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Rauch und Asche: Frankfurt Krimi
Rauch und Asche: Frankfurt Krimi
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eBook251 Seiten3 Stunden

Rauch und Asche: Frankfurt Krimi

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Über dieses E-Book

Hauptkommissar Jäger und Hanna Wolf müssen zwei Mordfälle aufklären, die innerhalb einer Woche in Frankfurt verübt wurden. Der Täter hat keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Staatsanwältin Stern will einen weiteren Mord verhindern und übt Druck auf die Mitarbeiter des K13 aus. Hanna Wolf vertraut sich ihrem früheren Kollegen Max Adler an, der wegen Fehlverhaltens zur Bundespolizei versetzt wurde. Plötzlich wird im Wohnumfeld von Adler eine Schülerin entführt, die sich ihm zuvor anvertraut hatte. Wolf und Adler geraten in ein Räderwerk von Vorschriften, persönlichem Engagement und echter Freundschaft.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum26. Juli 2014
ISBN9783847689720
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    Buchvorschau

    Rauch und Asche - Gitte Loew

    Samstag, 1. Juni

    »Roman wach’ auf, es hat gebrannt!« Der Angesprochene rührte sich nicht und schlief weiter.

    »Jetzt mach’ endlich die Augen auf, es qualmt noch!« Boris stoppte in der Kurve vor dem Lager und stieg aus. Er näherte sich dem ausgebrannten Fahrzeug und versuchte zu erkennen, ob noch jemand im Auto saß. Der Innenraum war zu einem Plastikknäuel zusammengeschmolzen und mit schwarzem Ruß überzogen. Die Hitze des Feuers hatte die Scheiben zum Bersten gebracht. Auf dem Weg lagen verstreut kleine Glasstücke. Boris kramte sein Handy aus der Jackentasche und wählte die Nummer der Polizei. Es dauerte, bis sich jemand meldete.

    »Hallo, hier ist Boris Bilas. In der Homburger Landstraße steht ein ausgebrannter Wagen. Hinter der Eisenbahnbrücke am Bahnhof Frankfurter Berg, dort wo es zur Baustoffhandlung Kruck geht. «

    »Befinden sich noch Personen im Fahrzeug? «

    »Nein, ich konnte niemanden sehen. «

    »Warten Sie bitte am Unfallort. Ich schicke Ihnen eine Streife vom 15. Revier vorbei. «

    Roman war mittlerweile wach geworden und rieb sich die Augen. Er starrte mit offenem Mund auf den Weg. »Oh, das war mal ein silberfarbener Mercedes. «

    »Sei still, du Idiot. Wir sollen hier auf die Bullen warten. Das kostet uns Zeit. Der Chef wird meckern, wenn wir nicht pünktlich auf der Baustelle sind. Ich sag’ ihm Bescheid. «

    »Mann spinnst du, guck’ mal auf die Uhr! « Es dauerte nicht lange, und ein Streifenwagen kam den schmalen Weg entlanggefahren. Die Fensterscheibe ging nach unten: »Guten Morgen, haben Sie angerufen?«

    »Ja, mein Name ist Boris Bilas, ich habe mit Ihrem Kollegen telefoniert. «

    Die Polizeibeamten stiegen aus und gingen auf das ausgebrannte Wrack zu. Was machen Sie so früh am Morgen hier?«, der Beamte beäugte die beiden Arbeiter misstrauisch von Kopf bis Fuß.

    »Wir wollten Material holen. « Er zeigte mit dem Finger auf ein weiter entfernt liegendes Gebäude.

    »Gehören Sie zur Firma Kruck? «

    »Nein, wir arbeiten beim Gartenbau. Ich muss meinem Chef Bescheid sagen, dass wir später kommen. «

    »Haben Sie den Wagen hier schon einmal gesehen?« Polizeiobermeister Olbrich kam die Sache nicht ganz geheuer vor. Vielleicht war das ein krummes Ding.

