Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Schatten über dem Märchenwald: Von wegen auf immer und ewig
Schatten über dem Märchenwald: Von wegen auf immer und ewig
Schatten über dem Märchenwald: Von wegen auf immer und ewig
eBook270 Seiten4 Stunden

Schatten über dem Märchenwald: Von wegen auf immer und ewig

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Wieder ein Buch über die Märchenwelt, ist das nicht nach den ganzen letzten Filmen schon ausgelatscht? Nein, denn dieses Buch entstand schon davor und springt nicht einfach auf einen Trend auf. Es begann mit dem Gedanken "Märchen enden immer dann, wenn alles gut ist. Die haben es ganz schön gut. Kein Alltag" und der Frage "Was passiert eigentlich wenn der Vorhang fällt?" Herausgekommen ist ein witziges Buch, in dem die Hauptfiguren unser Lieblingsmärchen richtige Menschen mit allen Fehlern und Schwächen und gerade dadurch besonders liebevoll sind.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum1. Juni 2015
ISBN9783738029048
Schatten über dem Märchenwald: Von wegen auf immer und ewig

Ähnlich wie Schatten über dem Märchenwald

Ähnliche E-Books

Satire für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Schatten über dem Märchenwald

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Schatten über dem Märchenwald - Marina Köhler

    Teil 1

    Gretel saß auf ihrem Küchenstuhl und betrachtete nachdenklich ihre Nägel. Wie immer kam sie zum Entschluss, dass ihr eine Maniküre wohl nicht schaden könnte. Andererseits hatte sie wirklich andere Probleme als ihre Nägel, die zeigten halt dass sie hart arbeitete. „Als Bürohengst? Alles klar, meldete sich prompt die Miesmach-Stimme in Ihrem Kopf. „Natürlich. Büroarbeit ist auch eine Arbeit. Und was sind schon kaputte Nägel im Vergleich zu, hm, Weltfrieden, antwortete die andere Stimme. „Weltfrieden. Sieh sie dir doch an, wie sie da sitzt und wie ein dummes Weibchen darauf wartet, dass endlich ihr Handy klingelt und Mr. X sich meldet. „Naja sie liebt ihn halt. „Ja, aber er sie wohl eher nicht. Sonst hätte er sich schon längst gemeldet. „HALTET DIE KLAPPE DA OBEN.ALLE BEIDE.SOFORT VERDAMMT!! Mal ehrlich, konnten die Stimmen in ihrem Kopf nicht einfach mal ruhig sein. Stimmen im Kopf? Wenn sie irgendjemand hörte, würde man sie noch wegsperren. Sie konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen. Dabei hatte die Motz-Stimme ja recht, seit gut einer halben Stunde saß sie regungslos auf dem Stuhl und versuchte ihr Handy zu ignorieren. Warum meldete sich dieser Mistkerl auch einfach nicht? Sie war sich ganz sicher, dass er heute Dienst hatte, sie kannte seinen Dienstplan inzwischen fast auswendig. Und wenn er krank war? Oder einen Unfall gehabt hatte? Ach Krampf, der denkt nur mal wieder nicht an dich. Oder vielleicht ist er auch einfach nur in der Arbeit beschäftigt. Er arbeitet doch immerhin und da kann schon mal keine Zeit sein. - Aber dann hätte er sich doch vor Schichtbeginn melden können? Scheißkerl! Und du bist eine blöde Kuh, sitzt hier rum und wartest auf eine SMS und das als starke, emanzipierte Frau. Gretel seufzte und packte entschlossen ihr Handy, ging ins Wohnzimmer und knallte es unter ein Kissen. So, jetzt aber genug mit der Warterei, sie würde sich einen Salbeitee machen und an ihrer inneren Ruhe arbeiten, jawohl. Sie ging zurück in die Küche und betrachtete angewidert den Teebeutel, dabei glitten ihre Augen Richtung Küchenschrank. Da lagen sie drin, die kleinen Monster, die ungesunden, unharmonischen Zuckerschrottteile, die so herrlich nach Schokolade und Krokant schmeckten. Hmmm. Halt nein, zurück also zum Tee, erstmals in Ruhe Wasser kochen und sich dabei nur auf diese Aktivität