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Der Preis der Wahrheit: Die Fortsetzungsgeschichte von Paradoxe Gerechtigkeit
Der Preis der Wahrheit: Die Fortsetzungsgeschichte von Paradoxe Gerechtigkeit
Der Preis der Wahrheit: Die Fortsetzungsgeschichte von Paradoxe Gerechtigkeit
eBook328 Seiten4 Stunden

Der Preis der Wahrheit: Die Fortsetzungsgeschichte von Paradoxe Gerechtigkeit

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Über dieses E-Book

Dr. Thomas McNamara hat sein Ziel endlich erreicht, er ist Bundesrichter geworden. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer. Denn der Drogenbaron Miguel Ramírez hat noch eine Rechnung mit ihm offen. Deshalb lässt er Thomas verschleppen, um ihn unter Demütigung und Folter endlich zum Reden zu bringen. Er glaubt nämlich nicht, dass Thomas nur nach Venezuela gefahren ist, um sich mit seinem Bruder zu versöhnen. Für den Bundesrichter beginnt ein entsetzlicher Leidensweg, den Miguel zudem auf Video aufzeichnen und veröffentlichen lässt. Natürlich stellt sich für viele Leute sofort die Frage: Warum lässt Gott das Leid zu?
Und dann wäre da noch das Rätsel, was es mit dem Piloten Leo Padín auf sich hat...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum14. Okt. 2015
ISBN9783738043181
Der Preis der Wahrheit: Die Fortsetzungsgeschichte von Paradoxe Gerechtigkeit

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    Buchvorschau

    Der Preis der Wahrheit - Stefanie Hauck

    Vorwort

    Der Preis der Wahrheit ist die Fortsetzungsgeschichte von Paradoxe Gerechtigkeit. Es werden im Erzählverlauf zwar die einzelnen Personen mit ihren Beziehungen und Lebenssituationen erklärt sowie Ereignisse, die in der ersten Geschichte passiert sind. Allerdings erscheint es mir für die Leserin und den Leser einfacher, wenn ich hier kurz ein paar Informationen zu den Personen gebe.

    Dr. Thomas Zedekiah McNamara ist Vorsitzender Richter am Obersten Strafgerichtshof in New York City, ein krampfhaft perfektionistischer Mann, der nie Kritik erfährt und von daher so anstrengend ist, dass man ihn unter der Hand Dr. Gnadenlos nennt. Er hält sich für das Recht in Person und will unbedingt Bundesrichter am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Dann darf er den Begriff Gerechtigkeit sogar im Namen tragen, denn der Titel der Richter dort ist Justice. Zum anderen meint er, dass durch seine Person den USA umso mehr Gerechtigkeit widerfahren wird, weil er diese Position auf Lebenszeit innehat. Ferner hält er sich für einen vorbildlichen Christen. Er ist verheiratet mit der Juraprofessorin Martha, die an der Eliteuniversität Yale lehrt. Die Familie hat zwei Kinder, Justin, den älteren Sohn, der ganz nach dem Vater kommt, und Sophie, die jüngere Tochter, die eher einen Revoluzzergeist hat. Weitere Familienangehörige sind Tante Laetitia und Jeremiah, der jüngere Bruder von Thomas. Laetitia, die unverheiratet war und als Lehrerin arbeitete, ist jetzt im Ruhestand. Sie hatte viel Verständnis für die Schüler, auch gerade für die, die es im Leben nicht so einfach gehabt haben. Jeremiah, ebenfalls unverheiratet und fünf Jahre jünger als Thomas, hat es im Leben zu nichts gebracht. Die beiden lagen immer im Streit, der eines Tages so eskalierte, dass Jeremiah wutentbrannt nach Venezuela ausgewandert ist und sich dort eine kleine Existenz als Bootsverleiher aufgebaut hat. Thomas ignoriert ihn aus Überzeugung und verlangt das auch von den anderen Familienmitgliedern. Daran hält sich Laetitia nicht, was ihn zwar ärgert, aber er kann ja seiner Tante nicht befehlen, was die zu tun hat. Sophie hat allerdings über Laetitia ein wenig Kontakt mit Jeremiah, und überhaupt besteht zwischen ihr und der Tante ein sehr herzliches Verhältnis, was ein guter Ausgleich für den nervtötenden Vater ist. Ferner gibt es noch Sally und Maggie, die leidgeprüften Sekretärinnen von Thomas, und Dr. Philip Banks, einen Kollegen und besten Vertrauten, mit dem er allerdings fairer umgeht. Später kommen noch Lisa, eine deutsche Ärztin, und Leo, ein venezolanischer Pilot hinzu.

