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Die Annalen von Naschfuhd; aus den Chroniken von Biglund: Band 1: Die Gefährten von Biglund
Die Annalen von Naschfuhd; aus den Chroniken von Biglund: Band 1: Die Gefährten von Biglund
Die Annalen von Naschfuhd; aus den Chroniken von Biglund: Band 1: Die Gefährten von Biglund
eBook364 Seiten5 Stunden

Die Annalen von Naschfuhd; aus den Chroniken von Biglund: Band 1: Die Gefährten von Biglund

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Über dieses E-Book

Eines längst vergangenen Tages brachen finstere Zeiten an und ein drohender Schatten überzog das durch Seuchen, Not, Elend und eine Vielzahl kleinerer Scharmützel, mittelgroßer Gewaltorgien, sowie gewaltiger Schlachten in lange währenden Kriegen historisch belastete Land. Denn nachdem sich seine Frau von ihm scheiden ließ, setzte der dunkle und mächtige Hexenmeister Prosta alles daran, Biglund in ein neues Zeitalter des Chaos zu stürzen und die Gesetze der Logik und Magie außer Kraft zu setzen, um die Scheidung seiner Frau zu rächen. In einem seiner magischen Holzöfen schmiedete er heimlich ein überaus mächtiges Artefakt, das die Ordnung Biglunds in ihren Grundfesten außer Kraft setzen würde. Einem wurde es aufgetragen, die wunderbare magische Welt von Biglund vor den unglaublichen Kräften des Hexenmeisters zu retten; dem Auserwählten, dem Einen, der Biglund retten soll und damit in die Chroniken von Biglund und sogar darüber hinaus in die Annalen von Naschfuhd eingehen sollte, jener epischen Erzählung voller Mythen und Legenden über die Geschichte Naschfuhds im Wandel der Zeit und seine unerschrockenen Helden im Kampf für ihre eigene Sache.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum19. Feb. 2015
ISBN9783738016062
Die Annalen von Naschfuhd; aus den Chroniken von Biglund: Band 1: Die Gefährten von Biglund

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    Buchvorschau

    Die Annalen von Naschfuhd; aus den Chroniken von Biglund - Prince Mario Munibert Gulbrand

    Vorwort

    Zu Naschfuhd, Biglund und der Handlung

    Naschfuhd ist der Name der vielleicht wundersamsten Welt, in der jemals etwas existierte und es scheint die einzige Welt zu sein, um dessen Namen sich bereits seit ihrer Existenz mehr Mythen ranken, als um die Entstehung dieser Welt selbst; und das, obwohl es für den gegenteiligen Fall allen Anlass gegeben hätte. Genauer gesagt ist Naschfuhd mehr oder weniger ein Gebilde vieler großer Kontinente, mehrerer Parallelwelten und unzähligen kleinen, unbedeutenden Inseln und Landstriche in einem höchst mysteriösen Paralleluniversum. Naschfuhd ist vor allem eines: sehr groß. Gemessen an der Größe aller in der Welt Naschfuhd befindlichen Welten sollte Naschfuhd nicht lediglich als Welt, sondern vielmehr als Universum bezeichnet werden, doch dieses Wort kannte man in der Welt Naschfuhd nicht und deshalb - und auch weil die meisten Bewohner innerhalb der einzelnen Welten von Naschfuhd überhaupt nichts von anderen Welten und damit eigentlich auch nichts von Naschfuhd wussten - bezeichnete man Naschfuhd weiterhin als Welt und nicht als Universum, wobei selbst der Name Naschfuhd nur den wenigsten überhaupt etwas sagte.

    In eben jener Welt gibt es eine Insel, die im Vergleich zu allem anderen um sie herum so unbedeutend und langweilig ist, dass es sehr unglaubhaft erscheint, diese Insel könnte sich zum Schauplatz des Beginns eines der größten epischen Ereignisse entwickeln, das es in Naschfuhd jemals gegeben hatte. Und umso schwerer fällt es, das zu glauben, wo doch kaum jemand in Naschfuhd diese Insel überhaupt kannte, geschweige denn sich für sie interessierte. Diese Insel ist die wundersame Welt von Biglund, die wiederum nur deshalb als Welt bezeichnet wird, weil der mit weitem Abstand größte Teil seiner Bewohner nichts anderes als Biglund kennt und auch felsenfest daran glaubt, dass es nichts anderes gibt. Das lief über eine lange Zeit hinweg ganz gut so, vor allem weil niemand sonst etwas von Biglund wissen wollte. Biglund ist im Gegensatz zu den meisten anderen Gebieten Naschfuhds eine geordnete Welt, in der die sogenannten Gesetze der Logik und Magie alles Leben binden und die Ordnung im Rahmen der Ausübung der Magie gewährleisten. Fünf Artefakte - die vier Samen der Elemente und das Siegel der Macht - verkörpern diese Ordnung und garantieren die Gesetze der Logik und Magie in einem komplizierten Wechselverhältnis untereinander und zwischen ihnen und dem Rest der Welt von Biglund, welches nur von sehr wenigen Bewohnern Biglunds überhaupt verstanden wird.