konzentrieren. Buddha sagt, man muss alles was man tut, bewusst machen. Während der Wasserkocher vor sich hin brummte, merkte sie, dass ihre Ohren nur Richtung Wohnzimmer ausgerichtet waren. Wäre sie ein Luchs, wären ihre Ohren bestimmt bereits nach hinten gedreht. Vielleicht waren sie das ja auch, ob Ohren in eine bestimmte Richtung wachsen könnten, wenn man immer angestrengt in diese lauschte? Ach Gott, wie bescheuert kann man nur sein, wie kann man solche Gedanken haben und was interessierte sie überhaupt das blöde Handy. Blödes Handy, blöder Joscha, blöde Gretel. Schwungvoll nahm sie den Wasserkocher hoch und goss ihren Tee auf. Etwas schwappte über, lief über ihren Zeigefinger, sie quietschte, sprang nach hinten und räumte dabei das Müsli von der Anrichte. Fast schon majestätisch ergoss es sich quer über den Küchenboden – natürlich auch unter den Schrank. Verdammt, verdammt, verdammt. Scheiß doch auf die innere Ruhe. Sie kippte den Tee in den Ausguss und angelte nach den „Schlaraffenland-Krokantstückchen. Nach so einem Tag hatte sie sich die definitiv verdient. „Nach so einem Tag? Was ist schon passiert, außer dass Joscha sich nicht gemeldet hatte?!, pöbelte die gehässige Stimme in ihrem Kopf. Ganz ruhig Gretel, einfach nicht hinhören. Verdammt, warum hatte sie die Dinger nur so weit hinten verstaut und warum fluchte sie ständig, verdammt. Sie versuchte sich durch das Regal näher an die Schokolade heranzuzwängen, dabei streifte sie den Stuhl, der irgendwie an ihrem Hintern klebenbleiben zu schien, und schleifte ihn ein Stück mit. Musste wohl statische Anziehung sein - „oder die Pizza von gestern, die sich auf deinen Hüften häuslich eingerichtet hat". Gretel seufzte und warf einen Blick auf ihren Bauch. Der hatte auch schon bessere Zeiten gehabt. Sie pikste mit ihrem Finger ein paar Mal in die weiße Wölbung, immer wieder, und beobachtete halb angewidert, halb fasziniert, wie die Haut immer wieder zurücksprang. Dann verabschiedete sie sich schweren Herzens von den Schlaraffenland-Stückchen und zog murrend Richtung Schlafzimmer um ihr Joggingzeug einzusammeln. Zum Joggen musste das Handy mit, ganz klar, sonst könnte ja was passieren. Aus keinem anderen Grund holte sie das Telefon wieder unter dem Kissen hervor. Sie kniff die Augen zusammen, nein sie würde nicht aufs Display schauen, da wäre eh nix. OH eine SMS, eine SMS, also doch!! Er liebt mich doch!! Mit zittrigen Fingern drückte sie auf den Anzeigeknopf, ja ja NEIN. SMS von Arthur, na toll. Super, von Arthur, das ist ja toll, super – ach Scheiße, scheiß Handy, scheiß Männer, scheiß Schönheitsindustrie. Sie knallte das Handy in ihre Jackentasche, verließ die Wohnung und trabte Richtung Wald. Okay, Motivation... Ich liebe Joggen, joggen ist toll, joggen macht frei, ich fühl mich gleich besser, ich entspanne mich – verdammt, ich kratz gleich ab...

    ***

    Schneewittchen betrachtete zufrieden den festlich gedeckten Tisch: Teller und Gläser waren blank poliert, die schneeweiße Decke war mit Blütenblättern und Kerzen dekoriert und edle Gerüchte drangen aus der Küche. Sie hatte ihrem geliebten Prinzen ein Festmahl gekocht, zwar war sie dafür von 06:00 morgens bis jetzt auf den Beinen gewesen, aber nun war alles perfekt. Und Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Als Vorspeise gab es einen Feldsalat mit Ziegenkäse an herbem Fruchtdressing, anschließend ein Zanderfilet in Kräutersauce mit Stangenspargel und zum Abschluss eine Trüffeltorte. Dazu gab es Eriks Lieblingswein „Prince Charming". Sie war extra zu dem Teufel mit den drei goldenen Haaren gefahren um ihn zu kaufen und hatte sich dessen endloses Gerede über Geheimratsecken und Schlaflosigkeit angehört.