    An dieser Stelle sei noch gesagt, dass die Namensgebungen sehr bewusst gewählt sind. Es würde zu weit führen, alles zu erklären, allerdings wird im Erzählverlauf einiges beschrieben. Zu bemerken ist noch, dass die Brüder ja wie Katz und Maus sind. Kürzt man deren Vornamen ab, kommt dabei Tom und Jerry heraus. Als die beiden in der ersten Geschichte das erstmalig wahrnehmen, geben sie sich gegenseitig die Spitznamen alter Kater und kleiner Mäuserich. Während Thomas nur den Titel Dr. Gnadenlos hat, haben Jerrys neue Freunde in Venezuela ihm den Spitznamen Solimár gegeben, ein Kunstwort, das Sonne und Meer bedeutet.

    Weitere Erklärungen zu der ersten Geschichte findet man auf der Internetseite: www.paradoxe-gerechtigkeit.de

    Zuletzt noch ein Hinweis in eigener Sache:

    Ich bitte zu bedenken, dass Der Preis der Wahrheit im Jahre 1997 und 1998 spielt. Die technischen Möglichkeiten aus 2015 waren damals in den Kinderschuhen. Mit Handys konnte man seinerzeit nur telefonieren. Das Internet war eher die Ausnahme und fand im privaten Bereich so gut wie keine Anwendung. Ein weiteres Thema ist die gesamtgesellschaftliche Situation. Provokation durch Videos, egal vor politischem, religiösem oder anderem Hintergrund, gab es eigentlich nicht. Als ich diese Geschichte in 2005 in ihrer ersten Fassung geschrieben habe, war es damals auch noch nicht der Fall. Diese Idee ist also nicht vor dem Hintergrund der heutigen Situation entstanden.

    Stefanie Hauck

    Wermelskirchen im Oktober 2015

    Kapitel

    Sie hörten sich am Telefon ja an, als ginge es um Leben und Tod!, befand Martha McNamara mit einem Unterton, der zwar Besorgnis aus­drückte, aber gleichzeitig auch einen großen Unmut.

    Nehmen Sie erst mal Platz, Dr. McNamara, erwiderte Richter Martin Fairfield gelinde und rückte ihr fürsorglich einen Stuhl zurecht, ich weiß leider auch nicht, worum es konkret geht. Allerdings erklärte mein Ge­sprächspartner am Telefon, dass es wirklich um Leben und Tod ginge und dass ich Sie so schnell wie möglich hierher bestellen sollte und dabei so wenig Aufsehen wie möglich erregen.

    Martha war jetzt doch ziemlich entsetzt.

    Und wer war dieser Anrufer?

    Ein Mr. Peter Myers, entgegnete der Richter, er meinte, er dürfe unter keinen Umständen mit Ihnen in direkten Kontakt treten, das würde katastrophale Folgen haben. Deshalb hätte er ein heimliches Treffen arran­gieren wollen, und er sei schon froh, dass er mehr zufällig von meiner Person erfahren hätte und wüsste, dass ich absolut vertrauenswürdig wäre. Als ich ihn fragte, worum es überhaupt ginge, erwiderte er, es hätte etwas mit Ihrem Mann zu tun, mehr könnte er nicht sagen.