    Eines längst vergangenen Tages brachen finstere Zeiten an und ein drohender Schatten überzog das durch Seuchen, Not, Elend und eine Vielzahl kleinerer Scharmützel, mittelgroßer Gewaltorgien, sowie gewaltiger Schlachten in lange währenden Kriegen historisch belastete Land. Denn nachdem sich seine Frau von ihm scheiden ließ, setzte der dunkle und mächtige Hexenmeister Prosta alles daran, Biglund in ein neues Zeitalter des Chaos zu stürzen und die Gesetze der Logik und Magie außer Kraft zu setzen, um die Scheidung seiner Frau zu rächen. In einem seiner magischen Holzöfen schmiedete er heimlich ein überaus mächtiges Artefakt, das die Ordnung Biglunds in ihren Grundfesten außer Kraft setzen würde. Einem wurde es aufgetragen, die wunderbare magische Welt von Biglund vor den unglaublichen Kräften des Hexenmeisters zu retten; dem Auserwählten, dem Einen, der Biglund retten soll und damit in die Chroniken von Biglund und sogar darüber hinaus in die Annalen von Naschfuhd eingehen sollte, jener epischen Erzählung voller Mythen und Legenden über die Geschichte Naschfuhds im Wandel der Zeit und seine unerschrockenen Helden im Kampf für ihre eigene Sache.

    Der Auserwählte ist der junge Albin aus dem Quelldorf. Er wird eines Morgens damit konfrontiert, dass er laut einer uralten Prophezeiung Biglund retten muss. Albin zieht los, um das Siegel der Macht und die vier Samen der Elemente zu finden, bevor es die Diener Prostas tun. Nach einiger Zeit begleitet ihn Vulkolax, der weise Erzmagier von Biglund, und kämpft gemeinsam mit Albin gegen die Hindernisse und Widrigkeiten, die sich ihnen stellen. Von ihm erfährt Albin vieles über Biglund und Prosta. Eine weitere Gefährtin schließt sich ihnen an, nachdem sie den Samen des Wassers gesichert hatten; Zotta, die Koboldmenschin. Zu Dritt bilden sie die Gemeinschaft der Gefährten von Biglund und stellen sich den Folgen einer Vielzahl von unglücklichen Aneinanderreihungen und Verknüpfungen komplizierter und seltener Zufälle, die schließlich dazu führen werden, dass ihre Mission mit der Reise nach Raglund fortgesetzt werden muss. Doch mehr hierzu an späterer Stelle.

    Zum Faktischen - Dieser Roman beruht im Wesentlichen auf Tatsachen

    Die eben erläuterten Fakten mögen auf den ersten Blick mindestens unglaublich seltsam, unglaubwürdig und auch ein bisschen mysteriös klingen und den ein oder anderen Leser vielleicht sogar ein wenig überfordern, doch dem Leser/der Leserin/dem Etwas, das diese Geschichte liest wird an dieser Stelle versichert, dass sich alles in dieser Geschichte genauso zugetragen hat, wie es mit viel Zeit und Muße niedergeschrieben und für alle Ewigkeit festgehalten wurde. Zugegebenermaßen haben dem Autor ein wenig durchtriebener Wahnsinn beim Verfassen dieser Geschichte geholfen, jedoch nur um sie ein wenig auszuschmücken und sie dadurch für den/die/den Leser/Leserin/Lesenden interessanter zu machen. Im Großen und Ganzen ist die Geschichte jedoch eine Aneinanderreihung penibel recherchierter, lange vergangener Begebenheiten aus Zeiten, die längst in Vergessenheit gerieten.

