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Große Schatzkammer der Verdienste: Wie man sich auf einen spirituellen Meister verlässt
Große Schatzkammer der Verdienste: Wie man sich auf einen spirituellen Meister verlässt
Große Schatzkammer der Verdienste: Wie man sich auf einen spirituellen Meister verlässt
eBook557 Seiten6 Stunden

Große Schatzkammer der Verdienste: Wie man sich auf einen spirituellen Meister verlässt

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Über dieses E-Book

Große Schatzkammer der Verdienste bietet eine umfassende Erklärung, wie man Darbringung an den spirituellen Meister (Lama Chöpa auf Tibetisch), eine der wichtigsten Meditationsübungen des Kadampa Buddhismus, praktiziert. Obwohl der Schwerpunkt dieser Übung es ist, sich auf den spirituellen Meister zu verlassen, enthält sie ebenso alle essenziellen Übungen von sowohl Sutra als auch Tantra.
Als ein Werk von beispielloser Tiefgründigkeit und Klarheit enthält dieses Buch eine Fülle von verständlichen und praktischen Anleitungen zu den Stufen des Pfades (Lamrim) und der Geistesschulung (Lojong) sowie zum tantrischen Mahamudra.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum17. Sept. 2020
ISBN9783752999662
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    Buchvorschau

    Große Schatzkammer der Verdienste - Geshe Kelsang Gyatso

    Geshela

    Der Ehrwürdige Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche ist ein vollkommen verwirklichter Meditationsmeister und international bekannter Lehrer des Buddhismus, der den Weg für die Einführung des modernen Buddhismus in unsere heutige Zeit geebnet hat. Er ist der Autor von 23 hoch angesehenen Büchern, die die alte Weisheit des Buddhismus in vollkommener Weise in unsere moderne Welt übertragen. Des Weiteren ist er der Gründer von über 1.200 Zentren und Gruppen des Kadampa Buddhismus auf der ganzen Welt.

    Mehr auf www.tharpa.com

    Vajradhara-2-colourOSG-Field-of-Merit

    Große Schatzkammer der Verdienste

    Empfohlene Reihenfolge für Anfänger, in der die Bücher des Ehrwürdigen Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche studiert oder gelesen werden sollten:

    Wie wir unser Leben verwandeln

    Wie wir den Geist verstehen

    Freudvoller Weg

    Der Spiegel des Dharma

    Das neue Herz der Weisheit

    Moderner Buddhismus

    Tantrische Ebenen und Pfade

    Führer ins Dakiniland

    Essenz des Vajrayana

    Die mündlichen Anleitungen des Mahamudra

    Große Schatzkammer der Verdienste

    Acht Schritte zum Glück – Neuausgabe

    Einführung in den Buddhismus

    Wie wir unsere menschlichen Probleme lösen

    Sinnvoll zu betrachten

    Das Bodhisattva Gelübde

    Allumfassendes Mitgefühl

    Das neue Meditationshandbuch

    Sinnvoll leben, freudvoll sterben

    Ozean von Nektar

    Herzjuwel

    Das klare Licht der Glückseligkeit

    Mahamudra Tantra

    Dieses Buch wurde unter der Schirmherrschaft des

    Internationalen Tempelprojekts der NKT-IKBU

    veröffentlich und der Verkaufserlös ist durch diesen Fonds für das Wohl der Allgemeinheit bestimmt.

    Eingetragen unter VR 33517 B.

    Mehr dazu unter

    www.tharpa.com/de/allen-helfen-weltfrieden

    EHRWÜRDIGER GESHE KELSANG GYATSO RINPOCHE

    Große Schatzkammer der Verdienste

    WIE WIR UNS AUF UNSEREN SPIRITUELLEN MEISTER VERLASSEN

    THARPALOGOsm_fmt

    THARPA VERLAG

    Deutschland • Schweiz

    Originaltitel: Great Treasury of Merit

    1. Auflage 2019 

    Alle Rechte vorbehalten.

    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Reproduktion ist unzulässig, außer zur Verwendung kurzer Passagen für privates Studium, Forschung und Buchbesprechungen. 

    Herausgeber:

    Tharpa Verlag Deutschland, ein Teil des 

    Dipankara Kadampa Meditationszentrum e. V. (VR 33517 B)

    Chausseestraße 108

    10115 Berlin

    Der Tharpa Verlag hat überall auf der Welt Niederlassungen und Tharpa Bücher werden in den gängigsten Sprachen veröffentlicht.

    Kontaktadressen siehe hier

    © Deutsche Übersetzung Ehrwürdiger Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche und Neue Kadampa Tradition – Internationale Union des Kadampa Buddhismus 2018

    Das Titelbild zeigt Lama Losang Tubwang Dorjechang.

    Die Abbildungen vorne zeigen Buddha Vajradhara und das Verdienstfeld, Letzteres vom tibetischen Künstler Chating Jamyang Lama. Die Federzeichnungen zeigen die Gurus der Mahamudra Überlieferungslinie.

