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Der Nazi in Dir: Eine subjektive zeitgenössische Gesellschaftsanalyse
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eBook89 Seiten1 Stunde

Der Nazi in Dir: Eine subjektive zeitgenössische Gesellschaftsanalyse

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Über dieses E-Book

Wäre ich damals aufgestanden, um das menschenverachtende Regime aufzuhalten? Und hätte ich mein Leben und meine Familie riskiert, um verfolgten Nachbarn das Leben zu retten? Oder hätte ich nur apathisch weggeschaut? Gar mitgemacht?

Würde ich denn heute überhaupt merken, wenn etwas falsch läuft? Oder wäre ich von meinem mit Kinderblut bezahltem Smartphone abgelenkt? Oder zu beschäftigt damit, auf Kosten von sklavenhaft ausgebeuteten Arbeitern Schnäppchen zu ergattern? Oder wäre ich einfach in der Laune wegzuschauen und in den Urlaub zu fliegen, solange es die planetaren Ressourcen noch hergeben? Mal so eben übers Mittelmeer...

Dieses Buch soll wachrütteln, neue Sichtweisen zur Diskussion stellen und die öffentliche Debatte anregen zu Einwanderungspolitik, Menschenrechten und Europa; Kapitalismus, Konsum und Klimawandel; den weltweit gefürchteten christlich-abendländischen Werten.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum7. Sept. 2019
ISBN9783748560456
Der Nazi in Dir: Eine subjektive zeitgenössische Gesellschaftsanalyse

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    Buchvorschau

    Der Nazi in Dir - Vera Wandel

    .

    Alle Personen und Ereignisse in diesem Buch sind fiktiv und erfunden. Wirklich lebende Personen sind nur zufällig ähnlich.

    Vorwort

    Begeistert, fanatisch, verliebt. Ich mit 13. Nick, AJ, Brian, Kevin oder Howie. Eigentlich egal. Alle hätte ich geheiratet und alle aufrichtig geliebt. Auf dem Konzert flossen Tränen. Hysterisch rannte ich dem dem Kleinbus hinterher, der das Festivalgelände verließ. Und nicht nur ich. Nein, allein rannte ich nicht. Hunderte andere Mädchen und Jungs waren genauso hysterisch und verliebt wie ich.

    Und Adolf? Hätte ich mich auch in Adolf verliebt?

    Diese Frage beschäftigt mich seit langem. Seitdem ich in der Schule vom nationalsozialistischen Faschismus als der schwarzen Stunde deutscher Geschichte und den Ver­brechen der Nazis gelernt hatte und sonntags bei meinen Großeltern Braten mit Klößchen aß.

    Familie

    Ich erinnere mich an meine Großeltern als anständige Menschen. Ich erinnere mich aber auch an grenzwertig rassistische und von der restlichen Familie unkom­mentierte Bemerkungen aus dem Mund meines Opas väterlicherseits. Und wie meine Oma einmal einen Arzt zitierte, dessen Rassenlehre sich auf Analogien zwischen Ratten und Afrikanern stütze. Und dass ich dabeisaß und nichts dazu gesagt habe.

    Sichtweisen, die mich nachdenklich machten, hatten damit also die Eltern meines Vaters. Die Eltern meiner Mutter hielten sich zu dem Thema meist bedeckt. Nur als bekannt wurde, dass ich einen Freund aus Panama hatte, bestand insistierendes Interesse für den Zustand seiner Haut. Meine mehrfachen Versicherungen, dass es sich um normale Haut handele, konnten meine Großeltern nicht beruhigen, da ich eine spanische Herkunft wiederum nicht bestätigte. Irgendwann an Weihnachten das Foto von uns zwei, der bedauernde Blick meiner Großeltern und mein Freund wurde nie wieder erwähnt.

    Da waren meine Großeltern schon alt. Und ich hätte mich sicherlich nicht nur bei meinen Großeltern, sondern auch bei meinen Eltern dafür unbeliebt gemacht, jahrelang sorgfältig ausgeschwiegene Grundsatzfragen klären zu wollen.

    Aber selbst mein Vater scheint manchmal das weih­nachtliche Beisammensein mit einem Treffen seiner Studentenverbindung, zu der der regelmäßige Kontakt noch immer gepflegt wird, zu verwechseln oder platziert abwertende Bezeichnungen für dunkelhäutigere Menschen vielleicht auch ganz bewusst, um einen Familienstreit zu provozieren¹. Die sich anschließende Auseinandersetzung bringt kein klärendes Gespräch, sondern ein zweitägiges Schweigen. Schlussendlich ein reuevolles sich wieder Vertragen mit der unausgesprochenen Frage, wann es zum nächsten Eklat kommen wird.