    Zum Autor

    Der Autor selbst ist ein sehr sonderbarer Mensch, der sich von anderen, ihm in geistiger Hinsicht regelmäßig völlig unterlegenen Exemplaren gleicher Spezies, bereits mehrere Jahrhunderte lang erfolgreich distanziert hatte. Um nicht erkannt zu werden, lebt er halbtags in einer Tropfsteinhöhle in einem der entlegensten Orte dieses Planeten und geht nebenher unter falscher Identität bei einem mittelständischen Pizzaboten jobben, um seine Schreibutensilien wie Papier, Füllfederhalter, Tinte, sowie die aufwändige Recherche zu dieser und anderer auf Fakten basierender Geschichten zu finanzieren, um sie eines Tages endlich niederzuschreiben und damit das ureigenste Bedürfnis der Menschheit nach der Wahrheit zu befriedigen. Niemand kennt seinen wirklichen Namen, geschweige denn sein tatsächliches Alter oder seine Herkunft und jene wenigen, die das unfassbare Glück hatten, ihn persönlich kennenlernen zu dürfen, hegen starke Zweifel daran, dass er seinen wirklichen Namen, sein Alter oder seine Herkunft selbst kennt. Doch wer weiß schon, was er überhaupt ist? Ein ganz normaler Mensch, eine überentwickelte Affen-Art oder ein Außerirdischer, der durch einen Warp-Spalt ging und so auf die Erde gewarpt wurde? Vielleicht werden wir es nie erfahren, vielleicht...

    Zur stilistischen Einordnung der Geschichte

    Die Geschichte ist eine Kombination von Fantasy und Satire und sollte nicht verfilmt werden, es sei denn die Verfilmung ist aller Unwahrscheinlichkeit nach wirklich sehr gut.

    Kapitel 1 - Eine seltsame Prophezeiung

    Eines Tages, vor langer, langer Zeit...

    Es war ein Tag wie jeder andere, der in dem beschaulichen Dorf an der Bachquelle am zweiten Tag der ersten Woche im fünften Monat des zweihundertsiebenundzwanzigsten Jahres der Rüsselmeise begann - bisher jedenfalls.

    Der junge Albin stand noch etwas müde aus seinem Bett auf, rieb sich die Augen und sah schlaftrunken aus dem bullaugenrunden Fenster in seinem Zimmer. Das ganze Dorf war längst wach und übte sich in gewohnter Alltagsemsigkeit. Jeder tat das, was er eben tun musste oder tun zu müssen glaubte und jeder übte seinen Beruf aus wie an jedem Tag in diesem Dorf. Und auch die Tiere des Dorfes waren schon lange aktiv und gingen in der freien Natur und inmitten des Dorfes ihren ureigensten Trieben nach. Nichts Ungewöhnliches und erst Recht kein Grund, irgendeinen Verdacht zu schöpfen.

    Albin ging gähnend von seinem Zimmer in die Küche, grüßte seine Mutter, die gerade Marmelade zubereitete, und machte sich ein üppiges Frühstück. Dann setzte er sich an den Esstisch. Heute war sein freier Tag als Wasserradinstallateurgeselle und er konnte tun und lassen, was er wollte. „Ach ist das herrlich", dachte er, sah wieder aus dem Fenster und sah diesmal der üppigen Flora und Fauna dabei zu, wie sie immer üppiger wurde und andere Leute in dem Dorf nebenbei etwas arbeiteten und falls sie ihn bemerkten, grimmig zurück durch das Fenster starrten. Ja, so war das nun mal in diesem Dorf. Es wurde einem aber auch nichts gegönnt; nicht einmal ein freier Tag. Albin machte sich nichts daraus, denn es war ein wunderbarer Tag.

    Albin war ein Mensch und Bewohner der magischen Welt Biglund, in deren westlichstem Gebiet, dem Oberland, sich das kleine Dorf an der Bachquelle befand. Er hatte mittellanges, dunkles Haar, braune Augen und war eher schmächtig gebaut. Er liebte seinen Beruf und sein kleines, völlig unscheinbares Dorf und die Heimat drum herum über alles und hatte deshalb - wie fast alle anderen Bewohner dieses Dorfes und der umliegenden Umgebung auch - sein Lebtag weder etwas anderes gemacht als seinen Beruf, noch ernsthaft den Wunsch gehegt, eine andere Region als die seines Dorfes und seiner umliegenden Heimat zu besuchen, außer vielleicht wenn es um Pflichtbesuche bei Verwandten ging.

