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Flug nach Johannesburg: Krimanalistisch-humoristischer Roman aus dem Schulmillieu
Flug nach Johannesburg: Krimanalistisch-humoristischer Roman aus dem Schulmillieu
Flug nach Johannesburg: Krimanalistisch-humoristischer Roman aus dem Schulmillieu
eBook247 Seiten2 Stunden

Flug nach Johannesburg: Krimanalistisch-humoristischer Roman aus dem Schulmillieu

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Über dieses E-Book

Johannesburg? Blos nicht anhalten und am besten gleich bis zum Krügerpark durchfahren. In seinem Fall hält sich Kommissar Steele nicht an diese Anweisung für Südafrika-Touristen, sondern er macht auf Einladung eines alten Freundes genau dort Urlaub. Fernab von Löwen, Giraffen und Elefanten lernt er den Alltag einer deutschen Lehrerfamilie im Dschungel der Großstadt kennen. Als an der Schule seines Freundes ein Verbrechen geschieht, wird Steele um "Amtshilfe" gebeten.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum17. Jan. 2014
ISBN9783847643616
Flug nach Johannesburg: Krimanalistisch-humoristischer Roman aus dem Schulmillieu

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    Buchvorschau

    Flug nach Johannesburg - Hans-Otto Kaufmann

    Vorwort

    Aus den letzten Jahren ist dem Autor ein Stoßseufzer von Auslands-Dienst-Lehr-Kräften (ADLK) oder deren Frauen im Gedächtnis geblieben, der sich in folgenden zwei Sätzen zusammenfassen lässt:

    "Ach, hätte man doch einmal aufgeschrieben, was einem im Ausland so passiert ist.

    Nun ist es zu spät!"

    Nichts da!

    Der erste und gleich ultimative ADLK-Roman ist raus!

    Der Verfasser muss noch einmal betonen: Dieses Buch ist ein Roman!

    Wie in jedem ordentlichen Roman gibt es bestimmte Anteile von Realität, sonst wäre es ja ein Märchen-, Fantasie- oder Science-Fiction-Buch, nicht wahr?

    Im vorliegenden Roman werden Berufs- und Alltagserlebnisse von Auslandslehrern und deren Familien in einer erfundenen Geschichte erzählt, die in Johannesburg kurz vor dem Beginn der Sommerferien spielt.

    Die Beschreibung von Orten, Straßen, Gebäuden etc. entspricht weitgehend der Wirklichkeit um das Jahr 2000, die Personen sind ziemlich frei dem richtigen Leben nachempfunden.

    Es ist ein humoristischer Roman mit kriminalistischen Elementen und Knut Steeles zweiter Fall.

    Kurz gefasst geht es darum, dass er unvermittelt einem vermittelten Freund unter die Arme greifen muss, selber nur wenig ermittelt und dabei eher mittelprächtig abschneidet, bevor er fast mittellos endet.

    1. KANTINE - Deutschland vor viereinhalb Jahren (Rückblick und Vorgriff)

    So riesig hatten sie sich das Gebäude nicht vorgestellt.

    Vor dem imposanten, gläsernen Haupteingang kamen sich Irene und Arndt Dirk Lütje-Kappenberg ziemlich verloren vor. Ihre Blicke wanderten an der Fassade des Hochhauses auf und ab. Von der Größe her musste der Bund in diesem Kolossalbau erheblich mehr verwalten als nur das deutsche Auslandsschulwesen.

    Hier also sollte das wichtige Gespräch stattfinden, das seiner Lehrerlaufbahn eine andere Richtung geben konnte.

    Arndt überprüfte noch einmal den Sitz seiner Krawatte, die er sich eigens zu diesem Anlass neu gekauft hatte. Als Sportlehrer war er es gewohnt, in Trainingsanzügen, Turn- oder Badehosen seine Vor- und gelegentlichen Nachmittage zu verbringen. An einem normalen Werktag in Blazer und mit Kulturstrick herumzulaufen, das war für ihn schon recht ungewöhnlich.

    Als Treffpunkt der Unterredung hatte man ihnen die Kantine, die im Erdgeschoss liegen sollte, vorgeschlagen. Durch eine breite, schwere Pendeltür gelangten sie ins Gebäude und wurden nach wenigen Metern von einem Drehkreuz aufgehalten. Sie merkten schnell, dass man es nur mit einem speziellen Ausweis passieren konnte.

    Plötzlich zuckten sie zusammen.

    Eine knarrende Lautsprecherstimme blaffte sie an:

    Sie wünschen bitte?