    Gerade als Martin geendet hatte, summte die Gegensprechanlage, und die Sekretärin kündigte Peter Myers an. Der Richter ließ ihn sofort herein­rufen.

    Glauben Sie, dass irgendjemand misstrauisch geworden ist?, erkun­digte sich Martin besorgt, nachdem er die Tür hinter Peter verschlossen hatte.

    Ich denke, dass nein, gab der zurück, sonst wäre ich nämlich im wahrsten Sinne des Wortes gar nicht bis hierhergekommen.

    Anschließend begrüßte er Martha.

    Worum um alles in der Welt geht es?!, befand die Juristin angstvoll.

    Ich erkläre es Ihnen sofort, entgegnete Peter, allerdings möchte ich kurz Mr. Fairfield bezüglich meiner Person in Kenntnis setzen.

    Martha nickte.

    Okay, fuhr der Präsidentenberater fort, Richter Dr. Philip Banks hatte Ihnen einen der beiden Schlüssel für das Tresorfach anvertraut, in dem er auf das Geheiß seines Vorgesetzten Dr. Thomas McNamara das geheime Dossier über das Drogenkartell des Miguel Ramírez untergebracht hatte. Dass ich das weiß, soll als Erklärung reichen. Offiziell ist niemandem bekannt, dass ich mit dieser Sache etwas zu tun habe. Und wenn es herauskäme, wären alle Beteiligten in Thomas’ Umgebung in großer Gefahr. Aber jetzt zu dem Grund unseres Treffens. Ich habe nämlich gerade etwas Furchtbares erlebt. Um es kurz zu machen... Caín Pellicer, Miguel Ramírez’ Stellvertreter, hat heute Morgen zusammen mit einem Handlanger Thomas einkassiert und ver­schleppt.

    Martha und Martin fiel die Kinnlade herunter, und Martha wurde weiß wie die getünchte Wand. Geistesgegenwärtig reichte Martin ihr ein Glas Wasser.

    Geht’s wieder?!, meinte er besorgt.

    Ja, erwiderte Martha wie durch einen Nebel und meinte dann schließlich, wie?

    Kurz nach Dienstbeginn am Gerichtshof kam Ihr Mann mit zwei Männern an der Seite die Haupttreppe herunter. Die drei gingen direkt zum Ausgang, stiegen in einen Wagen, der vor dem Gebäude geparkt war und fuhren fort. Grund­sätzlich wäre das kein Anlass zur Besorgnis gewesen. Aber ich habe einen von ihnen wiedererkannt, namentlich Caín Pellicer. Dass niemand etwas davon mitbekommen hat, liegt daran, dass erstens die Männer ganz normal gekleidet waren. Zweitens machte diese Gruppe nicht den Eindruck, als wenn dort jemand zwangsweise mitkäme und drittens wussten nur ich und einige wenige Ermittler, wie Caín Pellicer aussieht. Die Kolumbianer vermuten anscheinend, dass es doch noch einen weiteren Grund für Thomas’ Reise nach Venezuela gab. Extrem beunruhigend ist für sie dabei, dass ausgerechnet ein New Yorker Richter in einer sehr hohen Position sich in die Recherche einmischt, was er ja gar nicht darf. Warum also überschreitet der so dreist seine Kompetenzen? Die naheliegendste Antwort ist, dass er besonders gut für diese Aufgabe geeignet war oder dass nur er sie übernehmen konnte. Das ist schon ein ganz schöner Paukenschlag. Deshalb lautet nun die Frage: ‘Wer steckt noch alles dahinter? Wer sind McNamaras Partner und Informanten? Was hatten die vor, und wie ist der Stand ihrer Ermittlungen?’ Und dazu werden sie ihn jetzt ein wenig interviewen.

    Oh mein Gott!, stöhnte Martha.

