Die Geschichte Portugals
Von Astrid Rodrigues und Sarah Richter
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Buchvorschau
Die Geschichte Portugals - Astrid Rodrigues
Vorwort
Mein Interesse an der portugiesischen Geschichte begann, als ich meinen jetzigen Mann kennen lernte. Wir reisten oft in seine Heimat Portugal, sahen uns alle Sehenswürdigkeiten an. Wir besuchten Klöster, Kirchen und Burgen, römische Ausgrabungsstätten und heidnische Steingräber.
Irgendwann fiel uns auf, dass wir zwar viel gesehen hatten, aber eigentlich über die Geschichte trotzdem nichts wussten. Wer waren die Könige, die diese Mauern errichten ließen und warum? Was war zu der Zeit los im Land? Wie hat sich Portugal entwickelt?
Ich wollte mich auf die Spurensuche machen. Und da ich nach wie vor in Deutsch besser lesen, schreiben und denken kann, suchte ich in der deutschsprachigen Literatur nach Informationen. Leider ist der Markt nicht gerade überschwemmt mit Material, so dass ich zunächst das Buch „Geschichte Portugals und des portugiesischen Weltreichs" von A. H. de Oliveira Marques las. Mit Sicherheit eines der umfangreichsten und besten Bücher der portugiesischen Geschichte in deutscher Sprache.
Dann folgten alle Reiseführer, die ich finden konnte, sodass ich mittlerweile eine beträchtliche Sammlung davon habe.
Ich fand noch ein weiteres Buch „Geschichte Portugals" von Walther L. Bernecker und Horst Pietschmann. Auch hier fand ich wichtige Informationen, doch ein Gesamtbild wollte sich mir noch nicht erschließen.
Ich suchte weiter im Internet. Doch gibt es wenig Informationen zu der portugiesischen Geschichte. Bei den spanischen Königen spielten sich Dramen ab, die in der Weltliteratur niedergeschrieben wurden. Don Carlos zum Beispiel. Zunächst als ein Gedicht von Friedrich Schiller, später als Oper von Guiseppe Verdi, zu Berühmtheit gelangt.
Die Informationen zu Portugal waren dann in gesammelter Form schon sehr umfangreich, ergaben in diesem Durcheinander an Informationen für mich aber keinen Sinn.
Also habe ich versucht, dem Ganzen eine Reihenfolge zu geben und möglichst keine Informationen außer Acht zu lassen, ohne den Leser mit zu vielen Fakten zu verwirren. Ich hoffe inständig, dass mit das gelungen ist.
Wegen der unterschiedlichen Quellen und teils widersprüchlichen Angaben, sei mir eine gewisse Abweichung der geschichtlichen Tatsachen erlaubt. Auch versuchte ich, eine Prise Humor in den Brei der Geschichte zu geben.
Ich wünsche viel Vergnügen beim Lesen.
Eine genaue Quellenangabe findet man am Ende des Buches. Dort kann man auch noch einmal den genauen Stammbaum der Könige, Königinnen, Geliebten und aller derer Kinder in Augenschein nehmen. Auch sind die Namen der Protagonisten dreisprachig aufgelistet, um Missverständnisse zu vermeiden.
Die Geburt Portugals
Die Geburt eines Landes geht fast immer mit einem Kaiserschnitt einher. Es ist weniger eine Steißlage des zu gebärenden Kindes, als die Lage der vermeintlichen Eltern zueinander. Im Falle des westlichsten Landes Europas dauerte aber alleine die Schwangerschaft ca. 700 Jahre.
Die Expansion des römischen Reiches erreichte die iberische Halbinsel ungefähr 200 Jahre vor Christi Geburt.
Wie einer breiten Mehrheit aus den Abenteuern von „Asterix und Obelix" bereits bekannt sein dürfte, verliefen solche Besiedlungen meist nicht friedlich. Dennoch gelang es den Römern große Städte aufzubauen um Handel und Handwerk zu betreiben. Die Ruinen von Conimbriga geben davon heute noch eindrücklich Zeugnis ab. Aber 600 Jahre später fielen die Germanen in Portugal ein und schickten die Römer zurück nach Italien. Kurz darauf folgten ihnen die Westgoten. Doch damit nicht genug, im Jahre 711 erfolgte die feindliche Übernahme durch die Mauren, genauer gesagt durch die Eroberung von Herrn Fariq ibn Ziyád und Portugal wurde ein Teil der Provinz Al-Andalus, später Córdoba.
Es dauerte nicht lange und ein wehrhafter gotischer Edelmann, Pelágio, vermutlich von adligem Blut, fasste den Entschluss, den Mauren den Kampf anzusagen. 722 errang er in der Schlacht von Covadonga einen Sieg über die Mauren.