    Aus dem dickwandigen Sicherheitsglas-Portierskarbäuschen wurden sie misstrauisch von zwei Beamten beäugt, die wie Grottenolme in einem Aquarium wirkten.

    Ah…Ah...

    Arndt wusste nicht, ob er zurückbölken oder in normaler Stimmlage antworten sollte.

    Er entschied sich für eine moderate Gangart.

    Wir sind um fünf Uhr zu einem Gesprächstermin in der Kantine verabredet.

    Einer der Beamten blätterte mechanisch in einem Ordner.

    Mit Dr. Damel?

    Erleichtert nickte Arndt.

    Gleich links durch die Tür, kam gelangweilt die Antwort.

    Sie können jetzt durch die Sperre gehen.

    Die Eheleute folgten brav dem Hinweis und standen wie bestellt und nicht abgeholt in einem großen Kantinensaal, in dem sich kaum jemand aufhielt. Nur in der Tiefe des Raumes saßen sich zwei Männer, ins Gespräch vertieft, gegenüber. Hinter dem langen Tresen war man mit Saubermachen beschäftigt.

    Lütje-Kappenbergs schauten sich um, nahmen an einem der vorderen Tische Platz und harrten der Dinge, die da kommen sollten.

    Glaubst du, dass es einer von den beiden ist, Arndt?

    Gut möglich. Ist ja sonst niemand hier.

    Wenn der Direktor extra nach Deutschland fliegt, um sich neue Lehrer anzuschauen, wird er heute sicher einige Gesprächstermine haben.

    Klar. Er lässt natürlich alle nacheinander antanzen. Hoffentlich müssen wir nicht zu lange warten.

    Seine Finger trommelten nervös auf der Tischplatte.

    Arndt, versuch` bloß nicht den Eindruck zu erwecken, dass du es eilig hast. Dann kann der Schuss nach hinten losgehen. So unwichtig ist die Sache nun auch wieder nicht.

    Ich weiß, ich weiß.

    Er fühlte sich in der Zwickmühle. Einerseits wollte er locker, entspannt und total spontan wirken, andererseits hatte er sich einige vorteilhafte Formulierungen überlegt, um sich in ein positives Licht zu setzen.

    Schleimpunkte sammeln, wie die Schüler sagen.

    Das konnte nie schaden.

    Nach wenigen Minuten erhoben sich die beiden anderen Gäste, schüttelten sich die Hände. Während einer dem Ausgang zuschritt, hielt der andere, ein kurzbeiniger, graumelierter, elegant gekleideter Herr mit aparter Nickelbrille, an ihrem Tisch.

    Sie erhoben sich höflich.

    Frau und Herr Lütje-Kappenberg, I presume?

    Arndt bejahte amüsiert die afrikanische Anspielung.

    Darf ich Ihnen meine Frau Irene vorstellen?

    Sehr angenehm.

    Artig gaben sie Pfötchen.

    Meine Name ist Dr. Damel. Ich bin der Direktor. Es freut mich, Sie persönlich kennen zu lernen. Bitte nehmen Sie doch Platz. Wie war die Reise nach Köln?

    Problemlos. Nur ein kleiner Stau auf der A1.

    Tja, damit muss man leider immer rechnen.

    Aus einem flachen Aktenköfferchen fischte er einige Prospekte und Papiere und breitete sie auf dem Tisch aus.

    Ich schlage vor, wir gehen gleich in medias res, Herr Lütje-Kappenberg. Sie haben sich neben zwei anderen Kollegen auf die Stelle an meiner Bildungsanstalt beworben. Dieses Gespräch soll Ihnen Gelegenheit geben, sich einmal zu Ihren bisherigen beruflichen Schwerpunkten zu äußern, damit ich mir ein genaueres Bild von Ihnen machen kann. Anschließend erzähle ich Ihnen etwas über die Besonderheiten meines Hauses und beantworte Ihre Fragen. Was halten Sie davon?

    Arndt fielen keine gravierenden Einwände ein.

    In Ordnung. Womit soll ich anfangen?

    Sie vertreten, wenn ich richtig informiert bin, die Fächer Geschichte und Sport. Beginnen wir doch einmal mit dem, was Sie im Fach Geschichte bisher für Erfahrungen gesammelt haben.

    Erneut nestelte Arndt an seinem Schlips und legte los.

    Also, da müsste man wohl zunächst erwähnen, dass ich in den letzten vier Jahren Fachvorsitzender war.