    »Nein. Wir haben mit dem Auto nichts zu tun. Wir wollten nur Sand und Steine holen. Das sieht doch jeder, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. « Boris verschränkte die Arme vor der Brust und blieb breitbeinig stehen.

    Der andere Polizist lief umher und inspizierte die Gegend. Olbrich rief ihm zu: »Thomas notierst du die Personalien der Männer, ich rufe die Kripo an.« Polizeimeister Reichert drehte sich um und winkte die beiden Arbeiter zu sich heran. »Also Herr Bilas, wo sind Sie polizeilich gemeldet? «

    »Wir schlafen in einer Firmenunterkunft. Der Chef hat eine Wohnung in Burgholzhausen für uns gemietet und da wohnen wir. «

    Reichert seufzte. »Auch das noch, zeigen Sie mir bitte Ihre Arbeitserlaubnis. «

    Boris kramte einen Zettel aus seiner Jackentasche und hielt ihm das zerknüllte Papier unter die Nase. Roman Magdic, der hinter Boris stand, tat unaufgefordert das Gleiche. Der Ablauf einer Überprüfung war den beiden anscheinend gut bekannt.

    Olbrich ging zum Streifenwagen und griff nach dem Funkgerät. »Hallo, hier ist Frank 315. Wir sind zu einem ausgebrannten Mercedes in die Homburger Landstraße gerufen worden. Das Wrack steht in der Nähe des S-Bahnhofs, seitlich des Bahngeländes. Scheint leer zu sein. Vielleicht wurde er gestohlen und sollte entsorgt werden. Die Nummernschilder fehlen. Könnt ihr die Kollegen von der Kripo vorbei schicken? Ja, wir warten hier und sichern den Tatort. « Nachdem er aufgelegt hatte, kramte er kleine Pflöcke aus dem Kofferraum, steckte sie in die Erde und sperrte den Weg mit einem Plastikband ab. Reichert ließ in der Zwischenzeit die Namen der beiden Zeugen über die Datenbank abgleichen.

    Boris war ungeduldig: »Könnten wir nicht schnell unser Material holen? Der Weg ist doch eine Sackgasse und wir kommen auf dem Rückweg sowieso wieder hier vorbei. «

    Olbrich war genervt. Die Nachtschicht ging dem Ende zu und dann hatte ihn das noch erwischt. Ungehalten schnauzte er den Arbeiter an: »Ihr müsst auf die Kollegen von der Kriminalpolizei warten. «

    Roman wich erschrocken zurück. Als Boris merkte, dass er so nicht weiterkam, schlug er einen anderen Ton an. »Chef, bis die Leute von der Kripo auftauchen, sind wir wieder zurück. Es dauert nicht lange. « Er gab Roman einen Wink ins Auto einzusteigen. Der Laster ratterte langsam zu dem weiter entfernt liegenden Gehöft.

    »Ihr habt gehört, was ich gesagt habe«, schimpfte Olbrich ihnen hinterher.

    Eine Viertelstunde später kam ein Opel Insignia den Weg entlanggefahren und vier Personen stiegen aus. »Morgen, ich bin Kommissarin Wolf vom K13 und das ist Herr Rogler der Brandsachverständige. Die anderen Kollegen sind von der Spurensicherung. Wer von Ihnen hat das Auto gefunden? «

    »Zwei Arbeiter«, erklärte Olbrich. »Sie waren auf dem Weg zu ihrem Lager. Im Augenblick laden sie ihr Material bei Kruck auf. Auf dem Rückweg kommen sie wieder hier wieder vorbei. «

    Es begann, fein zu regnen. Hanna zog eine Strickmütze über den Kopf. »Keine schlechte Stelle für einen Brand. Die Böschung zur Straße hin ist hoch. Die Bäume und das Unterholz verdecken die Sicht. « Der Polizist nickte zustimmend. »Ja, nach der anderen Seite hin schirmt die zwei Meter hohe Brombeerhecke den Wagen ab. Außerdem stehen wir direkt am Feld. Da hinten gibt es ein Anwesen, aber da wohnt kaum jemand. « Olbrich kannte sich in der Gegend gut aus.