    Aber Erik war es wert. Auch dass sie sein Lieblingshemd heute wieder von Hand gewaschen hatte, weil er nicht wollte, dass die Bedienstete es anfasste. Wenn sie eins gelernt hatte von den Zwergen, dann, dass Männer umsorgt werden wollten, so würden sie einen immer lieben. Gut, ihre blöde Stiefmutter Aurelie hatte ihr von klein an eingetrichtert, dass es bei Frauen nur aufs Aussehen ankäme, aber was konnte man schon einer Frau glauben, die ihre Stieftochter entsorgen wollte. Schneewittchen war kein böser Mensch, aber sie musste zugeben, dass sie Genugtuung empfunden hatte, als sie von Aurelies kleinem Aufspritz-Unfall hörte. Aurelie sollte jetzt Lippen wie Autoreifen haben und die Leute hatten ihr den Beinamen „McFisch" gegeben. Sie hatte auch was läuten hören, dass ihr Vater sich seitdem verdächtig oft mit Frau Holle traf. Geschah ihr ganz recht. Schneewittchen bekreuzigte sich rasch bei diesen Gedanken und warf einen Blick auf die Uhr. Erik würde doch nicht schon wieder länger arbeiten müssen? Auf jeden Fall war sie froh, dass die Zwerge sie großzügigerweise aufgenommen hatten. Gut, es war viel Arbeit gewesen, sie musste den Haushalt versorgen, kochen, Betten machen, waschen, nähen, stricken und alles ordentlich und reinlich halten. Und wehe das Essen stand nicht rechtzeitig auf dem Tisch, da konnte vor allem Brutus richtig ausrasten. Und Hank hatte ihr öfter mal an den Hintern gefasst, wenn sie sich gebückt hatte, aber das war nur Spaß gewesen. Manchmal war sie auch kurz vor dem Verzweifeln, wenn nach einer wilden Party wieder überall Essen und Flaschen herumlagen und Jerome die Rosenbüsche mit dem Klohäuschen verwechselt hatte, aber es war zumindest eine gute Schule für sie gewesen. Zwar hatte sie ihre Ausbildung auf der Zwergenschule so nicht beenden könnten, aber sie war ja jetzt verheiratet! Und die lieben Zwerge hatten ihr einen Glassarg gebaut, in dem Erik sie dann entdeckt hatte und mit zu sich nahm. Oh, wie romantisch war es gewesen, als sie die Augen öffnete und er sie voller Zärtlichkeit ansah. Dann hatte er sie mit zu sich auf das Landgut genommen und zu seiner Frau gemacht. Sie hatten viel schöne Zeit miteinander verbracht, nur seit einigen Monaten musste er häufig Überstunden machen. Aber irgendwer musste die Familie ja ernähren, da hatte er schon recht. Während sie ja nur zu Hause saß und die paar Handgriffe im Haus erledigte. Sie war so froh, dass sie Erik gefunden hatte, er war ihr Leben, sie bewunderte ihn von ganzem Herzen. Wie glücklich sie doch war.

