Deutschlands ungewisse Zukunft: Chancen und Herausforderungen des demografischen Wandels
Von Lodahl Romann
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Über dieses E-Book
Dieses Buch beschäftigt sich mit der Vielfalt und den Folgen des demografischen Wandels. Beiträge von 14 Journalisten nähern sich dem Thema "Demografischer Wandel" aus verschiedenen Perspektiven. Die Autoren kommen ursprünglich aus verschiedenen Fachgebieten: Sie sind beispielsweise Juristen, Betriebswirte, Naturwissenschaftler sowie Ingenieure, Pädagogen und Medienwissenschaftler. Außerdem haben sie zusätzlich zu ihrem Studium und ihrer beruflichen Tätigkeit eine journalistische Ausbildung absolviert.
Mit ihrer beruflichen Professionalität und der journalistischen Sichtweise werfen die Autoren einen neuen, interessanten Blick auf den demografischen Wandel und reflektieren über die Probleme und Chancen einer älter werdenden Gesellschaft. Anhand von Geschichten, Reportagen, Kommentaren und Berichten sind sich die Autoren dieses Buches darüber einig, dass sich die Gesellschaft in den kommenden Jahren und Jahrzehnten wird neu aufstellen müssen.
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Buchvorschau
Deutschlands ungewisse Zukunft - Lodahl Romann
Vorwort von Holger Lodahl und Isabelle Romann: Über die Vielfalt einer älter werdenden Gesellschaft
Wenn die Lebenserwartung der Menschen steigt, aber gleichzeitig immer weniger Kinder geboren werden, stehen einer Gesellschaft wesentliche Veränderungen bevor. Dieser Zustand ist unter dem Begriff „Demografischer Wandel" zusammengefasst. Zahlreiche Bücher, Zeitungsartikel und Filme beschäftigen sich mit dem demografischen Wandel und beleuchten dessen bereits zu beobachtenden ebenso wie die zu erwartenden Folgen. Ein einheitliches Bild dieser Medienbeiträge bleibt dennoch aus. Prognostiziert werden positive Folgen ebenso wie negative. Einige Wissenschaftler erwarten eine zufriedenere Gesellschaft und hoffen, die Menschen könnten wegen der medizinischen Fortschritte länger arbeiten. Pessimisten hingegen befürchten eine Überlastung des Gesundheits- und Rentensystems und zudem wegen der sinkenden Geburtenrate einen folgenschweren Arbeitskräftemangel. Sicher scheint jedoch ein Punkt: Der demografische Wandel wird vielfältige, je nach Blickwinkel positive wie negative Folgen haben und sich auf jede Bevölkerungsschicht auswirken.
Dieses Buch beschäftigt sich mit der Vielfalt und den Folgen des demografischen Wandels. Beiträge von 14 Journalisten nähern sich dem Thema „Demografischer Wandel" aus verschiedenen Perspektiven. Die Autoren kommen ursprünglich aus verschiedenen Fachgebieten: Sie sind beispielsweise Juristen, Betriebswirte, Naturwissenschaftler sowie Ingenieure, Pädagogen und Medienwissenschaftler. Außerdem haben sie zusätzlich zu ihrem Studium und ihrer beruflichen Tätigkeit eine journalistische Ausbildung absolviert. Mit ihrer beruflichen Professionalität und der journalistischen Sichtweise werfen die Autoren einen neuen, interessanten Blick auf den demografischen Wandel und reflektieren über die Probleme und Chancen einer älter werdenden Gesellschaft. Anhand von Geschichten, Reportagen, Kommentaren und Berichten sind sich die Autoren dieses Buches darüber einig, dass sich die Gesellschaft in den kommenden Jahren und Jahrzehnten wird neu aufstellen müssen. Sie geben Denkanstöße, blicken auf zentrale Fragen sowie auf den bereits gelebten demografischen Wandel und gehen auch auf weniger bekannte Situationen ein. Außerdem geben sie Eindrücke zu den Erlebnissen bei ihren Recherchen wieder und äußern ihre Meinung. Das Resümee ist, dass der demografische Wandel keineswegs so problembeladen ist, wie er oft dargestellt wird. Vor allem ist er eines: vielfältig. Die Gesellschaft kann ihn gut bewältigen, sofern sie sich gut vorbereitet. Jeder einzelne Bürger – jung wie alt – hat zahlreiche Chancen, Neues kennenzulernen und erfolgreiche Wege zu gehen.