    So schlimm das alles ist, bin ich doch sehr froh, dass ich es überhaupt mitbekommen habe, versuchte Peter, Martha zu trösten, denn normalerweise sehen Thomas und ich uns so gut wie nie. Wir hatten heute Morgen zufällig einen Termin. Und einen winzigen Vorteil haben wir al­lerdings. Die Tatsache, dass nur Thomas verschleppt wurde, belegt klar, dass Miguel wirklich nicht weiß, wer Thomas’ Verbündete waren. Sonst hätten die Männer mich ja direkt mit gefangen nehmen können. Ich habe natürlich keine Ahnung, was der Drogenbaron plant. Deshalb war es mir wichtig, Sie zu informieren, damit Ramírez Sie nicht in irgendeiner Weise überrumpeln oder austricksen kann. Stellen Sie sich mal vor, er würde Thomas zwingen, Sie anzurufen und unter einem sehr plausiblen Vorwand zu bitten, irgendwelche geheimen Dinge zu beschaffen oder mit Ihnen über vertrauliche Themen zu sprechen. Frei nach dem Motto ‘Schatz, mit mir kannst du ja darüber reden, du weißt schließlich Bescheid.’ Wenn sich Thomas also bei Ihnen meldet, wissen Sie jetzt, dass das nicht freiwillig geschieht.

    Martha fuhr sich durchs Gesicht und legte den Kopf in den Nacken.

    Und ich möchte Sie bitten, alle Personen zu informieren, die von der Geschichte mit dem Dossier wissen, damit sich da auch niemand verplappert. Deshalb habe ich mich auch mit Ihnen hier treffen wollen, weil es keine direkte Verbindung zwischen uns dreien gibt.

    Und was soll ich sonst noch tun?, horchte Martha ängstlich nach.

    Nichts, seufzte Peter, wir können nur abwarten, was geschieht.

    Kapitel

    Er gehört dir!

    Es entstand eine Pause, keiner der Männer sagte ein Wort. Die Stille war für den gefesselten Thomas, der zudem noch eine Augenbinde trug, fast unerträglich. Diese Aussage von Caín, er gehört dir, brachte ihn beinahe um den Verstand.

    Was für ein entsetzlicher Gedanke! fuhr es ihm durch den Kopf, mein Leben gehört einem anderen Menschen, ja, mein Leben ist in seiner Hand. Und dieser Jemand führt nun wahrhaftig nichts Gutes mit mir im Schilde.

    Aber dann vernahm Thomas Schritte. Dieser Jemand ging einmal um ihn herum, und dann blieb er wohl vor ihm stehen. Plötzlich packte der ihn am Kinn und riss ihm ruckartig die Augenbinde herunter.

    Buenas dias, Dr. McNamara, wie schön, dass wir uns doch noch treffen können, wo uns die Polizei damals einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.

    Thomas sagte nichts, sondern schloss nur für einen Moment voller Grauen die Augen, denn sein Gastgeber war Miguel Ramírez.

    Auch wenn es total bescheuert ist, bis zum letzten Moment zu hoffen, dass dieser Caín mich nicht zu seinem Boss bringt, dachte Thomas, so ist diese Gewissheit jetzt trotzdem absolut entsetzlich.

    Wieso sind Sie denn so unhöflich und sagen mir nicht auch ‘Guten Tag’?, horchte Ramírez nach und ließ Thomas’ Kinn los.

    Buenas dias, entgegnete Thomas abwartend und fügte auf Englisch an, dass das einige der wenigen Brocken Spanisch wären, die er beherrschte.

    "Nun, das stört mich überhaupt nicht, dass Sie nicht mehr Spanisch beherrschen. Aber es gibt da etwas anderes, was Sie sehr gut beherrschen, und das stört mich gewaltig. Ich denke, wir beide wissen, was ich meine."

    Thomas schwieg.

    Es entstand eine Pause. Miguel musterte seinen Gegner und legte den Kopf auf die Seite. Danach aber fuhr er plötzlich nach vorn, packte den Bundesrichter erneut unsanft am Kinn und sah ihm frontal in die Augen.