    Während er am Esstisch saß und weiter durch das Fenster sah, klopfte im nächsten Moment jemand an der Tür, der sein Vorhaben, den Tag so faul wie möglich zu verbringen, gnadenlos vereiteln wollte und der den Beginn eines für Albin völlig unerwarteten und noch weniger gewollten Lebensabschnitts einleiten würde. Albin stutzte. Wer konnte denn um diese Uhrzeit irgendetwas von ihm wollen? Er hatte ja noch nicht einmal zu Ende gefrühstückt. Keinen Augenblick später klopfte dieser jemand wieder an der Tür. Anscheinend hatte er es sehr eilig.

    „Albin, geh doch bitte an die Tür. Meine Hände sind ja ganz klebrig", sagte seine Mutter.

    „Ja, ich komm ja schon!" antwortete Albin der penetranten Person hinter der Haustür und legte endlich sein Frühstück beiseite. Er ging an die Tür und sah durch den Türspion einen Mann, der ihm sehr bekannt vorkam. Das war in diesem kleinen Dorf - in dem jeder jeden anderen besser kannte als sich selbst - auch kein Wunder; vor allem weil die Person auf der anderen Seite der Tür kein geringerer als der Bürgermeister dieses kleinen Dorfes, den man unter anderem an seiner Bürgermeistermütze erkannte, welche er soeben in der rechten Hand trug, weil er sich am Kopf kratzen musste. Es war ein kugelrunder Mann mittleren Alters, der einen eindrucksvollen Schnurrbart und obendrein den ehrfurchtgebietenden Bürgermeisterstab besaß, welchen er ebenfalls in jener Hand trug, die er nicht zum Kratzen seines Kopfes missbrauchte.

    „Guten Tag", sagte er, nachdem Albin endlich die Tür geöffnet hatte.

    „Herr Bürgermeister, was verschafft mir die Ehre?" antwortete Albin, noch im Schlafanzug gekleidet und die Reste seines letzten Frühstücksbissen fertigkauend. Auf einen Besuch war er einfach nicht eingestellt und erst Recht nicht vorbereitet.

    „Es gibt schlechte Neuigkeiten. Ich kann nicht um den heißen Brei herumreden. Komm sofort mit!" erwiderte der Bürgermeister und wies Albin mit einer ruckartigen Handbewegung gestikulierend noch einmal an, sofort mitzukommen.

    „Aber ich bin noch gar nicht angezogen", protestierte Albin.

    „Das sehe ich", stellte der Bürgermeister fest.

    „Aber, ähm", brachte Albin noch heraus.

    „Und es ist mir völlig egal. Wir haben keine Zeit zu verlieren! Komm schnell mit", befahl der Bürgermeister noch einmal.

    Albin hatte wohl keine Wahl, denn es war schließlich der Bürgermeister. Wortlos machte er die Haustür zu und folgte dem runden Mann durch das Dorf. Er hatte es anscheinend wirklich eilig, denn er ging Albin, der beinahe hinterherrannte immer mindestens zwei Schritte voraus. Albin war etwas peinlich berührt, da ihn währenddessen jeder im Dorf wegen seines allzu legeren Äußeren kopfschüttelnd begutachtete. Dem Bürgermeister lediglich mit einem Schlafanzug zu folgen war schließlich nicht gerade eine Geste angebrachter Höflichkeit. Albin versuchte wenigstens, sich nicht allzu viel daraus zu machen, denn immerhin war er ja nicht einmal schuld daran. Doch die Blicke der Dorfbewohner drangen in ihrem empörten Argwohn beinahe durch Mark und Bein.

    Der Bürgermeister führte Albin so schnell er konnte direkt an die Ältestenhalle; einem Ort, der nur von den Ältesten des Dorfes, der sozialen Oberschicht und dem Bürgermeister, welcher selbst entweder ein Ältester oder Vertreter der sozialen Oberschicht zu sein hatte, betreten werden durfte und Albin zählte ganz gewiss weder zu der einen, noch zu der anderen Sorte Dorfbewohner. Sein gesellschaftlicher Status war wenn überhaupt beim gehobenen Pöbel auf der Schwelle zur unteren Mittelschicht einzuordnen. Es kam ihm deshalb auch sehr seltsam vor, als der Bürgermeister vor der Halle hielt und Albin mit einer erneuten ruckartigen Handbewegung anwies, sofort in die Ältestenhalle zu gehen.

    „Du musst hinein. Der Dorfälteste hat etwas sehr Dringendes mit dir zu besprechen", sagte der Bürgermeister. Normalerweise konnte diese Aufforderung nur ein schlechter Scherz sein, doch das Gesicht des Bürgermeisters, seine Stimme, sowie seine gesamte Körperhaltung verrieten etwas völlig anderes.

