Faktor Mensch: Lassen Sie uns mal (nicht) über das Geschäft reden
Von Tanja Kewes
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Über dieses E-Book
"Die Wirtschaft ist menschlich. Wer das Geschäftsleben jenseits der Bilanzen verstehen will, muss Tanja Kewes lesen. Eine freche und kluge Bestandsaufnahme", sagt Gabor Steingart, Handelsblatt-Chefredakteur.
Jetzt liegt eine Auswahl ihrer Kolumnen als Buch vor mit Kapiteln wie "Ich sehe was, was du nicht siehst", "Die Chef-Attitüde", "Lesen gefährdet die Dummheit" oder "Wann ist ein Mann noch ein Mann?".
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Buchvorschau
Faktor Mensch - Tanja Kewes
Tanja Kewes
Faktor Mensch
Lassen Sie uns mal (nicht) über das Geschäft reden.
Eine Auswahl der Handelsblatt-Kolumne
aus den Jahren 2009 bis 2012
Impressum
© 2012 Tanja Kewes
published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-4092-4
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Erstes Vorwort
Zweites Vorwort
1. Arbeit ist unser Leben
2. Kommunikation über alles
3. Hochpolitisches
4. Zwischenmenschliches
5. Auf (Geschäfts-)Reisen
6. Was vom Alltag übrig bleibt
7. Typisches & Absurdes
8. Alle Jahre wieder
Dank
Erstes Vorwort
Über Eigensinn und Vertrauen
Von Franz Fehrenbach
s ist ein Gerücht, dass die Ökonomie bloß eine kalt geflieste, eine rationale Welt für sich wäre – kein Ort für Gefühle, bloß für Zahlen. Wer es zur Führungskraft bringen will, egal ob er Volks- oder Betriebswirtschaftslehre studiert, hat es bald mit Grenzkosten und Grenznutzen, mit Cash-flow und Konsolidierungsmethoden zu tun. Um eine Bilanz verstehen zu können, braucht es in der Tat eine gehörige Portion ökonomisches und mathematisches Verständnis – schon daran scheitern viele. Und so befördert bereits das Studium das Gerücht, die Wirtschaft sei nur für glatt funktionierende Superhirne da. Tatsächlich aber können sich Menschen auch in der scheinbar so funktionalen Welt der Wirtschaft höchst eigenwillig verhalten. Die emotionale, zuweilen auch kuriose Seite des „homo oeconomicus" nimmt Tanja Kewes liebevoll unter die Lupe, mal heiter, mal ernst, aber immer unterhaltsam.
Schon ihre Kolumnen im Handelsblatt zu lesen war mir eine schöne Abwechslung im Manageralltag – mit dieser Auszeit „oute" ich mich gerne. Ich freue mich, die Einzelstücke jetzt in einem Buch versammelt zu sehen. Tanja Kewes beherrscht die nur scheinbar leichte Kunst, ihre Leser gleichzeitig zum Lachen und zum durchaus selbstkritischen Nachdenken zu bringen.
Das vorliegende Buch trägt den Titel der Kolumnen: Faktor Mensch. Das ist absichtsvoll doppelbödig. Auf den ersten Blick erscheint der Mensch wiederum als Produktionsfaktor unter anderen – und geradezu reflexartig reflektiert der studierte Ökonom die Grenzrate der Substitution zwischen den Faktoren Kapital und Arbeit. Auf den zweiten und tieferen Blick aber, und das ist der Blick von Tanja Kewes, sind Menschen weitaus weniger berechenbar. Ihre Launen gehen leider in keiner Differenzialgleichung auf. In Tanja Kewes‘ Perspektive erscheinen die Menschen als „Kollegenkonkurrenten, oft als „Willi Wichtig
, und so folgt manche Besprechung keiner Tagesordnung, sondern dem Prinzip Selbstdarstellung.