    Du mieses dreckiges Arschloch, fauchte er ihn mit zusammengekniffenen Augen an, hast versucht, mich hereinzulegen. Dein fettes Juristengehalt und deine Provision aus dem Handel mit diesem sehr wertvollen landwirtschaftlichen Produkt haben dir ja nicht gereicht. Nein, der Herr Dr. McNamara wollte die Nummer eins sein. Und dazu fährt der liebe Thomas nach Venezuela, um sich seinen Busenfreund Miguel persönlich zur Brust zu nehmen. Das Ganze wird dann noch gut getarnt als Versöhnungsaktion mit dem kleinen Bruder. Wie rührend. Und das haben die Trottel in New York dir auch noch geglaubt. Sogar befördert haben sie dich, wie charmant. Jetzt ist der Herr Dr. McNamara sogar Bundesrichter, was für ein ehrenvoller Job und obendrein unkündbar, weil man ihn auf Lebenszeit innehat. Ein Schweinehund mit Doppelleben auf dem Juristenthron Amerikas. Was für Hohn! Aber eins sage ich dir, Dr. Bundesrichter, ich habe auch einen Job für dich, den du auf Lebenszeit innehaben wirst, und zwar als mein Gefangener. Das ist noch viel interessanter, als in einem eurer Gefängnisse zu stecken, weil aufregender und überraschender.

    Thomas schwieg auch weiterhin, weil er es für sinnlos hielt, diesem Mann hier irgendetwas zu entgegnen. Egal, was er sagen würde, es wäre immer verkehrt.

    Und hat der Herr Doktor auch was dazu zu sagen?, forschte Miguel lauernd nach.

    Wir beide wissen ganz genau, dass wir keine Freunde sind und es ferner nie waren, erwiderte Thomas, nur beweisen kann ich das nicht. Was für ein genialer Schachzug von dir, Ramírez. Denn selbst wenn jemandem aufgefallen sein sollte, dass ich entführt wurde, so wirst du immer behaupten können, dass du dich an mir rächen wolltest, weil ich vorhatte, deine Position in der Organisation einzunehmen.

    Messerscharf geschlossen, McNamara, ich will mich dafür an dir rächen, dass du es beinahe geschafft hättest, mich auszuschalten. Niemand hat jemals zuvor mein kleines Imperium derart ins Wanken gebracht wie du. Wer anderes als ein enger Vertrauter hätte derart detaillierte Kenntnisse darüber haben können. Wir waren das perfekte Team. Noch nicht einmal Caín hatte ich dieses Geheimnis anvertraut, um ja kein Risiko einzugehen. Deshalb ist es logisch, dass er bei diesem Treffen mit Roy und Max in der einsamen Villa behauptet hat, ich sei dein Feind und hätte dich hereingelegt, indem ich dir bei deinem Besuch in Venezuela diesen Brief untergeschoben habe, wo ich behaupte, wir hätten dort ein persönliches Treffen vereinbart. Leider konntest du sowohl der Polizei als auch meinen Leuten entwischen. Denn keiner hatte damit gerechnet, dass dein Bruder Jeremiah, mit dem du im Streit lebtest, dich bei deiner Verhaftung heraushauen und mit dir durch den Dschungel fliehen würde. Dort verlor sich dann eure Spur, und es hieß, ihr wärt umgekommen.

    "Was macht dich so sicher, dass ich hinter dem ganzen Chaos in deiner Organisation stecke?", befand Thomas verärgert.

