Pater Patriae: Der Vater des Vaterlandes
Von Dan Campall
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Pater Patriae - Dan Campall
Dan Campall
Pater Patriae
Der Vater des Vaterlandes
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VerlagslogoInhaltsverzeichnis
Titel
Pater Patriae
Impressum
Pater Patriae
Pater Patriae
Der Vater des Vaterlandes
Noch einmal blies Tiro über die geschriebenen Worte in Tinte und betrachtete sein Werk, bevor er das Schriftstück aufrollte, das einige Erlebnisse wiedergab, die ihn vor einem Vierteljahrhundert so sehr geprägt hatten.
Der zierliche Mann erhob sich von seinem Platz, trat an einen von Papyrus überladenen Marmortisch und legte seine Aufzeichnungen ab. Mit den Fingerspitzen fuhr er nochmals über die aufgeraute Struktur. Er atmete tief ein. Ein Zucken umspielte seine Lippen und er presste sie gegeneinander, nur um nicht dem Wunsch Genüge zu tun, aus dem Gefühl der überwältigenden Einsamkeit heraus zu schluchzen.
Der aufdringliche Geruch gärender Frucht lenkte seinen Blick zur Obstschale an der Ecke des Tisches, in welcher einige Feigen unzähligen Obstfliegen ein reiches Mahl bescherten. Ihn selbst gelüstete es selten, zu speisen. Er nahm lediglich das zu sich, was er unbedingt benötigte, um bei Kräften zu bleiben. Alles andere fiel der Verrottung anheim. Zwangsläufig. Seit Jahren bereits.
Angewidert wendete er sich ab und sah hinüber zum Fenster. Dabei zog er gedankenverloren den Fingerring unter seinem Gewand hervor, den ihm sein Herr vor dessen Ermordung als Zeichen der Freilassung aus dem Sklavenstand übergeben hatte. Diesen, nebst seinem Namen und finanziellen Mitteln, um seinem Getreuen nach dem Ableben weiterhin ein ordentliches Dasein zu ermöglichen. Wie unzählige Male zuvor schloss Tiro die Augen, wenn er an ihn dachte. Er küsste den Ring und verbarg ihn wieder unter dem Stoff an seinem Leib.
Die Hitze dieses Sommertages schlug ihm ins Gesicht, als er sich aus dem Fenster lehnte. Müde stützte sich Tiro mit den Händen am Sims ab und sah auf die Straße. Er betrachtete das emsige Treiben der Menschen, hörte ihre Stimmen, die bis zu ihm hinaufdrangen. Wütende Rufe mischten sich zu jenen, die etwas feilboten. Lachen und freundliche Floskeln erinnerten den einstigen Sklaven daran, wie inhaltslos so manches Gespräch gewesen war, das sich sein Dominus gezwungen sah, zu führen. Damals, als es noch galt Wählerstimmen zu erhaschen.
Selbst wenn er sich inmitten dieses pulsierenden Lebens befand, spürte Tiro deutlich, dass er anders war, als jeder Einzelne von jenen dort unten, die sich darin tummelten. Nicht leeres Gerede hatte ihn beflügelt, viel mehr waren es die Worte seines Meisters, die stets von besonderem Sinn getragen, ihn in neue, unbekannte Bewusstseinsebenen zu befördern vermochten.
Er richtete den Blick auf die Dächer der umliegenden Häuser, sah hinab auf Rom. Tiro erkannte in der Ferne die Wege, die er unzählige Male gemeinsam mit seinem Dominus gegangen war. Auf denen sie sich zusammen fortbewegt hatten, um sich den Konfrontationen im Senat zu stellen, um Verhandlungen zu führen, diplomatische Gespräche oder mitunter, um die Vergehen einiger Staatsfeinde aufzudecken.
Er ging neben seinem Herren her, auf diesen staubigen Straßen, als Mann ohne Rechte in