AD FLUVIUM: Geschichten von Römern und Germanen
Von Patrick Jung
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Buchvorschau
AD FLUVIUM - Patrick Jung
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Widmung
Vorwort
Vorrede
Eine Unzahl von Göttern
Geschäfte
Am Boden des Brunnens
Germanenjagd
Der Trank der Götter
Vergessen
Die Geburt der Sonne
Eis
Eisgang
Allein
Ironie
Ein Gott
Impressum
Texte:
© Copyright by Patrick Jung
Umschlags-/Covergestaltung:
© Copyright by Patrick Jung
Verlag:
Dr. Patrick Jung
Dellmannsweg 11c
45277 Essen
patrick.jung@live.de
Vertrieb:
epubli – ein Service
der neopubli GmbH, Berlin
Mai 2021
Widmung
Für Clarissa, Jonathan, Johanna und Justus
Vorwort
Diese Sammlung von Geschichten, so kurz und trivial sie auch sein mögen, ist das Produkt zahlreicher Jahre. Das Leben war lange Zeit zu wichtig, um das einmal begonnene Projekt innerhalb einer kürzeren Zeitspanne abschließen zu können. So musste es erst zu zwei Umzügen, einem Stellenwechsel, einer Heirat und der Geburt von drei Kindern kommen, bis es endlich soweit war.
Am Anfang stand eine simple Idee: einmal ausprobieren, ob abseits der täglichen Arbeit und dem oft geübten Umgang mit wissenschaftlichen Texten auch das Verfassen von »bloßen« Geschichten gelingen könnte – ganz dem Beispiel der römischen Oberschicht folgend, deren Angehörige in ihrer »freien Zeit« bisweilen gerne als Schriftsteller dilettierten und dabei mal geringeren, mal größeren Erfolg verbuchen konnten.
Verfasst habe ich die ersten Texte in der altvertrauten Bibliothek des Philosophikums an der Mainzer Universität, zu Hause während der sporadischen »freien« Wochenenden und später in der Elternzeit, nicht zuletzt auch in der wunderbar kreativen Atmosphäre des Essener Unperfekthauses. Nun erst merke ich, wie wichtig der jeweilige genius loci beim Schreiben doch gewesen ist.
Zu danken habe ich jedoch zuerst und vor allem meiner Frau, die mir die notwendigen Freiräume eingeräumt hat und stets Verständnis für dieses Projekt aufbringen konnte.
Essen, im Mai 2021
Vorrede
Das Land am linken Ufer des nördlichen Oberrheins und das westlich daran anschließende Gebiet bis zur Mosel, also das heutige Rheinhessen, die Nordpfalz und der Hunsrück, waren im 4. Jahrhundert nach Christus römisches Provinzgebiet. So war es seit über drei Jahrhunderten gewesen, und noch immer galten Städte wie Mogontiacum (Mainz) oder Treveris (Trier) als Metropolen des römischen Lebens. Doch die langanhaltenden Friedensperioden unter den großen Kaisern des Imperium Romanum gehörten in dieser Zeit, die wir heute Spätantike nennen, bereits der Vergangenheit an.
Damals zog es Germanen aus den von den Römern nie besetzten oder bereits geräumten Gebieten östlich des großen Rheinstroms es in die immer noch vergleichsweise reichen Provinzen. Sie waren allerdings nicht mehr wie früher nur Handelspartner, billige Arbeitskräfte oder schlagkräftige Verbündete. Sie wurden zu einem Problem für die römische Ordnung, denn sie kamen nun auch als Räuber, Plünderer und schließlich sogar als Eroberer.
Während im Laufe der Zeit die Grenzen zwischen Römern und Germanen verschwammen, fand der junge, aus dem Osten stammende Glaube an den einen Gott der Christen immer mehr Verbreitung. Mit seinen neuen, einschneidenden Inhalten forderte er die traditionellen Religionen mit ihrer unüberschaubaren Vielfalt an Göttern heraus.
In diesen ereignisreichen Zeiten lebten die einfachen Leute, also die Bauern, Händler, Handwerker oder Soldaten und natürlich auch ihre Frauen und Kinder, ihr alltägliches Leben. Das Gleiche galt ebenso für die Banditen und Halsabschneider, Gauner und Gesetzlosen. Sie alle erfuhren jeden Tag aufs Neue Glück und Frieden, aber auch Unglück und Gewalt.