    Das Chaos in meiner Organisation begann zu einer Zeit, als es theoretisch möglich war, dass du auf verschlungenen Wegen zurück in die Staaten gekommen warst, entgegnete Miguel, Caín hatte das schon ganz richtig eingestuft, dass man eigentlich nicht sicher sein konnte, dass du wirklich tot warst. Denn man hatte ja keine Leichen gefunden. Und das Chaos hörte schlagartig in dem Moment auf, als es diesen Mitschnitt der Unterhaltung von Caín mit Roy und Max in der einsamen Villa gab. Dass der erst gut vier Wochen später an die Öffentlichkeit kam, tut nichts zur Sache oder besser gesagt, es verstärkt meine Vermutung noch. Als du offiziell beweisen konntest, dass man dich hereingelegt hatte, brauchtest du keine Verwirrung mehr zu stiften. Für die Behörden war damit die Sache vom Tisch, nur für mich nicht. Du hättest nämlich jederzeit unvermutet und plötzlich wieder zuschlagen können...

    Was aber nicht geschah!, fuhr der Bundesrichter seinem Gegenüber dazwischen, warum regst du dich dermaßen auf?! Denn dir ist doch nichts passiert!

    Ach, jetzt machst du mir noch Vorwürfe?!, fauchte der Drogenbaron, ich soll mich wohl dafür entschuldigen, dass ich dieses kleine Treffen arrangiert habe, frei nach dem Motto ‘Oh Verzeihung, Dr. McNamara, da hab ich mich leider geirrt, ist mir ehrlich unangenehm. Natürlich können Sie sofort gehen.’ Ich sag dir jetzt mal was, du Mistkerl, und zwar, dass du einen perfekt ausgetüftelten Plan hattest. Dass ich dir dazwischenfunken konnte, war ein absoluter Glücksfall. Die Tatsache, dass du nach deiner Rehabilitierung nicht umgehend wieder aktiv geworden bist, würde ich mal so interpretieren, dass du zuerst Bundesrichter werden wolltest, damit du auch da die Nummer eins bist. Dann konntest du an dem Projekt ‘Miguel vernichten’ in Ruhe weiterarbeiten. Nur ein enger Vertrauter hätte solch umfassende Informationen über meine Organisation haben können. Um an die Konten zu kommen und diese zu manipulieren, musste man Punkt eins die Nummern und die Banken kennen. Aber was noch viel schwieriger herauszukriegen war, das war das Passwort. Ein Fremder hätte es niemals entschlüsseln können, weil ein bestimmter Satz dahinter steckte, der wiederum einen Zahlencode verschlüsselte. Und erzähl mir nicht, du hättest alle diese Sachen recherchiert und den Code geknackt.

    Nein, das habe ich nicht, bestätigte Thomas und musste sich schwer beherrschen, um nicht zu grinsen, auch wenn seine Situation so hoffnungslos war. Aber bei dem Gedanken, dass das mal wieder eine ungelogene Aussage war, die den Gegner auf die falsche Fährte führte, hatte er schon seinen Spaß.

    Natürlich habe ich das nicht herausgekriegt, dachte er, sondern Peter hat die Recherchearbeit geleistet, Leo ist auf den entsprechenden Satz gekommen, er und Jeremiah haben den Code geknackt, und Cedric hat dann die Konten manipuliert. Das war wirklich übermenschlich, nämlich göttlich, und das sehe ich immer noch so, dass wir darin Gottes Hilfe erfahren haben. Allerdings war ich leider auch ein totaler Idiot, indem ich meinte, das Dossier wäre so eine Art Lebensversicherung. Im Gegenteil, es ist mein Verderben, weil ich dadurch furchtbar in der Klemme sitze.

    Na also!, fauchte Miguel den Bundesrichter an, demnach bleibt dafür nur eine Erklärung übrig, und die lautet, dass wir Freunde waren und du Einblick in meine bzw. unsere Geschäfte hattest. Deshalb fange ich jetzt mit der Rache an, denn ich muss erst mal meine Aggressionen abbauen, damit ich nachts wieder entspannt schlafen kann. Später fahre ich dann mit dem Interview fort.

    Und zu den beiden Handlangern meinte: Bringt ihn rüber in die Schmie­de, und legt ihn in Ketten.

