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Die große Intrige: Wie aus dem Attentat der Erste Weltkrieg wurde
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eBook238 Seiten3 Stunden

Die große Intrige: Wie aus dem Attentat der Erste Weltkrieg wurde

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Über dieses E-Book

Im Jahr 2018 jährt sich zum 100. Mal das Ende des Ersten Weltkrieges.
Der Historiker Christopher Clark verneint in seinem Buch "Die Schlafwandler" die alleinige Schuld des Deutschen Reiches am Ausbruch des Krieges. Zum gleichen Ergebnis kommt der Historiker Herfried Münkler in seinem Buch "Der Große Krieg". Die britischen Historiker Docherty & Macgregor geben in ihrem Buch "Verborgene Geschichte" einer britischen Elite die Schuld am Ausbruch des Krieges. Dagegen vertreten die Autoren auf Wikipedia mehr oder weniger die bisherige Auffassung von der Schuld des Deutschen Reiches. Die Frage ist demnach: War das Deutsche Reich Aggressor oder Opfer einer Intrige?
Das ersten Kapitel beruht auf den Aussagen der Autoren auf Wikipedia zur Charakterisierung der besonders in den Krieg verwickelten Staaten. Dabei wird Wert auf Aussagen zur Schuld des Deutschen Reiches am Ausbruch des Ersten Weltkrieges gelegt. Die bekannten Argumente, wie das Flottenrüsten, der Bau der Bagdadbahn oder der deutsche Militarismus, sind wenig überzeugend.
Im zweiten Kapitel wird die Entwicklung ausgewählter deutscher Unternehmen beschrieben, die durch Innovation zu Weltmarktführern vor dem Krieg wurden. Sie bestimmten die zweite industrielle Revolution, die auf den Beginn im Jahr 1870 und das Ende 1914 datiert wird. Sie ist damit fast identisch mit der Kaiserzeit. In diese Periode fällt auch die rasante Entwicklung und Anwendung der Verbrennungsmotoren. Der Treibstoff war nicht mehr Kohle, die in vielen Ländern förderbar war, sondern Benzin oder Dieselöl. Damit wurde der Nahe Osten wegen seiner Ölvorkommen zur Begierde einiger Großmächte.
Das dritte Kapitel beschäftige sich mit der Erdölförderung und den entstehenden Ölförderunternehmen. Da auch in Libyen, das zum Osmanischen Reich gehörte, Ölvorkommen vermutet wurden, eroberte Italien 1911 dieses Land und löste damit die Balkankrise aus.
Im vierten Kapitel wird die eingangs gestellte Frage beantwortet. Dafür dienen die Ausführungen der vorangegangenen Kapitel und die Ausführungen der Historiker Clark, Docherty und .Macgregor.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum14. Juni 2016
ISBN9783738074185
Die große Intrige: Wie aus dem Attentat der Erste Weltkrieg wurde

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    Buchvorschau

    Die große Intrige - Wilfried Schaudienst

    Einleitung

    Im Jahr 2018 jährte sich zum 100. Mal das Ende des Ersten Weltkrieges.

    »Ich werde nie begreifen, wie es passieren konnte«, sagte die Autorin Rebecca West zu ihrem Mann, als sie 1936 auf dem Balkon des Rathauses von Sarajevo stand. Später sinnierte sie, dass dies nicht etwa daran liege, dass es zu wenige Informationen gebe, »vielmehr gibt es zu viele«. Diese Worte schreibt der Historiker Christopher Clark zum Schluss seines Buches Die Schlafwandler auf Seite 709. Im Vorwort zu diesem Buch heißt es: »Lange Zeit galt es als ausgemacht, dass das deutsche Kaiserreich wegen seiner Großmachtträume die Hauptverantwortung am Ausbruch des Ersten Weltkrieges trägt. In seinem bahnbrechenden neuen Werk kommt der angesehene Historiker Christopher Clark, dessen Buch über die Geschichte Preußens ein Bestseller wurde, zu einer neuen Einschätzung. Clark beschreibt in seiner Darstellung der Vorgeschichte des Krieges minutiös die Interessen und Motive der wichtigsten politischen Akteure in den europäischen Metropolen und zeichnet dabei das Bild einer überaus komplexen Welt, in der gegenseitiges Misstrauen, Fehleinschätzungen auf vielen Seiten, Überheblichkeit, Expansionspläne und nationalistische Bestrebungen zu einer Situation führten, in der ein Funke genügte, den Krieg auszulösen, dessen verheerende Folgen kaum jemand abzuschätzen vermochte.«