    Da sich die Ältestenhalle im Quelldorf ausgerechnet genau zwischen dem Sozialamt und einer schäbigen Kneipe befand, lachten ihn sogar die Dorfasozialen aus. Einer von ihnen, der wohl am wenigsten Zähne, dafür aber die fettigsten Haare hatte, bewarf Albin sogar mit einer leeren Schnapsflasche und lachte höhnisch. Albin schämte sich in Grund und Boden. Einige anständigere Dorfbewohner in der Nähe der beiden, die sie belauschten und hoffnungslos offensichtlich so taten, als würden sie das nicht tun, reagierten einen kurzen Moment lang zutiefst geschockt von der Tatsache, dass jemand im Schlafanzug die Ältestenhalle betreten solle. Als dem Bürgermeister das auffiel, taten sie noch hoffnungslos offensichtlicher so, als würden sie sich mit einer völlig anderen Sache beschäftigen.

    „Moment mal, das geht mir jetzt ein wenig zu schnell, beschwerte sich Albin. „Erst einmal möchte ich wissen, warum um alles in ganz Biglund ich dort hinein soll mit nichts anderem an als meinem Schlafanzug.

    „Keine Zeit für lange Gespräche. Geh sofort hinein! bellte der Bürgermeister. „Man wird dir schon sagen, worum es geht!

    Das war unmissverständlich genug. „Okay, meinetwegen", gab sich Albin geschlagen. Andere Möglichkeiten schienen in diesem Moment ausgeschlossen. Nach einer weiteren ruckartigen Armbewegung des Bürgermeisters und einem kurzen Schubs mit dem Bürgermeisterstab ging er endlich hinein in die Ältestenhalle, deren breite Eingangstür ihm von zwei widerwillig dreinblickenden Bediensteten der Ältestenhalle reflexartig aufgemacht wurde. Nachdem er an ihnen vorbeiging, verbeugten die sich pflichtbewusst und schlossen sofort wieder die Tür von außen zu. Albin musste sich erst an diese Ehren gewöhnen und regte sich nun, da er dem Dorfältesten persönlich unter die Augen trat, mit jeder Sekunde mehr darüber auf, dass ihm der Bürgermeister nicht einmal Zeit für einen kurzen Umzug ließ. Was konnte denn nur so unglaublich dringend sein?

    Die Ältestenhalle war für hiesige Verhältnisse ein stattliches Gebäude, welches über einen kleinen Vorraum, eine Bedürfnisanstalt und der eigentlichen Ältestenhalle, einem großen Innenraum, verfügte. Albin ging durch den Vorraum, vorbei an der Bedürfnisanstalt in den nächsten Raum. In der Ältestenhalle selbst saß nur der Dorfälteste in einem breiten Sessel am anderen Ende des Raumes und blinzelte Albin merkwürdig zu. Es war Baldomir der Dreiundvierzigste, der in der einen Hand den Ältestenstab der altvorderen Dorfältesten und in der anderen Hand einen bunten Malstift hielt.

    „Hoher Dorfältester. Ich wurde zu Ihnen hineingebeten", begann Albin das Gespräch.

    „Ja, das stimmt, krächzte der Dorfälteste. „Wieso trägst du einen Schlafanzug? Hast du nichts Anständigeres zum Anziehen?!

    „Doch, versicherte Albin. „Aber der Bürgermeister gab mir dafür keine Zeit und...

    „Jaja, um Ausreden nie verlegen, die Jugend von heute! unterbrach ihn der Dorfälteste schroff. „Doch ich will dir trotzdem sagen, warum ich dich hier her bestellt habe. Der Dorfälteste machte eine lange Pause, atmete ein paar Mal schwer ein und aus und fuhr fort: „Ich hatte diese Nacht eine Vision. Ein sehr dunkles Omen, aiiiaiiiaiii!!!"

    Eine kurze, unangenehme Pause entstand, in der niemand wusste, was er daraufhin sagen sollte, vor allem nicht Albin.

    „Waren Sie schon beim Dorfarzt?" erwiderte er höflich besorgt mit dem Erstbesten, das ihm einfiel. Und es war das erste und einzige, das ihm in diesem Moment einfiel.

    „Schweig du nichtsnutziger Narr! Ein Omen ist keine Krankheit oder blödes Gewäsch eines senilen alten Mannes, klärte der Dorfälteste Albin auf und bohrte sich dabei mit dem Malstift in der Nase herum. „Du musst mir jetzt ganz genau zuhören.