    (Sie haben sicherlich nichts dagegen, dass wir Ihnen die ehrenvolle Aufgabe des HOD-Geschichte übertragen haben. Wenn Sie bitte umgehend mit der Aktualisierung des Fachcurriculums beginnen wollen!)

    In dieser Funktion konnte ich einige neue Impulse geben, zum Beispiel habe ich Museumsbesuche und Exkursionen organisiert. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass die Schüler Geschichte immer hautnah, sozusagen zum Anfassen erleben sollten.

    (Bist du verrückt, den Zulu-Speer zu klauen, Heinrich? Der gehört doch zur Museumssammlung! Stell` ihn sofort zurück!)

    Darüber hinaus ist es mir immer wieder gelungen, Zeitzeugen oder bekannte Historiker zu Gesprächen oder Buchvorstellungen einzuladen.

    (Herr Lütje-Kappenberg, müssen wir uns den Vortrag über die Apartheids-Zeit weiter anhören? Schauen Sie mal nach hinten. Die Schüler der letzten Reihe sind bereits eingeschlafen.)

    Großen Wert lege ich auf einen handlungsorientierten Unterricht. So haben wir in einem Projekt beispielsweise eine mittelalterliche Klosteranlage aus Papier und Pappe maßstabgetreu nachgebaut.

    (Wenn du noch einmal den Gluestick durch die Klasse wirfst, gibt es Detention. Ist das klar?)

    Schülerorientiertes Arbeiten versteht sich wohl von selbst.

    (Wir haben heute keinen Bock auf Napoleon. Können wir für den Mathetest lernen?)

    Betonen möchte ich, dass die Schüler im Sinne eigenverantwortlichen Arbeitens ihr Zeitdeputat selber organisieren müssen.

    (Beeilt euch mal ein bisschen! Ihr habt noch dreißig Minuten bis zum Klingeln, dann müsst ihr die Gruppen gebildet haben!)

    Wichtig ist es natürlich auch, dass den Schülern immer ein spielerischer Zugang zur Geschichte eröffnet wird, damit das Ganze nicht nur trockenes Pauken nach dem Lehrbuch wird, denn davon halte ich gar nichts.

    (Schluss mit dem Kreuzworträtsel! Zettel einsammeln! Schlagt sofort das Buch auf! Seite 105!)

    An einem freundlichen, aber an der Sache orientierten Unterrichtsklima ist mir sehr gelegen.

    (Lies lauter, Chris! Und ihr beiden dahinten hört sofort auf zu quatschen und mit den Papierkugeln zu werfen, sonst schmeiße ich euch raus!)

    In unserer Fachschaft haben wir auch interessante Testverfahren entwickelt, die das kreative Schreiben über geschichtliche Fragen fördern sollen.

    (Open-Book-Test Nr. 4:

    Der Anglo-Boer-War dauerte von 1899 bis 1902.

    Lies den Satz viermal leise für dich durch.

    Beantworte die folgende Frage:

    Wann endete der Anglo-Boer-War?

    Antworte im ganzen Satz und unterstreiche die Zahl 1902. -15%-)

    Das hört sich interessant an, Herr Lütje-Kappenberg. Gibt es Wichtiges zum Fach Sport zu sagen?

    Ja, was das Fach Sport angeht, so war ich vor zehn Jahren für drei Jahre Fachvorsitzender. Danach habe ich unsere Volleyball-Schulmannschaft übernommen und zu acht Turniersiegen in Folge geführt. Ein bis dahin beispielloser Triumph in der Geschichte unseres Gymnasiums, wie ich bescheiden unterstreichen möchte. Ansonsten unterrichte ich in allen Jahrgangsstufen und habe in Abiturprüfungen häufig den Vorsitz geführt. Im Sportunterricht kommt es natürlich vor allem darauf an, dass Spiel und Spaß miteinander verbunden und die Schüler in ihrem Leistungswillen und Selbstbewusstsein gestärkt werden.

    (Kannst du vielleicht deinen Hintern mal hochheben und dich eine Runde um den Platz bewegen?)

    Herr Lütje-Kappenberg, das klingt alles recht aufschlussreich und vielversprechend, was Sie mir da erzählen, obwohl ich Ihnen nicht viel versprechen kann und darf. Ich zeige Ihnen einmal einen Prospekt meiner Erziehungseinrichtung, so dass Sie sich mit den Verhältnissen besser vertraut machen können. Schauen Sie ihn sich in Ruhe an. Die Broschüre dürfen Sie behalten. Für Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

    Er legte den Eheleuten einen Hochglanzdruck vor die Nasen, auf dem eine Luftaufnahme des Geländes und in Nahaufnahme viele fröhlich lächelnde Kinder aller Altersgruppen abgebildet waren. Sogar einige dunkelhäutige Dötze waren dabei.

