beeinflussende Aspekte

    9.2   Rückbezüge zur Theorie

    9.3   Methodendiskussion

    9.4   Ausblick

    Literaturverzeichnis

    Anhangverzeichnis

    Anhang

    Zusammenfassung

    Abstract

    Eidesstattliche Erklärung

    Abkürzungsverzeichnis

    Abbildungsverzeichnis

    Abbildung 1: Qualitative Evaluation Checklist; frei übersetzt und abgewandelt nach Patton (2003)

    Abbildung 2: Flowchart der prä-, post- und follow-up-Erhebungen von läuft.

    Abbildung 3: Übersicht des Unterrichtsvorhabens von läuft.

    Abbildung 4: Beispiel-Spot-Karte (entnommen aus dem Lehrermanual von läuft.)

    Abbildung 5: Platzierungen in den „läuft."-Wettbewerben

    Abbildung 6: Poster der Gewinnerschule des Kreativwettbewerbs

    Abbildung 7: Foto eines Flash-Mobs auf dem Schulhof

    Abbildung 8: Durchführung der Unterrichtseinheiten von läuft.

    Abbildung 9: Aktivitäten auf der Homepage von läuft.

    Abbildung 10: Zusammenfassung: Komponenten einer Bewegten Schule

    Abbildung 11: Heuristisches Modell von Gesundheit (übernommen und angepasst nach Wydra, 1996, S. 42 )

    Abbildung 12: Zusammenhänge zwischen Bewegung, Spiel und Sport und gesundheitsorientierte Handlungsfähigkeit (übernommen und überarbeitet nach Wydra, 2007, S. 107f.+113)

    Abbildung 13: Zweck-Mittel-Umkehr (nach Prohl, 2010, S. 158)

    Abbildung 14: Salutogenese-Modell und Bewegungs-/Gesundheitsbildung: Die Überschneidung

    Abbildung 15: Beispiel für den Dreischritt nach Ehni (1977); Idee der Grafik entnommen aus Krieger (2014)

    Abbildung 16: Kodierformen der GTM: Übersicht (eigene Darstellung; in Anlehnung an eine Zeichnung von G. Mey auf dem Berliner Methodentreffen 2014

    Abbildung 17: Kodierparadigma (Grafik entnommen aus Mey & Mruck, 2009, S. 131; Grafik erstmals abgedruckt in Strauss, 1991)

    Abbildung 18: : Forschungsdesign (eigene Darstellung)

    Abbildung 19: Kategorien-Schema der qualitativen Evaluation von läuft.

    Abbildung 20: Schematische Illustration der Ergebnisdarstellung

    Abbildung 21: Schematische Darstellung des Zweigs „Gesundheitsorientierte Handlungsfähigkeit"

    Abbildung 22: Schematische Darstellung des Zweigs „Ermöglichung eines qualitativstrukturierten Erfahrungsprozesses"

    Abbildung 23: Schematische Darstellung des Zweigs „Vorverständigung/Erfahrungszusammenhänge"

    Abbildung 24: Screenshot der „läuft.-Liga: gepostet auf der „läuft.-Homepage

    Abbildung 25: Schematische Darstellung des Zweigs „Sinnzuweisung/Sinnfindung"

    Abbildung 26: Schematische Darstellung des Zweigs „Schüler- und Lehrerrolle"

    Abbildung 27: Verschiedene, von den Akteuren beschriebene Lehreraktivitäten

    Abbildung 28: Kategorie „Institutionelle Rahmenbedingungen"

    Abbildung 29: Kategorie „Engagement: Schulzeit vs. Freizeit"

    Abbildung 30: Kategorie „Verbesserungsvorschläge der Akteure"

    Abbildung 31: Anregungen für den Kreativwettbewerb

    Abbildung 32: Durchlaufene Zyklen von läuft. nach DBR-Ansatz

    Tabellenverzeichnis

    Tabelle 1: Überblick über die (quantitativ) erhobenen Konstrukte

    Tabelle 2:Verschiedene Schritt-Sammel-Strategien der Schüler im Projekt „läuft."