    ISBN 978-3-947058-10-5

    ISBN ePub: 978-3-908543-12-6

    ISBN Kindle: 978-3-908543-13-4

     Satz: Tharpa Verlag Deutschland

    Druck: PieReg Druckcenter Berlin

    Inhaltsverzeichnis

    Abbildungen

    Danksagung

    Einleitung

    Die herausragenden Eigenschaften Je Tsongkhapas und seiner Lehre

    Warum wir den Guru Yoga von Je Tsongkhapa üben müssen

    Ursprung und Überlieferungslinie dieser Anleitungen

    Die vorbereitenden Übungen

    Das Verdienstfeld visualisieren

    Die Praxis der sieben Glieder darbringen

    Verbeugung

    Darbringung

    Bekenntnis

    Sicherfreuen

    Um das Drehen des Dharmarades bitten

    Den spirituellen Meister inständig bitten nicht dahinzuscheiden

    Widmung

    Lobpreisungen und Bitten vorbringen

    Bitten vorbringen, indem wir das Namensmantra rezitieren

    Bitten vorbringen, indem wir an seine guten Eigenschaften und seine Güte denken

    Bitten vorbringen, indem wir seine guten Eigenschaften zum Ausdruck bringen

    Einsgerichtete Bitte

    Segnungen empfangen

    Die Segnungen aller Stufen des Pfades empfangen

    Das Bestreben entwickeln, die Essenz unseres menschlichen Lebens zu gewinnen

    Wie wir in der Meditationspause üben

    Widmung

    Anhang I - Die zusammengefasste Bedeutung des Textes

    Anhang II - Sadhanas

    Befreiendes Gebet

    Darbringung an den spirituellen Meister

    Der Yoga von Buddha Heruka

    Die zusammengefasste Bedeutung des schnellen Vajrayanapfades

    Bittgebete an die Gurus der Mahamudra Überlieferungslinie

    Glossar

    Bibliografie

    Bücher

    Sadhanas und andere Broschüren

    Studienprogramme des Kadampa Buddhismus

    Tharpa Niederlassungen weltweit

    So finden Sie Ihr nächstgelegenes Kadampa Meditationszentrum

    Abbildungen

    Mit Ausnahme der letzten drei Abbildungen zeigen die Federzeichnungen die Gurus der Mahamudra Überlieferungslinie.

    Vajradhara

    Manjushri

    Je Tsongkhapa

    Togden Jampel Gyatso

    Baso Chökyi Gyaltsen

    Drubchen Dharmavajra

    Gyalwa Ensäpa

    Khädrub Sangye Yeshe

    Panchen Losang Chökyi Gyaltsen

    Drubchen Gendun Gyaltsen

    Drungpa Tsöndru Gyaltsen

    Könchog Gyaltsen

    Panchen Losang Yeshe

    Losang Trinlay

    Drubwang Losang Namgyal

    Kachen Yeshe Gyaltsen

    Phurchog Ngawang Jampa

    Panchen Palden Yeshe

    Khädrub Ngawang Dorje

    Ngulchu Dharmabhadra

    Yangchen Drubpay Dorje

    Khädrub Tendzin Tsöndru

    Dorjechang Phabongkhapa Trinlay Gyatso

    Vajradhara Trijang Rinpoche Losang Yeshe

    Dorjechang Kelsang Gyatso Rinpoche (aufgenommen auf Bitten seiner vertrauensvollen Schüler)

    Tantrische Verpflichtungsobjekte

    Guru Sumati Buddha Heruka

    Zwölfarmiger Heruka

    Danksagung

    Dieses Buch, Große Schatzkammer der Verdienste, ist ein umfassender Kommentar zu der tiefgründigen traditionellen Guru Yoga Praxis Darbringung an den spirituellen Meister, die das Tor zu den Verdiensten, oder Glück, ist, die wir für eine erfolgreiche tantrische Praxis ansammeln müssen. Das Buch beruht auf ausführlichen und zuverlässigen mündlichen Kommentaren des Ehrwürdigen Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche, die er im Rahmen von Kursen gab, die er im Winter 1979/80 zunächst im Manjushri KMC und 1986 und 1990 dann im Madhyamaka KMC hielt. Aus der Tiefe unseres Herzens danken wir dem Autor für seine unermesslich große Güte, dieses Buch vorbereitet zu haben, durch das diese sehr kostbaren und wichtigen Lehren in der ganzen Welt verfügbar werden.

    Ebenso danken wir allen hingebungsvollen, langjährigen Dharmaschülern, die dem Autor geholfen haben, dieses Buch zu überarbeiten und für die Veröffentlichung vorzubereiten.

    Roy Tyson

    Verwaltungsdirektor

    Manjushri Kadampa Meditation Centre

    Mai 1994

    01_Vajradhara

    Einleitung

    Darbringung an den spirituellen Meister, oder Lama Chöpa auf Tibetisch, ist ein besonderer Guru Yoga von Je Tsongkhapa, der mit dem Höchsten Yoga Tantra in Beziehung steht. Er wurde vom ersten Panchen Lama Losang Chökyi Gyaltsen als vorbereitende Übung für Vajrayana Mahamudra zusammengestellt. Obwohl die Hauptpraxis ist, sich auf den spirituellen Meister zu verlassen, enthält er ebenfalls alle wesentlichen Übungen der Stufen des Pfades (Lamrim) und der Geistesschulung (Lojong) sowie die Erzeugungsstufe und die Vollendungsstufe des Höchsten Yoga Tantra.

    Guru Yoga, oder Lamai Näljor auf Tibetisch, ist eine besondere Methode, die Segnungen unseres spirituellen Meisters zu erhalten. Der Begriff «Guru» bedeutet hier nicht, dass unser spiritueller Meister ein Inder sein sollte, genauso wenig wie der Begriff «Lama» bedeutet, dass unser spiritueller Meister ein Tibeter sein sollte. Unser spiritueller Meister ist jeder spirituelle Lehrer, der uns aufrichtig auf spirituelle Pfade führt, indem er uns richtige Anleitungen gibt. Somit kann unser spiritueller Meister aus dem Osten oder Westen kommen, Laie oder Ordinierter, Mann oder Frau sein. Heutzutage ist es zum Beispiel durchaus möglich, einen spirituellen Meister zu treffen, der westlicher Laie und weiblich ist. Der Begriff «Yoga» weist hier auf eine besondere Sicht hin, mit der wir unseren spirituellen Meister betrachten.