    ***

    „ROSEN. Verstehst du, er bringt mir Rosen zum ersten Date mit. Das ist so, als ob man der Schneekönigin Eisblumen schenkt. Empört blies Rose sich eine störrische Strähne aus dem Gesicht, so dass ihre kornblauen Augen sichtbar wurden. Diese Augen hätten der perfekte Grund sein können, dass sie zur Prinzessin gewählt worden war, wenn man sie während ihrer Arbeit nur einmal gesehen hätte. Aber Rose arbeitete als Dornröschen im Schloss „Dornenstein, dem berühmtesten Freizeitpark der Region und da war ihre Rolle, nun, schlafend. Dornenstein boomte: Durch enge Dornenhecken krabbeln (keine Übernahme von Kosten bei zerstörter Kleidung oder irgendwelchen Verletzungen), Spinnversuche machen und natürlich die große Attraktion: die schlafende Prinzessin sehen. Wachküssen nicht erlaubt. Wunderschön lag sie dort auf ihrem Bett. Man konnte sie morgens, mittags oder nachts besuchen, jeweils in unterschiedlichem Licht, nur eins blieb gleich – sie schlief. Wofür Menschen alles Geld ausgaben... Rose würde diesen Job noch ein, zwei Jahre machen können, dann würde ihre Schwester Violet übernehmen, immerhin sollte eine Prinzessin auch bei 100-jährigem Schlaf nicht allzu sehr altern. Rose hatte ihr grünes Samtkleid und die langen Flechten, die um ihren Kopf als Kranz gelegt wurden, gegen ihr Freizeitoutfit ausgetauscht und saß nun in Jeans, engem Shirt und mit fransigem Kurzhaarschnitt vor Gretel. Rose schüttelte immer noch erbost und ungläubig den Kopf, während sie versuchte die Wirkung der zwei Kaffees mit Kamillentee zu bekämpfen, um in der nächsten Schicht wieder majestätisch im Bett still halten zu können. „Ich meine, seine Stiefelchen waren ja echt geil und wenn er dir ins Ohr schnurrt, kriegst du wirklich eine Gänsehaut, aber irgendwie kam mir das doch pervers vor. Gretel grinste und versuchte sich den gestiefelten Kater als Liebhaber vorzustellen. Rose hatte Recht, irgendwie pervers und dann die ganzen Haare im Mund, bäh...War das Date mit unserem tapferen Schneiderlein wenigstens besser? „Taylor? Najaaa..Er hat ja eine ziemlich große Klappe für so ein kleines Männchen, aber seine Geschichten waren eigentlich ganz lustig. Als Sonntagabend -Unterhaltung also eigentlich ganz gut. „Und für Sonntagnacht? Rose kicherte. „Sagen wir so. Er ist ziemlich zungen- und fingerfertig, aber sein äh Handwerkszeug kann er nicht so einsetzen, das weist leichte Defizite auf... Gretel prustete los: „Ne, oder? Dabei tönt er doch überall rum, an der Nase eines Mannes.. Und die ist bei ihm wirklich spitz genug. „Ja, an der Größe liegt es auch nicht. Nur an der ähm..Konsistenz. Rose strich sich nachdenklich eine Strähne hinter das Ohr. „Morgen treff ich Rübenzahl, mal schauen, was das wird. Gretel seufzte. „Rose, wann wirst du endlich aufhören diese Freaks zu daten. Die haben doch alle irgendwie einen an der Klatsche. Rose zog eine Schnute und zuckte dann lächelnd mit den Schultern. „Und wie läufts mit Arthur?, lenkte sie schnell ab. Gretel betrachtete fasziniert das Astloch im Tisch. „Oh, Arthur. Arthur ist toll. Er ist super, treu, verständnisvoll, entgegenkommend, fröhlich.. „Du denkst also immer noch drüber nach ihn zu verlassen. „Najaa.... Gretel formte aus ihrem Kaugummi eine Blase, die prompt platze und puhlte die Reste dann von ihrer Lippe. „Mit Arthur kann man echt viel machen und er ist sehr fürsorglich. Wir sind ein tolles Team und er liebt mich wirklich. Nur manchmal, manchmal könnte ich ihn an die Wand klatschen. Und dann frage ich mich, ob er so wieder ein Frosch werden würde. Und ob ich dann Probleme mit dem Tierschutz kriegen könnte. - Nicht, dass ich Joscha nicht an die Wand klatschen will, aber dann würde ich andere Sachen mit ihm machen. Gretel grinste schief. „Und wie geht’s seiner Frau?. „Oh gut, gut. Soweit ich gehört habe, ruft Isebill jetzt nur noch alle zwei Stunden „Manntje, manntje, Timpe Te. Nachts sogar nur alle drei. Nun war es an Rose zu seufzen. „Wir sind schon zwei so Grazien. Die eine datet Freaks und die andere alternde Ex-Fischer, die jetzt einen auf Nachtwächter machen und Therapeut für die größenwahnsinnige Ehefrau Sie warf einen Blick auf die Uhr und sprang dann auf. „Verdammt ich muss los, sonst verpasse ich noch den Anfang meiner Schlafstunde. Habe ich dir erzählt, dass gestern ein 13-jähriger versucht hat mir beim Schlafen unter den Rock zu gucken?! Ich hab mich dafür im Schlaf mal schwungvoll gedreht, dürfte mindestens ein blaues Auge werden, die Schuhe waren recht spitz." Rose grinste frech, drückte Gretel noch einen Kuss auf die Wange und lief davon.