    Tabelle 3: Verbesserungsvorschläge der Schüler und Lehrer

    Tabelle 4: Übersicht: Bedingungen für gelungene und misslungene Umsetzung der Interventionsimpulse von läuft.

    1      Einleitung

    1.1      Forschungsinteresse und Problemaufriss

    Schlagzeilen wie „Selbstoptimierung: Das tollere Ich (ZEIT online, 2013) oder „Selbstoptimierung: Der vermessene Körper (Zeitschrift Brigitte, 2013) machen deutlich, wo der Trend in der heutigen Zeit bei stetig steigender Auswahl von Fitness-Apps, Activity-Trackern und Online-Workouts hingeht. Dass auch das hier zugrundeliegende Forschungsvorhaben Pedometer (Schrittzähler) einsetzt, also auch dem Vermessungswahn anheimfällt, kommt somit nicht von ungefähr. Horst Ehni sagte mir in einem persönlichen Gespräch einmal, als es um den Sinn oder Unsinn unseres Forschungsvorhabens ging: „Alle Objektivationen können helfen, um das Subjektive zu erkennen und zu reflektieren." Letztlich muss es also doch darum gehen, den Jugendlichen die Möglichkeit zu eröffnen, ihr eigenes Bewegungsverhalten zu reflektieren, um so einen ersten Anstoß für einen bewegteren Alltag zu geben. „Wenn da manchmal so wenig Schritte sind, dann will man sich immer noch mehr bewegen" (Zitat Schüler, 8:4). Dieses Zitat aus unserer Untersuchung zeigt exemplarisch, dass auch bei den Jugendlichen vermeintlich objektiv gemessene Zahlen des subjektiven Bewegungsverhaltens dazu beitragen können, hierdurch eine Motivation zur Bewegungssteigerung entstehen zu lassen.

    Die Aktualität des Untersuchungsgenstandes erschließt sich aus der bereits seit längerem bekannten und durch neuere Untersuchungen (KiGGs , Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht, DSB-SPRINT-Studie, etc.) gestützten Tatsache, dass der Bewegungsumfang von Jugendlichen in der heutigen Zeit als zu gering eingestuft werden muss und der daraus resultierenden Notwendigkeit, wissenschaftsbasierte Gegenmaßnahmen anzustreben. Ein Problem, dem man sich stellen muss, wenn man sich an Risikoverhalten orientiert: Jugendliche über die Risiken ihres Fehlverhaltens aufzuklären und ihnen zu empfehlen sich mehr zu bewegen oder besser zu ernähren, damit sie in Zukunft gesund bleiben, ist nicht ausreichend, denn „diese vernünftige Warnung [erreicht] Jugendliche nicht in ihrer aktuellen, auf die Gegenwart gerichteten Lebenswelt (Beckers, 2001, S. 14). Davon ausgehend sollte es nicht nur darum gehen, die Körper der Kinder und Jugendlichen zu bewegen, sondern sie vielmehr so zu aktivieren, „dass sie sich aus eigenem Antrieb bewegen (Serwe & Thiele, 2008, S. 37). Folglich muss es in der heutigen Zeit erst recht darum gehen, diese Aspekte in einer bildungstheoretisch fundierten Untersuchung/Intervention zu berücksichtigen. Daraus hervorgehend verfolgt das Forschungsvorhaben mit seiner innovativen Intervention den Ansatz, Jugendliche der 8. Klassen in Schleswig-Holstein durch Pedometer mit ihrem Bewegungsausmaß zu konfrontieren und so zu mehr Bewegung in ihrem Alltag anzuregen.