    Somit kann zunächst festgehalten werden, dass Menschen bestimmter Bevölkerungsgruppen diskriminierendes und mit meinen Wertvorstellungen nicht vereinbares Gedan­kengut in den Köpfen enger Verwandte herrschte oder noch herrscht.

    ¹. Inzwischen ist mein lieber Papa tunlichst bemüht, sich auf jeden Fall in meiner Gegenwart „politisch korrekt" aus­zudrücken. Es sei an dieser Stelle aber angemerkt, dass ein bedeutender Anteil Deutscher sich aus Prinzip weigert, das Wort Schaumküsse zu verwenden, weil sie nicht bereit sind, alte Gewohnheiten, den Gefühlen anderer Menschen zu Liebe zu ändern. Oder ist es auch ein Gefühl von Über­legenheit, dass man nicht verlieren will? Auch wenn der Begriff ganz sachlich aus dem lateinischen abgeleitet werden kann, reduziert man Russen, Deutsche oder Euro-Amerikaner selten auf ihre Hautfarbe.

    Und ich?

    Dabei hatten meine Brüder und ich doch schon seit klein auf Freunde mit Migrationshintergrund² gehabt. Wer hat das heutzutage nicht? Vielleicht deutsche Kinder und Jugendliche, die auf isolierten Dörfern oder in Ost­deutschland aufwachsen. In jeden Fall waren unsere Freunde bei uns zuhause immer willkommen. Und manchmal sogar mit zum Essen bei Oma und Opa. Dabei fielen nie problematische Kommentare und alle waren so nett und freundlich wie immer.

    Mussten sich meine Großeltern dabei zusammenreißen? Wären auch jüdische Freunde willkommen gewesen? Da wir früher weder in der Schule noch durch andere Freunde oder Familien Juden kennengelernt hatten, stellte sich letztere Frage nie. Erst während meines Studiums in Costa Rica lernte ich meine beste Freundin Claudia kennen, deren jüdische Großeltern es zu jener Zeit im letzten Moment geschafft hatten, Nazi-Deutschland zu entfliehen.

    Waren meine Großeltern wohl fanatische und die Initiative ergreifende Anhänger Hitlers gewesen oder haben sie das Ausmaß und die Abscheulichkeit des nationalsozialistische Regimes nicht früh genug kommen sehen, bis der Zeitpunkt zu spät war und sich zu widersetzen, bedeuten würde, das eigene Leben zu riskieren? Ist die Verblendung, in deren Namen Menschen aus Überzeugung heraus für ihr Land ihr Leben riskieren und die menschliche Moral vergessen schlimmer zu verurteilen, als das apathische Wegschauen und das Gefühl des nicht Beteiligtseins, das fehlende Verantwortungsgefühl für die Welt, in der man lebt? Ist die kollektive Trägheit so gefährlich wie die Radikalisierung und was liegt dazwischen?

    Wäre ich denn aufgestanden und hätte mich stark gemacht und andere Menschen mobilisiert, um damals das men­schenverachtende System aufzuhalten? Hätte ich mein Leben und das meiner Familie riskiert, um verfolgten Nachbarn Obhut zu bieten und das Leben zu retten? Oder hätte ich apathisch zugeschaut und alles zwar als für sehr schlimm aber unabänderlich und außerhalb meines Einwirkungsbereiches liegend befunden und mich mit meinen sozialen und beruflichen Verpflichtungen abge­lenkt?

    ². Leider klingt das Wort Migrationshintergrund wie eine chronische Krankheit oder ein Integrationshindergrund. Das Wort Ausländer ist aber auch nicht geeigneter, da es wie ein Schimpfwort lautet, aus welchem Grund sich möglicherweise auch der wohl fremdenfreundlichere erste Begriff etabliert hat. Ich persönlich empfehle die Bezeichnung Deutsch¬landPlus, die sich nach einer Vitamintablette anhört; für jeden der ein bisschen mehr, als nur deutsch zu bieten hat.

    Wegschauen

    Ich glaube, ich hätte letzteres getan. Denn heute schließe ich

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