    Alle Schulen des Buddhismus sind sich einig, dass die Praxis des Guru Yoga, oder sich auf einen spirituellen Meister zu verlassen, die Wurzel des spirituellen Pfades und die Grundlage aller spirituellen Erlangungen ist. Dies können wir anhand unserer alltäglichen Erfahrungen verstehen. Wollen wir besondere Fähigkeiten erlangen, wie eine bestimmte Sportart beherrschen oder ein Musikinstrument spielen, suchen wir natürlich einen qualifizierten Lehrer, der uns anleiten kann. Indem wir dem Beispiel unseres Lehrers folgen und seine oder ihre Anleitungen aufrichtig anwenden, gelangen wir schließlich an unser Ziel und werden genauso wie unser Lehrer. Wenn es also notwendig ist, sich auf einen qualifizierten Lehrer zu verlassen, um solche weltlichen Erfolge zu erlangen, um wie viel notwendiger ist es dann erst, wenn es um spirituelle Erlangungen wie Befreiung oder Erleuchtung geht?

    Es gibt zwei Hauptströmungen im Buddhismus: das Hina­yana, oder kleinere Fahrzeug, und das Mahayana, oder große Fahrzeug. In beiden ist die Praxis, sich auf einen spirituellen Meister zu verlassen, grundlegend. Dem Hina­yana zufolge sollten wir unseren spirituellen Meister als jemanden betrachten, der wie ein Buddha ist, ihm oder ihr mit einem Geist des Vertrauens und der Hingabe Geschenke darbringen, ihm dienen und seine Güte erwidern, indem wir seinem Rat folgen und seine Lehren umsetzen. Dem Maha­yana zufolge sollten wir unseren spirituellen Meister jedoch als tatsächlichen Buddha betrachten und uns mit einem Geist des Vertrauens sowohl in Gedanken als auch in Taten aufrichtig auf ihn verlassen.

    Das endgültige Ziel eines Hinayana Praktizierenden ist die Erlangung der Befreiung. Diese hängt von der Praxis der drei höheren Schulungen ab, die ihrerseits davon abhängt, dass wir zuerst die Motivation der Entsagung entwickeln. All diese Erlangungen hängen von der Güte eines qualifizierten spirituellen Meisters ab. Zum Beispiel entsteht die Motivation der Entsagung nicht automatisch in unserem Geist, sondern muss entwickelt werden, indem wir besondere Methoden anwenden. Zuerst müssen wir die unbefriedigende Natur Samsaras verstehen und den Wunsch entwickeln, daraus zu entfliehen. Dies hängt davon ab, dass wir ein klares Verständnis von Unbeständigkeit, Wiedergeburt, Karma, Zuflucht und den vier edlen Wahr­heiten haben. Ohne einen spirituellen Meister, der uns in diesen Übungen anleitet und uns ermutigt uns in ihnen zu schulen, werden wir solche Erfahrungen nie machen.

    Haben wir erst einmal Entsagung entwickelt, führen wir die drei höheren Schulungen aus: die Schulung in höherer moralischer Disziplin, die Schulung in höherer Konzen­tration und die Schulung in höherer Weisheit. Um höhere moralische Disziplin zu üben, müssen wir erst die Gelübde von einem qualifizierten spirituellen Meister erhalten, der uns dann hilft reine moralische Disziplin zu üben, indem er uns lehrt, was zu tun und was zu lassen ist, und der ein makelloses Vorbild für uns ist, dem wir folgen.

    Auf der Grundlage unserer Schulung in höherer moralischer Disziplin üben wir höhere Konzentration, indem wir uns in ruhigem Verweilen schulen. Dazu gehört, dass wir die fünf Hindernisse überwinden, indem wir die acht Gegenmittel anwenden. Ohne von einem qualifizierten spirituellen Meister Anleitungen zu erhalten, wissen wir noch nicht einmal, was diese Hindernisse und Gegenmittel sind, ganz zu schweigen davon, wie wir mit ihnen umgehen sollen. Deshalb können wir nur auf den neun Ebenen des geistigen Verweilens fortschreiten und schließlich ruhiges Verweilen erlangen, wenn wir uns auf einen spirituellen Meister verlassen, der uns aus seiner eigenen Erfahrung he­­raus Anleitungen und Führung gibt.

    Haben wir erst einmal ruhiges Verweilen erlangt und schulen uns dann in höherer Weisheit, indem wir unseren Geist in einsgerichteter Konzentration auf Leerheit richten, werden wir bald höheres Sehen erlangen und damit schließlich in der Lage sein, unser Festhalten am Selbst zu beseitigen und uns aus Samsara zu befreien. Allerdings ist Leerheit ein tiefgründiges Objekt und es ist unmöglich, sie ohne die geschickten Anleitungen und die Führung eines qualifizierten spirituellen Meisters zu verwirklichen. Deshalb werden alle Stufen des Hinayanapfades zur Befreiung, von der anfänglichen Entwicklung der Entsagung über das Aufgeben des Festhaltens am Selbst bis zur Erlangung der Befreiung, nur durch die Güte eines qualifizierten spirituellen Meisters vollendet.