    In seinem Buch Der Große Krieg vertritt der Historiker Herfried Münkler die Auffassung, dass Russland mit der Mobilmachung die Julikrise entscheidend verschärfte. Beide bezweifeln die alleinige Schuld des Deutschen Reiches am Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Einen Schritt weiter gehen die britischen Historiker Gerry Docherty & Jim Macgregor in ihrem Buch Verborgen Geschichte: Wie eine geheime Elite die Menschheit in den Ersten Weltkrieg stürzte. Sie sehen in dieser Elite einen britischen Geheimbund, der die schwindende Bedeutung des Empires aufhalten und das Empire zu neuer Größe führen wollte. Dieser Auffassung von Macgregor schließt sich Wolfgang Effenberger im Buch Sie wollten den Krieg an. Der Franzose Georges Demartial untersucht die offizielle Darstellung der französischen Regierung zu den Ursachen des Ersten Weltkrieges. In dem Buch Die dreiste Fälschung: Das französische Gelbbuch und die Kriegsursachen von 1914 von Georges Demartial und Stefan Scheil (Hrsg.) wird die französische Darstellung zu den Ursachen des Krieges widerlegt.

    Die unzähligen Meinungsäußerungen, Rechtfertigungs- und Verschleierungsversuche nach dem Krieg, die Clark in seiner Einleitung beschreibt, lassen die Ursachen des Ersten Weltkrieges zu einem undurchsichtigen Nebel werden. Am Ende des Buches auf Seite 710 schreibt er: »Ausschlaggebend für die Komplexität der Ereignisse von 1914 waren die raschen Veränderungen im internationalen System: die plötzliche Entstehung eines albanischen Nationalstaates, das türkisch-russische Wettrüsten im Schwarzen Meer oder die Umorientierung der russischen Politik von Sofia auf Belgrad, um nur einige zu nennen.« Christopher Clark verknüpft alle politischen Erscheinungen jener Zeit zu einer „komplexen Welt, sodass jedes Ereignis den „Sprengstoff für einen Weltkrieg beinhaltete. Dieser Auffassung kann aber nicht jeder folgen, weil es der entscheidende Grund für ein nicht mehr zu überblickendes Bild ist, das die wahren Ursachen des Krieges untergehen lässt.

    Das Attentat von Sarajevo war eine Angelegenheit zwischen Serbien und Österreich-Ungarn und wurde anfangs auch so gesehen und behandelt. Erst durch das Einmischen der Großmächte wurde der lösbare Konflikt zum Weltenbrand. Die Großmächte nutzten das Ereignis, um ihre „höheren Interessen" durchzusetzen. Aber was waren im Hintergrund die Triebkräfte der Großmächte, die auf den Krieg zusteuerten?

    Zur Ermittlung dieser Interessen und Triebkräfte sollen zunächst die Großmächte mit ihrer Geschichte betrachtet werden. Daraus ergeben sich erste Aufschlüsse auf das Verhalten zu Ereignissen vor dem Kriegsausbruch. Eine entscheidende Entwicklung stellt die zweite industrielle Revolution von 1870 bis 1914 dar. In dieser Zeit kam es zur Anwendung von Verbrennungs- und Elektromotoren, der Telegraphie, zum Aufstreben der chemischen und pharmazeutischen Industrie, der Schwerindustrie und des Maschinenbaus. Das technologische und wirtschaftliche Zurückbleiben von Staaten musste zwangsläufig zu Ängsten in diesen Ländern führen. Eine solche Entwicklung setzt Triebkräfte frei und liefert Motive. Deshalb wird dieser Problematik in diesem Buch ein Schwerpunkt eingeräumt, weil sie von den Autoren der genannten Bücher fast völlig unbeachtet bleibt. Ihr Augenmerk liegt auf den Ereignissen und Verhaltensweisen der entscheidenden Politiker vor dem Krieg. Dazu führten sie umfangreiche Recherchen zu Dokumenten dieser Zeit durch. So verfügt das Buch Die Schlafwandler von Christopher Clark über ein Anmerkungsverzeichnis von 111 Seiten und ein Quellen- und Literaturverzeichnis von 38 Seiten.