Von alledem wissen wir heute nichts mehr. Antike Autoren berichten uns nur über die große Politik und wichtigen Ereignisse dieser Jahre. Archäologische Zeugnisse vermögen es immerhin, die allgemeinen Lebensumstände der Menschen ein wenig zu erhellen. Aber die unzählbaren Gedanken, Worte und Taten der Menschen lassen sich nicht mehr rekonstruieren. Trotzdem oder gerade deshalb sind sie es, die unsere Vorstellungskraft anregen und Bilder in unseren Köpfen entstehen lassen.
Von den Menschen ad fluvium, am großen Fluss, dem Rhein, handeln die folgenden zwölf Geschichten. Sie berichten, verteilt über den Lauf eines Jahres, von ihren Sorgen und Ängsten, ihren Problemen und nicht zuletzt auch von ihrem Kampf ums Überleben.
Eine Unzahl von Göttern
Juni
I.
»Oh Epona, große Göttin, Herrin der Pferde, Beschützerin der Reisenden, erhöre mich! Gewähre mir, deinem unbedeutenden Diener, deine Gunst und bewahre mich auf meiner nächsten Fahrt vor Ungemach und Not! Auf dass mir, meinem Gespann und meiner Ladung kein Leid geschehen möge! Als Dank gelobe ich, deinen unvergänglichen Ruhm zu mehren, dir ein Opfer darzubringen in deinem Heiligtum in Mogontiacum und dich für alle Zukunft zu ehren!«
Amelius ließ sich seine Worte an die Göttin noch einmal durch den Kopf gehen, während er schaukelnd auf dem Kutschbock seines Fuhrwerkes saß. Er hatte sie vor einigen Tagen an einem Altar der Pferdeherrin gesprochen und schon in dem Moment ein seltsames Gefühl gehabt, als sie seine Lippen verlassen hatten.
Er erwachte kurz aus seinen Gedanken und fuhr sich mit der flachen Hand über die schweißnasse Stirn. Es war heiß an diesem Hochsommertag, und er, der über eine beachtliche Leibesfülle verfügte, neigte stets zum Schwitzen. Während er die Tropfen von seiner Hand abschüttelte, schaute er sich um. Das Gespann der vier Ochsen zog in zuverlässiger Routine seinen Wagen die staubige Straße entlang, die einst der Stolz der römischen Provinz Germania Prima gewesen war und nun aus kaum mehr als einer Ansammlung Schlaglöcher bestand. Auch die Tiere waren schon lange in keinem guten Zustand mehr. Längst hätte er sie durch jüngere ersetzt, wenn seine finanziellen Mittel es zugelassen hätten.
Seine Augen wanderten weiter und fielen auf Samus, einen seiner beiden Fuhrknechte. Er schritt links neben dem Gespann einher und beäugte wachsam den Zustand der Straße vor ihnen. Amelius beruhigte, dass Samus im Notfall den Wagen in kaum mehr als einem Wimpernschlag stoppen konnte. Auf ihn konnte er sich verlassen. Seit fast zehn Jahren begleitete der Knecht ihn auf seinen Handelsfahrten zwischen Treveris und Mogontiacum, Agrippina und Argentoratum. Und nie hatte er ihn im Stich gelassen.
Nur kurz blickte er danach über seine Schulter nach hinten. Er sah einen Sack mit Reiseproviant und einige gut gefüllte Wasserschläuche. Die eigentliche Ladung des Wagens, 20 Kisten mit auserlesenen Töpferwaren aus Treveris, war gut unter einer dicken Decke mit Seilen vertäut. Er wusste, dass die qualitätsvollen Töpfe, Schüsseln, Teller und Becher gut verpackt waren. Darauf legte er viel Wert, seitdem die Straßen kaum noch instandgehalten wurden. Eine Schande war das! Wofür zahlte er eigentlich Steuern und Zölle!