    ***

    Coras Blick glitt vom Backofen mit ihrer Pizza zum klingelnden Telefon. Nein, nein, nein! Wenn das jetzt wieder ein Einsatz war, würde sie noch wahnsinnig werden. Das wäre dann das zweite Mal, dass sie ihre Pizza nur noch halbdurch oder steinhart essen konnte. Aber vielleicht war es ja auch nur ein Fehlalarm. Sie nahm den Hörer mit zwei Fingern ab, als wäre er eine tickende Bombe. „Inspektor Rotkäppchen? Wir haben hier einen Fall von Sachbeschädigung und Ruhestörung. Bitte kommen Sie sofort." Cora seufzte, warf einen letzten sehnsuchtsvollen Blick auf die Pizza und packte dann ihr Funkgerät ein. Im Vorbeigehen rief sie ihrem Kollegen noch zu, dass Essen im Backofen sei. Ob Spiderman auch immer hungrig die Welt rettete?

    ***

    „Schmeckt es dir nicht Schatz?, besorgt blickte Schneewittchen auf Erik, der seit gut einer Minute die Gabel immer wieder in das Filet bohrte, als würde er es erstechen wollen. Irritiert blickte er auf, als hätte er ganz vergessen, wo er war und lächelte sie dann zerstreut an. „Doch Witti, das Hühnchen ist lecker, sehr gut. „Zander. „Ja klar, Zander. Du weißt doch, die Arbeit...Ein echter Prinz ruht nie. Haha Schneewittchen zögerte kurz, sprach aber dann das aus, was ihr schon lange im Kopf herum spukte. Was hältst du davon, wenn ich dich bei der Büroarbeit unterstütze? Sicher, ich habe meine Schule nicht beendet, aber ich lerne schnell und so könnten wir wieder mehr zusammen sein. Eriks Stirn legte sich in Falten. „Aber was hast du denn plötzlich für Gedanken, Wittchen?! Meine Frau muss doch nicht arbeiten, was sollen denn die Leute sagen. Er warf ihr einen prüfenden Blick zu. „Außerdem bist du eh schon ganz blass. Ja, ja, ich weiß schon, weiß wie Schnee. Aber das ist doch absolut unmodern, du solltest wirklich ab und an mal in die Sonne gehen, statt dir so wirre Hirngespinste auszudenken. „Aber wieso soll ich nicht arbeiten? Viele Frauen arbeiten heute und ich könnte dir helfen. Und eine Ausbildung würde mir auch nichts schaden. Auf Eriks Stirn zog die bedrohliche Querfalte auf, die er immer bekam, wenn ihm etwas gegen den Strich ging, und seine Nasenflügel bebten. „Papperlapapp, dieses neumodische Gerede von Frauen und Ausbildung. Eine Frau gehört an den Herd und das größte Glück für eine Frau hast du doch bereits erreicht. Du bist verheiratet, mit mir, einem gutaussehenden, wohlhabenden Prinzen. Eine Ausbildung ist doch nur was für hässliche, fette Weiber, die sonst keiner will. Und jetzt zieh nicht so eine Schnute, das macht Falten und wer will schon eine Prinzessin mit zerklüftetem Gesicht. Schneewittchen machte noch einen Anlauf. „Aber ich könnte doch einen Privatlehrer nehmen, der mich über das Weltgeschehen informiert und mir neue Sprachen beibringt. Vielleicht könnte ich auch den Kutschenführerschein machen. Oder... Erik nahm ihr Gesicht in beide Hände und schaute sie eindringlich an. „Schneewittchen. Du bist so wunderschön. Vom ersten Moment an war ich diesem Gesicht verfallen. Und diese blutroten Lippen... Aber weißt du was den Moment damals perfekt gemacht hat? Erwartungsvoll schaute Schneewittchen ihn an. „Deine zauberhaften Lippen waren geschlossen und das wäre jetzt auch besser so. Wer will schon eine geschwätzige Frau? Schweigen ist Gold mein Schatz, also schließ deinen hinreißenden Mund und schau bezaubernd aus. Das kannst du einfach am besten. – So, und jetzt lass uns dein exzellentes Rinderfilet zu Ende essen.