    Die Anfertigung der Dissertation erfolgt im Rahmen eines größeren Forschungsvorhabens, welches von der Stiftung Deutsche Krebshilfe gefördert wird. Der darin eingebetteten Intervention mit dem Titel „läuft. – Entwicklung, Implementation und Evaluation einer schulbasierten Intervention zur Steigerung der körperlichen Aktivität im Jugendalter" liegt die Annahme zu Grunde, dass Förderung und Etablierung eines gesunden Lebensstils durch körperliche Aktivität im Jugendalter einhergeht mit einem verringerten Risiko für viele Krankheiten im Erwachsenenalter (Malina, 2001; Telama, 2009). Dabei wird durch diese Forschungsarbeit ein zunächst gesundheitspsychologisches Forschungsvorhaben durch sport- und gesundheitspädagogische Ansätze ergänzt. Das Dissertationsvorhaben geht in erster Linie der Frage nach, wie die beteiligten Akteure (also Schüler und Lehrer[1]) die durch das Projekt gesetzten Impulse erleben, welche Vor- und Nachteile sie sehen sowie eine Einschätzung der jeweiligen Rollenwahrnehmung. Dazu wird sowohl auf das sportpädagogische Themenfeld der „Bewegten Schule" als auch explizit auf Ansätze der Gesundheits- und Bewegungserziehung bzw. -bildung sowie auf konstruktivistisch-didaktische Leitgedanken Bezug genommen.

    1.2      Methodologischer Rahmen

    Neben Entwicklung, Erprobung und Implementation der Intervention hat das Forschungsvorhaben auch das Ziel, eine Evaluation durchzuführen. Den gesamt-methodologischen Rahmen dieser Arbeit bildet also ein qualitativ-evaluatorischer Aspekt. Evaluation ist bei Wottawa (2001, S. 650) beschrieben als „die systematische Anwendung sozialwissenschaftlicher Forschungsmethoden zur Beurteilung des Konzepts, des Designs, der Umsetzung und des Nutzens sozialer Interventionsprogramme. Evaluatoren nutzen sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden, um die Art und Weise, in der Gesundheits-, Bildungs- und andere soziale Interventionsmaßnahmen durchgeführt werden, zu beurteilen und zu verbessern. Es sollte also darum gehen, Verbesserungen und Adaptionen auf Grundlage der aus den Daten gewonnen Rückmeldungen in die evaluierte Maßnahme einfließen zu lassen. Nach Patton (2008) ist die qualitative (nutzerorientierte) Evaluation eine Verbindung von Theorie und Praxis. Und auch Kromrey (2003, S. 93f.) spricht von der qualitativen Evaluation als einen „Spezialfall anwendungsbezogener wissenschaftlicher Betätigung bei der ein Spagat geschafft werden muss zwischen den Ansprüchen, die mit ihrer „direkten Verwertungsorientierung in der Praxis im Kontrast steht zu ihren nur „indirekt anwendungsbezogenen problemorientierten, problemdiagnostizierenden wissenschaftlichen Aspekten.

    Die kriterienbasierte Evaluation dieser Forschungsarbeit, stellt eine abschließende Bewertung der Intervention „läuft., v. a. auf Grundlage der durch qualitative Forschungsmethoden erworbenen Daten, in Aussicht. Die Kriterien werden in Kapitel 6 unmittelbar aus zentral erscheinenden Aspekten der in den Kapiteln 4 und 5 dargestellten theoretischen Hintergründe heraus entwickelt. Die qualitative Evaluation nach Patton (2008) bildet somit den methodologischen Gesamtrahmen dieser Forschungsarbeit – hier v. a. im Sinne eines gedanklichen Grundgerüsts. Sie folgt dem Ansatz einer „nutzerorientierten Evaluation („Utilization-Focused Evaluation) im Sinne Pattons (2008) und greift auf dessen „Qualitative Evaluation Checklist [2] (Patton, 2003) zurück (siehe Anhang 1).