    »Das ist kein einfacher Diebstahl. Da steckt etwas anderes dahinter«, murmelte Hanna Wolf leise vor sich hin. Der Brandsachverständige kam von seiner ersten Begutachtung zurück. »Wir müssen den Wagen in der Werkstatt untersuchen. Durch die vielen Bäume ist es zu dunkel, um überhaupt etwas sagen zu können. Außerdem lassen sich die Türen und der Deckel des Kofferraums nicht öffnen. «

    »Ich rufe den Abschleppdienst. «

    »Frau Wolf, brauchen Sie mich noch? « rogler war stehen geblieben. »Nein, aber schicken Sie mir bitte Ihren Bericht so schnell wie möglich. «

    »Ich habe viel Arbeit, aber ich tu’, was ich kann! «

    Hanna Wolf lachte. Sie wusste, dass es dauern würde. Der Abschleppdienst kam aber glücklicherweise schneller, als sie alle erwartet hatten.

    »Moin«, rief der Mann aus dem Fahrerhaus und rangierte den Transporter geschickt in die richtige Position. Hanna Wolf stand mit den Kollegen von der Schutzpolizei am Feldrand und beobachtete das Schauspiel. Auf der anderen Seite wartete mittlerweile auch der kleine Laster des Gartenbaus. Nachdem der Fahrer noch zusätzliche Metallstreben unter das Wrack geschoben und befestigt hatte, hob er vorsichtig den Schrott hoch. Beim ersten Ruck sprang plötzlich der Kofferraumdeckel auf.

    Kommissarin Wolf rief: »Halt! « Sie gab Handzeichen, das Ding wieder auf den Boden zu stellen. Der Fahrer setzte seine zerbrechliche Fracht behutsam auf die Erde zurück. Hanna stiefelte zum Auto und leuchtete mit der Taschenlampe in den Kofferraum.

    »Jetzt wissen wir, warum der Täter hierher gefahren ist, und Feuer gelegt hat. « Den Kollegen von der Spurensicherung rief sie laut zu: »Wir haben eine Leiche im Kofferraum. Ich werde den Gerichtsmediziner anrufen, damit er sich vor Ort einen Eindruck verschaffen kann. Der Wagen kann erst danach abtransportiert werden. «

    Die Männer der Spurensicherung machten sich auf den Weg, und steckten das Gelände weitläufig ab.

    »Und was ist mit uns? Können wir vorbeifahren? « Boris guckte ganz verdutzt.

    »Tut mir leid, ihr könnt erst weiterfahren, wenn alle Spuren gesichert sind. «

    »Und wie lange wird das dauern? «

    »Das weiß ich im Moment noch nicht, aber es wird besser sein, ihr informiert euren Chef. « Hanna kümmerte sich nicht weiter um die Arbeiter und ging auf die wartenden Schutzpolizisten zu. Olbrich sah müde aus. Er winkte mit der Hand ab: »Ich schick’ meinen Kollegen auf die Wache zurück. Er kann schon anfangen, den Bericht für die nächste Schicht zu schreiben. Wir haben in einer Stunde Dienstübergabe. Ich bleibe zur Verstärkung hier. Sie können mich nachher am Revier absetzen. «

    Die Kommissarin widersprach ihm nicht. Olbrich stand kurz vor der Pensionierung, da war Nachtdienst anstrengend. Hanna Wolf telefonierte zuerst mit der Staatsanwältin und anschließend mit dem Institut für Gerichtsmedizin. Sie hatte mittlerweile kalte Füße und sehnte sich nach einer Tasse heißen Tee. Nach weiteren 30 Minuten tauchte endlich der Wagen des Arztes auf. Ein grauhaariger Mann stieg aus. Hanna ging ihm entgegen.