    Albin hörte dem Dorfältesten aufmerksam zu und wartete, bis der eine weitere lange Pause beendet hatte.

    „Wo waren wir gerade stehen geblieben?" krächzte der Dorfälteste.

    „Bei eurem Omen, Hoher Dorfältester", erläuterte Albin.

    „Ach ja, richtig, das Omen. Ich sah in dieser Nacht in einem schier endlos langen Traum etwas sehr Mysteriöses und unglaublich Merkwürdiges vor meinem geistigen Auge, das mich zutiefst erschrocken hat. Mir sitzt der Schrecken immer noch in allen Gliedern und glaub mir mein Junge, in wirklich allen Gliedern!" erzählte der Dorfälteste und begann zu zittern.

    Albin wusste, dass der Dorfälteste ein sehr guter Geschichtenerzähler war, der jeder Legende seinen eigenen Stempel auflegte, allein seiner Art der Erzählung wegen. Wahrscheinlich würde er bei der Erzählung der Ereignisse wieder einmal deutlich übertreiben, dachte Albin.

    „Höre gut zu, junger Albin, mahnte er mit gebrochener Stimme. „Es war eindeutig. Furchtbare Dinge werden geschehen. Furchtbarer als du sie dir in deinen schlimmsten Träumen auch nur vorstellen könntest. Es werden Tage kommen, an denen sich beide Sonnen und der grüne Mond verfinstern und die Tiere verrückt werden. Unsere Felder werden verdorren und unsere Häuser brennen!

    Klassischer Fall eines Weltuntergangsszenarios, dachte Albin. Aber was denn für ein grüner Mond und welche beiden Sonnen?

    „Unsere Weiber werden den Tieren gefügig und, und, und", krächzte der Dorfälteste und versank augenkullernd sein Gesicht in die Brust. Dann schnarchte und sabberte er ein wenig und fiel in einen leichten, dösigen Schlaf.

    „Hoher Dorfältester!" weckte ihn Albin auf.

    „Aaahhh! Was, wie?! krächzte er. „Wo war ich stehen geblieben?

    „Bei Eurem Omen."

    „Ach ja, das Omen, richtig."

    „Was habt Ihr genau gesehen?" fragte Albin.

    Der alte Mann atmete tief durch und dachte noch einmal über den Traum nach. „Ich sah, ich sah, begann er und sah nach oben an die Decke der Ältestenhalle, ganz so als würde sich dort sein Traum wie ein Film noch einmal von vorne abspulen lassen. Albin blickte unweigerlich ebenfalls nach oben, konnte jedoch nicht mehr erkennen, als restaurierungsbedürftigen, alten und schlecht gemachten Stuck. „Ich sah die große alte Wellhornschnecke. Sie kam immer näher auf mich zu. Sie war riesig und fett und so schleimig wie du sie dir nicht vorstellen kannst, krächzte der Dorfälteste. „Sie fraß alles auf, was ihr im Weg lag, einfach alles."

    Das war wirklich ein sehr mysteriöser und unglaublich merkwürdiger Traum, dachte Albin, aber... „Was hat das zu bedeuten?" fragte er.

    „Was hat das zu bedeuten?! polterte der alte Mann, haute mit beiden Fäusten auf seine Stuhllehnen und zog seinen Malstift wieder aus der Nase, um damit wild in der Luft herum zu gestikulieren. „Lest ihr denn heutzutage keine anständigen Bücher mehr, ihr verzogenen kleinen Rotzbälger?!

    Albin dachte eine Weile darüber nach, wann er das letzte Mal ein Buch über riesige Wellhornschnecken gelesen hatte, das ihm in dieser Situation ein wenig weiterhelfen konnte, doch er musste passen. „Es tut mir leid, hoher Dorfältester. Doch vielleicht erweist ihr mir eine große Gnade und belehrt mich."

    „Jaja, von mir aus, krächzte der Dorfälteste und gebot Albin mit einer abweisenden Handbewegung zu schweigen. „Die beiden Dorfmagier haben mir heute Morgen erklärt, dass es sich um das sogenannte böse mausgraue Omen der magisch-dämonischen Düsternis und okkulten Dunkelheit handelt.

    Albin runzelte die Stirn.

    „Sie meinten, das sei kein gutes Omen", ergänzte der Dorfälteste.

