Das Haushaltsbuch: So ein Kühlschrank ist auch nur ein Mensch!
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Über dieses E-Book
Birgit Kretzschmar
Ein ganz normaler Lebenslauf...bis die Geschichten kamen und aufs Papier wollten... Hauptberuflich "seit der Wende" selbständige Reisebüroinhaberin. Seit 2020 Mitglied im Team Gedichtezauber Seit 2021 Inhaberin der Arbeitsgruppe "Poesiewerkstatt"
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Buchvorschau
Das Haushaltsbuch - Birgit Kretzschmar
Das Haushaltsbuch oder So ein Kühlschrank ist doch auch nur ein Mensch!
Inhalt
Impressum
Inhalt
Tischmanieren und andere (Un)Sitten
Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum 100. Geburtstag!
knarrten die alten Holzstühle wie auf Kommando und grüßten damit den großen Ausziehtisch. Klar, der Tisch wurde nicht geboren, sondern gebaut und der angesprochene Jubilar sogar ausgesprochen gut, aber da er nun seit rund 100 Jahren im Besitz der Familie war, durfte man doch wohl sowas wie Geburtstag dazu sagen. Herstellungsjahrestag oder so etwas klingt eben nicht so schön. Das gute alte Möbelstück hat schon so manches mitgemacht und miterlebt, war aber noch gut in Form und konnte es in punkto Stabilität mit jedem neuen aufnehmen, auch wenn es im Laufe der Jahre an den geschwungenen Beinen ein paar Holzwurmstiche ertragen musste und das Furnier an manchen Stellen Kratzer abbekommen hatte. Seiner würdevollen Ausstrahlung tat dies keinen Abbruch. Und die vier Gratulanten passten gut zu ihm, auch wenn sie ursprünglich um einen anderen Tisch gruppiert waren. Viel jünger als er waren sie ja auch nicht, zumindest ihr Holz war noch das alte. Die Polsterung allerdings nicht mehr, die täuschte das Alter nur vor. Der alte Tisch freute sich darüber, dass er bei den Stühlen so viel Anerkennung fand. Seine Besitzer machten sich darüber eher keine Gedanken. Für sie war es wohl selbstverständlich, dass er dort stand und alles ertrug, was man auf ihm abstellte und was er zu hören bekam, wenn man an ihm Platz nahm. Ganz zu schweigen von den gelegentlichen Tritten gegen seine Beine, wenn die Leute beim Essen ihre Füße nicht still halten konnten, oder die Stöße vom Staubsauger, wenn bei der Reinigung des Teppichs nicht aufgepasst wurde. Und es kam auch schon mal vor, dass sich jemand auf ihn stellte, wohl um sich das holen einer Leiter zu sparen. Viel besser ging es den Stühlen da auch nicht dachte er sich, und die Armen müssen manchmal ganz ordentliche
Gewichte aushalten, dabei sind ihre Beine viel kleiner und dünner als seine. Wie Frauen es lieben, ihre Haut nach dem Bade oder der Dusche mit duftender Lotion oder kostbarem Öl zu verwöhnen, so sehnte sich der Tisch nach einer sanften Massage mit Möbelpolitur. Das wäre doch was, heute, an seinem Geburtstag
... Darüber würde er sich sehr freuen und, wäre er ein Kater, man würde ihn bestimmt schnurren hören. Die Stühle hätten es sicherlich auch gerne, wenngleich sie sich auch immer Sorgen machten, dass nur ja kein Fleck auf ihre roten Samtpolster kommt. Aber bisher war es so, wie es im Kölschen Grundgesetz heißt: „Et hätt noch immer jot jejange! Doch so sehr er es sich auch wünschte, nichts dergleichen tat sich. Stattdessen kam die Frau mit etlichem Papierkram, legte diesen auf ihm ab, setzte sich auf einen der Stühle, verschränkte ihre Beine darunter, stützte dann ihre Ellenbogen auf dem Tisch ab und bildete mit den Händen ein Kissen für ihr Kinn. Gedankenverloren blickte sie auf den Papierkram und grübelte. Der Tisch wusste nicht richtig, ob er sich darüber amüsieren oder ärgern sollte. Was waren das für Manieren? Es ist eine Unsitte, die Ellenbogen auf den Tisch zu legen! Eine Respektlosigkeit! Deshalb ärgerte ihn das. Dann erinnerte er sich an die Tochter der Frau, die, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, eines Tages aus dem Kindergarten den Spruch mitgebracht hatte:
Ellenbogen, Ellenbogen! Seid doch nicht so ungezogen! Auf dem Tisch dürft ihr nicht sein, sonst passt nichts in den Mund hinein!" Über den altklugen, die Älteren belehrenden Gesichtsausdruck, den die Kleine dabei mit erhobenem Zeigefinger machte, amüsierte er sich auch heute, nach so vielen Jahren noch. Ach ja, die Kleine... Wie oft hatte sie später an ihm gesessen und halb verzweifelt über ihren Hausaufgaben gesessen. Da waren sie dann doch wieder, die aufgestützten Ellenbogen... Zu blöd, dass er ihr nicht helfen konnte. Weil schon vor ihr Generationen an diesem Tisch ihre Hausaufgaben erledigt und sich die Grundregeln der Mathematik nicht geändert haben, kannte der Tisch meist die Lösungen schon auswendig und hätte siezu gern vorgesagt. Aber auch wenn Kinder eine blühende Fantasie haben, können sie es leider nicht wahrnehmen, wenn Tische ihnen etwas vorsagen. Das wäre ja auch zu praktisch! Kein Kind bräuchte mehr einen Spickzettel in der Schule, sondern könnte einfach lauschen, was die Tische vorsagen. Ja ja ... Jedenfalls war und ist es eine Unsitte, die Ellenbogen auf den Tisch zu bringen! Während die Frau sich über ihren Papierkram hermachte, spazierte