    So wie es wesentlich ist, sich auf einen qualifizierten spiri­tuellen Meister zu verlassen, um den Hinayanapfad zu vollenden, so ist es auch wesentlich, dies zu tun, wenn man sich auf dem Mahayanapfad schulen möchte. All die Stufen des Mahayana­pfades, von der Erzeugung des Gleichmuts und großen Mitgefühls bis zur endgültigen Erlangung der Buddha­schaft, werden nur durch die Führung und die Segnungen eines spirituellen Meisters des Mahayana vollendet. Um in den Mahayanapfad einzutreten, müssen wir zuerst die Bodhichitta Motivation erzeugen. Wie bei Entsagung entsteht auch diese Motivation nicht von selbst, sondern muss gefördert werden, indem wir besondere Methoden anwenden wie die siebenfache Ursache und Wirkung und das Gleichstellen und Austauschen vom Selbst mit anderen. Ohne Anleitungen zu erhalten und ohne die Führung eines spirituellen Meisters des Mahayana könnten wir diese kostbaren Verwirklichungen nie erlangen. Sobald wir Bodhichitta erzeugen, müssen wir die Bodhisattva Gelübde von einem spirituellen Meister des Mahayana erhalten, der uns dann in der Praxis der sechs Vollkommenheiten anleitet und uns auf die fünf Mahayanapfade und zehn Bodhisattva Ebenen führt, bis wir den Mahayanapfad des Nicht-Mehr-Lernens, oder Buddha­schaft, erlangen. Ohne uns vom reinen Vorbild unseres spirituellen Meisters inspirieren zu lassen, ohne seine fehlerlosen Anleitungen und seine beständigen Segnungen würden wir diese Schulung nie vollenden.

    Wenn es nicht möglich ist, sich in den Stufen des Sutra­pfades zu schulen, ohne sich auf einen spirituellen Meister zu verlassen, so ist es vollkommen undenkbar, mit den Übungen des Tantra zu beginnen, ohne sich auf einen spirituel­len Meister des Vajrayana zu verlassen. Buddhas tantrische Lehren sind sehr schwierig zu verstehen und sie finden sich über viele Schriften verstreut, ohne irgendeinen klaren Hinweis auf die richtige Reihenfolge, in der sie praktiziert werden sollten. Versuchen wir Tantra zu praktizieren, ohne uns auf einen qualifizierten spirituellen Meister des Vajrayana zu verlassen, so wird unsere Verwirrung nur zunehmen. In den Schriften heißt es, dass wir, ganz gleich wie lange wir rühren, niemals aus Wasser Butter herstellen werden. Und ebenso werden wir, ganz gleich wie lange wir versuchen Tantra zu praktizieren, niemals tantrische Verwirklichungen erlangen, ohne uns auf einen qualifizierten spirituellen Meister zu verlassen. Wenn wir jedoch einen vollqualifizierten spirituellen Meister treffen, von ihm Ermächtigungen erhalten, uns voller Vertrauen auf ihn verlassen, unsere Gelübde und Verpflichtungen rein einhalten und die Anleitungen zur Erzeugungs- und Vollendungsstufe aufrichtig üben, können wir in einem kurzen menschlichen Lebens mühelos Erleuchtung erlangen.

    Wir sehen also, dass jede spirituelle Schulung, ob Hina­yana oder Mahayana, Sutra oder Tantra, von der Führung und den Segnungen eines qualifizierten spirituellen Meisters abhängt. In Die blaue Schrift sagt Geshe Potowa:

    Die Krone aller gesammelten Anleitungen ist,

    Den heiligen spirituellen Meister nicht aufzugeben.

    Sie ist die Schatzkammer von allem,

    Die Quelle aller guten Eigenschaften wie Vertrauen und Bodhichitta.

    Auch Je Tsongkhapa sagt in Zusammengefasste Darlegung der Stufen des Pfades:

    Die Wurzel von allem, das gut und glückverheißend ist,

    Und von aller Vortrefflichkeit jetzt und in der Zukunft ist,

    Danach zu streben, sich in richtiger Weise in Gedanken und Taten

    Auf den heiligen spirituellen Meister zu verlassen, der den Pfad enthüllt.

    Dies erkennend, solltest du ihn erfreuen, indem du ihm eine pflichtbewusste Praxis darbringst

    Und ihn niemals aufgibst, nicht einmal auf Kosten deines Lebens.

    Ich, ein Yogi, habe in dieser Weise praktiziert.

    Du, der Befreiung sucht, tue bitte dasselbe.

    Auch sagte er:

    Der gütige Lehrer ist die Quelle aller guten Eigenschaften

    Der Tugend und Vortrefflichkeit, sowohl weltlicher als auch überweltlicher.

    Auch in Zusammengefasstes Sutra der Vollkommenheit der Weisheit heißt es:

    Gute Schüler, die ihre spirituellen Meister respektieren,

    Sollten sich immer auf ihre weisen spirituellen Meister verlassen.

    Ihr fragt warum: weil Qualitäten der Weisheit aus ihnen entstehen;

    Sie enthüllen die Vollkommenheit der Weisheit.

    Der Eroberer, der alle erhabenen guten Eigenschaften besitzt, sagt:

    «Die Qualitäten eines Buddha hängen vom spirituellen Meister ab.»

    02_Manjushri

    Es gibt nie eine Zeit, in der wir uns nicht auf einen spiri­tuellen Meister verlassen müssen. Selbst nachdem wir Erleuchtung erlangt haben, müssen wir uns noch aufrichtig auf unseren spirituellen Meister verlassen, um anderen ein gutes Vorbild zu sein. So ist Avalokiteshvaras Scheitel zum Beispiel mit Amitabha geschmückt, um zu zeigen, wie er sich auf seinen spirituellen Meister verlässt. Ebenso ist Maitreyas Scheitel mit einem Stupa geschmückt, der symbolisiert, dass er sich auf seinen spirituellen Meister Buddha Shakyamuni verlässt.