    Albin wagte es nicht, noch einmal zu fragen, was dieses Omen nun konkret bedeutete und wartete deshalb wieder eine Weile, bis der Dorfälteste ihm mehr darüber erzählen würde. Nachdem dieser jedoch wieder eingeschlafen war, meldete sich Albin noch einmal. „Was bedeutet das Omen und was hat das mit mir zu tun, hoher Dorfältester?"

    Der alte Mann wachte wieder auf. „Was, wie? Wo bin ich? keuchte er. „Ach ja, ich vergaß dir zu sagen, was es genau bedeutet. Nun, der uralten biglundischen Prophezeiung zufolge ist es so, dass nun der böse Hexenmeister Prosta unser geliebtes Biglund in ein neues Zeitalter des Chaos stürzen will, weil sich seine Frau von ihm scheiden ließ, dieses blöde Weibsstück, krächzte der Dorfälteste. „Du musst das verhindern!"

    „Ich!? Aber wieso ich!?" fragte Albin völlig entsetzt.

    „Weil du der Auserwählte bist. Ich habe die riesige Wellhornschnecke klar und deutlich Armin oder Adolf sagen hören. Ich weiß es nicht mehr genau, welcher von den beiden Namen es war, aber wir haben seit Jahrzehnten keinen Adolf mehr und ein Armin hat hier noch nie gelebt", erklärte der Dorfälteste krächzend.

    „Und wieso bin dann ich der Auserwählte!? Ich heiße weder Armin, noch Adolf!? beschwerte sich Albin. „Und seit wann kann eine fette Wellhornschnecke eigentlich klar und deutlich reden? dachte er weiter, ohne diesen Gedanken laut zu äußern.

    „Na weil dein Name noch am Ähnlichsten wie Adolf oder Armin klingt. Hier im Dorf fängt sonst niemand mit dem Buchstaben A an. Die haben doch alle solche Namen wie Treputaf, Kloobolas oder Glattschpater! brabbelte der alte Mann, verdrehte dabei die Augen und sabberte ein wenig. „Es steht in der uralten Prophezeiung von Biglund. Gehe in die Bücherei, wenn du mir nicht glaubst und sofern du einen Büchereiausweis hast.

    „Verdammt, dachte Albin, denn er hatte keinen Büchereiausweis. „Na schön. Was muss ich tun?

    „Also, alles was du machen musst, ist das Siegel der Macht zu finden und zu verhindern, dass Prosta es mit den vier Samen der Elemente upgradet oder wie ihr nichtsnutzigen jungen Bälger das heutzutage nennt. Am besten du gehst zuerst einmal meinen Schwiegersohn König Theobald den Siebten in Braksop besuchen. Ich habe ihn durch Korruption und Vetternwirtschaft zur Macht verholfen also ist er mir noch einen Gefallen schuldig, krächzte der alte Mann. „Richte ihm ruhig einen Gruß von mir aus.

    „Und wo finde ich Das Siegel der Macht und die vier Samen der Elemente?" fragte Albin, etwas erschlagen von der Fülle an neuen höchst dubiosen und wenig einleuchtenden Informationen und Schlussfolgerungen. Albins Verwirrung stieg mit jeder Sekunde an.

    „Dir täte es gut, ein wenig mehr zu lesen, junger Mann! Gehe zu Theobald. Der wird es dir erklären", antwortete der Dorfälteste schroff. Und kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, schlief er auch wieder ein.

    Albin blieb wie angewurzelt stehen. „Habe ich das eben richtig verstanden? Ich muss ganz Biglund retten? Ich ganz alleine? Albin dachte noch einmal darüber nach und dabei es kam ihm so vor, als ob gerade im Inneren seiner Magengegend ein Flächenbrand tobte. Gleichzeitig erreichte seine Verwirrung ein Niveau, ab dem das Sprechen beinahe unmöglich erscheint, der Mund ungläubig offen steht und lediglich Ähm"- Laute aus dem Mund kommen.

    Zwei weitere Wachen der Ältestenhalle betraten den Raum und wiesen Albin höflich an, sich schnell und unauffällig aus dem Staub zu machen. Albin folgte brav und verließ das hohe Haus.

    „Ich muss ganz Biglund retten? dachte er wieder vor der Ältestenhalle, noch immer im Schlafanzug stehend. Das bedeutete Abenteuer, fremde Welten und vielleicht sogar Reichtum und leichte Mädchen! Also all das, worauf ein typischer Bewohner des Quelldorfes überhaupt keine Lust hatte. Albin war ein typischer Bewohner des Quelldorfes. Er stöhnte und dachte: „Warum muss das eigentlich genau mich treffen und nicht irgendjemand anderes? Dann fiel ihm unweigerlich auf, dass der Bürgermeister noch immer vor der Tür stand und wohl auf ihn gewartet hatte.