    ***

    Cora musterte den Tatort mit schnellem Blick; da hatte jemand ganze Arbeit geleistet. Mitten in dem Schrebergärtchen qualmten noch die Reste eines riesigen Feuers, der Geräteschuppen war kurzerhand zu Brennholz umfunktioniert worden und im Gras lagen mehrere leere Flaschen. Der süßliche Geruch, der sich mit der rauchigen Luft mischte, kam vermutlich von den Zigarettenstummeln, die vereinzelt herumlagen, und die Rosenbüsche hatte der Täter wohl einfach zum Kotzen gefunden. Da kam einiges an Arbeit auf sie zu... Cora seufzte, während sie weiter verzweifelt ihre Jackentaschen nach irgendwas Essbarem durchsuchte. Mit leerem Magen konnte sie einfach nicht denken. Ein schlaksiger Polizist kam auf sie zugestürzt und starrte sie mit offenem Mund an. „Das gibt’s doch nicht. Sie sind doch, sie sind wirklich, dass ich das noch erleben darf! Cora zwang sich zu einem Lächeln. „Jepp. Ich bin das kleine Mädchen, das vom Weg abgekommen war und dann feststellen musste, dass der Wolf ihre Großmutter mit FastFood verwechselt hatte. Wolf wollte mich fressen, ich war zu spät wie immer, er schlief über dem Warten ein. Jäger kam, machte Schnippschnapp, Oma frei, Geschichte aus. Oh und das rote Käppchen passt mir heute nicht mehr... Ihr Gegenüber machte fast einen Kniefall vor Ehrfurcht. Wahnsinn, dass ihre Oma das überlebt hat! Ich mein im Magen eines Wolfes, Hammer! „Ja, nach dem Erlebnis hat sie auch dem Wein mehr als dem Kuchen zugesprochen. Wer kann's ihr verdenken, wer will schon mit der Erinnerung an die Gedärme eines Raubtiers leben. - Also was wissen wir zu dem Fall hier bis jetzt? Der Polizist blätterte hektisch in seinem Block. „Laut Zeugenaussage war der Täter kleinwüchsig, hatte langes rotes Haar und einen Ziegenbart. Näheres konnte sie auf die Entfernung nicht erkennen. Der Mann hatte eine Fistelstimme, sprang wie besessen um das Feuer herum und rief irgendwas in der Art 'heute back ich, morgen brau ich, vollkommen wirres Zeug also. Cora zog die Stirn in Falten. „Okay, dann sehen wir uns den Tatort mal genauer an. Sie ließ ihren Blick erneut über den Garten schweifen, dann fixierte sie den Polizisten und kniff die Augen zusammen:Was haben Sie da? Der Jüngling wurde blass: „Was meinen Sie, ich, äh... „Nein, Sie brauchen sich gar nicht die Mühe machen, es abzustreiten. Ich bin mir absolut sicher! Er schien unter Coras intensivem Blick fast bewusstlos zu werden und schaute hilflos an sich auf und ab. Mit bedrohlichem Blick und bestimmender Stimme ging sie auf ihn zu: „Das ist ein Schokoriegel in Ihrer Tasche, Sniggets und er trägt meinen Namen! Also keine Widerrede. Her damit."

    ***

    Unruhig wälzte sich Gretel im Bett herum. Es war dunkel um sie, nur die lodernden Flammen erhellten die kleine Hütte. Der Geruch von Gebratenem erfüllte den Raum und in ihren Ohren klang noch das Schreien der alten Hexe. Gretel starrte auf den Ofen. Es ist vorbei, pochte es in ihrem Kopf, doch tief drinnen wusste sie, dass es nie vorbei sein würde.