    Ein reiner spiritueller Meister muss authentische spirituelle Erlangungen haben, eine reine Überlieferungslinie halten, den Buddhadharma wertschätzen und mit Liebe und Mitgefühl seinen oder ihren Schülern fehlerlose Unterweisungen geben. Treffen wir solch einen spirituellen Meister, dann sollten wir uns sehr glücklich schätzen. Wir sollten Vertrauen in ihn entwickeln und uns aufrichtig auf ihn verlassen, indem wir in reiner Weise praktizieren, was er lehrt. Geshe Potowa sagt, dass es für einen reinen Schüler nicht schwer ist, Erleuchtung zu erlangen, wenn er einen reinen spirituellen Meister trifft.

    Unser Geist ist wie ein Feld, die Anleitungen unseres spirituellen Meisters sind wie Samen, die in dieses Feld gesät werden, und unser Vertrauen in unseren spirituellen Meister ist wie das Wasser, das diese Samen keimen lässt. Kommen diese drei zusammen, so werden wir schnell und mühelos reichhaltige Dharma Verwirklichungen ernten. Haben wir diese Bedingungen derzeit nicht, sollten wir dafür beten, sie in der Zukunft zu finden.

    Haben wir erst einmal einen qualifizierten spirituellen Meister getroffen, so ist die Art und Weise, wie wir uns auf ihn oder sie verlassen, im Grunde sehr einfach. Wir müssen nur Vertrauen in ihn entwickeln und seine Anleitungen so gut wir können praktisch umsetzen. Wenn wir dies tun, werden unsere Dharma Verwirklichungen ganz natürlich anwachsen und wir werden schnell Erleuchtung erlangen. Wir entwickeln Vertrauen in unseren spirituellen Meister, indem wir ihn als lebendigen Buddha, die Synthese aller Zufluchtsobjekte, betrachten. Obwohl unser spiritueller Meister uns vielleicht in einem gewöhnlichen Aspekt erscheint, sollten wir es vermeiden, Fehler in ihm zu sehen und stattdessen lernen ihn als Buddha zu betrachten. Wir müssen tiefes Vertrauen in unseren spirituellen Meister entwickeln und stets eine reine Sicht von ihm bewahren. Wir sollten versuchen uns ihm nahe zu fühlen, indem wir ihm gegenüber jederzeit einen glücklichen und zuneigungsvollen Geist bewahren. Wir sollten unseren spirituellen Meister als unsere Mutter betrachten, die für uns sorgt und uns wertschätzt, als unseren Vater, der uns mit allem, was wir benötigen, versorgt und uns vor Gefahren schützt, als den Mond, der die Hitze der Verblendungen in unserem Geisteskontinuum kühlt, als die Sonne, die die Dunkelheit der Unwissenheit aus unserem Geist vertreibt, und als einen gütigen Wohltäter, der uns das unschätzbare Geschenk des Dharma gibt.

    Einen vollqualifizierten spirituellen Meister zu treffen, ist unendlich viel bedeutsamer, als äußeren Reichtum zu besitzen. Unser spiritueller Meister ist unser wirklicher Wohltäter. Er gibt uns den inneren Reichtum der moralischen Disziplin, Konzentration und Weisheit und führt uns schließlich zur erhabenen Glückseligkeit der vollen Erleuchtung. Selbst wenn wir riesigen materiellen Reichtum besitzen, sind wir in Wirklichkeit verarmt, sofern uns diese inneren Verwirklichungen fehlen. Entwickeln wir jedoch die Verwirklichungen der Stufen des Pfades in unserem Geisteskontinuum, indem wir uns auf einen spirituellen Meister verlassen, werden wir wahrlich reich sein, selbst wenn wir keinen materiellen Besitz haben. Deshalb sollten wir uns keine Sorgen um äußeren Reichtum oder äußere Entwicklungen machen, sondern unsere ganze Kraft darauf verwenden, uns aufrichtig auf einen vollqualifizierten spirituellen Meister zu verlassen.

    Die Anleitungen unseres spirituellen Meisters praktisch umzusetzen ist die höchste Darbringung. Je Tsongkhapas Tradition zufolge wird sich ein qualifizierter spiritueller Meister mehr über die Dharma Praxis seiner Schüler freuen als über materielle Darbringungen. Selbst wenn wir den ganzen Tag lang Verbeugungen machen oder unserem spirituellen Meister regelmäßig etwas schenken, haben diese Übungen wenig Kraft, sofern wir nicht dem spirituellen Pfad folgen, den er uns gelehrt hat. Setzen wir jedoch die Anleitungen unseres spirituellen Meisters rein und mit tiefem Vertrauen um, dann werden wir, selbst wenn wir keine körperlichen Verbeugungen machen oder materielle Gaben darbringen können, ständig Darbringungen machen, die unseren spirituellen Meister erfreuen.

    Durch aufrichtige Guru Yoga Praxis kann sogar jemand Erleuchtung erlangen, der vorher sehr viel Schlechtes getan hat. Doch ohne sich aufrichtig auf einen spirituellen Meister zu verlassen, kann selbst der intelligenteste Mensch nie ein Buddha werden. Milarepa war anfangs ein sehr schlechter Mensch. Bevor er seinen Guru Marpa traf, tötete er sechsunddreißig Menschen durch schwarze Magie. Später jedoch konnte er seinen Geist vollkommen reinigen, Verdienste und Weisheit ansammeln und schließlich im gleichen Leben Erleuchtung erlangen, indem er sich aufrichtig auf Marpa verließ.