    »Morgen Dr. Keller. Wir dachten zuerst, dass jemand etwas entsorgen wollte. Nachdem das Blech angehoben wurde, sprang der Deckel auf. Aber sehen Sie selbst, was der Täter für uns versteckt hat. «

    »Frau Wolf, ich sage ja immer, Sie verkehren in den falschen Kreisen. « Der Arzt verzog sein Gesicht zu einem schiefen Lächeln und lief mit gebeugtem Rücken in Richtung Wrack.

    »Den Job möchte ich auch nicht haben«, entfuhr es Olbrich, der neben der Kommissarin stand. Hanna holte Luft: »Wir nennen ihn nur die Kellerassel. Er ist den Tierchen aus den Grüften doch sehr nah. Meinen Sie nicht? «

    »Ach hören Sie auf. Das wäre nichts für mich. « Olbrich schüttelte sich. Sie waren inzwischen vom Regen ziemlich durchnässt. Hanna fühlte sich im wahrsten Sinne des Wortes wie ein begossener Pudel. Kurze Zeit später kam der Gerichtsmediziner zurück. Er wog den Kopf abschätzend hin und her.

    »Nach meiner Einschätzung muss es zwischen 2 und 4 Uhr in der Früh gebrannt haben, aber das kann Ihnen der Brandsachverständige genauer sagen. Im Freien ist es nicht ganz einfach, den Zeitpunkt des Todes festzustellen. Der Wagen ist nur zum Teil verbrannt. Der Täter hat hauptsächlich das Opfer mit Benzin übergossen und angezündet. Ihm ging es wohl darum, die Leiche unkenntlich zu machen. Das war ein Anfänger, sonst sähe das Ganze anders aus. «

    »Anfänger ist gut, da haben wir vielleicht eine Chance«, Hanna Wolf wischte sich mit einem Taschentuch über ihr nasses Gesicht. Sie wandte sich dem Schutzpolizisten zu, der hinter ihr stand: »Ab wann fahren die S-Bahn-Züge? «

    Olbrich dachte einen Moment nach. »Soviel ich weiß, beginnt der Betrieb wochentags um 4 Uhr. «

    »Gutes Timing«, murmelte Hanna kaum hörbar. Obwohl sie leise gesprochen hatte, war ihre Bemerkung dem Arzt nicht entgangen.

    »Was für ein Glück, das ich mit dem Auto zurückfahren kann. Ich möchte ungern einem Feuerteufel begegnen. « Er reichte Hanna die Hand. »Bericht kommt so schnell wie möglich. Schönes Wochenende Frau Wolf. « Er stieg ins Auto und fuhr davon.

    Hanna schlenderte zu den Männern der Spurensicherung. »Wie sieht es bei euch aus? «

    »Der Regen macht uns die Arbeit auch nicht leichter. Trotzdem werden wir die Gegend noch weitläufig absuchen. Heute Morgen ist noch niemand hier entlanggefahren. Wenn du verschwinden möchtest, ordere bitte einen Wagen für uns, damit wir ins Präsidium zurückkommen. «

    »Kann der Laster vom Gartenbau passieren? «

    »Ja, am Weg haben wir alles gründlich abgesucht. Keine weiteren Reifenspuren. Der Täter muss den Rückweg zu Fuß angetreten haben. «

    Hanna Wolf winkte den Kleinlaster vorbei. Dann ging sie zu dem übermüdeten Olbrich. »Es bringt nichts, weiter hier herumzustehen. Ich nehme Sie mit und setze Sie am Revier ab. «

    Sie stiegen ins Auto und die Kommissarin wendete das Fahrzeug. Sie fuhr hoch zur Eisenbahnbrücke, die über die Bahngleise führte. Die dahinter stehenden Hochhäuser ragten im Regen wenig einladend in die Höhe. Hanna musste an der roten Ampel anhalten.