Sicher hat das jeder schon so oder ähnlich erlebt. Vielleicht, so ließe sich vermuten, ist wenigstens ein Chef darüber erhaben. Einer, der sich ganz dem Mikromanagement hingibt – und jeden Tag als kleiner Sonnenkönig verbringt, wie Tanja Kewes voller Ironie schreibt. So aber bleibt selbst der Chef eines Unternehmens nicht lange Chef. Wie will er in schwierigen Zeiten seine Mitarbeiter hinter sich bringen? Wie seinen Forschern angesichts von Rückschlägen das nötige Stehvermögen vermitteln? Dazu braucht es Mannschaftsgeist – Bosch-Geist, wie wir in jenem Unternehmen sagen, dessen Geschäfte ich neun Jahre führen durfte.
Ohne Vertrauen kann auch eine noch so große ökonomische Einheit nicht funktionieren – Vertrauen zwischen Chef und Mitarbeitern, Vertrauen zwischen Kunden und Lieferanten, Vertrauen zwischen Unternehmen und Öffentlichkeit. Ein kostbares Gut, das bekanntlich nur schwer wiederherzustellen ist. Das erlebt gerade manches Unternehmen der Finanzwirtschaft unter dem Eindruck der Finanzkrise. Lieber Geld verlieren als Vertrauen, hat Robert Bosch einmal gesagt. Und ich selbst habe mich als „CEO" vor allem als Vertrauensarbeiter verstanden. Soviel Positives ist nicht das Thema von Tanja Kewes. Aber wenigstens im Vorwort soll gesagt sein, was die auch in der Wirtschaft so eigensinnigen Menschen zusammenhält.
Franz Fehrenbach ist Vorsitzender des Aufsichtsrats der Robert Bosch GmbH.
Zweites Vorwort
In erster Linie Mensch
Von Friedrich von Metzler
arziss, der schöne Jüngling aus der griechischen Mythologie, verliebte sich in sein eigenes Spiegelbild. Ich finde das verständlich, denn sehen wir uns nicht alle gern gespiegelt, selbst wenn wir nur mäßig mit Schönheit punkten können? Tanja Kewes hält uns mit ihren allwöchentlichen Freitags-Kolumnen im Handelsblatt einen Spiegel vor. Das ist zwar nicht immer schmeichelhaft, im Gegenteil: Sind es doch unsere kleinen und großen Schwächen, die da aufs Korn genommen werden. Dennoch erkennen wir uns gerne wieder. Denn flankiert von so viel Augenzwinkern und Humor können wir diese Schwächen sogar belachen – und gerade deshalb ernst nehmen. Es ist befreiend, wenn hinter unserem täglichen Funktionieren als Firmenlenker, Fondsmanager, Marketingspezialist das Allzumenschliche zum Vorschein kommt, und unsere Alltagssorgen einmal gemessen werden an ihrem tatsächlichen Gewicht. Wenn wir die kleinen Absurditäten des Alltags schon nicht ändern können, sollten wir wenigstens über sie schmunzeln! Und zwischen den Zeilen klingen oft ein paar gute Fragen an: Nehmen wir uns selbst nicht zu wichtig? Messen wir manch Nebensächlichem nicht eine zu große Bedeutung bei? Und setzen damit uns selbst unter Druck? Äußerst sympathisch in allen Texten: Von den anmaßenden Imperativen mancher Ratgeberliteratur findet sich keine Spur, dafür ist Tanja Kewes‘ Sprache viel zu frisch!
Erfrischend meinungsstark sind auch ihre Stellungnahmen zu Politik und Wirtschaft. Tanja Kewes kann Tacheles reden, und verpackt dabei selbst brisante Themen so amüsant, dass jede Leseminute zum Vergnügen wird – auch ohne ihre Meinung zu teilen. Aber warum sollte man das auch? Meinungsschärfe darf auch mal schneidend sein, und polarisieren ist erlaubt. Der gute Kolumnist zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass er die Dinge zuspitzt und auf den Punkt bringt. Schließlich sind Ironie und Sarkasmus das Salz und Pfeffer jeder Glosse.