Die ersten Senkwehen setzten ein.
Die Reconquista nahm hier ihren Anfang. Sie sollte in Portugal bis ins Jahr 1249 andauern und mit der Einnahme der Stadt Faro enden. Bevor es aber soweit war, wollte das Kind erst einmal das Licht der Welt erblicken und das war im Mittelalter nicht so einfach zu finden. Ein Wehen förderndes Mittel, in Form eines jungen Helden Namens Vímara Peres, sollte 868 dem schweren Brocken den Weg in den Geburtskanal erleichtern. Peres eroberte das Gebiet um Porto von den Mauren und erbaute eine Burg, die er „Vimaranis" nannte, das spätere Guimarães. Obwohl das Gebiet noch nicht gänzlich erobert wurde, wurde es zur Grafschaft Portucale ernannt und gehörte zum Königreich von León-Kastilien unter der Herrschaft von Graf Vímara Peres. Seines Zeichens Begründer einer Adelsdynastie, die bis zum Jahre 1071 in direkter Nachkommenschaft mit Nuno Mendes endete. Der Versuch, sich vom Königreich León-Kastilien frei zu machen, scheiterte in der Schlacht von Pedroso und Nuno Mendes ging als letzter Graf dieses Adelsgeschlechts in die ewigen Jagdgründe ein.
Grafik 1Die Wehen wurden erneut eingeleitet, als im Jahre 1086 Alfons der Tapfere (der VI.), der König von León-Kastilien dem vereinigten Heer der maurischen Herrscher unterlag. In seiner Not rief er Kreuzritter aus dem benachbarten Burgund zu Hilfe. Viele der Kreuzfahrer waren Söhne burgundischer Herrscher, die keinen Anspruch auf die Herrschernachfolge hatten, da sie nicht der Erstgeborene waren. Sie suchten das Abenteuer und vielleicht auch das Glück bei dem Versuch der Christianisierung.
Einer von Ihnen, Raymund von Armous schien beides zu finden. Er trug dazu bei, den Norden des heutigen Portugals von den Mauren zu befreien und konnte außerdem die Prinzessin erobern. Raymund heiratete die Erbtochter von Alfons VI., Urraca von Kastilien und wurde 1093 Graf von Galicien.
Heinrich von Burgund, ebenfalls wegen der geringen Aussichten auf familiäre Nachfolge als Ritter an den Hofe Alfons VI. gekommen, heiratete etwa zur gleichen Zeit die uneheliche Lieblingstochter des Königs und erhielt als Mitgift die Grafschaft Portucale als erbliches Lehen. Damit lag die Grande Dame heftigst in den Wehen zum Grande Finale. Heinrich machte Guimarães zur Hauptstadt seiner Grafschaft und zog mit Gattin Theresia in die Burg „Vimaranis" ein. Als eingefleischter Ritter war er ständig damit beschäftigt, weitere Gebiete zu erobern, die dann ebenfalls seiner Grafschaft als Lehen überlassen wurden. Bei der Hochzeit war er 24 Jahre alt und mit seiner Frau zeugte er sechs Kinder, von denen zwei Söhne im Kindesalter verstarben. Übrig blieben drei Töchter und als Letztgeborener, sein Sohn Afonso Henriques, der zwischen 1108 und dem 25. Juni 1109 geboren wurde. Es ist nicht davon auszugehen, dass Theresia so lange mit ihm in den Wehen lag. Ein genaues Geburtsdatum war schlicht nicht zu ermitteln. Der erste König Portugals war geboren.
1109 starb Theresias Vater, Alfons VI. und ihre Schwester Urraca erbte die Krone. Ihr Mann Raymond, der tapfere Kreuzritter aus Burgund, war zwei Jahre zuvor verstorben. Urraca heiratete erneut. Mit Alfonso I. von Aragon, einem nahen Verwandten, wurde sie aber nicht glücklich. Sie verstand sich überhaupt nicht mit ihm und es gab große Streitereien, so dass sie etliche Liebhaber hatte und sich bereits 1111 wieder von Afonso I. trennte.
Im gleichen Jahr wurde Afonso Henriques in der Kirche São Miguel in Guimarães getauft. Ein Jahr später verstarb sein Vater Heinrich im Alter von 43 Jahren. Afonso Henriques war gerade mal drei Jahre alt und seine Mutter Theresia übernahm die Regentschaft für ihn. Erzogen und unterrichtet wurde er von Baron Dom Egas Moniz de Ribadouro, der ihn wie seinen eigenen Sohn behandelte und später einer seiner wichtigsten Berater wurde.