    Die Männer packten Thomas umgehend und zerrten ihn hinaus. Als sie schon fast außer Hörweite waren, vernahm der Amerikaner noch, wie Miguel zu Caín sagte: Und du trommelst die anderen Jungs zusammen. Sie sollen alle auf den Hof kommen und dabei zuschauen, wenn ich an McNamara ein Exempel statuiere.

    Während ihn die Männer zu der Schmiede schleppten, wusste Thomas nicht, wovor ihm mehr graute... in Ketten gelegt zu werden oder der Tatsache, dass Miguel ihn in Gegenwart der ganzen Truppe fertigmachen wollte.

    Als der kleine Trupp an der Werkstatt ankam, beschlug der Schmied gerade ein Pferd. Weil er im Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm, blickte er kurz auf und murmelte: Ich bin gleich fertig, bringt ihn schon mal rein.

    Also zerrten die Burschen Thomas in die Schmiede und warteten ungeduldig, bis der Handwerker endlich erschien. Währenddessen hatte der Amerikaner Gelegenheit, sich ein wenig umzuschauen. Die Wände waren weiß gestrichen. An der einen Seite hingen an Nägeln Hufeisen in verschiedenen Größen. Aber an der gegenüberliegenden Seite hingen Ketten in diversen Längen und runde Eisenteile, ähnlich Rohrringen, die man genau auf den Umfang eines Handgelenkes einstellen konnte.

    Dauert’s noch lange?!, beschwerte sich schließlich einer der Handlanger, die Thomas festhielten.

    Aber noch ehe der Schmied antworten konnte, hörten die drei Männer, wie Miguel gerade hinzukam, jenen anfauchte: McNamara hat oberste Priorität, Fernando. Den Gaul kannst du auch später noch beschlagen!

    Umgehend erschienen der Drogenbaron und sein Untergebener in der Werkstatt. Miguel befahl dem Schmied, sich einen Stuhl zu nehmen und den vor dem Bundesrichter abzustellen, und zwar so, dass die Lehne auf jenen zeigte. Anschließend forderte er die beiden Handlanger auf, dem Amerikaner die Handschellen abzunehmen. Kaum von seinen Fesseln befreit, rieb sich Thomas ganz intuitiv die schmerzenden Handgelenke.

    Tja, die Dinger tun schon recht unangenehm weh, befand Miguel mit gespielter Leidensmiene, und deshalb habe ich mir gedacht, dass Sie wesentlich besser damit leben können, wenn Sie mit Ketten gefesselt sind, weil Sie dieses Gefühl doch von Ihren Oberhemden mit steifen Manschetten kennen.

    Anschließend wies er seinen Gefangenen an, sein elegantes Jackett und sein Oberhemd auszuziehen sowie Schuhe und Strüm­pfe.

    Die goldenen Manschettenknöpfe können Sie mir geben, meinte Miguel mit mütterlichem Unterton, die werden noch gebraucht.

    Thomas händigte sie ihm also aus, und der Drogenbaron steckte sie voller Genugtuung in seine Jackentasche. Die Bekleidung des Amerikaners ließ er anschließend in den Ofen der Werkstatt stecken und verbrennen.

    Und nun knien Sie sich bitte vor den Stuhl und legen die Arme über die Lehne, befand Miguel, alldieweil er Fernando mit einer Kopfbewegung bedeutete, dass der anfangen sollte.

    Thomas gehorchte aufs Wort und wartete nun angstvoll, was der Schmied mit ihm anstellen würde. Für einen Moment befürchtete er, dass man ihn mit glühenden Ketten fesseln würde. Aber dann verwarf er diesen Gedanken wieder, weil ihm einfiel, dass Miguel ihm ja noch einige Informationen entlocken wollte. Und glühende Eisen hätten ihn wahrscheinlich lebensgefährlich verletzt.