    »Vielleicht hat unser Brandstifter überhaupt nicht die S-Bahn benutzt, sondern haust in einem der Wohnsilos. Was meinen Sie? «

    »Das glaube ich nicht. Wir haben die Leute aus der Siedlung Frankfurter Berg gut im Griff. Es herrscht Ruhe hier. «

    »Glauben Sie das wirklich? «

    »Aber ja doch, nicht weit von ihr entfernt ist die Unterkunft der Bundespolizei. Die Beamten sind in den ehemaligen amerikanischen Kasernen stationiert. So viel Polizei, wie in dieser Gegend, gibt es vermutlich in der ganzen Stadt nicht. « Er grinste sie zufrieden an.

    Kommissarin Wolf hielt vor dem 15. Polizeirevier und Olbrich stieg aus. Sie ließ das Seitenfenster runter. »So gut wie Sie, möchte ich es auch mal haben. Sie können mitten im Grünen arbeiten, direkt neben Kirche und Kindergarten. Traumhafte Zustände. «

    Olbrich lachte und verschwand hinter der Eingangstür des Reviers.

    Montag, 3. Juni

    In Frankfurt stieg die Temperatur stetig an. Die Sommerhitze wurde unerträglich. In der Nacht fiel das Thermometer kaum unter 24 Grad. Die Stadt kühlte nicht mehr ab. Hanna saß an ihrem Schreibtisch mit Schweißperlen auf der Stirn. Im Moment telefonierte sie mit der Firma Mercedes. Das Gespräch zog sich schon eine ganze Weile hin. Die Nummernschilder des verbrannten Wagens waren verschwunden. Hanna hatte jedoch von der Spurensicherung die Fahrgestellnummer erhalten. So konnte sie über die Autofirma den Erstkäufer des Wagens ermitteln. Der Mann hieß Edgar Walter und war vor 5 Jahren gestorben. Ihre Nachfrage bei der Zulassungsstelle erbrachte weitere Hinweise. Das Fahrzeug gehörte mittlerweile der Witwe des Verstorbenen.

    »Können Sie mir die Adresse der Halterin geben? «

    »Ja natürlich, Berger Straße 79 A, in Frankfurt am Main. «

    »Vielen Dank, Frau Heinrich. « Kommissarin Wolf stand auf und verließ ihr Büro. Sie öffnete die Tür zum Nebenzimmer.

    »Morgen, Robert. Ich habe die Besitzerin des Mercedes ausfindig gemacht. Bevor wir uns zur ersten Besprechung in der Sache treffen, möchte ich weitere Informationen einholen. «

    Hauptkommissar Jäger lehnte sich im Stuhl zurück und überlegte einen Augenblick. »Ist der Wagen eigentlich als vermisst gemeldet worden? «

    »Nein, die Halterin weiß noch nichts von ihrem Glück. «

    »Naja, mir schwant da nichts Gutes. Hoffentlich triffst du die Frau noch lebend an. Wir setzen uns am besten heute Nachmittag zusammen und sehen uns die Meldungen an, die bis dahin eingegangen sind. Was meinst du, soll ich dich nicht lieber begleiten? «

    »Das wäre gut Robert. Ich habe auch kein gutes Gefühl bei der Sache. «

    »Geht in Ordnung. Organisiere ein Auto. Ich bin in 10 Minuten in der Tiefgarage. «

    Hanna Wolf erledigte die Formalitäten und fuhr mit dem Aufzug ins Untergeschoss. Nachdem Jäger eingestiegen war, lenkte sie den Wagen aus der Tiefgarage des Präsidiums und fuhr auf die Adickesallee Richtung Bornheim. Selbst am Morgen war es nicht einfach, auf der Berger Straße einen Parkplatz zu finden. Doch sie hatte Glück, als ein kleiner Lieferwagen aus einer Parkbucht herausfuhr, huschte sie schnell in die freie Lücke. Die beiden Kommissare stiegen aus. Sie machten sich auf den Weg, um die Hausnummer zu suchen. Hanna entdeckte die Ladenadresse zuerst. Über dem Schaufenster hing ein Firmenschild mit der Aufschrift: „Frankfurter Burleske". Hinter der Scheibe war auf schwarzem Samt ein rosa Büstenhalter drapiert. Daneben lagen Spitzenhemdchen und das passende Höschen. Jäger lachte vergnügt. »Läuft so ein Laden überhaupt noch? «