Theresia gelang es unterdessen, die Grafschaft Portucale weitgehend selbstständig zu verwalten.
Im zarten Alter von 12 Jahren schlug sich Afonso Henriques 1120 selbst zum Ritter und stellte eine kleine Armee zusammen. Mit ihr drang er erfolgreich nach Süden vor, im Kampf gegen die Mauren.
Theresia traf unterdessen einige unkluge Entscheidungen, vielleicht auch beeinflusst von ihrem galizischen Geliebten, dem Grafen Fernando Peres de Trava. Im Rahmen dieser Selbstüberschätzung kam es zum Streit mit der Schwester in Kastilien. Urraca verlangte von Theresia den Treueschwur. Theresia schwor den Eid, hätte aber lieber sich und ihren Liebhaber als Lehnsherren der Grafschaft Portucale gesehen.
1126 starb Urraca und ihr Sohn Alfonso Raimundez folgte ihr auf den Thron. Er bat die Grafschaft Portucale umgehend zur Kasse und erinnerte an die Pflicht, die Lehensabgaben zu zahlen.
Afonso Henriques, ein cleverer junger Mann, sah seinen Erbanspruch bereits an Kastilien fallen oder an den galizischen Pantoffelhelden, den Geliebten der Mutter. Er organisierte mit Hilfe einiger Adliger und seines Ziehvaters, dem Baron de Ribadouro, eine Rebellion und in der Schlacht von São Mamede, 1127, gelang ihm der Sieg über die Mutter. Theresia und ihr Liebhaber flohen nach Galizien und kehrten nicht wieder zurück.
Der Streit mit dem Vetter in Kastilien, Alfonso VII. war aber noch nicht ausgestanden. Dieser verlangte von Afonso Henriques Loyalität und Unterwerfung. Der Streit zog sich hin bis 1135.
Dann wurde aufgerüstet und in Leiria eine Burg als Verteidigungs- und Angriffsbasis gebaut. Kaum fertig gestellt, verweigerte Afonso Henriques dem Vetter den Lehenseid.
Bild 1Der Kaiserschnitt wurde vorbereitet.
Im gleichen Jahr kamen seine ersten beiden, unehelichen Kinder zur Welt, wobei es sich nicht um Zwillinge handelte. Die Kinder hatten verschiedene Mütter. Es war die Tochter Dona Teresa Afonso und der Sohn Dom Afonso, der später Großmeister des Malteserordens wurde. Die Namen waren im Mittelalter noch rar.
Der Konflikt mit Kastilien gehrte unterdessen weiter und es kam im Jahre 1139 zu der Schlacht von Ourique. Afonso Henriques konnte den Sieg erringen und ernannte sich zum König von Portugal.
Portugal war geboren!
Der erste König Portugals ließ nichts anbrennen. 1138 kam wieder ein unehelicher Sohn zur Welt. Dom Fernando Afonso, er wurde später Befehlshaber der königlichen Streitkräfte. Mit der gleichen Dame hatte er bereits den ersten Sohn. Doch auch mit der Mutter seiner Tochter bekam er noch ein Kind, Dom Pedro Afonso, das Geburtsdatum ist nicht bekannt. Er wurde später Großmeister des Ritterordens von Avis.
Alfons I. von Portugal griff im Jahre 1140 Galizien an. Mit Hilfe eines päpstlichen Gesandten kam im Jahre 1143 der Friedensvertrag von Zamora zustande.
Afonso Henriques wurde der Königstitel zugestanden und er wurde zum päpstlichen Vasallen. Er entrichtete Abgaben an den Heiligen Stuhl, um auch vom Papst als König anerkannt zu werden, doch das sollte noch einige Jahre auf sich warten lassen. 1146 heiratete der König Mathilde Gräfin von Maurienne und Savoyen. Mit ihr sollte er 7 Kinder haben, von denen mindestens 2 im Kindesalter verstarben. Immerhin war er bei der Geburt des fünften Kindes (des ersten mit seiner Gattin) im Jahre 1147 bereits 38 Jahre alt. Im gleichen Jahr eroberte er Santarém und im weiteren Zuge, mit Hilfe der Kreuzfahrer auf ihrem 2. Kreuzzug Lissabon, Sintra, Almada und Palmela. Im Oktober gaben die Mauren auf und es folgte eine Grenzverschiebung nach Süden.
Das von den Mauren erbaute Castelo de São Jorge in Lissabon ließ Afonso Henriques umbauen und es wurde bis ca. 1511 Residenz der portugiesischen Könige. Regierungssitz war allerdings Coimbra.
Da es sich für Königs immer gut machte und er als solcher vom Papst noch nicht anerkannt war,