    Dr. Damel erläuterte die Gebäudeansammlung und die Arndt besonders interessierenden Sportanlagen. Dann schaute er kurz hoch, denn die nächsten Gesprächskandidaten, ein Ehepaar mit Kind, hatten die Kantine betreten.

    Nun zu Ihnen, Frau Lütje-Kappenberg. Sind Sie berufstätig?

    Ich arbeite halbtags als Bibliothekarin.

    Und Sie können sich vorstellen, für einige Zeit einmal nicht berufstätig zu sein?

    Das dürfte kein Problem sein. Vielleicht genieße ich es sogar.

    "Das ist schön zu hören. Ihre Familie wird es Ihnen danken, wenn Sie sich ganz um sie kümmern können. Tja, Herr Lütje-Kappenberg, wenn Sie keine weiteren Fragen mehr haben, werden Sie von mir zu gegebener Zeit telefonisch darüber informiert, wie sich der Vorstand entschieden hat.

    Ihnen und Ihrer Frau wünsche ich eine gute Heimfahrt."

    Sehr geehrter Herr Lütje-Kappenberg,

    es ist mir eine Freude, Ihnen mitteilen zu können, dass Vorstand und Leitung Ihnen ein Vertragsangebot unterbreiten.

    Ich bitte Sie um schnelle Zu- oder Absage, damit die Planung weiterlaufen kann.

    Mit freundlichem Gruß

    Dr. Damel

    Sehr geehrter Herr Lütje-Kappenberg, lieber Kollege,

    ich möchte Sie und Ihre Familie auf diesem Wege überaus herzlich im Namen aller Mitarbeiter willkommen heißen und Sie zu Ihrer Wahl für unsere Bildungsanstalt beglückwünschen.

    Sie werden an eine umwerfend lebendige Institution kommen und in einem Land leben, das einen gewaltigen Wandel durchmacht. Dass diese Turbulenzen in der Gesellschaft nicht ohne Probleme ablaufen, dürfte Ihnen bekannt sein, auch dass es manchmal Schwierigkeiten macht, sich auf das Leben in weniger gesicherten und etwas raueren Verhältnissen einzustellen, sollte von Anfang an nicht verschwiegen werden. Es wird von unserer Seite aus alles unternommen, dies sei Ihnen zur Beruhigung bereits mitgeteilt, damit Sie sich konzentriert dem erzieherischen Geschäft widmen können.

    Ein hochmotiviertes Kollegium von ca. 60 lokalen und ca. 20 aus Deutschland angeworbenen Lehrkräften erwartet Sie sehnlichst, das mit enthusiastischem und professionellem Approach (wie man hier sagt) den hohen Anspruch eines überragenden internationalen Begegnungszentrums unter deutscher Flagge, man darf wohl sagen, mit außerordentlichem Erfolg, einlöst.

    Vor allem die vermittelten Lehrer gehen mit einem Beispiel voran, das den Begriff der Belastungsgrenze lächerlich erscheinen lässt. Reihen Sie sich würdig in das vielfältige, aber nicht repräsentative Spektrum der ADLK- Mitarbeiter ein.

    Im Augenblick freuen sich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen:

    Der große Klare von der Waterkant,

    der Klimaflüchtling von der Elb-Chaussee,

    der C-Dur-Akrobat aus Schleswig-Holstein (In Des-Dur würde er zu viele Schwarze unterdrücken),

    der Niedersachse mit dem neckischen EvA-Emsland-Blick,

    die Begegnungsenthusiastin aus dem Hannoverschen,

    der Kugelblitz aus dem Münsterland,

    der sportliche Dauerschulterklopfer aus Berlin,

    der gelehrige Schüler Porten Leves,

    die ästhetisch durchgeglühte Literatin vom Naturpark ‘Die Haard’,

    der Aktienspezi aus dem Wesertal,

    der Große Bruder aus dem Bergischen Land,

    der hessische Randbote,

    die württembergischen Safarilehrer (z. T. mit Jacht am Bodensee),

    die nörgelnden, aber fidelen Drillprofis aus Bayern.

    (Aber das wird sich bald ändern!)