Aber sein Blick schweifte bereits weiter und traf auf Sextus, seinen zweiten Knecht. Er saß hinten auf dem Fuhrwerk und sollte eigentlich das Gelände im Auge behalten. In diesen Tagen war es gefährlich auf den Straßen. Überall konnten Räuber oder plündernde Alamannen von jenseits des Rheins lauern, für die ein Händler wie er ein gefundenes Fressen war. Und was tat Sextus, dieser Nichtsnutz? Schon wieder war er eingeschlafen.
Amelius drehte sich seufzend um und fiel in die zusammengesunkene, bequeme Sitzhaltung zurück, in der er die meiste Zeit auf dem Kutschbock verbrachte. Mit Sextus würde er noch ein ernstes Wörtchen sprechen. Spätestens bei der nächsten Rast, so viel war sicher. Anders als Samus war der Kerl einfach zu nichts wirklich zu gebrauchen.
Doch in der Eintönigkeit des schaukelnden Wagens fanden seine Gedanken rasch wieder zurück in die Sphäre des Göttlichen, die ihm so ganz anders vorkam als die Realität auf der staubigen Landstraße. Schon seltsam eigentlich, dass er ein Gebet an Epona, die Herrin der Pferde, gerichtet hatte, wo er doch sein Pferdegespann schon vor vielen Jahren verkauft und durch billigere und kräftigere Ochsen ersetzt hatte. Aber auch früher war ihm nie etwas passiert, und vielleicht hatte er das ja auch dieser Göttin zu verdanken. Sie kannte ihn und er kannte sie. Sowas machte viel aus. Er hatte es ja auch nur zur Absicherung getan, zusätzlich zu seinem üblichen Schutzgesuch an Merkur. Der altehrwürdige Gott der Händler hatte immer ein wachsames Auge auf ihn gehabt. Dessen war er sich sicher. Aber vielleicht war es doch undankbar von ihm gewesen, dieses Mal auch noch bei einer anderen Göttin um Schutz zu bitten?
Nein, das glaubte er nicht. Immerhin war die Situation anders als sonst. Normalerweise würde er so nahe an der Grenze zu den Barbaren nicht allein reisen, zumal auf einem Weg, der über weite Strecken durch Wald und Ödland führte, sondern sich mit anderen Händlern zusammentun. Göttlicher Schutz hin oder her! Die beste Sicherheit vor Überfällen bot immer noch die Gemeinschaft mit anderen. Aber dieses Mal hatte er nur einen einzigen Genossen gefunden, der denselben Weg hatte. Und ihm, dem armen Aquitanus, war einen halben Tag nach der Abreise aus Noviomagus die Vorderachse des Wagens gebrochen. Verfluchte Schlaglöcher! Bis dorthin waren sie von Treveris aus mit dem Lastkahn auf der Mosella gefahren, was im Allgemeinen viel angenehmer und auch sicherer war.
Amelius hatte sich nach dem Unfall aber dazu entschieden, die Fahrt ausnahmsweise allein fortzusetzen. Das hatte seinen guten Grund: Nicht nur hatte er seine Ware termingerecht abzuliefern. Danach wollte – nein musste! – er sich in Mogontiacum in vier Tagen mit einem alamannischen Händler treffen, von dem er Güter aus dem Land der Barbaren erstehen wollte. Das Zustandekommen dieses Geschäftes war sehr wichtig für ihn, und da er nicht wusste, wie lange der Alamanne auf ihn warten würde, war er das Risiko einer Reise ohne Begleitung notgedrungen eingegangen. Doppelter göttlicher Schutz war da sicherlich nicht falsch.
Nun ja, genaugenommen hatte er sich sogar dreifachen göttlichen Schutzes versichert. Mit dem Gott der Christen, diesem seit einiger Zeit schon allgegenwärtigen Christus, konnte er zwar nur wenig anfangen. Hatte dieser Gott sich doch für seine Anhänger ans Kreuz schlagen und zu Tode martern lassen. Eine sehr seltsame Art, über seine Feinde zu triumphieren, fand Amelius. Immerhin war er ihm aber sympathischer als dieser Mithras, dieser andere Gott aus dem Osten. Dessen Lehre und die Geheimnistuerei seiner Anhänger waren ihm suspekt. Aber dieser Christus! So viele glaubten mittlerweile an ihn, da musste er doch über Macht verfügen. Und wenn man es recht bedachte, der Altar der Epona war schon etwas verwaist und verwahrlost gewesen. Sicher, eigentlich duldete dieser Christus keine weiteren Götter neben ihm. Das aber war Amelius völlig unverständlich. Er hatte in einem seiner Tempel, die sie »Kirchen« nannten, zu ihm gebetet. Er musste leise kichern. Wenn der Priester, der dort seinen Dienst verrichtet hatte, gewusst hätte … Aber bisher hatte ihn noch kein Blitz getroffen oder der Zorn des Gottes auf anderem Wege eingeholt. Wer weiß, für was es gut war. Schaden konnte es zumindest nicht, so schien es Amelius.