    Generell haben die Autoren sich um hohe Wissenschaftlichkeit bemüht.

    Christopher Clark lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine's College in Cambridge. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Geschichte Preußens und der Erste Weltkrieg. Für sein Werk Die Schlafwandler wurde ihm der Bruno-Kreisky-Preis verliehen.

    Herfried Münkler ist Historiker und Politikwissenschaftler, der an der Humboldt-Universität zu Berlin lehrte. Für sein Buch Der Große Krieg wurde er mit dem Friedrich-Schiedel-Literaturpreis ausgezeichnet.

    Georges Demartial (1861-1945) war ein französischer Verwaltungsfachmann. Nach 1914 fanden seine Veröffentlichungen zum Ersten Weltkrieg internationale Beachtung. Wegen seiner kritischen Auseinandersetzung mit der französischen Kriegsschuld wurden Demartial 1928 für fünf Jahre die Rechte eines Ehrenlegionärs aberkannt.

    Gerry Docherty stammt aus Schottland. Gemeinsam mit Jim Macgregor verfasste er die Hidden History, eine minutiös recherchierte und dokumentierte Widerlegung der offiziellen Version über die Ursachen des Ersten Weltkrieges. Jim Macgregor hat in Glasgow Medizin studiert und als Allgemeinmediziner in Schottland gearbeitet.

    Wolfgang Effenberger ist ein deutscher pensionierter Offizier der Bundeswehr, ehemaliger Lehrer, Politologe und Sachbuchautor.

    Ergänzend zu den genannten Autoren kommt Ehrhard Bödecker mit seinem Buch Preußen und die Wurzeln des Erfolges zu Wort. Er studierte Recht, Wirtschaft und Geschichte. Er war Amtsrichter, Verwaltungsrichter und Rechtsanwalt, seit 1966 selbständiger und erfolgreicher Privatbankier in Berlin.

    Kapitel I

    Die Kriegsschuld des Deutschen Reiches von 1914

    Zur Frage der Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges schreibt Christopher Clark auf der Seite 715:

    „Und wie steht es nun um die Frage der Schuld? Mit der Behauptung, dass das Deutsche Reich und seine Bündnispartner moralisch für den Ausbruch des Krieges verantwortlich seien, sorgte Artikel 231 des Versailler Vertrages dafür, dass die Frage der Kriegsschuld im Mittelpunkt der Diskussion um den Ursprung des Krieges blieb. Die gegenseitigen Schuldzuweisungen haben niemals ihre Anziehungskraft verloren. Die wohl einflussreichste Manifestation dieser Tradition ist die sogenannte »Fischer-Kontroverse« - ein Kürzel für eine Reihe von Argumenten, die in den sechziger Jahren Fritz Fischer, Imanuel Geis und eine Schar jüngerer deutscher Historiker vorbrachten und nach denen Deutschland die Hauptschuld am Kriegsausbruch trug. Nach dieser Sichtweise (wenn man die vielen Varianten innerhalb der Fischer-Schule einmal beiseitelässt) stolperten oder schlitterten die Deutschen nicht in den Krieg. Sie entschieden sich für ihn- schlimmer noch, sie planten ihn im Voraus, in der Hoffnung, aus ihrer europäischen Isolation ausbrechen und den berüchtigten »Griff nach der Weltmacht« zu wagen. Aktuelle Untersuchungen zur folgenden Fischer-Kontroverse haben auf die Bezüge zwischen dieser Diskussion und dem spannungsreichen Prozess hingewiesen, in dessen Verlauf deutsche Intellektuelle das belastende moralische Vermächtnis der NS-Ära verarbeiteten. Fischers Argumentation ist in vielen Punkten scharf kritisiert worden. Dennoch dominiert eine entschärfte Version der Fischer-Thesen noch heute die Studien von Deutschlands Weg in den Krieg."