    ***

    So sehr sie es auch versuchte, Cora konnte den Blick nicht abwenden. Mit einer Mischung aus Ekel und Faszination starrte sie auf den menschlichen Körper, der seltsam verdreht und gequetscht in der goldschimmernden Flasche steckte. Erst als ihr Kollege sich demonstrativ räusperte, riss sie sich zusammen. „DSCHIN. Was haben Sie sich da nur wieder gedacht??!! Sie wissen doch genau, dass sie immer noch auf Bewährung sind. Noch gut 6 Monate und sie hätten es hinter sich gehabt. Sie musterte das untersetze bläuliche Wesen, das geknickt auf seine nicht vorhandenen Fußspitzen starrte. „Möchten Sie mir vielleicht erklären, warum Sie Herrn Ala Din, mit dem sie seit zwei Jahren scheinbar gut und harmonisch zusammengelebt haben, zusammengeknüllt und in eine Flasche gestopft haben? Dschin schob trotzig seine Unterlippe vor. „Er sollte mal wissen, wie das ist. Die ganze Zeit hat er nur gesagt ich will, ich will ich will. Ich hab mich ums Haus gekümmert, ihm seine Wünsche von den Augen abgelesen. Dann betrügt er mich mit dieser blöden Schnepfe von Rapunzel. Und sagt zu mir „Pass auf Dschin, das mit uns, das war nur so eine Phase. Ich bin nicht so einer. Als ich dann mit dem Rest meiner Würde meine Sachen packen wollte, will er mich doch glatt in die Flasche zurückschicken. Ich würde ihm noch einen Wunsch schulden. Er könne doch nix dafür, dass ich ihm von selbst ständig was herbeigezaubert hätte. Er wollte eine schönen Porsche um die blonde Schickse zu beindrucken und solange ich nicht täte, was er sagt, würde er mich in der Flasche versauern lassen Und dann kann ich mich an nix mehr erinnern, nur dass er plötzlich sehr, äh, kompakt war. Wie auf Befehl drehten Cora und Dschin gleichzeitig den Kopf Richtung Flasche. Cora seufzte tief. „Okay Dschin. Jetzt holen sie ihn schon da raus und machen sie wieder einen Menschen aus ihm. Dschin zögerte und starrte zweifelnd von seinem Ex-Freund zu Cora, die energisch nickte. „Nun machen Sie schon. Und wenn sie ihn wieder schön hinkriegen, wirkt sich das bestimmt strafmildernd aus. Morgen reden wir mit Ihrer Bewährungshelferin und versuchen einen anderen Platz für sie zu finden. Vielleicht ist Flaschengeist einfach nicht die richtige Aufgabe für Sie.

    ***

    Gretel wachte auf und war sich sofort sicher, dass der Tag reichlich bescheiden werden würde. Sie wusste nicht warum, sie hatte keinen bestimmten Grund, aber sie war bereits nach gut 10 Sekunden richtig schlecht gelaunt. Heute war ein Tag zum im Bett bleiben, sich die Decke über den Kopf ziehen und nichts zu machen, außer sich selbst zu bedauern. Aber zugleich ahnte sie auch, dass daraus nichts werden würde. Denn neben ihr lag Arthur, der liebe, gute, treue Arthur, der in alter Tradition geblieben war, um sie in der kalten Nacht zu wärmen. Es geziemte sich die Dame des Hauses warm zu halten, natürlich ohne jegliche schlechte Absicht oder Hintergedanken.Und er hatte nicht einmal versucht sie anzufassen, nicht einmal! Nicht mal im Schlaf war er näher an sie herangerückt als es sich gehörte, seine Hand war nicht „zufällig über ihre runden Brüste geglitten, nicht ein einziges Mal war sein Bein ihrem zu nahegekommen. Verdammt, konnte er nicht einmal ein bisschen Feuer zeigen, Leidenschaft, etwas Verbotenes tun? Sie schnaufte und merkte sofort, wie er sich ihr zu wandte und sie anstarrte. Jetzt nur nicht die Augen öffnen, einfach so tun, als würde sie noch schlafen. Zu spät. „Mein Schmetterling, bist du wach? Es wird Zeit einen neuen Tag zu beginnen. Im Kopf zählte sie langsam, ganz langsam bis zehn und öffnete dann widerwillig die Augen. Lächeln, Gretel, einfach lächeln. Sogleich ergriff er ihre Hand und drückte sie an seine Wange. „Ist es nicht wunderbar, gemeinsam zu erwachen. Stell dir nur vor, wenn wir endlich verheiratet sind. Dann kann ich jeden Morgen in deine hinreißenden Augen blicken, dich anlächeln, wir können Händchen halten, uns vielleicht gar mal innig umarmen und uns von Herzen liebhaben." Gretel spürte, wie sich

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1