    Unser spiritueller Meister ist ein kraftvolles Feld, um Verdienste anzusammeln, negatives Karma zu reinigen und Segnungen zu erhalten. Verdienste müssen wir ansammeln, um in unserer spirituellen Schulung erfolgreich zu sein. In den Sutras sagt Buddha, dass diejenigen mit Verdiensten keine Schwierigkeiten haben, ihre Wünsche zu erfüllen, während diejenigen, denen es an Verdiensten mangelt, dies schwer finden, ganz gleich wie tugendhaft ihre Wünsche auch sein mögen. In ähnlicher Weise wird unser früher angesammeltes negatives Karma ein Hindernis für reine Dharma Verwirklichungen sein, wenn wir es nicht reinigen. So wie Pflanzen nicht in verseuchter Erde wachsen können, so können Dharma Verwirklichungen nicht in einem unreinen Geist gedeihen. Die Übungen, Verdienste anzusammeln und Negativität zu reinigen, sind deshalb essenzielle Vorbereitungen für eine erfolgreiche Dharma Praxis. Im Allgemeinen sind alle Buddhas und heiligen Wesen kraftvolle Objekte, in deren Gegenwart wir Verdienste ansammeln und unseren Geist reinigen können, doch das höchste Objekt ist unser eigener spiritueller Meister.

    Auf gleiche Weise sind alle Buddhas sehr gütig, da sie den Geist fühlender Wesen segnen und Dharma enthüllen, doch unser spiritueller Meister ist gütiger als alle anderen Buddhas, da er oder sie uns direkt Segnungen und Dharma Anleitungen gibt. Deshalb heißt es im Heruka Tantra:

    Er ist der selbstentstandene Gesegnete,

    Der erste unter den Gottheiten des Höchsten Yoga Tantra,

    Doch der spirituelle Meister des Vajrayana ist höher als er,

    Da er Anleitungen gibt.

    Wenn uns dies klar ist, dann sollten wir einen vollqualifizierten spirituellen Meister suchen und uns sowohl in Gedanken als auch in Taten aufrichtig auf ihn verlassen.

    Im Sutra der Vollkommenheit der Weisheit in achttausend Zeilen wird die Geschichte eines großen Bodhisattva namens Sadaprarudita erzählt, der sich aufrichtig auf seinen spirituellen Meister Dharmodgata verließ und ihn als kostbarer als sein eigenes Leben und wichtiger als alle Buddhas betrachtete.

    Zwar war Sadaprarudita ein hochverwirklichter Meditie­render, doch sehnte er sich danach, einen Lehrer zu treffen, der ihm das Sutra der Vollkommenheit der Weisheit erklären würde, denn er erkannte, dass es nicht möglich ist, Befreiung oder Erleuchtung zu erlangen, ohne die Bedeutung dieses Sutra zu verwirklichen. Obwohl sein Wunsch, einen qualifizierten spirituellen Meister zu treffen, groß war und er landauf landab nach einem solchen Meister suchte, konnte er keinen Lehrer finden, der ihm die ersehnten Anleitungen geben konnte. Er war so traurig, keinen spirituellen Meister zu finden, dass er ständig weinte. Deshalb nannten ihn diejenigen, die ihn kannten, «Sadaprarudita», was «der, der ständig weint» bedeutet.

    Eines Tages, als Sadaprarudita in Meditation vertieft war, empfing er eine außergewöhnliche Vision, in der viele Buddhas direkt vor ihm erschienen. Sie sagten ihm, dass er eine enge Verbindung mit einem Bodhisattva namens Dharmodgata hatte, ihn solle er finden und seine Anleitungen befolgen. Nachdem Sadaprarudita sich aus seiner Meditation erhoben hatte, brach er zu seiner Suche nach Dharmodgata auf. Er legte große Strecken zurück und nahm viele Entbehrungen auf sich, doch er war glücklich, denn nun wusste er, dass es einen spirituellen Meister gab, der ihm die Hilfe geben konnte, die er brauchte. Schließlich fand er heraus, wo Dharmodgata lebte.

    Sadaprarudita wollte einige Gaben mitbringen, um sie Dharmodgata darzubringen, doch er besaß nichts. Um etwas Geld für Darbringungen aufzutreiben, ging er in eine nahe gelegene Stadt und verkündete, dass er sein Fleisch an jeden verkaufen werde, der es haben wolle. Die Bewohner der Stadt glaubten, er sei verrückt, und schenkten ihm keine Beachtung. Der Gott Indra jedoch, der Sadaprarudita vom Himmel aus sah, entschloss sich die Aufrichtigkeit seiner Absichten auf die Probe zu stellen. Er manifestierte sich als alter Mann, ging zu Sadaprarudita und sagte, er wolle etwas von seinem Fleisch kaufen. Erfreut schnitt Sadaprarudita sofort ein Stück aus seinem Oberschenkel heraus und gab es ihm. Der Alte meinte, dass er gern auch etwas Knochenmark hätte. Sadaprarudita freute sich noch mehr. Gerade als er im Begriff war, sein Schienbein zu brechen, um etwas Knochenmark zu entnehmen, erschien eine junge Frau. Sie war die Tochter eines ortsansässigen Kaufmanns und fragte Sadaprarudita, was er da tue. Sadaprarudita antwortete, dass er sein Fleisch und Knochenmark verkaufe, um seinem spirituellen Meister Gaben darbringen zu können. Die Frau fragte, wie jemand derart wichtig sein könne, dass er zu einer solchen Tat bereit sei, um ihm Gaben darzubringen. Sadaprarudita erklärte, dass Dharmodgata ihm kostbare Anleitungen über die Vollkommenheit der Weisheit geben würde und dass er durch das Befolgen dieser Anleitungen in der Lage sein würde, Erleuchtung zum Wohle aller Lebewesen zu erlangen. Als sie dies hörte, entwickelte die junge Frau großes Vertrauen in Buddha und seine Lehren. Sie bat Sadaprarudita, sich nicht weiter zu verstümmeln und versprach ihre Eltern zu bitten, das Geld zu spenden, das er für die Darbringungen benötigte.