    Der »Griff nach der Weltmacht« wurde abgeleitet aus der aus dem Zusammenhang gerissenen Formulierung »Platz an der Sonne«. Bei Wikipedia ist zu lesen:

    Platz an der Sonne

    (wiki/Platz an der Sonne)

    „Die Wortprägung »Platz an der Sonne« entstand durch eine Äußerung von Bernhard von Bülow (1849-1929) in einer Reichstagsdebatte am 6. Dezember 1897, wo er im Zusammenhang mit der deutschen Kolonialpolitik formulierte:

    Mit einem Wort: wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren

    Platz an der Sonne.

    Von Bülow war damals Staatssekretär des Auswärtigen Amtes des Deutschen Kaiserreiches; von 1900 bis 1909 war er Reichskanzler.

    Die Wortprägung ist später zum geflügelten Wort geworden. Sie gilt als anschauliche Metapher des deutschen Weltmachtstrebens in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, als die bismarcksche Bündnispolitik aufgegeben wurde und die Außenpolitik des wilhelminischen Reiches das Flottenrüsten mit Großbritannien begünstigte."

    »wir wollen niemanden in den Schatten stellen«, soll sagen, dass das Deutsche Reich sich nicht vor die damaligen Großmächte stellen wollte, also auch nicht den »Griff nach der Weltmacht« im Auge hatte. »wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne«, es sei auf das Wort »auch« hingewiesen, bedeutet, dass das Deutsche Reich neben den Großmächten stehen wollte, die bereits ihre Position nutzten, um sich Vorteile zu verschaffen.

    Das Deutsche Reich wurde offensichtlich als nicht gleichwertig von den anderen Großmächten gesehen. Aufgrund des vor nicht allzu langer Zeit gegründeten Deutschen Reiches galt es bei den anderen Großmächten als Emporkömmling und Störenfried. Anders war es mit England, Russland oder Frankreich, die auf eine längere und beachtete Geschichte zurückblicken konnten, was in ihrem Selbstbewusstsein und Verhalten zum Ausdruck kam.

    Britisches Weltreich

    (wiki/ Britisches Weltreich)

    „Das Britische Weltreich (Empire) war das größte Kolonialreich der Geschichte. Unter der Herrschaft des Vereinigten Königreichs vereinte es Dominions, Kronkolonien, Protektorate, Mandatsgebiete und sonstige abhängige Gebiete, die aus den englischen Überseebesitzungen, Handelsposten und Strafkolonien hervorgegangen waren. Im Jahr 1922, zur Zeit seiner größten Ausdehnung, umfasste es mit 458 Millionen Einwohnern ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung. Es erstreckte sich über eine Fläche von ca. 33,67 Millionen km², was einem Viertel der Landfläche der Erde entspricht.

    Im 15. und 16. Jahrhundert, im Zeitalter der Entdeckungen, waren Spanien und Portugal die Pioniere der europäischen Erforschung und Eroberung der Welt. Sie bildeten riesige Kolonialreiche, die ihnen immense Reichtümer einbrachten. Dadurch angespornt, begannen auch England und Frankreich und die Niederlande mit dem Aufbau eigener Kolonien und Handelsnetze in Amerika und Asien. Nach mehreren Kriegen im 17. und 18. Jahrhundert gegen Frankreich und die Niederlande etablierte sich England als führende Kolonialmacht in Amerika und Indien. Die Abspaltung der dreizehn Kolonien nach dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775-1783) bedeutete zwar den Verlust der bevölkerungsreichsten Überseegebiete, doch wandte sich Großbritannien bald Afrika, Asien und Ozeanien zu. Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege 1815 übte Großbritannien über ein Jahrhundert lang eine nahezu unangefochtene Dominanz über die Weltmeere aus. Das Land war die erste Industrienation und ebnete dem weltweiten Siegeszug des Kapitalismus den Weg. Es verfügte seit dem 19. Jahrhundert für viele Jahrzehnte über die größten Handels- und Kriegsflotten der Welt, galt als stärkste See- und Weltmacht und praktizierte bis etwa 1902 die Splendid Isolation.