Wie lange wird es die Deutschen noch geben, wenn Deutschlands Einwohnerzahl weiter sinkt, fragt die Pädagogin und Mediatorin Sabrina Teske etwas provozierend in ihrem Kommentar. Zwar wird der demografische Wandeln nicht in absehbarer Zeit das Ende der Deutschen sein, wird Sabrina Teske zugeben. Aber ein paar Probleme kommen dennoch auf die Bevölkerung und die Politik zu. Eines scheint also klar: Es gibt viel zu tun. Und: Ganz allein wird Deutschland den demografischen Wandel nicht ohne Weiteres bewältigen können.
Sabrina Teske: Sterben die Deutschen aus? Ein Kommentar
Schon vor Jahren wagten sich Forscher an die These „Die Deutschen sterben aus. Der Grund für diese düstere Prognose sei die Altersstruktur im Land. Die Zahl der Senioren steige durch die kontinuierlich besser werdende medizinische Versorgung. Dem gegenüber stehe eine sinkende Geburtenrate. Legen wir also in der jetzigen Generation „Eltern
die Weichen für den Untergang einer ganzen Nation?
1,3 Kinder bekommt jede Deutsche laut Statistik. Im Schnitt ist eine Frau bei der ersten Geburt bereits 31 Jahre alt. Daraus ergibt sich ein Geburtendefizit von -5,7, und das allein im dünner besiedelten Bundesland Sachsen-Anhalt. Das zumindest rechnet eine Studie vor, die im November 2012 auf Statista.com veröffentlicht wurde. Demnach ist die Anzahl der Geborenen prägnant kleiner als die Zahl der Gestorbenen oder anders ausgedrückt: Auf sechs gestorbene Menschen kommt im Schnitt nur ein neuer Erdenbürger. Setzt sich dieser Trend fort, schrumpft rein rechnerisch unsere Bevölkerung um einen Menschen alle 90 Sekunden. Sind es dann, laut Experten-Prognosen, für das Jahr 2030 noch 77 Millionen Menschen, die in Deutschland leben, werden es 30 Jahre später nur noch 65 Millionen Menschen sein.
Kinder stehen nicht mehr oben auf der Hitliste vieler Paare. Erst kommen Karriere, persönliche Freiheit und später vielleicht Kinder. Klassische Großfamilien sind kaum noch zu finden. Wenn diese Entwicklung so weitergeht, könnte es in der weiten Zukunft tatsächlich sein, dass es uns Deutsche irgendwann nicht mehr gibt. Damit sich der Trend umkehrt, müssten nicht nur deutlich mehr Geburten stattfinden. Auch die Zuwanderungsrate müsste steigen. „Die Zuwanderungszahl, die für eine konstante Bevölkerung erforderlich ist, steigt von Jahr zu Jahr, von knapp 100.000 dieses Jahr bis auf 860.000 im Jahr 2050, rechnet Herwig Birg, Bevölkerungsexperte an der Uni Bielefeld, für das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel
vor. Allein durch eine Geburtensteigerung ist also ein Trendwandel nicht zu erreichen. Nötig ist auch die Zuwanderung. Aber die Zuwanderung ist vielen Politikern ein Dorn im Auge. Zuwanderung bedeutet in erster Linie Kosten, speziell dann, wenn es sich um eine gewollte Zuwanderung handelt. Während besonders in den 1960er- und 1970er-Jahren viele Gastarbeiter aus der Türkei, Polen und Ungarn in Deutschland den wirtschaftlichen Aufschwung stützten, sorgen sich die Menschen nun um die steigende Zahl von Asylbewerbern. Die bringen dem Staat in erster Linie Kosten für die Unterbringung und Versorgung. Von wachsender Wirtschaft und besseren Lebensbedingungen durch Zuwanderer ? wie noch in den vorherigen Jahrzehnten ? kann da vorerst keine Rede sein, wenngleich die deutsche Wirtschaft im Vergleich zu der vieler anderer europäischer Nachbarländer weiterhin als stabil gilt. „Im Vergleich zu den anderen EU-Mitgliedsstaaten weist Deutschland im Jahr 2013 mit deutlichem Abstand die höchsten Asylbewerberzahlen auf", gibt Bundesinnenminister Thomas de Maiziére gegenüber dem Fernsehsender ZDF zu bedenken. Im Jahr 2013 wurden 127.023 Anträge auf Asyl gestellt. Das seien mehr als in den Jahren 2006 bis 2009 zusammen, rechnet der CDU-Politiker vor. Trotzdem führt die Welle der Asylbewerber nicht zu einem Anstieg der Bevölkerungszahlen im Land.