    Hanna Wolf musste unwillkürlich auch grinsen. »Trägt deine Frau etwa nur baumwollene Unterhosen? «

    »Natürlich nicht. Wobei ich mir schon öfter die Frage gestellt habe, warum die kleinen Fummel so teuer sind. Schau dir das an, die drei Teile kosten 175 Euro. «

    Hanna zuckte mit den Schultern und drückte die Türklinke zur Boutique herunter, doch die Tür war verschlossen. »Noch zu, wie spät ist es denn? «

    Jäger sah auf seine Armbanduhr. »Schon 10 Uhr. Wann macht das Geschäft denn auf? Siehst du irgendwo ein Schild mit den Öffnungszeiten? «

    Hanna reckte den Hals und suchte nach einem Hinweis. »Nein, aber da ist noch ein Namensschild an den Klingeln. Frau Walter scheint auch ihre Privatwohnung hier im Haus zu haben. «

    Hauptkommissar Jäger drückte auf den Klingelknopf. Kurz darauf summte es und die Tür ging auf. Die beiden Kriminalbeamten stiegen die Treppen nach oben. Die Wohnung befand sich im letzten Stockwerk. Eine kleine grauhaarige Frau guckte durch den Türspalt. Die Tür war von innen mit einem Schieber verriegelt.

    »Guten Morgen, sind Sie Frau Walter? «

    »Nein, sie ist nicht zu Hause, was wollen Sie? Soll ich ihr etwas ausrichten? «

    Hanna Wolf zog ihren Ausweis aus der Tasche und hielt ihn der höchstens ein Meter fünfzig großen Person entgegen. »Ich bin Kommissarin Wolf von der Kriminalpolizei Frankfurt. Wir möchten mit Frau Walter sprechen. Wer sind Sie denn? «

    »Ich bin die Putzfrau, Angelina Montano. Ich weiß nicht, wo Frau Walter hingegangen ist. Als ich heute Morgen kam, herrschte ein ziemliches Durcheinander, aber die Wohnung war leer. Ich dachte, Frau Walter würde bereits im Laden sein. Erst als ich den Müll nach unten gebracht habe, fiel mir auf, dass die Boutique noch geschlossen war. «

    »Wäre es nicht besser, wenn wir uns in der Wohnung unterhalten würden? «

    »Entschuldigen Sie bitte. » Frau Montano öffnete die Verriegelung und wich einen Schritt zurück. Die Kommissare betraten den Flur und sahen sich erstaunt um. Die Wohnung war mit Biedermeiermöbeln eingerichtet. Das passte irgendwie nicht zu einem Geschäft mit dem Namen Frankfurter Burleske. Frau Montano schien zu ahnen, was die beiden dachten. »Alles, was Sie hier sehen, ist aus Kirschbaumholz. Die Antiquitäten sind ein Hobby von Frau Walter. « Die Putzfrau lächelte stolz, als wenn die Möbel ihr selbst gehören würden.

    »Wo könnte Frau Walter denn hingegangen sein? Ist sie schon öfter verschwunden, ohne Ihnen eine Nachricht zu hinterlassen? « Hauptkommissar Jäger beobachtete Frau Montano, die in Gedanken versunken mit einem Staubtuch über die Tischplatte wischte.

    »Nein, eigentlich nicht. Seit Herr Walter tot ist, hat sich aber einiges verändert. «

    »Was wollen Sie damit sagen? « Die Frau gab ihm keine Antwort. Sie blickte stattdessen zum Fenster hinaus. Jäger gefiel das nicht. »Frau Montano, vielleicht ist Frau Walter etwas passiert. Sie müssen uns darüber informieren, was Sie wissen. «

    Die Putzfrau sah erschrocken auf. »Ist Frau Walter mit dem Auto verunglückt? «

    Die Kriminalbeamten warfen sich stumme Blicke zu. Jäger schluckte, bevor er zu

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