    In dem Moment warf Indra seine Verkleidung ab und fragte Sadaprarudita, weshalb das Geld so wichtig sei. Sadaprarudita antwortete, er brauche nicht das Geld, sondern die Anleitungen über den Pfad zur Erleuchtung. Indra erkannte, dass Sadapraruditas Absicht echt war, und bot ihm alle erforderlichen Reichtümer an. Sadaprarudita aber lehnte das Angebot ab, da er nun von den Eltern der jungen Frau genügend Geld erhalten würde, um Dharmodgata Gaben darzubringen. Dann brach er mit der jungen Frau und vielen ihrer Diener auf, um Dharmodgata zu treffen. Sie brachten Gaben dar und erhielten kostbare Anleitungen über die Vollkommenheit der Weisheit, und indem sie Dharmodgatas Anleitungen umsetzten, erlangten sie später volle Erleuchtung.

    Denken wir tief über diese Geschichte nach, so werden wir verstehen, dass es nichts Kostbareres gibt als einen qualifizierten spirituellen Meister, der uns richtige Anleitungen über den Pfad zur Erleuchtung geben kann. Wenn sich ein großer Meditierender wie Sadaprarudita, der direkt von den Buddhas Anleitungen erhalten konnte, auf einen spirituellen Meister verlassen musste, dann versteht es sich von selbst, dass wir einen qualifizierten spirituellen Meister finden und uns aufrichtig auf ihn oder sie verlassen müssen.

    03_Je_Tsongkhapa

    Die herausragenden Eigenschaften Je Tsongkhapas und seiner Lehre

    Es ist die Essenz des Guru Yoga, die starke Überzeugung zu entwickeln, dass unser spiritueller Meister ein Buddha ist, uns vor ihm zu verbeugen, Gaben darzubringen, aufrichtige Bitten an ihn oder sie zu richten und dann seine tiefgründigen Segnungen zu erhalten. Im Guru Yoga Darbringung an den spirituellen Meister entwickeln wir die Überzeugung, dass unser spiritueller Meister die gleiche Natur wie Je Tsongkhapa ist, der eine Emanation des Weisheitsbuddha Manjushri ist. Der Kommentar zu dieser Praxis wird unter den folgenden beiden Überschriften dargelegt:

    1. Die herausragenden Eigenschaften Je Tsongkhapas und seiner Lehre

    2. Der Guru Yoga von Je Tsongkhapa

    DIE HERAUSRAGENDEN EIGENSCHAFTEN JE TSONGKHAPAS UND SEINER LEHRE

    Eines Tages, als Buddha Shakyamuni seinen Schülern Unterweisungen gab und das Sutra König des Erteilens von Anleitungen verkündete, erschien vor ihm ein kleiner Junge, der in Wirklichkeit eine Emanation Manjushris war. Er brachte Buddha einen Rosenkranz aus Kristall mit dem Gebet dar: «Möge ich der Halter der Überlieferungslinie der reinen Sicht und reinen Taten sein.» Da sagte Buddha voraus, dass dieser Junge in der Zukunft als ein Mönch namens Losang Dragpa an einem Ort namens Ganden in der Nähe von Drikhung erscheinen werde und der Halter der Linie der reinen Sicht und reinen Taten werden würde. So wie Buddha es vorausgesagt hatte, erschien Je Tsongkhapa, dessen Ordinationsname Losang Dragpa war, im vierzehnten Jahrhundert in Tibet und gründete in der Nähe eines Ortes namens Drikhung sein erstes Kloster namens Ganden.

    Obwohl Je Tsongkhapa eine Emanation Manjushris war und über Hellsicht und Wunderkräfte verfügte, erschien er nicht als ein besonderes, erhabenes Wesen, sondern manifestierte sich als gewöhnlicher, bescheidener Praktizierender. In diesem Aspekt war er ein makelloses Vorbild für andere, gab reine Unterweisungen und führte Tausende von Menschen auf richtige spirituelle Pfade. Er verbreitete einen sehr reinen Buddhadharma in ganz Tibet. Er zeigte dabei, wie die Übungen von Sutra und Tantra miteinander verbunden werden und insbesondere, wie die Vinaya und das Höchste Yoga Tantra zusammen praktiziert werden.

    Je Tsongkhapa war wie eine Mutter, die ihre Kinder unterrichtet. Eine Mutter bringt ihren Kindern geduldig alles bei, was sie wissen müssen, vom Essen und Gehen bis zum Lesen und Schreiben. Genauso brachte Je Tsongkhapa den Tibetern geduldig alles bei, was sie für ihre spirituelle Entwicklung brauchten, vom anfänglichen Schritt in eine spirituelle Praxis bis zur endgültigen Erlangung der Buddhaschaft. Klar und fehlerlos lehrte er, wie Schritt für Schritt geübt werden sollte - wie man den ersten Schritt macht, um in den Buddhadharma einzutreten, wie man dann in das Mahayana eintritt und wie man schließlich in das Vajrayana eintritt und die volle Erleuchtung erlangt. Er zeigte auch besondere Methoden, um all diese Erfolge schnell zu erlangen. Die unvergleichliche Güte Je Tsongkhapas wurde vom ersten Dalai Lama Je Gendundrub in seinem Gesang des östlichen Schneebergs gepriesen, in dem er schreibt:

    Für die glücklichen Menschen in Tibet, dem Lande des Schnees, ist Deine Güte, o Beschützer, unvorstellbar.