    Sie können sich unschwer vorstellen, dass eine solche Phalanx erfahrener Pädagogen Ihnen bald ein Gefühl berstender Einsatzbereitschaft und Vertrautheit, ja Heimat, geben wird.

    Wir haben Ihnen einen Betreuungslehrer zugewiesen, an den sich Ihre Frau vertrauensvoll mit allen die Übersiedlung, aber auch den Alltag in Johannesburg betreffenden Fragen wenden kann.

    Für unser leutseliges und akribisch ediertes Jahrbuch möchte ich Sie um ein Foto nebst einem kurzen Artikel bitten, in dem Sie Ihren Werdegang darlegen und sich persönlich der durchaus neugierigen Lesegemeinschaft vorstellen.

    Mit freundlichem Gruß

    gez. F. Rust

    (Chefredakteur und Oberster-Ablauf-Koordinator)

    Mein Name ist Arndt Dirk Lütje-Kappenberg.

    Aufgewachsen und zur Schule gegangen bin ich in einer Kleinstadt in der Nähe Hamburgs. Nach dem Abitur schloss sich, in Norddeutschland nicht unüblich, eine erlebnisreiche Zeit bei der Marine an. Zwei Jahre bin ich zur See gefahren und habe dabei auch Küstenstädte Südafrikas kennen gelernt. In Kiel und Hamburg studierte ich die Fächer Sport und Geschichte für das Höhere Lehramt. Nach dem Referendariat trat ich meine erste Stelle an einem Gymnasium in Buxtehude an. Die Entscheidung, mich an eine möglichst weit im Süden gelegene deutsche Auslandsschule zu bewerben, fiel, nachdem es in Buxtehude zehn Wochen ununterbrochen geregnet hatte.

    Zusammen mit meiner Frau Irene und unseren Kindern Georg und Friederike freue ich mich auf eine neue schulische Herausforderung und besseres Wetter.

    Wir hoffen, dass wir uns in der großstädtischen Umgebung bald wohlfühlen werden.

    2. BONBON

    Freitag

    Seit zwei Wochen ‘arbeitete’ er an der Kreuzung St. Andrews - Jan Smuts.

    Ross Gallagher: Weiß-rötlicher Haut-, aber grauer Haarfarbe, fast fünfzig Jahre alt, von seiner Firma gekündigt, seitdem ohne Arbeit, alkoholanfällig, geschieden, zwei Kinder, die bei seiner Ex-Frau lebten.

    Vor, neben und hinter ihm:

    Autos, Autos, Autos.

    Ein endloser, selten abreißender Strom von Fahrzeugen, den er nur als anonyme, in der Sonne gleißende Blechkarawane wahrnahm.

    Zwischen den beiden Rechtsabbiegespuren hielt er allen Fahrern sein handgeschriebenes Pappplakat entgegen:

    DESTITUTE

    NO JOB

    NO FOOD

    PLEASE HELP

    Manchmal sah er, wie ein Fenster heruntergekurbelt wurde, zwei Finger erschienen und ihm eine Münze, etwas Obst oder ein Bonbon reichten. Dann bewegte er sich einige Meter vor, öffnete seine Hand, murmelte kopfnickend ein Dankeschön. Sonst blieb er wie eine Statue ungerührt und mit stoischem Blick stehen.

    Viel konnte er hier nicht verdienen. Es reichte, um den schlimmsten Hunger zu stillen.

    Ihm ging es nicht besser als den schwarzen Arbeitslosen, die mit ihm um Straßen- und Arbeitsplätze stritten.

    Eher schlechter. Die attraktiven Kreuzungen waren längst vergeben, in festen Händen.

    Auch als Parkplatzwächter hatte er sich beworben. Keine Chance. Alles ausgebucht.

    Länger als zwei Stunden hielt er es in der Nachmittagshitze nicht aus. Seine Beine wurden schwerer und schwerer, schienen in den Asphalt einzusinken.

    Während einer Rotphase schlich er zum Straßenrand in den Schatten der Bäume, holte einen Apfel aus der Tasche, legte sich hin, schaute in den Himmel, auf die elektronisch gesteuerte Werbewand an der gegenüberliegenden Straßenseite - Firestone For Life, NOT JUST TYRE LIFE BUT HUMAN LIFE, BY ANY TWO SELECTED TYRES AND GET A RADIO FREE  - oder beobachtete den dicklichen Fahrer des AA-Wagens, der einige Meter entfernt von ihm auf den nächsten Einsatz wartete.

    ‘F.... South Africa.

    Firestone! Tyres! Human life!

    Nicht einmal ein

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