    Abbildung 1: Qualitative Evaluation Checklist; frei übersetzt und abgewandelt nach Patton (2003)

    Die nutzerorientierte Evaluation nach Patton (2008) stellt dabei keine bestimmten Inhalte, Modelle, Methoden, Theorien oder spezifischen Nutzungen in den Vordergrund. Viel eher plädiert Patton für eine größere Kontextsensibilität und jeweils der Evaluationssituation angepassten Adaptionen. Leitidee und Checkliste dienen vielmehr der Identifikation der je passendsten Mittel für das jeweilige Forschungssetting. (vgl. Patton, 2008, S. 16)

    Mit Blick auf die Forderung innerhalb der internationalen und unlängst auch nationalen Lehr-Lernforschung, pädagogische Interventionen mit theoretischen Überlegungen zu untermauern und zu festigen, soll an dieser Stelle eine kurze Einordnung des Design-Based Research-Ansatz (DBR) erfolgen. Ziel von DBR ist es v. a. durch „systematische Gestaltung, Durchführung, Überprüfung und Re-Design (Reinmann, 2005, S. 61) von Interventionen zirkulär die Komplexität der Lehr-Lernforschung besser zu durchdringen. Im Sinne einer DBR gilt es also „den wissenschaftlichen Stand in Theorie und Empirie nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern in den Gestaltungsprozess [der Intervention] (…) aktiv aufzunehmen (ebd., S. 62), nicht zuletzt um dadurch theorierückbezügliche Aussagen bei der Evaluation der Intervention treffen zu können (vgl. Institut für Medien und Bildungstechnologie, 2014). Vier Punkte, die DBR dabei ausmachen sind: (1) Herstellung eines eindeutigen Bezugs zu wissenschaftlichen Zielen, Theorien und Befunden, (2) genaue Dokumentation des Gestaltungsprozesses, (3) zirkuläres Durchlaufen der Zyklen Design, Evaluation und Re-Design sowie (4) Entwicklung verallgemeinerbarer Theorien. DBR stellt für das hier vorliegende Forschungsvorhaben kein durchgängig und konsequent verfolgtes Forschungsparadigma dar. Es bietet jedoch eine wertvolle Referenz, da dort auch die theoretische Untermauerung von pädagogischen Interventionen im Fokus steht und die Zyklen von Design und Re-Design nach einer Evaluationsphase thematisiert werden.

    1.3      Gliederung

    Damit der Leser die Gegebenheiten des Forschungssettings nachvollziehen kann, wird im nachfolgenden Kapitel 2 zunächst das Forschungsvorhaben dargelegt und die darin eingebettete Intervention beschrieben. Das Forschungsvorhaben des IFT-Nord verfolgt dabei das Ziel der Entwicklung, Erprobung und Implementation eines multimodalen Klassenwettbewerbs zur Steigerung der körperlichen Aktivität im Alltag für Jugendliche. Die Intervention „läuft. besteht aus mehreren Impulsen: – zwei Klassenwettbewerben, vier Unterrichtseinheiten (auch: „Unterrichtsvorhaben) und einer begleitenden Homepage.

    In Kapitel 3 wird der Forschungsstand zum sportpädagogisch relevanten Leitgedanken „Bewegte Schule dargelegt und eine Einbettung des Forschungsvorhabens in dieses sportpädagogische Themenfeld vorgenommen: Zunächst kann „läuft. immer gedacht werden als Anregung für und/oder Teil einer „Bewegten Schule. Besonders auffällig erscheinen hier v. a. Parallelen in den Bausteinen einer „Bewegten Schule (vgl. Thiel, Teubert & Kleindienst-Cachay, 2013, S. 31–40) und den, im Antrag des Forschungsvorhabens der Stiftung Deutsche Krebshilfe dargelegten, Begründungsmustern von „läuft.. Eine weitere augenscheinliche Gemeinsamkeit ist die grundlegende Auffassung, dass „Bewegung als Prinzip des schulischen Lernens und Lebens zu etablieren (Stibbe, 2004, S. 180), einen wertvollen Ansatzpunkt zur Gesundheitsförderung darstellt.