    „Und, worum ging es?" fragte er Albin.

    „Ein böser Hexenmeister wurde von seiner Frau verlassen und will nun mit dem Siegel der Macht und den vier Samen der Elemente ganz Biglund in unendliches Chaos stürzen. Und der Dorfälteste weiß das, weil ihm in einem Alptraum eine riesige Wellhornschnecke begegnet ist, die ihm mitteilte, ich sollte den bösen Hexenmeister davon abhalten", antwortete Albin wahrheitsgemäß.

    „Nun, dann viel Glück", sagte der Bürgermeister bedeutungslos und verschwand auf der Stelle.

    Albin kehrte unter den missgünstigen Blicken der Dorfbewohner niedergeschlagen wieder zurück in sein Zuhause und frühstückte zu Ende. Er ließ die letzten Geschehnisse noch einmal durch seinen Kopf gehen, hörte kurz mit dem Essen auf und fragte sich plötzlich allen Ernstes, ob er soeben nicht nach Strich und Faden für dumm verkauft wurde. Eine Wellhornschnecke? Adolf? Das konnte doch alles hinten und vorne nicht stimmen. Doch dieser Gedanke wurde im Nu beiseitegeschoben, weil vorsätzliches An-der-Nase-herum-führen im Königreich Splinarsa, zu dem das Dorf an der Bachquelle einschließlich der alten Wassermühle gehörte, außer an Feiertagen strafbar war und auch ein Dorfältester nur an Feiertagen über dem Gesetz stand. „Und heute ist kein Feiertag", dachte Albin. Also wurde er definitiv nicht veräppelt. Und träumen tat er in diesem Moment auch nicht, denn im Traum konnte man schließlich nicht schmecken, wie gut ein Frühstück ist. Das konnte nur eines bedeuten: Sein Tag war im Eimer, und wahrscheinlich sogar viel mehr als nur ein Tag, denn er hatte noch nicht einmal die geringste Ahnung, wohin er überhaupt musste, nachdem er den König in Braksop um Rat gefragt hatte.

    So einiges stand übrigens im Königreich Splinarsa unter strenger Strafe. Es war unter anderem nicht erlaubt, bei Mitternacht nackt auf einem Pferd sitzend zu angeln oder als männliche und unverheiratete Person einen ausgewachsenen Gnom als Haustier zu halten. Sogar Wirbelstürmen wurde es durch ein königliches Dekret untersagt, an bestimmten Tagen und zu bestimmten Uhrzeiten die splinarsaischen Landesgrenzen zu überschreiten oder sich innerhalb derer plötzlich zu entwickeln. Leider wurde diesbezüglich jedoch nachwievor keine effektive Möglichkeit der Durchsetzung dieses Verbots ausfindig gemacht.

    Albin frühstückte zu Ende und sah noch einmal voller Wehmut aus dem Fenster. Er grüßte dabei die Dorfbewohner, die zu ihm hinübersahen mit einem leichten Nicken, doch diese waren soeben dabei, sich über die Tatsache aufzuregen, dass er wenige Minuten vorher noch lediglich mit einem Schlafanzug bekleidet durch das halbe Dorf schritt und überlegten sich bereits angemessene Formen der Bestrafung für diese Schandtat. Dementsprechend wurde Albins Nicken auch nicht freundlich zurückgegrüßt, sondern allerhöchstens mit einer zur Faust geballten Hand oder einem verächtlichen Kopfschütteln erwidert. Albin machte sich nichts daraus, denn schlimmer konnte es ohnehin nicht mehr kommen. Er ging in sein Zimmer, zog sich ein paar Sachen an, die von der überwiegenden Mehrheit aller sittlich denkenden Dorfbewohner als weitestgehend anständig angesehen wurden und packte ein paar Sachen in seinen Rucksack ein, die für eine unbestimmt lange Reise in ein unbestimmtes Gebiet ausreichen mussten, vor allen Dingen all sein Geld. Dann sah er noch einmal in den Spiegel und sprach sich Mut zu. Sein Spiegelbild machte jedoch nicht so recht mit.

    Damit waren alle notwendigen Vorbereitungen für die Reise getroffen und Albin konnte zu seiner Mutter in die Küche hinuntergehen, um sich bei ihr zu verabschieden. Sie war immer noch

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