    Das Jahr 1875 markiert den Eintritt in das imperialistische Zeitalter. Damals kaufte die konservative Regierung Disraeli für 4 Millionen Pfund die Aktienanteile des ägyptischen Herrschers Ismail an der Sues-Gesellschaft auf, um diesen strategisch wichtigen Handelsweg nach Indien zu sichern. Die gemeinsame britisch-französische Finanzkontrolle über Ägypten wurde mit der formellen Besetzung Großbritanniens im Jahr 1882 beendet.

    Die Rivalität zu Russland, die im Krimkrieg (1854-1856) eine erste Eskalation erfahren hatte, und die Angst vor einer russischen Expansion in Richtung Süden und Indien war ein weiterer Faktor der

    britischen Politik. 1878 wurde Zypern besetzt, als Reaktion auf den Russisch-Türkischen Krieg. Auch Afghanistan wurde zeitweise besetzt, um dort den russischen Einfluss zurückzudrängen.

    Großbritannien führte in Afghanistan drei erfolglose Kriege.

    Wegen des wachsenden Einflusses des Deutschen Reiches und der Vereinigten Staaten büßte Großbritannien seit 1900 zunehmend seine politische und wirtschaftliche Vormachtstellung ein."

    Russland

    (wiki/Russland)

    „An der Wende zum 18. Jahrhundert öffnete Zar Peter der Große das in den alten Strukturen erstarrte Zarentum Russland westeuropäischen Einflüssen und förderte Wissenschaft und Kultur. 1703 gründete er die Stadt St. Petersburg, die- seit1712 als neue Hauptstadt- das Symbol für den russischen Fortschritt werden sollte. Mit dem Sieg gegen Schweden im über 20 Jahre währenden Großen Nordischen Krieg erlangte Russland nach mehr als 150 Jahren der Auseinandersetzung mit Schweden die Vormachtstellung im Ostseeraum. Russland übernahm die Position Schwedens als nordische Großmacht in Europa.

    Katharina die Große führte Peters Expansionspolitik weiter. Unter ihrer Regierung wurde das Krim-Khanat(»Neurussland«) erobert. Durch die Beteiligung an den drei Teilungen Polens wurde die Westgrenze weit in Richtung Mitteleuropa vorgeschoben. 1812 fielen Napoleonische Truppen in Russland ein und eroberten Moskau, wurden schließlich jedoch vernichtend geschlagen. Dies gab den Auftakt zu den Befreiungskriegen, bei denen russische Truppen mit ihren Verbündeten (Preußen, Österreich, Vereinigtes Königreich u. a.) Napoleon endgültig besiegten und zur Abdankung zwingen konnten. Alexander I. zog als »Befreier Europas« in Paris ein. Nach dem Wiener Kongress 1814/15 erlangte Russland eine dominierende Rolle auf dem europäischen Festland, die bis zum Krimkrieg 1853-1856 andauerte."

    Russisch-Türkische Kriege

    (wiki/ Osmanisches Reich)

    „Im Russisch-Türkischen Krieg musste das Osmanische Reich endgültig erkennen, dass es seine imperiale Macht verloren hatte. 1770 verlegte Russland seine Flotte aus der Ostsee ins Mittelmeer und vernichtete in der Seeschlacht bei Cesme die vor Anker liegende osmanische Flotte. Im Frieden von Kücük Kaynara mussten die Osmanen das Krim-Khanat in die „Unabhängigkeit entlassen (es wurde aber schon nach wenigen Jahren eine russische Provinz); Teile des Nordkaukasus gingen an Russland, die Bukowina an Österreich. Keine der beiden Seiten hatte die Absicht, es lange dabei zu belassen. Zarin Katharina II. entwarf ihr sogenanntes „Griechisches Projekt, in dem das Byzantinische Reich als russischer Vasall wieder auferstehen sollte und die übrigen Teile des Osmanischen Reichs zwischen Österreich, Venedig und Russland aufgeteilt werden sollten, woran diese Alliierten jedoch wenig Interesse zeigten.