Das sind gute Werkzeuge, um auch heikle Themen anzusprechen. Was die Autorin zur Sprache bringt, liest sich nicht immer nur freundlich – ob das hierarchische Strukturen sind, die kritisch hinterfragt werden, überholtes Machtdenken in vielen Chefetagen oder die Pirouetten mancher Familienunternehmer bei der Frage der Nachfolgeregelung. Doch ist ihre Kritik stets vom Grundtenor des Wohlwollens begleitet. Gepaart mit Witz und Verstand, regen die Texte stets an zum genauen Hinschauen und Überdenken. Aus der langen Tradition unseres Bankhauses weiß ich, wie wichtig es ist, alte Denkmuster immer wieder infrage zu stellen und so zu neuen Wegen in der Geschäftsausrichtung wie im persönlichen Verhalten zu gelangen, wobei letzteres ohne Frage das Schwerere ist.
Die Kolumnen von Tanja Kewes sind nicht nur gescheit, sondern klug – lebensklug. Das macht ihren Reiz aus. Der Sprachwitz, unterstützt von elegant eingestreuten Zitaten, begleitet durchaus ernsthafte Anliegen: Dass auch im Arbeitsalltag jeder in erster Linie Mensch ist, mit individuellen Stärken und Schwächen, und nicht nur funktioniert. Dass Unternehmer, Geschäftsführer, Banker oft gefangen sind in ihrer eigenen Welt, was den Blick nach draußen verengt. Dass es sich lohnt, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und aus alten Denkstrukturen auszubrechen. Mehr kann eine Kolumne nicht leisten.
Friedrich von Metzler ist persönlich haftender Gesellschafter der Privatbank B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA.
1. Arbeit ist unser Leben
Ich arbeite, also bin ich
Unser Beruf steht nicht mehr nur auf unserer Visitenkarte.
hristian Wulff hat es geschafft. Als Bundespräsident a.D. erhält er nun bis ans Ende seiner Tage 199.000 Euro Ehrensold im Jahr, braucht dafür aber, bitte schön, nicht (mehr) zu arbeiten. Wer von uns hat davon noch nicht geträumt?
Geträumt, nicht mehr arbeiten zu müssen, in den Tag hineinzuleben und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen?! Und jeden Monat schickt uns ein „big spender", in Wulffs Fall Vater Staat, einen schönen, dicken Scheck. Gegenleistung? Bitte keine, außer vielleicht die Erwartung, dass wir uns nicht völlig danebenbenehmen.
Aber ich sage Ihnen: Sie und ich, die meisten von uns, wären nach spätestens einem halben Jahr total unglücklich. Denn: Ohne Arbeit kann der moderne Mensch nicht leben. Kurzum: Arbeit ist geil.
In der Aufklärung hieß es einst: Ich denke, also bin ich. Anders als damals reicht uns das stille Selbstgespräch nicht mehr. Wir wollen schaffen und schöpfen, tätig sein. Leerlauf, Zeit, um in der Nase zu bohren, wie wir gerne abfällig bemerken, ist uns ein Graus. Arbeit ist unser Leben.
Die in der Industrialisierung von Karl Marx einst kritisierte Entfremdung von der Arbeit haben wir nicht nur überwunden, wir haben sie umgekehrt: Heute identifizieren wir uns mit unserer Arbeit. Wir gehen wie freischaffende Künstler und Genies vollkommen in ihr auf, sie ist ein Teil von uns, und wir sind ein Teil von ihr. Und dabei ist es ganz egal, ob wir angestellt oder selbstständig sind.
Heute heißt es: Ich arbeite, also bin ich. Schauen Sie sich mal um, und seien Sie ehrlich zu sich selbst.
Unserem