    Die theoretischen Grundlagen des Dissertationsvorhabens werden in den Theoriekapiteln 4 und 5 erörtert. Zunächst gilt es eine Begriffsklärung und -abgrenzung von „Gesundheit, „Gesundheitsförderung sowie „Gesundheits- und Bewegungserziehung bzw. -bildung" vorzunehmen, bevor diese durch sportpädagogisch-einschlägige Konzeptionen von Beckers (2001), Brodtmann (2008/1998) und Prohl (2010) gefüllt werden. Auch wenn prinzipiell bildungs- oder lerntheoretische Bezüge im theoretischen Teil des Dissertationsvorhabens denkbar wären, so erscheinen die, im Kapitel 5 erläuterten, konstruktivistisch-didaktischen Ansätze in dem für diese Arbeit betreffenden Projektkontext geeigneter. Als hauptsächlicher Vertreter im deutschsprachigen Raum werden die Ansätze von Reich (2008) ausgeführt und um die Grundlagen aus dem angloamerikanischen Raum (Fosnot, 2005a) ergänzt.

    Die bereits hier in der Einleitung anklingenden Forschungsfragen werden in Kapitel 6 anhand der theoretischen Grundlegungen präzisiert sowie ebenfalls aus den theoretischen Überlegungen abgeleiteten Kriterien für die abschließende Evaluation formuliert.

    Dem im Allgemeinen für wissenschaftliche Arbeiten gültigen Aufbau folgend, wird in Kapitel 7 das forschungsmethodische Vorgehen dargelegt. Einerseits soll das Forschungsdesign vorgestellt werden andererseits die gewählten qualitativen Erhebungsmethoden – Leitfadeninterviews, Gruppendiskussionen – theoretisch aufgearbeitet und anschließend auf das konkrete, diese Arbeit betreffende Forschungssetting bezogen werden. Weiterhin wird die Grounded-Theory-Methodology (Mey & Mruck, 2009; Strauss & Corbin, 1996) als forschungsleitende Methodologie vorgestellt.

    In Kapitel 8 folgt die Darstellung und Interpretation der Ergebnisse. Eine Verbindung von Theorie und Empirie wird durch das hier vorangestellte Kategorien-Schema deutlich gemacht, bevor in den einzelnen Abschnitten (8.1 - 8.8) eine detaillierte Darstellung der Ergebnisse folgt. Um die jeweilige Passung der theoretischen Kategorien zu den empirisch relevanten Phänomenen darzustellen, schließen die Abschnitte 8.1 - 8.5 jeweils mit einem Resümee.

    Die diesem Forschungsvorhaben zugrunde liegenden Forschungsfragen stellen auch eine umfassende Bewertung der Intervention auf Grundlage der qualitativen Daten in Aussicht. Dazu sollen im Diskussionsteil dieser Arbeit (Kapitel 9) die Gelingens- und Misslingensbedingungen aus Sicht der Akteure dargestellt werden (Abschnitt 9.1). Eine Diskussion mit Rückbezügen zu den theoretischen Hintergründen sowie eine Methodendiskussion und ein Ausblick schließen sich in den Abschnitten 9.2 - 9.4 an und bilden den Abschluss dieser Arbeit.

    2      Forschungsvorhaben und Interventionsprojekt „läuft."

    Der Arbeit wird das Kapitel 2 voran gestellt, um durch die Beschreibung des Forschungsvorhabens und der darin eingebetteten Intervention „läuft.", dem Leser den Kontext des Forschungssettings vorzustellen. Es werden so die an die Schüler herangetragenen Impulse deutlich gemacht und für das Verständnis der Interviews und Gruppendiskussionen wichtige Hintergründe erläutert[3].

    2.1      Hintergrund/Antrag

    Dem von der Stiftung Deutsche Krebshilfe im Rahmen des Förderschwerpunktprogramms „Primärprävention für drei Jahre (seit Januar 2013) geförderten Forschungsvorhaben und dem darin eingebetteten Interventionsprojekt „läuft. liegt die Annahme zugrunde, dass die Etablierung eines gesunden Lebensstils mit einem hohen Ausmaß an körperlicher Aktivität[4] in Kindheit und Jugend zu einem geringeren Risiko für viele Krankheiten im Erwachsenenalter führen kann (Malina, 2001; Telama, 2009). Aktuellen repräsentativen Studien in Deutschland (z. B. Manz et al., 2014; Robert Koch-Institut, 2006) folgend, wird nur etwa ein Viertel der 11- bis 17-Jährigen den Bewegungsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gerecht. Empirische Studien aus dem angloamerikanischen Raum (z. B. Biddle, Gorely & Stensel, 2004; Dobbins, deCorby, Robeson, Husson & Tirilis, 2009; Jepson, Harris, Platt & Tannahill, 2010) konnten zeigen, dass die Kombination einer schulbasierten Intervention und einer pädagogischen Maßnahme die vielversprechendste Herangehensweise bei Projekten zur Bewegungssteigerung im Kindes- und Jugendalter darstellt. Andere empirische Studien legen dar, dass sowohl bei Erwachsenen als auch bei Jugendlichen Pedometer (Schrittzähler) effektive Mittel zur Bewegungssteigerung (Bravata et al., 2007; Kang, Marshall, Barreira & Lee, 2009; Lubans, Morgan & Tudor-Locke C, 2009) darstellen.