Ach, es gab nun mal eine Unzahl von Göttern, für jeden Sterblichen einen, zwei oder drei oder wie viele von ihnen man auch immer für die Erfüllung seiner Wünsche bemühen wollte.
II.
Amelius grübelte, Samus führte das Gespann, und Sextus schlief hinten auf dem Wagen. Es hätte noch Stunden so weitergehen können, hätten die Götter nicht andere Pläne für den Händler und seine beiden Knechte gehabt.
»Fette Beute«, grinste Magnus seine Spießgesellen mit verfaulten Zähnen an. Unter seiner langen Mähne verfilzter Haare funkelten seine Augen gierig. »So ein unvorsichtiger Idiot«, erwiderte Ursus mit einem ungläubigen Tonfall. Der Hühne reckte seinen Kopf aus der wilden Hecke heraus, hinter der die vier Räuber am Rande eines Waldstücks Schutz gesucht hatten. »Rübe runter, du Lump, oder willst du, dass sie uns sehen?«, raunte es neben ihm. Amandus war zwar mindestens einen Kopf kleiner als Ursus, aber er wusste sehr genau, dass er bei weitem der klügste der Bande war. Deswegen akzeptierten die anderen ihn auch als Anführer und er konnte sich solche Kommandos erlauben. Canio, der vierte der Truppe, verharrte still, etwas abseits der anderen, am Boden und beobachtete das über die Straße rumpelnde Fuhrwerk. Er ist klein, unscheinbar und sagt fast nie etwas, aber genau deswegen ist er der beste Räuber von uns allen, dachte Amandus beiläufig und grinste.
Ein Plan war schnell gemacht. Es schienen insgesamt nur drei zu sein: ein fetter Kerl auf dem Kutschbock, wahrscheinlich der Besitzer des Wagens und seiner Ladung, dazu einer vorne bei den Ochsen und einer hinten auf der Ladefläche. Bewaffnete Begleiter waren nicht zu sehen, also war das Risiko gering. Da die Ochsen auch kaum zu einer wesentlich höheren Geschwindigkeit fähig waren, konnte ihnen ihre Beute auch kaum entkommen. Also entschloss sich Amandus zu einer einfachen Taktik: Er schickte Magnus und Canio ein kleines Stück die Straße abwärts. Sie sollten sich dem Wagen von hinten nähern. Er selbst würde mit Ursus, dessen beeindruckende Gestalt schon so manchen braven Kaufmann eingeschüchtert hatte, von vorne angreifen.
Nur Augenblicke später war es der gute Samus, der als erster zwei Gestalten aus einem nahegelegenen Waldstück frontal auf das Gespann zulaufen sah. Einer davon war ein Riese mit einer gewaltigen Keule in der Hand, der andere kleiner, aber mit einem Langschwert bewaffnet.
»Amelius! Herr!«, rief der Fuhrknecht in einem Reflex. Dieser erwachte abrupt aus seinen Träumereien und bemerkte mit dem Instinkt des langjährigen Reisenden die Gefahr. Schnell hatte er seine Hand unter dem Brett, auf dem er saß. Dort tastete er nach einem Dolch, der dort befestigt war. Seine dicken Finger suchten danach, fanden zuerst jedoch die kleine Truhe mit seiner Barschaft und einigen anderen Wertsachen, die er ebenfalls hier versteckt hatte. Hektisch fühlte er weiter und hatte kurz darauf den Dolch in der Hand. Ruckartig blickte er nach hinten und erstarrte für einen Moment vor Entsetzen. Während der tumbe Sextus gerade erst wach wurde und sich verwundert die Augen rieb,