    Fernando holte nun diverse Eisenringe von der Wand und kramte etwas aus einer Schublade hervor. Anschließend kam er auf Thomas zu und legte sein Material vor dem Gefangenen auf der Sitzfläche des Stuhls ab. Der Schmied nahm an den Handgelenken Maß, legte die Eisenringe darum und hakte ein Kettenglied mit einem Scharnier und einem kleinen Schloss ein. Dadurch hatte man die Möglichkeit, es ähnlich einem Vorhängeschloss zu öffnen und auf diese Weise ganz nach Belieben die Länge der Verbindungsketten zu regulieren

    Als Fernando mit Thomas’ Händen fertig war, befahl er ihm aufzustehen, die Hände hinter den Kopf zu legen und den rechten Fuß auf die Sitzfläche des Stuhles zu stellen. Genau wie die Handgelenke fesselte er auch die Fußgelenke.

    Miguel wies ihn nun an, dem Bundesrichter ziemlich lange Verbindungsketten anzulegen, so lang, dass sie fast an eine Schleppe erinnerten.

    Was für einen hübschen Schmuck Sie doch haben, Dr. McNamara, meinte Miguel lächelnd und befahl ihm dann, mit den Händen hinter dem Kopf in den Hof hinauszugehen. Gleichzeitig sollten die beiden Handlanger die Ketten tragen.

    Damit Sie sich nicht darin verheddern, Dr. McNamara, meinte Miguel fürsorglich, auf geht’s.

    Im Hof hatten sich schon alle versammelt und warteten der Dinge, die da kommen sollten. Die Handlanger postierten den Amerikaner nun in der Mitte zwischen zwei Holzpfählen und befestigten seine Fußketten ganz unten am Boden. Anschließend hakten sie ihm über Kopf die Verbindungsketten an seinen Händen so stramm an den Pfählen ein, dass Thomas sich wie ein Stück aufgespanntes Leder in der Sonne vorkam. Und fürwahr, die Sonne stach nur so vom strahlendblauen Himmel.

    Dann aber trat Miguel vor seinen Gefangenen und sah ihm demonstrativ in die Augen.

    So, das hätten wir, begann er, "dann können wir ja loslegen.

    Anschließend wandte er sich ein wenig zur Seite und meinte: Aber vorher möchte ich noch eine kleine Erklärung abgeben. Liebe Anwesende, was ihr gleich sehen werdet, ist nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, was jemandem blüht, wenn ich mich an ihm räche. Jeder, der sich gegen mich auflehnt, muss dafür bezahlen. Und für Dr. McNamara ist heute Zahltag.

    Dann trat er ein Stück zurück, damit einer seiner Männer besser an den Gefangenen herankam. Der zückte sein Messer und zerschnitt ihm das Unterhemd, um es ihm besser vom Leib zu reißen zu können. Genauso verfuhr er mit der Anzughose und der Unterhose. Zuletzt zog er ihm sogar den Ehering vom Finger, den er dann feierlich Miguel überreichte. Der steckte ihn mit sichtlicher Genugtuung in eine kleine Tasche seiner Weste. Danach wandte sich der Drogenbaron an seinen Gegner mit der Frage, wie der sich denn jetzt fühle. Thomas schwieg, obwohl er sein Gegenüber am liebsten mit den übelsten Schimpfworten überschüttet hätte, und gleichzeitig schämte er sich entsetzlich wegen seiner Nacktheit.

    Ich habe Sie was gefragt!, fuhr Miguel ihn an, also antworten Sie gefälligst!

    Wie soll ich mich wohl fühlen, knurrte Thomas, total entwürdigt, beschissen, misshandelt, suchen Sie sich was aus.

    Oh, misshandelt habe ich Sie noch nicht, entgegnete Miguel, aber wie ich sehe, haben Sie eine Menge Weitblick. Die Misshandlung kommt noch, verlassen Sie sich drauf. Und zwar werde ich Ihnen jetzt ein paar Peitschenhiebe verpassen, ich denke, zwanzig reichen für den Anfang. Schließlich muss es ja noch eine Steigerung geben.

    Anschließend händigte ihm einer seiner Leute eine Peitsche aus. Miguel begutachtete sie

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