    Dies führt letztlich zur Konzeption der Intervention „läuft.", wie sie im Weiteren vorgestellt wird: Daraus hervorgehend verfolgt das Forschungsvorhaben den Ansatz, Jugendliche der 8. Klassen mit ihrem Bewegungsausmaß zu konfrontieren und zu mehr Bewegung im Alltag anzuregen. Laut Forschungsantrag werden folgende Ziele verfolgt: (1) Entwicklung, Erprobung und Implementation eines multimodalen Klassenwettbewerbs zur Steigerung der körperlichen Aktivität im Alltag für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 7 (jetzt: 8) sowie (2) die Durchführung einer multimethodischen Evaluation der multimodalen Intervention.

    Bereits im Frühjahr 2013 wurde sowohl das Unterrichtsvorhaben als auch die geplante Datenerhebung an zwei Schulen (4 Klassen) hinsichtlich Durchführbarkeit, Verständlichkeit und Akzeptanz pilotiert. Realisiert wurde eine verkürzte Projektlaufzeit von acht Wochen sowie eine anschließende Datenerhebung. Für eine umfassende Prozessevaluation im Sinne der DBR (siehe Abschnitt 1.2 und Abschnitt 9.3), kamen hier sowohl quantitative (Schüler- und Lehrerfragebögen) als auch qualitative (teilnehmende Beobachtung, Schüler- und Lehrerinterviews) Methoden zum Einsatz[5]. Ziel war es v. a., die konzipierten Unterrichtseinheiten zu testen und deren Umsetzbarkeit im reellen Unterrichtsgeschehen zu analysieren sowie darauf aufbauend eine Überarbeitung und Anpassung des Gesamtkonzepts von „läuft." und insbesondere des Unterrichtsvorhabens vorzunehmen. Die systematische Zusammenführung der aus der Pilotstudie gewonnenen Erkenntnisse führt zu der in Abschnitt 2.3 beschriebenen Gestalt des Unterrichtsvorhabens.

    2.2      Die Datenerhebung

    Die Datenerhebung für das Forschungsvorhaben findet prä-, post- und follow-up zu der Intervention statt. Zu diesen drei Messzeitpunkten werden sowohl medizinische Daten als auch Fitnesswerte der Schüler erhoben sowie psychologische Konstrukte, Lebensstilfaktoren und auch soziodemografische und soziale Faktoren mittels eines Fragebogens erfragt (Tabelle 1). Abbildung 2 zeigt den Flowchart der Datenerhebung von „läuft.". Die Randomisierung findet auf Schulebene statt, sodass eine Vermengung von teilnehmenden und nicht-teilnehmenden Klassen an einer Schule vermieden wird. Eine Gesamtstichprobe von 1.489 Schülern teilt sich auf in 887 Schüler in der Interventions- und 602 Schüler in der Kontrollgruppe. Zum Post-Interventionsmesszeitpunkt können insgesamt 1.162 Datensätze und zum Follow-up-Zeitpunkt 1.020 Datensätze denen aus der Baseline-Erhebung zugeordnet werden. Über alle drei Messzeitpunkte finden sich 959 passende Datensätze. Die Daten aus Fragebögen und medizinischer Testung werden, wenn überhaupt, nur am Rande in

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1