    1783 annektierte Russland die Krim und begann mit deren wirtschaftlichem Aufbau. Die Osmanen, die ohnehin darauf aus waren, ihre Verluste aus dem vorigen Krieg rückgängig zu machen, erklärten im selben Jahr nach verschiedenen Streitigkeiten Russland den Krieg. Nach Anfangserfolgen der Schwarzmeerflotte mussten sie jedoch 1792 im Frieden von Jassy abermals Gebietsverluste hinnehmen, darunter Gebiete zwischen Dnepr und Bug.

    Die Osmanische Herrschaft auf dem Balkan schien gefährdet, und Russland drängte darauf, die Kontrolle über die wichtigen Meerengen des Bosporus und der Dardanellen zu erhalten. Auf dem Balkan brachte sich Russland als Schutzmacht der dortigen orthodoxen Christen ins Spiel. Bereits früher hatte der russische Zar vergeblich versucht, die Regierungen Österreichs und Großbritanniens für die Aufteilung des Osmanischen Reichs zu gewinnen. Großbritannien und Frankreich sperrten sich aber gegen diese russische Expansion. Sie wollten nicht, dass die Schlüsselpositionen in russische Hände fielen und unterstützten die Osmanen, um den Status quo zu erhalten und damit ihre eigene Machthoheit in Südosteuropa an den osmanischen Grenzen sichern. In der sogenannten Orientalischen Frage über Sein oder Nichtsein des Reiches waren sie der Meinung, dass das Osmanische Reich, das in jener Zeit noch immer eine gewaltige Ausdehnung besaß, erhalten werden musste. Sein Zusammenbrechen hätte ein Machtvakuum verursacht (…). Für Großbritannien, dem zu dieser Zeit wichtigsten Handelspartner des Osmanischen Reichs, ging es außerdem darum,

    die Verbindungswege nach Indien zu kontrollieren und die Vormachtbestrebungen Russlands in Asien zu unterbinden (The Great Game). Das führte dazu, dass die Bündnisse je nach Situation neu zusammenfanden. Im Krimkrieg (1853-1856), der durch die russische Besetzung der Fürstentümer Walachei und Moldau ausgelöst wurde, kämpften Großbritannien, Frankreich und später auch Sardinien-Piemont auf Seiten der Osmanen. Im Frieden von Paris ging ein Teil des 1812 von Russland gewonnenen südlichen Bessarabien im Bereich der Donaumündung (etwa ein Viertel der Gesamtfläche) mit den Kreisen Cahul, Bolgrad und Ismail wieder zurück ans Fürstentum Moldau, das ein autonomer Staat unter Oberhoheit der Pforte war, und das Schwarze Meer wurde entmilitarisiert. Zugleich wurde die territoriale Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit des Osmanischen Reichs garantiert.

    Unterdessen fanden die Unruhen auf dem Balkan kein Ende. Nach einem Krieg gegen Serbien 1876 wurde in Konstantinopel eine internationale Konferenz einberufen, auf der u.a. die Zukunft des Balkans diskutiert wurde. Um seine Reformbereitschaft zu demonstrieren, kündigte der durch einen Staatsstreich an die Macht gekommene Abdülhamid II. eine liberalere Verfassung an, die ein parlamentarisches System eingeführt hätte. Eine wichtige Rolle bei deren Entwurf spielte der Großwesir Midhat Pascha. Als Ergebnis der Konferenz fassten die Mächte eine Autonomie sowohl für zwei Provinzen auf bulgarischem Gebiet als auch für Bosnien und Herzegowina ins Auge. Als die „Hohe Pforte" dies ablehnte, erklärte Russland den Krieg, besetzte den gesamten europäischen Teil der Türkei und rückte auf Istanbul (Konstantinopel) vor. Nach der Entscheidungsschlacht am Schipkapass im Januar 1878

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