    Besonders für mich, Gendundrub,

    Ist die Tatsache, dass mein Geist auf Dharma gerichtet ist,

    Allein Eurer Güte zu verdanken, o Ehrwürdige, Vater und Söhne.

    Von jetzt an bis ich Erleuchtung erlange,

    Werde ich keine andere Zuflucht als Euch suchen.

    O Ehrwürdige, Vater und Söhne,

    Bitte sorgt für mich mit Eurem Mitgefühl.

    Obwohl ich Deine Güte nicht erwidern kann, o Beschützer,

    Bete ich, dass ich mit einem Geist frei von Anhaftung und Hass

    Danach streben möge, Deine Lehre zu bewahren und zum Erblühen zu bringen,

    Ohne jemals dieses Bemühen aufzugeben.

    Bevor Je Tsongkhapa in Tibet erschien, gab es viele andere hohe Wesen, die Dharma praktizierten, doch die meisten offenbarten ihre spirituellen Erlangungen, indem sie Hellsicht, Wunderkräfte und so weiter zur Schau stellten. Je Tsongkhapa betrachtete solche Zurschaustellungen als wenig hilfreich, da sie den Lebewesen nicht helfen, ihre Unwissenheit, die Hauptursache ihrer Leiden, zu überwinden. Wie kann es Schülern helfen, wenn ein Lehrer ihnen Hellsicht oder Wunder­kräfte offenbart, indem er oder sie zum Beispiel vor ihnen im Raum schwebt? Anstatt zu helfen, kann das sogar Hindernisse hervorrufen. Die Schüler können misstrauisch werden oder anfangen zu zweifeln und einigen mag es sogar unangenehm sein zu wissen, dass ihr Lehrer ihre Gedanken lesen und ihre innersten Geheimnisse entdecken kann. Solche Bedenken führen sowohl für die Schüler als auch für den Lehrer nur zu Hindernissen. In der Vergangenheit wurden Praktizierende beschuldigt schwarze Magie auszuüben, wenn sie ihre Wunderkräfte anderen offenbarten, und einige gerieten sogar in Lebensgefahr. Deshalb stellten die Kadampa Geshes und Je Tsongkhapa eine Regel auf, die es ihren Anhängern untersagte ihre Wunderkräfte zur Schau zu stellen. In den Klöstern der Tradition Je Tsongkhapas wurde jeder Mönch, der seine Wunderkräfte öffentlich zur Schau stellte, gebeten das Kloster zu verlassen.

    Andere Traditionen sehen in der Zurschaustellung von Wunderkräften ein Zeichen großer Erlangung, doch Je Tsongkhapas Tradition zufolge haben solche Darstellungen wenig Sinn. Schließlich können Vögel durch die Luft fliegen und Mäuse können sich unter der Erde bewegen, doch sie bleiben genauso verblendet wie eh und je und kommen dadurch der Befreiung oder Erleuchtung nicht näher. Außerdem besaß jeder von uns in seinen unzähligen früheren Leben oftmals Wunderkräfte, doch unser Geist ist noch immer in Unwissenheit gehüllt und wir werden fortwährend unkontrolliert in leidvollen Zuständen wiedergeboren.

    Als eine Manifestation des Weisheitsbuddha Manjushri erkannte Je Tsongkhapa, dass man Lebewesen am besten helfen kann ihre Unwissenheit zu überwinden, wenn man ihnen ein gutes Beispiel zeigt und klare und tiefgründige Unterweisungen gibt. Wie eine Mutter, die für ihre Kinder sorgt, so widmete Je Tsongkhapa sein ganzes Leben dem Ziel, durch seine klaren und tiefgründigen Unterweisungen anderen zu helfen ihre Unwissenheit zu überwinden.

    Je Tsongkhapas Lehren sind wie Schlüssel, die uns die Bedeutung von Buddhas Sutras und Tantras erschließen. Ohne Je Tsongkhapas Werke, allein durch das Lesen der Schriften, wäre es uns nicht möglich, Buddhas Absicht zu erkennen. Heutzutage sind wir nur durch die Güte Je Tsongkhapas in der Lage, die Stufen des Pfades zur Erleuchtung, Lamrim, zu üben. Die Lamrim Lehren gehen auf Buddha selbst zurück. Ihre systematische Darstellung allerdings stammt von Atisha, dem großen buddhistischen Meister aus Indien, der von König Jangchub Ö nach Tibet eingeladen wurde. Jedermann betrachtet Atisha als sehr gütig, da er die reine Tradition gründete, die als Kadampa Tradition bekannt ist, und den ursprünglichen Lamrim Text Lampe für den Pfad verfasste. Schauen wir uns diesen Text jedoch an, dann sehen wir, dass er nur wenige Seiten umfasst und die komplexe Bedeutung aller Stufen des Pfades zur Erleuchtung in sehr wenigen Worten zusammenfasst. Ohne Erklärung und Kommentar können wir diese Unterweisungen unmöglich verstehen und umsetzen. Es war Je Tsongkhapa,

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