Die Frage „Sterben die Deutschen aus? lässt sich demnach nicht allein anhand von statistischen Werten beantworten, sondern ist sehr komplex und weitreichend. Schließlich spielen viele Faktoren eine Rolle, wenn es um das Bevölkerungswachstum für ganz Deutschland geht. Auf die Frage, ob es sich „lohnt
, Kinder in die Welt zu setzen, kann es keine eindimensionale Antwort geben. Aus sozialer Sicht ist es erstrebenswert, sich fortzupflanzen, die Freude im Nachwuchs zu entdecken und den Fokus auf die Familiengründung zu legen. Aus wirtschaftlicher Sicht ist diese Entscheidung für viele Eltern aber nicht leicht, denn sie haben Angst, durch ein Kind oder mehrere Kinder ihren Lebensstandard nach unten schrauben zu müssen. Kinder bedeuten Ausgaben, die durch das neue Elterngeld nicht ausreichend abgedeckt sind. Zumindest ein Elternteil muss in den ersten Lebensmonaten oder gar Jahren beim Nachwuchs zu Hause bleiben; ein Einkommen entfällt also zu großen Teilen. Ein Wiedereinstieg in den Job ist nicht immer leicht, obwohl einer schwangeren Frau ein Arbeitsplatz für einen gesetzlich geregelten Zeitraum von drei Jahren frei gehalten werden muss. Doch aus Angst, im Job den Anschluss nicht mehr zu bekommen, oder aus finanziellen Gründen heraus zieht es einen Großteil der Mütter bereits nach einem Jahr wieder an den Arbeitsplatz zurück. Der Ausweg ist eine professionelle Betreuung des Kindes im Hort oder Kindergarten. Gemäß dem Kinderförderungsgesetz (KiföG) §24 ist „ein Kind, das das erste Lebensjahr noch nicht vollendet hat, in einer Einrichtung oder in Kindertagespflege zu fördern, wenn die Erziehungsberechtigten einer Erwerbstätigkeit nachgehen, eine Erwerbstätigkeit aufnehmen oder Arbeit suchend sind." Diese Regelung trat am 1. August 2013 in Kraft und gilt als großer Durchbruch in den Betreuungsgesetzen, die sonst so eine Regelung lediglich für Kinder ab drei Jahren vorsahen. Trotzdem finden Eltern noch schwer einen freien Platz. Die Städte und Gemeinden hinken noch stark dem Betreuungsanspruch hinterher. Freie Plätze sind gerade in den Ballungsgebieten Mangelware. Wegen dieser Faktoren stehen Kinder nicht mehr ganz oben auf der Wunschliste vieler Paare. Diese Entwicklung kann in weiter Zukunft bedeuten, dass die Deutschen aussterben.
Auch in anderen Ländern ist das Problem durchaus bekannt. Für Europa sagen UN-Experten aufgrund heutiger Erkenntnisse voraus, dass die Bevölkerungsentwicklung trotz leicht ansteigender durchschnittlicher Kinderzahl von 1,6 auf dann 1,9 pro Familie einen starken Abfall erleben wird. Für Deutschland hieße das, es verliert knapp ein Drittel der Bevölkerung. Während sich die Geburtenzahlen für Afrika, Indien und Ozeanien stark nach oben entwickeln, haben vor allem die Industriestaaten einen Abwärtstrend zu verzeichnen. Diese Ergebnisse gehen aus einer offiziellen UN-Studie für die „Deutsche Stiftung Weltbevölkerung hervor. „Selbst Zuwanderung kann den Rückgang nicht stoppen
, ist sich der Berliner Bevölkerungswissenschaftler und Mitarbeiter der UN-Studie Thomas Büttner sicher. „Es ist absehbar, dass die Deutschen weniger werden ? was aber nicht grundsätzlich schlecht sein muss", führt Büttner weiter aus. Dies sei nur ein Problem, wenn dieser Prozess binnen kürzester Zeit stattfinden würde. Ansonsten brauche eine Gesellschaft Zeit für den demografischen Wandel. Es bedürfe